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BVerfG, Ur­teil vom 14.02.2012, 2 BvL 4/10

   
Schlagworte: Besoldung, Professorenbesoldung
   
Gericht: Bundesverfassungsgericht
Aktenzeichen: 2 BvL 4/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 14.02.2012
   
Leitsätze:

1. Der Dienstherr ist aufgrund des Alimentationsprinzips (Art. 33 Abs. 5 GG) verpflichtet, dem Beamten amtsangemessenen Unterhalt zu leisten. Dazu gehört die Pflicht, die Bezüge entsprechend der unterschiedlichen Wertigkeit der Ämter abzustufen. Vergleiche sind nicht nur innerhalb einer Besoldungsordnung, sondern auch zwischen den verschiedenen Besoldungsordnungen möglich und geboten. Dabei entspricht dem weiten Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers eine zurückhaltende, auf den Maßstab evidenter Sachwidrigkeit beschränkte Kontrolle der einfachgesetzlichen Regelung durch das Bundesverfassungsgericht.

2. Die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers deckt grundsätzlich auch strukturelle Neuregelungen der Besoldung in Form von Systemwechseln ab, welche die Bewertung eines Amtes und die damit einhergehende besoldungsrechtliche Einstufung betreffen. Allerdings muss der Gesetzgeber dafür Sorge tragen, dass die besoldungsrechtliche Neubewertung eines Amtes immer noch den (unveränderten) Anforderungen des Amtes gerecht wird. Führt die gesetzgeberische Neubewertung zu einer deutlichen Verringerung der Besoldung, bedarf es hierfür sachlicher Gründe.

3. In der Entwicklungsfähigkeit des Alimentationsprinzips ist es auch angelegt, anstelle eines grundgehaltsorientierten, nach Dienstaltersstufen gegliederten Besoldungssystems ein zweigliederiges Vergütungssystem bestehend aus festen Grundgehältern und variablen Leistungsbezügen zu schaffen. Wenn der Gesetzgeber aber von der einen auf eine andere Gestaltungsvariante übergeht, dann muss er - neben den vom Alimentationsprinzip gestellten Anforderungen - auch den sonstigen verfassungsrechtlichen Vorgaben Genüge tun. Leistungsbezüge müssen, um das Grundgehalt alimentativ aufstocken und dadurch kompensatorische Wirkung für ein durch niedrige Grundgehaltssätze entstandenes Alimentationsdefizit entfalten zu können, für jeden Amtsträger zugänglich und hinreichend verstetigt sein.

4. Da das grundrechtsgleiche Recht auf Gewährung einer amtsangemessenen Alimentation keine quantifizierbaren Vorgaben im Sinne einer exakten Besoldungshöhe liefert, bedarf es prozeduraler Sicherungen, damit die verfassungsrechtliche Gestaltungsdirektive des Art. 33 Abs. 5 GG tatsächlich eingehalten wird. Prozedurale Anforderungen in Form von Begründungs-, Überprüfungs- und Beobachtungspflichten gelten sowohl bei der kontinuierlichen Fortschreibung der Besoldungshöhe in Gestalt von regelmäßigen Besoldungsanpassungen als auch bei strukturellen Neuausrichtungen in Gestalt von Systemwechseln.

Vorinstanzen: Verwaltungsgericht Gießen, Vorlagebeschluss vom 7.10.2010, 5 E 248/07
   

BUN­DES­VER­FASSUN­GS­GERICHT

– 2 BvL 4/10 –

Verkündet
am 14. Fe­bru­ar 2012
Seiff­ge
Amts­in­spek­to­rin
als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le


IM NA­MEN DES VOL­KES

In dem Ver­fah­ren
zur ver­fas­sungs­recht­li­chen Prüfung,

ob § 32 Sätze 1 und 2 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes in der durch das Ge­setz zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung vom 16. Fe­bru­ar 2002 in Kraft ge­tre­te­nen Fas­sung in Ver­bin­dung mit An­la­ge II (Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W) und An­la­ge IV Num­mer 3 in der Fas­sung des An­hangs 14 zu Ar­ti­kel 2 Num­mer 3 des Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2003/2004 (Grund­ge­haltssätze Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W), letz­te­re An­la­ge er­setzt durch An­la­ge 1 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W) des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2007/2008 vom 28. Sep­tem­ber 2007, zu­letzt geändert durch An­la­ge 1 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W) des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2009/2010 vom 18. Ju­ni 2009, mit Ar­ti­kel 33 Ab­satz 5 GG ver­ein­bar ist,

– Aus­set­zungs- und Vor­la­ge­be­schluss des Ver­wal­tungs­ge­richts Gießen vom 7. Ok­to­ber 2010 – 5 K 2160/10.Gl (vor­mals 5 E 248/07) –

hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt – Zwei­ter Se­nat – un­ter Mit­wir­kung der Rich­te­rin­nen und Rich­ter
Präsi­dent Voßkuh­le,
Di Fa­bio, Lübbe-Wolff,
Ger­hardt, Land­au, Hu­ber,
Her­manns

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auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 11. Ok­to­ber 2011 durch


Ur­teil

für Recht er­kannt:

1. An­la­ge IV Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W) zu § 32 Satz 2 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes (BBesG, in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung <Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz – Prof­Bes­Re­formG> vom 16. Fe­bru­ar 2002 <Bun­des­ge­setz­blatt I Sei­te 686>) in der Fas­sung des An­hangs 27 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze ab 1. Au­gust 2004) zu Ar­ti­kel 3 Num­mer 2 des Ge­set­zes über die An­pas­sung von Dienst- und Ver­sor­gungs­bezügen in Bund und Ländern 2003/2004 so­wie zur Ände­rung dienst­recht­li­cher Vor­schrif­ten (Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2003/ 2004 – BB­VAn­pG 2003/2004) vom 10. Sep­tem­ber 2003 (Bun­des­ge­setz­blatt I Sei­te 1798) ist mit Ar­ti­kel 33 Ab­satz 5 des Grund­ge­set­zes un­ver­ein­bar, so­weit der Ge­setz­ge­ber den Grund­ge­halts­satz der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 nicht in ei­ner dem Grund­satz der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on ent­spre­chen­den Höhe fest­ge­setzt hat.

2. a) An­la­ge 1 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W ab 1. April 2008) zu § 4 Ab­satz 1 des Hes­si­schen Ge­set­zes über die An­pas­sung der Dienst-, Amts- und Ver­sor­gungs­bezüge 2007/2008 (Hes­si­sches Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2007/ 2008 – HBVAn­pG 2007/2008) vom 28. Sep­tem­ber 2007 (Ge­setz- und Ver­ord­nungs­blatt für das Land Hes­sen I Sei­te 602),


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b) An­la­ge 1 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W ab 1. April 2008 und 1. Ju­li 2008) zu § 4 Ab­satz 1 des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2007/2008 in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Ände­rung des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2007/ 2008 so­wie zur Ände­rung be­sol­dungs­recht­li­cher Vor­schrif­ten vom 1. Ok­to­ber 2008 (Ge­setz- und Ver­ord­nungs­blatt für das Land Hes­sen I Sei­te 844),


c) An­la­ge 1 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W ab 1. April 2009) zu § 1 Ab­satz 2 des Ge­set­zes zur An­pas­sung der Dienst-, Amts- und Ver­sor­gungs­bezüge 2009/2010 (Hes­si­sches Be­sol­dungs-und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2009/2010 – HBVAn­pG 2009/2010) vom 18. Ju­ni 2009 (Ge­setz- und Ver­ord­nungs­blatt für das Land Hes­sen I Sei­te 175),


d) An­la­ge 8 Num­mer 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W ab 1. März 2010) zu § 2 Ab­satz 2 des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2009/2010 sind mit Ar­ti­kel 33 Ab­satz 5 des Grund­ge­set­zes un­ver­ein­bar, so­weit der Ge­setz­ge­ber die Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 nicht in ei­ner dem Grund­satz der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on ent­spre­chen­den Höhe fest­ge­setzt hat.


3. Der Ge­setz­ge­ber hat ver­fas­sungs­kon­for­me Re­ge­lun­gen mit Wir­kung spätes­tens vom 1. Ja­nu­ar 2013 zu tref­fen.


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G r ü n d e :

A.

Die Vor­la­ge be­trifft die Fra­ge, ob die im Jahr 2002 ein­geführ­te so­ge­nann­te „W-Be­sol­dung“ der Pro­fes­so­ren, hier be­zo­gen auf ei­nen Uni­ver­sitätspro­fes­sor der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 in Hes­sen in den Jah­ren 2005 bis 2010, mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar ist.

I.

1. Mit dem Zwei­ten Ge­setz zur Ver­ein­heit­li­chung und Neu­re­ge­lung des Be­sol­dungs­rechts in Bund und Ländern vom 23. Mai 1975 (BGBl I S. 1173) wur­de die Be­sol­dung der Hoch­schul­leh­rer bun­des­ein­heit­lich neu ge­re­gelt. Die bis da­hin gel­ten­de Be­sol­dungs­ord­nung H wur­de durch die Be­sol­dungs­ord­nung C er­setzt, die vier Be­sol­dungs­grup­pen um­fass­te (vgl. das Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz in der bis zum 22. Fe­bru­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung der Be­kannt­ma­chung vom 3. De­zem­ber 1998, BGBl I S. 3434 <im Fol­gen­den: BBesG 1998>).

Nach § 33 Satz 1 BBesG 1998 wa­ren die Ämter der Pro­fes­so­ren und ih­re Be­sol­dungs­grup­pen in der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung C (An­la­ge II zum Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz) ge­re­gelt. Gemäß § 35 Abs. 1 BBesG 1998 wa­ren die Plan­stel­len der Pro­fes­so­ren an wis­sen­schaft­li­chen Hoch­schu­len grundsätz­lich in den Be­sol­dungs­grup­pen C 3 und C 4 aus­zu­brin­gen; den Fach­hoch­schu­len stan­den für die Be­sol­dung ih­rer Pro­fes­so­ren die Be­sol­dungs­grup­pen C 2 und C 3 zur Verfügung. Die Grund­ge­haltssätze der ein­zel­nen Be­sol­dungs­grup­pen wa­ren gemäß § 33 Satz 2 BBesG 1998 in der An­la­ge IV zum Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz aus­ge­wie­sen. In­ner­halb der Be­sol­dungs­grup­pen wur­den die Grund­gehälter der Pro­fes­so­ren gemäß § 27 BBesG 1998 nach je­weils 15 Dienst­al­ters­stu­fen be­mes­sen. Die je­wei­li­ge Dienst­al­ters­stu­fe be­stimm­te sich nach dem Be­sol­dungs­dienst­al­ter des Stel­len­in­ha­bers. Der Stel­len­in­ha­ber stieg al­le zwei Jah­re in die nächsthöhe­re Dienst­al­ters­stu­fe auf, bis er nach dreißig Dienst­jah­ren das End­grund­ge­halt er­reich­te. Das Be­sol­dungs­dienst­al­ter war nach den all­ge­mei­nen Be­am­ten­be­sol­dungs­vor­schrif­ten der §§ 28 ff. BBesG 1998 in Ver­bin­dung mit § 36 BBesG 1998 zu be­stim­men.

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In der Be­sol­dungs­ord­nung C be­stimm­te sich die Vergütung der Pro­fes­so­ren primär nach dem Grund­ge­halt (vgl. § 1 Abs. 2 Nr. 1 BBesG 1998). Da­ne­ben konn­ten Uni­ver­sitätspro­fes­so­ren der Be­sol­dungs­grup­pe C 4 gemäß § 34 BBesG 1998 in­di­vi­du­el­le Be­sol­dungs­ver­bes­se­run­gen nach Maßga­be der Vor­be­mer­kun­gen Num­mer 1, 2 und 2a zur Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung C in Form von Zuschüssen und Son­der­zuschüssen zum Grund­ge­halt er­hal­ten, die aus An­lass von Be­ru­fungs- oder Blei­be­ver­hand­lun­gen ver­ge­ben wer­den konn­ten. Nah­men Hoch­schul­leh­rer be­stimm­te Funk­tio­nen in der Hoch­schul­lei­tung wahr, konn­ten sie Stel­len­zu­la­gen für die Über­nah­me der Funk­ti­on er­hal­ten (vgl. zu den Ein­zel­hei­ten die Ver­ord­nung über die Gewährung ei­ner Stel­len­zu­la­ge für Be­am­te, Rich­ter und Sol­da­ten in der Hoch­schul­lei­tung <Hoch­schul­lei­tungs-Stel­len­zu­la­gen­ver­ord­nung – HSt­ZulV> vom 3. Au­gust 1977, BGBl I S. 1527). Mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2002 be­tru­gen die Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­ord­nung C je nach Dienst­al­ters­stu­fe zwi­schen 2.843,98 € und 5.129,68 € in der Be­sol­dungs­grup­pe C 3 und zwi­schen 3.612,61 € und 5.910,29 € in der Be­sol­dungs­grup­pe C 4 (vgl. das Ge­setz über die An­pas­sung von Dienst- und Ver­sor­gungs­bezügen in Bund und Ländern 2000 <Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2000 – BB­VAn­pG 2000> vom 19. April 2001, BGBl I S. 618, in Ver­bin­dung mit An­la­ge 6 Nr. 3 der Be­kannt­ma­chung nach Art. 4 Abs. 3 des Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2000 und nach § 2 Abs. 1 und § 3 Abs. 2 der Zwei­ten Be­sol­dungs-Über­g­angs­ver­ord­nung vom 20. April 2001, BGBl I S. 648 <663>).

2. Seit En­de der 1990er Jah­re wur­de verstärkt über Re­for­men im Hoch­schul­be­reich dis­ku­tiert. Zur Vor­be­rei­tung der von der Bun­des­re­gie­rung an­ge­streb­ten Re­form des Hoch­schul­dienst­rechts ein­sch­ließlich der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung wur­de im Jahr 1999 die Ex­per­ten­kom­mis­si­on „Re­form des Hoch­schul­dienst­rechts“ ein­ge­rich­tet, die ih­ren Ab­schluss­be­richt am 7. April 2000 ver­ab­schie­de­te. Im Be­sol­dungs­be­reich lag der Schwer­punkt des Be­richts auf Über­le­gun­gen zu ei­ner stärke­ren Leis­tungs­ori­en­tie­rung (Be­richt der Ex­per­ten­kom­mis­si­on „Re­form des Hoch­schul­dienst­rechts“, S. 4 f., 37 ff.). Der Be­richt schlug vor, ei­ne wett­be­werbsfähi­ge und fle­xi­ble leis­tungs­ori­en­tier­te Vergütungs­struk­tur zu schaf­fen. Für Pro­fes­so­ren an Fach­hoch­schu­len und Uni­ver­sitäten soll­te je­weils ein ein­zi­ges Amt mit ei­nem fes­ten Ge­halts­be­stand­teil als Aus­gangs­be­trag fest­ge­legt wer­den, der durch ver­han­del­ba­re va­ria­ble Ge­halts­be­stand­tei­le ergänzt wer­den soll­te. Die va­ria­blen Ge­halts­be­stand­tei­le soll­ten durch Weg­fall der Dienst­al­ters­stu­fen bei den Grund­gehältern und der bis­he­ri­gen Zuschüsse anläss­lich von Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen fi­nan­ziert wer­den. Da­mit soll­te die Re­form an das da­ma­li­ge Ge­samt-

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vo­lu­men der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung an­knüpfen und grundsätz­lich kos­ten­neu­tral rea­li­sier­bar sein.


3. Die Vor­schläge der Ex­per­ten­kom­mis­si­on wur­den von der Bun­des­re­gie­rung in ih­rem Ge­setz­ent­wurf zum Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz auf­ge­grif­fen, der im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren ver­schie­de­ne Verände­run­gen er­fuhr.

a) Der Ge­setz­ent­wurf knüpfte aus­weis­lich sei­ner Be­gründung weit­ge­hend an die Emp­feh­lun­gen der Ex­per­ten­kom­mis­si­on an und setz­te ei­ge­ne Ak­zen­te beim Be­sol­dungs­gefüge der Pro­fes­so­ren (Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung <Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz – Prof­Bes­Re­formG> vom 1. Ju­ni 2001, BRDrucks 402/01, S. 14; Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung <Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz – Prof­Bes­Re­formG> vom 31. Au­gust 2001, BT­Drucks 14/6852, S. 12). Die Bun­des­re­gie­rung ver­folg­te nach der Be­gründung zum Ge­setz­ent­wurf das Ziel, die Be­sol­dung an Hoch­schu­len um­fas­send zu mo­der­ni­sie­ren. Zur Ver­bes­se­rung der Ef­fek­ti­vität und Qua­lität von Leh­re und For­schung soll­te ei­ne stärker leis­tungs­ori­en­tier­te Pro­fes­so­ren­be­sol­dung mit ei­ner wett­be­werbsfähi­gen, fle­xi­blen Be­zah­lungs­struk­tur ein­geführt wer­den (BRDrucks 402/01, S. 1; BT­Drucks 14/6852, S. 1). Der Re­gie­rungs­ent­wurf sah ins­be­son­de­re fol­gen­de Maßnah­men vor: Weg­fall der bis­he­ri­gen al­ters­abhängi­gen Stu­fen bei den Grund­gehältern so­wie der Zuschüsse anläss­lich von Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen; Ein­rich­tung zwei­er ge­mein­sa­mer Ämter an Fach­hoch­schu­le und Uni­ver­sität mit der Möglich­keit der be­sol­dungs­sys­te­ma­ti­schen Gleich­stel­lung der Fach­hoch­schu­len mit den Uni­ver­sitäten; Ver­ga­be va­ria­bler Leis­tungs­bezüge anläss­lich von Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen, für die be­son­de­re in­di­vi­du­el­le Leis­tung in den Be­rei­chen For­schung, Leh­re, Wei­ter­bil­dung und Nach­wuchsförde­rung so­wie für die Wahr­neh­mung von Funk­tio­nen oder be­son­de­ren Auf­ga­ben im Rah­men der Hoch­schul­selbst­ver­wal­tung oder der Hoch­schul­lei­tung.


b) Der Bun­des­rat schlug in sei­ner Stel­lung­nah­me zum Ge­setz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung un­ter an­de­rem die Strei­chung der Pas­sa­ge vor, wo­nach das Grund­ge­halt „als Min­dest­be­zug“ gewährt wer­den soll­te (vgl. BRDrucks 402/01, S. 2; BT­Drucks 14/6852, S. 21). Zwar zie­le das neue Be­sol­dungs­sys­tem dar­auf ab, dass Pro­fes­so­ren ne­ben dem fes­ten Grund­ge­halt va­ria­ble Leis­tungs­bezüge in ei­nem ge­wis­sen Um­fang er­hiel­ten. Da­bei sei je­doch zu be­ach­ten, dass das Grund­ge­halt die amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­ta­ti­on dar­stel­le und durch in­di­vi­du­el­le Leis­tungs­be­zah­lung ergänzt wer­den könne. Mit dem Grund­satz in­di­vi­du­el­ler Leis-

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tungs­ho­no­rie­rung sei es al­ler­dings nicht ver­ein­bar, aus­nahms­los je­dem Pro­fes­sor zusätz­lich zum fes­ten Grund­ge­halt Leis­tungs­bezüge in Aus­sicht zu stel­len. Es dürfe da­her kei­nes­wegs der Ein­druck ent­ste­hen, das Ge­setz ge­be ei­nen Rechts­an­spruch auf be­stimm­te Leis­tungs­bezüge; es könne und müsse auch Pro­fes­so­ren ge­ben, die le­dig­lich das Grund­ge­halt ih­rer Be­sol­dungs­grup­pe er­hiel­ten. Die Bun­des­re­gie­rung stimm­te in ih­rer Ge­genäußerung dem Vor­schlag der Strei­chung des Be­griffs „Min­dest­be­zug“ nicht zu (BT­Drucks 14/6852, S. 25). Sie führ­te aus, dass die Be­zeich­nung des Grund­ge­halts als Min­dest­be­zug kei­nen Rechts­an­spruch auf ei­ne Zah­lung von Leis­tungs­bezügen zusätz­lich zum Grund­ge­halt be­gründe. Die fes­ten Grund­gehälter in den Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 stell­ten – auch oh­ne zusätz­li­che Leis­tungs­bezüge – die amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­ta­ti­on dar. Die aus­drück­li­che Be­zeich­nung des Grund­ge­halts als „Min­dest­be­zug“ sei ein wich­ti­ges po­si­ti­ves Si­gnal für die Be­trof­fe­nen, auf das nicht ver­zich­tet wer­den könne.

c) Die Be­schluss­emp­feh­lung des In­nen­aus­schus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges vom 7. No­vem­ber 2001 (BT­Drucks 14/7356) ent­hielt un­ter an­de­rem höhe­re Grund­ge­haltssätze als zu­vor vor­ge­schla­gen, für die Be­sol­dungs­grup­pe W 2 3.724,00 € (vor­her: 3.580,00 €) und für die Be­sol­dungs­grup­pe W 3 4.522,00 € (vor­her: 4.350,00 €). Zur Be­gründung gab der In­nen­aus­schuss an, dass die At­trak­ti­vität des Pro­fes­so­ren­am­tes vor al­lem von der Höhe des je­weils ga­ran­tier­ten Grund­ge­halts abhänge (BT­Drucks 14/7356, S. 18). Die von der Bun­des­re­gie­rung vor­ge­se­he­nen Grund­ge­haltssätze sei­en deut­lich zu nied­rig, um wis­sen­schaft­lich hoch­qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal zu ge­win­nen. Die vor­ge­schla­ge­nen höhe­ren Grund­ge­haltssätze für W 2 und W 3 entsprächen den der­zei­ti­gen Grund­gehältern bei der Be­ru­fung ei­nes 35-Jähri­gen auf ei­ne nach C 3 be­zie­hungs­wei­se C 4 aus­ge­wie­se­ne Stel­le. Nur die höhe­ren Beträge si­cher­ten ei­ne amts­an­ge­mes­se­ne Be­sol­dung, denn es be­ste­he kei­ne Si­cher­heit, dass al­le Grund­gehälter durch Leis­tungs­zu­la­gen auf ein an­ge­mes­se­nes Ni­veau auf­ge­stockt würden. Da Leis­tungs­bezüge über­dies nur be­grenzt ru­he­ge­haltfähig sei­en, führ­ten die höhe­ren Grund­gehälter zu ei­nem Aus­gleich beim Ver­sor­gungs­ni­veau.

d) Der von der Bun­des­re­gie­rung ein­ge­brach­te Ge­setz­ent­wurf wur­de vom Deut­schen Bun­des­tag am 9. No­vem­ber 2001 in der durch den In­nen­aus­schuss be­schlos­se­nen Fas­sung an­ge­nom­men (BRDrucks 900/01) und dem Bun­des­rat zu­ge­lei­tet, der die Ein­be­ru­fung des Ver­mitt­lungs­aus­schus­ses ver­lang­te (BT­Drucks 14/7743). Nach­dem der Deut­sche Bun­des­tag die Be­schluss­emp­feh­lung des Ver­mitt­lungs­aus­schus­ses (BT­Drucks 14/7777) an­ge­nom­men hat­te, stimm­te auch der Bun­des­rat dem Ge­setz zu (BRDrucks 1062/01). Am 16. Fe­bru­ar 2002 wur­de das

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Ge­setz zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung (Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz – Prof­Bes­Re­formG) be­schlos­sen, aus­ge­fer­tigt und am 22. Fe­bru­ar 2002 verkündet (BGBl I S. 686). Es trat gemäß sei­nem Ar­ti­kel 6 am 23. Fe­bru­ar 2002 in Kraft.


4. Das Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz ord­net in sechs Ar­ti­keln die Be­sol­dung – und dar­an an­knüpfend teil­wei­se auch die Ver­sor­gung – von Pro­fes­so­ren an deut­schen Hoch­schu­len neu. Kernstück des Re­form­ge­set­zes sind die in Ar­ti­kel 1 vor­ge­se­he­nen Ände­run­gen des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes, na­ment­lich die Neu­fas­sung der §§ 32 bis 35 BBesG durch Art. 1 Nr. 7 Prof­Bes­Re­formG und des § 77 BBesG durch Art. 1 Nr. 12 Prof­Bes­Re­formG. Die Ar­ti­kel 2 und 3 re­geln die sich aus den Ände­run­gen des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes er­ge­ben­den Ände­run­gen in an­de­ren Ge­set­zen. Mit Ar­ti­kel 4 wird die Hoch­schul­lei­tungs-Stel­len­zu­la­gen­ver­ord­nung vom 3. Au­gust 1977 auf­ge­ho­ben. Ar­ti­kel 5 ermäch­tigt das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des In­nern zu ei­ner Be­kannt­ma­chung der Neu­fas­sung des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes.


a) Mit dem Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz er­setz­te der Bun­des­ge­setz­ge­ber die in Dienst­al­ters­stu­fen ge­glie­der­te C-Be­sol­dung durch die dienst­al­ters-un­abhängi­ge W-Be­sol­dung. Die­se be­ruht auf ei­nem zwei­glie­de­ri­gen Vergütungs­sys­tem, das aus ei­nem fes­ten Grund­ge­halt und va­ria­blen Leis­tungs­bezügen be­steht. Schwer­punk­te der Re­form sind die leis­tungs­ori­en­tier­te Aus­ge­stal­tung der Be­sol­dungs­struk­tur so­wie die Ein­rich­tung zwei­er ge­mein­sa­mer Ämter an Fach­hoch­schu­le und Uni­ver­sität mit der Möglich­keit der be­sol­dungs­sys­te­ma­ti­schen Gleich­stel­lung von Uni­ver­sität und Fach­hoch­schu­le (vgl. BT­Drucks 14/6852, S. 1, 12). Nach dem Wil­len des Bun­des­ge­setz­ge­bers sol­len für Bund und Länder je­weils für ih­ren Be­reich um­fang­rei­che Hand­lungs­spielräume im Um­gang mit leis­tungs­be­zo­ge­nen Be­sol­dungs­be­stand­tei­len eröff­net wer­den (vgl. BT­Drucks 14/6852, S. 1, 13). Dies be­trifft ins­be­son­de­re die Re­ge­lung des Ver­ga­be­ver­fah­rens, der Zuständig­keit für die Ver­ga­be, der Vor­aus­set­zun­gen und Kri­te­ri­en der Ver­ga­be so­wie die Möglich­keit, den Ver­ga­be­rah­men in be­grenz­tem Um­fang an­zu­he­ben. In­so­fern bedürfen die ein­schlägi­gen Vor­schrif­ten des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes ei­ner – ins­be­son­de­re lan­des­recht­li­chen – Ausfüllung. Das neue Sys­tem gilt mit Wir­kung spätes­tens vom 1. Ja­nu­ar 2005 für al­le neu ein­ge­stell­ten Pro­fes­so­ren und eröff­net Op­ti­onsmöglich­kei­ten für be­reits er­nann­te Pro­fes­so­ren.
 


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b) Die Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W ist in § 32 BBesG samt An­la­gen ge­re­gelt. § 32 BBesG er­hielt durch das Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz fol­gen­de Fas­sung:

§ 32

Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W

Die Ämter der Pro­fes­so­ren und ih­re Be­sol­dungs­grup­pen sind in der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W (An­la­ge II) ge­re­gelt. Die Grund­ge­haltssätze sind in der An­la­ge IV aus­ge­wie­sen. Die Sätze 1 und 2 gel­ten auch für haupt­be­ruf­li­che Lei­ter und Mit­glie­der von Lei­tungs­gre­mi­en an Hoch­schu­len, die nicht Pro­fes­so­ren sind, so­weit ih­re Ämter nicht Be­sol­dungs­grup­pen der Bun­des- oder Lan­des­be­sol­dungs­ord­nun­gen A und B zu­ge­wie­sen sind.

Mit In­kraft­tre­ten des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes im Jahr 2002 be­trug das Grund­ge­halt gemäß An­la­ge IV Nr. 3 zum Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz (Grund­ge­haltssätze der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W) in der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 3.724,00 €; das Grund­ge­halt in der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 be­trug 4.522,00 € (je­weils Ta­bel­le West). Dies ent­spricht den in der Be­schluss­emp­feh­lung des In­nen­aus­schus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges vom 7. No­vem­ber 2001 vor­ge­schla­ge­nen Beträgen (BT­Drucks 14/7356, S. 14).

Durch das Ge­setz über die An­pas­sung von Dienst- und Ver­sor­gungs­bezügen in Bund und Ländern 2003/2004 so­wie zur Ände­rung dienst­recht­li­cher Vor­schrif­ten (Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2003/2004 – BB­VAn­pG 2003/2004) vom 10. Sep­tem­ber 2003 (BGBl I S. 1798) wur­den die Grund­ge­haltssätze der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W – eben­so wie die Grund­ge­haltssätze der übri­gen Be­sol­dungs­ord­nun­gen – zunächst mit Wir­kung ab 1. Ju­li 2003 um 2,4 %, mit Wir­kung ab 1. April 2004 um 1,0 % und mit Wir­kung ab 1. Au­gust 2004 um wei­te­re 1,0 % erhöht. Dies be­deu­tet für die Be­sol­dungs­grup­pe W 2 ab 1. Ju­li 2003 ei­ne Erhöhung auf 3.813,38 €, ab 1. April 2004 auf 3.851,51 € und ab 1. Au­gust 2004 auf 3.890,03 €. Für die Be­sol­dungs­grup­pe W 3 er­ga­ben sich Erhöhun­gen ab 1. Ju­li 2003 auf 4.630,53 €, ab 1. April 2004 auf 4.676,84 € und ab 1. Au­gust 2004 auf 4.723,61 €. Für späte­re Be­sol­dungs­erhöhun­gen sind die Lan­des­ge­setz­ge­ber zuständig.

c) § 33 BBesG re­gelt die va­ria­blen Leis­tungs­bezüge, die in den Be­sol­dungs-grup­pen W 2 und W 3 als Teil der Dienst­bezüge ne­ben dem als Min­dest­be­zug

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gewähr­ten Grund­ge­halt ver­ge­ben wer­den. Die Ka­te­go­ri­en der Leis­tungs­bezüge sind in § 33 Abs. 1 BBesG auf­gezählt, der „Be­ru­fungs-“ bzw. „Blei­be-Leis­tungs­bezüge“ (Satz 1 Nr. 1), „be­son­de­re Leis­tungs­bezüge“ (Satz 1 Nr. 2) und „Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge“ (Satz 1 Nr. 3) un­ter­schei­det. § 33 Abs. 2 BBesG enthält Vor­ga­ben zur Höhe der Leis­tungs­bezüge; § 33 Abs. 3 BBesG trifft Aus­sa­gen zu ih­rer Ru­he­ge­haltfähig­keit. Hin­sicht­lich der Aus­ge­stal­tung der Leis­tungs­bezüge blei­ben er­heb­li­che Spielräume, die durch Lan­des­recht be­zie­hungs­wei­se, so­weit es um die Pro­fes­so­ren an Hoch­schu­len des Bun­des geht, durch Rechts­ver­ord­nung des Bun­des aus­zufüllen sind (§ 33 Abs. 4 BBesG). § 33 BBesG in der Fas­sung des Ge­set­zes vom 16. Fe­bru­ar 2002 lau­tet wie folgt:


§ 33
Leis­tungs­bezüge

(1) In den Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 wer­den nach Maßga­be der nach­fol­gen­den Vor­schrif­ten ne­ben dem als Min­dest­be­zug gewähr­ten Grund­ge­halt va­ria­ble Leis­tungs­bezüge ver­ge­ben:

1. aus An­lass von Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen,

2. für be­son­de­re Leis­tun­gen in For­schung, Leh­re, Kunst, Wei­ter­bil­dung und Nach­wuchsförde­rung so­wie

3. für die Wahr­neh­mung von Funk­tio­nen oder be­son­de­ren Auf­ga­ben im Rah­men der Hoch­schul­selbst­ver­wal­tung oder der Hoch­schul­lei­tung.

Leis­tungs­bezüge nach Satz 1 Nr. 1 und 2 können be­fris­tet oder un­be­fris­tet so­wie als Ein­mal­zah­lung ver­ge­ben wer­den. Leis­tungs­bezüge nach Satz 1 Nr. 3 wer­den für die Dau­er der Wahr­neh­mung der Funk­ti­on oder Auf­ga­be gewährt.

(2) Leis­tungs­bezüge dürfen den Un­ter­schieds­be­trag zwi­schen den Grund­gehältern der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 und der Be­sol­dungs­grup­pe B 10 über­stei­gen, wenn dies er­for­der­lich ist, um den Pro­fes­sor aus dem Be­reich außer­halb der deut­schen Hoch­schu­len zu ge­win­nen oder um die Ab­wan­de­rung des Pro­fes­sors in den Be­reich außer­halb der deut­schen Hoch­schu­len ab­zu­wen­den. Leis­tungs­bezüge dürfen den Un­ter­schieds­be­trag zwi­schen den Grund­gehältern der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 und der Be­sol­dungs­grup­pe B 10 fer­ner über­stei­gen, wenn der Pro­fes­sor be­reits an sei­ner bis­he­ri­gen Hoch­schu­le Leis­tungs­bezüge erhält, die den Un­ter­schieds­be­trag zwi­schen den Grund­gehältern der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 und der Be­sol­dungs­grup­pe B 10 über­stei­gen und dies er­for­der­lich ist, um den Pro­fes­sor für ei­ne an­de­re deut­sche Hoch­schu­le zu ge­win­nen
 


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oder sei­ne Ab­wan­de­rung an ei­ne an­de­re deut­sche Hoch­schu­le zu ver­hin­dern. Die Sätze 1 und 2 gel­ten ent­spre­chend für haupt­be­ruf­li­che Lei­ter und Mit­glie­der von Lei­tungs­gre­mi­en an Hoch­schu­len, die nicht Pro­fes­so­ren sind.


(3) Leis­tungs­bezüge nach Ab­satz 1 Satz 1 Nr. 1 und 2 sind bis zur Höhe von zu­sam­men 40 vom Hun­dert des je­wei­li­gen Grund­ge­halts ru­he­ge­haltfähig, so­weit sie un­be­fris­tet gewährt und je­weils min­des­tens drei Jah­re be­zo­gen wor­den sind; wer­den sie be­fris­tet gewährt, können sie bei wie­der­hol­ter Ver­ga­be für ru­he­ge­haltfähig erklärt wer­den. Für Leis­tungs­bezüge nach Ab­satz 1 Satz 1 Nr. 3 gilt § 15a des Be­am­ten­ver­sor­gungs­ge­set­zes ent­spre­chend mit der Maßga­be, dass der Be­trag der Leis­tungs­bezüge als Un­ter­schieds­be­trag gilt. Leis­tungs­bezüge nach Ab­satz 1 Satz 1 Nr. 1 und 2 können über den Vom­hun­dert­satz nach Satz 1 hin­aus für ru­he­ge­haltfähig erklärt wer­den. Tref­fen ru­he­ge­haltfähi­ge Leis­tungs­bezüge nach Ab­satz 1 Satz 1 Nr. 1 und 2 mit sol­chen nach Ab­satz 1 Satz 1 Nr. 3 zu­sam­men, die vor Be­ginn des Be­mes­sungs­zeit­rau­mes nach Satz 1 ver­ge­ben wor­den sind, wird nur der bei der Be­rech­nung des Ru­he­ge­halts für den Be­am­ten güns­ti­ge­re Be­trag als ru­he­ge­haltfähi­ger Dienst­be­zug berück­sich­tigt.


(4) Das Nähe­re zur Gewährung der Leis­tungs­bezüge re­gelt das Lan­des­recht; ins­be­son­de­re sind Be­stim­mun­gen

1. über das Ver­ga­be­ver­fah­ren, die Zuständig­keit für die Ver­ga­be so-wie die Vor­aus­set­zun­gen und die Kri­te­ri­en der Ver­ga­be,

2. zur Ru­he­ge­haltfähig­keit be­fris­tet gewähr­ter Leis­tungs­bezüge nach Ab­satz 3 Satz 1 und zur Über­schrei­tung des Vom­hun­dert­sat­zes nach Ab­satz 3 Satz 3 und

3. über die Teil­nah­me von Leis­tungs­bezügen an den re­gelmäßigen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen

zu tref­fen. Für den Be­reich der Hoch­schu­len des Bun­des re­geln dies das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung für sei­nen Be­reich so­wie das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des In­nern im Ein­ver­neh­men mit den für die je­wei­li­gen Fach­be­rei­che zuständi­gen obers­ten Dienst­behörden für die Fach­hoch­schu­le des Bun­des für öffent­li­che Ver­wal­tung durch Rechts­ver­ord­nung, die nicht der Zu­stim­mung des Bun­des­ra­tes be­darf.

d) § 34 BBesG führt den so­ge­nann­ten Ver­ga­be­rah­men ein, al­so den Ge­samt-be­trag der jähr­lich für die Gewährung von Leis­tungs­bezügen zur Verfügung ste­hen­den Mit­tel, in­ner­halb des­sen sich die Per­so­nal­aus­ga­ben ein­sch­ließlich der va­ria­blen Leis­tungs­bezüge be­we­gen müssen. Der Ver­ga­be­rah­men be­zweckt, die

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jähr­li­chen Be­sol­dungs­aus­ga­ben auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne im Ver­gleich zur Gel­tung der frühe­ren Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung C grundsätz­lich kon­stant zu hal­ten. Zu­gleich soll si­cher­ge­stellt wer­den, dass die Fle­xi­bi­lität bei der Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen nicht zu Min­der­aus­ga­ben und da­mit zur Haus­halts­ent­las­tung ge­nutzt wird. Die Einführung der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W mit va­ria­blen Leis­tungs­bezügen soll da­durch grundsätz­lich kos­ten­neu­tral um­setz­bar sein (vgl. BT­Drucks 14/6852, S. 2, 13). § 34 Abs. 1 BBesG re­gelt die Be­rech­nung des Ver­ga­be­rah­mens, der auf dem so­ge­nann­ten Be­sol­dungs­durch­schnitt ba­siert. § 34 Abs. 2 Satz 1 BBesG ge­bie­tet ei­ne ge­trenn­te Be­rech­nung des Be­sol­dungs­durch­schnitts für den Be­reich der Uni­ver­sitäten und der gleich­ge­stell­ten Hoch­schu­len ei­ner­seits so­wie für den Be­reich der Fach­hoch­schu­len an­de­rer­seits. Nach § 34 Abs. 2 Satz 2 BBesG sind die re­gelmäßigen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen, nach § 34 Abs. 2 Satz 3 BBesG Verände­run­gen in der Stel­len­struk­tur zu berück­sich­ti­gen. Dem in § 34 Abs. 5 BBesG ent­hal­te­nen Eva­lu­ie­rungs­auf­trag kam das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des In­nern durch den – un­veröffent­lich­ten – „Be­richt zum be­sol­dungs­recht­li­chen Ver­ga­be­rah­men bei der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung nach § 34 Abs. 5 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes“ aus dem Jahr 2007 nach. § 34 BBesG in der Fas­sung des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes lau­tet:

§ 34

Ver­ga­be­rah­men

(1) Der Ge­samt­be­trag der Leis­tungs­bezüge (Ver­ga­be­rah­men) ist in ei­nem Land und beim Bund so zu be­mes­sen, dass die durch­schnitt­li­chen Be­sol­dungs­aus­ga­ben für die in den Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 so­wie C 2 bis C 4 ein­ge­stuf­ten Pro­fes­so­ren den durch­schnitt­li­chen Be­sol­dungs­aus­ga­ben für die­sen Per­so­nen­kreis im Jahr 2001 (Be­sol­dungs­durch­schnitt) ent­spre­chen. Der je­weils maßgeb­li­che Be­sol­dungs­durch­schnitt kann durch Lan­des­recht so­wie beim Bund durch Bun­des­recht ab­wei­chend von Satz 1 auch auf höhe­rem Ni­veau fest­ge­setzt wer­den, höchs­tens je­doch auf den höchs­ten Be­sol­dungs­durch­schnitt in ei­nem Land oder beim Bund. Der Be­sol­dungs­durch­schnitt kann nach Maßga­be des Lan­des­rechts so­wie beim Bund jähr­lich um durch­schnitt­lich 2 vom Hun­dert, ins­ge­samt höchs­tens um bis zu 10 vom Hun­dert über­schrit­ten wer­den, so­weit zu die­sem Zweck Haus­halts­mit­tel be­reit­ge­stellt sind.


(2) Der Be­sol­dungs­durch­schnitt ist für den Be­reich der Uni­ver­sitäten und gleich­ge­stell­ten Hoch­schu­len so­wie für den Be­reich der Fach­hoch­schu­len ge­trennt zu be­rech­nen. Er nimmt an den re­gelmäßigen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen und den An­pas­sun­gen des Be­mes­sungs­sat­zes nach § 2 Abs. 1 der Zwei­ten Be­sol­dungs-Über­gangs-
 


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ver­ord­nung teil; zur Berück­sich­ti­gung der nicht an die­ser Be­sol­dungs­erhöhung teil­neh­men­den Be­sol­dungs­be­stand­tei­le kann ein pau­scha­ler Ab­schlag vor­ge­se­hen wer­den. Verände­run­gen in der Stel­len­struk­tur sind zu berück­sich­ti­gen.

(3) Be­sol­dungs­aus­ga­ben im Sin­ne des Ab­sat­zes 1 sind die Aus­ga­ben für Dienst­bezüge nach § 1 Abs. 2 Nr. 1, 2, 4 und 5, für Dienst­bezüge nach § 1 Abs. 2 Nr. 2 in der bis zum 22. Fe­bru­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung so­wie für sons­ti­ge Bezüge nach § 1 Abs. 3 Nr. 2 und 4. Bei der Be­rech­nung des Ver­ga­be­rah­mens sind

1. die haupt­be­ruf­li­chen Lei­ter und Mit­glie­der von Lei­tungs­gre­mi­en an Hoch­schu­len, so­weit de­ren Ämter nicht nach § 32 Satz 3 in den Be­sol­dungs­ord­nun­gen A und B ge­re­gelt sind, und

2. die Pro­fes­so­ren so­wie haupt­be­ruf­li­chen Lei­ter und Mit­glie­der von Lei­tungs­gre­mi­en an Hoch­schu­len, die in ei­nem pri­vat­recht­li­chen Dienst­verhält­nis ste­hen und auf Plan­stel­len für Be­am­te der Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 so­wie C 2 bis C 4 geführt wer­den,

und die hierfür auf­ge­wand­ten Be­sol­dungs­aus­ga­ben ein­zu­be­zie­hen. Mit­tel Drit­ter, die der Hoch­schu­le für die Be­sol­dung von Pro­fes­so­ren zur Verfügung ge­stellt wer­den, sind bei der Be­rech­nung nicht ein­zu­be­zie­hen.

(4) So­fern an Hoch­schu­len ei­ne leis­tungs­be­zo­ge­ne Plan­auf­stel­lung und -be­wirt­schaf­tung nach § 6a des Haus­halts­grundsätze­ge­set­zes ein­geführt ist, ist si­cher­zu­stel­len, dass der Be­sol­dungs­durch­schnitt ein­ge­hal­ten wird. Im Rah­men der Haus­halts­fle­xi­bi­li­sie­rung er­wirt­schaf­te­te Mit­tel, die kei­ne Per­so­nal­aus­ga­ben dar­stel­len, be­ein­flus­sen den Ver­ga­be­rah­men nicht.

(5) Die Wir­kun­gen der Re­ge­lun­gen der Absätze 1 bis 4 sind un­ter Berück­sich­ti­gung der Ent­wick­lung der Be­sol­dungs­aus­ga­ben im Hoch­schul­be­reich in Bund und Ländern so­wie der Um­set­zung des Zie­les des Ge­set­zes zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung vom 16. Fe­bru­ar 2002 (BGBl. I S. 686), ei­ne leis­tungs­ori­en­tier­te Be­sol­dung an Hoch­schu­len ein­zuführen, vor Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2007 zu prüfen.

e) Aus­weis­lich der Be­gründung des Ge­setz­ent­wurfs zum Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz soll­te die Wett­be­werbs- und Kon­kur­renzfähig­keit der Hoch­schu­len des Wei­te­ren durch die Möglich­keit gestärkt wer­den, Ein­kom­mens­be­stand­tei­le aus von der Pri­vat­wirt­schaft ein­ge­wor­be­nen Dritt­mit­teln zu er­hal­ten (vgl. BT­Drucks 14/6852, S. 1). Die­se For­schungs- und Lehr­zu­la­ge ist in § 35 BBesG

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ge­re­gelt, der in der Fas­sung des Ge­set­zes vom 16. Fe­bru­ar 2002 fol­gen­der­maßen lau­tet:


§ 35
For­schungs- und Lehr­zu­la­ge

(1) Das Lan­des­recht kann vor­se­hen, dass an Pro­fes­so­ren, die Mit­tel pri­va­ter Drit­ter für For­schungs­vor­ha­ben oder Lehr­vor­ha­ben der Hoch­schu­le ein­wer­ben und die­se Vor­ha­ben durchführen, für die Dau­er des Dritt­mit­tel­flus­ses aus die­sen Mit­teln ei­ne nicht ru­he­ge­halt-fähi­ge Zu­la­ge ver­ge­ben wer­den kann. Ei­ne Zu­la­ge für die Durchführung von Lehr­vor­ha­ben darf nur ver­ge­ben wer­den, wenn die ent­spre­chen­de Lehrtätig­keit des Pro­fes­sors nicht auf sei­ne Re­gel­lehr­ver­pflich­tung an­ge­rech­net wird.

(2) Für den Be­reich der Hoch­schu­len des Bun­des können das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung für sei­nen Be­reich so­wie das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des In­nern im Ein­ver­neh­men mit den für die je­wei­li­gen Fach­be­rei­che zuständi­gen obers­ten Dienst­behörden für die Fach­hoch­schu­le des Bun­des für öffent­li­che Ver­wal­tung durch Rechts­ver­ord­nung, die nicht der Zu­stim­mung des Bun­des­ra­tes be­darf, die Zah­lung ei­ner Zu­la­ge für For­schungs­vor­ha­ben und Lehr­vor­ha­ben nach Ab­satz 1 vor­se­hen.

f) Die Über­g­angs­vor­schrif­ten aus An­lass des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes sind in § 77 BBesG ent­hal­ten. Die­se Be­stim­mung gewährt den der C-Be­sol­dung un­ter­lie­gen­den Pro­fes­so­ren Be­stands­schutz für ei­nen Ver­bleib im al­ten Sys­tem so­wie ei­ne Op­ti­onsmöglich­keit für das neue Sys­tem. Ihr Wech­sel in Ämter der Be­sol­dungs­ord­nung W er­folgt auf An­trag oder aus An­lass von Be­ru­fungs- be­zie­hungs­wei­se Blei­be­ver­hand­lun­gen. Die in der C-Be­sol­dung ver­blei­ben­den Pro­fes­so­ren rücken nach wie vor in Dienst­al­ters­stu­fen bis zum Er­rei­chen des End­grund­ge­halts vor, wo­bei die Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen in der Be­sol­dungs­ord­nung C par­al­lel zu den Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen in den übri­gen Be­sol­dungs­ord­nun­gen er­fol­gen. § 77 BBesG in der Fas­sung des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes lau­tet:

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§ 77
Über­g­angs­vor­schrift aus An­lass des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes

(1) § 1 Abs. 2 Nr. 2, § 8 Abs. 3, § 13 Abs. 1 Satz 5, Abs. 4 Satz 1, der 3. Un­ter­ab­schnitt im 2. Ab­schnitt, die §§ 43, 50, die An­la­gen I und II und die Hoch­schul­lei­tungs-Stel­len­zu­la­gen­ver­ord­nung in der bis zum 22. Fe­bru­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung so­wie die An­la­gen IV und IX nach Maßga­be des Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2000 vom 19. April 2001 (BGBl. I S. 618) so­wie un­ter Berück­sich­ti­gung der wei­te­ren An­pas­sun­gen der Be­sol­dung nach § 14 und der wei­te­ren An­pas­sung des Be­mes­sungs­sat­zes nach § 2 Abs. 1 der Zwei­ten Be­sol­dungs-Über­g­angs­ver­ord­nung sind bis zum Tag des In­kraft­tre­tens der auf­grund § 33 Abs. 4 zu er-las­sen­den Re­ge­lun­gen je­weils wei­ter an­zu­wen­den, längs­tens je­doch bis zum 31. De­zem­ber 2004.


(2) Für Pro­fes­so­ren der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung C, die am Tag des In­kraft­tre­tens der auf­grund § 33 Abs. 4 zu er­las­sen­den Re-ge­lun­gen oder, so­weit die­se Re­ge­lun­gen bis zum 31. De­zem­ber 2004 noch nicht er­las­sen sind, am 1. Ja­nu­ar 2005 im Amt be­find­lich sind, fin­den § 1 Abs. 2 Nr. 2, § 8 Abs. 3, § 13 Abs. 1 Satz 5, Abs. 4 Satz 1, der 3. Un­ter­ab­schnitt im 2. Ab­schnitt, die §§ 43, 50, die An­la­gen I und II und die Hoch­schul­lei­tungs-Stel­len­zu­la­gen­ver­ord­nung in der bis zum 22. Fe­bru­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung so­wie die An­la­gen IV und IX nach Maßga­be des Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2000 vom 19. April 2001 (BGBl. I S. 618) so­wie un­ter Berück­sich­ti­gung der wei­te­ren An­pas­sun­gen der Be­sol­dung nach § 14 und der wei­te­ren An­pas­sung des Be­mes­sungs­sat­zes nach § 2 Abs. 1 der Zwei­ten Be­sol­dungs-Über­g­angs­ver­ord­nung An­wen­dung; ei­ne Erhöhung von Dienst­bezügen durch die Gewährung von Zuschüssen nach § 1 Abs. 2 Nr. 2 in der bis zum 22. Fe­bru­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung ist aus­ge­schlos­sen. Ab­wei­chend von Satz 1 fin­den im Fall ei­ner Be­ru­fung auf ei­ne höher­wer­ti­ge Pro­fes­sur an der glei­chen Hoch­schu­le oder ei­ner Be­ru­fung an ei­ne an­de­re Hoch­schu­le oder auf An­trag des Be­am­ten § 1 Abs. 2 Nr. 2, § 8 Abs. 3, der 3. Un­ter­ab­schnitt im 2. Ab­schnitt, die §§ 43 und 50 und die An­la­gen I, II und IV in der nach dem 23. Fe­bru­ar 2002 je­weils gel­ten­den Fas­sung mit der Maßga­be An­wen­dung, dass Pro­fes­so­ren der Be­sol­dungs­grup­pe C 4 ein Amt der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 und Pro­fes­so­ren der Be­sol­dungs­grup­pen C 2 und C 3 ein Amt der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 oder W 3 über­tra­gen wird. Der An­trag des Be­am­ten ist un­wi­der­ruf­lich. In den Fällen des Sat­zes 2 fin­det § 13 kei­ne An­wen­dung.

(3) Für die Hoch­schul­do­zen­ten, Oberas­sis­ten­ten, Ober­inge­nieu­re so­wie wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen As­sis­ten­ten, die am Tag des In­kraft­tre­tens der auf­grund § 33 Abs. 4 zu er­las­sen­den Re-

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ge­lun­gen, oder, so­weit die­se Re­ge­lun­gen bis zum 31. De­zem­ber 2004 noch nicht er­las­sen sind, am 1. Ja­nu­ar 2005 im Amt be­find­lich sind, sind der 3. Un­ter­ab­schnitt im 2. Ab­schnitt so­wie die An­la­ge II in der bis zum 22. Fe­bru­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung so­wie die An­la­gen IV und IX nach Maßga­be des Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2000 vom 19. April 2001 (BGBl. I S. 618) so­wie un­ter Berück­sich­ti­gung der wei­te­ren An­pas­sun­gen der Be­sol­dung nach § 14 und der wei­te­ren An­pas­sung des Be­mes­sungs­sat­zes nach § 2 Abs. 1 der Zwei­ten Be­sol­dungs-Über­g­angs­ver­ord­nung über die in Ab­satz 1 ge­nann­ten Zeit­punk­te hin­aus an­zu­wen­den.

(4) Bei der Be­rech­nung des Ver­ga­be­rah­mens nach § 34 Abs. 1 blei­ben Be­sol­dungs­grup­pen außer Be­tracht, so­weit Stel­len die­ser Be­sol­dungs­grup­pen schon am 22. Fe­bru­ar 2002 in der be­tref­fen­den Hoch­schul­art nicht mehr ge­schaf­fen wer­den durf­ten.

5. Gemäß § 33 Abs. 4 in Ver­bin­dung mit § 77 Abs. 1 BBesG wa­ren die Länder – so­wie der Bund im Be­reich der Hoch­schu­len des Bun­des – ver­pflich­tet, das Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz spätes­tens bis zum 31. De­zem­ber 2004 um­zu­set­zen.

a) Der hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber fügte zur Um­set­zung des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes mit Art. 3 des Drit­ten Ge­set­zes zur Ände­rung des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes und an­de­rer Ge­set­ze vom 20. De­zem­ber 2004 (GVBl I S. 466 <476>) ei­nen neu­en § 2a so­wie ei­nen neu­en § 2b in das Hes­si­sche Be­sol­dungs­ge­setz (HBesG) in der Fas­sung vom 25. Fe­bru­ar 1998 (GVBl I S. 50) ein. Nach § 2a Abs. 1 HBesG wer­den die Ämter der Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren an Hoch­schu­len (Uni­ver­sitäten und Fach­hoch­schu­len) nach Maßga­be des Haus­halts den Be­sol­dungs­grup­pen W 2 oder W 3 der Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W zu­ge­ord­net. Mit § 2a Abs. 3 HBesG wird das Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst ermäch­tigt, im Ein­ver­neh­men mit dem Mi­nis­te­ri­um des In­nern und für Sport durch Rechts­ver­ord­nung das Nähe­re für die Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen nach § 33 BBesG zu be­stim­men. In der Ver­ord­nung sind ins­be­son­de­re das Ver­ga­be­ver­fah­ren, die Zuständig­keit für die Ver­ga­be, die Vor­aus­set­zun­gen und die Kri­te­ri­en der Ver­ga­be, die Ru­he­ge­haltfähig­keit der Leis­tungs­bezüge und de­ren Teil­nah­me an den re­gelmäßigen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen zu re­geln. In der Ver­ord­nung sind auch nähe­re Be­stim­mun­gen über die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren für die Gewährung von For­schungs- und Lehr­zu­la­gen nach § 35 Abs. 1 BBesG zu tref­fen. § 2b HBesG re­gelt die Be­stim­mung des Be­sol­dungs­durch­schnitts nach § 34 Abs. 1 Satz 1 BBesG.

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b) Auf der Grund­la­ge von § 2a Abs. 3 HBesG er­ging in Hes­sen die Ver­ord­nung über Leis­tungs­bezüge so­wie For­schungs- und Lehr­zu­la­gen im Hoch­schul­be­reich (Hoch­schul-Leis­tungs­bezüge­ver­ord­nung – HLeist­BVO) vom 4. Fe­bru­ar 2005 (GVBl I S. 92). § 2 HLeist­BVO re­gelt die Ar­ten der Leis­tungs­bezüge im Ein­klang mit der Be­stim­mung des § 33 Abs. 1 BBesG. Die Kri­te­ri­en­vor­ga­ben für die Leis­tungs­bezüge wer­den nach den ver­schie­de­nen in § 33 Abs. 1 Satz 1 BBesG und § 2 HLeist­BVO vor­ge­se­he­nen Ka­te­go­ri­en der Leis­tungs­bezüge auf­gefächert. Die Be­ru­fungs- und Blei­be-Leis­tungs­bezüge sind in § 3 HLeist­BVO, die be­son­de­ren Leis­tungs­bezüge in § 4 HLeist­BVO, die Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge in § 5 HLeist-BVO und die For­schungs- und Lehr­zu­la­gen in § 6 HLeist­BVO ge­re­gelt. Die §§ 7 bis 9 HLeist­BVO ent­hal­ten Zuständig­keits- und Ver­fah­rens­vor­schrif­ten. Die Gel­tung der Ver­ord­nung war zunächst bis zum 31. De­zem­ber 2010 be­fris­tet; durch Art. 1 der Ver­ord­nung zur Ände­rung der Hoch­schul-Leis­tungs­bezüge­ver­ord­nung vom 22. Sep­tem­ber 2010 (GVBl I S. 323) wur­de sie bis zum 31. De­zem­ber 2015 verlängert. Die Ver­ord­nung hat in der bei Er­nen­nung des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens gel­ten­den Fas­sung fol­gen­den Wort­laut:

§ 1
Re­ge­lungs­be­reich

Die­se Ver­ord­nung re­gelt die Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen für Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren der Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 und für haupt­be­ruf­li­che Mit­glie­der von Lei­tungs­gre­mi­en, de­ren Ämter der Be­sol­dungs­ord­nung W an­gehören (§ 33 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes), und trifft Be­stim­mun­gen über die Ver­ga­be von For­schungs- und Lehr­zu­la­gen (§ 35 Abs. 1 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes) so­wie für das Ver­fah­ren der Über­nah­me in ein Amt der Be­sol­dungs­ord­nung W (§ 77 Abs. 2 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes).

§ 2
Leis­tungs­bezüge

(1) Leis­tungs­bezüge wer­den

1. aus An­lass von Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen (§ 3),

2. für be­son­de­re Leis­tun­gen in For­schung, Leh­re, Kunst, Wei­ter­bil­dung und Nach­wuchsförde­rung (§ 4),
 


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3. für die Wahr­neh­mung von Funk­tio­nen oder be­son­de­ren Auf­ga­ben im Rah­men der Hoch­schul­selbst­ver­wal­tung oder der Hoch­schul­lei­tung (§ 5)
ver­ge­ben. Sie sol­len mit Ziel­ver­ein­ba­run­gen ver­knüpft wer­den.

(2) Leis­tungs­bezüge können an den re­gelmäßigen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen teil­neh­men.

§ 3
Leis­tungs­bezüge aus An­lass von
Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen

(1) Aus An­lass von Be­ru­fungs- und Blei­be­ver­hand­lun­gen können Leis­tungs­bezüge ver­ge­ben wer­den, so­weit dies er­for­der­lich ist, um ei­ne Pro­fes­so­rin oder ei­nen Pro­fes­sor für die Hoch­schu­le zu ge­win­nen (Be­ru­fungs-Leis­tungs­bezüge) oder zum Ver­bleib an der Hoch­schu­le zu be­we­gen (Blei­be-Leis­tungs­bezüge). Bei der Ent­schei­dung hierüber sind ins­be­son­de­re die Qua­li­fi­ka­ti­on, Eva­lua­ti­ons­er­geb­nis­se und die Be­wer­ber­la­ge in dem je­wei­li­gen Fach so­wie die Ent­wick­lungs­pla­nung der Hoch­schu­le zu berück­sich­ti­gen. Blei­be-Leis­tungs­bezüge dürfen nur ver­ge­ben wer­den, wenn die Pro­fes­so­rin oder der Pro­fes­sor das Ein­stel­lungs­in­ter­es­se ei­nes an­de­ren Dienst­herrn oder Ar­beit­ge­bers glaub­haft ge­macht hat.

(2) Be­ru­fungs- und Blei­be-Leis­tungs­bezüge können be­fris­tet oder un­be­fris­tet ver­ge­ben wer­den.

§ 4
Leis­tungs­bezüge für
be­son­de­re Leis­tun­gen

(1) Für be­son­de­re Leis­tun­gen in den Be­rei­chen For­schung, Leh­re, Kunst, Wei­ter­bil­dung oder Nach­wuchsförde­rung, die in der Re­gel über meh­re­re Jah­re er­bracht wer­den müssen, können Leis­tungs­bezüge ver­ge­ben wer­den (be­son­de­re Leis­tungs­bezüge). Ne­ben den Leis­tun­gen im Haupt­amt sind Ne­bentätig­kei­ten nur zu berück­sich­ti­gen, wenn sie auf Ver­lan­gen, Vor­schlag oder Ver­an­las­sung des Dienst­herrn aus­geübt wer­den oder der Dienst­herr ein dienst­li­ches In­ter­es­se an der Über­nah­me an­er­kannt hat und sie un­ent­gelt­lich aus­geübt wer­den. Bei der Be­mes­sung der Leis­tungs­zu­la­ge ist ei­ne For­schungs- oder Lehr­zu­la­ge nach § 6 zu berück­sich­ti­gen.

(2) Be­son­de­re Leis­tun­gen in der For­schung können ins­be­son­de­re durch

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1. Aus­zeich­nun­gen und For­schungseva­lua­ti­on,
2. Pu­bli­ka­tio­nen,
3. in­ter­na­tio­na­les En­ga­ge­ment in Wis­sen­schaft und For­schung,
4. Auf­bau und Lei­tung wis­sen­schaft­li­cher Ar­beits­grup­pen,
5. Ein­wer­bung von Dritt­mit­teln,
6. Be­treu­ung von Pro­mo­tio­nen und Ha­bi­li­ta­tio­nen,
7. Tätig­kei­ten im Be­reich des Wis­sens- und Tech­no­lo­gie­trans­fers be­gründet wer­den.

(3) Be­son­de­re Leis­tun­gen in der Leh­re können ins­be­son­de­re durch

1. Aus­zeich­nun­gen und Leh­re­va­lua­ti­on,
2. Ak­tua­li­sie­rung und fach­li­che Wei­ter­ent­wick­lung des Lehr­an­ge­bots,
3. Einführung neu­er Ver­mitt­lungs­for­men der Leh­re,
4. Vor­tragstätig­keit,
5. Lehrtätig­kei­ten, die über die ge­setz­li­che Lehr­ver­pflich­tung hin-aus ge­leis­tet wer­den,
6. Um­fang der Be­treu­ung von Di­plom­ar­bei­ten so­wie der Prüfungstätig­keit
be­gründet wer­den.

(4) Leis­tungs­bezüge für be­son­de­re Leis­tun­gen können als Ein­mal­zah­lung oder als lau­fen­de Zah­lung für ei­nen Zeit­raum bis zu fünf Jah­ren ver­ge­ben wer­den. Nach ei­ner Frist von fünf Jah­ren können die Leis­tungs­bezüge un­be­fris­tet ver­ge­ben wer­den. Ein Wi­der­ruf für den Fall ei­nes er­heb­li­chen Leis­tungs­ab­falls ist vor­zu­be­hal­ten.

§ 5
Leis­tungs­bezüge für die Wahr­neh­mung
von Funk­tio­nen und be­son­de­ren
Auf­ga­ben im Rah­men der
Hoch­schul­selbst­ver­wal­tung oder
der Hoch­schul­lei­tung

(1) Leis­tungs­bezüge für die Wahr­neh­mung von Funk­tio­nen oder be­son­de­ren Auf­ga­ben im Rah­men der Hoch­schul­selbst­ver­wal­tung oder der Hoch­schul­lei­tung (Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge) können an
 


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1. haupt­be­ruf­li­che Mit­glie­der von Hoch­schul­präsi­di­en und

2. Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren, die ne­ben ih­rem Haupt­amt als ne­ben­amt­li­che Vi­ze­präsi­den­tin oder Vi­ze­präsi­dent oder als De­ka­nin oder De­kan tätig sind,

ver­ge­ben wer­den.

Die Hoch­schu­le kann wei­te­re Funk­tio­nen und Auf­ga­ben­be­rei­che fest­le­gen, für die Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge ver­ge­ben wer­den können.

(2) Bei der Be­mes­sung der Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge ist die mit der Funk­ti­on oder Auf­ga­be ver­bun­de­ne Ver­ant­wor­tung und Be­las­tung, bei den Mit­glie­dern der Hoch­schul­präsi­di­en auch die Größe der Hoch­schu­le, zu berück­sich­ti­gen. Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge können ganz oder teil­wei­se er­folgs­abhängig ver­ge­ben wer­den.

§ 6
For­schungs- und Lehr­zu­la­gen

An Hoch­schul­leh­re­rin­nen und Hoch­schul­leh­rer, die Mit­tel pri­va­ter Drit­ter für For­schungs- oder Lehr­vor­ha­ben der Hoch­schu­le ein­wer­ben und die­se Vor­ha­ben durchführen, kann aus die­sen Mit­teln für den Zeit­raum, für den Dritt­mit­tel ge­zahlt wer­den, ei­ne nicht­ru­he­ge­haltfähi­ge Zu­la­ge ver­ge­ben wer­den, so­weit der Dritt­mit­tel­ge­ber Mit­tel für die­sen Zweck aus­drück­lich vor­ge­se­hen hat.


§ 7
Zuständig­keit

(1) Über die Ver­ga­be von For­schungs- und Lehr­zu­la­gen so­wie von Leis­tungs­bezügen für Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren ein­sch­ließlich ih­rer Teil­nah­me an den all­ge­mei­nen Be­sol­dungs­erhöhun­gen und ih­rer Ru­he­ge­haltfähig­keit ein­sch­ließlich der Über­schrei­tung des Vom­hun­dert­sat­zes nach § 33 Abs. 3 Satz 1 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes ent­schei­det das Präsi­di­um nach Maßga­be von § 42 Abs. 7 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes.

(2) Über die Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen für haupt­be­ruf­li­che Vi­ze­präsi­den­tin­nen und -präsi­den­ten so­wie für die Kanz­le­rin oder den Kanz­ler ent­schei­det die Präsi­den­tin oder der Präsi­dent.

(3) Das Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst behält sich die Ent­schei­dung über die Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge der Präsi­den­tin­nen und Präsi­den­ten vor und ge­neh­migt die Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge der übri­gen haupt­amt­li­chen Mit­glie­der der Präsi­di-


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en so­wie die Ent­schei­dung über die Ru­he­ge­haltfähig­keit von Leis­tungs­bezügen, so­weit der Vom­hun­dert­satz nach § 33 Abs. 3 Satz 1 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes über­schrit­ten wer­den soll.

§ 8
Über­nah­me in ein Amt
der Be­sol­dungs­ord­nung W

(1) Haupt­be­ruf­li­chen Mit­glie­dern des Präsi­di­ums überträgt das Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst auf An­trag ein Amt der Be­sol­dungs­ord­nung W nach Maßga­be von § 2a Abs. 2 des Hes­si­schen Be­sol­dungs­ge­set­zes.

(2) Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren der Be­sol­dungs­grup­pen C 2 und C 3 überträgt das Präsi­di­um auf An­trag ein Amt der Be­sol­dungs­grup­pe W 2. Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren der Be­sol­dungs­grup­pe C 4 überträgt das Präsi­di­um auf An­trag ein Amt der Be­sol­dungs­grup­pe W 3. § 3 gilt ent­spre­chend.

§ 9
Wi­dersprüche


Über Wi­dersprüche ge­gen Ent­schei­dun­gen über Leis­tungs­bezüge für Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren ent­schei­det die Präsi­den­tin oder der Präsi­dent. Über Wi­dersprüche ge­gen Ent­schei­dun­gen der Präsi­den­tin­nen und Präsi­den­ten ent­schei­det das Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst.

§ 10
In-Kraft-Tre­ten; Außer-Kraft-Tre­ten

Die­se Ver­ord­nung tritt mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2005 in Kraft und mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2010 außer Kraft.

c) Zur kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung und Um­set­zung die­ser Vor­ga­ben hat die Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg ei­ne un­da­tier­te, zum 1. Mai 2005 in Kraft ge­tre­te­ne „Richt­li­nie zur Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen, For­schungs- und Lehr­zu­la­gen“ er­las­sen. Die­se Richt­li­nie wur­de in­zwi­schen durch die „Richt­li­nie des Präsi­di­ums der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg zur Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen und For­schungs-und Lehr­zu­la­gen“ vom 22. Fe­bru­ar 2010 so­wie die „Grundsätze für die Kri­te­ri­en der Gewährung von Leis­tungs­bezügen für be­son­de­re Leis­tun­gen so­wie für die Er­mitt­lung die­ser Leis­tun­gen der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg“ vom 11. Ja­nu­ar 2010 er­setzt. Die Richt­li­nie aus dem Jahr 2005 re­gelt gemäß ih­rem in § 1 an­ge­ge­be­nen Zweck die Grundsätze des Ver­fah­rens und der Ver­ga­be von Leis­tungs­be-

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zügen so­wie von For­schungs- und Lehr­zu­la­gen nach der Hoch­schul-Leis­tungs­bezüge­ver­ord­nung in der je­weils gülti­gen Fas­sung. Nach § 2 (An­wen­dungs­be­reich) re­gelt die Richt­li­nie das Ver­fah­ren zur Gewährung, Be­mes­sung und Ru­he­ge­haltfähig­keit von Be­ru­fungs- be­zie­hungs­wei­se Blei­be-Leis­tungs­bezügen (§ 3), be­son­de­ren Leis­tungs­bezügen (§ 4), Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezügen (§ 5) und For­schungs- und Lehr­zu­la­gen (§ 6).

An­la­ge 2 zur Richt­li­nie re­gelt die Stu­fen, in de­nen die be­son­de­ren Leis­tungs­bezüge und die Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge gewährt wer­den. So können et­wa Pro­de­ka­ne und Stu­di­en­de­ka­ne bis zu 300,00 €, ne­ben­amt­li­che Vi­ze­präsi­den­ten bis zu 900,00 € und Präsi­den­ten bis zu 2.500,00 € an mo­nat­li­chen Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezügen er­hal­ten. Be­son­de­re Leis­tungs­bezüge wer­den in fünf Stu­fen ver­ge­ben, wo­bei die Stu­fe 1 – „Über die Erfüllung der Dienst­pflich­ten deut­lich hin­aus­ge­hen­de Leis­tun­gen“ – bis zu 400,00 € und die Stu­fe 5 – „Ent­schei­den­de Mit­prägung der in­ter­na­tio­na­len Re­pu­ta­ti­on der Uni­ver­sität“ – bis zu 2.500,00 € mo­nat­lich beträgt. Mit Be­schluss vom 7. Ju­ni 2005 setz­te das Präsi­di­um der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg die „Un­ter­gren­ze für die W-Be­sol­dung“ auf ei­ne „dau­er­haf­te Be­sitz­stands­wah­rung der Be­sol­dung plus ei­ner auf drei Jah­re be­fris­te­ten Be­ru­fungs­zu­la­ge in Höhe von 300 Eu­ro pro Mo­nat“ fest.

6. Im Jahr 2006 ging in­fol­ge der so­ge­nann­ten Föde­ra­lis­mus­re­form I die Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz für die Be­am­ten­be­sol­dung und -ver­sor­gung auf die Länder über.

a) Das Ge­setz zur Ände­rung des Grund­ge­set­zes (Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74a, 75, 84, 85, 87c, 91a, 91b, 93, 98, 104a, 104b, 105, 107, 109, 125a, 125b, 125c, 143c) vom 28. Au­gust 2006 (BGBl I S. 2034) führ­te mit Wir­kung vom 1. Sep­tem­ber 2006 zu ei­ner föde­ra­len Neu­ord­nung der dienst­recht­li­chen Re­ge­lungs­kom­pe­ten­zen. Durch Art. 1 Nr. 8 des Ände­rungs­ge­set­zes wur­de un­ter an­de­rem der im Jahr 1971 ein­gefügte (vgl. Art. I Nr. 1 des 28. Ge­set­zes zur Ände­rung des Grund­ge­set­zes vom 18. März 1971, BGBl I S. 206) Art. 74a GG auf­ge­ho­ben, der dem Bund die kon­kur­rie­ren­de Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz für die Be­sol­dung und Ver­sor­gung al­ler An­gehöri­gen des öffent­li­chen Diens­tes zu­ge­wie­sen hat­te. An die Stel­le des in die­ser Be­stim­mung zum Aus­druck kom­men­den Grund­sat­zes der bun­des­ein­heit­li­chen Be­sol­dung und Ver­sor­gung trat die Re­ge­lung in Art. 74 Abs. 1 Nr. 27 GG, wo­nach der Bund die kon­kur­rie­ren­de Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz über „die Sta­tus­rech­te und -pflich­ten der Be­am­ten der Länder, Ge­mein­den und an­de­ren Körper­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts so­wie der Rich­ter in den Ländern mit Aus-

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nah­me der Lauf­bah­nen, Be­sol­dung und Ver­sor­gung“ in­ne­hat. Nach der Über­g­angs­vor­schrift des Art. 125a Abs. 1 GG gilt das Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz als Bun­des­recht fort; es kann aber durch Lan­des­recht er­setzt wer­den.

b) Die Länder ha­ben von ih­rer neu­en Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz zum Teil be­reits Ge­brauch ge­macht (vgl. Det­mer, Das Recht der <Uni­ver­sitäts->Pro­fes­so­ren, in: Hart­mer/Det­mer <Hrsg.>, Hoch­schul­recht, Ein Hand­buch für die Pra­xis, 2. Aufl. 2011, S. 113 <189 ff.>). Da­bei sind zwei un­ter­schied­li­che Ent­wick­lungs­stu­fen der Lan­des­re­ge­lun­gen zu ver­zeich­nen. Man­che Länder verfügen be­reits über ab­sch­ließen­de Voll­re­ge­lun­gen, die teil­wei­se – zum Bei­spiel hin­sicht­lich des Ver­ga­be­rah­mens – vom Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz ab­wei­chen. In an­de­ren Ländern ist wei­ter­hin das bis zur Er­set­zung fort­gel­ten­de Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz ne­ben den – nicht (not­wen­dig) auf Vollständig­keit der Re­ge­lungs­ma­te­rie an­ge­leg­ten – Lan­des­nor­men her­an­zu­zie­hen. Im Land Hes­sen gilt man­gels ent­spre­chen­der lan­des­recht­li­cher Re­ge­lun­gen der als Vor­la­ge­ge­gen­stand be­nann­te § 32 BBesG fort, wo­bei die Fort­schrei­bung der Höhe der Grund­gehälter in Form der An­la­gen zu den Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zen in­zwi­schen vom hes­si­schen Lan­des­ge­setz­ge­ber vor­ge­nom­men wird.


c) Li­nea­re Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen nahm der hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber erst­mals durch das Ge­setz über die An­pas­sung der Dienst-, Amts- und Ver­sor­gungs­bezüge 2007/2008 (Hes­si­sches Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2007/2008 – HBVAn­pG 2007/2008) vom 28. Sep­tem­ber 2007 (GVBl I S. 602) vor, das un­ter an­de­rem die Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W durch die hes­si­sche Be­sol­dungs­ord­nung W er­setz­te. Aus­weis­lich des Ge­setz­ent­wurfs vom 21. Ju­ni 2007 (LT­Drucks 16/7477) soll­te ei­ne An­pas­sung der Dienst-, Amts- und Ver­sor­gungs­bezüge in Hes­sen an die Ent­wick­lung der all­ge­mei­nen wirt­schaft­li­chen und fi­nan­zi­el­len Verhält­nis­se er­fol­gen. Von der zum 1. Sep­tem­ber 2006 auf die Länder über­ge­gan­ge­nen Ge­setz­ge­bungs­zuständig­keit im Be­reich der Be­sol­dung und Ver­sor­gung soll­te durch ei­ne in­di­vi­dua­li­sier­te Ein­mal­zah­lung im No­vem­ber 2007 so­wie durch ei­ne li­nea­re An­he­bung der Bezüge um 2,4 % ab 1. April 2008 Ge­brauch ge­macht wer­den. Dem­ent­spre­chend erhöhten sich in der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 die Grund­ge­haltssätze zum 1. April 2008 auf 3.983,39 € und in der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 auf 4.836,98 €. Mit Art. 1 Nr. 2 Buch­sta­be c des Ge­set­zes zur Ände­rung des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2007/2008 so­wie zur Ände­rung be­sol­dungs­recht­li­cher Vor­schrif­ten vom 1. Ok­to­ber 2008 (GVBl I S. 844) wur­de das Hes­si­sche Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2007/2008 da­hin­ge­hend geändert, dass zum 1. Ju­li 2008

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ei­ne wei­te­re Erhöhung der Grund­ge­haltssätze um 0,6 % auf 4.006,73 € (Be­sol­dungs­grup­pe W 2) be­zie­hungs­wei­se 4.865,32 € (Be­sol­dungs­grup­pe W 3) er­folg­te. Die pro­zen­tua­len Erhöhun­gen er­folg­ten für die Be­sol­dungs­grup­pen der B-, R-, W- und C-Be­sol­dung so­wie die Be­sol­dungs­grup­pen A 13 bis A 16 je­weils par­al­lel und zeit­gleich.

d) Mit dem Ge­setz zur An­pas­sung der Dienst-, Amts- und Ver­sor­gungs­bezüge 2009/2010 (Hes­si­sches Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2009/2010 – HBVAn­pG 2009/2010) vom 18. Ju­ni 2009 (GVBl I S. 175) soll­ten die Dienst-, Amts-, Anwärter- und Ver­sor­gungs­bezüge im Hin­blick auf die Ta­rif­ei­ni­gung in den Ta­rif­ver­hand­lun­gen für die Beschäftig­ten des Lan­des Hes­sen vom 28. März 2009 an­ge­passt wer­den (vgl. LT­Drucks 18/401). Die in der Ta­rif­ei­ni­gung ver­ein­bar­ten Ein­kom­mens­ver­bes­se­run­gen soll­ten da­hin­ge­hend auf die Be­am­ten über­tra­gen wer­den, dass die Bezüge rück­wir­kend zum 1. April 2009 um 3,0 % und zum 1. März 2010 um wei­te­re 1,2 % erhöht wur­den. Dem­ent­spre­chend erhöhten sich in der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 die Grund­ge­haltssätze zum 1. April 2009 auf 4.126,93 € und zum 1. März 2010 auf 4.176,45 €. In der Be­sol­dungs­grup­pe W 3 erhöhten sich die Grund­ge­haltssätze zum 1. April 2009 auf 5.011,28 € und zum 1. März 2010 auf 5.071,42 €.

e) Nach Er­ge­hen des Aus­set­zungs- und Vor­la­ge­be­schlus­ses des Ver­wal­tungs­ge­richts Gießen nahm der hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber wei­te­re Be­sol­dungs­erhöhun­gen durch das Hes­si­sche Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­setz 2011/2012 (HBVAn­pG 2011/2012) vom 6. Ok­to­ber 2011 (GVBl I S. 530) vor, das in sei­nem § 1 die An­pas­sung der Be­sol­dung im Jahr 2011 und in sei­nem § 2 die An­pas­sung der Be­sol­dung im Jahr 2012 re­gelt.

II.

1. Der im Jahr 1965 ge­bo­re­ne Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens wur­de mit Wir­kung zum 1. De­zem­ber 2005 vom Präsi­den­ten der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg un­ter Be­ru­fung in das Be­am­ten­verhält­nis auf Le­bens­zeit zum Uni­ver­sitätspro­fes­sor er­nannt und in ei­ne Plan­stel­le der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 ein­ge­wie­sen. Bei der Be­ru­fung auf ei­ne Pro­fes­sur für Phy­si­ka­li­sche Che­mie han­delt es sich um sei­ne Erst­be­ru­fung.

Seit sei­ner Er­nen­nung erhält der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens ein Grund­ge­halt nach der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 (zum Zeit­punkt der Er­nen­nung

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3.890,03 €) so­wie gemäß ei­nem Schrei­ben des Präsi­den­ten der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg vom 27. Sep­tem­ber 2005 ei­nen un­be­fris­te­ten und ru­he­ge­halt-fähi­gen Be­ru­fungs-Leis­tungs­be­zug in Höhe von 23,72 € mo­nat­lich. Aus­weis­lich die­ses Schrei­bens er­gibt sich die Höhe des Be­ru­fungs-Leis­tungs­be­zugs „aus dem Un­ter­schieds­be­trag zwi­schen den Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und C 1, Stu­fe 10 zuzüglich ei­nem Be­trag von 300,00 €“; hier­mit wer­den die Vor­ga­ben des Präsi­di­ums­be­schlus­ses vom 7. Ju­ni 2005 be­tref­fend die „Un­ter­gren­ze für die W-Be­sol­dung“ um­ge­setzt. Nach den An­ga­ben des Vor­la­ge­ge­richts er­hielt der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens zu­dem für die Zeit bis Ju­ni 2006 im We­ge ei­nes nicht ru­he­ge­halt-fähi­gen Be­ru­fungs-Leis­tungs­be­zugs ei­ne Pau­scha­le als „Tren­nungs­geld“ in Höhe von zunächst 300,00 € und so­dann 450,00 €. Nach er­folg­lo­sem Wi­der­spruch er­hob der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens Kla­ge ge­gen das Land Hes­sen, mit der er im Haupt­an­trag zu­letzt die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sei­ne Ali­men­ta­ti­on aus der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 den ver­fas­sungs­recht­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne amts­an­ge­mes­se­ne Be­sol­dung nicht genügt.

2. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Gießen hat mit Be­schluss vom 7. Ok­to­ber 2010 das Ver­fah­ren aus­ge­setzt und dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt die Fra­ge zur Ent­schei­dung vor­ge­legt,

ob § 32 Sätze 1 und 2 BBesG in der durch das Ge­setz zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung vom 16. Fe­bru­ar 2002 in Kraft ge­tre­te­nen Fas­sung in Ver­bin­dung mit An­la­ge II (Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W) und An­la­ge IV Zif­fer 3 in der Fas­sung des An­hangs 14 zu Art. 2 Nr. 3 des Bun­des­be­sol­dungs- und -ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2003/2004 (Grund­ge­haltssätze Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W), letz­te­re An­la­ge er­setzt durch An­la­ge 1 Nr. 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W) des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2007/2008 vom 28. Sep­tem­ber 2007, zu­letzt geändert durch An­la­ge 1 Nr. 3 (Grund­ge­haltssätze Be­sol­dungs­ord­nung W) des Hes­si­schen Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­zes 2009/2010 vom 18. Ju­ni 2009, mit Art. 33 Abs. 5 GG ver­ein­bar ist.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt hält die Ver­fas­sungsmäßig­keit der vor­ge­leg­ten Vor­schrif­ten für ent­schei­dungs­er­heb­lich. Die im Haupt­an­trag er­ho­be­ne Fest­stel­lungs­kla­ge ha­be oh­ne Wei­te­res Er­folg, wenn – wo­von das Vor­la­ge­ge­richt aus­geht – die Be­sol­dung des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens kei­ne amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­ta­ti­on dar­stel­le.

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Nach der Über­zeu­gung des Ver­wal­tungs­ge­richts verstößt die Be­sol­dung des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens nach Be­sol­dungs­grup­pe W 2 ge­gen das in Art. 33 Abs. 5 GG gewähr­leis­te­te Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip. Das Grund­ge­halt nach § 32 BBesG stel­le kei­ne dem Amt des Pro­fes­sors an­ge­mes­se­ne Ali­men­tie­rung dar, wo­bei es für die Be­ur­tei­lung der Amts­an­ge­mes­sen­heit nur auf die je­wei­li­gen Grund­gehälter, nicht auch auf die in Aus­sicht ge­stell­ten Leis­tungs­bezüge an­kom­me. Das dem nach Be­sol­dungs­grup­pe W 2 be­sol­de­ten Pro­fes­sor zu­ste­hen­de Grund­ge­halt ent­spre­che we­der der vom Amts­in­ha­ber ge­for­der­ten Aus­bil­dung, Be­an­spru­chung und Ver­ant­wor­tung noch der Be­deu­tung und dem An­se­hen des Am­tes in den Au­gen der Ge­sell­schaft. Die Her­ab­set­zung der Be­sol­dungs­bezüge um mehr als ein Vier­tel ge­genüber dem End­grund­ge­halt der C 3-Be­sol­dung (Stu­fe 15) sei be­am­ten­recht­lich nicht halt­bar. Dem aus dem Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip und dem Leis­tungs­grund­satz fol­gen­den Ab­stu­fungs­ge­bot wer­de die W-Be­sol­dung, die am En­de des Ar­beits­le­bens ei­nes W 2-Pro­fes­sors auf das Ni­veau ei­nes nach Be­sol­dungs­grup­pe A 13 im End­grund­ge­halt be­sol­de­ten Be­am­ten ab­schmel­ze, eben­falls nicht ge­recht. Zu­dem wei­se der Ver­gleich der Grund­ge­haltssätze der W-Be­sol­dung mit den Ein­kom­men ver­gleich­ba­rer Be­rufs­grup­pen außer­halb des öffent­li­chen Diens­tes ein so star­kes Miss­verhält­nis auf, dass die Ali­men­ta­ti­on nicht mehr als amts­an­ge­mes­sen an­ge­se­hen wer­den könne.

III.

Zu der Vor­la­ge ha­ben der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens, die Bun­des­re­gie­rung und die Hes­si­sche Lan­des­re­gie­rung schrift­lich Stel­lung ge­nom­men. Des Wei­te­ren ha­ben sich die Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz, der Deut­sche Hoch­schul­ver­band, der Hoch­schul­leh­rer­bund, der dbb be­am­ten­bund und ta­rif­uni­on so­wie der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund geäußert.

IV.

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat am 11. Ok­to­ber 2011 ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung durch­geführt, in der die Be­tei­lig­ten, dar­un­ter auch der Deut­sche Bun­des­tag, ih­re Rechts­stand­punk­te erläutert und ver­tieft ha­ben. Das Ge­richt hat Ver­tre­ter des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes als sach­verständi­ge Aus­kunfts­per­so­nen (§ 27a BVerfGG) zu Ver­glei­chen der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung mit der Be­sol­dung an­de­rer Be­am­ten­grup­pen so­wie der Vergütung be­stimm­ter Be­rufs­grup­pen in der Pri­vat­wirt­schaft gehört. Außer­dem ha­ben sich Ver­tre­ter der Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz, des Deut­schen Hoch­schul­ver­ban­des, des Hoch­schul­leh­rer­bun­des, des dbb
 


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be­am­ten­bund und ta­rif­uni­on so­wie des Deut­schen Ge­werk­schafts­bun­des geäußert.

B.

Die Vor­la­ge ist zulässig. Ge­gen­stand des Vor­la­ge­be­schlus­ses ist die Be­sol­dungs­ord­nung W in Ge­stalt ih­rer erst­ma­li­gen Einführung als Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W durch das Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz so­wie in Ge­stalt der Fort­schrei­bung ih­rer Grund­ge­haltssätze durch die späte­ren Be­sol­dungs- und Ver­sor­gungs­an­pas­sungs­ge­set­ze, die zunächst vom Bun­des­ge­setz­ge­ber und so­dann – nach dem Über­gang der Be­sol­dungs­ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz auf die Länder – vom hes­si­schen Lan­des­ge­setz­ge­ber er­las­sen wur­den. Letz­te­rer hat – bei grundsätz­li­cher Fort­gel­tung des § 32 BBesG (vgl. Art. 125a Abs. 1 Satz 1 GG) – die Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W durch die hes­si­sche (Lan­des-)Be­sol­dungs­ord­nung W er­setzt. Das Aus­gangs­ver­fah­ren be­trifft die Be­sol­dung im Zeit­raum vom De­zem­ber 2005 bis zum Ok­to­ber 2010.

In­ner­halb der Be­sol­dungs­ord­nung W gibt der Vor­la­ge­be­schluss nur An­lass, die amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­tie­rung der Be­am­ten der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 ver­fas­sungs­recht­lich zu un­ter­su­chen. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat die zur Prüfung ge­stell­ten Nor­men im Hin­blick auf den kon­kre­ten Aus­gangs­fall zu über-prüfen (vgl. BVerfGE 81, 363 <375>). Hier er­gibt sich aus den Gründen des Vor­la­ge­be­schlus­ses, dass die Vor­la­ge­fra­ge auf die Amts­an­ge­mes­sen­heit der Grund­gehälter der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 ge­rich­tet ist. Dies ist die Be­sol­dungs­grup­pe, in die der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens seit sei­ner Er­nen­nung zum Be­am­ten auf Le­bens­zeit ein­ge­wie­sen ist. Auch wenn sich der Te­nor des Vor­la­ge­be­schlus­ses pau­schal auf die Be­sol­dungs­ord­nung W be­zieht, kon­zen­triert sich die Vor­la­ge­fra­ge aus­weis­lich der Be­gründung des Vor­la­ge­be­schlus­ses, ins­be­son­de­re des dort wie­der­ge­ge­be­nen Fest­stel­lungs­an­trags, aus­sch­ließlich auf die Be­sol­dung nach der für den Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens maßgeb­li­chen Be­sol­dungs­grup­pe W 2.

Es ist nicht zu be­an­stan­den, dass der Te­nor des Vor­la­ge­be­schlus­ses den Vor­la­ge­ge­gen­stand auf die Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­ord­nung W als ei­nen der bei­den Bau­stei­ne des zwei­glie­de­ri­gen Vergütungs­sys­tems der Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form be­schränkt. Die­se Ein­gren­zung ist viel­mehr Fol­ge des vom Vor­la­ge­ge­richt ver­tre­te­nen Stand­punkts, wo­nach für die Be­ur­tei­lung der Amts­an­ge­mes­sen­heit der Be­sol­dung der W-Pro­fes­so­ren nur de­ren Grund­gehälter, nicht auch die

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in Aus­sicht ge­stell­ten Leis­tungs­bezüge her­an­ge­zo­gen wer­den können. Gleich­wohl ist das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt nicht dar­an ge­hin­dert, auch die Vor­schrif­ten über die Leis­tungs­bezüge in die Prüfung ein­zu­be­zie­hen, so­weit sie für die Be­ant­wor­tung der Vor­la­ge­fra­ge von Re­le­vanz sind. Die Be­deu­tung der Leis­tungs­bezüge im Ge­samt­gefüge der Ali­men­ta­ti­on be­darf ge­ra­de der Klärung.

Die Be­gründungs­an­for­de­run­gen in Be­zug auf die Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit der Vor­la­ge­fra­ge und die Über­zeu­gung des Ge­richts von der Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der zur Prüfung ge­stell­ten Norm (vgl. BVerfGE 105, 61 <67>; 121, 241 <252 f.>; 126, 77 <97 f.>; je­weils m.w.N.) sind erfüllt.

C.

Die im Te­nor näher be­zeich­ne­ten Vor­schrif­ten sind mit Art. 33 Abs. 5 GG un­ver­ein­bar, so­weit der Ge­setz­ge­ber die Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 nicht in ei­ner dem Grund­satz der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on ent­spre­chen­den Höhe fest­ge­setzt hat.

I.

1. Die Neu­re­ge­lung der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung ist an den Vor­ga­ben des Art. 33 Abs. 5 GG zu mes­sen. Nach Art. 33 Abs. 5 GG in der bis zum 31. Au­gust 2006 gel­ten­den Fas­sung ist das Recht des öffent­li­chen Diens­tes un­ter Berück­sich­ti­gung der her­ge­brach­ten Grundsätze des Be­rufs­be­am­ten­tums zu re­geln; die­se For­mu­lie­rung wur­de durch Art. 1 Nr. 3 des Ge­set­zes zur Ände­rung des Grund­ge­set­zes (Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74a, 75, 84, 85, 87c, 91a, 91b, 93, 98, 104a, 104b, 105, 107, 109, 125a, 125b, 125c, 143c) vom 28. Au­gust 2006 (BGBl I S. 2034) um die Wörter „und fort­zu­ent­wi­ckeln“ ergänzt.


a) Ver­fas­sungs­recht­li­che Ba­sis der Be­am­ten­be­sol­dung ist das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip. Es gehört zu den von Art. 33 Abs. 5 GG gewähr­leis­te­ten her­ge­brach­ten Grundsätzen des Be­rufs­be­am­ten­tums, die der Ge­setz­ge­ber an­ge­sichts ih­res grund­le­gen­den und struk­tur­prägen­den Cha­rak­ters nicht nur berück­sich­ti­gen muss, son­dern zu be­ach­ten hat (vgl. BVerfGE 8, 1 <16>; 117, 330 <349>; 119, 247 <263, 269>; stRspr). Art. 33 Abs. 5 GG ist un­mit­tel­bar gel­ten­des Recht und enthält ei­nen Re­ge­lungs­auf­trag an den Ge­setz­ge­ber so­wie ei­ne in­sti­tu­tio­nel­le Ga­ran­tie des Be­rufs­be­am­ten­tums (vgl. BVerfGE 106, 225 <232>; 117, 330 <344>). Des Wei­te­ren be­gründet Art. 33 Abs. 5 GG ein grund­rechts­glei­ches Recht der Beam-

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ten, so­weit de­ren sub­jek­ti­ve Rechts­stel­lung be­trof­fen ist (vgl. BVerfGE 99, 300 <314>; 107, 218 <236 f.>; 117, 330 <344>; 119, 247 <266>).

b) Der In­halt des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips wird von ver­schie­de­nen De­ter­mi­nan­ten ge­prägt.

aa) Das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip ver­pflich­tet den Dienst­herrn, den Be­am­ten und sei­ne Fa­mi­lie le­bens­lang an­ge­mes­sen zu ali­men­tie­ren und ihm nach sei­nem Dienstrang, nach der mit sei­nem Amt ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung und nach der Be­deu­tung des Be­rufs­be­am­ten­tums für die All­ge­mein­heit ent­spre­chend der Ent­wick­lung der all­ge­mei­nen wirt­schaft­li­chen und fi­nan­zi­el­len Verhält­nis­se und des all­ge­mei­nen Le­bens­stan­dards ei­nen an­ge­mes­se­nen Le­bens­un­ter­halt zu gewähren (vgl. BVerfGE 8, 1 <14>; 117, 330 <351>; 119, 247 <269>). Im Rah­men die­ser Ver­pflich­tung zu ei­ner dem Amt an­ge­mes­se­nen Ali­men­tie­rung hat der Ge­setz­ge­ber die At­trak­ti­vität des Be­am­ten­verhält­nis­ses für über­durch­schnitt­lich qua­li­fi­zier­te Kräfte, das An­se­hen des Am­tes in den Au­gen der Ge­sell­schaft, die vom Amts­in­ha­ber ge­for­der­te Aus­bil­dung und sei­ne Be­an­spru­chung zu berück­sich­ti­gen (vgl. BVerfGE 44, 249 <265 f.>; 99, 300 <315>; 107, 218 <237>; 114, 258 <288>). Die­sen Kri­te­ri­en muss der Ge­setz­ge­ber so­wohl bei struk­tu­rel­len Neu­aus­rich­tun­gen im Be­sol­dungs­recht als auch bei der kon­ti­nu­ier­li­chen Fort­schrei­bung der Be­sol­dungshöhe über die Jah­re hin­weg im We­ge ei­ner Ge­samt­schau der hier­bei re­le­van­ten Kri­te­ri­en und an­hand ei­ner Ge­genüber­stel­lung mit je­weils in Be­tracht kom­men­den Ver­gleichs­grup­pen Rech­nung tra­gen.

bb) Taug­li­che Ver­gleichs­grup­pen sind primär in­ner­halb des Be­sol­dungs­sys­tems zu fin­den. Durch die An­knüpfung der Ali­men­ta­ti­on an in­ner­dienst­li­che, un­mit­tel­bar amts­be­zo­ge­ne Kri­te­ri­en wie den Dienstrang soll si­cher­ge­stellt wer­den, dass die Bezüge ent­spre­chend der un­ter­schied­li­chen Wer­tig­keit der Ämter ab­ge­stuft sind. Da­her be­stimmt sich die Amts­an­ge­mes­sen­heit im Verhält­nis zur Be­sol­dung und Ver­sor­gung an­de­rer Be­am­ten­grup­pen. Gleich­zei­tig kommt dar­in zum Aus­druck, dass je­dem Amt ei­ne Wer­tig­keit im­ma­nent ist, die sich in der Be­sol­dungshöhe wi­der­spie­geln muss. Die Wer­tig­keit wird ins­be­son­de­re durch die Ver­ant­wor­tung des Am­tes und die In­an­spruch­nah­me des Amts­in­ha­bers be­stimmt. Die „amts“-an­ge­mes­se­ne Be­sol­dung ist not­wen­di­ger­wei­se ei­ne ab­ge­stuf­te Be­sol­dung (vgl. BVerfGE 114, 258 <293>; 117, 330 <355>). Ver­glei­che sind da­her nicht nur in­ner­halb ei­ner Be­sol­dungs­ord­nung, son­dern auch zwi­schen den ver­schie­de­nen Be­sol­dungs­ord­nun­gen möglich und ge­bo­ten.

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cc) Der sys­tem­in­ter­ne Be­sol­dungs­ver­gleich wird durch den sys­tem­ex­ter­nen Ge­halts­ver­gleich mit der Pri­vat­wirt­schaft ergänzt. Die Ali­men­ta­ti­on muss es dem Be­am­ten ermögli­chen, sich ganz dem öffent­li­chen Dienst als Le­bens­be­ruf zu wid­men und in recht­li­cher wie wirt­schaft­li­cher Si­cher­heit und Un­abhängig­keit zur Erfüllung der dem Be­rufs­be­am­ten­tum zu­ge­wie­se­nen Auf­ga­ben bei­zu­tra­gen (vgl. BVerfGE 44, 249 <265 f.>; 114, 258 <287 f.>; 119, 247 <269>). Die Ali­men­ta­ti­on dient da­mit nicht al­lein dem Le­bens­un­ter­halt des Be­am­ten, son­dern sie hat – an­ge­sichts der Be­deu­tung des Be­rufs­be­am­ten­tums für die All­ge­mein­heit – zu­gleich ei­ne qua­litäts­si­chern­de Funk­ti­on (vgl. BVerfGE 114, 258 <294>). Da­mit das Be­am­ten­verhält­nis für über­durch­schnitt­lich qua­li­fi­zier­te Kräfte at­trak­tiv ist, muss sich die Amts­an­ge­mes­sen­heit der Ali­men­ta­ti­on auch durch ihr Verhält­nis zu den Ein­kom­men be­stim­men, die für ver­gleich­ba­re und auf der Grund­la­ge ver­gleich­ba­rer Aus­bil­dung er­brach­te Tätig­kei­ten außer­halb des öffent­li­chen Diens­tes er­zielt wer­den (vgl. BVerfGE 114, 258 <293 f.>; 117, 330 <354>; 119, 247 <268>; BVerfGK 12, 189 <202>; 12, 253 <263 f.>). Da­bei dürfen al­ler­dings die ge­genüber den Be­zah­lungs­sys­te­men der Pri­vat­wirt­schaft be­ste­hen­den Be­son­der­hei­ten des be­am­ten­recht­li­chen Be­sol­dungs­sys­tems nicht außer Acht ge­las­sen wer­den, die auf den Cha­rak­ter des Be­am­ten­verhält­nis­ses als wech­sel­sei­ti­ges Dienst- und Treue­verhält­nis zurück­zuführen sind. An­ge­sichts der zwi­schen Staats­dienst und Pri­vat­wirt­schaft be­ste­hen­den Sys­tem­un­ter­schie­de müssen die Kon­di­tio­nen (nur) ins­ge­samt ver­gleich­bar sein (vgl. BVerfGE 114, 258 <294>; 119, 247 <268>).

c) Bei der Kon­kre­ti­sie­rung der aus Art. 33 Abs. 5 GG re­sul­tie­ren­den Pflicht zur amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­tie­rung be­sitzt der Ge­setz­ge­ber ei­nen wei­ten Ent­schei­dungs­spiel­raum (vgl. BVerfGE 8, 1 <22 f.>; 114, 258 <288>; 117, 372 <381>; 121, 241 <261>). Dies gilt so­wohl hin­sicht­lich der Struk­tur als auch hin­sicht­lich der Höhe der Be­sol­dung (vgl. BVerfGE 81, 363 <375 f.>); die­se ist der Ver­fas­sung nicht un­mit­tel­bar, als fes­ter und ex­akt be­zif­fer­ter be­zie­hungs­wei­se be­zif­fer­ba­rer Be­trag, zu ent­neh­men (vgl. BVerfGE 44, 249 <265 ff.>; 117, 330 <352>). In­so­fern stellt die in Art. 33 Abs. 5 GG ent­hal­te­ne Ga­ran­tie ei­nes „amts­an­ge­mes­se­nen“ Un­ter­halts le­dig­lich ei­ne den Be­sol­dungs­ge­setz­ge­ber in die Pflicht neh­men­de ver­fas­sungs­recht­li­che Ge­stal­tungs­di­rek­ti­ve dar (vgl. BVerfGE 117, 330 <352>). In­ner­halb sei­nes wei­ten Spiel­raums po­li­ti­schen Er­mes­sens darf der Ge­setz­ge­ber das Be­sol­dungs­recht den tatsächli­chen Not­wen­dig­kei­ten und der fort­schrei­ten­den Ent­wick­lung der all­ge­mei­nen wirt­schaft­li­chen und fi­nan­zi­el­len Verhält­nis­se an­pas­sen. Zu prüfen, ob er da­bei die ge­rech­tes­te, zweckmäßigs­te und vernünf­tigs­te Lösung gewählt hat, ist nicht Auf­ga­be des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (vgl. BVerfGE 103, 310 <320>; 117, 330 <353>; 121, 241 <261>).

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Dem wei­ten Ge­stal­tungs­spiel­raum des Ge­setz­ge­bers ent­spricht viel­mehr ei­ne zurück­hal­ten­de, auf den Maßstab evi­den­ter Sach­wid­rig­keit be­schränk­te Kon­trol­le der ein­fach­ge­setz­li­chen Re­ge­lung durch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (vgl. BVerfGE 65, 141 <148 f.>; 103, 310 <319 f.>; 110, 353 <364 f.>; 117, 330 <353>). Im Er­geb­nis be­schränkt sich die ma­te­ri­el­le Kon­trol­le auf die Fra­ge, ob die dem Be­am­ten gewähr­ten Bezüge evi­dent un­zu­rei­chend sind. Dies ist der Fall, wenn der un­an­tast­ba­re Kern­ge­halt der Ali­men­ta­ti­on als Un­ter­gren­ze nicht mehr ge­wahrt ist (vgl. BVerfGE 44, 249 <263, 267 f.>; 114, 258 <288 f.>), was an­hand ei­ner Ge­samt­schau der oben dar­ge­leg­ten Kri­te­ri­en und un­ter Berück­sich­ti­gung der kon­kret in Be­tracht kom­men­den Ver­gleichs­grup­pen zu prüfen ist.

d) Die Ge­stal­tungs­frei­heit des Ge­setz­ge­bers deckt grundsätz­lich auch struk­tu­rel­le Neu­re­ge­lun­gen der Be­sol­dung in Form von Sys­tem­wech­seln ab, wel­che die Be­wer­tung ei­nes Am­tes und die da­mit ein­her­ge­hen­de be­sol­dungs­recht­li­che Ein­stu­fung be­tref­fen (vgl. BVerfGE 26, 141 <158 f.>; 56, 146 <161 ff.>; 64, 367 <379>; BVerfG, Be­schluss der 3. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats vom 15. Ju­li 1999 – 2 BvR 544/97 –, NVwZ 1999, S. 1328). Bei der Ein­stu­fung von Ämtern han­delt es sich zuvörderst um ei­ne po­li­ti­sche, vom par­la­men­ta­ri­schen Ge­setz­ge­ber zu ent­schei­den­de Fra­ge, mit de­ren Be­ant­wor­tung er selbst die Wer­tig­keit ei­nes be­stimm­ten Am­tes de­fi­niert. Dem­ent­spre­chend kann der Ge­setz­ge­ber ein Amt neu und nied­ri­ger be­wer­ten, die Struk­tur der Be­sol­dungs­ord­nung oder die der ein­zel­nen Be­sol­dungs­grup­pen, die Struk­tur des Be­am­ten­ge­halts so­wie die Zah­lungs­mo­da­litäten grundsätz­lich für die Zu­kunft ändern (vgl. BVerfG, Be­schluss des Vor­prüfungs­aus­schus­ses des Zwei­ten Se­nats vom 15. Ja­nu­ar 1985 – 2 BvR 1148/84 –, NVwZ 1985, S. 333; BVerfG, Be­schluss der 3. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats vom 15. Ju­li 1999 – 2 BvR 544/97 –, NVwZ 1999, S. 1328). Ei­ne veränder­te Be­wer­tung un­ter Ab­wei­chung von der bis­he­ri­gen Re­la­ti­on der Ämter zu­ein­an­der ist – bei ent­spre­chen­der Be­sitz­stands­wah­rung – selbst dann denk­bar, wenn sich der Amts­in­halt be­zie­hungs­wei­se die Merk­ma­le, nach de­nen die be­tref­fen­den Ämter zu be­ur­tei­len sind, nicht verändert ha­ben (vgl. BVerfGE 26, 141 <158>; 56, 146 <163>; 64, 367 <379>).

Al­ler­dings darf sich der Ge­setz­ge­ber bei ei­ner von ihm für not­wen­dig ge­hal­te­nen Neu­re­ge­lung nicht von un­sach­li­chen Erwägun­gen lei­ten las­sen (vgl. BVerfGE 26, 141 <158 f.>; 56, 146 <163>; 64, 367 <379>). Nimmt er auf­grund ei­ner po­li­ti­schen Ent­schei­dung be­zie­hungs­wei­se ei­ner veränder­ten po­li­ti­schen Wertschätzung ei­ne be­sol­dungsmäßige Neu­be­wer­tung ei­nes Am­tes vor, oh­ne die dem Amt zu­grun­de lie­gen­den An­for­de­run­gen zu verändern, muss er dafür Sor­ge tra­gen,

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dass ei­ne der­ar­ti­ge be­sol­dungs­recht­li­che Neu­be­wer­tung im­mer noch den (un­veränder­ten) An­for­de­run­gen des Am­tes und des­sen prägen­den Merk­ma­len ge­recht wird. Führt die ge­setz­ge­be­ri­sche Neu­be­wer­tung zu ei­ner deut­li­chen Ver­rin­ge­rung der Be­sol­dung, be­darf es hierfür sach­li­cher Gründe.

2. Von dem wei­ten Ge­stal­tungs­spiel­raum des Ge­setz­ge­bers bei der Aus­ge­stal­tung des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips ist grundsätz­lich auch die Einführung neu­er und die Mo­di­fi­zie­rung be­ste­hen­der Leis­tungs­ele­men­te in der Be­sol­dung ge­deckt.

a) Der Ge­setz­ge­ber kann das be­am­ten­recht­li­che Leis­tungs­prin­zip be­sol­dungs­recht­lich auf un­ter­schied­li­che Art und Wei­se ver­wirk­li­chen. Das Leis­tungs­prin­zip zählt eben­so wie das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip zu den vom Ge­setz­ge­ber zu be­ach­ten­den her­ge­brach­ten Grundsätzen des Be­rufs­be­am­ten­tums im Sin­ne von Art. 33 Abs. 5 GG (vgl. BVerfGE 121, 205 <226>; stRspr). Es be­zeich­net in sei­nem Kern zunächst das Prin­zip der Bes­ten­aus­le­se, wie es aus­drück­lich in Art. 33 Abs. 2 GG ver­an­kert ist (vgl. BVerfGE 117, 372 <382>; 121, 205 <226>). Das Leis­tungs­prin­zip be­trifft nicht nur den erst­ma­li­gen Zu­gang zu ei­nem öffent­li­chen Amt beim Ein­tritt in das Be­am­ten­verhält­nis, son­dern be­inhal­tet auch die An­er­ken­nung und recht­li­che Ab­si­che­rung des Beförde­rungs­er­fol­ges, den der Be­am­te bei der Bes­ten­aus­le­se auf­grund von Eig­nung, Befähi­gung und fach­li­cher Leis­tung er­langt hat (vgl. BVerfGE 117, 372 <382>; 121, 205 <226>). Über das Sta­tus­recht ist das Be­sol­dungs­recht mit­tel­bar leis­tungs­be­zo­gen, in­dem Leis­tung mit Beförde­rung ho­no­riert wird.

b) Die mit­tel­ba­re Ver­wirk­li­chung des Leis­tungs­prin­zips im Be­sol­dungs­recht – über das Sta­tus­recht ei­ner­seits so­wie über das herkömmli­che Sys­tem der Dienst­al­ters­stu­fen bei der Be­mes­sung des Grund­ge­halts an­de­rer­seits – schließt al­ler­dings den Ein­satz un­mit­tel­bar von der in­di­vi­du­el­len Leis­tung der Be­am­ten abhängi­ger Be­sol­dungs­be­stand­tei­le nicht aus. In­so­weit kommt es zu ei­ner Über­schnei­dung des Leis­tungs­prin­zips mit dem Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip, das schon vor Einfügung der Fort­ent­wick­lungs­klau­sel in Art. 33 Abs. 5 GG ei­ne ste­te Wei­ter­ent­wick­lung des Be­am­ten­rechts und des­sen An­pas­sung an veränder­te Umstände der Staat­lich­keit ermöglich­te (vgl. BVerfGE 119, 247 <262>). Ei­ne stärke­re Berück­sich­ti­gung des Leis­tungs­ge­dan­kens stellt ei­nen zulässi­gen As­pekt der Be­sol­dungs­ge­setz­ge­bung dar (vgl. BVerfGE 110, 353 <365 ff.>). Da­bei kann die Bin­dung der Be­sol­dung an Leis­tungs­ge­sichts­punk­te bei­spiels­wei­se in Ge­stalt von Leis­tungs­stu­fen, Leis­tungs­prämi­en und Leis­tungs­zu­la­gen er­fol­gen, wie es im Ge­setz zur Re­form des öffent­li­chen Dienst­rechts (Re­form­ge­setz) vom 24. Fe­bru­ar

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1997 (BGBl I S. 322) der Fall war (vgl. da­zu BVerfGE 110, 353 <366 ff.>). Da­ne­ben sind aber auch an­ders aus­ge­stal­te­te leis­tungs­ba­sier­te Be­sol­dungs­sys­te­me denk­bar. Dies gilt auch und ge­ra­de bei der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung, die seit je­her in be­son­de­rem Maße durch leis­tungs­be­zo­ge­ne Ele­men­te ge­kenn­zeich­net ist (vgl. Bat­tis/Gri­go­leit, Möglich­keit und Gren­zen leis­tungs­dif­fe­ren­zie­ren­der Be­sol­dung von Uni­ver­sitätspro­fes­so­ren, Rechts­gut­ach­ten, Fo­rum Deut­scher Hoch­schul­ver­band, 1999, S. 21 f.; Leh­rich, Öko­no­mi­sie­rung der Wis­sen­schaft – Recht­li­che Be­wer­tung der Re­for­men im Be­reich der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung –, 2006, S. 286 ff.).


3. Al­ler­dings sind Sys­tem­wech­sel im Be­sol­dungs­recht un­ter Ein­satz un­mit­tel­bar leis­tungs­dif­fe­ren­zie­ren­der Be­sol­dungs­ele­men­te nicht un­be­schränkt möglich. Der Ent­schei­dungs­spiel­raum des Ge­setz­ge­bers fin­det auch und ge­ra­de bei Struk­tur­verände­run­gen sei­ne Schran­ke im Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip des Art. 33 Abs. 5 GG, das nicht nur Grund­la­ge, son­dern auch Gren­ze der ge­setz­ge­be­ri­schen Ge­stal­tungs­frei­heit im Be­sol­dungs­recht ist (vgl. BVerfGE 114, 258 <289>; 117, 372 <381>; stRspr).


a) Sys­tem­wech­sel kom­men in ver­schie­de­ner Hin­sicht und Aus­ge­stal­tung in Be­tracht, wo­bei Verände­run­gen in­ner­halb oder außer­halb des be­am­ten­recht­li­chen Be­sol­dungs­sys­tems vor­stell­bar sind. Hoch­schul­dienst­recht­li­che Re­for­men sind, oh­ne dass Art. 33 Abs. 5 GG be­trof­fen wäre, auch da­hin­ge­hend denk­bar, dass Neu­ein­stel­lun­gen nicht im Be­am­ten-, son­dern im An­ge­stell­ten­verhält­nis er­fol­gen (vgl. BVerfGE 119, 247 <267> für die Be­rufs­grup­pe der Leh­rer; vgl. auch die Über­le­gun­gen zum Per­so­nal­sta­tut für das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal der Hoch­schu­len und der außer­uni­ver­sitären For­schungs­ein­rich­tun­gen im Be­richt der Ex­per­ten­kom­mis­si­on „Re­form des Hoch­schul­dienst­rechts“ vom 7. April 2000, S. 10 ff.). Ent­schei­det sich der Ge­setz­ge­ber in­des für ei­ne Ver­be­am­tung der Pro­fes­so­ren, so un­ter­liegt das be­gründe­te Be­am­ten­verhält­nis auch den Bin­dun­gen des Art. 33 Abs. 5 GG. Die Über­nah­me der Pro­fes­so­ren in das Be­am­ten­verhält­nis hat für den Dienst­herrn vie­le – auch fi­nan­zi­el­le – Vor­tei­le. Sie be­freit ihn von dem Zwang, Ar­beits- und Ent­gelt­be­din­gun­gen mit den Ta­rif­par­tei­en aus­zu­han­deln und ab­zu­stim­men. Die Aus­ge­stal­tung des Be­am­ten­verhält­nis­ses ist der ein­sei­ti­gen Re­ge­lungs­kom­pe­tenz des Be­am­ten­ge­setz­ge­bers un­ter­stellt. Der Be­am­te ist sei­nem Dienst­herrn zur Treue ver­pflich­tet, was auch Fol­gen für die Aus­ge­stal­tung des Ar­beits-kampf­rechts hat. Mit die­sen und wei­te­ren Vor­tei­len für den Dienst­herrn sind um-ge­kehrt die Bin­dun­gen ver­bun­den, die sich aus Art. 33 Abs. 5 GG er­ge­ben, ins­be­son­de­re auch die An­for­de­run­gen des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips. Ein „Ro­si­nen­pi­cken“
 


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er­laubt die Ver­schie­den­heit der Beschäfti­gungs­sys­te­me dem Ge­setz­ge­ber nicht (vgl. zum Gan­zen auch BVerfGE 119, 247 <267 f.>).

b) Die in­ner­halb des Be­am­ten­verhält­nis­ses gel­ten­den Bin­dun­gen des Art. 33 Abs. 5 GG zie­hen ei­nem be­sol­dungs­recht­li­chen Sys­tem­wech­sel ver­fas­sungs­recht­li­che Gren­zen. Zwar ist es in der Ent­wick­lungs- und An­pas­sungsfähig­keit des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips an­ge­legt, dass es dem Ge­setz­ge­ber ver­schie­de­ne Möglich­kei­ten zur Rea­li­sie­rung des An­spruchs je­des Be­am­ten auf amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­ta­ti­on eröff­net. Hier­zu zählt grundsätz­lich auch die Möglich­keit, an­stel­le ei­nes grund­ge­halts­ori­en­tier­ten, nach Dienst­al­ters­stu­fen ge­glie­der­ten Be­sol­dungs­sys­tems ein zwei­glie­de­ri­ges Vergütungs­sys­tem be­ste­hend aus fes­ten Grund­gehältern und va­ria­blen Leis­tungs­bezügen als wei­te­ren Ge­halts­be­stand­tei­len vor­zu­se­hen. Wenn der Ge­setz­ge­ber aber von der ei­nen auf ei­ne an­de­re Ge­stal­tungs­va­ri­an­te über­geht, dann muss er ne­ben den vom Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip ge­stell­ten An­for­de­run­gen auch den sons­ti­gen ver­fas­sungs­recht­li­chen Vor­ga­ben Genüge tun.

Da­zu zählt der Ge­set­zes­vor­be­halt für die Be­am­ten­be­sol­dung (vgl. ein­fach-recht­lich § 2 Abs. 1 BBesG; zur Ein­stu­fung als her­ge­brach­ten Grund­satz des Be­rufs­be­am­ten­tums BVerfGE 8, 28 <35>; 81, 363 <386>; of­fe­ner BVerfGE 99, 300 <313>). Er be­deu­tet, dass die Ali­men­ta­ti­on ge­ne­rell durch Ge­setz zu re­geln ist und nur nach Maßga­be ei­nes Ge­set­zes zu­er­kannt wer­den kann. Die Zulässig­keit leis­tungs­be­zo­ge­ner Be­zah­lungs­ele­men­te setzt da­nach vor­aus, dass ein ge­setz­li­cher Rah­men den An­lass und die Möglich­kei­ten der Leis­tungs­gewährung be­stimmt, die Leis­tung auf­grund Ver­wal­tungs­ent­schei­dung be­wil­ligt wird und die­se Be­wil­li­gungs­ent­schei­dung dann in die Bezüge­be­rech­nung ein­geht (vgl. Sum­mer, Ge­dan­ken zum Ge­set­zes­vor­be­halt im Be­am­ten­recht, ZBR 2006, S. 120 <121, 126 f.>). Der Ge­set­zes­vor­be­halt ent­fal­tet – in­so­weit par­al­lel zum Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip – Schutz­funk­ti­on für den Be­am­ten. Die­ser muss sich im In­ter­es­se der Ga­ran­tie der Un­abhängig­keit des Be­rufs­be­am­ten­tums – und da­mit der Si­che­rung der Funk­ti­onsfähig­keit der In­sti­tu­ti­on – auf ein Ein­kom­men ver­las­sen können, das sei­ne recht­li­che und wirt­schaft­li­che Si­cher­heit und Un­abhängig­keit gewähr­leis­tet.


c) Be­zo­gen auf den Per­so­nen­kreis der Pro­fes­so­ren, die Träger des Grund-rechts der Wis­sen­schafts­frei­heit aus Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG sind, genügt ein zwei­glie­de­ri­ges Vergütungs­sys­tem, bei dem ne­ben fes­te Grund­ge­haltssätze fle­xi­ble Leis­tungs­bezüge tre­ten, den ver­fas­sungs­recht­li­chen An­for­de­run­gen nur bei wis­sen­schafts­adäqua­ter Aus­ge­stal­tung der Leis­tungs­kom­po­nen­te. Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG enthält ne­ben ei­nem in­di­vi­du­el­len Frei­heits­recht ei­ne ob­jek­ti­ve, das

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Verhält­nis von Wis­sen­schaft, For­schung und Leh­re zum Staat re­geln­de, wer­tent­schei­den­de Grund­satz­norm (vgl. BVerfGE 35, 79 <112>; 127, 87 <114>; stRspr). Sie for­dert, dass in der Hoch­schu­le freie Wis­sen­schaft möglich ist und un­gefähr­det be­trie­ben wer­den kann. In­so­fern dient Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG dem Schutz vor wis­sen­schafts­i­nadäqua­ten Ent­schei­dun­gen (vgl. BVerfGE 35, 79 <116 f.>; 127, 87 <115 f.>).

Bei der ver­fas­sungs­recht­li­chen Prüfung der Ver­ein­bar­keit von hoch­schul­recht­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­ons­nor­men mit Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG ist dar­auf ab­zu­stel­len, ob durch die­se Nor­men die freie wis­sen­schaft­li­che Betäti­gung und Auf­ga­ben­erfüllung struk­tu­rell gefähr­det wer­den (vgl. BVerfGE 111, 333 <355>; 127, 87 <116>). So­lan­ge der Ge­setz­ge­ber ein hin­rei­chen­des Maß an or­ga­ni­sa­to­ri­scher Selbst­be­stim­mung der Grund­recht­sträger si­cher­stellt, ist er frei, den Wis­sen­schafts­be­trieb nach sei­nem Er­mes­sen zu re­geln. Der Ge­setz­ge­ber darf da­bei nicht nur neue Mo­del­le und Steue­rungs­tech­ni­ken ent­wi­ckeln und er­pro­ben; viel­mehr ist er so­gar ver­pflich­tet, bis­he­ri­ge Or­ga­ni­sa­ti­ons­for­men kri­tisch zu be­ob­ach­ten und zeit­gemäß zu re­for­mie­ren (vgl. BVerfGE 35, 79 <117>; 111, 333 <355 f.>; 127, 87 <116>). Ihm ste­hen da­bei ge­ra­de hin­sicht­lich der Eig­nung neu­er Or­ga­ni­sa­ti­ons­for­men ei­ne Einschätzungs­präro­ga­ti­ve und ein Pro­gno­se­spiel­raum zu (vgl. BVerfGE 111, 333 <356>; 127, 87 <116>).

Bei be­sol­dungs­recht­li­chen Nor­men gel­ten die­se Erwägun­gen ent­spre­chend, so dass es auch in­so­weit dar­auf an­kommt, ob ei­ne struk­tu­rel­le Ge­fahr wis­sen­schafts­i­nadäqua­ter Ent­schei­dun­gen be­steht. Dem­ent­spre­chend sind die der Ver­ga­be leis­tungs­be­zo­ge­ner Be­sol­dungs­be­stand­tei­le vor­ge­schal­te­ten Leis­tungs­be­wer­tun­gen im Hoch­schul­be­reich grundsätz­lich zulässig, wenn und so­weit sie wis­sen­schafts­adäquat aus­ge­stal­tet sind und in ei­nem wis­sen­schafts­adäqua­ten Ver­fah­ren er­fol­gen. Ein Ver­bot der Be­wer­tung wis­sen­schaft­li­cher Qua­lität oder ein Ver­bot, an die Be­wer­tung Fol­gen bei der Res­sour­cen­ver­tei­lung zu knüpfen, lässt sich Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG nicht ent­neh­men. For­schungs­leis­tun­gen und For­schungs­vor­ha­ben wer­den seit je­her nicht nur in Prüfun­gen und Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren, son­dern auch in Be­ru­fungs­ver­fah­ren und bei der Ver­ga­be von Dritt­mit­teln be­wer­tet. Eben­so zulässig ist die Be­wer­tung im Rah­men hoch­schul­in­ter­ner Res­sour­cen­ver­tei­lung. Die Ab­sicht des Ge­setz­ge­bers, Al­lo­ka­ti­ons­ent­schei­dun­gen möglichst ra­tio­nal und leis­tungs­ori­en­tiert zu steu­ern, ist bei wis­sen­schafts­adäqua­ter Be­wer­tung der er­brach­ten und zu er­war­ten­den Leis­tun­gen ver­fas­sungs­recht­lich nicht zu be­an­stan­den (vgl. zum Gan­zen BVerfGE 111, 333 <359>).

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d) Leis­tungs­bezüge müssen, um kom­pen­sa­to­ri­sche Wir­kung für ein durch nied­ri­ge Grund­ge­haltssätze ent­stan­de­nes Ali­men­ta­ti­ons­de­fi­zit ent­fal­ten zu können, für je­den Amts­träger zugäng­lich und hin­rei­chend ver­ste­tigt sein. Dies ist et­wa der Fall, wenn die Kri­te­ri­en für die Ver­ga­be der Leis­tungs­bezüge vom Ge­setz­ge­ber hin­rei­chend be­stimmt aus­ge­stal­tet sind und wenn der ein­zel­ne Pro­fes­sor – vor­be­halt­lich un­aus­weich­li­cher Be­ur­tei­lungs­spielräume zur Wah­rung der Wis­sen­schafts­frei­heit – un­ter klar de­fi­nier­ten, vor­her­seh­ba­ren und erfüll­ba­ren Vor­aus­set­zun­gen ei­nen ein­klag­ba­ren Rechts­an­spruch auf die Gewährung von Leis­tungs­bezügen hat. Da­bei müssen, wenn es um die Pro­fes­so­ren­be­sol­dung geht, die Vor­aus­set­zun­gen und Kri­te­ri­en der Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen, das Ver­fah­ren und die Zuständig­keit wis­sen­schafts­adäquat aus­ge­stal­tet sein. Zu­dem müssen sich die Leis­tungs­bezüge an­ge­mes­sen im Ru­he­ge­halt nie­der­schla­gen, weil zur Si­che­rung ei­nes an­ge­mes­se­nen Le­bens­un­ter­halts im Sin­ne des Art. 33 Abs. 5 GG auch die Ver­sor­gung des Be­am­ten nach sei­nem Aus­schei­den aus dem ak­ti­ven Dienst gehört (vgl. BVerfGE 11, 203 <210>; 44, 249 <265>; 76, 256 <295 ff., 347>; 117, 372 <380 f.>).

4. Sys­tem­wech­sel sind in be­son­de­rem Maße mit Un­si­cher­hei­ten be­haf­tet und für Pro­gno­se­irrtümer anfällig. Da­her kommt es auf die Ein­hal­tung pro­ze­du­ra­ler An­for­de­run­gen an, die als „zwei­te Säule“ des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips ne­ben sei­ne auf ei­ne Evi­denz­kon­trol­le be­schränk­te ma­te­ri­el­le Di­men­si­on tre­ten und sei­ner Flan­kie­rung, Ab­si­che­rung und Verstärkung die­nen.

a) Zwar schul­det der Ge­setz­ge­ber von Ver­fas­sungs we­gen grundsätz­lich nur ein wirk­sa­mes Ge­setz (vgl. Gei­ger, Ge­gen­warts­pro­ble­me der Ver­fas­sungs­ge­richts­bar­keit aus deut­scher Sicht, in: Ber­be­rich u. a. <Hrsg.>, Neue Ent­wick­lun­gen im öffent­li­chen Recht, 1979, S. 131 <141>). Da aber das grund­rechts­glei­che Recht auf Gewährung ei­ner amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on kei­ne quan­ti­fi­zier­ba­ren Vor­ga­ben im Sin­ne ei­ner ex­ak­ten Be­sol­dungshöhe lie­fert, be­darf es pro­ze­du­ra­ler Si­che­run­gen, da­mit die ver­fas­sungs­recht­li­che Ge­stal­tungs­di­rek­ti­ve des Art. 33 Abs. 5 GG auch tatsächlich ein­ge­hal­ten wird (vgl. BVerfGE 125, 175 <226> zur Be­stim­mung des men­schenwürdi­gen Exis­tenz­mi­ni­mums; vgl. auch BVerfGE 95, 1 <22> be­tref­fend pro­ze­du­ra­le An­for­de­run­gen bei Pla­nungs­maßnah­men durch Ge­setz). Die pro­ze­du­ra­len An­for­de­run­gen an den Ge­setz­ge­ber kom­pen­sie­ren die Schwie­rig­keit, das ver­fas­sungs­recht­lich ge­bo­te­ne Be­sol­dungs­ni­veau an­hand ma­te­ri­el­ler Kri­te­ri­en zu be­stim­men. Zu­dem stellt die­se pro­ze­du­ra­le Ab­si­che­rung ei­nen Aus­gleich dafür dar, dass die Aus­ge­stal­tung des Be­am­ten­verhält­nis­ses ein­sch­ließlich der Fest­le­gung der Be­sol­dungshöhe der Re­ge­lungs­kom­pe­tenz des

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Ge­setz­ge­bers un­ter­liegt. In­so­fern ent­fal­tet die pro­ze­du­ra­le Di­men­si­on des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips Schutz- und Aus­gleichs­funk­ti­on.

b) Pro­ze­du­ra­le An­for­de­run­gen in Form von Be­gründungs-, Über­prüfungs- und Be­ob­ach­tungs­pflich­ten gel­ten so­wohl bei der kon­ti­nu­ier­li­chen Fort­schrei­bung der Be­sol­dungshöhe in Ge­stalt von re­gelmäßigen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen als auch bei struk­tu­rel­len Neu­aus­rich­tun­gen in Ge­stalt von Sys­tem­wech­seln. Nimmt der Ge­setz­ge­ber ei­ne Um­ge­stal­tung der Be­sol­dungs­struk­tur vor, ist zu berück­sich­ti­gen, dass ein sol­cher Wech­sel ver­schie­de­ne Un­si­cher­heits­fak­to­ren birgt und dass sich sei­ne Tragfähig­keit und Aus­wir­kun­gen erst allmählich her­aus­stel­len. In­so­weit steht dem Ge­setz­ge­ber für die Eta­blie­rung neu­er Be­sol­dungs­mo­del­le ein Ein-schätzungs- und Pro­gno­se­spiel­raum zu, der bei der Be­ur­tei­lung der Amts­an­ge­mes­sen­heit in Rech­nung zu stel­len ist (vgl. auch BVerfGE 111, 333 <360> zur Hoch­schul­or­ga­ni­sa­ti­on). Im Ge­gen­zug tref­fen den Ge­setz­ge­ber aber ne­ben ei­ner Be­gründungs­pflicht ei­ne Be­ob­ach­tungs- und ge­ge­be­nen­falls ei­ne Nach­bes­se­rungs­pflicht, da­mit er mögli­chen Verstößen ge­gen das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip adäquat be­geg­nen kann. In­so­weit ist er ge­hal­ten, bei ei­ner nicht un­er­heb­li­chen Ab­wei­chung der tatsächli­chen von der pro­gnos­ti­zier­ten Ent­wick­lung Kor­rek­tu­ren an der Aus­ge­stal­tung der Bezüge vor­zu­neh­men (vgl. BVerfGE 114, 258 <296 f.>; 117, 330 <355>).


II.

Hier­an ge­mes­sen sind die Vor­ga­ben des Art. 33 Abs. 5 GG – so­wohl in der bis zum 31. Au­gust 2006 gel­ten­den Fas­sung als auch in der ab dem 1. Sep­tem­ber 2006 gülti­gen Fas­sung, die in der hier maßgeb­li­chen Fra­ge kei­ne an­de­re Be­wer­tung zulässt – nicht erfüllt. Die W 2-Be­sol­dung ent­spricht in ih­rer Ge­samt­kon­zep­ti­on nicht den An­for­de­run­gen, die das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip an ei­ne amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­tie­rung des be­trof­fe­nen Per­so­nen­krei­ses stellt. Ei­ne Ge­samt­be­trach­tung der für die Be­stim­mung der Be­sol­dungshöhe maßgeb­li­chen Kri­te­ri­en er­gibt, dass die gewähr­te Be­sol­dung evi­dent un­zu­rei­chend ist. In der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 sind so­wohl die Grund­ge­haltssätze der durch das Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­setz ein­geführ­ten Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung W als auch die späte­ren Grund­ge­haltssätze der hes­si­schen Be­sol­dungs­ord­nung W un­an­ge­mes­sen (an­ders Bay­VerfGH, Ent­schei­dung vom 28. Ju­li 2008 – Vf. 25-VII-05 –, NVwZ 2009, S. 46 <48 f.> zu den Grund­ge­haltssätzen der Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 gemäß Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. An­la­ge 4 des Ge­set­zes zur An­pas­sung der Bezüge 2007/2008 <BayB­VAn­pG 2007/2008> vom 20. De­zem­ber 2007 <GVBl S. 931>).
 


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Das durch die Grund­ge­haltssätze ent­stan­de­ne Ali­men­ta­ti­ons­de­fi­zit wird durch die Leis­tungs­bezüge in ih­rer bis­he­ri­gen Aus­ge­stal­tung nicht kom­pen­siert.

1. Die fes­ten Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­ord­nung W genügen in der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 nicht, um dem Pro­fes­sor nach sei­nem Dienstrang, nach der mit sei­nem Amt ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung und nach der Be­deu­tung des Be­rufs­be­am­ten­tums für die All­ge­mein­heit ei­nen an­ge­mes­se­nen Le­bens­un­ter­halt zu ermögli­chen. Der Ge­setz­ge­ber hat bei der Fest­le­gung der Grund­ge­haltssätze die Si­che­rung der At­trak­ti­vität des Pro­fes­so­ren­am­tes für ent­spre­chend qua­li­fi­zier­te Kräfte, das An­se­hen die­ses Am­tes in den Au­gen der Ge­sell­schaft, die vom Pro­fes­sor ge­for­der­te Aus­bil­dung, sei­ne Ver­ant­wor­tung und sei­ne Be­an­spru­chung nicht hin­rei­chend berück­sich­tigt. Dies er­gibt sich in ers­ter Li­nie aus dem Ver­gleich der Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 mit den Grund­ge­haltssätzen an­de­rer Be­sol­dungs­ord­nun­gen und wird durch den Ver­gleich mit be­stimm­ten Ein­kom­men außer­halb des öffent­li­chen Diens­tes bestätigt.


a) Die Ge­genüber­stel­lung mit der am ehes­ten als Ver­gleichs­grup­pe für die W-Be­sol­dung taug­li­chen Be­sol­dungs­ord­nung A, die für den di­rek­ten Zu­gang zum höhe­ren Dienst ein ab­ge­schlos­se­nes aka­de­mi­sches Stu­di­um vor­aus­setzt, zeigt, dass die Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 – die deut­lich nied­ri­ger als die Grund­ge­haltssätze der frühe­ren Be­sol­dungs­grup­pe C 3 aus­fal­len – evi­dent un­an­ge­mes­sen sind. In­so­weit muss sich der Ge­setz­ge­ber an sei­ner Kon­kre­ti­sie­rung des Ali­men­ta­ti­ons­prin­zips in Ge­stalt der Be­sol­dungs­ord­nung A fest­hal­ten las­sen.


aa) Be­zo­gen auf den 1. De­zem­ber 2005 – das Er­nen­nungs­da­tum des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens – stellt sich die Be­sol­dungs­si­tua­ti­on fol­gen­der­maßen dar (vgl. zu ent­spre­chen­den Ver­gleichs- und Be­rech­nungs­bei­spie­len auch Koch, Leis­tungs­ori­en­tier­te Pro­fes­so­ren­be­sol­dung, Recht­li­che An­for­de­run­gen und Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten für die Gewährung von Leis­tungs­bezügen der W-Be­sol­dung, 2010, S. 62 ff.; Wahlers, Das Ge­setz zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung und der Grund­satz der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on, ZBR 2006, S. 149 <155>): Das Grund­ge­halt der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 BBe­sO (3.890,03 €) liegt zwi­schen der Stu­fe 8 (3.856,31 €) und der Stu­fe 9 (3.978,87 €) von ins­ge­samt zwölf Stu­fen der Be­sol­dungs­grup­pe A 14 BBe­sO. Das nicht nach Dienst­al­ters­stu­fen ge­staf­fel­te Grund­ge­halt ei­nes W 2-Pro­fes­sors ent­spricht so­mit im Sys­tem der auf­stei­gen­den Be­sol­dungs­ord­nung A et­wa der Be­sol­dung ei­nes 40-jähri­gen Ober­re­gie­rungs­ra­tes be­zie­hungs­wei­se Ober­stu­di­en­ra­tes. Be­zo­gen auf die Be­sol­dungs­grup­pe A 15
 


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BBe­sO er­gibt sich, dass das Grund­ge­halt der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 BBe­sO (3.890,03 €) noch un­ter der Stu­fe 6 (3.903,77 €) liegt, wel­che die Ein­gangs­be­sol­dung der Be­sol­dungs­grup­pe A 15 dar­stellt. Da­mit er­reicht das Grund­ge­halt ei­nes W 2-Pro­fes­sors nicht die Be­sol­dung ei­nes jun­gen Re­gie­rungs­di­rek­tors be­zie­hungs­wei­se Stu­di­en­di­rek­tors. Oh­ne Leis­tungs­bezüge liegt die Be­sol­dung ei­nes W 2-Pro­fes­sors nicht ein­mal auf dem Ni­veau des End­grund­ge­halts (Stu­fe 12) der Be­sol­dung ei­nes Re­gie­rungs­ra­tes, Stu­di­en­ra­tes oder Aka­de­mi­schen Ra­tes nach A 13 (3.920,58 €), dem Ein­gang­s­amt des höhe­ren Diens­tes. Das Grund­ge­halt des W 2-Pro­fes­sors liegt da­mit un­ter dem Be­sol­dungs­ni­veau des Ein­gang­s­am­tes des höhe­ren Diens­tes in der End­stu­fe.

Die­ses vom Bun­des­ge­setz­ge­ber be­gründe­te evi­den­te Miss­verhält­nis hat der seit der Föde­ra­lis­mus­re­form I für die Be­sol­dung und Ver­sor­gung sei­ner Be­am­ten zuständi­ge hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber nicht be­sei­tigt, son­dern bei der Einführung der hes­si­schen Lan­des­be­sol­dungs­ord­nun­gen be­zie­hungs­wei­se den all­ge­mei­nen Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen fort­ge­schrie­ben. Bei der Einführung der hes­si­schen Be­sol­dungs­ord­nung W be­trug der Grund­ge­halts­satz in der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 ab dem 1. April 2008 3.983,39 €. Er lag da­mit un­ter der Stu­fe 12 der Be­sol­dungs­grup­pe A 13 (4.014,67 €) be­zie­hungs­wei­se zwi­schen der Stu­fe 8 (3.948,86 €) und der Stu­fe 9 (4.074,36 €) der Be­sol­dungs­grup­pe A 14 be­zie­hungs­wei­se knapp un­ter der Stu­fe 6 (3.997,46 €) als Ein­gangs­be­sol­dung der Be­sol­dungs­grup­pe A 15 (vgl. An­la­ge 1 zu § 4 Abs. 1 HBVAn­pG 2007/2008). Bei den li­nea­ren Be­sol­dungs­an­pas­sun­gen er­folg­te die Erhöhung der Grund­ge­haltssätze für die W-Be­sol­dung und die all­ge­mei­ne Be­am­ten­be­sol­dung des höhe­ren Diens­tes je­weils pro­zen­tu­al gleich und nicht et­wa für Pro­fes­so­ren über­pro­por­tio­nal (vgl. § 3 Abs. 1 Nr. 1 HBVAn­pG 2007/2008, § 1 Abs. 1 HBVAn­pG 2009/2010 und § 2 Abs. 1 HBVAn­pG 2009/2010). Hier­durch konn­te die Dis­pro­por­tio­na­lität zwi­schen den Be­sol­dungs­ord­nun­gen nicht be­sei­tigt wer­den.

bb) Die­se Ver­glei­che be­le­gen, dass die Grund­ge­haltssätze der Be­sol­dungs-grup­pe W 2 den ali­men­ta­ti­ons­recht­li­chen De­ter­mi­nan­ten in Form von Aus­bil­dung, Ver­ant­wor­tung und Be­an­spru­chung des Amts­in­ha­bers evi­dent nicht ge­recht wer­den.

(1) Die Ämter nicht nur der Be­sol­dungs­grup­pe W 3, son­dern auch der Be­sol­dungs­grup­pe W 2 stel­len ho­he An­for­de­run­gen an den aka­de­mi­schen Wer­de­gang und die Qua­li­fi­ka­ti­on ih­rer In­ha­ber. Die Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen für das Pro­fes­so­ren­amt be­le­gen, dass es sich hin­sicht­lich der Aus­bil­dung um ei­ne be­son­ders

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an­spruchs­vol­le und her­aus­ge­ho­be­ne Tätig­keit im öffent­li­chen Dienst han­delt. Nach § 44 des Hoch­schul­rah­men­ge­set­zes (HRG) in der Fas­sung des Art. 1 Nr. 5 des Ge­set­zes zur Ände­rung dienst- und ar­beits­recht­li­cher Vor­schrif­ten im Hoch­schul­be­reich (HdaVÄndG) vom 27. De­zem­ber 2004 (BGBl I S. 3835) sind Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen für Pro­fes­so­ren ein ab­ge­schlos­se­nes Hoch­schul­stu­di­um, die pädago­gi­sche Eig­nung des Be­wer­bers so­wie sei­ne be­son­de­re wis­sen­schaft­li­che Befähi­gung, die in der Re­gel durch ei­ne qua­litätvol­le Pro­mo­ti­on nach­ge­wie­sen wird. Darüber hin­aus sind je nach den An­for­de­run­gen der Stel­le zusätz­li­che wis­sen­schaft­li­che Leis­tun­gen oder be­son­de­re Leis­tun­gen bei der An­wen­dung oder Ent­wick­lung wis­sen­schaft­li­cher Er­kennt­nis­se und Me­tho­den in ei­ner mehrjähri­gen be­ruf­li­chen Pra­xis er­for­der­lich. Ähn­li­che Be­stim­mun­gen ent­hal­ten § 71 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes in der Fas­sung vom 31. Ju­li 2000 (GVBl I S. 374) be­zie­hungs­wei­se § 62 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 2009 (GVBl I S. 666), die die­se An­for­de­run­gen in das Lan­des­recht über­neh­men. Ei­ne Pro­fes­sur wird auf­grund des ge­for­der­ten Qua­li­fi­ka­ti­ons­we­ges ty­pi­scher­wei­se nicht vor dem 35., oft erst um das 40. Le­bens­jahr her­um er­reicht. An die­ser ge­ra­de für Ha­bi­litan­den lan­gen und mit Un­si­cher­hei­ten be­haf­te­ten Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se – mag sie auch re­gelmäßig von Einkünf­ten aus ei­nem Be­am­ten­verhält­nis auf Zeit oder aus ei­nem An­ge­stell­ten­verhält­nis be­glei­tet sein – kann das Be­sol­dungs­recht nicht vor­bei­ge­hen.

(2) Mit dem Pro­fes­so­ren­amt sind vielfälti­ge und an­spruchs­vol­le Auf­ga­ben in For­schung und Leh­re so­wie ad­mi­nis­tra­ti­ver Art ver­bun­den. Nach § 43 HRG neh­men Hoch­schul­leh­rer die ih­rer Hoch­schu­le je­weils ob­lie­gen­den Auf­ga­ben in Wis­sen­schaft und Kunst, For­schung, Leh­re und Wei­ter­bil­dung in ih­ren Fächern nach nähe­rer Aus­ge­stal­tung ih­res Dienst­verhält­nis­ses selbständig wahr. Die­se Auf­ga­ben der Hoch­schu­len de­cken ih­rer­seits ein brei­tes Spek­trum ab, wie sich aus der Auf­ga­ben­be­schrei­bung in §§ 3 und 4 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes in der Fas­sung vom 31. Ju­li 2000 be­zie­hungs­wei­se in §§ 3 und 4 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 2009 er­gibt. Die Auf­ga­ben­zu­wei­sun­gen un­ter­strei­chen die ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Be­deu­tung der Hoch­schu­len und ih­re zen­tra­le Stel­lung in der Wis­sens­ge­sell­schaft. Auch aus § 70 Abs. 1 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes in der Fas­sung vom 31. Ju­li 2000 be­zie­hungs­wei­se § 61 des Hes­si­schen Hoch­schul­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 2009 er­sch­ließt sich die be­son­de­re Qua­lität der Tätig­keit und der Ver­ant­wor­tung des Pro­fes­so­ren­am­tes. Die­se Tätig­keit ist durch ein ein­zig­ar­ti­ges, ver­fas­sungs­recht­lich durch Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG ab­ge­si­cher­tes Maß an Selbst­be­stimmt­heit und Ei­gen­ver­ant­wor­tung

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ge­kenn­zeich­net, das sich auch bei der Be­stim­mung der Wer­tig­keit des Am­tes in­ner­halb des be­sol­dungs­recht­li­chen Gefüges nie­der­schla­gen muss.

(3) Zur Be­an­spru­chung des In­ha­bers ei­nes Pro­fes­so­ren­am­tes gehört es ins-be­son­de­re, dass er für die Aus­bil­dung der Nach­wuchs­kräfte in aka­de­mi­schen Be­ru­fen Sor­ge trägt, die ei­nes Ta­ges ih­rer­seits an­spruchs- und ver­ant­wor­tungs­vol­le Auf­ga­ben wahr­neh­men sol­len. Dies spricht dafür, dass das dem Pro­fes­so­ren­amt zu­ge­ord­ne­te Grund­ge­halt nicht im un­te­ren Be­reich der Be­sol­dung des höhe­ren Diens­tes (Be­sol­dungs­ord­nung A) an­ge­sie­delt sein darf. Ein wei­te­res In­diz für die evi­den­te Un­an­ge­mes­sen­heit der Grund­ge­haltssätze ist der Um­stand, dass ein W 2-Pro­fes­sor mögli­cher­wei­se ei­ne ge­rin­ge­re Be­sol­dung als ein der Be­sol­dungs­ord­nung A zu­ge­ord­ne­ter wis­sen­schaft­li­cher Be­am­ter erhält, der die Qua­li­fi­ka­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Be­ru­fung zum Pro­fes­sor nicht erfüllt.

b) Ge­genüber­stel­lun­gen mit Ver­gleichs­grup­pen außer­halb des öffent­li­chen Diens­tes führen im Rah­men der er­for­der­li­chen Ge­samt­schau zu kei­ner an­de­ren Be­ur­tei­lung, son­dern be­kräfti­gen die auf­grund des Be­sol­dungs­ver­gleichs zu an­de­ren Be­am­ten­grup­pen ge­trof­fe­ne Fest­stel­lung der evi­den­ten Un­an­ge­mes­sen­heit.

Das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt hat in sei­nen Erläute­run­gen in der münd­li­chen Ver­hand­lung Da­ten aus der Ver­dienst­struk­tur­er­he­bung 2006 vor­ge­legt, die es ermögli­chen, die W 2-Be­sol­dung mit dem Ver­dienst von aus­gewähl­ten, nach Be­ruf, Uni­ver­sitätsab­schluss, Be­rufs­er­fah­rung und An­for­de­rungs­ni­veau ver­wand­ten Beschäftig­ten­grup­pen in der Pri­vat­wirt­schaft zu ver­glei­chen und die re­la­ti­ve Po­si­ti­on der W 2-Pro­fes­so­ren in der je­wei­li­gen grup­pen­spe­zi­fi­schen Ver­tei­lung der Ver­diens­te zu be­stim­men. Ein auf die­ser Grund­la­ge durch­geführ­ter Ver­gleich der W 2-Be­sol­dung mit der Grup­pe al­ler Voll­zeit­beschäftig­ten in lei­ten­der Stel­lung, die über ei­nen Uni­ver­sitätsab­schluss verfügen, er­gibt, dass nur 20 % der Ver­gleichs­grup­pe we­ni­ger als der W 2-Pro­fes­sor ver­die­nen, während es im Ver­gleich zur frühe­ren Be­sol­dungs­grup­pe C 3 (Stu­fe 11) 39 % der Ver­gleichs­grup­pe wa­ren. Die W 2-Pro­fes­so­ren sind da­nach in der be­tref­fen­den Ver­dienst­ska­la weit un­ten an­ge­sie­delt, und ih­re re­la­ti­ve Ver­dienst­po­si­ti­on hat sich durch die mit dem Über­gang von der C-Be­sol­dung zur W-Be­sol­dung ver­bun­de­ne Ab­sen­kung des Grund­ge­halts und die Ab­schaf­fung der Dienst­al­ters­stu­fen deut­lich ver­schlech­tert.

c) In der Ge­samt­schau ist die­ser Be­fund ver­fas­sungs­recht­lich nicht mehr ak­zep­ta­bel. Sach­li­che Gründe für die vom Ge­setz­ge­ber vor­ge­nom­me­ne Verände­rung der Wer­tig­keit des Pro­fes­so­ren­am­tes sind we­der dar­ge­legt noch sonst er-

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kenn­bar. Viel­mehr muss der Ge­setz­ge­ber die At­trak­ti­vität des Be­am­ten­verhält­nis­ses – hier kon­kret des Pro­fes­so­ren­am­tes – für ent­spre­chend qua­li­fi­zier­te Kräfte im Blick be­hal­ten, um ins­ge­samt die Qua­lität des Be­rufs­be­am­ten­tums und die At­trak­ti­vität des Wis­sen­schafts­be­rufs si­cher­zu­stel­len.

2. Die evi­den­te Un­an­ge­mes­sen­heit der Grund­ge­haltssätze wird nicht durch die vom Ge­setz­ge­ber in Aus­sicht ge­stell­ten Leis­tungs­bezüge auf­ge­ho­ben. Zwar kann der Ge­setz­ge­ber dem Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip auch da­durch Rech­nung tra­gen, dass er Tei­le des Ge­halts als fest und an­de­re Ge­halts­be­stand­tei­le als von be­stimm­ten Leis­tungs­kri­te­ri­en – et­wa der Er­zie­lung be­stimm­ter Leis­tun­gen in For­schung und Leh­re – abhängig aus­ge­stal­tet. Wenn sich der Ge­setz­ge­ber aber für ei­ne der­ar­ti­ge Kon­zep­ti­on ent­schei­det, dann müssen bei für sich ge­nom­men nicht aus­rei­chen­dem Grund­ge­halt die va­ria­blen Leis­tungs­bezüge, um das Grund­ge­halt ali­men­ta­tiv auf­sto­cken zu können, für je­den Amts­träger zugäng­lich und hin­rei­chend ver­ste­tigt sein. Dies ist vor­lie­gend of­fen­sicht­lich nicht der Fall.

a) Nach der ein­fach­recht­li­chen Aus­for­mung be­steht kein An­spruch auf die Gewährung von Leis­tungs­bezügen, son­dern nur ein An­spruch dar­auf, dass über die Gewährung er­mes­sens­feh­ler­frei ent­schie­den wird. Nach dem Wort­laut des § 33 Abs. 1 BBesG so­wie der §§ 3 bis 6 HLeist­BVO ist die Ent­schei­dung über das „Ob“ und „Wie“ der Gewährung von Leis­tungs­bezügen als Er­mes­sens­ent­schei­dung aus­ge­stal­tet, die ge­richt­lich (nur) auf Er­mes­sens­feh­ler hin über­prüfbar ist (vgl. Det­mer, Das Recht der <Uni­ver­sitäts->Pro­fes­so­ren, in: Hart­mer/Det­mer <Hrsg.>, Hoch­schul­recht, Ein Hand­buch für die Pra­xis, 2. Aufl. 2011, S. 113 <190, Fn. 634>; Wahlers, Das Ge­setz zur Re­form der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung und der Grund­satz der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on, ZBR 2006, S. 149 <158>).

Auch im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren ging man da­von aus, dass kein An­spruch auf die Gewährung von Leis­tungs­bezügen be­gründet wer­den sol­le. Der Stel­lung­nah­me des Bun­des­ra­tes zum Re­gie­rungs­ent­wurf des Pro­fes­so­ren­be­sol­dungs­re­form­ge­set­zes ist zu ent­neh­men, dass es mit dem Grund­satz in­di­vi­du­el­ler Leis­tungs­ho­no­rie­rung nicht ver­ein­bar sei, aus­nahms­los je­dem Pro­fes­sor zusätz­lich zum fes­ten Grund­ge­halt Leis­tungs­bezüge in Aus­sicht zu stel­len. Es dürfe da­her kei­nes­wegs der Ein­druck ent­ste­hen, das Ge­setz ge­be ei­nen Rechts­an­spruch auf be­stimm­te Leis­tungs­bezüge; es könne und müsse auch Pro­fes­so­ren ge­ben, die le­dig­lich das Grund­ge­halt ih­rer Be­sol­dungs­grup­pe er­hiel­ten (vgl. BT­Drucks 14/6852, S. 21). Die­se Aus­sa­ge ist in der Ge­genäußerung der Bun­des­re­gie­rung un­wi­der­spro­chen ge­blie­ben (vgl. BT­Drucks 14/6852, S. 25). Die­se be­tont viel­mehr

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aus­drück­lich, dass die Be­zeich­nung des Grund­ge­halts als Min­dest­be­zug kei­nen Rechts­an­spruch auf die Zah­lung von Leis­tungs­bezügen zusätz­lich zum Grund­ge­halt be­gründe. Die fes­ten Grund­gehälter in den Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3 stell­ten auch oh­ne zusätz­li­che Leis­tungs­bezüge die amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­ta­ti­on dar.

b) Die dar­ge­stell­ten Un­si­cher­hei­ten be­tref­fen nicht nur das „Ob“ der Gewährung von Leis­tungs­bezügen, son­dern set­zen sich bei ih­rer höhenmäßigen Be­mes­sung fort. Auch hier­bei han­delt es sich um ei­ne von nur we­ni­gen nor­ma­ti­ven Vor­ga­ben ein­ge­heg­te Er­mes­sens­ent­schei­dung. An­ge­sichts der Möglich­keit der Durch­bre­chung der B 10-Ober­gren­ze gemäß § 33 Abs. 2 BBesG ist we­der ei­ne strik­te Pla­fon­die­rung nach oben noch – wie auch die Si­tua­ti­on des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens zeigt – ei­ne nicht un­ter­schreit­ba­re Un­ter­gren­ze bei der Ver­ga­be vor­ge­se­hen. Da­bei be­steht ein Span­nungs­verhält­nis zwi­schen der Möglich­keit der ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Durch­bre­chung der B 10-Ober­gren­ze ei­ner­seits und der ins­ge­samt ge­de­ckel­ten Ver­ga­be der Leis­tungs­bezüge durch den Ver­ga­be­rah­men nach § 34 BBesG an­de­rer­seits. Die­se Rah­men­bin­dung be­wirkt, dass bei der Ver­ga­be von Leis­tungs­bezügen berück­sich­tigt wer­den muss, in wel­chem Maße der Ver­ga­be­rah­men durch frühe­re Ver­ga­ben be­reits aus­geschöpft ist. So können be­son­ders hoch be­mes­se­ne Leis­tungs­bezüge für ei­ni­ge we­ni­ge Spit­zen­kräfte da­zu führen, dass für wei­te­re Ver­ga­ben nur noch ein ge­rin­ger Teil des Ge­samt­vo­lu­mens zur Verfügung steht. Für die „zu spät ge­kom­me­nen“ Pro­fes­so­ren kom­men dann al­len­falls nied­rig be­mes­se­ne Leis­tungs­bezüge in Be­tracht, oh­ne dass dies von der in­di­vi­du­el­len Leis­tung des Pro­fes­sors abhängig oder von ihm in ir­gend­ei­ner Wei­se be­ein­fluss­bar wäre. Über­dies ist die Teil­nah­me der Leis­tungs­bezüge an den all­ge­mei­nen Be­sol­dungs­erhöhun­gen nicht ge­setz­lich ge­re­gelt, son­dern der Ent­schei­dung der Hoch­schul­lei­tung übe­r­ant­wor­tet (vgl. § 7 HLeist-BVO).

c) Auch die sons­ti­gen Mo­da­litäten der Ver­ga­be der Leis­tungs­bezüge be­le­gen, dass sie in ih­rer der­zei­ti­gen Aus­ge­stal­tung le­dig­lich ad­di­ti­ven und kei­nen ali­men­ta­ti­ven Cha­rak­ter auf­wei­sen. Nach § 33 Abs. 1 Satz 2 BBesG können Leis­tungs­bezüge im Sin­ne des § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und Nr. 2 BBesG (Be­ru­fungs- bzw. Blei­be-Leis­tungs­bezüge und be­son­de­re Leis­tungs­bezüge) nicht nur un­be­fris­tet, son­dern auch be­fris­tet oder als Ein­mal­zah­lung ver­ge­ben wer­den. Nach § 33 Abs. 1 Satz 3 BBesG wer­den die Funk­ti­ons-Leis­tungs­bezüge im Sin­ne des § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BBesG für die Dau­er der Wahr­neh­mung der Funk­ti­on oder Auf­ga­be gewährt und ha­ben da­mit na­tur­gemäß be­fris­te­ten Cha­rak­ter. Hier­an an-

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knüpfend un­ter­schei­den sich die Leis­tungs­bezüge auch hin­sicht­lich ih­rer Ru­he­ge­haltfähig­keit. Aus­weis­lich der kom­ple­xen Re­ge­lung des § 33 Abs. 3 BBesG hängen das „Ob“ und das „Wie“ der Ru­he­ge­haltfähig­keit un­be­fris­te­ter und be­fris­te­ter Leis­tungs­bezüge von ei­ner Viel­zahl von Fak­to­ren so­wie teil­wei­se von ei­ner Ent­schei­dung der zuständi­gen Uni­ver­sitätsor­ga­ne ab (vgl. § 7 HLeist­BVO). Sie dürf­ten da­her im Er­geb­nis für die Ru­he­stands­ver­sor­gung oft nur in ge­rin­gem Maße wirk­sam wer­den. Auch aus die­sem Grund sind die Leis­tungs­bezüge in ih­rer ge­genwärti­gen Aus­ge­stal­tung nicht zur Kom­pen­sa­ti­on evi­den­ter Ali­men­ta­ti­ons­de­fi­zi­te ge­eig­net.

d) Bestätigt wird die­ser Be­fund durch die tatsächli­che Pra­xis der Ver­ga­be der Leis­tungs­bezüge. Die hier­zu verfügba­ren Zah­len, die von den Be­tei­lig­ten und Äußerungs­be­rech­tig­ten in ih­ren schrift­li­chen Stel­lung­nah­men so­wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung mit­ge­teilt wur­den, di­ver­gie­ren teils er­heb­lich, was nicht zu­letzt auf die Schwie­rig­kei­ten bei der Er­fas­sung be­fris­te­ter und ein­ma­li­ger Leis­tungs­bezüge zurück­zuführen sein dürf­te. Auch An­ga­ben zur Höhe der Leis­tungs­bezüge bie­ten kein verläss­li­ches Bild. Gleich­wohl zei­gen die Zah­len übe­rein­stim­mend, dass in den ver­gan­ge­nen Jah­ren durch­weg nicht al­le er­fass­ten Pro­fes­so­ren in den Ge­nuss von Leis­tungs­bezügen ge­kom­men sind. So ha­ben aus­weis­lich des Eva­lua­ti­ons­be­richts des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums des In­nern im er­fass­ten Zeit­raum 800 Pro­fes­so­ren, al­so rund 23 % der Pro­fes­so­ren in Ämtern der Be­sol­dungs­grup­pen W 2 und W 3, kei­ne Leis­tungs­bezüge er­hal­ten (Eva­lua­ti­ons­be­richt, S. 16). Dies gilt ins­be­son­de­re für Erst­be­ru­fe­ne, weil die am stärks­ten von der Nicht­gewährung be­trof­fe­ne Al­ters­grup­pe die der Pro­fes­so­ren zwi­schen 36 und 40 Jah­ren ist. Dass Leis­tungs­bezüge in über der Hälf­te der Fälle un­be­fris­tet gewährt wur­den (Eva­lua­ti­ons­be­richt, S. 16), heißt zu­gleich, dass ein nicht un­er­heb­li­cher Teil (et­wa 40 %) be­fris­tet oder ein­ma­lig ver­ge­ben wur­de. Die Höhe der an die Pro­fes­so­ren aus­be­zahl­ten Leis­tungs­bezüge be­wegt sich in den ein­zel­nen Ka­te­go­ri­en in ei­ner wei­ten Band­brei­te (Eva­lua­ti­ons­be­richt, S. 15). Die so ver­ge­be­nen Leis­tungs­bezüge erfüllen we­der nach ih­rer Dau­er noch nach ih­rer Höhe ali­men­ta­ti­ve Min­dest­an­for­de­run­gen.

3. Das vom Ge­setz­ge­ber ge­schaf­fe­ne Be­sol­dungs­ni­veau ver­letzt trotz des ihm zu­kom­men­den großen Be­ur­tei­lungs­spiel­raums den Grund­satz der amts­an­ge­mes­se­nen Ali­men­ta­ti­on. Die be­sol­dungsmäßige Neu­be­wer­tung des Am­tes ist den (un­verändert fort­be­ste­hen­den) amts­prägen­den Merk­ma­len und dem In­halt des Am­tes nicht ge­recht ge­wor­den. Zur Be­sei­ti­gung des als ver­fas­sungs­wid­rig er­kann­ten Ali­men­ta­ti­ons­de­fi­zits ste­hen dem Ge­setz­ge­ber meh­re­re Möglich­kei­ten of­fen. Die

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Ver­fas­sung gibt dem Ge­setz­ge­ber kei­ne be­stimm­te Lösung, et­wa ei­ne Rück­kehr zum frühe­ren Sys­tem der C-Be­sol­dung, vor. Es steht ihm frei, ein amts­an­ge­mes­se­nes Ali­men­ta­ti­ons­ni­veau über die Höhe der Grund­ge­haltssätze si­cher­zu­stel­len oder et­wa die Leis­tungs­bezüge so aus­zu­ge­stal­ten, dass sie ali­men­ta­ti­ven Min­dest­an­for­de­run­gen genügen.

An­ge­sichts die­ser Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten trifft den Ge­setz­ge­ber die Pflicht, nach­dem er sich in Um­set­zung der ver­fas­sungs­recht­li­chen Vor­ga­ben für ein be­stimm­tes Neu­re­ge­lungs­mo­dell ent­schie­den hat, des­sen Funk­ti­onsfähig­keit und Sys­tem­ge­rech­tig­keit zu be­ob­ach­ten und ge­ge­be­nen­falls er­for­der­li­che Nach­bes­se­run­gen vor­zu­neh­men. In­so­weit be­steht ei­ne Kon­troll- und ge­ge­be­nen­falls ei­ne Nach­bes­se­rungs­pflicht, um mögli­chen Verstößen ge­gen das Ali­men­ta­ti­ons­prin­zip adäquat be­geg­nen zu können. Er­weist sich das für die Zu­kunft gewähl­te Mo­dell als nicht tragfähig oder kommt es aus sons­ti­gen Gründen zu ei­ner nicht un­er­heb­li­chen Ab­wei­chung der tatsächli­chen von der pro­gnos­ti­zier­ten Ent­wick­lung, so ist der Ge­setz­ge­ber ver­pflich­tet, Kor­rek­tu­ren an der Aus­ge­stal­tung des Be­sol­dungs­sys­tems be­zie­hungs­wei­se der Bezügehöhe vor­zu­neh­men.

D.

Der Ver­s­toß ei­ner Norm ge­gen das Grund­ge­setz kann ent­we­der zur Nich­ti­gerklärung (vgl. § 82 Abs. 1 i.V.m. § 78 BVerfGG) oder da­zu führen, dass das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt die mit der Ver­fas­sungs­wid­rig­keit ge­ge­be­ne Un­ver­ein­bar­keit der Norm mit dem Grund­ge­setz fest­stellt (vgl. § 82 Abs. 1 i.V.m. § 79 Abs. 1 und § 31 Abs. 2 BVerfGG). Ei­ne Nich­ti­gerklärung hätte zur Fol­ge, dass es für die Be­sol­dung an der ge­setz­li­chen Grund­la­ge feh­len würde, der es mit Blick auf den ver­fas­sungs­recht­lich vor­ge­ge­be­nen und ein­fach­recht­lich in § 2 Abs. 1 BBesG an­ge­ord­ne­ten Ge­set­zes­vor­be­halt be­darf. Da­mit würde ein Zu­stand ge­schaf­fen, der von der ver­fas­sungsmäßigen Ord­nung noch wei­ter ent­fernt wäre als der bis­he­ri­ge (vgl. BVerfGE 119, 331 <382 f.>; 125, 175 <255 f.>).


Stellt das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt die Un­ver­ein­bar­keit ei­ner Norm oder meh­re­rer Nor­men mit dem Grund­ge­setz fest, folgt dar­aus grundsätz­lich die Ver­pflich­tung des Ge­setz­ge­bers, die Rechts­la­ge rück­wir­kend ver­fas­sungs­gemäß um­zu­ge­stal­ten. Aus­nah­men von die­ser Re­gel­fol­ge der Un­ver­ein­bar­keit hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt wie­der­holt bei haus­halts­wirt­schaft­lich be­deut­sa­men Nor­men be­jaht (vgl. BVerfGE 93, 121 <148>; 105, 73 <134>; 117, 1 <70>). Spe­zi­ell bei be­sol­dungs­recht­li­chen Nor­men gilt zu be­ach­ten, dass die Ali­men­ta­ti­on des

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Be­am­ten der Sa­che nach die Be­frie­di­gung ei­nes ge­genwärti­gen Be­darfs aus ge­genwärtig zur Verfügung ste­hen­den Haus­halts­mit­teln dar­stellt. Ei­ne all­ge­mei­ne rück­wir­ken­de Be­he­bung des Ver­fas­sungs­ver­s­toßes ist da­her mit Blick auf die Be­son­der­hei­ten des Be­am­ten­verhält­nis­ses nicht ge­bo­ten (vgl. BVerfGE 81, 363 <383 ff.>; 99, 300 <330 f.>). Ei­ne rück­wir­ken­de Be­he­bung ist je­doch so­wohl hin-sicht­lich des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens als auch hin­sicht­lich et­wai­ger Kläger er­for­der­lich, über de­ren An­spruch noch nicht ab­sch­ließend ent­schie­den wor­den ist (vgl. BVerfGE 99, 300 <331>).

E.

Die­se Ent­schei­dung ist mit 6:1 Stim­men er­gan­gen.

Voßkuh­le 

Di Fa­bio

Lübbe-Wolff 

Ger­hardt 

Land­au

Hu­ber 

Her­manns

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