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LAG Köln, Ur­teil vom 15.11.2016, 12 Sa 453/16

   
Schlagworte: Arbeitsunfähigkeit, Beweislast
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 12 Sa 453/16
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.11.2016
   
Leitsätze: 1. Die Darlegungs- und Beweislast für die Voraussetzungen des Entgeltfortzahlungsanspruchs nach § 3 Abs. 1 Satz 1 EFZG trifft den anspruchsstellenden Arbeitnehmer.
2. Diesen trifft - sofern bei wiederholter Arbeitsunfähigkeit ein erneuter Anspruch geltend gemacht wird - auch die Darlegungs- und Beweislast für Beginn und Ende der Arbeitsunfähigkeit und eine zwischenzeitliche Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit.
3. Das Risiko, nicht mehr feststellen zu können, ob eine neue Erkrankung bereits während einer vorangegangenen Arbeitsunfähigkeit eingetreten ist, trifft daher den anspruchsstellenden Arbeitnehmer.
(Anschluss an BAG, Urteil vom 25.05.2016, 5 AZR 318/15)
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Siegburg, Urteil vom 27.04.2016, 2 Ca 2137/15
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, 12 Sa 453/16

Te­nor:

1. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg vom 27.04.2016, 2 Ca 2137/15, ab­geändert.

2. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

3. Der Kläger trägt die Kos­ten des Rechts­streits.

4. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

1

Ta t b e s t a n d

2

Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen An­spruch auf Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall aus ih­rem be­en­de­ten Ar­beits­verhält­nis.

3

Der am 1954 ge­bo­re­ne Kläger war vom 20.03.1978 bis zum 30.11.2015 bei der Be­klag­ten als Rohr­netz­mon­teur beschäftigt.

4

Sein durch­schnitt­li­ches Brut­to­mo­nats­ge­halt be­trug zu­letzt 3.566,25 €.

5

Der Kläger litt zu­letzt un­ter di­ver­sen ge­sund­heit­li­chen Ein­schränkun­gen. Die Par­tei­en führ­ten ei­nen Rechts­streit, weil der Kläger aus ge­sund­heit­li­chen Gründen aus dem Be­reit­schafts­dienst her­aus­ge­nom­men wer­den woll­te. Die­ser Rechts­streit en­de­te durch Pro­zess­ver­gleich vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln vom 17.12.2014, mit dem die Par­tei­en die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 30.11.2015 ver­ein­bar­ten.

6

Nach Ab­schluss die­ses Ver­glei­ches hat der Kläger bis zur Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses am 30.11.2015 noch an vier Ta­gen sei­ne Ar­beits­leis­tung für die Be­klag­te er­bracht (18.12.2014, 26. und 27.01.2015 so­wie 13.03.2015). Im Übri­gen hat der Kläger an 11 Ta­gen Ur­laub in An­spruch ge­nom­men und war die rest­li­che Zeit ar­beits­unfähig er­krankt.

7

Mit Schrei­ben vom 08.05.2015 (An­la­ge B 1, Bl. 76 d. A.) teil­te die Kran­ken­kas­se des Klägers, die m Be­triebs­kran­ken­kas­se, der Be­klag­ten mit, dass auf­grund be­klag­ten­sei­tig geäußer­ter Zwei­fel an der Ar­beits­unfähig­keit des Klägers die Kran­ken­kas­se den Me­di­zi­ni­schen Dienst be­auf­tragt ha­be, ei­ne Be­gut­ach­tung der Ar­beits­unfähig­keit durch­zuführen. Hier­bei sei­en die be­ra­ten­den Ärz­te des Me­di­zi­ni­schen Diens­tes mit Gut­ach­ten vom 24.04.2015 zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, dass der Kläger „oh­ne Zwei­fel auf un­ab­seh­ba­re Zeit ar­beits­unfähig“ sei.

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Un­ter dem 29.05.2015 er­teil­te der be­han­deln­de Haus­arzt des Klägers, der Zeu­ge Dr. R K , dem Kläger ei­ne Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung als Erst­be­schei­ni­gung, mit der ei­ne Ar­beits­unfähig­keit zunächst vor­aus­sicht­lich bis ein­sch­ließlich 12.06.2015 bestätigt wur­de (Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gungBl. 88 d. GA).

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Am 12.06.2015 er­teil­te Herr Dr. K dem Kläger ei­ne Fol­ge­be­schei­ni­gung bis ein­sch­ließlich 30.06.2015. Ei­ne wei­te­re Fol­ge­be­schei­ni­gung wur­de bis ein­sch­ließlich 03.07.2015 aus­ge­stellt.

10

Am Frei­tag, 03.07.2015, er­teil­te Herr Dr. K dem Kläger ei­ne Be­schei­ni­gung zur Vor­la­ge bei der Kran­ken­kas­se für den Kran­ken­geld­be­zug, auf die we­gen der Ein­zel­hei­ten Be­zug ge­nom­men wird (An­la­ge 2 zur Kla­ge­schrift, Bl. 7 d. GA). Hier­nach soll Ar­beits­unfähig­keit seit dem 03.07.2015 vor­aus­sicht­lich bis zum 03.07.2015 be­ste­hen.

11

Für das dar­auf­fol­gen­de Wo­chen­en­de (Sams­tag 04.07. und Sonn­tag 05.07.2015) liegt kei­ne Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung vor.

12

Ab Mon­tag, 06.07.2015, stell­te Herr Dr. K dem Kläger ei­ne er­neu­te Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung als Erst­be­schei­ni­gung aus, zunächst bis vor­aus­sicht­lich ein­sch­ließlich 17.07.2015 (An­la­ge 3 zur Kla­ge­schrift, Bl. 8 d. GA), später verlängert bis ein­sch­ließlich 31.07.2015.

13

Für den Zeit­raum ab 03.08.2015 bis ein­sch­ließlich 25.08.2015 er­teil­te Herr Dr. K am 04.08.2015 dem Kläger ei­ne er­neu­te Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung als Erst­be­schei­ni­gung (An­la­ge 5 zur Kla­ge­schrift, Bl. 10 d. A.).

14

Ei­ne vor­he­ri­ge Mit­tei­lung des Klägers ge­genüber der Be­klag­ten da­hin­ge­hend, dass er ab Mon­tag, 06.07.2015 bzw. ab Mon­tag, 03.08.2015 vor­aus­sicht­lich wie­der ar­beitsfähig sein wer­de, ist nicht er­folgt.

15

Mit Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben vom 13.08.2015 (An­la­ge 6 zur Kla­ge­schrift, Bl. 11/12 d. GA) be­gehr­te der Kläger über sei­ne Pro­zess­be­vollmäch­tig­te von der Be­klag­ten Ent­gelt­fort­zah­lung ab dem 06.07.2015 mit der Be­gründung, die bis­he­ri­ge Ar­beits­unfähig­keit sei – wie von Herrn Dr. Kandler un­ter die­sem Da­tum be­schei­nigt - mit dem 03.07.2016 be­en­det ge­we­sen und er sei ab dem 06.07.2015 auf­grund ei­ner an­de­ren Er­kran­kung als zu­vor ar­beits­unfähig er­krankt.

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Ei­ne Ent­gelt­fort­zah­lung durch die Be­klag­te er­folg­te nicht.

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Dar­auf­hin hat der Kläger am 12.10.2015 die vor­lie­gen­de Kla­ge beim Ar­beits­ge­richt Sieg­burg er­ho­ben und mit die­ser zunächst ei­nen Be­trag in Höhe von 8.229,80 Eu­ro ein­ge­klagt. Hier­bei hat der Kläger zunächst Ent­gelt­fort­zah­lung für ins­ge­samt zehn Wo­chen be­gehrt. Hier­bei hat er zunächst die An­sicht ver­tre­ten, auch ab dem 3. Au­gust 2015 hätte wie­der­um ei­ne neue Er­kran­kung vor­ge­le­gen, die wie­der­um ei­nen neu­en Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch auslöse.Er hat hier­zu zunächst be­haup­tet, er sei ab Frei­tag, 31.07.2015, auch über das da­zwi­schen lie­gen­den Wo­chen­en­de (1. und 2. Au­gust 2015), ar­beitsfähig ge­we­sen und als­dann erst ab Mon­tag, 03.08.2015 we­gen ei­ner an­de­ren Er­kran­kung er­neut er­krankt. Im lau­fen­den Rechts­streit hat die Kran­ken­kas­se des Klägers mit Schrei­ben vom 16.11.2015 (An­la­ge B 1, Bl. 28 d. A.) der Be­klag­ten mit­ge­teilt: „Es be­steht ein ein­deu­ti­ger Zu­sam­men­hang der Ar­beits­unfähig­keit vom 16.04.2015 bis zum 03.07.2015 mit der ak­tu­el­len Er­kran­kung vom 03.08.2015. So­mit ist die­ser Zeit­raum ei­ne an­re­chen­ba­re Vor­er­kran­kung und die Ent­gelt­fort­zah­lung en­de­te am 02.08.2015.“ In An­be­tracht die­ser Erklärung hat der Kläger sei­ne Kla­ge teil­wei­se zurück­ge­nom­men und auf Ent­gelt­fort­zah­lungs­ansprüche für den Zeit­raum 06.07. bis 31.07.2015 be­schränkt.

18

Der Kläger hat die An­sicht ver­tre­ten, es sei ein neu­er Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch ab dem 06.07.2015 ent­stan­den. Er hat hier­zu be­haup­tet, er sei ab dem 03.07.2015 am dar­auf­fol­gen­den Wo­chen­en­de (04. und 05.07.2015) ar­beitsfähig ge­we­sen und als­dann ab Mon­tag, dem 06.07.2015, an ei­ner an­de­ren Er­kran­kung ar­beits­unfähig er­krankt, die nicht in ei­nem Zu­sam­men­hang mit der vor­he­ri­gen Er­kran­kung stünde.

19

Der Kläger hat be­an­tragt,

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die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 3.291,92 € brut­to zuzüglich Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 15.10.2015 zu zah­len.

21

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

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die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

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Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, es läge ei­ne Fort­set­zungs­er­kran­kung vor. Die chro­ni­sche Herz­er­kran­kung des Klägers (An­gi­na pec­to­ris) sei durch­ge­hend vor­han­den. Der Kläger ha­be zu kei­nem Zeit­punkt sei­ne Ar­beitsfähig­keit wie­der­er­langt ins­be­son­de­re nicht am Wo­chen­en­de nach dem 03.07.2015. Ge­ra­de bei stress­be­ding­ten Krank­hei­ten sei das sub­jek­ti­ve Emp­fin­den des Ar­beit­neh­mers, an ei­nem Wo­chen­en­de sich ar­beitsfähig zu fühlen, un­maßgeb­lich.

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Das Ar­beits­ge­richt hat Be­weis er­ho­ben über die Be­haup­tung der Be­klag­ten, der Kläger sei über den 03.07.2015 hin­aus durch­ge­hend bis zum 31.07.2015 ar­beits­unfähig er­krankt ge­we­sen, durch Ver­neh­mung des Zeu­genDr. K . Der Zeu­ge hat in sei­ner erst­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung be­kun­det, der Kläger sei mul­ti­mor­bid und lei­de an ver­schie­de­nen Krank­hei­ten. Ein Ver­dacht auf ei­ne Herz­er­kran­kung (An­gi­na pec­to­ris) ha­be sich je­doch nicht bestätigt. Am 03.07.2015 ha­be der Zeu­ge den Kläger nicht un­ter­sucht, son­dern le­dig­lich die End­be­schei­ni­gung aus­ge­stellt, nach der ab dem 04.07.2015 wie­der Ar­beitsfähig­keit be­ste­hen soll­te. Am 03.07.2015 ha­be noch kei­ne Ar­beitsfähig­keit beim Kläger be­stan­den, das For­mu­lar der Be­schei­ni­gung vom 03.07.2015 sei in­so­fern feh­ler­haft aus­gefüllt. Zu­vor zu­letzt un­ter­sucht ha­be der Zeu­ge den Kläger am 30.06.2015. Im ers­ten Zeit­raum hätten Pro­ble­me an Bron­chi­en bzw. Lun­ge be­stan­den, der zwei­te Krank­heits­zeit­raum sei auf Ober­bauch­be­schwer­den zurück zu führen. Ein Zu­sam­men­hang sei in­so­fern nicht ge­ge­ben. Die ab dem 06.07.2015 dia­gnos­ti­zier­ten Be­schwer­den dürf­ten je­doch auch schon vor­her be­stan­den ha­ben, Ge­naue­res könne er hier­zu je­doch nicht sa­gen. Da­zu, ob der Kläger am 4. und 5. Ju­li 2015 ar­beitsfähig ge­we­sen sei, ha­be er kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen. We­gen der Ein­zel­hei­ten der Zeu­gen­aus­sa­ge wird auf das Sit­zungs­pro­to­koll vom 27.04.2016 (Bl. 48 ff. d. GA) Be­zug ge­nom­men.

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Nach er­folg­ter Be­weis­auf­nah­me hat das Ar­beits­ge­richt der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Es hat zur Be­gründung aus­geführt, dass nach der durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me ei­ne Fort­set­zungs­er­kran­kung nicht be­stan­den ha­be. Der Ver­dacht der Herz­er­kran­kung (An­gi­na pec­to­ris) ha­be sich nach der Aus­sa­ge des Zeu­gen Dr. K ge­ra­de nicht bestätigt. Der Kläger ha­be bis ein­sch­ließlich 03.07.2015 an ei­ner aku­ten Bron­chi­tis und Kurz­at­mig­keit ge­lit­ten, ab dem 06.07.2015 an ei­ner Gas­tri­tis mit Schmer­zen im Ober­bauch. In­so­fern lägen un­ter­schied­li­che Krank­hei­ten vor, so­dass durch die Er­kran­kung ab dem 06.07.2015 ein er­neu­ter Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch be­gründet wor­den sei. Denn es sei auch nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me da­von aus­zu­ge­hen, dass der Kläger mit Ab­lauf des 03.07.2015 wie­der ge­sund war und dann erst ab dem 06.07.2015 er­neut er­krankt ist. Die vom Zeu­gen Dr. K geäußer­te Ver­mu­tung, dass die am 06.07.2015 dia­gnos­ti­zier­te Gas­tri­tis be­reits vor­her auf­ge­tre­ten sein könn­te, rei­che nicht für die An­nah­me aus, dass die­se be­reits bei Be­en­di­gung der be­triebsübli­chen Ar­beits­zeit am 03.07.2015 vor­ge­le­gen ha­be. In­so­fern ver­blei­be es bei der Be­weis­kraft der aus­ge­stell­ten Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gun­gen.

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Ge­gen das ihr am 10.05.2016 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts vom 27.04.2016 hat die Be­klag­te am 13.05.2016 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se am 23.05.2016 be­gründet.

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Mit der Be­ru­fungs­be­gründung hat die Be­klag­te zunächst aus­geführt, das Ar­beits­ge­richt ha­be zwar die Ver­tei­lung der Dar­le­gungs­last zu­tref­fend be­ur­teilt, je­doch die Be­son­der­hei­ten des Ein­zel­falls nicht hin­rei­chend berück­sich­tigt. Hier­bei ver­weist sie ins­be­son­de­re dar­auf, dass nach dem ab­ge­schlos­se­nen Pro­zess­ver­gleich der Kläger in dem da­nach noch fast ein Jahr an­dau­ern­den Ar­beits­verhält­nis le­dig­lich noch an ins­ge­samt vier Ar­beits­ta­ge ge­ar­bei­tet hat. Später ver­weist sie auch auf die nun­mehr be­kannt ge­wor­de­ne Ent­schei­dung des BAG vom 25.05.2016, 5 AZR 318/15, wo­nach die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die Vor­aus­set­zun­gen des Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruchs auch hin­sicht­lich Be­ginn und En­de der Ar­beits­unfähig­keit den Ar­beit­neh­mer tref­fe.

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Die Be­klag­te be­an­tragt,

29

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg vom 27.04.2016– 2 Ca 2137/15 – ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

30

Der Kläger be­an­tragt,

31

die Be­ru­fung ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg vom 27.04.2016 – 2 Ca 2137/15 – (be­rich­tigt durch Be­schluss vom 29.04.2016) zurück­zu­wei­sen.

32

Der Kläger ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil. Er trägt vor, auch wenn nach dem Er­geb­nis der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me zwar am 03.07.2015 kei­ne ärzt­li­che Un­ter­su­chung mehr statt­ge­fun­den hat, ha­be Herr Dr. K doch auf­grund der noch am 30.06.2015 durch­geführ­ten Un­ter­su­chung be­rech­tigt fest­stel­len dürfen, dass le­dig­lich noch bis zum 03.07.2015 Ar­beits­unfähig­keit be­steht, wenn kei­ne Ver­schlech­te­rung des Ge­sund­heits­zu­stands mehr ein­tritt. Am dar­auf­fol­gen­den Wo­chen­en­de, 4. und 5. Ju­li 2015, ha­be der Kläger sich auch gut gefühlt. Er ha­be ins­be­son­de­re – so der münd­li­che Vor­trag im Kam­mer­ter­min - an der Hoch­zeits­fei­er sei­nes Nef­fen teil­ge­nom­men und hier­bei Fo­tos ge­macht.

33

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat nach er­folg­tem Hin­weis auf die nach der Ent­schei­dung des 5. Se­nats des BAG vom 25.05.2016 grundsätz­lich den Kläger auch hin­sicht­lich Be­ginn und En­de der Ar­beits­unfähig­keit tref­fen­de Be­weis­last im Kam­mer­ter­min am 15.11.2016 er­neut Be­weis er­ho­ben durch Ver­neh­mung des Zeu­gen Dr. K , nun­mehr über die Be­haup­tung des Klägers, er sei am Wo­chen­en­de 04. und 05.07.2015 ar­beitsfähig ge­we­sen. We­gen des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me wird auf das Sit­zungs­pro­to­koll vom 15.11.2016 Be­zug ge­nom­men.

34

Im Übri­gen wird we­gen der Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des auf den Ak­ten­in­halt und ins­be­son­de­re die wech­sel­sei­ti­gen Schriftsätze der Par­tei­en und de­ren An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

35

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e

36

Die Be­ru­fung ist zulässig und hat auch in der Sa­che Er­folg.

37

I. Die Be­ru­fung ist zulässig. Sie ist gemäß § 64 Abs. 1 i. V. m. Abs. 2 lit. b ArbGG statt­haft, da der Be­schwer­de­wert über 600,00 Eu­ro liegt. Sie wur­de frist- und form­ge­recht gemäß § 66 Abs. 1 ArbGG i. V. m. den §§ 519, 520 ZPO ein­ge­legt und be­gründet.

38

II. Die Be­ru­fung hat auch in der Sa­che Er­folg. Die Kla­ge war ab­zu­wei­sen, da sie un­be­gründet ist. Der Kläger hat für den streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum 06.07. bis 31.07.2015 kei­nen An­spruch auf Ent­gelt­fort­zah­lung gemäß § 3 Abs. 1 EFZG.

39

Denn nach § 3 Abs. 1 S. 1 EFZG ist der An­spruch des Ar­beit­neh­mers ge­genüber dem Ar­beit­ge­ber auf Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall auf die Dau­er von sechs Wo­chen be­schränkt. Die­ser Zeit­raum war vor­lie­gend ab dem 06.07.2015 be­reits ab­ge­lau­fen.

40

Al­ler­dings ent­steht nach § 3 Abs. 1 S. 1 EFZG grundsätz­lich ein neu­er An­spruch auf Ent­gelt­fort­zah­lung für die Dau­er von er­neut sechs Wo­chen, wenn der Ar­beit­neh­mer nach wie­der­her­ge­stell­ter Ar­beitsfähig­keit er­neut krank­heits­be­dingt ar­beits­unfähig wird und die Ar­beits­unfähig­keit auf ei­ner an­de­ren Krank­heit be­ruht. Dies je­doch gilt je­doch wie­der­um dann nicht, wenn es sich bei der neu­en Er­kran­kung um ei­ne Fort­set­zung der frühe­ren Er­kran­kung han­delt, die auf dem­sel­ben nicht be­ho­be­nen Grund­lei­den be­ruht (so­fern nicht die Aus­nah­me­tat­bestände des § 3 Abs. 1 S. 2 EFZG ge­ge­ben sind). Darüber hin­aus ist nach dem vom Bun­des­ar­beits­ge­richt erst­mals in der Ent­schei­dung vom 12.09.1967 (1 AZR 367/66) ent­wi­ckel­ten Grund­satz der Ein­heit des Ver­hin­de­rungs­falls der An­spruch auf Ent­gelt­fort­zah­lung nach § 3 Abs. 1 S. 1 EFZG auch dann auf die Dau­er von sechs Wo­chen seit Be­ginn der Ar­beits­unfähig­keit be­schränkt, wenn während be­ste­hen­der Ar­beits­unfähig­keit ei­ne neue Krank­heit auf­tritt, die eben­falls Ar­beits­unfähig­keit zur Fol­ge hat (seit­dem ständi­ge Recht­spre­chung, zu­letzt bestätigt u. a. in der Ent­schei­dung des 5. Se­nats des BAG vom 25.05.2016,5 AZR 318/15). Denn ist nicht er­sicht­lich, wes­halb ein Ar­beit­neh­mer, der be­reits ar­beits­unfähig er­krankt ist und des­sen Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch nach sechs Wo­chen ausläuft, bes­ser ge­stellt wer­den soll, nur weil ei­ne wei­te­re Er­kran­kung hin­zu­tritt. In­so­fern ent­steht ein er­neu­ter Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch nur dann, wenn die ers­te krank­heits­be­ding­te Ar­beits­ver­hin­de­rung be­reits in dem Zeit­punkt be­en­det war, in dem die wei­te­re Er­kran­kung zur er­neu­ten Ar­beits­ver­hin­de­rung führt (z. B. BAG, Ur­teil vom 10.09.2014, 10 AZR 651/12, Rn. 13; BAG, Ur­teil vom 13. Ju­li 2005, 5 AZR 389/04; BAG, Ur­teil vom 25.05.2016, 5 AZR 318/15,Rn 13). Dies ist an­zu­neh­men, wenn der Ar­beit­neh­mer zwi­schen zwei Krank­hei­ten tatsächlich ge­ar­bei­tet hat oder je­den­falls ar­beitsfähig war, sei es auch nur für we­ni­ge außer­halb der Ar­beits­zeit lie­gen­de St­un­den (BAG 25.05.2016 a.a.O.).

41

Hin­sicht­lich der Be­weis­last­ver­tei­lung trifft das Ri­si­ko, nicht (mehr) fest­stel­len zu können, ob Ar­beits­unfähig­keit in­fol­ge ei­ner be­stimm­ten Krank­heit erst ab dem vom be­han­deln­den Arzt at­tes­tier­ten Zeit­punkt be­stan­den hat oder schon während ei­ner un­mit­tel­bar vor­an­ge­gan­ge­nen sechswöchi­gen Ar­beits­unfähig­keit auf­grund ei­ner an­de­ren Krank­heit ein­ge­tre­ten ist, grundsätz­lich den Ar­beit­neh­mer. Denn an­ders als bei der Fort­set­zungs­er­kran­kung be­trifft der Grund­satz der Ein­heit des Ver­hin­de­rungs­falls nicht ei­ne vom Ar­beit­ge­ber ein­zu­wen­den­de Aus­nah­me, son­dern ei­ne der Vor­aus­set­zun­gen des An­spruchs auf Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen des § 3 Abs. 1 Satz 1 EFZG trägt – nach all­ge­mei­nen Grundsätzen – der Ar­beit­neh­mer. Eben­so wie er für die Tat­sa­che der Ar­beits­unfähig­keit als sol­cher be­weis­pflich­tig ist, trifft ihn auch für de­ren Be­ginn und En­de die ob­jek­ti­ve Be­weis­last (so aus­drück­lich nun­mehr BAG, Ur­teil vom 25.05.2016, 5 AZR 318/15, m. w. N.).

42

Für Dar­le­gung und Nach­weis von Be­ginn und En­de der auf ei­ner be­stimm­ten Krank­heit be­ru­hen­den Ar­beits­unfähig­keit kann sich der Ar­beit­neh­mer zunächst auf die ärzt­li­che Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung stützen.Ist je­doch un­strei­tig oder bringt der Ar­beit­ge­ber ge­wich­ti­ge In­di­zi­en dafür vor, dass die er­neu­te Ar­beits­unfähig­keit auf ei­ner Krank­heit be­ruht, die be­reits vor dem at­tes­tier­ten Be­ginn der Ar­beits­unfähig­keit be­stan­den hat und zu ei­ner Krank­heit, we­gen de­rer der Ar­beit­neh­mer be­reits durch­ge­hend sechs Wo­chen ar­beits­unfähig war, hin­zu­ge­tre­ten ist, muss der Ar­beit­neh­mer als Vor­aus­set­zung des Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruchs den von ihm be­haup­te­ten Be­ginn der „neu­en“ krank­heits­be­ding­ten Ar­beits­ver­hin­de­rung be­wei­sen. Dafür steht ihm das Zeug­nis des be­han­deln­den Arz­tes als Be­weis­mit­tel zur Verfügung. Er­gibt sich je­doch auch nach der Ver­neh­mung des be­han­deln­den Arz­tes ei­ne non-li­quet-Si­tua­ti­on, geht dies auf­grund der Be­weis­last­ver­tei­lung letzt­lich zu Las­ten des Ar­beit­neh­mers (BAG, Ur­teil vom 25.05.2016, 5 AZR 318/15).

43

Hier­von aus­ge­hend ist dem Kläger der Nach­weis vor­lie­gend nicht ge­lun­gen, dass er zwi­schen der bis Frei­tag 03.07.2015 be­schei­nig­ten und der ab dem dar­auf­fol­gen­den Mon­tag, 06.07.2016 be­schei­nig­ten Ar­beits­unfähig­keit im Zwi­schen­zeit­raum, d. h. am Wo­chen­en­de 04. und 05.07.2015, ar­beitsfähig ge­we­sen ist.

44

Zwar spre­chen für die kläge­ri­sche Be­haup­tung der Ar­beitsfähig­keit am04. und 05.07.2015 zunächst die aus­ge­stell­ten Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gun­gen. Die­se at­tes­tie­ren ei­ne Ar­beits­unfähig­keit le­dig­lich bis ein­sch­ließlich 03.07.2015 und als­dann wie­der­um erst ab dem 06.07.2015.

45

Vor­lie­gend lie­gen je­doch ge­wich­ti­ge In­di­zi­en dafür vor, dass die er­neu­te Ar­beits­unfähig­keit auf ei­ner Krank­heit be­ruht, die be­reits vor dem at­tes­tier­ten Be­ginn der Ar­beits­unfähig­keit be­stan­den hat und die zu ei­ner Krank­heit, we­gen de­rer der Ar­beit­neh­mer be­reits durch­ge­hend sechs Wo­chen ar­beits­unfähig war, hin­zu­ge­tre­ten ist.

46

Denn vor­lie­gend hat der Kläger in dem noch fast ein Jahr an­dau­ern­den Zeit­raum des noch be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses nach Ab­schluss des Pro­zess­ver­glei­ches am 17.12.2014 le­dig­lich noch an ins­ge­samt vier Ar­beits­ta­gen sei­ne Ar­beits­leis­tung er­bracht. Die Ar­beits­unfähig­keit des Klägers stell­te mit­hin im letz­ten Jahr des Ar­beits­verhält­nis­ses nach Ab­schluss des Be­en­di­gungs­ver­gleichs den ab­so­lu­ten Re­gel­fall und die Ar­beitsfähig­keit stell­te dem­ge­genüber die ab­so­lu­te Aus­nah­me dar.

47

Auch hat der Kläger die Be­klag­te in kei­ner Wei­se da­hin­ge­hend in­for­miert, dass er vor­aus­sicht­lich ab Mon­tag, 06.07.2015 wie­der ar­beitsfähig sein würde. In An­be­tracht der er­heb­li­chen Ar­beits­unfähig­keits­zei­ten des Klägers ging die Be­klag­te bei Dienst­be­ginn am Mon­tag, 06.07.2015 hin­sicht­lich ih­rer Dienst­plan­ein­tei­lung of­fen­bar da­von aus, dass der Kläger an die­sem Tag kei­ne Ar­beits­leis­tung er­brin­gen würde. Es ist auch nicht er­sicht­lich, dass der Kläger ir­gend­wel­che Dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen hätte, weil er ursprüng­lich da­von aus­ge­gan­gen wäre, an die­sem Tag wie­der sei­ne Ar­beits­leis­tung für die Be­klag­te zu er­brin­gen.

48

Hin­zu kommt, dass nach dem Gut­ach­ten des Me­di­zi­ni­schen Diens­tes der Kran­ken­kas­se noch von En­de April 2015 der Kläger „oh­ne Zwei­fel auf un­ab­seh­ba­re Zeit ar­beits­unfähig“ sein soll­te. Auch dies spricht dafür, dass die Wie­der­er­lan­gung der Ar­beitsfähig­keit be­reits knapp zwei Mo­na­te später eher ei­nen aty­pi­schen Aus­nah­me­fall dar­stel­len würde.

49

All die­se Umstände stel­len er­heb­li­che In­di­zi­en dar, die ge­gen ei­ne zwi­schen­zeit­lich Wie­der­er­lan­gung der Ar­beitsfähig­keit beim Kläger spre­chen.

50

Der Be­weis der Wie­der­er­lan­gung der Ar­beitsfähig­keit für das Wo­chen­en­de am 04. und 05.07.2015 ist dem Kläger auch nicht durch die er­folg­te Be­weis­auf­nah­me durch Ver­neh­mung des kläger­sei­tig be­nann­ten Zeu­genDr. K ge­lun­gen. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me war zur Über­zeu­gung der Kam­mer we­der be­wie­sen, dass die viel­fa­chen ursprüng­lich dia­gnos­ti­zier­ten Krank­hei­ten sämt­lichst mit Ab­lauf des 03.07.2015 aus­ge­heilt wa­ren, noch war be­wie­sen, dass die ab dem 06.07.2015 dia­gnos­ti­zier­ten Krank­hei­ten nicht be­reits zu­vor, ggf. zu­min­dest be­reits am 03.07.2015, vor­ge­le­gen ha­ben.

51

Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me war nicht er­sicht­lich, dass der Ge­sund­heits­zu­stand des Klägers aus­ge­rech­net am streit­ge­genständ­li­chen Wo­chen­en­de 04. und 05.07.2015 ein bes­se­rer ge­we­sen sein soll als zu­vor und da­nach. Der Zeu­ge hat aus­drück­lich be­kun­det, dass sei­ne Pra­xis der Krank­schrei­bun­gen da­hin geht, dass er re­gelmäßig zum Ab­lauf ei­ner Ar­beits­wo­che vor ei­nem Wo­chen­en­de Krank­schrei­bun­gen aus­stellt, und er dann, wenn nicht der 03.07. auf ei­nen Frei­tag ge­fal­len wäre bei­spiels­wei­se erst der 05.07. der Frei­tag ge­we­sen wäre, die Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung dann wahr­schein­lich ent­spre­chend bis zum 05.07.2015 aus­ge­stellt hätte. Mit­hin be­ruht der Um­stand, dass der be­han­deln­de Haus­arzt Dr. K dem Kläger für den Frei­tag 03.07.2015 noch ei­ne Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung er­teilt hat, für den dar­auf­fol­gen­den Sams­tag, 04.07.2015 je­doch nicht mehr, nicht auf ei­ner Ver­bes­se­rung des Ge­sund­heits­zu­stan­des des Klägers, son­dern aus­sch­ließlich auf den Um­stand, dass ab dem 04.07.2015 ein für den Kläger ar­beits­frei­es Wo­chen­en­de an­stand.

52

An­halts­punk­te für ei­ne Ver­bes­se­rung des Ge­sund­heits­zu­stan­des des Klägers vom 3. auf den 4. Ju­li 2015 gibt es nicht. Wie be­reits in sei­ner erst­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung aus­drück­lich be­kun­det, hat der Zeu­ge Dr. K auch in sei­ner zweit­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung noch­mals bestätigt, dass er am 03.07.2015 den Kläger ge­ra­de nicht un­ter­sucht hat. Ab­wei­chend von sei­ner Aus­sa­ge in der erst­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung hat der Zeu­ge Dr. K in der zweit­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung auch aus­drück­lich erklärt, dass auch am 30.06.2015 ge­ra­de kei­ne Un­ter­su­chung des Klägers mehr statt­ge­fun­den hat, son­dern le­dig­lich noch ei­ne Kon­sul­ta­ti­on oh­ne Un­ter­su­chung. Die letz­te ärzt­li­che Un­ter­su­chung des Klägers durch den Zeu­gen Dr. K vor dem 03.07.2015 hat nach dem Er­geb­nis der zweit­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me be­reits am 18.06.2015 statt­ge­fun­den. In­so­fern war für die Kam­mer auch nach Ver­neh­mung des Zeu­gen Dr. K in kei­ner Wei­se er­sicht­lich, wel­che me­di­zi­ni­schen Er­kennt­nis­se auf­grund ei­ner mehr als zwei Wo­chen be­reits zurück­lie­gen­den Un­ter­su­chung dafür spre­chen sol­len, dass der Kläger zwar noch am Frei­tag, 03.07.2015 ar­beits­unfähig er­krankt ge­we­sen sei soll, je­doch ge­ra­de am Wo­chen­en­de 04. und 05.07.2015 nicht mehr. In­so­fern scheint viel­mehr nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me der 03.07.2015 als ver­meint­li­cher Tag der Be­en­di­gung ei­ner Ar­beits­unfähig­keit be­lie­big gewählt. Dies hat auch der Zeu­ge Dr. K aus­drück­lich so be­kun­det („Ir­gend­wann muss man ja den Zeit­punkt fest­le­gen.“).

53

Ge­ra­de in An­be­tracht der Viel­zahl der Er­kran­kun­gen, un­ter de­nen der Kläger litt und die bis zum 03.07.2015 dia­gnos­ti­ziert wa­ren, be­ste­hen kei­ne durch­grei­fen­den An­halts­punk­te dafür, dass all die­se Er­kran­kun­gen ex­akt zum 03.07.2015 ab­ge­schlos­sen wa­ren und nicht mehr zu ei­ner Ar­beits­unfähig­keit führ­ten. Je­den­falls hat der in­so­fern be­weis­pflich­ti­ge Kläger auch durch die Ver­neh­mung sei­nes be­han­deln­den Haus­arz­tes den dies­bezüglich er­for­der­li­chen Be­weis nicht führen können.

54

Ge­ra­de auch vor dem Hin­ter­grund des vom Zeu­gen Dr. K in sei­ner Ver­neh­mung be­nann­ten mögli­chen psy­cho­so­ma­ti­schen Hin­ter­grun­des war viel­mehr von ei­nem durch­ge­hen­den Krank­heits­bild aus­zu­ge­hen.

55

Auch hin­sicht­lich der ab dem 06.07.2015 dia­gnos­ti­zier­ten „neu­en“ Er­kran­kung konn­te durch die Be­weis­auf­nah­me nicht geklärt wer­den, ob die­se erst ab dem 06.07.2015 vor­lag oder ob des­we­gen nicht be­reits zu ei­nem frühe­ren Zeit­punkt Ar­beits­unfähig­keit ein­ge­tre­ten ist. Der Zeu­ge hat be­kun­det, zum Zeit­punkt des Be­ginns der dies­bezügli­chen Ar­beits­unfähig­keit auf­grund ei­ge­ner Un­ter­su­chung kei­ne An­ga­ben ma­chen zu können, son­dern in­so­fern le­dig­lich über die An­ga­ben des Klägers zu verfügen.

56

Ins­ge­samt hat der Kläger da­mit in kei­ner Wei­se dem Be­weis führen können, am Wo­chen­en­de 4. und 5. Ju­li 2015 zu­min­dest zeit­wei­se wie­der ar­beitsfähig ge­wor­den zu sein.

57

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 Abs. 1 ZPO i. V .m. § 64 Abs. 6 ArbGG. Hier­nach hat­te der Kläger als voll­umfäng­lich un­ter­le­ge­ne Par­tei die ge­sam­ten Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

58

Gründe, die Re­vi­si­on nach § 72 Abs. 2 ArbGG zu­zu­las­sen, wa­ren nicht ge­ge­ben. Die streit­ge­genständ­li­chen Rechts­fra­gen sind je­den­falls durch die Ent­schei­dung des BAG vom 25.05.2016, 5 AZR 318/15, hin­rei­chend höchst­rich­ter­lich geklärt.

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