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ArbG Ber­lin, Be­schluss vom 08.09.2011, 63 BV 9415/08

   
Schlagworte: Tarifunfähigkeit, CGZP
   
Gericht: Arbeitsgericht Berlin
Aktenzeichen: 63 BV 9415/08
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 08.09.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ar­beits­ge­richt Ber­lin
Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
63 BV 9415/08

Verkündet

am 08.09.2011

als Ur­kunds­be­am­ter/in

der Geschäfts­stel­le

Be­schluss

In Sa­chen

- An­trag­stel­ler und Be­tei­lig­ter zu 1) -

- Be­tei­lig­te zu 2) -

- Be­tei­lig­te/r zu 3) -

- Be­tei­lig­te/r zu 4) -

- Be­tei­lig­te/r zu 5) -

- Be­tei­lig­te/r zu 6) -

- Be­tei­lig­te/r zu 7) -

- Be­tei­lig­te/r zu 8) -

- 2 -

- Be­tei­lig­te/r zu 9) -

- Be­tei­lig­te/r zu 10) -

- Be­tei­lig­te/r zu 11) -

- Be­tei­lig­te/r zu 12) -

- Be­tei­lig­te/r zu 13) -

zu 3)

zu 8) 

zu 9)

zu 11)

hat das Ar­beits­ge­richt Ber­lin, 63. Kam­mer, auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 28.07.2011 und auf die Be­ra­tung vom 08.09.2011
durch den Rich­ter am Ar­beits­ge­richt F
als Vor­sit­zen­der
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herr S und Herr W
be­schlos­sen:

I.

Es wird fest­ge­stellt, dass die Ta­rif­ge­mein­schaft Ch Ge­werk­schaf­ten für Z und P am 22. Ju­li 2003 nicht ta­riffähig war.

II.

Im Übri­gen wird der An­trag zurück­ge­wie­sen.

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Gründe

I.

Die Be­tei­lig­ten strei­ten darüber, ob die Be­tei­lig­te zu 3) (Ta­rif­ge­mein­schaft Ch Ge­werk­schaf­ten für Z und P am 22. Ju­li 2003 und im Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 ta­riffähig war.

Die Be­tei­lig­te zu 3) wur­de am 11. De­zem­ber 2002 von Mit­glie­dern der Be­tei­lig­ten zu 13) (Ch Ge­werk­schafts­bund Deutsch­lands) ge­gründet.

Die Zif­fern 2., 3. und 5. der Gründungs­sat­zung der Be­tei­lig­ten zu 3) ha­ben fol­gen­den Wort­laut:

„2. Mit­glie­der sind die Ge­werk­schaf­ten im CGB, die ih­ren Bei­tritt zur Ta­rif­ge­mein­schaft erklärt ha­ben. Die Mit­glied­schaft en­det durch Aus­tritts­erklärung ei­ner Ge­werk­schaft. Der Aus­schluss ei­ner Ge­werk­schaft be­darf ei­ner 2/3-Mehr­heit der Mit­glie­der­ver­samm­lung.
3. Die Ta­rif­ge­mein­schaft ver­tritt die ta­rif­li­chen In­ter­es­sen ih­rer Mit­glieds­ge­werk­schaf­ten und schließt für de­ren Mit­glie­der Ta­rif­verträge ab.
5. Mit­glie­der­ver­samm­lung:
a) Die Mit­glie­der­ver­samm­lung be­steht aus min­des­tens ei­nem Ver­tre­ter der an­ge­schlos­se­nen Ge­werk­schaf­ten.
b) Die Mit­glie­der­ver­samm­lung tagt bei Be­darf, je­doch min­des­tens al­le vier Jah­re.
c) Die Mit­glie­der­ver­samm­lung wird vom Vor­stand ein­be­ru­fen. Auf An­trag von min­des­tens 1/3 der Mit­glieds­ge­werk­schaf­ten ist ei­ne Mit­glie­der­ver­samm­lung durch­zuführen. Ei­ne ord­nungs­gemäß ein­be­ru­fe­ne Mit­glie­der­ver­samm­lung ist un­abhängig von der An­zahl der An­we­sen­den be­schlussfähig.
d) Die Mit­glie­der­ver­samm­lung be­stellt den Vor­stand der Ta­rif­ge­mein­schaft
e) Ab­stim­mun­gen können auch im schrift­li­chen Um­lauf­ver­fah­ren er­fol­gen.
f) Die Mit­glie­der­ver­samm­lung kann für die Ta­rif­ge­mein­schaft ei­ne Geschäfts­ord­nung be­sch­ließen."

Die Sat­zung wur­de am 05. De­zem­ber 2005 geändert.

Die Be­tei­lig­te zu 3) schloss seit dem 12. De­zem­ber 2002 ei­ne Viel­zahl von Fir­men- und Ver­bands­ta­rif­verträgen ab.

Die zu 4) be­tei­lig­te Ch Ge­werk­schaft M (CGM), die zu 6) be­tei­lig­te DHV — Die Be­rufs­ge­werk­schaft e.V. (DHV) so­wie die zu 7) be­tei­lig­te Ge­werk­schaft Ö D und Dienst­leis­tun­gen (GÖD) sind Mit­glie­der der Be­tei­lig­ten zu 3). Die zu 5) be­tei­lig­te Ch Ge­werk­schaft P und T (CGPT) war bis zum
30. Ju­ni 2009 Mit­glied der Be­tei­lig­ten zu 3).

Der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund (Be­tei­lig­ter zu 11) so­wie die Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände (Be­tei­lig­te zu 12) wur­den ne­ben dem C Ge­werk­schafts­bund Deutsch­lands (Be­tei­lig­ter zu 13) als Spit­zen­verbände be­tei­ligt. Die Be­tei­li­gung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für A und S(Be­tei­lig­ter zu 10) er­folg­te auf­grund sei­ner Stel­lung als obers­te Ar­beits­behörde des Bun­des. Der Ar­beit­ge­ber­ver­band Mit­telständi­scher P (Be­tei­lig­ter zu 8) und die Bun­des­ver­ei­ni­gung

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Deut­scher D e.V. (Be­tei­lig­te zu 9) ha­ben wie­der­holt mit der Be­tei­lig­ten zu 3) Ta­rif­verträge ab­ge­schlos­sen.
Mit der am 15. April 2008 beim Ar­beits­ge­richt Bam­berg ein­ge­gan­ge­nen An­trags­schrift lei­te­te der Be­tei­lig­te zu 1) das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren ein. Das Ver­fah­ren wur­de mit Be­schluss vom 06. Ju­ni 2008 (BI.14 und 15 d.A.) an das Ar­beits­ge­richt Ber­lin ver­wie­sen.

Der Be­tei­lig­te zu 1) führt vor dem Ar­beits­ge­richt Bam­berg (- 2 Ca 249/08 -) ein Ver­fah­ren ge­gen die Be­tei­lig­te zu 2), mit dem er Vergütungs­ansprüche aus ei­nem Leih­ar­beits­verhält­nis für die Zeit sei­ner Beschäfti­gung vom 17. Ok­to­ber 2006 bis zum 31. Ja­nu­ar 2008 gel­tend macht.
In § 15 des zwi­schen dem Be­tei­lig­ten zu 1) und der Be­tei­lig­ten zu 2) am 16. Ok­to­ber 2006 ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­tra­ges (BI.3 und 4 d.A.) ist ge­re­gelt, dass ne­ben den vor-ste­hen­den Ver­trags­ver­ein­ba­run­gen die Be­stim­mun­gen der Ta­rif­verträge für Zeit­ar­beit­neh­mer, die zwi­schen der Ta­rif­ge­mein­schaft Ch Ge­werk­schaf­ten Z und PSA und der Ta­rif­ge­mein­schaft Z im BVD ab­ge­schlos­sen wur­den, in der je­weils gülti­gen Fas­sung gel­ten.
Mit Be­schluss vom 16. April 2008 (6I.19 und 20 d.A.) setz­te das Ar­beits­ge­richt Bam­berg den Recht­streit gemäß § 97 Abs.5 ArbGG bis zur Er­le­di­gung ei­nes Be­schluss­ver­fah­rens über die Ta­riffähig­keit der Ta­rif­ge­mein­schaft CIM» Ge­werk­schaf­ten für Z und PSA aus. Das Ar­beits­ge­richt Bam­berg ergänz­te die­sen Be­schluss mit Be­schluss vom 21. No­vem­ber 2008 (Bl.53 d.A.) und Be­schluss vom 06. Fe­bru­ar 2008 (BI.160 d.A.). Ei­ne Rechts­mit­tel­be­leh­rung ent­hielt nur der Be­schluss vom 06. Fe­bru­ar 2008.

Der Be­tei­lig­te zu 1) ist der An­sicht, die Be­tei­lig­te zu 3) ha­be die für die Ar­beit­neh­mer mit Ab­stand ungüns­tigs­ten Ta­rif­verträge ab­ge­schlos­sen, was nur durch die feh­len­de Bin­dung an ei­ne ernst­haf­te Mit­glie­der­ba­sis erklärbar sei. Aus die­sem Grund sei von ei­ner man­geln­den Ta­riffähig­keit die­ser Ge­werk­schaft aus­zu­ge­hen.

We­gen des wei­te­ren Vor­trags des Be­tei­lig­ten zu 1) wird auf den In­halt sei­ner An­trags­schrift (BI.1 und 2 d.A.) nebst An­la­gen so­wie sei­ner Schriftsätze vom 29. März 2011 (BI.277 d.A.), vorn 09. Mai (61.343 und 344 d.A.) und vom 26. Ju­li 2011 (BI.667 und 668 d.A.) Be­zug ge­nom­men.

Die An­trags­schrift des Be­tei­lig­ten zu 1) enthält den An­trag, fest­zu­stel­len, dass die Ta­rif­ge­mein­schaft Ch Ge­werk­schaf­ten Z und PSA nicht ta­riffähig ist. In sei­nem Schrift­satz vom 26. Ju­li 2011 fass­te der Be­tei­lig­te zu 1) sei­nen An­trag wie folgt neu:

fest­zu­stel­len, dass die Ta­rif­ge­mein­schaft Ch1111.1.11 Ge­werk­schaf-en ZIMIIIM und PSA am 22. Ju­li 2003 und im Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 nicht ta­riffähig war.

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Die Be­tei­lig­ten zu 2), 3), 8) und 9) be­an­tra­gen,

den An­trag zurück­zu­wei­sen.

Wei­ter­hin be­an­tragt die Be­tei­lig­te zu 3),

das Ver­fah­ren bis zur Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts über die Be­tei­li­gung von Fir­men­ta­rif­ver­trags­par­tei­en im Ver­fah­ren nach § 97 Abs.1 ArbGG (Ak­ten­zei­chen: BAG 1 ABR 19/10) aus­zu­set­zen.

Die Be­tei­lig­ten 2), 3), 6), 8), 9) und 13) ha­ben in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 28. Ju­li 2011 erklärt, sie stim­men ei­ner An­tragsände­rung nicht zu.

Die Be­tei­lig­te zu 3) ist der An­sicht, der Be­tei­lig­te zu 1) sei nicht an­trags­be­fugt, da der Aus­set­zungs­be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 16. April 2008 zu un­be­stimmt sei. Dar­an ände­re auch der Hin­weis des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 19. No­vem­ber 2008 nichts. Zu­dem sei der Be­schluss während der Aus­set­zung er­folgt und da­mit un­wirk­sam.
Wei­ter­hin sei der Aus­set­zungs­be­schluss nicht rechts­kräftig, so dass dem Be­tei­lig­ten zu 1) die An­trags­be­fug­nis feh­le.
Die Be­tei­lig­te zu 3) sei ta­riffähig. Sie sei ei­ne Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on im Sin­ne des § 2 Abs.3 TVG und be­reits auf­grund des Um­stan­des, dass der Ab­schluss von Ta­rif­verträgen für Zeit­ar­beit und Per­so­nal­ser­vice­or­ga­ni­sa­tio­nen nach § 1 der Sat­zung der Be­tei­lig­ten zu 3) zu ih­ren sat­zungs­gemäßen Auf­ga­ben gehöre und zwei Mit­glie­der ta­riffähig sei­en, selbst ta­riffähig.
Sie ha­be zahl­rei­che Flächen- und Haus­ta­rif­verträge in der Bran­che der Zeit­ar­beit ab­ge­schlos­sen, was die ak­ti­ve Mit­wir­kung am Zu­stan­de­kom­men ta­rif­li­cher Re­ge­lun­gen von Ar­beits­be­din­gun­gen be­le­ge.
We­gen des wei­te­ren Vor­trags der Be­tei­lig­ten zu 3) wird auf den In­halt ih­rer Schriftsätze vom 19. De­zem­ber 2008 (Bl.88 bis 95 d.A.), vom 16. Mai 2011 (BI.358 bis 363 d.A.) und vom 13. Ju­li 2011 (BI.422 bis 424 d.A.) nebst An­la­ge Be­zug ge­nom­men.

Die Be­tei­lig­te zu 8) ist der Auf­fas­sung, das vor­lie­gen­de Be­schluss­ver­fah­ren sei vom Be­tei­lig­ten zu 1) nicht wirk­sam ein­ge­lei­tet wor­den, da die An­trags­schrift zum Zeit­punkt aus­ge­fer­tigt wor­den sei, zu dem noch kein Aus­set­zungs­be­schluss im Aus­gangs­ver­fah­ren exis­tiert ha­be. Zu­dem sei die An­trags­schrift vom 11. April 2008 le­dig­lich mit ei­ner Pa­ra­phe un­ter­zeich­net wor­den, so dass die er­for­der­li­che Un­ter­schrift feh­le.
Zu­dem sei der Aus­set­zungs­be­schluss noch nicht rechts­kräftig und außer­dem zu un­be­stimmt. Der ergänzen­de Be­schluss vom 21. No­vem­ber 2008 sei un­be­acht­lich, da er zum ei­nen während des be­reits aus­ge­setz­ten Ver­fah­rens er­folgt ist, zum an­de­ren nicht mit dem Be­schluss vom 16. April 2008 körper­lich ver­bun­den sei und zum wei­te­ren nicht von

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den Rich­ter ge­fasst wor­den sei, der den Aus­set­zungs­be­schluss vom 16. April 2008 ge­fasst hat.
Wei­ter­hin feh­le dem Be­tei­lig­ten zu 1) das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se, denn das Bun­des­ar­beits­ge­richt ha­be den zwi­schen der Be­tei­lig­ten zu 3) und der Ta­rif­ge­mein­schaft Zeit­ar­beits­un­ter­neh­men im BVD ab­ge­schlos­sen Ent­gelt­ta­rif­ver­trag-Ost vom 22. Ju­li 2003 be­reits im Ur­teil vom 24. März 2004 — 5 AZR 303/03 - für wirk­sam er­ach­tet.
Im Übri­gen kom­me es für die Wirk­sam­keit des re­le­van­ten Ta­rif­ver­tra­ges gar nicht auf die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) an, son­dern auf die Ta­riffähig­keit de­ren Mit­glieds­verbände, denn die Be­tei­lig­te zu 3) ha­be in der Ver­gan­gen­heit Ta­rif­verträge nicht nur im ei­ge­nen Na­men, son­dern als Ta­rif­ge­mein­schaft auch im frem­den Na­men und da­mit in Stell­ver­tre­tung für die an­ge­schlos­se­nen Mit­glieds­ge­werk­schaf­ten ab­ge­schlos­sen. Auch den im Aus­set­zungs­be­schluss be­nann­ten Ent­gelt­ta­rif­ver­trag-West vom 22. Ju­li 2003 ha­be die Be­tei­lig­te zu 3) auch in Ver­tre­tung für ih­re dem CGB an­gehören­den Mit­glieds­ge­werk­schaf­ten ab­ge­schlos­sen. In­so­weit kom­me es auf die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) über­haupt nicht an, so dass ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se feh­le.
Die Be­tei­lig­te zu 3) sei ei­ne Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on im Sin­ne des § 2 Abs.3 TVG und be­reits auf­grund des Um­stan­des, dass zwei Mit­glie­der ta­riffähig sei­en, selbst ta­riffähig.
Hin­zu kom­me, dass die aus dem Rechts­staats­prin­zip fol­gen­den Grundsätze des Ver­trau­ens­schut­zes und der Rechts­si­cher­heit so­wie die Leh­re vom feh­ler­haf­ten, in Voll­zug ge­setz­ten Dau­er­schuld­verhält­nis­sen es ge­bie­ten, für die Zeit vor dem 14. De­zem­ber 2010 von der Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) aus­zu­ge­hen.
We­gen des wei­te­ren Vor­trags der Be­tei­lig­ten zu 8) wird auf den In­halt ih­rer Schriftsätze vom 22. De­zem­ber 2008 (61.96 bis 104 d.A.) nebst An­la­gen und vom 21. Ju­li 2011 (Bl.535 bis 580 d.A.) nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Die Be­tei­lig­te zu 9) trägt vor, die Be­tei­lig­te zu 3) sei 2003 als rei­ne Ta­rif­ge­mein­schaft ge­gründet wor­den. Erst später sei durch Be­schluss ei­ner Sat­zung mit Zuständig­keit für die Zeit­ar­beit die Be­gründung ei­ner Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on nach­ge­scho­ben wor­den. Da­mit ha­be die vor­he­ri­ge Ta­rif­ge­mein­schaft zur Ver­deut­li­chung der ta­rif­po­li­ti­schen Zuständig­keit auf­ge­wer­tet wer­den sol­len. Die Be­tei­lig­te zu 3) ha­be Ta­rif­verträge ab­sch­ließen können und sei auch ta­riffähig ge­we­sen.
Zu­dem sei der An­trag auch aus den Ge­sichts­punk­ten der Verjährung zurück­zu­wei­sen. We­gen des wei­te­ren Vor­trags der Be­tei­lig­ten zu 9) wird auf den In­halt ih­res Schrift­sat­zes vom 14. Ju­ni 2011 (BI.368 bis 370 d.A.) nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.
Mit Schrift­satz vom 21. Ju­li 2007 ha­ben wei­te­re 59 Un­ter­neh­men der Zeit­ar­beits­bran­che, die mit der Be­tei­lig­ten zu 3) Fir­men­ta­rif­verträge ab­ge­schlos­sen ha­ben, die Be­tei­li­gung an dem vor­lie­gen­den Ver­fah­ren be­an­tragt. Dies wur­de mit Schrei­ben vom 25. Ju­li 2011 durch das Ar­beits­ge­richt ab­ge­lehnt.

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II.

Der nur zum Teil zulässi­ge An­trag ist be­gründet.

1. Das Be­schluss­ver­fah­ren ist ent­schei­dungs­reif.

1.1. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­tei­lig­ten zu 3) war das Ver­fah­ren nicht in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 148 ZPO aus­zu­set­zen.

Da­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren über­haupt im Hin­blick auf die aus­ste­hen­de Ent­schei­dung über die Ver­fas­sungs­be­schwer­de ge­gen die Nicht­be­tei­li­gung von Fir­men­ta­rif­ver­trags­par­tei­en im Ver­fah­ren nach § 97 Abs.1 ArbGG nach § 148 ZPO (oder ana­log § 148 ZPO, wenn man im Ver­fah­ren über die Ver­fas­sungs­be­schwer­de kei­nen "an­de­ren Rechts­streit" sieht) aus­ge­setzt wer­den könn­te, denn je­den­falls ist das Ver­fah­ren vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt für das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren nicht vor­greif­lich im Sinn des § 148 ZPO. Es fehlt an ei­nem Rechts­verhält­nis, das Ge­gen­stand des anhängi­gen ver­fas­sungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens ist und von des­sen Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen die Ent­schei­dung über die Fra­ge der Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) am 22. Ju­li 2003 und im Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 abhängt. Der von der Be­tei­lig­ten zu 3) nicht be­gründe­te Aus­set­zungs­an­trag zielt of­fen­sicht­lich dar­auf ab, Fir­men­ta­rif­ver­trags­par­tei­en an dem vor­lie­gen­den Ver­fah­ren zu be­tei­li­gen. Aus wel­chen Gründen sich aber er­ge­ben soll, dass die in dem Ver­fah­ren BAG 1 ABR 19/10, de­ren Streit­ge­gen­stand auf die ge­gen­warts­be­zo­ge­ne Fest­stel­lung, dass die Be­tei­lig­te zu 3) nicht ta­riffähig ist, be­zo­gen war, wo­hin­ge­gen in dem vor­lie­gen­de Ver­fah­ren Streit­ge­gen­stand die ver­gan­gen­heits­be­zo­ge­ne Fest­stel­lung, dass die Be­tei­lig­te zu 3) am 22. Ju­li 2003 und im Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 nicht ta­riffähig war, er­folg­te Nicht­be­tei­li­gung von Fir­men­ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­zulässig und da­her auch in dem vor­lie­gen­den Ver­fah­ren un­zulässig ist, ist nicht nach­voll­zieh­bar. In­so­weit ist der Ge­gen­stand der Ver­fas­sungs­be­schwer­de für das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren of­fen­sicht­lich un­er­heb­lich.

1.2. Un­er­heb­lich ist, dass der Be­tei­lig­te zu 1) zu dem Ter­min vom 28. Ju­li 2011 trotz ord­nungs­gemäßer La­dung nicht er­schie­nen ist. Zwar ha­ben die Be­tei­lig­ten an der Aufklärung des Sach­ver­halts mit­zu­wir­ken, § 83 Abs.1 Satz 2 ArbGG. In­so­weit sind die Be­tei­lig­ten in dem Ver­fah­ren zu hören, § 83 Abs.3 Satz 1 Be­trVG, und können sich schrift­lich äußern, § 83 Abs.4 Satz 1 Be­trVG. Bleibt ein Be­tei­lig­ter auf La­dung un­ent­schul­digt aus, so ist der Pflicht zur Anhörung genügt, § 83 Abs.4 Satz 2 Be­trVG. Er­scheint ein Be­tei­lig­ter trotz ord­nungs­gemäßer La­dung nicht zum Ter­min, fin­det ge­gen die­sen kein Versäum­nis­ver­fah­ren statt. Viel­mehr ist das Ver­fah­ren oh­ne den un­ent­schul­digt Aus­ge­blie­be­nen fort­zu­set­zen

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2. Der An­trag ist nur zum Teil zulässig.

2.1. Der vom Be­tei­lig­ten zu 1) zu­letzt in sei­nem Schrift­satz vom 26. Ju­li 2011 neu for­mu­lier­te An­trag stellt kei­ne An­tragsände­rung dar, die gemäß § 81 Abs.3 Satz 1 ArbGG der Zu­stim­mung der übri­gen Be­tei­lig­ten be­durf­te.

2.1.1. So­weit der Be­tei­lig­te zu 1) in sei­nem An­trag vom 26. Ju­li 2011 die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­tei­lig­te zu 3) am 22. Ju­li 2011 nicht ta­riffähig war, liegt kei­ne An­tragsände­rung vor.
Der Streit­ge­gen­stand rich­tet sich nicht nur nach dem zur Ent­schei­dung ge­stell­ten An­trag (Kla­ge­ziel), son­dern auch nach dem zu­gehöri­gen Le­bens­sach­ver­halt (Kla­ge­grund), aus dem die be­gehr­te Rechts­fol­ge her­ge­lei­tet wird. Nach der pro­zess­recht­li­chen Auf­fas­sung vom zwei­glied­ri­gen Streit­ge­gen­stand wird der Streit­ge­gen­stand nicht al­lein durch das An­trags­ziel be­stimmt. Die Ein­heit­lich­keit des Kla­ge­ziels genügt des­halb nicht, um ei­nen ein­heit­li­chen Streit­ge­gen­stand an­zu­neh­men. Streit­ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens war be­reits vor der Neu­fas­sung des An­trags die Fra­ge, ob die Be­tei­lig­te zu 3) bei Ab­schluss des „Ent­gelt­ta­rif­ver­trags West" mit der Ta­rif­ge­mein­schaft für Zeit­ar­beits­un­ter-neh­men in der BVD am 22. Ju­li 2003 ta­riffähig war. Dies folgt aus dem zur Be­gründung des An­trags an­geführ­ten Le­bens­sach­ver­halt. Der Be­tei­lig­te zu 1) be­gehrt die Fest­stel­lung der feh­len­den Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) nur so­weit dies zur Durch­set­zung sei­nes vor dem Ar­beits­ge­richt Bam­berg im Ver­fah­ren — 2 Ca 249/08 - er­ho­be­nen pro­zes­sua­len An­spruchs er­for­der­lich ist. Der Be­tei­lig­te zu 1) hat zunächst im Ur­teils­ver­fah­ren auf den Equal-Pay-Grund­satz gestütz­te Vergütungs­ansprüche für die Zeit sei­nes Leih­ar­beits­verhält­nis­ses gel­tend ge­macht. Das Ar­beits­ge­richt Bam­berg hat sich an ei­ner Sach­ent­schei­dung ge­hin­dert ge­se­hen, da nach sei­ner Auf­fas­sung der zur Ent­schei­dung ge­stell­te An­spruch von der Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) am 22. Ju­li 2003 abhängt. Aus die­sem Grund hat es je­nes Ver­fah­ren aus­ge­setzt und dem dor­ti­gen Kläger die Möglich­keit eröff­net, als An­trag­stel­ler nach § 97 Abs.5 Satz 2 ArbGG das vor­lie­gen­de Be­schluss­ver­fah­ren über die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) ein­zu­lei­ten. Der Aus­set­zungs­be­schluss vom 16. April 2008 lässt zwar den Zeit­raum, für den das Ar­beits­ge­richt die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) als ent­schei­dungs­er­heb­lich an­sieht, nicht ein­deu­tig er­ken­nen. Aus der vom Ar­beits­ge­richt ergänz­ten Be­gründung sei­nes Aus­set­zungs­be­schlus­ses, die bei der Aus­le­gung der Be­schluss­for­mel zu berück­sich­ti­gen ist, wird je­doch deut­lich, dass die­ses die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) für das Ver­fah­ren — 2 Ca 249/08 - nur bis zur Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses des dor­ti­gen Klägers als ent­schei­dungs­er­heb­lich an­sieht (hier­zu BAG Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2010 — 1 ABR 19/10 — NZA 2011, 289¬300). Der Streit­ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens war da­her auch be­reits vor der Neu­for­mu­lie­rung des An­trags auf ei­ne ver­gan­gen­heits­be­zo­ge­ne Fest­stel­lung über die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) be­schränkt.

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2.1.2. So­weit der Be­tei­lig­te zu 1) in sei­nem An­trag vom 26. Ju­li 2011 die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­tei­lig­te zu 3) im Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 nicht ta­riffähig war, kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob sich dies un­ter Berück­sich­ti­gung der Ausführun­gen zu 2.1.1. als An­tragsände­rung dar­stellt, denn je­den­falls liegt kei­ne An­tragsände­rung vor, die der Zu­stim­mung der übri­gen Be­tei­lig­ten be­durf­te.
Der Be­griff der An­tragsände­rung ent­spricht dem der Kla­geände­rung in § 263 ZPO. Ände­rung des An­tra­ges be­deu­tet Ände­rung des Streit­ge­gen­stan­des. Auf der an­de­ren Sei­te ist nicht je­de Ände­rung des for­mel­len An­trags ei­ne An­tragsände­rung. Es kann sich auch nur um ei­ne Klar­stel­lung des von An­fang an ge­stell­ten An­tra­ges han­deln. In den Fällen des § 264 ZPO, der auch im Be­schluss­ver­fah­ren An­wen­dung fin­det (Ger­mel­mann/ Mat­thes/Prütting/Müller-Glöge/Schlewing, ArbGG, § 81 Rz.84), liegt trotz Ände­rung des Streit­ge­gen­stan­des kei­ne Ände­rung des An­tra­ges im Sin­ne von § 81 Abs.3 vor. Auf die Zu­stim­mung der Be­tei­lig­ten oder die Sach­dien­lich­keit der Ände­rung des An­tra­ges kommt es da­her in die­sen Fällen nicht an. In die­sen Fällen ist die Ände­rung des An­tra­ges kraft Ge­set­zes sach­dien­lich.
Vor­lie­gend hat der Be­tei­lig­te zu 1) mit der Er­stre­ckung des An­tra­ges auf den Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 je­den­falls den An­trag er­wei­tert, denn die Fest­stel­lung ist nun­mehr nicht mehr auf den 22. Ju­li 2003 be­schränkt, son­dern er­streckt sich darüber hin­aus. Da­mit liegt ei­ne An­trags­er­wei­te­rung vor, die be­reits gemäß § 264 ZPO kraft Ge­set­zes sach­dien­lich ist, so dass es ei­ner Zu­stim­mung der übri­gen Be­tei­lig­ten nicht be­darf.

2.2. Der An­trag ist un­zulässig, so­weit der Be­tei­lig­te zu 1) die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­tei­lig­te zu 3) im Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 nicht ta­riffähig war. Der Be­tei­lig­te zu 1) verfügt nicht über die in ei­nem Ver­fah­ren nach § 2a Abs.1 Nr.4 ArbGG er­for­der­li­che An­trags­be­fug­nis.
Die An­trags­be­fug­nis ist be­schränkt auf den im aus­ge­setz­ten Kla­ge­ver­fah­ren für maßgeb­lich ge­hal­te­nen Zeit­punkt, weil sich das Ver­fah­ren nach § 97 Abs.5 Satz 2 ArbGG auf die­se Vor­fra­ge be­schränkt (BAG Be­schluss vom 18. Ju­li 2006 — 1 ABR 36105 — NZA 2006, 1225-1232 dort un­ter Rz.22 der Gründe). Aus­weis­lich des Aus­set­zungs­be­schlus­ses des Ar­beits­ge­richts Bam­berg kommt es in dem aus­ge­setz­ten Rechts­streit ein­deu­tig dar­auf an, ob die Be­tei­lig­te zu 3) am 22. Ju­li 2003 ta­riffähig war. Der Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis 31. Ja­nu­ar 2008 war für das aus­set­zen­de Ge­richt nicht er­heb­lich, so dass der An­trag in­so­weit un­zulässig ist, da die Par­tei­en des aus­ge­setz­ten Ver­fah­rens nicht be­fugt sind, ei­ne an­de­re als die von dem aus­set­zen­den Ge­richt für ent­schei­dungs­er­heb­lich er­ach­te­te Fra­ge der Ta­riffähig­keit ge­richt­lich klären zu las­sen. Da der Aus­set­zungs­be­schluss hin­sicht­lich des Zeit­punk­tes (der Zeit­punkt ist so­gar un­ter­stri­chen) ein­deu­tig ist, be­durf­te er kei­ner Aus­le­gung. So­weit der Be­tei­lig­te zu 1) nun­mehr der Auf­fas­sung ist, ent­schei­dungs­er­heb­lich sei der Zeit­raum 17. Ok­to­ber 2006 bis zum 31. Ja­nu­ar 2008 hätte er in­so­weit ge­gen den Aus­set­zungs­be­schluss Be­schwer­de ein­le­gen müssen. Da dies

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nicht er­folgt ist und der Aus­set­zungs­be­schluss nun­mehr rechts­kräftig ist, be­gründet nur der dort ge­nann­te Zeit­punkt die An­trags­be­fug­nis.

2.3. Im Übri­gen ist der An­trag zulässig

2.3.1. Die An­trags­schrift ist in der ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Form ein­ge­reicht wor­den.

Das Ver­fah­ren wird gemäß § 81 Abs.1 1.HS ArbGG nur auf An­trag ein­ge­lei­tet. Der An­trag ist gemäß § 81 Abs.1 2.HS ArbGG beim Ar­beits­ge­richt schrift­lich ein­zu­rei­chen oder bei sei­ner Geschäfts­stel­le münd­lich zur Nie­der­schrift an­zu­brin­gen.
Die An­trags­schrift muss ei­ne Un­ter­schrift tra­gen, da die Un­ter­schrift ein we­sent­li­cher Be­stand­teil ei­ner An­trags­schrift im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren ist; § 130 Nr.6 ZPO gilt auch hier (BAG Be­schluss vom 21. Ok­to­ber 1969 — 1 ABR 8/69 - AP Nr.10 zu § 3 Be­trVG).
Zweck die­ses For­mer­for­der­nis­ses ei­ner ei­genhändi­gen Un­ter­schrift ist der Nach­weis, dass der Schrift­satz von ei­ner Per­son, die nach der maßgeb­li­chen Pro­zess­ord­nung befähigt und be­fugt ist, Pro­zess­hand­lun­gen vor­zu­neh­men, in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung vor­ge­tra­gen wird.

Ent­ge­gen der An­sicht der Be­tei­lig­ten zu 8) fehlt es vor­lie­gend nicht an ei­ner ord­nungs­gemäßen Un­ter­schrift des Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ten des Be­tei­lig­ten zu 1).
Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs (sie­he nur BGH Be­schluss vom 09. Fe­bru­ar 2010 — VIII ZB 67/09 — Fund­stel­le: Ju­ris), der sich die er­ken­nen­de Kam­mer an­sch­ließt, ist bei be­stim­men­den Schriftsätzen die ei­genhändi­ge Un­ter­schrift des Aus­stel­lers er­for­der­lich, um die­sen un­zwei­fel­haft iden­ti­fi­zie­ren zu können. Was un­ter ei­ner Un­ter­schrift zu ver­ste­hen ist, er­gibt sich aus dem Sprach­ge­brauch und dem Zweck der Form­vor­schrift. Er­for­der­lich, aber auch genügend ist da­nach das Vor­lie­gen ei­nes die Iden­tität des Un­ter­schrei­ben­den aus­rei­chend kenn­zeich­nen­den Schrift­zugs, der in­di­vi­du­el­le und ent­spre­chend cha­rak­te­ris­ti­sche Merk­ma­le auf­weist, die die Nach­ah­mung er­schwe­ren, sich als Wie­der­ga­be ei­nes Na­mens dar­stellt und die Ab­sicht ei­ner vol­len Un­ter­schrifts­leis­tung er­ken­nen lässt, selbst wenn er nur flüch­tig nie­der­ge­legt und von ei­nem star­ken Ab­schlei­fungs­pro­zess ge­kenn­zeich­net ist. Un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen kann selbst ein ver­ein­fach­ter und nicht les­ba­rer Na­mens­zug als Un­ter­schrift an­zu­er­ken­nen sein, wo­bei ins­be­son­de­re von Be­deu­tung ist, ob der Un­ter­zeich­ner auch sonst in glei­cher oder ähn­li­cher Wei­se un­ter­schreibt. Ein Schrift­zug, der nach sei­nem äußeren Er­schei­nungs­bild ei­ne be­wuss­te und ge­woll­te Na­mens­abkürzung (Hand­zei­chen, Pa­ra­phe) dar­stellt, genügt da­ge­gen den an ei­ne ei­genhändi­ge Un­ter­schrift zu stel­len­den An­for­de­run­gen nicht.
Als ein Schrift­zug, der die­sen An­for­de­run­gen ge­ra­de noch genügt, ist ent­ge­gen der An­sicht der Be­tei­lig­ten zu 8) auch das vor­lie­gend als Un­ter­schrift zu be­ur­tei­len­de Ge­bil­de

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auf der An­trags­schrift an­zu­se­hen. Der Schrift­zug lässt - wenn auch nur in ver­schlif­fe­ner und un­deut­li­cher Form - er­ken­nen, dass sie aus Buch­sta­ben be­ste­hen. Ins­ge­samt kann dem Schrift­zug nach ih­rer Ge­stal­tung im Gan­zen ein in­di­vi­du­el­ler Cha­rak­ter, der ei­ne Un­ter­schei­dung von an­de­ren Un­ter­schrif­ten ermöglicht und ei­ne Nach­ah­mung er­schwert, nicht ab­ge­spro­chen wer­den. An­halts­punk­te dafür, dass es sich be­reits nach dem äußeren Er­schei­nungs­bild um ei­ne be­wuss­te und ge­woll­te Na­mens­abkürzung han­delt, lie­gen nicht vor. Der Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te hat auch sämt­li­che wei­te­re Schriftsätze in die­sem Ver­fah­ren mit ei­ner ähn­lich aus­se­hen­den Un­ter­schrift ver­se­hen, so z. B. den Schrift­satz vom 07. Ju­li 2008 (BI.18 d.A.), den Schrift­satz vom 25. No­vem­ber 2008 (BI.52 d.A.), den Schrift­satz vom 10. De­zem­ber 2008 (BI.55 d.A.), den Schrift­satz vom 12. Fe­bru­ar 2009 (BI.158 d.A.), den Schrift­satz vom 13. Fe­bru­ar 2009 (Bl.159 d.A.) und den Schrift­satz vom 26. Ju­li 2011 (Bl.667 und 668 d.A.). Auch soll­ten die Schriftzüge er­sicht­lich den gan­zen Na­men des Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ten des Be­tei­lig­ten zu 1) wie­der­ge­ben. Das reicht für die An­nah­me ei­ner ord­nungs­gemäßen Un­ter­schrift im Sin­ne des § 130 Nr.6 ZPO aus.

2.3.2. Der An­trag ist auch hin­rei­chend be­gründet. Die An­trags­schrift erfüllt die An­for­de­run­gen des § 253 Abs.2 ZPO, denn er hat den Sach­ver­halt vor­ge­tra­gen, aus dem sich das mit dem An­trag gel­tend ge­mach­te Recht er­ge­ben soll. Die Be­gründung muss so weit ge­hen, dass der Ver­fah­rens­ge­gen­stand, der Kla­ge­grund, da­durch be­stimmt wird. Der An­trag­stel­ler ist aber nicht von sich aus ver­pflich­tet, ei­nen vollständi­gen Sach­ver­halt vor­zu­tra­gen mit der Fol­ge, dass für das Ge­richt kein An­lass zu wei­te­rer Sach­ver­halts­aufklärung be­steht, wenn die An­trags­be­gründung nicht schlüssig ist (Ger­mel­mann­lMat­thes/Müller-Glöge/Prütting/Schlewing, ArbGG, § 83 Rz.86). In­so­weit genügt die Be­gründung des An­trags den An­for­de­run­gen des § 253 Abs.2 ZPO, denn der Ver­fah­rens­ge­gen­stand ist ein­deu­tig fest­stell­bar.

2.3.3. Die An­trags­be­fug­nis des Be­tei­lig­ten zu 1) ist ge­ge­ben.
§ 97 Abs.5 Satz 2 ArbGG er­wei­tert die An­trags­be­fug­nis zur Ein­lei­tung ei­nes Be­schluss­ver­fah­rens nach § 2 a Abs.1 Nr.4 ArbGG in den Fällen, in de­nen ein Ge­richt ei­nen Rechts­streit gemäß § 97 Abs.5 Satz 1 ArbGG bis zur Er­le­di­gung ei­nes Be­schluss­ver­fah­rens nach § 2 a Abs.1 Nr.4 ArbGG aus­ge­setzt hat, über den Kreis der nach § 97 Abs.1 ArbGG An­trags­be­fug­ten hin­aus auf die Par­tei­en des aus­ge­setz­ten Recht­streits.

2.3.3.1. Im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren lässt sich dem Aus­set­zungs­be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg in sei­ner Präzi­sie­rung vom 06. Fe­bru­ar 2009 zu­verlässig ent­neh­men, wel­che Vor­fra­ge das aus­set­zen­de Ge­richt für ent­schei­dungs­er­heb­lich ge­hal­ten hat.
Zwar genügte der Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 16. April 2008 nicht die­sen An­for­de­run­gen, denn das Ar­beits­ge­richt Bam­berg hat das Aus­gangs­ver­fah­ren le­dig­lich "bis zur Er­le­di­gung ei­nes Be­schluss­ver­fah­rens über die Ta­riffähig­keit der Ta­rif­ge-

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mein­schaft Ch Ge­werk­schaf­ten für Z und PSA" aus­ge­setzt. Auch wenn sich dem Aus­set­zungs­be­schluss ent­neh­men lässt, dass das Ar­beits­ge­richt Bam­berg die Ta­riffähig­keit der Ta­rif­ge­mein­schaft Ch Ge­werk­schaf­ten für Z und PSA als ent­schei­dungs­er­heb­lich an­ge­se­hen hat, kann dem Be­schluss nicht ent­nom­men wer­den, wel­chen Zeit­punkt das Ar­beits­ge­richt Bam­berg in­so­weit für maßgeb­lich hielt. Der Zeit­punkt, zu dem es nach der al­lein maßgeb­li­chen Be­ur­tei­lung des aus­set­zen­den Ge­richts auf die Ta­riffähig­keit an­kom­men soll, muss zu­verlässig fest­stell­bar sein (BAG Be­schluss vom 18. Ju­li 2006 — 1 ABR 36/05 — NZA 2006, 1225-1232). Nur dann lässt sich im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren die nach Auf­fas­sung des ArbG Bam­berg ent­schei­dungs­er­heb­li­che Vor­fra­ge der Ta­riffähig­keit be­ant­wor­ten. An ei­ner sol­chen Be­stim­mung oder Be­stimm­bar­keit des maßgeb­li­chen Zeit­punk­tes fehlt es in den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 16. April 2008. Zwar sind ne­ben der Be­schluss­for­mel auch die Gründe des Aus­set­zungs­be­schlus­ses zu berück­sich­ti­gen. Die­sen lässt sich aber nur ent­neh­men, dass der streit­ge­genständ­li­che Ar­beits­ver­trag vom 16. Ok­to­ber 2006 in § 15 Be­zug auf die Be­stim­mung der Ta­rif­verträge für Zeit­ar­beit­neh­mer, die die Ta­rif­ge­mein­schaft Ch«1» Ge­werk­schaf­ten für Z11113. und PSA ab­ge­schlos­sen ha­ben, nimmt. Wel­chen Zeit­punkt das Ar­beits­ge­richt Bam­berg in sei­nem Be­schluss vom 16. April 2008 für maßgeb­lich an-ge­se­hen hat, lässt sich hier­aus nicht ein­deu­tig ent­neh­men. Eben­so we­nig lässt sich dem Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 21. No­vem­ber 2008, mit dem wohl ei­ne Ergänzung des Be­schlus­ses vom 16. April 2008 vor­ge­se­he­nen war, ent­neh­men, wel­cher Zeit­raum das Ar­beits­ge­richt Bam­berg als maßgeb­lich an­ge­se­hen hat, denn auch hier fehlt jeg­li­che Zeit­an­ga­be. Erst der Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 06. Fe­bru­ar 2009 enthält die An­ga­be ei­nes kon­kre­ten Zeit­punk­tes, nämlich der 22. Ju­li 2003, zu dem es auf die Ta­riffähig­keit an­kom­men soll.
Un­er­heb­lich ist, dass die zu­letzt ent­schei­den­de Ergänzung des Be­schlus­ses des Ar­beits­ge­richts Bam­berg am 06. Fe­bru­ar 2009 und da­mit nach der be­reits mit Be­schluss vom 16. April 2008 er­folg­ten Aus­set­zung er­gan­gen ist. We­der der Be­schluss vom 16. April 2008 noch der Be­schluss vom 21. No­vem­ber 2008 wa­ren am 06. Fe­bru­ar 2009 man­gels Rechts­mit­tel­be­leh­rung rechts­kräftig, da bei un­ter­las­se­ner Rechts­mit­tel­be­leh­rung die Ein­le­gung ei­nes Rechts­mit­tels in­ner­halb ei­nes Jah­res seit Zu­stel­lung der Ent­schei­dung zulässig ist, § 9 Abs.5 Satz 4 ArbGG, so dass die Frist zur Ein­le­gung ei­ner so­for­ti­gen Be­schwer­de ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg vom 16. April 2008 und den Be­schluss vom 21. No­vem­ber 2008 am 6. Fe­bru­ar 2009 noch nicht ab­ge­lau­fen war. In­so­weit ist ei­ne Ände­rung des Be­schlus­ses und da­mit auch ei­ne Ergänzung der Be­gründung des Be­schlus­ses von Amts we­gen möglich (BGH Be­schluss vom 13. Ju­li 2006 — IX ZB 117/04 — NJW-RR 2006, 1554-1555 m.w.N.). Dass der Be­schluss vom 06. Fe­bru­ar 2009 durch ei­nen an­de­ren Rich­ter als den, der den Be­schluss vom 16. April 2008 ge­fasst hat, er­folgt ist, ist un­er­heb­lich. Aus­rei­chend ist ei­ne Ent­schei­dung der glei­chen Kam­mer des Ar­beits­ge­richts Bam­berg, denn es ist vor­lie­gend kei­ne Be­rich­ti­gung des Ur­sprungs-

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be­schlus­ses son­dern ei­ne Ergänzung der Be­gründung des Be­schlus­ses er­folgt. In­so­weit be­durf­te es auch kei­ner körper­li­chen Ver­bin­dung mit dem Be­schluss vom 16. April 2008. Un­er­heb­lich ist der Um­stand, dass der letz­te Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg nach Er­lass des ers­ten Be­schlus­ses vom 16. April 2008 und da­mit nach er­folg­ter Aus­set­zung des Ur­teils­ver­fah­rens er­gan­gen ist. Es liegt kei­ne ge­richt­li­che Hand­lung in Be­zug auf die Haupt­sa­che vor, so dass auch im Hin­blick auf § 249 ZPO Be­den­ken hin­sicht­lich der Wirk­sam­keit nicht be­ste­hen (sie­he hier­zu St­ein/Jo­nas/Roth, 22. Auf­la­ge 2005, § 249 Rz.14).

Der Aus­set­zungs­be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg ist auch rechts­kräftig, denn der zu­letzt er­gan­ge­ne Be­schluss vom 06. Fe­bru­ar 2009 ist mit ei­ner Rechts­mit­tel­be­leh­rung ver­se­hen, so dass zwi­schen­zeit­lich Rechts­kraft ein­ge­tre­ten ist.

Dar­auf, ob der Aus­set­zungs­be­schluss zu Recht er­gan­gen ist, kommt es nicht an. Ins­be­son­de­re ist nicht zu prüfen, ob die Vor­fra­ge, we­gen de­rer das Ver­fah­ren aus­ge­setzt wur­de, tatsächlich vor­greif­lich ist. Dies zu be­ur­tei­len, ist viel­mehr aus­sch­ließlich Sa­che des aus­set­zen­den Ge­richts (BAG Be­schluss vom 24. Ju­li 1990 — 1 ABR 46/89 — NZA 1991, 21-23, BAG Be­schluss vom 29. Ju­ni 2004 — 1 ABR 14/03 — NZA 2004, 1236-1238). So­lan­ge der Aus­set­zungs­be­schluss be­steht, ha­ben die Par­tei­en des aus­ge­setz­ten Ver­fah­rens ein recht­li­ches In­ter­es­se an der ge­richt­li­chen Ent­schei­dung der Vor­fra­ge, we­gen de­rer das Ver­fah­ren aus­ge­setzt wur­de.

2.3.3.2. Der Um­stand, dass der Be­tei­lig­te zu 1) die An­trags­schrift be­reits am 15. April 2008 beim Ar­beits­ge­richt Bam­berg ein­ge­reicht hat, ob­wohl der Aus­set­zungs­be­schluss in dem Ver­fah­ren 2 Ca 249/08 erst am 16. April 2008 er­gan­gen ist, ändert nichts an der An­trags­be­fug­nis des Be­tei­lig­ten zu 1), denn ent­schei­dend ist, ob im Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Tat­sa­chen­ver­hand­lung die Zulässig­keits­vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen, so dass auch ei­ne ursprüng­lich oh­ne An­trags­be­fug­nis nach § 97 Abs.5 ArbGG ein­ge­reich­te An­trags­schrift nach er­folg­tem Aus­set­zungs­be­schluss, der nun­mehr ei­ne An­trags­be­fug­nis nach § 97 Abs.5 ArbGG be­gründet, zulässig wird.

2.4. Der Be­tei­lig­te zu 1) hat an der be­gehr­ten Fest­stel­lung das nach § 256 Abs.1 ZPO er­for­der­li­che recht­li­che In­ter­es­se, denn die­ses er­gibt sich un­mit­tel­bar aus dem Aus­set­zungs­be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bam­berg.
Das Ge­setz räumt dem Be­tei­lig­ten zu 1) nach § 97 Abs.5 ArbGG die Möglich­keit ein, ein Ver­fah­ren nach § 2a Abs.1 Nr.4 ArbGG zur Ent­schei­dung über die Ta­riffähig­keit ei­ner Ver­ei­ni­gung ein­zu­lei­ten. Für ei­nen sol­chen An­trag be­steht ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se, wenn die­se Ei­gen­schaft von dem An­trag­stel­ler oder sonst im Ar­beits­le­ben in Zwei­fel ge­zo­gen wird. Vor­lie­gend ist die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Ent­gelt­ta­rif­ver­tra­ges-West zwi­schen der Be­tei­lig­ten zu 3) und der Be­tei­lig-

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ten zu 9) am 22. Ju­li 2003 strei­tig. Die­se Fra­ge der Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) am 22. Ju­li 2003 ist aus­weis­lich des Aus­set­zungs­be­schlus­ses des Ar­beits­ge­richts Bam­berg ent­schei­dungs­er­heb­lich für den Rechts­streit zwi­schen den Be­tei­lig­ten zu 1) und zu 2). Dar­auf, ob der Aus­set­zungs­be­schluss zu Recht er­gan­gen ist, kommt es nicht an. Ins­be­son­de­re ist nicht zu prüfen, ob die Vor­fra­ge, we­gen de­rer das Ver­fah­ren aus­ge­setzt wur­de, tatsächlich vor­greif­lich ist (BAG Be­schluss vom 18. Ju­li 2006 — 1 ABR 36/05 —NZA 2006, 1225-1232 m.w.N.). In­so­weit ist un­er­heb­lich, ob es in dem aus­ge­setz­ten Ver­fah­ren tatsächlich auf die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) am 22. Ju­li 2003 über­haupt an­kommt. So­weit die Be­tei­lig­te zu 8) vor­ge­tra­gen hat, das Bun­des­ar­beits­ge­richt ha­be in sei­ner Ent­schei­dung vom 24. März 2004 (BAG Ur­teil vom 24. März 2004 — 5 AZR 303/03 — NZA 2004, 971-974) den zwi­schen der Be­tei­lig­ten zu 3) und der Ta­rif­ge­mein­schaft Zeit­ar­beits­un­ter­neh­men im BVD ab­ge­schlos­se­nen Ent­gelt­ta­rif­ver­trag-Ost vom 22. Ju­li 2003 für wirk­sam er­ach­tet, ist dies für das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren un­be­acht­lich. Zum ei­nen war Streit­ge­gen­stand die­ser Ent­schei­dung nicht die Wirk­sam­keit ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges son­dern die Zah­lung ei­ner übli­chen Vergütung gemäß § 612 Abs.2 BGB. Dass das Bun­des­ar­beits­ge­richt in Rz.49 der Ent­schei­dung anführt, dass auch der zwi­schen der Be­tei­lig­ten zu 3) und der Ta­rif­ge­mein­schaft Zeit­ar­beits­un­ter­neh­men im BVD ab­ge­schlos­se­nen Ent­gelt­ta­rif­ver­trag-Ost vom 22. Ju­li 2003 die Üblich­keit des bei der dor­ti­gen Be­klag­ten gel­ten­den Ta­rif­lohns bestäti­ge, führt noch nicht da­zu, dass das Bun­des­ar­beits­ge­richt über ei­ne am 22. Ju­li 2003 be­ste­hen­de Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) ent­schie­den hat. Zum an­de­ren er­gibt sich das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se des Be­tei­lig­ten zu 1) un­abhängig hier­von di­rekt aus § 97 Abs.5 ArbGG. So­lan­ge der Aus­set­zungs­be­schluss nicht auf­ge­ho­ben wor­den ist, hat der Be­tei­lig­te zu 1) ein recht­li­ches In­ter­es­se an der von ihm be­gehr­ten Fest­stel­lung (hier­zu BAG Be­schluss vom 24. Ju­li 1990 — 1 ABR 46/89 — NZA 1991, 21-23, BAG Be­schluss vom 29. Ju­ni 2004 — 1 ABR 14/03 — NZA 2004, 1236-1238).

3. Be­tei­lig­te am Ver­fah­ren nach § 97 ArbGG über die Ta­rif­zuständig­keit ei­ner Ver­ei­ni­gung sind al­le die­je­ni­gen, de­ren ma­te­ri­el­le Recht­stel­lung im Hin­blick auf die Ta­rif­zuständig­keit der be­tref­fen­den Ko­ali­ti­on un­mit­tel­bar be­trof­fen ist (BAG Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2010 — 1 ABR 19/10 — NZA 2011, 289-300 m.w.N.). Ne­ben der Ver­ei­ni­gung, über de­ren Ta­rif­zuständig­keit ge­strit­ten wird, sind dies die Stel­len und Ver­ei­ni­gun­gen auf Ar­beit­neh­mer- und Ar­beit­ge­ber­sei­te, die durch die Ent­schei­dung recht­lich berührt wer­den können. Be­tei­ligt ist außer­dem die obers­te Ar­beits­behörde ei­nes Lan­des, wenn sich die Ta­rif­zuständig­keit der Ver­ei­ni­gung ent­we­der aus­sch­ließlich auf das Ge­biet die­ses Lan­des er­streckt oder die Ta­rif­zuständig­keit nur für Ta­rif­verträge be­strit­ten wird, de­ren Gel­tungs­be­reich auf ein Land be­grenzt ist. Bei länderüberg­rei­fen­der Zuständig­keit oder größerem Gel­tungs­be­reich ist statt­des­sen die obers­te Ar­beits­behörde des Bun­des zu be­tei­li­gen (BAG, aaO.). Auch die Spit­zen­verbände sind in Ver­fah­ren gemäß § 97 ArbGG re­gelmäßig zu be­tei­li­gen.

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Wei­ter­hin sind die Par­tei­en des Rechts­streits vor dem Ar­beits­ge­richt Bam­berg 2 Ca 249/08, der gemäß § 97 Abs.5 ArbGG aus­ge­setzt wur­de, Be­tei­lig­te. Gemäß § 97 Abs.5 ArbGG sind im Fal­le des Sat­zes 1 die Par­tei­en des Rechts­streits auch im Be­schluss­ver­fah­ren nach § 2 a Abs.1 Nr.4 ArbGG an­trags­be­rech­tigt und da­mit auch be­tei­lig­tenfähig.

Ei­ne Be­tei­li­gung der BEW und KM Per­so­nal­ma­nage­ment GmbH kam nicht in Be­tracht, denn ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­tei­lig­ten zu 1) ist die­se Fir­ma nicht die Fir­ma, mit der der Be­tei­lig­te zu 1) am 16. Ok­to­ber 2006 ei­nen Ar­beits­ver­trag ge­schlos­sen hat. Aus dem von der B und K Per­so­nal­ma­nage­ment GmbH mit Schrift­satz vom 28. März 2011 ein­ge­reich­ten Han­dels­re­gis­ter­aus­zug des Amts­ge­richts Bam­berg - HRB 6143 ¬stammt der Ge­sell­schafts­ver­trag vom 02. Ok­to­ber 2008 und wur­de die Fir­ma erst am 12. No­vem­ber 2008 in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen. Da der Be­tei­lig­te zu 1) aus­weis­lich des Ar­beits­ver­tra­ges vom 16. Ok­to­ber 2006 mit der B & K Un­ter­neh­men für Zeit­ar­beit und Ar­beits­ver­mitt­lung GmbH ein Ar­beits­verhält­nis be­gründet hat, das bis zum 31. Ja­nu­ar 2008 be­stand, sind ver­trag­li­che Be­zie­hun­gen zu der B und K Per­so­nal­ma­nage­ment GmbH nicht er­sicht­lich, so dass ei­ne Be­tei­li­gung an dem vor­lie­gen­den Ver­fah­ren aus­schei­det.

Auch ei­ne Be­tei­li­gung wei­te­rer 59 Un­ter­neh­men der Zeit­ar­beits­bran­che kam nicht in Be­tracht.
Ei­ne Be­schränkung der nach § 97 Abs.2 ArbGG i.V.m. § 83 Abs.3 ArbGG an­zuhören­den Stel­len ist auch aus Gründen der Ver­fah­rensöko­no­mie ge­bo­ten. Ein Ver­fah­ren über die Ta­riffähig­keit ei­ner Ver­ei­ni­gung von Ar­beit­neh­mern kann sein Ziel nur er­rei­chen, wenn sei­ne Durchführung nicht durch ei­ne Viel­zahl von an­zuhören­den Per­so­nen oder Stel­len gefähr­det wird. Dies wäre aber der Fall, wenn auch ein­zel­ne Ar­beit­ge­ber in ein sol­ches Ver­fah­ren ein­zu­be­zie­hen wären. Der Ab­schluss und die Be­en­di­gung von Fir­men­ta­rif­verträgen würden zu ei­nem unüber­schau­ba­ren und ständi­gen Wech­sel der an­zuhören­den Per­so­nen und Stel­len führen, was ei­nem zügi­gen und rechts­staat­li­chen Grundsätzen genügen­den Ver­fah­rens­ab­schluss ent­ge­genstünde (BAG, aaO.).
Die Be­tei­li­gung der wei­te­ren 59 Un­ter­neh­men der Zeit­ar­beits­bran­che war auch nicht aus dem Grund er­for­der­lich, dass sie ei­nen An­trag auf Ab­wei­sung der Anträge des Be­tei­lig­ten zu 1) an­gekündigt ha­ben, denn hier­bei han­delt es sich nicht um ei­nen An­trag im Sin­ne des § 83 ArbGG.
Zwar er­gibt sich aus § 83a Abs.3 Satz 1 ArbGG, dass der An­trag­stel­ler ei­nes Be­schluss­ver­fah­rens stets Be­tei­lig­ter die­ses Ver­fah­rens im Sin­ne der Vor­schrif­ten über das Be­schluss­ver­fah­ren ist. Der An­trag­stel­ler wird hier den „übri­gen Be­tei­lig­ten" ge­genüber­ge­stellt. Je­des Be­schluss­ver­fah­ren setzt ei­nen An­trag und da­mit ei­nen An­trag­stel­ler vor­aus, § 81 Abs.1 ArbGG. Erst der vom An­trag­stel­ler ge­stell­te An­trag um­schreibt den Streit­ge­gen­stand und da­mit den ein­zel­nen Fall, der die Grund­la­ge für die Fest­stel­lung bie­tet, wel­che Stel­len und Per­so­nen nach ma­te­ri­el­lem Recht an die­sem Streit­ge­gen­stand be­tei­ligt

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sind. Für den An­trag­stel­ler ist da­her nicht wie für die übri­gen Be­tei­lig­ten er­for­der­lich, dass er durch die be­gehr­te Ent­schei­dung in sei­ner be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen, per­so­nal-ver­tre­tungs­recht­li­chen oder mit­be­stim­mungs­recht­li­chen Po­si­ti­on un­mit­tel­bar be­trof­fen wer­den kann. Für ihn genügt die in dem An­trag lie­gen­de Be­haup­tung ei­ner sol­chen Po­si­ti­on. Ob ihm die­se Po­si­ti­on zu­steht, ist ei­ne Fra­ge sei­ner An­trags­be­fug­nis oder der Be­gründet­heit sei­nes An­tra­ges, nicht aber ei­ner Fra­ge sei­ner Stel­lung als Be­tei­lig­ter des durch sei­nen An­trag ein­ge­lei­te­ten Ver­fah­rens (Ger­mel­mann/Mat­thes/Prütting/Müller-Glöge/Schlewing, ArbGG, § 83 Rz.11)
An­trag­stel­ler in die­sem Sin­ne ist nur, wer ei­nen ei­ge­nen Sach­an­trag stellt. Die Stel­lung le­dig­lich ei­nes Ab­wei­sungs­an­tra­ges reicht nicht aus (Ger­mel­mann/Mat­thes/Prütting/ Müller-Glöge/Schlewing, ArbGG, § 83 Rz.12 m.w.N.)
Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 25. No­vem­ber 1986 (BAG Be­schluss vom 25. No­vem­ber 1986 — 1 ABR 22/85 — NZA 1987. 492-493), denn dort wur­den die IG Berg­bau und En­er­gie, die IG Che­mie-Pa­pier-Ke­ra­mik und IG Bau-St­ei­ne-Er­den nicht be­reits auf­grund ei­nes an­gekündig­ten An­trags auf Ab­wei­sung des An­tra­ges be­tei­ligt, son­dern weil sie über ei­ne ei­ge­ne An­trags­be­fug­nis nach § 97 Abs.1 ArbGG verfügten und die­se in der Wei­se aus­geübt ha­ben, dass sie nicht ein ei­ge­nes Ver­fah­ren ein­ge­lei­tet son­dern sich an ei­nem be­reits geführ­ten Ver­fah­ren be­tei­ligt ha­ben. In­so­weit war die Be­tei­li­gung der Ge­werk­schaf­ten auf­grund der nach § 97 Abs.1 ArbGG be­ste­hen­den An­trags­be­fug­nis und nicht auf­grund ei­nes an­gekündig­ten An­tra­ges auf Ab­wei­sung ei­nes An­tra­ges er­folgt. Ein ei­ge­nes An­trags­recht der 59 Un­ter­neh­men der Zeit­ar­beits­bran­che aus § 97 ArbGG ist aber nicht er­sicht­lich.
Da­mit schei­det ei­ne Be­tei­li­gung der Ar­beit­ge­ber, mit de­nen die Be­tei­lig­te zu 3) Fir­men­ta­rif­verträge ge­schlos­sen hat, aus.

4. Der An­trag ist be­gründet.

Die Be­tei­lig­te zu 3) war am 22. Ju­li 2003 we­der nach § 2 Abs.1 TVG als Ge­werk­schaft noch nach § 2 Abs.3 TVG als Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on ta­riffähig.

Der Be­griff der Ta­riffähig­keit ist ge­setz­lich nicht de­fi­niert. § 2 Abs.1 bis 3 TVG be­stimmt zwar, wer Par­tei ei­nes Ta­rif­ver­trags sein kann, enthält aber selbst kei­ne nähe­re De­fi­ni­ti­on der Ta­riffähig­keit. Dies be­ruht auf ei­ner be­wuss­ten Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers, der hier­von zur bes­se­ren Les­bar­keit des Ge­set­zes­tex­tes und größeren Verständ­lich­keit für den Lai­en ab­ge­se­hen hat. Die Ta­riffähig­keit wird in § 2a Abs.1 Nr.4, § 97 Abs.1, Abs.5 Satz 1 ArbGG des­halb als Ei­gen­schaft vor­aus­ge­setzt. Es han­delt sich um die recht­li­che Fähig­keit, durch Ver­ein­ba­rung mit dem so­zia­len Ge­gen­spie­ler Ar­beits­be­din­gun­gen ta­rif­ver­trag­lich mit der Wir­kung zu re­geln, dass sie für die ta­rif­ge­bun­de­nen Per­so­nen un­mit­tel­bar und un­ab­ding­bar wie Rechts­nor­men gel­ten. Die Ta­riffähig­keit ist Vor­aus­set­zung für

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den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen i.S.d. § 1 Abs.1 TVG. Die in § 2 TVG ent­hal­te­ne Aufzählung der mögli­chen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ist ab­sch­ließend. Auf Ar­beit­neh­mer­sei­te kann Par­tei ei­nes Ta­rif­ver­trags nur ei­ne Ge­werk­schaft (§ 2 Abs.1 TVG) oder ein Zu­sam­men­schluss von Ge­werk­schaf­ten (§2 Abs.2 und 3 TVG) sein (BAG Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2010 — 1 ABR 19/10 — NZA 2011, 289-300 m.w.N.).

4.1. Die Be­tei­lig­te zu 3) war am 22. Ju­li 2003 kei­ne ta­riffähi­ge Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung i.S.d. § 2 Abs.1 TVG.
Ei­ne Ge­werk­schaft i.S.d. § 2 Abs.1 TVG liegt schon dann nicht vor, wenn die Sat­zung der Ver­ei­ni­gung die Mit­glied­schaft von Ar­beit­neh­mern nicht vor­sieht (BAG, aaO.).
Aus die­sem Grund er­gibt sich be­reits, dass die Be­tei­lig­te zu 3) am 22. Ju­li 2003 kei­ne ta­riffähi­ge Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung i.S.d. § 2 Abs.1 TVG war, da sie kei­ne Ar­beit­neh­mer or­ga­ni­siert. Nach Zif­fer 2. Satz 1 der am 22. Ju­li 2003 noch gel­ten­den Gründungs­sat­zung konn­ten nur die im CGB zu­sam­men­ge­schlos­se­nen Ar­beit­neh­mer­ko­ali­tio­nen ih­ren Bei­tritt zur Be­tei­lig­ten zu 3) erklären.

4.2. Die Be­tei­lig­te zu 3) war am 22. Ju­li 2003 auch kei­ne ta­riffähi­ge Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on. Die ta­rif­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des § 2 Abs.3 TVG lie­gen nicht vor.
Nach § 3 Abs.3 TVG können Spit­zen­or­ga­ni­sa­tio­nen selbst Par­tei ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges sein. Spit­zen­or­ga­ni­sa­tio­nen im Sin­ne die­ser Be­stim­mung sind gemäß § 2 Abs.2 TVG Zu­sam­men­schlüsse von Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern. Es kann vor­lie­gend da­hin­ste­hen, ob die Be­tei­lig­te zu 3) ein Zu­sam­men­schluss von Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gun­gen ist. Es kann auch da­hin­ste­hen, ob es für ih­re Ta­riffähig­keit er­for­der­lich ist, dass. al­le in ihr zu­sam­men­ge­schlos­se­nen Ver­ei­ni­gun­gen ta­riffähig sind und ob al­le ta­riffähig sein müssen oder ob die Ta­riffähig­keit von min­des­tens zwei Ver­ei­ni­gun­gen aus­rei­chend ist. Die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) schei­tert je­den­falls an ih­rer Sat­zung.
§ 2 Abs.3 TVG setzt vor­aus, dass der Ab­schluss von Ta­rif­verträgen zu den sat­zungs­gemäßen Auf­ga­ben der Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on gehört. Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die in Zif­fer 3. der Sat­zung der Be­tei­lig­ten zu 3) vom 11. De­zem­ber 2002 ent­hal­te­ne Re­ge­lung tatsächlich ei­ne sat­zungsmäßige Be­stim­mung für die Be­tei­lig­te zu 3) enthält, im ei­ge­nen Na­men Ta­rif­verträge ab­zu­sch­ließen (§ 2 Abs.3 TVG), oder ob die Re­ge­lung in Zif­fer 3. der Sat­zung der Be­tei­lig­ten zu 3) vom 11. De­zem­ber 2002 nur ei­ne all­ge­mei­ne Be­vollmäch­ti­gung der Be­tei­lig­ten zu 3) um­fasst, im Na­men ih­rer Mit­glieds­verbände ei­nen Ta­rif­ver­trag ab­sch­ließen zu können (§ 2 Abs.2 TVG), denn je­den­falls lässt sich der Sat­zung nicht ent­neh­men, für wel­che Auf­ga­ben die Be­tei­lig­te zu 3) über­haupt ge­gründet wor­den ist. Je­der Ver­ei­ni­gung steht grundsätz­lich die Aus­ge­stal­tung ih­res Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reichs frei. Ei­ne Ge­werk­schaft kann da­her für sich ent­schei­den, für wel­che Ar­beit­neh­mer und in wel­chen Wirt­schafts­be­rei­chen sie tätig sein will. Dies gehört zu ih­rer ver­eins­recht­li­chen Sat­zungs­au­to­no­mie und der durch Art.9 Abs.3 GG ga­ran­tier­ten Betäti­gungs­frei­heit (BAG

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Be­schluss vom 27. Sep­tem­ber 2005 — 1 ABR 41104 — NZA 2006, 273-281 m.w.N.). Dar­aus folgt für den vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht, dass der Ver­bands­zweck der Be­tei­lig­ten zu 3) be­lie­big fest­ge­legt wer­den konn­te. Grund­la­ge für das Han­deln der Ver­tre­ter ist die je­wei­li­ge Sat­zung der von ih­nen ver­tre­te­nen Ver­ei­ni­gung. Mit der Sat­zung gibt sie sich ei­ne ih­ren Zweck und ih­re Auf­ga­ben be­stim­men­de Grund­ord­nung (PWW/Schöpflin, § 25 Rz.1). Sie be­grenzt da­mit die Möglich­keit ih­rer Ver­tre­ter, für sie zu han­deln (PVVVV/Schöpflin, § 26 Rz.3). Die Auf­ga­be der Ta­rif­ge­mein­schaft be­stand nach Zif­fer 3. der Sat­zung dar­in, die ta­rif­li­chen In­ter­es­sen der Mit­glieds­ge­werk­schaf­ten zu ver­tre­ten und für de­ren Mit­glie­der Ta­rif­verträge ab­zu­sch­ließen. Ei­ne wei­te­re Re­ge­lung über Auf­ga­be und Zuständig­keit enthält die Sat­zung nicht. Sie stan­den so­mit in Abhängig­keit zu den je­wei­li­gen Mit­glie­dern, de­ren Ein- und Aus­tritt für sie maßge­bend wäre. Auf­ga­be und Zuständig­keit wären nicht in der Sat­zung fest­ge­legt, son­dern von dem je­wei­li­gen Mit­glie­der­be­stand abhängig, so dass die­se Re­ge­lung un­wirk­sam ist (LAG Ber­lin-Bran­den­burg Be­schluss vom 07. De­zem­ber 2009 — 23 TaBV 1016/09 — LA­GE Nr.8 zu § 2 TVG). Zu­dem konn­te die Mit­glie­der­ver­samm­lung, die aus­weis­lich Zif­fer 5. Buchst.f) der Sat­zung vom 11. De­zem­ber 2002 für die Ta­rif­ge­mein­schaft ei­ne Geschäfts­ord­nung, nicht aber über die Sat­zung be­sch­ließen konn­te, den Ver­bands­zweck der Be­tei­lig­ten zu 3) nicht ändern, so dass ei­ne Ta­riffähig­keit be­reits auf­grund der feh­len­den Auf­ga­ben­re­ge­lung in der Sat­zung nicht be­steht.

4.3. Ei­ne Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 3) lässt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­tei­lig­ten zu 8) auch nicht aus Gründen der Rechts­si­cher­heit und des Ver­trau­ens­schut­zes für die Zeit bis zum 14. De­zem­ber 2010 her­lei­ten. Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob aus ei­ner feh­len­den Ta­riffähig­keit zwin­gend ge­fol­gert wer­den muss, dass die von der Be­tei­lig­ten zu 3) ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­verträge un­wirk­sam sind, oder ob aus Gründen des Ver­trau­ens­schut­zes et­was an­de­res zu gel­ten hat, denn je­den­falls wird der gu­te Glau­be an die Ta­riffähig­keit ei­ner Ver­ei­ni­gung nicht geschützt (BAG Ur­teil vom 15. No­vem­ber 2006 — 10 AZR 665/05 — NZA 2007, 448-453). In­so­weit lässt sich auch ei­ne feh­len­de Ta­riffähig­keit in der Ver­gan­gen­heit nicht durch Ver­trau­ens­ge­sichts­punk­te her­stel­len, denn ihr Feh­len kann nicht ge­heilt wer­den (Wie­de­mann/Oet­ker, § 2 TVG Rz.15 m.w.N.).

4.4. Der Vor­trag. der Be­tei­lig­ten zu 9), der An­trag sei auch aus Ge­sichts­punk­ten der Verjährung zurück­zu­wei­sen, ist un­be­acht­lich. Für das er­ken­nen­de Ge­richt war nicht nach-voll­zieh­bar, war­um die Fra­ge der Ta­riffähig­keit der Verjährung un­ter­lie­gen soll.

5. Ei­ne Kos­ten­ent­schei­dung ist nicht ver­an­lasst. Das Ver­fah­ren ist gemäß § 2 Abs.2 GKG kos­ten­frei.

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Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­sen Be­schluss kann Be­schwer­de ein­ge­legt wer­den.

Die Be­schwer­de­schrift muss von ei­nem Rechts­an­walt oder ei­nem Ver­tre­ter ei­ner Ge­werk­schaft bzw. ei­ner Ar­beit­ge­ber­ver­ei­ni­gung oder ei­nes Zu­sam­men­schlus­ses sol­cher Verbände un­ter­zeich­net sein.

Die Be­schwer­de­schrift muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

bei dem

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Mag­de­bur­ger Platz 1, 10785 Ber­lin,

ein­ge­gan­gen sein. Die Be­schwer­de­schrift muss die Be­zeich­nung des Be­schlus­ses, ge­gen den die Be­schwer­de ge­rich­tet ist, so­wie die Erklärung ent­hal­ten, dass Be­schwer­de ge­gen die­sen Be­schluss ein­ge­legt wer­de.

Die Be­schwer­de ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Be­schlus­ses, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Da­bei ist zu be­ach­ten, dass der Be­schluss mit der Ein­le­gung in den Brief­kas­ten oder ei­ner ähn­li­chen Vor­rich­tung für den Pos­t­emp­fang als zu­ge­stellt gilt.
Wird bei der Par­tei ei­ne schrift­li­che Mit­tei­lung ab­ge­ge­ben, dass der Be­schluss auf der Geschäfts­stel­le ei­nes Amts­ge­richts oder ei­ner von der Post be­stimm­ten Stel­le nie­der­ge­legt ist, gilt das Schriftstück mit der Ab­ga­be der schrift­li­chen Mit­tei­lung als zu­ge­stellt, al­so nicht erst mit der Ab­ho­lung der Sen­dung. Das Zu­stel­lungs­da­tum ist auf dem Um­schlag der Sen­dung ver­merkt.

Von der Be­gründungs­schrift wer­den zwei zusätz­li­che Ab­schrif­ten zur Un­ter­rich­tung der eh­ren­amt­li­chen Rich­ter er­be­ten.


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