HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Hamm, Ur­teil vom 02.07.2013, 9 Sa 277/13

   
Schlagworte: Betriebsrente: Anpassung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 9 Sa 277/13
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 02.07.2013
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Herne, Urteil vom 9.01.2013, Ca 2251/12
   

Te­nor:

Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Her­ne vom 09.01.2013, Az. 5 Ca 2251/12 teil­wei­se ab­geändert.

Die Be­klag­te zu 1) wird ver­ur­teilt, an den Kläger 1.554,96 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit der Rechts­kraft der Ent­schei­dung in die­sem Rechts­streit zu zah­len.

Die Be­klag­te zu 1) wird wei­ter ver­ur­teilt, an den Kläger künf­tig mo­nat­lich über 298,59 € brut­to hin­aus wei­te­re 64,79 € brut­to, fällig je­weils am Letz­ten ei­nes je­den Mo­nats, be­gin­nend mit dem Mo­nat Ju­li 2013, nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem Ers­ten des Fol­ge­mo­nats, frühes­tens je­doch seit Rechts­kraft der Ent­schei­dung in die­sem Rechts­streit, zu zah­len.

Die erst­in­stanz­li­chen Kos­ten wer­den dem Kläger und der Be­klag­ten zu 1) zu je 1/2 auf­er­legt.

Der Kläger trägt die außer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Be­klag­ten zu 2) im zweit­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren. Die Ge­richts­kos­ten zwei­ter In­stanz wer­den dem Kläger und der Be­klag­ten zu 1) zu je 1/2 auf­er­legt.

Die Be­klag­te zu 1) trägt die außer­ge­richt­li­chen Kos­ten des Klägers im Be­ru­fungs­ver­fah­ren so­wie ih­re ei­ge­nen außer­ge­richt­li­chen Kos­ten.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um die Erhöhung der Be­triebs­ren­te des Klägers. 

Der am 19. März 1939 ge­bo­re­ne Kläger war in der Zeit vom 01.04.1954 bis zum 31.05.1996 bei der PP GmbH & Comp. in M1 als Schweißer tätig. Die­se Ar­beit­ge­be­rin sag­te ihm ei­ne Be­triebs­ren­te gemäß den „Richt­li­ni­en über die Gewährung von Leis­tun­gen aus der Un­terstützungs­kas­se" der „Un­terstützungs­ein­rich­tung der Fir­ma PP & Comp. e. V. in M1" zu. Die Ar­beit­ge­be­rin des Klägers be­fass­te sich mit der Her­stel­lung und dem Han­del lüftungs­tech­ni­scher Ap­pa­ra­te und An­la­gen. Sie war ih­rer­seits Mut­ter­un­ter­neh­men der FWAGmbH in S1, der späte­ren GHW GmbH.

Am 25.10.1995 schlos­sen die PP GmbH & Comp. und der in ih­rem Be­trieb be­ste­hen­de Be­triebs­rat ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich und ei­nen So­zi­al­plan ab. 1995 wur­den zunächst 57 Ar­beitsplätze ab­ge­baut. Das Ar­beits­verhält­nis des Klägers wur­de mit Schrei­ben vom 20.10.1995 zum 31.05.1996 gekündigt. Das Er­geb­nis der gewöhn­li­chen Geschäftstätig­keit der PP GmbH & Comp. be­trug im Jahr 1995 mi­nus 5.844.198,60 €. 1996 bau­te die PP GmbH & Comp. wei­te­re 76 Ar­beitsplätze ab. Das Er­geb­nis der gewöhn­li­chen Geschäftstätig­keit be­trug in die­sem Jahr mi­nus 3.507.517,50 €. Durch form­wech­seln­den Um­wand­lungs­be­schluss der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung vom 25.08.1997 wur­de die PP GmbH & Comp. in die Be­klag­te zu 1) um­ge­wan­delt. Die Ein­tra­gung der Um­wand­lung in das Han­dels­re­gis­ter des Amts­ge­richts Mönchen­glad­bach er­folg­te am 27.10.1997. Haupt­ge­sell­schaf­te­rin der Be­klag­ten zu 1) ist die Be­klag­te zu 2). Eben­falls am 25.08.1997 hat die Be­klag­te zu 1) als be­herrsch­tes Un­ter­neh­men mit der GHK GmbH in H2 als herr­schen­des Un­ter­neh­men ei­nen Be­herr­schungs- und Er­geb­nis­abführungs­ver­trag mit Wir­kung ab Be­ginn des Geschäfts­jah­res 1997abgeschlossen. Erst­mals ab 1997 stat­te­te die Be­klag­te zu 1) die Un­terstützungs­kas­se durch Zuführung von Kas­sen­vermögen mit fi­nan­zi­el­len Mit­teln aus. In den Jah­ren 1997 bis 2006 war das Er­geb­nis der gewöhn­li­chen Geschäftstätig­keit der Be­klag­ten zu 1) ne­ga­tiv. Seit 1999 er­folg­te durch die Be­klag­te zu 1) kei­ne Pro­duk­ti­ons- oder Ver­triebs­leis­tung mehr; die Be­klag­te zu 1) beschäftigt seit­dem kei­ne Ar­beit­neh­mer mehr.

Ab dem 01.04.1999 er­hielt der Kläger auf der Grund­la­ge der ihm er­teil­ten Ver­sor­gungs­zu­la­ge ei­ne mo­nat­li­che Be­triebs­ren­te in seit­dem un­veränder­ter Höhe von 298,59 €.

Durch Ver­ein­ba­rung vom 22. März 2002 wur­de der zwi­schen der Be­klag­ten zu 1) und der GHK GmbH be­ste­hen­de Be­herr­schungs- und Er­geb­nis­abführungs­ver­trag mit Wir­kung zum 1. Ju­ni 2002 auf­ge­ho­ben. Am 10. Sep­tem­ber 2002 schloss die Be­klag­te zu 1) als be­herrsch­tes Un­ter­neh­men mit der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten zu 2), der G1 AG, als herr­schen­des Un­ter­neh­men ei­nen Be­herr­schungs- und Ge­winn­abführungs­ver­trag ab. Im Jah­re 2007 er­ziel­te die Be­klag­te zu 1) ei­nen Un­ter­neh­mens­ge­winn in Höhe von 293.855,58 € und im Jah­re 2008 in Höhe von 743.030,08 € aus der Er­geb­nisüber­nah­me der GHW GmbH. 2009 war das Er­geb­nis der gewöhn­li­chen Geschäftstätig­keit der Be­klag­ten zu 1) wie­der ne­ga­tiv, nach­dem in die­sem Jahr die Um­stel­lung der Pen­si­ons­be­wer­tung von Teil­wert­ver­fah­ren auf das An­wart­schafts­ver­fah­ren zum 31.12.2009 vor­ge­nom­men wur­de. Im Jah­re 2010 be­lie­fen sich die Ver­lus­te der Be­klag­ten zu 1) in­fol­ge der Sch­ließung ih­rer Toch­ter­ge­sell­schaft, der GHW GmbH auf 2.130.555,80 €. Am 28.05.2010 ver­leg­te die Be­klag­te zu 1) ih­ren Sitz von M1 nach H2. Durch Ver­schmel­zung, Sitz­ver­le­gung und Fir­menände­rung ging der zwi­schen der Be­klag­ten zu 1) und der G1 AG be­ste­hen­de Be­herr­schungs- und Ge­winn­abführungs­ver­trag zum 05.07.2010 auf die Be­klag­te zu 2) über. Im Jah­re 2011 be­trug das Er­geb­nis der gewöhn­li­chen Geschäftstätig­keit der Be­klag­ten zu 1) mi­nus 11.903,78 €. Wie auch in den Vor­jah­ren wur­den die Ver­lus­te von der Be­klag­ten zu 2) über­nom­men.

Die Be­klag­te zu 1) hat Ver­sor­gungs­ver­pflich­tun­gen ge­genüber 248 Ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten. Die Ren­ten­zah­lun­gen an die Be­triebs­rent­ner wi­ckelt die Be­klag­te zu 1) ab. Sie be­las­tet zum ei­nen die Un­terstützungs­kas­se mit dem Auf­wand für die Be­triebs­ren­ten und er­teilt der Un­terstützungs­kas­se zum an­de­ren Zins­gut­schrif­ten aus Geld­an­la­gen, die die Be­klag­te zu 1) für die Un­terstützungs­kas­se ver­wal­tet. Die jähr­li­chen Zah­lun­gen der Un­terstützungs­kas­se sind von rund 664.000,00 € im Jah­re 2001 auf rund 587.000,00€ im Jah­re 2011 ge­sun­ken. Im Jah­re 2011 be­trug die Zuführung der Be­klag­ten zu 1) zum Kas­sen­vermögen der Un­terstützungs­kas­se 267.336,67 €. Die er­for­der­li­chen Pen­si­onsrück­stel­lun­gen bei der Un­terstützungs­kas­se für die Ren­ten­ver­pflich­tun­gen be­lie­fen sich am 31.12.2011 auf 7.003.011,00€.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Kläger die Erhöhung der Be­triebs­ren­te um mo­nat­lich 59,42€ ab dem 01.04.2011 be­gehrt. Da­bei ist er von ei­nem An­pas­sungs­be­darf von 19,9% aus­ge­gan­gen, oh­ne des­sen Grund­la­gen dar­zu­le­gen.

Der Kläger hat be­strit­ten, dass die Be­klag­te zu 1) nicht in der La­ge sei, Ren­ten­an­pas­sun­gen gemäß § 16 Be­trAVG durch­zuführen. Hier­zu hat er vor­ge­tra­gen, je­den­falls noch im Jah­re 2005 sei ge­genüber ei­nem Be­triebs­rent­ner ei­ne Ren­ten­an­pas­sung vor­ge­nom­men wor­den. Auch wenn die Be­klag­te zu 1) tatsächlich nicht zur Ren­ten­an­pas­sung in der La­ge sei, haf­te die Be­klag­te zu 2. Nach dem Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 26.05.2009 recht­fer­ti­ge der Be­herr­schungs­ver­trag – nun­mehr oh­ne wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen – ei­nen so­ge­nann­ten Be­rech­nungs­durch­griff. Darüber hin­aus sei die Be­klag­te zu 1) nur noch ei­ne Ren­ten­ge­sell­schaft, die aus­sch­ließlich die Ver­sor­gungs­ver­bind­lich­kei­ten der Be­triebs­rent­ner ver­wal­te. Den ver­sor­gungs­pflich­ti­gen Ar­beit­ge­ber tref­fe ei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Ne­ben­pflicht zur ge­stei­ger­ten Rück­sicht­nah­me auf die Vermögens­in­ter­es­sen der Rent­ner. Hier­aus re­sul­tie­re die Ver­pflich­tung, ei­ne Ren­ten­ge­sell­schaft auf die Ver­sor­gungs­ver­bind­lich­kei­ten aus­ge­glie­dert würden, hin­rei­chend mit fi­nan­zi­el­len Mit­teln aus­zu­stat­ten. Die Ver­let­zung der ar­beits­ver­trag­li­chen Ne­ben­pflicht zu ei­ner aus­rei­chen­den Aus­stat­tung der Ren­ten­ge­sell­schaft führe zu ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen die Be­klag­te zu 2) als den über­tra­gen­den Recht­sträger.

Der Kläger hat be­an­tragt 

die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner zu ver­ur­tei­len, an ihn 772,46€ brut­to zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 12.07.2002 zu zah­len;

die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner zu ver­ur­tei­len, künf­tig über 258,59 € hin­aus wei­te­re 59,42 € an je­dem Mo­nats­letz­ten nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit die­sem Tag, be­gin­nend mit dem 30.60.2012 an ihn zu zah­len.

Die Be­klag­ten ha­ben be­an­tra­gen, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Sie ha­ben vor­ge­tra­gen, die wirt­schaft­li­che La­ge der Be­klag­ten zu 1) recht­fer­ti­ge die Ab­leh­nung ei­ner Ren­ten­an­pas­sung, weil hier­durch das Un­ter­neh­men übermäßig be­las­tet und sei­ne Wett­be­werbsfähig­keit gefähr­det würde. Die Be­klag­te zu 1) sei nach ei­ner Ab­wick­lungs­pha­se in 1995 bis 1998 zu ei­ner Ge­sell­schaft ge­wor­den, de­ren hauptsäch­li­cher Geschäfts­ge­gen­stand die Erfüllung der Ver­sor­gungs­ver­pflich­tun­gen sei. Mit Aus­nah­me der Jah­re 2007 und 2008 ha­be die Be­klag­te zu 1) seit 1995 in je­dem Jahr er­heb­li­che Ver­lus­te er­lit­ten, die sich von 1995 bis 2011 auf 25.929.949,23€ ku­mu­liert hätten.

Der zwi­schen den Be­klag­ten be­ste­hen­de Be­herrsch u ngs- und Ge­win nabfüh ru ngs­ver­trag führe nicht zu ei­nem Be­rech­nungs­durch­griff auf die Be­klag­te zu 2), wel­che auf die Be­klag­te zu1) kei­nen ne­ga­ti­ven Ein­fluss ge­nom­men ha­be. Im Ge­gen­teil sei­en vom 01.10.2001 bis zum 31.12.2011 von der Be­klag­ten zu 2) die Ver­lus­te der Be­klag­ten zu 1) in Höhe von 5.056.622,31 € über­nom­men wor­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 9. Ja­nu­ar 2013, Az. 5 Ca 2251/12, ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es aus­geführt, die wirt­schaft­li­chen Verhält­nis­se al­lein der Be­klag­ten zu 1) würden ei­ne Erhöhung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung des Klägers gemäß § 16 Abs. 1 Be­trAVG nicht tra­gen. Die wirt­schaft­li­chen Verhält­nis­se der Be­klag­ten zu 2) sei­en nicht im We­ge ei­nes Be­rech­nungs­durch­griffs maßgeb­lich. Es feh­le in­so­weit an der Ver­wirk­li­chung kon­zern­ty­pi­scher Ge­fah­ren. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Be­gründung wird auf die Ent­schei­dungs­gründe der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung (Bl. 218 ff. d.A.).ver­wie­sen

Das Ur­teil ist dem Kläger am 04.02.2013 zu­ge­stellt wor­den. Hier­ge­gen rich­tet sich die am 28.02.2013 ein­ge­leg­te und mit dem – nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 06.05.2013 - am 06.05.2013 bei dem Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründe­te Be­ru­fung.

Der Kläger wen­det sich un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­trags zur Sach- und Rechts­la­ge ge­gen das erst­in­stanz­li­che Ur­teil. Er trägt ergänzend vor, das Ar­beits­ge­richt ha­be sich mit den Ausführun­gen zu ei­nem Be­rech­nungs­durch­griff im Ver­trags­kon­zern in den Gründen des Ur­teils des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 26.05.2009 – 3 AZR 369/07 – nicht hin­rei­chend aus­ein­an­der­ge­setzt. Da­nach sei we­gen des zwi­schen den Be­klag­ten be­ste­hen­den Be­herr­schungs­ver­tra­ges ein Be­rech­nungs­durch­griff auf die wirt­schaft­li­che La­ge der Be­klag­ten zu 2) oh­ne wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen vor­zu­neh­men.

In der Be­ru­fungs­ver­hand­lung hat der Kläger klar­ge­stellt, dass sich in dem im zunächst an­gekündig­ten Be­ru­fungs­an­trag wie schon im erst­in­stanz­li­chen An­trag auf künf­ti­ge Leis­tung ge­nann­ten Be­trag ein Feh­ler be­fin­det und die­ser rich­tig 298,59 € lau­ten müsse. Wei­ter hat er im Hin­blick dar­auf, dass die Be­klag­te un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen hat, die An­pas­sungs­prüfun­gen ein­heit­lich zum Stich­tag 1. Ju­li im Drei­jah­res­tur­nus, zu­letzt am 1. Ju­li 2011 vor­ge­nom­men zu ha­ben, klar­ge­stellt, dass er nun­mehr ei­ne An­pas­sung für den Zeit­raum ab April 1999 bis zum Prüfungs­stich­tag 1. Ju­li 2011 be­gehrt. Un­ter Zu­grun­de­le­gung der In­dex­wer­te des VPI 2005 für die Mo­na­te März 1999 und Ju­ni 2011 be­gehrt der Kläger ei­ne An­pas­sung der Aus­gangs­ren­te von 21,7 %, wor­aus ei­ne Erhöhung von mo­nat­lich 64,79 € re­sul­tiert. Er hat wei­ter klar­ge­stellt, dass er mit dem An­trag zu 1) nun­mehr den Rück­stand für 24 Mo­na­te ab Ju­li 2011 bis ein­sch­ließlich Ju­ni 2013 von mo­nat­lich 64,79 € gleich ins­ge­samt 1554,96 € und mit dem An­trag zu 2) die künf­ti­ge Leis­tung des Mehr­be­trags ab dem Mo­nat Ju­li 2013 ver­folgt. Hin­sicht­lich der Zin­sen hat der Kläger erklärt, die­se for­de­re er nicht mehr für die Zeit vor Rechts­kraft der Ent­schei­dung in die­sem Rechts­streit.

Die zunächst auch ge­gen die Ab­wei­sung der ge­gen die Be­klag­te zu 2) ge­rich­te­ten Kla­ge ein­ge­leg­te Be­ru­fung nahm der Kläger zurück.

Der Kläger be­an­tragt noch, 

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richt Her­ne vom 09.01.2013, Az. 5 Ca 2251/12, teil­wei­se ab­zuändern und die Be­klag­te zu 1) zu ver­ur­tei­len:

1. an den Kläger 1.554,96 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit der Rechts­kraft der Ent­schei­dung in die­sem Recht­streit zu zah­len und

2. an den Kläger künf­tig mo­nat­lich über 298,59 € brut­to hin­aus wei­te­re 64,79 € brut­to, fällig je­weils am Letz­ten ei­nes Mo­nats, be­gin­nend mit dem Mo­nat Ju­li 2013, nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Rechts­kraft der Ent­schei­dung in die­sem Rechts­streit zu zah­len.

Die Be­klag­te zu 1) be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen. 

Die Be­klag­te zu 1) ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­trags zur Sach- und Rechts­la­ge. Sie trägt ergänzend vor, die wirt­schaft­li­che La­ge der Be­klag­ten al­lein recht­fer­ti­ge kei­ne An­pas­sung der Be­triebs­ren­te. Die Be­klag­te zu 2) ha­be kei­ne ne­ga­ti­ven Ein­flüsse auf die Be­klag­te zu 1) aus­geübt, so dass nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vor der Ent­schei­dung vom 26. Mai 2009-3 AZR 369/07 ein Be­rech­nungs­durch­griff aus­schei­de. In die­ser Ent­schei­dung ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt sei­ne bis­he­ri­ge Recht­spre­chung auch nicht auf­ge­ge­ben. Ei­ne Ände­rung sei­ner bis­he­ri­gen, langjähri­gen Recht­spre­chung hätte es aus­drück­lich kennt­lich ma­chen müssen. Ei­ne Ände­rung der Recht­spre­chung wäre, sei sie er­folgt, auch aus ge­sell­schafts­recht­li­chen Gründen ver­fehlt. Sie würde ei­ne ge­sell­schafts­recht­lich nicht zu recht­fer­ti­gen­de Durch Bre­chung des Tren­nungs­prin­zips dar­stel­len. Ei­nen Be­rech­nungs­durch­griff al­lein vom Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges abhängig zu ma­chen und dann stets ei­nen Be­rech­nungs­durch­griff zu be­ja­hen würde auch ver­fas­sungs­recht­lich nicht rechtmäßig sein. Mit ei­nem sol­chen „Richter­recht" würde ge­gen rechts­staat­li­che Grundsätze (Art. 20 Abs. 3 GG) ver­s­toßen wer­den.

Wenn das Bun­des­ar­beits­ge­richt sei­ne Recht­spre­chung geändert ha­ben soll­te, wäre dies zu Un­recht ge­sche­hen. Zu­dem ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt am 29. Mai 2009 ei­nen Fall ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges zwi­schen zwei Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten ent­schie­den. Die Geschäftsführung ei­ner GmbH un­ter­lie­ge hin­ge­gen stets auch oh­ne Be­herr­schungs­ver­trag den ge­ne­rel­len und spe­zi­el­len Wei­sun­gen der Mut­ter­ge­sell­schaft. Das Wei­sungs­recht der Mut­ter­ge­sell­schaft al­lein könne al­so nicht für ei­nen Be­rech­nungs­durch­griff aus­rei­chend sein. Vor­lie­gend sei die Be­klag­te zu 1) nach und nach aus sach­li­chen Gründen still­ge­legt wor­den. Der Streit­fall sei in kei­ner Wei­se mit ei­ner Aus­glie­de­rung der Ver­sor­gungs­ver­pflich­tung im We­ge des Um­wand­lungs­ge­set­zes ver­gleich­bar. Wei­ter ver­weist die Be­klag­te zu 1) dar­auf, dass der Be­herr­schungs­ver­trag zwi­schen den Be­klag­ten erst nach der Still­le­gung des wer­ben­den Geschäfts­be­trie­bes der Be­klag­ten zu 1) ge­schlos­sen wur­de. Ein Be­rech­nungs­durch­griff könne je­den­falls dann nicht er­fol­gen, wenn die schlech­te wirt­schaft­li­che La­ge des Ver­trags­ar­beit­ge­bers sich nicht als Ver­wirk­li­chung ei­ner kon­zern­ty­pi­schen Ri­si­ko­la­ge dar­stel­le.

Auch aus dem Rechts­ge­dan­ken der re­al­lohn­be­zo­ge­nen Ober­gren­ze des § 16 Abs. 2 Nr. 2 Be­trAVG er­ge­be sich, dass im Streit­fall kei­ne An­pas­sung der Be­triebs­ren­ten statt­zu­fin­den ha­be. We­gen der Still­le­gung des Geschäfts­be­trie­bes der Be­klag­ten zu 1) und der Ent­las­sung al­ler Ar­beit­neh­mer er­hiel­ten die­se nicht nur kei­ne Ge­halts­erhöhung, son­dern über­haupt kei­ne kein Ge­halt mehr. Da­mit be­ste­he auch kei­ne Ver­pflich­tung, die Be­triebs­ren­ten an­zu­pas­sen.

Dem Ge­setz­ge­ber sei bei der letz­ten No­vel­lie­rung des § 16 Be­trAVG die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts be­kannt ge­we­sen, wo­nach ein Be­rech­nungs­durch­griff nur aus­nahms­wei­se er­folg­te. Hätte der Ge­setz­ge­ber ge­wollt, dass stets ein Be­rech­nungs­durch­griff statt­fin­de, hätte er § 16 Be­trAVG ent­spre­chend ändern müssen, was aber nicht ge­sche­hen sei.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den von ih­nen in Be­zug ge­nom­me­nen In­halt der in bei­den Rechtszügen zu den Ak­ten ge­reich­ten Schriftsätze nebst An­la­gen ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe:

I. Die Be­ru­fung ist an sich statt­haft (§ 64 Abs. 1 ArbGG), nach dem Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des zulässig (§ 64 Abs. 2 Buchst. b ArbGG) so­wie in ge­setz­li­cher Form und Frist ein­ge­legt (§ 519 ZPO i.V.m.§ 64 Abs. 6 S. 1 ArbGG,§ 66 Abs. 1 S. 1 ArbGG) und in­ner­halb der Frist (§ 66 Abs. 1 S. 1 ArbGG) und auch ord­nungs­gemäß (§ 520 Abs. 3 ZPO i.Vm.§ 64 Abs. 6 S. 1 ArbGG) be­gründet wor­den.

II. Die Be­ru­fung ist be­gründet. Die Kla­ge ist im zur Ent­schei­dung der Be­ru­fungs­kam­mer ge­lang­ten Um­fang zulässig und be­gründet.

1. Die Kla­ge ist zulässig. Dies gilt auch für den Kla­ge­an­trag zu 2. Bei die­sem han­delt es sich um ei­ne Kla­ge auf wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen iSd.§ 258 ZPO. Bei wie­der­keh­ren­den Leis­tun­gen, die - wie Be­triebs­ren­ten­ansprüche - von kei­ner Ge­gen­leis­tung abhängen, können grundsätz­lich auch künf­tig fällig wer­den­de Teil­beträge ein­ge­klagt wer­den. Im Ge­gen­satz zu§259 ZPO muss nicht die Be­sorg­nis be­ste­hen, dass der Schuld­ner sich der recht­zei­ti­gen Leis­tung ent­zie­hen wer­de (BAG 19. Ju­ni 2012 - 3 AZR 464/11 Rn. 10; BAG 9. No­vem­ber 1999 - 3 AZR 361/98 - zu A 2 der Gründe, AP Be­trAVG§7 Nr. 96).

Der mit dem An­trag zu 2) ge­stell­te Zins­an­trag be­darf der Aus­le­gung. Kla­ge­anträge sind so aus­zu­le­gen, dass im Zwei­fel das­je­ni­ge ge­wollt ist, was nach den Maßstäben der Rechts­ord­nung vernünf­tig ist und der zu­tref­fend ver­stan­de­nen In­ter­es­sen­la­ge ent­spricht (BAG 19. Ju­ni 2012 - 3 AZR 289/10 Rn. 17; BAG 6. Ju­li 2011 - 4 AZR 568/09 - Rn. 25). Da­her ist für das Verständ­nis ei­nes Kla­ge­an­trags nicht al­lein des­sen buchstäbli­cher Wort­laut maßgeb­lich. Viel­mehr hat das Ge­richt den erklärten Wil­len an­hand der Kla­ge­be­gründung, des Pro­zess­zie­les und der In­ter­es­sen­la­ge zu er­for­schen. Die für Wil­lens­erklärun­gen gel­ten­den Aus­le­gungs­re­geln sind für die Aus­le­gung von Anträgen her­an­zu­zie­hen (BAG 19. Ju­ni 2012 - 3 AZR 289/10 Rn. 17).

Der Kläger hat­te mit der Be­ru­fungs­be­gründung an­gekündigt, Zin­sen auf die mo­nat­li­chen Dif­fe­renz­beträge seit dem je­wei­li­gen Mo­nats­letz­ten be­an­tra­gen zu wol­len. Nach dem Hin­weis des Ge­richts, dass nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts bei auf § 16 Be­trAVG be­ru­hen­den An­pas­sungs­ent­schei­dun­gen die Zins­for­de­rung frühes­tens ab Rechts­kraft des Ur­teils be­gründet ist, hat der Kläger ei­ne da­hin­ge­hen­de Ein­schränkung in sei­nen An­trag auf­ge­nom­men. Da­bei wur­de of­fen­sicht­lich le­dig­lich über­se­hen, den an­gekündig­ten Zins­an­trag ab Ver­zugs­be­ginn im Übri­gen mit auf­zu­neh­men, hin­sicht­lich des­sen der Kläger nach Erörte­rung mit den Par­tei­en in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung erklärte, an­ge­sichts ei­ner un­strei­tig ge­wor­de­nen Fällig­keit der Be­triebs­ren­ten­zah­lung am letz­ten Werk­tag des je­wei­li­gen Mo­nats Zin­sen erst seit dem Ers­ten des je­wei­li­gen Fol­ge­mo­nats zu be­an­spru­chen. Der An­trag zu 2) ist da­mit da­hin aus­zu­le­gen, dass der Kläger die Zah­lung von Zin­sen auf die mo­nat­li­chen Dif­fe­renz­beträge seit dem Ers­ten des Fol­ge­mo­nats be­gehrt, frühes­tens je­doch seit Rechts­kraft der Ent­schei­dung in die­sem Rechts­streit.

2. Die Kla­ge ist be­gründet. Der Kläger hat ge­gen die Be­klag­te zu 1) nach §16 Abs. 1 und Abs. 2 Be­trAVG An­spruch auf die Erhöhung sei­ner be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung um rech­ne­risch in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung un­strei­tig ge­wor­de­ne 64,79 € brut­to mo­nat­lich ab dem 1. Ju­li 2011 und da­mit auf Zah­lung der Rückstände für die Mo­na­te Ju­li 2011 bis ein­sch­ließlich Ju­ni 2012 in Höhe von 1.554,96 € brut­to so­wie auf die künf­ti­ge Zah­lung des mo­nat­li­chen Mehr­be­tra­ges ab dem Mo­nat Ju­li 2013.

Dies er­gibt sich in Ausübung bil­li­gen Er­mes­sens un­ter Berück­sich­ti­gung der Be­lan­ge des Ver­sor­gungs­empfängers und der wirt­schaft­li­chen La­ge der Ar­beit­ge­be­rin, § 16 Abs. 1 Be­trAVG. Die Ent­schei­dung der Be­klag­ten zu 1), die Be­triebs­ren­te nicht an­zu­pas­sen, ent­spricht nicht bil­li­gem Er­mes­sen.

a) Die Be­lan­ge des Ver­sor­gungs­empfängers wer­den durch den An­pas­sungs­be­darf und die sog. re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze be­stimmt. Aus­gangs­punkt der An­pas­sungs­ent­schei­dung ist der An­pas­sungs­be­darf des Ver­sor­gungs­empfängers. Er rich­tet sich nach dem zwi­schen­zeit­lich ein­ge­tre­te­nen Kauf­kraft­ver­lust. Dies hat der Ge­setz­ge­ber in§16 Abs. 2 Nr. 1 Be­trAVG nun­mehr aus­drück­lich klar­ge­stellt. Nach die­ser Be­stim­mung, die durch das Ren­ten­re­form­ge­setz 1999 mit dem 1. Ja­nu­ar 1999 in§16 Be­trAVG ein­gefügt und durch das Ge­setz zur Ände­rung von Fris­ten und Be­zeich­nun­gen im Neun­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch und zur Ände­rung an­de­rer Ge­set­ze mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2003 neu ge­fasst wur­de, gilt die Ver­pflich­tung nach Abs. 1 als erfüllt, wenn die An­pas­sung nicht ge­rin­ger ist als der An­stieg des Ver­brau­cher­preis­in­de­xes für Deutsch­land im Prüfungs­zeit­raum.

aa) Die Be­klag­te zu 1) hat die An­pas­sungs­prüfung zum Stich­tag 1. Ju­li 2011 vor­ge­nom­men. Dies ist nicht zu be­an­stan­den. Der ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ne Drei-Jah­res-Rhyth­mus zwingt nicht zu star­ren, in­di­vi­du­el­len Prüfungs­ter­mi­nen; die Bünde­lung al­ler in ei­nem Un­ter­neh­men an­fal­len­den Prüfungs­ter­mi­ne zu ei­nem ein­heit­li­chen Jah­res­ter­min ist zulässig. Sie ver­mei­det un­verhält­nismäßigen Ver­wal­tungs­auf­wand und be­ein­träch­tigt die In­ter­es­sen der Be­triebs­rent­ner nur ge­ringfügig. Für die­se verzögert sich al­len­falls die ers­te An­pas­sungs­prüfung. Die den Ver­sor­gungs­empfängern dar­aus ent­ste­hen­den Nach­tei­le wer­den re­gelmäßig da­durch ab­ge­mil­dert, dass ein ent­spre­chend an­ge­wach­se­ner höhe­rer Teue­rungs­aus­gleich zu berück­sich­ti­gen ist. In der Fol­ge­zeit muss der Drei-Jah­res-Zeit­raum al­ler­dings ein­ge­hal­ten sein. Zu­dem darf sich durch den ge­mein­sa­men An­pas­sungs­stich­tag die ers­te An­pas­sung nicht um mehr als sechs Mo­na­te verzögern (BAG 30. No­vem­ber 2010 - 3 AZR 754/08 - Rn. 49 - AP Be­trAVG§16 Nr. 72).

bb) Zur Er­mitt­lung des Kauf­kraft­ver­lus­tes ist der Ver­brau­cher­preis­in­dex für Deutsch­land (VPI) an­zu­wen­den. Da die An­pas­sung je­weils zu ei­nem be­stimm­ten Stich­tag zu prüfen und ggf. vor­zu­neh­men ist, kommt es aus Gründen der Rechts­si­cher­heit auf die ak­tu­el­le sta­tis­ti­sche Grund­la­ge an, die zum maßgeb­li­chen An­pas­sungs­zeit­punkt durch das Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt veröffent­licht wor­den ist (BAG 19. Ju­ni 2012 - 3 AZR 464/11 Rn. 45; BAG 28. Ju­ni 2011 - 3 AZR 859/09 - Rn. 28 und 29, AP Be­trAVG§16 Nr. 74). Dies ist der VPI Ba­sis: 2005. Die­ser wur­de am 29. Fe­bru­ar 2008 veröffent­licht. Der VPI 2010 wur­de erst im Ja­nu­ar 2012 und da­mit nach dem An­pas­sungs­prüfungs­stich­tag veröffent­licht, er ist da­her nicht maßgeb­lich.

cc) Für die Er­mitt­lung des An­pas­sungs­be­darfs sind die In­dex­wer­te der Mo­na­te maßgeb­lich, die dem Ren­ten­be­ginn und dem ak­tu­el­len An­pas­sungs­stich­tag un­mit­tel­bar vor­aus­ge­hen. Der ge­bo­te­ne vol­le Kauf­kraft­aus­gleich ist nur auf die­sem We­ge gewähr­leis­tet (BAG 25. April 2006 - 3 AZR 184/05 - Rn. 35; BAG; 28. Ju­ni 2011 - 3 AZR 859/09 - Rn. 28, AP Be­trAVG§16 Nr. 74). Da­mit sind die In­dex­wer­te der Mo­na­te März 1999 und Ju­ni 2011 zu Grun­de zu le­gen. Der VPI 2005 – lan­ge Rei­he – weist für März 1999 den Wert 90,9 und für Ju­ni 2011 den Wert 110,6 aus. Dar­aus er­gibt sich ein An­pas­sungs­be­darf von ((110,6 : 90,9) – 1) x 100 = 21,672 %, ge­run­det 21,7 %. An­ge­sichts des in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung mit den Par­tei­en erörter­ten Um­stan­des, dass der in An­wen­dung der Rück­rech­nungs­me­tho­de (vgl. da­zu BAG 11. Ok­to­ber 2011 - 3 AZR 732/09 – Rn. 42 f.) er­rech­ne­te Wert nur im Be­reich ei­ner Run­dungs­dif­fe­renz ab­wei­chen würde, ist mit den Par­tei­en übe­rein­stim­mend der ge­run­de­te An­pas­sungs­be­darf in Höhe von 21,7 % in An­satz zu brin­gen. Aus­ge­hend von der An­fangs­ren­te von 298,59 € er­gibt sich da­mit ein mo­nat­li­cher An­pas­sungs­be­trag in Höhe von 64,79 € und ei­ne mo­nat­li­che Ge­samt­ren­te von 363,38 € brut­to.

b) Der so er­mit­tel­te An­pas­sungs­be­darf der Ver­sor­gungs­empfänger wird durch die Net­to­ver­dienst­ent­wick­lung bei den ak­ti­ven Ar­beit­neh­mern be­grenzt. Dies wird durch die in§16 Abs. 2 Nr. 2 Be­trAVG ge­trof­fe­ne Re­ge­lung bestätigt, wo­nach die Ver­pflich­tung nach Abs. 1 auch dann als erfüllt gilt, wenn die An­pas­sung nicht ge­rin­ger ist als der An­stieg der Net­tolöhne ver­gleich­ba­rer Ar­beit­neh­mer­grup­pen des Un­ter­neh­mens im Prüfungs­zeit­raum. Der Bil­lig­keit wi­der­spricht es nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber die Be­triebs­ren­te nur bis zur durch­schnitt­li­chen Stei­ge­rung der Net­to­ver­diens­te der ak­ti­ven Ar­beit­neh­mer an­passt. So­weit die Ent­wick­lung der Net­to­ver­diens­te der ak­ti­ven Ar­beit­neh­mer hin­ter dem Kauf­kraft­ver­lust zurück­bleibt, müssen sich auch die Be­triebs­rent­ner mit ei­ner ent­spre­chend ge­rin­ge­ren Ren­ten­erhöhung be­gnügen. Da­mit wird das Ver­sor­gungs­ni­veau in dem­sel­ben Um­fang auf­recht­er­hal­ten wie das Ein­kom­mens­ni­veau der Ak­ti­ven (BAG 19. Ju­ni 2012 - 3 AZR 464/11 Rn. 21; BAG 30. Au­gust 2005 - 3 AZR 395/04 - zu III 2 und 2 a der Gründe, BA­GE 115, 353).

Die Be­klag­te trägt ei­ne hin­ter dem Kauf­kraft­ver­lust zurück­blei­ben­de Net­to­ver­dienst­ent­wick­lung bei ak­ti­ven Ar­beit­neh­mern nicht vor. Sie be­ruft sich viel­mehr dar­auf, be­reits seit dem Jahr 1999 über kei­ne ak­ti­ven Ar­beit­neh­mer zu verfügen. Da­mit fehlt es be­reits an der Exis­tenz ver­gleich­ba­rer ak­ti­ver Ar­beit­neh­mer als der Grund­vor­aus­set­zung, um die Ent­wick­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung auf das Ni­veau der Stei­ge­rung der ak­ti­ven Be­leg­schaft zu li­mi­tie­ren.

c) Die wirt­schaft­li­che La­ge des Ar­beit­ge­bers recht­fer­tigt die Ab­leh­nung ei­ner Be­triebs­ren­ten­an­pas­sung in­so­weit, als das Un­ter­neh­men da­durch übermäßig be­las­tet und sei­ne Wett­be­werbsfähig­keit gefähr­det würde. Die Wett­be­werbsfähig­keit wird be­ein­träch­tigt, wenn kei­ne an­ge­mes­se­ne Ei­gen­ka­pi­tal­ver­zin­sung er­wirt­schaf­tet wird, und auch dann, wenn das Un­ter­neh­men nicht mehr über genügend Ei­gen­ka­pi­tal verfügt. Bei ei­ner un­genügen­den Ei­gen­ka­pi­tal­aus­stat­tung muss ver­lo­re­ne Vermögens­sub­stanz wie­der auf­ge­baut wer­den. Bei ei­ner un­genügen­den Ei­gen­ka­pi­tal­ver­zin­sung reicht die Er­trags­kraft des Un­ter­neh­mens nicht aus (BAG 18. Fe­bru­ar 2003 - 3 AZR 172/02 - zu A II 2 a der Gründe, BA­GE 105, 72). Da­nach recht­fer­tigt die wirt­schaft­li­che La­ge des Ar­beit­ge­bers die Ab­leh­nung ei­ner Be­triebs­ren­ten­an­pas­sung in­so­weit, als der Ar­beit­ge­ber an­neh­men darf, dass es ihm mit hin­rei­chen­der Wahr­schein­lich­keit nicht möglich sein wird, den Teue­rungs­aus­gleich aus den Un­ter­neh­menserträgen und den verfügba­ren Wert­zuwäch­sen des Un­ter­neh­mens­vermögens in der Zeit bis zum nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag auf­zu­brin­gen. Da­her kommt es auf die vor­aus­sicht­li­che Ent­wick­lung der Ei­gen­ka­pi­tal­ver­zin­sung und der Ei­gen­ka­pi­tal­aus­stat­tung des Un­ter­neh­mens an (BAG 15. Ja­nu­ar 2013 - 3 AZR 638/10 Rn. 22; BAG 11. Ok­to­ber 2011 - 3 AZR 527/09 - Rn. 33, AP Be­trAVG§16 Nr. 81 = EzA Be­trAVG§16 Nr. 62).

aa) Bei ei­ner al­lein auf die wirt­schaft­li­che La­ge der Be­klag­ten zu 1) ab­stel­len­den Be­trach­tung oh­ne Berück­sich­ti­gung der sich aus dem Be­herr­schungs­ver­trag er­ge­ben­den Fol­ge­run­gen wäre die Be­klag­te zu 1), an den vor­ste­hen­den Grundsätzen ge­mes­sen, un­strei­tig nicht in der La­ge, die Las­ten der An­pas­sung zu tra­gen.

bb) Im Streit­fall lie­gen in­des die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Be­rech­nungs­durch­griffs auf die wirt­schaft­li­che La­ge der Be­klag­ten zu 2) vor, de­ren Verhält­nis­se die vol­le De­ckung des er­mit­tel­ten An­pas­sungs­be­dar­fes zu­las­sen.

(1) Ver­lan­gen die Be­triebs­rent­ner der abhängi­gen Ge­sell­schaft während des Be­ste­hens des Be­herr­schungs­ver­tra­ges ei­ne An­pas­sung ih­rer Be­triebs­ren­te, kommt es zwar zunächst auf de­ren wirt­schaft­li­che La­ge an, weil sie Ver­sor­gungs­schuld­ne­rin bleibt. Die An­pas­sungs­prüfungs­pflicht nach§16 Abs. 1 und Abs. 2 Be­trAVG trifft das­je­ni­ge Un­ter­neh­men, wel­ches als Ar­beit­ge­ber die ent­spre­chen­de Ver­sor­gungs­zu­sa­ge er­teilt oder im We­ge der Rechts­nach­fol­ge über­nom­men hat; auf sei­ne wirt­schaft­li­che La­ge kommt es an. Das gilt auch dann, wenn der Ar­beit­ge­ber in ei­nen Kon­zern ein­ge­bun­den ist. Die Kon­zern­ver­bin­dung al­lein ändert nichts an der Selbstständig­keit der be­tei­lig­ten ju­ris­ti­schen Per­so­nen noch an der Tren­nung der je­wei­li­gen Vermögens­mas­sen (BAG 15. Ja­nu­ar 2013 - 3 AZR 638/10, Rn. 30; BAG 29. Sep­tem­ber 2010 - 3 AZR 427/08 - Rn. 31). An­ge­sichts der Ände­rung der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­ho­fes (BGH 16. Ju­li 2007 - II ZR 3/04 - [TRIHO­TEL] BGHZ 173, 246; BGH 28. April 2008 - II ZR 264/06 - [GAM­MA] BGHZ 176, 204) ist für ei­nen Be­rech­nungs­durch­griff im qua­li­fi­ziert fak­ti­schen Kon­zern kein Raum mehr. Der für ei­nen Be­rech­nungs­durch­griff er­for­der­li­che Gleich­lauf von Zu­rech­nung und In­nen­haf­tung im Sin­ne ei­ner Ein­stands­pflicht des an­de­ren Kon­zern­un­ter­neh­mens ge­genüber dem Ver­sor­gungs­schuld­ner ist da­nach nicht mehr ge­ge­ben (BAG 15. Ja­nu­ar 2013 - 3 AZR 638/10, Rn. 36).

Da­ge­gen recht­fer­tigt das Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges - oh­ne wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen - ei­nen so­ge­nann­ten Be­rech­nungs­durch­griff. Das abhängi­ge Un­ter­neh­men kann An­pas­sungs­ansprüche sei­ner Be­triebs­rent­ner nicht mit der Be­gründung ab­leh­nen, sei­ne schlech­te wirt­schaft­li­che La­ge sei nicht durch Wei­sun­gen der herr­schen­den Ge­sell­schaft ver­ur­sacht wor­den. Es kommt dann auf die wirt­schaft­li­che La­ge der herr­schen­den Ge­sell­schaft an. Die­se hat die in­fol­ge der An­pas­sung der Be­triebs­ren­ten et­wa ent­ste­hen­den Ver­lus­te der abhängi­gen Ge­sell­schaft nach§302 AktG aus­zu­glei­chen (BAG 26. Mai 2009 - 3 AZR 369/07 - NZA 2010, 641, 644 Rn. 31; Schlewing, RdA 2010, 364, 367 f.).

(2) Ge­gen den Be­rech­nungs­durch­griff im Ver­trags­kon­zern be­ste­hen kei­ne durch­grei­fen­den Be­den­ken, er ist viel­mehr ge­bo­ten.

(a) Die An­nah­me ei­nes Be­rech­nungs­durch­griffs bei Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges ist ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten nicht aus
ge­sell­schafts­recht­li­chen Gründen ver­fehlt. Sie stellt kei­ne ge­sell­schafts­recht­lich nicht zu recht­fer­ti­gen­de Durch­bre­chung des Tren­nungs­prin­zips dar. Im Kern geht es bei der An­pas­sungs­prüfung gemäß § 16 Abs. 1 Be­trAVG um die Fra­ge der wirt­schaft­li­chen Ver­tret­bar­keit der An­pas­sungs­last für den Ver­sor­gungs­schuld­ner und nicht be­reits im An­satz um die Haf­tung ei­ner Ge­sell­schaft für die Ver­bind­lich­kei­ten ei­ner an­de­ren. Die da­mit lo­gisch vor­ran­gig zu prüfen­de wirt­schaft­li­che La­ge des Ver­sor­gungs­schuld­ners wird bei Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­trags im Ver­trags­kon­zern ent­schei­dend und un­mit­tel­bar durch die Verhält­nis­se des herr­schen­den Un­ter­neh­mens ge­prägt. Dies be­ruht zunächst auf dem Um­stand, dass der Be­herr­schungs­ver­trag un­mit­tel­bar zur Be­sei­ti­gung der Geschäftsführungs­zuständig­keit der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung in der abhängi­gen Ge­sell­schaft führt (Zöll­ner/Be­urs­kens in: Baum­bach/Hu­eck, Gmb­HG 20. Auf­la­ge, Schluss­an­hang „Die GmbH im Un­ter­neh­mens­ver­bund", Rn. 63; BGH 24. Ok­to­ber 1988 - II ZB 7/88, NJW 1989, 295, 296). Der Be­herr­schungs­ver­trag er­laubt dem herr­schen­den Un­ter­neh­men ent­spre­chend § 308 Abs. 1 Satz 2 AktG auch für das be­herrsch­te Un­ter­neh­men nach­tei­li­ge Wei­sun­gen (Zöll­ner/Be­urs­kens in: Baum­bach/Hu­eck, Gmb­HG 20. Auf­la­ge, Schluss­an­hang „Die GmbH im Un­ter­neh­mens­ver­bund", Rn. 64). Dar­aus re­sul­tiert die in § 302 Abs. 1 AktG an­ge­ord­ne­te Ver­lust­aus­gleichs­pflicht des herr­schen­den ge­genüber dem be­herrsch­ten Un­ter­neh­men, die­se ist im Recht der GmbH ent­spre­chend an­zu­wen­den (Zöll­ner/Be­urs­kens in: Baum­bach/Hu­eck, Gmb­HG 20. Auf­la­ge, Schluss­an­hang „Die GmbH im Un­ter­neh­mens­ver­bund", Rn. 128, 130; BGH 10. Ju­li 2006 - II ZR 238/04, NJW 2006, 3279, 3280 zu II. 2) a) der Gründe, Rn. 9). Da­mit führt das Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges zu ei­ner „Fu­si­on auf Zeit" mit der Fol­ge, dass ein Be­rech­nungs­durch­griff auf die Verhält­nis­se des herr­schen­den Un­ter­neh­mens oh­ne wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen vor­zu­neh­men ist (Schlewing RdA 2010, 364, 368).

Der An­pas­sungs­prüfung gemäß § 16 Abs. 1 Be­trAVG sind da­mit die bei dem herr­schen­den Un­ter­neh­men be­ste­hen­den wirt­schaft­li­chen Verhält­nis­se, wel­che die La­ge der be­herrsch­ten Ge­sell­schaft ent­schei­dend prägen, zu Grun­de zu le­gen. Da­bei kommt es nicht dar­auf an, wann und aus wel­cher, ggf. auch wirt­schaft­li­chen, Mo­ti­va­ti­on der Be­herr­schungs­ver­trag ge­schlos­sen wur­de. Im Rah­men der An­pas­sungs­prüfung sind die Verhält­nis­se am An pas­sungs­prüfu ngs­stich­tag und die zu die­sem Zeit­punkt an­zu­stel­len­de Pro­gno­se ent­schei­dend. Maßgeb­lich ist da­mit, ob am An­pas­sungs­prüfungs­stich­tag ein Be­herr­schungs­ver­trag be­stand (BAG 26. Ok­to­ber 2010 – 3 AZR 502/08, Rn. 62). In Streit­fall war ein sol­cher zwi­schen den Be­klag­ten am 1.7.2011 in Kraft.

(b) Es kann un­ter­stellt wer­den, dem Ge­setz­ge­ber sei bei der letz­ten No­vel­lie­rung des § 16 Be­trAVG die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts be­kannt ge­we­sen, wo­nach ein Be­rech­nungs­durch­griff nur aus­nahms­wei­se er­folg­te. Dies ist kein hin­rei­chen­der Grund für die An­nah­me, der Ge­setz­ge­ber hätte, wenn er im Ver­trags­kon­zern stets ei­nen Be­rech­nungs­durch­griff ge­wollt hätte, § 16 Be­trAVG ent­spre­chend ändern müssen. Der Ge­setz­ge­ber konn­te viel­mehr die frühe­re Recht­spre­chung als aus sei­ner Sicht nicht kor­rek­tur­bedürf­tig an­se­hen, oh­ne da­mit den­knot­wen­dig zum Aus­druck brin­gen zu müssen, ei­ne an­de­re Recht­spre­chung zum Be­rech­nungs­durch­griff im Kon­zern sei nicht mehr von sei­nem Wil­len ge­deckt. Ei­ne aus­drück­lich an­de­re Wil­lens­bil­dung des Ge­setz­ge­bers ist nicht er­sicht­lich noch kon­kret vor­ge­tra­gen. Sie er­gibt sich ins­be­son­de­re auch nicht aus der Be­gründung des Ent­wurfs ei­nes Ge­set­zes zur Re­form der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung (Ren­ten­re­form­ge­setz 1999), mit wel­chem die Vor­schrift des § 16 Be­trAVG un­ter sach­li­cher Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Tex­tes als Abs. 1 und un­ter Einfügung u.a. des Abs. 2 mit der Über­nah­me der Recht­spre­chung zu den all­ge­mei­nen Maßstäben der An­pas­sungs­prüfung um­fas­send neu aus­ge­stal­tet wur­de (sie­he BT-Druck­sa­che 13/8011 vom 24.06.1997, S. 36, 37 zu Nr. 18 und S. 73, 74 zu Nr. 18). Die Fra­ge der Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Be­rech­nungs­durch­griffs hat der Ge­setz­ge­ber nicht näher ge­re­gelt, so dass die Fest­stel­lung sei­ner kon­kre­ten Vor­aus­set­zun­gen im Ein­zel­fall un­ter Be­ach­tung der abs­trakt-ge­ne­rel­len Vor­ga­ben der Norm zu den Mo­da­litäten der An­pas­sungs­prüfung wei­ter­hin der Recht­spre­chung übe­r­ant­wor­tet ist.

(c) Die An­nah­me ei­nes Be­rech­nungs­durch­griffs bei Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges steht auch mit rechts­staat­li­chen Grundsätzen (Art. 20 Abs. 3GG) in Ein­klang. Ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten liegt in der hier zu Grun­de­ge­leg­ten Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts be­reits kei­ne Rechts­fort­bil­dung,son­dern ein ein­fa­cher Fall der Rechts­an­wen­dung des § 16 Abs. 1 Be­trAVG. In dem durch die Be­klag­te zu 1) her­an­ge­zo­ge­nen Ver­fah­ren (BVerfG 19. Ok­to­ber 1983–ver­bun­de­ne Ver­fah­ren 3 BvR 485/80, 2 BvR 486/80 – BVerfGE 65, 182 ff) ging es um die Ein­ord­nung der So­zi­al­plan­ab­fin­dung im Kon­kurs nach den Mas­se­for­de­run­gen und mit ei­nem ge­setz­lich nicht ge­re­gel­ten Vor­rang noch vor den be­vor­rech­tig­ten Kon­kurs­for­de­run­gen des § 61 Abs. 1 Nr. 1 der (zwi­schen­zeit­lich außer Kraft ge­tre­te­nen) Kon­kurs­ord­nung. Dem ge­genüber ist im Streit­fall le­dig­lich im Rah­men der An­wen­dung des § 16 Abs. 1 Be­trAVG zu be­stim­men, wie bei der Ausübung bil­li­gen Er­mes­sens der Be­griff der wirt­schaft­li­chen La­ge des Ar­beit­ge­bers im Ver­trags­kon­zern zu de­fi­nie­ren ist. Der hier ver­tre­te­ne Be­rech­nungs­durch­griff be­gründet nicht et­wa ei­ne nicht nor­mier­te Aus­nah­me von der Ori­en­tie­rung der Prüfung an den Verhält­nis­sen des Ver­trags­ar­beit­ge­bers noch schafft er ei­nen neu­en, in § 16 Abs. 1 Be­trAVG nicht vor­ge­se­he­nen Prüfungs­an­satz. Erträgt le­dig­lich dem Um­stand Rech­nung, dass bei Be­ste­hen ei­nes Be­herr­schungs­ver­tra­ges die wirt­schaft­li­chen Verhält­nis­se des zur An­pas­sungs­prüfung ver­pflich­te­ten Ar­beit­ge­bers ent­schei­dend durch die­je­ni­gen des herr­schen­den Un­ter­neh­mens ge­prägt sind.

(d) Es ist un­er­heb­lich, dass in den Gründen des Ur­teils des BAG vom 26. Mai 2009 – 3 AZR 369/07- auf den Um­stand der Ände­rung sei­ner bis­he­ri­gen, langjähri­gen Recht­spre­chung nicht aus­drück­lich hin­ge­wie­sen wird. Die Zi­tie­rung bis­he­ri­ger Recht­spre­chung ist an der ent­schei­den­den Text­stel­le (a.a.O. Rn. 31) nur schein­bar ge­eig­net, die An­nah­me der Bei­be­hal­tung der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung zu stützen. Die den Zi­ta­ten un­mit­tel­bar fol­gen­de Text­pas­sa­ge ver­deut­licht mit hin­rei­chen­der Klar­heit die mit dem ge­nann­ten Ur­teil voll­zo­ge­ne Recht­spre­chungsände­rung.

(e) Der An­pas­sungs­pflicht steht auch ein der Be­klag­ten zu 1) zu gewähren­der Ver­trau­ens­schutz nicht ent­ge­gen. Das Ver­trau­en auf den Fort­be­stand ei­ner be­stimm­ten Recht­spre­chung ist nur aus­nahms­wei­se schutzwürdig. Geht es um ei­ne auch zurück­lie­gen­de Sach­ver­hal­te be­tref­fen­de Recht­spre­chungsände­rung, ist an­hand der Grundsätze der Verhält­nismäßig­keit und der Zu­mut­bar­keit zu prüfen, in­wie­weit die Gewährung von Ver­trau­ens­schutz ge­bo­ten ist; da­bei spielt ins­be­son­de­re der Um­fang der wirt­schaft­li­chen Zu­satz­be­las­tung durch ei­ne neue Recht­spre­chung ei­ne ent­schei­den­de Rol­le (BAG 19. Ju­ni 2012 - 3 AZR 289/10 Rn. 47; BAG 23. März 2004 - 3 AZR 279/03 - zu V der Gründe, AP Be­trAVG§1 Be­rech­nung Nr. 28).

Im Streit­fall enthält der Sach­ver­halt le­dig­lich in­so­weit ein rück­bezügli­ches Ele­ment, als die Höhe des An­pas­sungs­be­dar­fes durch die Ent­wick­lung des VPI seit dem Be­ginn des Ren­ten­be­zu­ges im April 1999 und da­mit auch durch ei­nen vor dem Ur­teil des BAG vom 26.5.2009 lie­gen­den Zeit­raum be­stimmt wird. Für die wirt­schaft­li­che Ver­tret­bar­keit der An­pas­sungs­last ist je­doch die wirt­schaft­li­che La­ge der Be­klag­ten zu 1), die auf­grund des Be­rech­nungs­durch­griffs durch die La­ge der Be­klag­ten zu 2) be­stimmt wird, aus­sch­ließlich im We­ge ei­ner vom Zeit­punkt des An­pas­sungs­prüfungs­stich­tags an­zu­stel­len­den, in die Zu­kunft ge­rich­te­ten Pro­gno­se maßgeb­lich. Kon­kre­te Gründe, die an­ge­sichts des­sen be­zo­gen auf den kon­kre­ten An­pas­sungs­prüfungs­stich­tag die Gewährung ei­nes Ver­trau­ens­schut­zes und da­mit ein völli­ges oder teil­wei­ses Ab­se­hen von der vol­len An­pas­sung recht­fer­ti­gen würden, sind nicht er­sicht­lich.

d) Die An­pas­sung wird auch nicht des­halb be­grenzt, weil der Kläger nach dem Be­ginn des Ren­ten­be­zugs im April 1999 jah­re­lang das Aus­blei­ben ei­ner An­pas­sung hin­nahm und erst die An­pas­sungs­prüfung 2011 mit sei­nem An­spruchs­schrei­ben vom 30.11.2011 als feh­ler­haft gerügt hat.

Auch nach der seit dem 01.01.1999 gel­ten­den Fas­sung des § 16 Be­trAVG reicht der für den An­pas­sungs­be­darf und die re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze maßgeb­li­che Prüfungs­zeit­raum grundsätz­lich vom Ren­ten­be­ginn bis zum An­pas­sungs­stich­tag. (BAG 25.04.2006 - 3 AZR 159/05 - NZA-RR 2007, 376 Rn. 23, 25; BAG 30.08.2005 – 3 AZR 395/04 - DB 2006, 732 - NZA-RR 2006, 485 Rn. 33). Ei­ne nach­ho­len­de An­pas­sung liegt nach § 16 Abs. 4 Satz 1 Be­trAVG n.F. nur dann vor, wenn der Ar­beit­ge­ber we­gen der wirt­schaft­li­chen La­ge sei­nes Un­ter­neh­mens die Be­lan­ge der Ver­sor­gungs­empfänger nicht oder nur teil­wei­se berück­sich­tigt hat und die da­durch ent­ste­hen­de Lücke bei späte­ren An­pas­sungs­ent­schei­dun­gen ge­schlos­sen wird (BAG 25.04.2006 - 3 AZR 159/05 - NZA-RR 2007, 376 Rn. 25; BAG 30.08.2005 - 3 AZR 395/04 - AP Be­trAVG § 16 Nr. 56). Auch § 16 Abs. 4 Satz 2 Be­trAVG stellt auf den Zu­sam­men­hang zwi­schen nach­ho­len­der An­pas­sung und wirt­schaft­li­cher La­ge ab. Nur wenn ei­ne An­pas­sung we­gen der wirt­schaft­li­chen La­ge des Ar­beit­ge­bers zu Recht un­ter­blie­ben ist, muss sie nach § 16 Abs. 4 Be­trAVG i.V.m. der Über­g­angs­re­ge­lung des § 30c Abs. 2 Be­trAVG bei späte­ren An­pas­sun­gen nicht mehr nach­ge­holt wer­den. Dann ist es zulässig, den da­ma­li­gen An­stieg des Ver­brau­cher­preis­in­de­xes wie auch die da­mals zu ver­zeich­nen­den Re­al­loh­nerhöhun­gen bei späte­ren An­pas­sungs­ent­schei­dun­gen un­berück­sich­tigt zu las­sen (BAG 30.08.2005 - 3 AZR 395/04 - aaO, zu II 1 c aa der Gründe). Die­se Be­stim­mung ist nur dann sinn­voll, wenn bei der Er­mitt­lung des An­pas­sungs­be­darfs nicht nur auf den Drei-Jah­res-Zeit­raum vor dem Prüfungs­stich­tag ab­ge­stellt wird, son­dern auf den Zeit­raum vom Ren­ten­be­ginn bis zum je­wei­li­gen Prüfungs­stich­tag (BAG Be­schluss vom 14.12.2010 - 3 AZN 932/10 - Rn. 10). Tat­sa­chen, aus de­nen die Erfüllung die­ser Vor­aus­set­zun­gen für ein Un­ter­las­sen der Berück­sich­ti­gung des An­stiegs der Ver­brau­cher­prei­se her­zu­lei­ten wäre, sind nicht vor­ge­tra­gen.

e) Der An­pas­sungs­an­spruch beläuft sich auf rech­ne­risch in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung un­strei­tig ge­wor­de­ne 64,79 € brut­to mo­nat­lich ab dem 1. Ju­li 2011 und da­mit auf Zah­lung der Rückstände für die Mo­na­te Ju­li 2011 bis ein­sch­ließlich Ju­ni 2013 in Höhe von 1.554,96 € brut­to. Der An­spruch auf künf­ti­ge Leis­tung ab dem Mo­nat Ju­li 2013 be­steht in Höhe von wei­te­ren 64,79 € brut­to mo­nat­lich, wo­bei die Fällig­keit der mo­nat­li­chen Leis­tung nach den Erklärun­gen der Par­tei­en in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung je­weils am letz­ten Werk­tag des Mo­nats ein­tritt.

f) Der Kläger hat ei­nen An­spruch auf Pro­zess­zin­sen nach§§ 291, 288 Abs. 1 Satz 2 BGB wie auch Ver­zugs­zin­sen nach§286 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1,§288 Abs. 1 BGB erst ab Rechts­kraft der Ent­schei­dung. Bis da­hin fehlt es an der not­wen­di­gen Fällig­keit der For­de­rung.

Der An­spruch auf Pro­zess­zin­sen ent­steht frühes­tens ab der Fällig­keit der For­de­rung (§ 291 Satz 1 H3. 2 BGB). Dies gilt auch für Ver­zugs­zin­sen. Ver­zug kann erst ab Fällig­keit ein­tre­ten. Die Fällig­keit der An­pas­sungs­for­de­rung des Klägers tritt nicht vor der Rechts­kraft des Ur­teils im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren ein. Leis­tun­gen, die nach bil­li­gem Er­mes­sen zu be­stim­men sind, wer­den bei ge­richt­li­cher Be­stim­mung erst auf­grund ei­nes rechts­kräfti­gen Ge­stal­tungs­ur­teils nach§315 Abs. 3 BGB fällig (BGH 24.11.1995 - V ZR 174/94 - zu II 3 b der Gründe - NJW 1996, 1054). Da­zu gehören auch die auf­grund ei­ner An­pas­sungs­ent­schei­dung nach§16 Abs. 1 und Abs. 2 Be­trAVG zu gewähren­den Leis­tun­gen (BAG 28.6.2011 - 3 AZR 859/09, NZA 2011, 1285, 1288 f., Rn. 32).

3. Das wei­te­re Vor­brin­gen der Par­tei­en, wel­ches die Kam­mer be­dacht hat, be­darf da­nach kei­ner Erörte­rung.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf§§ 91, 97 ZPO. 

IV. Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­ruht auf § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 9 Sa 277/13