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BAG, Ur­teil vom 24.02.2016, 7 AZR 712/13

   
Schlagworte: Befristung, Beamter
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZR 712/13
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 24.02.2016
   
Leitsätze: Ein früheres Beamtenverhältnis steht der sachgrundlosen Befristung nach § 14 Abs. 2 Satz 1 TzBfG mit dem ehemaligen Dienstherrn nicht entgegen. Ein Beamtenverhältnis ist kein Arbeitsverhältnis iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 TzBfG.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Magdeburg, Urteil vom 7.12.2011 - 7 Ca 1011/11
Landesarbeitsgericht Sachsen-Anhalt, Urteil vom 14.05.2013 - 6 Sa 62/12
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

7 AZR 712/13
6 Sa 62/12
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Sach­sen-An­halt

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
24. Fe­bru­ar 2016

UR­TEIL

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter
der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläge­rin, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 24. Fe­bru­ar 2016 durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gräfl, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Kiel, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Renn­pferdt so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Busch und Han­sen für Recht er­kannt:

 

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Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Sach­sen-An­halt vom 14. Mai 2013 - 6 Sa 62/12 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Kläge­rin hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob ihr Ar­beits­verhält­nis auf­grund Be­fris­tung am 30. März 2011 ge­en­det hat.

Die Kläge­rin ist Fachärz­tin für Kin­der­heil­kun­de. Sie war vom 1. Fe­bru­ar 1999 bis zum 30. März 2011 in der Kin­der­kli­nik des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Mag­de­burg tätig. Die­se Tätig­keit be­ruh­te bis zum 31. März 1999 auf ei­nem mit dem Land Sach­sen-An­halt ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag. Mit Wir­kung zum 1. April 1999 wur­de die Kläge­rin vom Land Sach­sen-An­halt als wis­sen­schaft­li­che As­sis­ten­tin in ein Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit be­ru­fen. Die­ses zu-nächst auf drei Jah­re be­fris­te­te Be­am­ten­verhält­nis en­de­te nach mehr­fa­cher Verlänge­rung am 31. März 2009.

Die Be­klag­te wur­de am 1. Ja­nu­ar 2006 als rechtsfähi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts nach Maßga­be des Hoch­schul­me­di­zin­ge­set­zes des Lan­des Sach­sen-An­halt vom 12. Au­gust 2005 (HMG LSA) er­rich­tet. Sie trat nach § 7 Abs. 1 Satz 2 HMG LSA an die Stel­le des bis­he­ri­gen Uni­ver­sitätskli­ni­kums. Am 20./31. März 2009 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen für die Zeit vom 1. April 2009 bis zum 30. März 2011 be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag.

Mit ih­rer am 7. April 2011 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen und der Be­klag­ten am 14. April 2011 zu­ge­stell­ten Kla­ge hat sich die Kläge­rin ge­gen die Be­fris­tung ih­res Ar­beits­ver­trags ge­wandt. Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, der sach­grund­lo­sen Be­fris­tung ste­he das Vor­beschäfti­gungs­ver­bot des § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG ent­ge­gen. Das zwi­schen dem Land Sach­sen-An­halt und ihr be-

 

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gründe­te Be­am­ten­verhält­nis sei mit der Er­rich­tung der Be­klag­ten auf die­se über­ge­gan­gen. Das Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit sei ein „Ar­beits­verhält­nis“ iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG. Je­den­falls sei es der Be­klag­ten nach Treu und Glau­ben ver­wehrt, sich auf die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung zu be­ru­fen, weil das Vor-beschäfti­gungs­ver­bot durch die gewähl­te Ver­trags­ge­stal­tung in rechts­miss­bräuch­li­cher Wei­se um­gan­gen wor­den sei.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en auf­grund der Be­fris­tung zum 30. März 2011 nicht be­en­det wor­den ist.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on ver­folgt die Kläge­rin ihr Be­geh­ren wei­ter. Die Be­klag­te be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on der Kläge­rin hat kei­nen Er­folg. Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Die Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ist un­be­gründet. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en hat auf­grund der im Ar­beits­ver­trag vom 20./31. März 2009 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung am 30. März 2011 ge­en­det. Der Ar­beits­ver­trag ist nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG wirk­sam sach­grund­los be­fris­tet, da zwi­schen den Par­tei­en zu­vor kein Ar­beits­verhält­nis be­stan­den hat. Der Be­klag­ten ist es auch nicht nach Treu und Glau­ben ver­wehrt, sich auf die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags zu be­ru­fen.

 

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I. Die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags der Par­tei­en zum 30. März 2011 ist nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt.

1. Nach § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ist die ka­len­dermäßige Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags oh­ne Vor­lie­gen ei­nes sach­li­chen Grun­des bis zur Dau­er von zwei Jah­ren zulässig. Die zulässi­ge Be­fris­tungs­dau­er ist mit der ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit vom 1. April 2009 bis zum 30. März 2011 ein­ge­hal­ten.

2. Der Wirk­sam­keit der Be­fris­tung steht § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG nicht ent­ge­gen. Nach die­ser Vor­schrift ist die sach­grund­lo­se Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags nach § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG nicht zulässig, wenn mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber be­reits zu­vor ein be­fris­te­tes oder un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­stan­den hat. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu Recht ei­ne Vor­beschäfti­gung ver­neint.

a) Die Kläge­rin war vom 1. Fe­bru­ar 1999 bis zum 31. März 1999 beim Land Sach­sen-An­halt in ei­nem be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis beschäftigt. Hier­bei han­delt es sich nicht um ei­ne der sach­grund­lo­sen Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags der Par­tei­en ent­ge­gen­ste­hen­de Vor­beschäfti­gung. Das Land Sach­sen-An­halt ist ei­ne an­de­re ju­ris­ti­sche Per­son als die Be­klag­te und da­mit nicht der­sel­be Ar­beit­ge­ber iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG.

aa) „Ar­beit­ge­ber“ iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG ist der Ver­trags­ar­beit­ge­ber. Das ist die natürli­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, die mit dem Ar­beit­neh­mer den Ar­beits­ver­trag ge­schlos­sen hat. Ein vor­her­ge­hen­der Ar­beits­ver­trag hat des­halb nur dann mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber be­stan­den, wenn Ver­trags­part­ner des Ar­beit­neh­mers bei bei­den Verträgen die­sel­be natürli­che oder ju­ris­ti­sche Per­son ist. Das An­schluss­ver­bot ist nicht mit dem Beschäfti­gungs­be­trieb oder dem Ar­beits­platz ver­knüpft. Der Ge­setz­ge­ber hat für die Zulässig­keit der sach­grund­lo­sen Be­fris­tung auf den recht­li­chen Be­stand ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Ver­trags­ar­beit­ge­ber ab­ge­stellt, nicht auf ei­ne Beschäfti­gung für den Be­triebs­in­ha­ber oder -träger (BAG 24. Ju­ni 2015 - 7 AZR 474/13 - Rn. 15; 19. März 2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 18 mwN).

 

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bb) Der Se­nat ist nicht aus uni­ons­recht­li­chen Gründen ge­hin­dert, an die­ser Recht­spre­chung fest­zu­hal­ten (BAG 24. Ju­ni 2015 - 7 AZR 474/13 - Rn. 16 ff.; 19. März 2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 20 ff.; 4. De­zem­ber 2013 - 7 AZR 290/12 - Rn. 19 ff., BA­GE 146, 371).

(1) Die Zulässig­keit und die Vor­aus­set­zun­gen der Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen sind in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ins­be­son­de­re im Ge­setz über Teil­zeit­ar­beit und be­fris­te­te Ar­beits­verträge ge­re­gelt, das der Um­set­zung der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge (Rah­men­ver­ein­ba­rung) im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 (Richt­li­nie 1999/70/EG) dient. Nach § 5 der Rah­men­ver­ein­ba­rung er­grei­fen die Mit­glied­staa­ten, um Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se zu ver­mei­den, ei­ne oder meh­re­re der in § 5 Nr. 1 Buchst. a bis c der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­nann­ten Maßnah­men. Ent­schließt sich ein Mit­glied­staat zu ei­ner die­ser Maßnah­men oder zu meh­re­ren, hat er das uni­ons­recht­lich vor­ge­ge­be­ne Ziel der Ver­hin­de­rung des Miss­brauchs durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge zu gewähr­leis­ten. Wie der Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (Ge­richts­hof, EuGH) in meh­re­ren Ent­schei­dun­gen aus­geführt und geklärt hat, ist es Auf­ga­be der na­tio­na­len Ge­rich­te, im Rah­men ih­rer Zuständig­keit die­sem Ziel bei der Aus­le­gung der na­tio­na­len Vor­schrif­ten Rech­nung zu tra­gen (vgl. EuGH 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki] Rn. 106, Slg. 2009, I-3071). Es ob­liegt den Stel­len des Mit­glied­staats, stets al­le Umstände des Ein­zel­falls zu prüfen (EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 40 mwN).

(2) Der uni­ons­recht­lich vor­ge­ge­be­nen Miss­brauchs­kon­trol­le ist mit der be­reits nach na­tio­na­lem Recht ge­bo­te­nen Rechts­miss­brauchs-, Ver­trags­ge­stal­tungs- oder Um­ge­hungs­kon­trol­le (§ 242 BGB) Rech­nung ge­tra­gen (vgl. BAG 4. De­zem­ber 2013 - 7 AZR 290/12 - Rn. 21, BA­GE 146, 371; 15. Mai 2013 - 7 AZR 525/11 - BA­GE 145, 128; 18. Ju­li 2012 - 7 AZR 443/09 - Rn. 38 ff., BA­GE 142, 308). Bei der Prüfung, ob die Aus­nut­zung der durch das Teil­zeit-und Be­fris­tungs­ge­setz vor­ge­se­he­nen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten rechts­miss­bräuch­lich ist, sind die uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben zu be­ach­ten (vgl. BAG

 

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9. März 2011 - 7 AZR 657/09 - Rn. 21). Un­ter Berück­sich­ti­gung die­ser Möglich­keit, miss­bräuch­li­che Ge­stal­tun­gen zu prüfen und zu ver­hin­dern, wi­der­spricht es nicht dem Ziel der Rah­men­ver­ein­ba­rung, un­ter „dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber“ iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG nur den Ver­trags­ar­beit­ge­ber zu ver­ste­hen (BAG 24. Ju­ni 2015 - 7 AZR 474/13 - Rn. 18; 19. März 2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 21; 4. De­zem­ber 2013 - 7 AZR 290/12 - Rn. 21, aaO).

(3) Der in der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ver­an­ker­te Ef­fek­ti­vitäts­grund­satz zwingt zu kei­ner an­de­ren In­ter­pre­ta­ti­on des § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG. Die Mit­glied­staa­ten sind für den wirk­sa­men Schutz der aus dem Uni­ons­recht fol­gen­den Rech­te in je­dem Ein­zel­fall ver­ant­wort­lich. Da­bei dürfen die Ver­fah­rens­mo­da­litäten für Kla­gen, die den Schutz der dem Ein­zel­nen aus dem Uni­ons­recht er­wach­sen­den Rech­te gewähr­leis­ten sol­len, nicht we­ni­ger güns­tig aus­ge­stal­tet sein als die für ent­spre­chen­de in­ner­staat­li­che Kla­gen (Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit, auch: Äqui­va­lenz­grund­satz) und die Ausübung der durch die Uni­ons­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te nicht prak­tisch unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren (Grund­satz der Ef­fek­ti­vität, vgl. mit Be­zug auf die Rah­men­ver­ein­ba­rung im An­hang der Be­fris­tungs­richt­li­nie EuGH 15. April 2008 - C-268/06 - [Im­pact] Rn. 46 mwN, Slg. 2008, I-2483). Hin­sicht­lich des Ef­fek­ti­vitäts­grund­sat­zes hat der Ge­richts­hof mehr­fach aus­geführt, dass je­der Fall, in dem sich die Fra­ge stellt, ob ei­ne na­tio­na­le Ver­fah­rens­vor­schrift die An­wen­dung des Uni­on­rechts unmöglich macht oder übermäßig er­schwert, un­ter Berück­sich­ti­gung der Stel­lung die­ser Vor­schrift im ge­sam­ten Ver­fah­ren, des Ver­fah­rens­ab­laufs und der Be­son­der­hei­ten des Ver­fah­rens vor den ver­schie­de­nen na­tio­na­len Stel­len zu prüfen ist. Da­bei sind ge­ge­be­nen­falls die Grundsätze zu berück­sich­ti­gen, die dem na­tio­na­len Rechts­schutz­sys­tem zu­grun­de lie­gen, wie zB der Schutz der Ver­tei­di­gungs­rech­te, der Grund­satz der Rechts­si­cher­heit und der ord­nungs­gemäße Ab­lauf des Ver­fah­rens (EuGH 5. De­zem­ber 2013 - C-413/12 - [Aso­ci­a­ción de Con­su­mi­do­res In­de­pen­dien­tes de Cas­til­la y León] Rn. 34 mwN; BAG 19. März 2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 23 mwN). Dem Ge­bot des ef­fet uti­le ist bei der Ver­hin­de­rung ei­nes miss­bräuch­li­chen Ein­sat­zes auf­ein­an­der­fol­gen­der be­fris­te­ter Ar­beits­verträge im na­tio­na­len Recht durch die Möglich­keit, miss­bräuch­li­che Ge­stal­tun­gen zu prüfen und zu ver­hin­dern, ge-

 

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nügt. Im Zu­sam­men­hang mit die­ser Prüfung gilt ei­ne ab­ge­stuf­te Dar­le­gungs-und Be­weis­last (BAG 24. Ju­ni 2015 - 7 AZR 474/13 - Rn. 19; 19. März 2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 24 ff. mwN; 4. De­zem­ber 2013 - 7 AZR 290/12 - Rn. 26, BA­GE 146, 371). Ei­ner an­de­ren als der bis­he­ri­gen Aus­le­gung des Be­griffs des­sel­ben Ar­beit­ge­bers in § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG be­darf es hier­zu nicht.

b) Ei­ne der sach­grund­lo­sen Be­fris­tung ent­ge­gen­ste­hen­de Vor­beschäfti­gung iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG ist auch nicht in dem Be­am­ten­verhält­nis der Kläge­rin zu se­hen. Zum ei­nen be­stand das Be­am­ten­verhält­nis der Kläge­rin bis zu sei­ner Be­en­di­gung am 31. März 2009 zum Land Sach­sen-An­halt und nicht zur Be­klag­ten. Zum an­de­ren stellt ein Be­am­ten­verhält­nis kein Ar­beits­verhält­nis iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG dar.

aa) Zwi­schen den Par­tei­en hat kein Be­am­ten­verhält­nis be­stan­den. Das zum 1. April 1999 mit dem Land Sach­sen-An­halt be­gründe­te Be­am­ten­verhält­nis der Kläge­rin ist nicht im Zu­ge der Er­rich­tung der Be­klag­ten am 1. Ja­nu­ar 2006 auf die­se über­ge­gan­gen. Das folgt zwar nicht - wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men hat - aus § 20 Abs. 1 HMG LSA, aber aus § 20 Abs. 4 HMG LSA iVm. § 128 BRRG.

(1) Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 HMG LSA wer­den mit Aus­nah­me der in § 6 ge­nann­ten Per­so­nen­grup­pen die Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen so­wie die zu ih­rer Aus­bil­dung Beschäftig­ten beim Uni­ver­sitätskli­ni­kum mit dem all­ge­mei­nen In­kraft­tre­ten des Hoch­schul­me­di­zin­ge­set­zes Beschäftig­te der als Rechts­nach­fol­ger er­rich­te­ten An­stal­ten öffent­li­chen Rechts. Die­se Vor­schrift fin­det nach ih­rem kla­ren Wort­laut und der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik nur auf Ar­beits-und Aus­bil­dungs­verhält­nis­se, nicht aber auf Be­am­ten­verhält­nis­se An­wen­dung. Für letz­te­re sieht § 20 Abs. 4 HMG LSA ei­ne Son­der­re­ge­lung vor.

(2) Für die zum Zeit­punkt des all­ge­mei­nen In­kraft­tre­tens des Hoch­schul­me­di­zin­ge­set­zes an den bis­he­ri­gen Uni­ver­sitätskli­ni­ka täti­gen Be­am­ten und Be­am­tin­nen kom­men nach § 20 Abs. 4 HMG LSA die §§ 128 ff. BRRG zur An­wen­dung.

 

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(a) Nach § 128 Abs. 1 BRRG tre­ten die Be­am­ten ei­ner Körper­schaft, die vollständig in ei­ne an­de­re Körper­schaft ein­ge­glie­dert wird, mit der Um­bil­dung kraft Ge­set­zes in den Dienst der auf­neh­men­den Körper­schaft über. Da­nach setzt ein Über­tritt kraft Ge­set­zes die vollständi­ge Ein­glie­de­rung ei­ner Körper­schaft in ei­ne an­de­re Körper­schaft vor­aus (Plog/Wie­dow/Lemhöfer BBG Stand Fe­bru­ar 2016 § 26 BBG (alt) Rn. 53). Wird da­ge­gen ei­ne Körper­schaft nur teil­wei­se in ei­ne oder meh­re­re an­de­re Körper­schaf­ten ein­ge­glie­dert, sind die Be­am­ten nach § 128 Abs. 3 BRRG zu ei­nem verhält­nismäßigen Teil, bei meh­re­ren Körper­schaf­ten an­tei­lig, in den Dienst der auf­neh­men­den Körper­schaf­ten zu über­neh­men. Die Über­nah­me wird nach § 129 Abs. 3 Satz 1 BRRG von der Körper­schaft verfügt, in de­ren Dienst der Be­am­te tre­ten soll.

(b) Da­nach ist das mit dem Land Sach­sen-An­halt be­gründe­te Be­am­ten­verhält­nis der Kläge­rin nicht im Zu­ge der Er­rich­tung der Be­klag­ten auf die­se über­ge­gan­gen.

Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Über­tritts kraft Ge­set­zes nach § 128 Abs. 1 BRRG lie­gen nicht vor. Die Uni­ver­sität Mag­de­burg, bei der es sich nach § 63 Abs. 1 Satz 1 Hoch­schul­ge­setz des Lan­des Sach­sen-An­halt in der Fas­sung vom 7. Ok­to­ber 1993 (HSG LSA aF) um ei­ne Körper­schaft des öffent­li­chen Rechts han­delt, wur­de nicht vollständig in die Be­klag­te ein­glie­dert. Von der Ein­glie­de­rung war nur das Uni­ver­sitätskli­ni­kum be­trof­fen, das als Teil der Me­di­zi­ni­schen Fa­kultät der Uni­ver­sität Mag­de­burg nach § 93 Abs. 1 Satz 2 HSG LSA aF ei­ne Be­triebs­ein­heit auf Fach­be­reichs­ebe­ne war. Da­bei ver­blieb das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal (§ 6 HMG LSA) bei der me­di­zi­ni­schen Fa­kultät.

Die Kläge­rin hat auch kei­ne Über­nah­me ih­res Be­am­ten­verhält­nis­ses durch die Be­klag­te nach § 128 Abs. 3, § 129 Abs. 3 BRRG be­haup­tet.

bb) Das Be­am­ten­verhält­nis ist zu­dem kein der späte­ren sach­grund­lo­sen Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags ent­ge­gen­ste­hen­des Ar­beits­verhält­nis iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG. Das er­gibt die Aus­le­gung des § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG.

 

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(1) Nach dem Wort­laut des § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG ste­hen der sach­grund­lo­sen Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags nur frühe­re be­fris­te­te oder un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber ent­ge­gen. Be­am­ten­verhält­nis­se wer­den vom Be­griff des Ar­beits­verhält­nis­ses iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG nicht um­fasst.

(a) Das Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz de­fi­niert den Be­griff „Ar­beits­verhält­nis“ nicht, son­dern setzt ihn eben­so wie den ihm zu­grun­de lie­gen­den Be­griff „Ar­beit­neh­mer“ vor­aus. Des­halb sind die all­ge­mei­nen Be­grif­fe des Ar­beit­neh­mers und des Ar­beits­verhält­nis­ses zu­grun­de zu le­gen. Da­nach ist Ar­beit­neh­mer, wer auf­grund ei­nes pri­vat­recht­li­chen Ver­trags im Diens­te ei­nes an­de­ren zur Leis­tung wei­sungs­ge­bun­de­ner, fremd­be­stimm­ter Ar­beit in persönli­cher Abhängig­keit ver­pflich­tet ist (st. Rspr., vgl. zu­letzt BAG 8. Sep­tem­ber 2015 - 9 AZB 21/15 - Rn. 13). Dem­ent­spre­chend ist ein Ar­beits­verhält­nis an­zu­neh­men, wenn die Leis­tung von Diens­ten nach Wei­sung des Dienst­be­rech­tig­ten und ge­gen Zah­lung von Ent­gelt Schwer­punkt des durch pri­vat­recht­li­chen Ver­trag be­gründe­ten Rechts­verhält­nis­ses ist (vgl. BAG 8. Sep­tem­ber 2015 - 9 AZB 21/15 - Rn. 13).

(b) Be­am­te sind kei­ne Ar­beit­neh­mer im Sin­ne des all­ge­mei­nen Ar­beit­neh­mer­be­griffs und ste­hen dem­nach nicht in ei­nem Ar­beits­verhält­nis. Sie wer­den nicht auf­grund ei­nes pri­vat­recht­li­chen Ver­trags, son­dern auf­grund ei­nes durch Ver­wal­tungs­akt be­gründe­ten öffent­lich-recht­li­chen Dienst­verhält­nis­ses tätig.

(2) Die Vor­ga­ben des Uni­ons­rechts ge­bie­ten kein an­de­res Verständ­nis.

(a) Die Rah­men­ver­ein­ba­rung im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG gilt nach ih­rem § 2 Nr. 1 für be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer mit ei­nem Ar­beits­ver­trag oder -verhält­nis gemäß der ge­setz­lich, ta­rif­ver­trag­lich oder nach den Ge­pflo­gen­hei­ten in je­dem Mit­glied­staat gel­ten­den De­fi­ni­ti­on. Da­nach rich­tet sich die De­fi­ni­ti­on der Ar­beits­verträge und -verhält­nis­se, für die die­se Rah­men­ver­ein­ba­rung gilt, nicht nach der Ver­ein­ba­rung selbst oder dem Uni­ons­recht, son­dern nach na­tio­na­lem Recht (EuGH 3. Ju­li 2014 - C-362/13 ua. - [Fia­min­go ua.] Rn. 31). Auf den uni­ons­recht­li­chen Ar­beit­neh­mer­be­griff (vgl. da­zu EuGH

 

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11. No­vem­ber 2010 - C-232/09 - [Da­no­sa] Rn. 39, Slg. 2010, I-11405), der auch Be­am­te um­fasst (vgl. EuGH 3. Mai 2012 - C-337/10 - [Nei­del] Rn. 23), kommt es da­her ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang nicht an.

(b) Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs kann das Uni­ons­recht al­ler­dings auch dann, wenn sich die De­fi­ni­ti­on des Ar­beit­neh­mer­be­griffs nach na­tio­na­lem Recht rich­tet, das den Mit­glied­staa­ten ein­geräum­te Er­mes­sen be­gren­zen. Die in ei­ner Richt­li­nie ver­wen­de­ten Be­grif­fe können da­nach nur in dem Um­fang ent­spre­chend dem na­tio­na­len Recht und/oder der na­tio­na­len Pra­xis de­fi­niert wer­den, so­weit die prak­ti­sche Wirk­sam­keit der Richt­li­nie und die all­ge­mei­nen Grundsätze des Uni­ons­rechts ge­wahrt blei­ben (BAG 17. März 2015 - 1 ABR 62/12 (A) - Rn. 18). Die Mit­glied­staa­ten dürfen - so der Ge­richts­hof - da­her kei­ne Re­ge­lung an­wen­den, die die Ver­wirk­li­chung der mit ei­ner Richt­li­nie ver­folg­ten Zie­le gefähr­den und sie da­mit ih­rer prak­ti­schen Wirk­sam­keit be­rau­ben könn­te. Ins­be­son­de­re darf ein Mit­glied­staat nicht un­ter Ver­let­zung der prak­ti­schen Wirk­sam­keit der je­wei­li­gen Richt­li­nie willkürlich be­stimm­te Ka­te­go­ri­en von Per­so­nen von dem durch die­se be­zweck­ten Schutz aus­neh­men (EuGH 3. Ju­li 2014 - C-362/13 ua. - [Fia­min­go ua.] Rn. 31; 1. März 2012 - C-393/10 - [O’Bri­en] Rn. 34 ff.).

(c) Da­nach ge­bie­tet es die Rah­men­ver­ein­ba­rung nicht, ein Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit ei­nem Ar­beits­verhält­nis iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG gleich­zu­stel­len.

(aa) Ziel der Rah­men­ver­ein­ba­rung - wie auch des § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG - ist es, den Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge zu ver­hin­dern (vgl. EuGH 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki] Rn. 94, Slg. 2009, I-3071; 4. Ju­li 2006 - C-212/04 - [Aden­eler] Rn. 101, Slg. 2006, I-6057; BAG 21. Sep­tem­ber 2011 - 7 AZR 375/10 - Rn. 17, BA­GE 139, 213). Die Ver­wirk­li­chung die­ses Ziels ist nicht da­durch gefähr­det, dass Be­am­te vom An­wen­dungs­be­reich des § 14 Tz­B­fG aus­ge­nom­men sind. Sie sind be­reits durch die be­am­ten­recht­li­chen Re­ge­lun­gen vor dem Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de Be­am­ten­verhält­nis­se auf Zeit geschützt.

 

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Ein Be­am­ten­verhält­nis wird im Re­gel­fall auf Le­bens­zeit be­gründet. Dies er­gibt sich aus § 6 Abs. 1 BBG in der Fas­sung der Be­kannt­ma­chung vom 5. Fe­bru­ar 2009 für die Be­am­ten des Bun­des und aus § 4 Abs. 1 des Ge­set­zes zur Re­ge­lung des Sta­tus­rechts der Be­am­tin­nen und Be­am­ten in den Ländern vom 17. Ju­ni 2008 (Be­am­ten­sta­tus­ge­setz - Be­am­tStG) für die Be­am­ten der Länder, Ge­mein­den, Ge­mein­de­verbände und sons­ti­gen der Auf­sicht ei­nes Lan­des un­ter­lie­gen­den Körper­schaf­ten, An­stal­ten und Stif­tun­gen des öffent­li­chen Rechts. Ein Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit darf nach § 6 Abs. 2 BBG nur in den ge­setz­lich be­stimm­ten Fällen be­gründet wer­den. Ei­ne ent­spre­chen­de Be­schränkung be­stimmt § 4 Abs. 2 Be­am­tStG zwar nicht. Der Dienst­herr muss aber gleich­wohl bei der Ver­ga­be von Ämtern auf Zeit den ver­fas­sungs­recht­li­chen Grund­satz der le­bens­lan­gen An­stel­lung des Be­am­ten be­ach­ten (B. Hoff­mann in Schütz/Mai­wald Be­am­tR Stand Fe­bru­ar 2016 Teil B § 4 Be­am­tStG Rn. 17).

Ver­gleich­ba­re Re­ge­lun­gen be­stan­den be­reits vor dem In­kraft­tre­ten des Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­set­zes und im Zeit­punkt der Be­gründung des Be­am­ten­verhält­nis­ses der Kläge­rin. Ein Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit konn­te nach § 5 Abs. 4 BBG in der Fas­sung vom 31. März 1999 und nach § 95 Abs. 1 Satz 1 BRRG in der Fas­sung vom 31. März 1999 nur in den ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Fällen be­gründet wer­den. Ei­ne sol­che Re­ge­lung ent­hielt für den Hoch­schul­be­reich des Lan­des Sach­sen-An­halt § 48 Abs. 4 HSG LSA aF. Da­nach wur­den wis­sen­schaft­li­che As­sis­ten­ten für die Dau­er von drei Jah­ren zu Be­am­ten auf Zeit er­nannt. Das Be­am­ten­verhält­nis ei­nes As­sis­ten­ten soll­te mit des­sen Zu­stim­mung spätes­tens vier Mo­na­te vor sei­nem Ab­lauf um wei­te­re drei Jah­re verlängert wer­den, wenn er die wei­te­re wis­sen­schaft­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on er­wor­ben hat­te oder zu er­war­ten war, dass er sie in die­ser Zeit er­wer­ben würde. Im Be­reich der Me­di­zin soll­te das Dienst­verhält­nis, das nach § 48 Abs. 4 Satz 2 HSG LSA aF um drei Jah­re verlängert wor­den war, un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen um wei­te­re vier Jah­re verlängert wer­den. Mit § 48 Abs. 4 HSG LSA aF hat­te der Lan­des­ge­setz­ge­ber ei­ne Höchst­be­fris­tungs­dau­er fest­ge­legt. Dies genügt den An­for­de­run­gen von § 5 Nr. 1 Buchst. b der Rah­men­ver­ein­ba­rung (BAG 24. Au­gust 2011 - 7 AZR 228/10 - Rn. 35, BA­GE 139, 109). Die am Qua­li-

 

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fi­ka­ti­ons­ziel ori­en­tier­te Ma­xi­mal­be­fris­tungs­dau­er wirk­te der rechts­miss­bräuch­li­chen In­an­spruch­nah­me der Be­fris­tungsmöglich­keit nach § 48 Abs. 4 HSG LSA aF ent­ge­gen. Die Rah­men­ver­ein­ba­rung er­kennt aus­weis­lich des zwei­ten und des drit­ten Ab­sat­zes ih­rer Präam­bel so­wie der Nrn. 8 und 10 ih­rer All­ge­mei­nen Erwägun­gen an, dass be­fris­te­te Ar­beits­verträge für die Beschäfti­gung in be­stimm­ten Bran­chen oder be­stimm­ten Be­ru­fen und Tätig­kei­ten cha­rak­te­ris­tisch sind (vgl. EuGH 26. No­vem­ber 2014 - C-22/13 ua. - [Mas­co­lo] Rn. 75; 3. Ju­li 2014 - C-362/13 ua. - [Fia­min­go ua.] Rn. 59; 13. März 2014 - C-190/13 - [Márquez Sa­mo­ha­no] Rn. 51). Mit den Be­fris­tungshöchst­gren­zen nach § 48 Abs. 4 HSG LSA aF wur­de ei­ner­seits den auf Zeit ver­be­am­te­ten wis­sen­schaft­li­chen As­sis­ten­ten ein hin­rei­chen­der Zeit­raum zur Qua­li­fi­zie­rung und den Hoch­schu­len zur Nach­wuchsförde­rung ein­geräumt; an­de­rer­seits zwang die Re­ge­lung die Hoch­schu­len und die auf Zeit ver­be­am­te­ten Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler da­zu, die Qua­li­fi­zie­rung zügig vor­an­zu­trei­ben. Ins­ge­samt dien­te die Re­ge­lung in § 48 Abs. 4 HSG LSA aF - eben­so wie die Re­ge­lun­gen des „Son­der­be­fris­tungs-rechts“ nach dem Wiss­Zeit­VG und die der vor­ma­li­gen §§ 57a ff. HRG - ei­nem an­ge­mes­se­nen Aus­gleich der In­ter­es­sen zwi­schen der Hoch­schu­le, wel­che die Wis­sen­schafts­frei­heit des Art. 5 Abs. 3 GG für sich in An­spruch neh­men kann, und de­ren wis­sen­schaft­li­chem Per­so­nal (vgl. zu § 2 Abs. 1 Satz 2 Wiss­Zeit­VG BAG 24. Au­gust 2011 - 7 AZR 228/10 - Rn. 29, aaO).

(bb) Der Richt­li­nie ist auch nicht da­durch ih­re prak­ti­sche Wirk­sam­keit ge­nom­men, dass § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG nicht den Ab­schluss ei­nes sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags im An­schluss an ein Be­am­ten­verhält­nis aus­sch­ließt. Die­se ein­ma­li­ge Ge­stal­tungsmöglich­keit birgt nicht die Ge­fahr ei­nes Miss­brauchs durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge. Un­ter Berück­sich­ti­gung der Möglich­keit, im Rah­men der be­reits nach na­tio­na­lem Recht ge­bo­te­nen Rechts­miss­brauchs-, Ver­trags­ge­stal­tungs- oder Um­ge­hungs­kon­trol­le (§ 242 BGB) zu prüfen, ob sich der Ab­schluss ei­nes sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags im An­schluss an ein Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit im Ein­zel­fall als rechts­miss­bräuch­li­che Aus­nut­zung der durch das Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz vor­ge­se­he­nen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten er­weist, wi­der­spricht es nicht

 

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dem Ziel der Rah­men­ver­ein­ba­rung, ein Be­am­ten­verhält­nis nicht als „Ar­beits­verhält­nis“ iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG an­zu­se­hen.

II. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass es der Be­klag­ten nicht nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt ist, sich auf die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags zu be­ru­fen.

1. Der Grund­satz von Treu und Glau­ben be­schränkt als Ge­bot der Red­lich­keit und all­ge­mei­ne Schran­ke der Rechts­ausübung so­wohl sub­jek­ti­ve Rech­te als auch die In­an­spruch­nah­me von Rechts­in­sti­tu­ten und Nor­men. Die sich aus ei­nem Rechts­in­sti­tut oder ei­ner Rechts­norm an sich er­ge­ben­den Rechts­fol­gen müssen zurück­tre­ten, wenn sie zu ei­nem mit § 242 BGB un­ver­ein­ba­ren Er­geb­nis führen. Dies ist ua. der Fall, wenn ein Ver­trags­part­ner ei­ne an sich recht­lich mögli­che Ge­stal­tung in ei­ner mit Treu und Glau­ben un­ver­ein­ba­ren Wei­se nur da­zu ver­wen­det, sich zum Nach­teil des an­de­ren Ver­trags­part­ners Vor­tei­le zu ver­schaf­fen, die nach dem Zweck der Norm und des Rechts­in­sti­tuts nicht vor­ge­se­hen sind. Auch die Aus­nut­zung der durch das Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz vor­ge­se­he­nen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten kann un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen rechts­miss­bräuch­lich sein, et­wa wenn meh­re­re recht­lich und tatsächlich ver­bun­de­ne Ver­trags­ar­beit­ge­ber in be­wuss­tem und ge­woll­tem Zu­sam­men­wir­ken auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge mit ei­nem Ar­beit­neh­mer aus­sch­ließlich des­halb schließen, um auf die­se Wei­se über die nach § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG vor­ge­se­he­nen Be­fris­tungsmöglich­kei­ten hin­aus sach­grund­lo­se Be­fris­tun­gen an­ein­an­der­rei­hen zu können (BAG 19. März 2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 25 mwN; 4. De­zem­ber 2013 - 7 AZR 290/12 - Rn. 25, BA­GE 146, 371). Bei ei­ner rechts­miss­bräuch­li­chen Aus­nut­zung der Möglich­keit, sach­grund­los be­fris­te­te Ar­beits­verträge nach § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ab­zu­sch­ließen - kon­kret: bei ei­ner Um­ge­hung des An­schluss­ver­bots nach § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG -, be­steht die mit Treu und Glau­ben nicht zu ver­ein­ba­ren­de Rechts­fol­ge nicht in dem Ver­trags­schluss „an sich“, son­dern in der Recht­fer­ti­gung der in dem Ver­trag ver­ein­bar­ten Be­fris­tung nach § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG. Der un­red­li­che Ver­trags­part­ner kann sich auf ei­ne sol­che Be­fris­tung nicht be­ru­fen (BAG 24. Ju­ni 2015 - 7 AZR 474/13 - Rn. 23; 19. März

 

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2014 - 7 AZR 527/12 - Rn. 25; 15. Mai 2013 - 7 AZR 525/11 - Rn. 26 mwN, BA­GE 145, 128).

2. Da­nach ist es der Be­klag­ten nicht nach Treu und Glau­ben ver­wehrt, sich auf die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags zum 30. März 2011 zu be­ru­fen.

Der Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags mit der Kläge­rin dien­te nicht dem Ziel, das An­schluss­ver­bot nach § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG zu um­ge­hen. Das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin mit der Be­klag­ten, in des­sen Rah­men sie - eben­so wie zu­vor - in der Kin­der­kli­nik des Uni­ver­sitätskli­ni­kums beschäftigt war, schloss sich zwar un­mit­tel­bar an die vor­aus­ge­hen­de Beschäfti­gung beim Land Sach­sen-An­halt an. Die Kläge­rin war je­doch nicht Ar­beit­neh­me­rin, son­dern Be­am­tin des Lan­des Sach­sen-An­halt. Das Be­am­ten­verhält­nis stand dem Ab­schluss ei­nes sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags nicht ent­ge­gen. Zweck des Ar­beits­ver­trags der Par­tei­en konn­te es da­her nicht sein, über die in § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG vor­ge­se­he­nen Be­fris­tungsmöglich­kei­ten hin­aus ei­ne wei­te­re Möglich­keit zur sach­grund­lo­sen Be­fris­tung zu er­sch­ließen und da­mit die Gren­zen des § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG zu um­ge­hen. Die Be­klag­te hat sich durch die Be­fris­tungs­ab­re­de kei­ne Vor­tei­le ver­schafft, die durch den Zweck der Vor­schrift nicht vor­ge­se­hen sind. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG soll ei­ne An­ein­an­der­rei­hung von Ar­beits­verhält­nis­sen ver­hin­dern, nicht aber die Be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses im An­schluss an ein Be­am­ten­verhält­nis.

An­de­re für ei­nen Rechts­miss­brauch spre­chen­de Umstände sind we­der von der Kläge­rin dar­ge­legt noch sonst er­sicht­lich.

 

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III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

Gräfl

Kiel

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Busch

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