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BAG, Ur­teil vom 17.01.2007, 7 AZR 20/06

   
Schlagworte: Befristung: Sachgrund, Befristung, Leiharbeit, Zeitvertrag
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZR 20/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 17.01.2007
   
Leitsätze: Die für einen späteren Zeitpunkt geplante Besetzung eines Arbeitsplatzes mit einem Leiharbeitnehmer ist kein Sachgrund für die Befristung des Arbeitsvertrags mit einem vorübergehend auf diesem Arbeitsplatz eingesetzten Arbeitnehmer. Die Befristung ist weder wegen eines nur vorübergehenden betrieblichen Bedarfs an der Arbeitsleistung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 TzBfG noch durch einen sonstigen, in dem Katalog des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 TzBfG nicht genannten Sachgrund gerechtfertigt.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln Landesarbeitsgericht Köln
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


7 AZR 20/06
9 (8) Sa 392/05
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Köln

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

17. Ja­nu­ar 2007

UR­TEIL

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 17. Ja­nu­ar 2007 durch den Vi­ze­präsi­den­ten des Bun­des­ar­beits­ge­richts Dörner, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gräfl, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Koch so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Güner und Zwis­ler für Recht er­kannt:
 


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Auf die Re­vi­si­on der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln vom 4. Ok­to­ber 2005 - 9 (8) Sa 392/05 - teil-wei­se auf­ge­ho­ben, so­weit das Lan­des­ar­beits­ge­richt auf die Be­ru­fung des Klägers das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 31. Ja­nu­ar 2005 - 1 Ca 9541/04 - ab­geändert und fest­ge­stellt hat, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht auf Grund Be­fris­tung am 31. De­zem­ber 2004 ge­en­det hat. In­so­weit wird die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 31. Ja­nu­ar 2005 - 1 Ca 9541/04 - als un­zulässig ver­wor­fen.


Im Übri­gen wird die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln vom 4. Ok­to­ber 2005 - 9 (8) Sa 392/05 - zurück­ge­wie­sen.

Der Kläger hat 1/4, die Be­klag­te hat 3/4 der Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit zwei­er Be­fris­tun­gen.

Der Kläger war seit 18. Sep­tem­ber 2002 auf Grund meh­re­rer be­fris­te­ter Ar­beits­verträge als Ar­bei­ter in der Flug­zeug­ab­fer­ti­gung der Be­klag­ten beschäftigt. Der ers­te Ar­beits­ver­trag vom 17. Sep­tem­ber 2002 war nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG für die Zeit vom 18. Sep­tem­ber 2002 bis zum 31. März 2003 sach­grund­los be­fris­tet. Der Ar­beits-ver­trag wur­de durch drei Nachträge bis ein­sch­ließlich 17. Sep­tem­ber 2004 verlängert. Am 27. Ju­li 2004 ver­ein­bar­ten die Par­tei­en ei­nen vier­ten Nach­trag zum Ar­beits­ver­trag vom 17. Sep­tem­ber 2002, wo­nach der Kläger vom 18. Sep­tem­ber 2004 bis zum 30. Sep­tem­ber 2004 zur De­ckung ei­nes vorüber­ge­hen­den Per­so­nal­be­darfs bis zur Be­triebs­auf­nah­me der am 16. Ju­li 2004 neu ge­gründe­ten Toch­ter­ge­sell­schaft der Be­klag­ten C GmbH (künf­tig: C) am 1. Ok­to­ber 2004 wei­ter­beschäftigt wur­de. Die Be­klag­te be­ab­sich­tig­te, ab 1. Ok­to­ber 2004 zur Er­le­di­gung der Ar­bei­ten in der Flug­zeug­ab­fer­ti­gung aus Gründen der Per­so­nal­kos­ten­ein­spa­rung Ar­beit­neh­mer von der C zu ent­lei­hen. Die C schloss am 18. Au­gust 2004 ei­nen Ar­beits­ver­trag mit dem Kläger, wo­nach die­ser ab 1. Ok­to­ber 2004 als La­der beschäftigt wer­den und die C be­rech­tigt sein soll­te, ihn ei­nem Ent­lei­her zur Ar­beits­leis­tung zu über­las­sen. In der Fol­ge­zeit
 


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stell­te sich her­aus, dass die C ih­ren Be­trieb am 1. Ok­to­ber 2004 nicht würde auf­neh­men können. Die C kündig­te da­her den mit dem Kläger ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­trag noch im Sep­tem­ber 2004 zum 1. Ok­to­ber 2004. Am 21. Sep­tem­ber 2004 ver­ein­bar­ten die Par­tei­en ei­nen fünf­ten Nach­trag zum Ar­beits­ver­trag vom 17. Sep­tem­ber 2002. Da­nach wur­de der Kläger vom 1. Ok­to­ber 2004 bis zum 31. De­zem­ber 2004 zur De­ckung ei­nes vorüber­ge­hen­den Per­so­nal­be­darfs auf Grund der Ver­schie­bung der Be­triebs­auf­nah­me der C auf den 1. Ja­nu­ar 2005 wei­ter­beschäftigt. Der Kläger un­ter­zeich­ne­te den Ver­trag mit dem Zu­satz „un­ter dem Vor­be­halt ge­richt­li­cher Über­prüfung der Be­fris­tung bis 30. Sep­tem­ber 2004“. Am 14. De­zem­ber 2004 schlos­sen der Kom­mu­na­le Ar­beit-ge­ber­ver­band Nord­rhein-West­fa­len und ver.di ei­nen Ta­rif­ver­trag über be­son­de­re Re-ge­lun­gen für Ar­beit­neh­mer der Flug­ha­fen Köln/Bonn GmbH. Nach dem Ta­rif­ver­trag er­hal­ten Ar­beit­neh­mer im Bo­den­ver­kehrs­dienst, die am 30. Sep­tem­ber 2004 noch nicht in ei­nem un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten stan­den, wie neu ein­ge­stell­te Ar­beit­neh­mer ei­ne nied­ri­ge­re ta­rif­li­che Vergütung als Ar­beit­neh­mer, die zu die­sem Zeit­punkt be­reits un­be­fris­tet bei der Be­klag­ten beschäftigt wa­ren. Auf Grund des Ta­rif­ab­schlus­ses gab die Be­klag­te ih­ren Plan, Ar­beit­neh­mer für die Flug­zeug­ab­fer­ti­gung von der C zu ent­lei­hen, auf. Sie schloss mit dem Kläger am 9. De­zem­ber 2004 ei­nen Ar­beits­ver­trag, wo­nach die­ser ab 1. Ja­nu­ar 2005 un­be­fris­tet als La­der in der Flug­zeug­ab­fer­ti­gung ein­ge­stellt wur­de. Der Kläger un­ter­zeich­ne­te den Ar­beits­ver­trag mit dem Zu­satz „un­ter dem Vor­be­halt, dass nicht schon ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­steht. Ver­glei­che Ar­beits­ge­richt Ak­ten­zei­chen - 1 Ca 9541/04 -“.


Mit der am 20. Sep­tem­ber 2004 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat der Kläger die Un­wirk­sam­keit der in dem Ar­beits­ver­trag vom 27. Ju­li 2004 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 gel­tend ge­macht. Mit ei­nem am 24. De­zem­ber 2004 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz hat er sich außer­dem auf die Un­wirk­sam­keit der in dem Ver­trag vom 21. Sep­tem­ber 2004 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung zum 31. De­zem­ber 2004 be­ru­fen.


Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­fris­tun­gen sei­en man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den sach­li­chen Grun­des un­wirk­sam, da der be­trieb­li­che Be­darf an sei­ner Ar­beits­leis­tung nicht nur vorüber­ge­hend, son­dern auf Dau­er be­stan­den ha­be.

Der Kläger hat be­an­tragt, 

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht durch die Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 be­en­det wor­den ist,

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2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en auch nicht durch die Be­fris­tung zum 31. De­zem­ber 2004 be­en­det wor­den ist.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt. 

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge mit dem Kla­ge­an­trag zu 2) man­gels Rechts­schutz­in­ter­es­ses als un­zulässig, mit dem Kla­ge­an­trag zu 1) als un­be­gründet ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­geändert und der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit der Re­vi­si­on be­gehrt die Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung. Der Kläger be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on.


Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist teil­wei­se be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat dem Kla­ge­an­trag zu 2) zu Un­recht ent­spro­chen. In­so­weit ist das an­ge­foch­te­ne Ur­teil auf­zu­he­ben und die Be­ru­fung des Klägers ge­gen die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts als un­zulässig zu ver­wer­fen. Im Übri­gen ist die Re­vi­si­on nicht be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat dem Kla­ge­an­trag zu 1) zu Recht statt­ge­ge­ben.


I. Die Re­vi­si­on ist be­gründet, so­weit das Lan­des­ar­beits­ge­richt dem Kla­ge­an­trag zu 2) ent­spro­chen hat. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das erst­in­stanz­li­che Ur­teil war in­so­weit man­gels ei­ner den An­for­de­run­gen des § 520 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 ZPO ent­spre­chen­den Be­ru­fungs­be­gründung un­zulässig und hätte des­halb vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ver­wor­fen wer­den müssen. Der Kläger hat zur Be­gründung der Be­ru­fung hin-sicht­lich des we­gen Weg­falls des Rechts­schutz­bedürf­nis­ses als un­zulässig ab­ge­wie­se­nen Kla­ge­an­trags zu 2) aus­sch­ließlich ei­ne Ver­let­zung der dem Ar­beits­ge­richt nach § 139 ZPO ob­lie­gen­den Hin­weis­pflicht gerügt und vor­ge­tra­gen, bei Er­tei­lung des ge­bo­te­nen Hin­wei­ses hätte er in Be­zug auf den Kla­ge­an­trag zu 2) den Rechts­streit in der Haupt­sa­che für er­le­digt erklärt. Die­se Rüge genügte zur Be­gründung des mit der Be­ru­fung wei­ter­ver­folg­ten Kla­ge­an­trags zu 2) nicht.


1. Die Zulässig­keit der Be­ru­fung ist Pro­zess­vor­aus­set­zung für das ge­sam­te wei­te­re Ver­fah­ren nach Ein­le­gung der Be­ru­fung. Sie ist des­halb vom Re­vi­si­ons­ge­richt von Amts we­gen zu prüfen (st. Rspr., vgl. et­wa BAG 25. Ok­to­ber 1973 - 2 AZR 526/72 - AP ZPO § 518 Nr. 22 = EzA ZPO § 518 Nr. 7, zu II a der Gründe; 11. März

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1998 - 2 AZR 497/97 - BA­GE 88, 171 = AP ZPO § 519 Nr. 49 = EzA ZPO § 519 Nr. 10, zu II der Gründe; 15. Au­gust 2002 - 2 AZR 473/01 - AP ZPO § 519 Nr. 55 = EzA ZPO § 519 Nr. 14, zu 1 der Gründe).

2. Nach § 520 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 ZPO muss die Be­ru­fungs­be­gründung die Erklärung ent­hal­ten, in­wie­weit das Ur­teil an­ge­foch­ten wird und wel­che Abände­run­gen des Ur­teils be­an­tragt wer­den. Nach § 520 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 ZPO müssen die Umstände be­zeich­net wer­den, aus de­nen sich die Rechts­ver­let­zung und de­ren Er­heb­lich­keit für die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung er­gibt. Die­se Vor­schrif­ten sind nach § 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG auch im ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren an­zu­wen­den (BAG 10. Fe­bru­ar 2005 - 6 AZR 183/04 - EzA ArbGG 1979 § 64 Nr. 40, zu 2 a der Gründe; 25. März 2004 - 2 AZR 399/03 - AP BMT-G II § 54 Nr. 5 = EzA BGB 2002 § 626 Unkünd­bar­keit Nr. 4, zu B I 1 der Gründe). Die Be­ru­fungs­be­gründung muss auf den kon­kre­ten Streit­fall zu­ge­schnit­ten sein und im Ein­zel­nen er­ken­nen las­sen, in wel­chen Punk­ten recht­li­cher oder tatsäch­li­cher Art so­wie aus wel­chen Gründen das an­ge­foch­te­ne Ur­teil feh­ler­haft sein soll (BAG 10. Fe­bru­ar 2005 - 6 AZR 183/04 - aaO; 15. Au­gust 2002 - 2 AZR 473/01 - AP ZPO § 519 Nr. 55 = EzA ZPO § 519 Nr. 14, zu 2 der Gründe). Da­zu ist zwar kei­ne schlüssi­ge, recht­lich zu­tref­fen­de oder ver­tret­ba­re Be­gründung er­for­der­lich (BAG 15. Au­gust 2002 - 2 AZR 473/01 - aaO). Die Be­ru­fungs­be­gründung muss sich aber mit den recht­li­chen oder tatsächli­chen Ar­gu­men­ten des an­ge­foch­te­nen Ur­teils be­fas­sen, wenn es die­ses bekämp­fen will (BAG 10. Fe­bru­ar 2005 - 6 AZR 183/04 - aaO; 15. Au­gust 2002 - 2 AZR 473/01 - aaO). Rügt der Be­ru­fungskläger, das erst­in­stanz­li­che Ur­teil sei ver­fah­rens­feh­ler­haft zu­stan­de ge­kom­men, weil das Ar­beits­ge­richt die ihm nach § 139 ZPO ob­lie­gen­de Hin­weis­pflicht ver­letzt ha­be, muss er im Ein­zel­nen an­ge­ben, was er auf ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis in ers­ter In­stanz vor­ge­tra­gen hätte (BGH 9. Ok­to­ber 2003 - I ZR 17/01 - NJW-RR 2004, 495, zu II 1 c aa der Gründe; Tho­mas/Putzo/Reichold ZPO 27. Aufl. § 520 Rn. 22; Mu­sielak/Ball ZPO 5. Aufl. § 520 Rn. 32). Das in ers­ter In­stanz in Ver­ken­nung der Rechts­la­ge Versäum­te muss in der Be­ru­fungs­be­gründung nach­ge­holt wer­den. Außer­dem ist dar­zu­le­gen, dass das erst­in­stanz­li­che Ge­richt oh­ne den Ver­fah­rens­ver­s­toß mögli­cher­wei­se zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­langt wäre (vgl. Mu­sielak/Ball aaO Rn. 33).


Vor­aus­set­zung für die Be­ru­fung ist zu­dem, dass der Be­schwer­deführer durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil be­schwert ist und er mit der Be­ru­fung die Be­schwer bekämpft. Das Rechts­mit­tel ist un­zulässig, wenn mit ihm le­dig­lich im We­ge der Kla­geände­rung ein neu­er, bis­lang nicht gel­tend ge­mach­ter An­spruch zur Ent­schei­dung ge­stellt wird.
 


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Das in der Vor­in­stanz ab­ge­wie­se­ne Be­geh­ren muss zu­min­dest teil­wei­se wei­ter ver­folgt wer­den (BAG 10. Fe­bru­ar 2005 - 6 AZR 183/04 - EzA ArbGG 1979 § 64 Nr. 40, zu 1 a der Gründe; BGH 7. Mai 2003 - XII ZB 191/02 - BGHZ 155, 21; 11. Ok­to­ber 2000 - VIII ZR 321/99 - NJW 2001, 226, zu II 1 der Gründe mwN; 21. Sep­tem­ber 1994 - VIII ZB 22/94 - NJW 1994, 3358, zu II 2 b bb aaa der Gründe). Die Erklärung, dass der Rechts­streit in der Haupt­sa­che er­le­digt ist, ist ei­ne Pro­zess­hand­lung, die - wenn sie ein­sei­tig bleibt - ei­ne nach § 264 Nr. 2 ZPO pri­vi­le­gier­te Kla­geände­rung dar­stellt (BGH 7. Ju­ni 2001 - I ZR 157/98 - NJW 2002, 442, zu 1 der Gründe mwN). Rügt der Be­ru­fungskläger ei­ne Ver­let­zung der Hin­weis­pflicht durch das Ar­beits­ge­richt und macht er gel­tend, dass er bei Er­tei­lung ei­nes ent­spre­chen­den Hin­wei­ses be­reits in ers­ter In­stanz ei­ne Kla­geände­rung vor­ge­nom­men hätte, kann die Kla­geände­rung in zwei­ter In­stanz un­ter den­sel­ben Vor­aus­set­zun­gen er­fol­gen, wie sie in ers­ter In­stanz zulässig ge­we­sen wäre (BGH 25. No­vem­ber 1992 - XII ZR 116/91 - NJW 1993, 597, zu 2 c der Gründe).

3. Da­nach war die Be­ru­fung, so­weit sie sich ge­gen die Ab­wei­sung des Kla­ge­an­trags zu 2) rich­te­te, un­zulässig.

a) Das Ar­beits­ge­richt hat den Kla­ge­an­trag zu 2), mit dem der Kläger die Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung zum 31. De­zem­ber 2004 gel­tend ge­macht hat­te, man­gels Rechts­schutz­in­ter­es­ses als un­zulässig ab­ge­wie­sen, weil die Par­tei­en für die Zeit ab 1. Ja­nu­ar 2005 ei­nen un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben und die dem Kläger ab 1. Ja­nu­ar 2005 zu­ste­hen­de Vergütung vom Be­stand ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses am 30. Sep­tem­ber 2004 abhängt, der zum 31. De­zem­ber 2004 be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag aber erst am 1. Ok­to­ber 2004 be­gann und die Wirk­sam­keit die­ser Be­fris­tung des­halb für die Rechts­be­zie­hung der Par­tei­en nach Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts nicht von Be­deu­tung sein konn­te.

b) Der Kläger war durch die erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung zwar be­schwert, da der Kla­ge­an­trag zu 2) ab­ge­wie­sen wur­de. Er hat den ab­ge­wie­se­nen Kla­ge­an­trag zu 2) in der Be­ru­fung auch wei­ter­ver­folgt. Der Kläger hat sich al­ler­dings in der Be­ru­fungs­be­gründung nicht mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ge­ge­be­nen Be­gründung aus­ein­an­der­ge­setzt, son­dern aus­sch­ließlich gerügt, die Ent­schei­dung sei un­ter Ver­let­zung der dem Ar­beits­ge­richt nach § 139 ZPO ob­lie­gen­den Hin­weis­pflicht zu­stan­de ge­kom­men, da das Ar­beits­ge­richt in der münd­li­chen Ver­hand­lung nicht dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass es den Kla­ge­an­trag zu 2) we­gen Weg­falls des Rechts­schutz­bedürf­nis­ses für un­zulässig hal­te. Wäre die­ser Hin­weis er­folgt, hätte er den Rechts­streit in­so­weit in der
 


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Haupt­sa­che für er­le­digt erklärt und be­an­tragt, der Be­klag­ten die Kos­ten auf­zu­er­le­gen. Die Be­ru­fungs­be­gründung war da­her nicht auf den mit der Be­ru­fung wei­ter­ver­folg­ten Kla­ge­an­trag zu 2) zu­ge­schnit­ten, son­dern be­traf aus­sch­ließlich ein geänder­tes, auf Ab­ga­be ei­ner Er­le­di­gungs­erklärung ge­rich­te­tes Be­geh­ren. Der Kläger hat al­ler­dings die Er­le­di­gungs­erklärung in der Be­ru­fungs­be­gründung nicht nach­ge­holt, ob­wohl die Ein­le­gung der Be­ru­fung al­lein zum Zwe­cke der Ab­ga­be der Er­le­di­gungs­erklärung zulässig ge­we­sen wäre. Auch bei feh­len­der Zu­stim­mung der Be­klag­ten wäre ei­ne ein­sei­ti­ge Er­le­di­gungs­erklärung in ers­ter In­stanz als pri­vi­le­gier­te Kla­geände­rung nach § 264 Nr. 2 ZPO möglich ge­we­sen. Der Kläger hätte da­her die Er­le­di­gungs­erklärung un­ter Dar­le­gung der Ver­let­zung der Hin­weis­pflicht durch das Ar­beits­ge­richt oh­ne wei­te­re Aus­ein­an­der­set­zung mit dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil in der Be­ru­fungs­be­gründung ab­ge­ben können. Das ist je­doch nicht ge­sche­hen. Der Kläger hat viel­mehr den Kla­ge­an­trag zu 2) oh­ne zusätz­li­che Be­gründung wei­ter­ver­folgt. Zur Be­gründung der Be­ru­fung hin­sicht­lich die­ses Sach­an­trags reich­te die Ver­fah­rensrüge nicht aus. Denn die Er­tei­lung des aus Sicht des Klägers ge­bo­te­nen Hin­wei­ses sei­tens des Ar­beits­ge­richts und die nach-fol­gen­de Er­le­di­gungs­erklärung hätten nicht zu ei­ner an­de­ren Ent­schei­dung über den Kla­ge­an­trag zu 2) führen können, son­dern al­len­falls zu ei­ner für den Kläger güns­ti­ge­ren Kos­ten­ent­schei­dung und ggf. zu der Fest­stel­lung, dass der Rechts­streit in­so­weit in der Haupt­sa­che er­le­digt ist. Zur Wei­ter­ver­fol­gung des Kla­ge­an­trags zu 2) hätte der Kläger dar­le­gen müssen, wes­halb die vom Lan­des­ar­beits­ge­richt für die Ab­wei­sung die­ses An­trags ge­ge­be­ne Be­gründung feh­ler­haft sein soll. Dar­an fehlt es.


II. Die Re­vi­si­on ist nicht be­gründet, so­weit das Lan­des­ar­beits­ge­richt der ge­gen die Ab­wei­sung des Kla­ge­an­trags zu 1) ge­rich­te­ten - in­so­weit zulässi­gen - Be­ru­fung statt­ge­ge­ben und dem Kla­ge­an­trag zu 1) ent­spro­chen hat. Der auf Fest­stel­lung der Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 ge­rich­te­te Kla­ge­an­trag zu 1) ist zulässig und be­gründet. Das er­for­der­li­che Rechts­schutz­bedürf­nis ist ge­ge­ben. Die­ses ist nicht da­durch ent­fal­len, dass zwi­schen den Par­tei­en seit 1. Ja­nu­ar 2005 ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­steht. Denn von der Wirk­sam­keit der Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 hängt die Höhe der dem Kläger zu­ste­hen­den Vergütung ab. Die in dem Ver­trag vom 27. Ju­li 2004 ver­ein­bar­te Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 un­ter­liegt der ge­richt­li­chen Kon­trol­le, da die Par­tei­en die wei­te­ren Verträge vom 21. Sep­tem­ber 2004 und vom 9. De­zem­ber 2004 un­ter dem Vor­be­halt ab­ge­schlos­sen ha­ben, dass sie das Ar­beits­verhält­nis nur re­geln sol­len, wenn zwi­schen ih­nen nicht be­reits ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­steht. Die Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 ist man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den sach­li­chen Grun­des un­wirk­sam.
 


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1. Der Kla­ge­an­trag zu 1) ist zulässig. 

a) Bei dem Kla­ge­an­trag zu 1) han­delt es sich um ei­ne Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge iSv. § 17 Satz 1 Tz­B­fG, de­ren Zulässig­keit nicht von der Dar­le­gung ei­nes be­son­de­ren Fest­stel­lungs­in­ter­es­ses abhängt. Al­ler­dings ist ei­ne Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge - wie je­de
Kla­ge - un­zulässig, wenn für sie kein Rechts­schutz­bedürf­nis be­steht. Dies ist der Fall, wenn der Kläger kein schutzwürdi­ges In­ter­es­se an dem be­gehr­ten Ur­teil ha­ben kann (vgl. et­wa Zöller/Gre­ger ZPO 26. Aufl. § 253 Rn. 18). Es kann da­hin­ste­hen, ob bei Ab­schluss ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags für die Zeit nach Be­en­di­gung ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags im Re­gel­fall das Rechts­schutz­bedürf­nis für ei­ne Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge hin­sicht­lich der zu­vor ver­ein­bar­ten Be­fris­tung entfällt. Dies gilt je­den­falls dann nicht, wenn von der Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung nicht nur der un­be­fris­te­te Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses abhängt, son­dern die Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung für wei­ter­ge­hen­de Ansprüche oder Rechts­po­si­tio­nen des Ar­beit­neh­mers maßge­bend ist.

b) So verhält es sich im Streit­fall. Nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts hängt die Höhe der ge­genwärti­gen Vergütung des Klägers nach dem Ta­rif­ver­trag über be­son­de­re Re­ge­lun­gen für Ar­beit­neh­mer der Flug­ha­fen Köln/Bonn GmbH vom 14. De­zem­ber 2004 da­von ab, ob der Kläger am 30. Sep­tem­ber 2004 in ei­nem un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis zur Be­klag­ten stand. Nach dem un­be­strit­te­nen Vor­brin­gen des Klägers beträgt die sich hier­aus er­ge­ben­de Vergütungs­dif­fe­renz 211,23 Eu­ro mo­nat­lich. Dies be­gründet ein Rechts­schutz­bedürf­nis des Klägers an der Fest­stel­lung der Un­wirk­sam­keit der zum 30. Sep­tem­ber 2004 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung.


2. Der Kla­ge­an­trag zu 1) ist be­gründet. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en hat nicht auf Grund der in dem Ar­beits­ver­trag vom 27. Ju­li 2004 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung am 30. Sep­tem­ber 2004 ge­en­det. Die Be­fris­tung un­ter­liegt der Be­fris­tungs­kon­trol­le, da die Par­tei­en dem Kläger in dem Fol­ge­ver­trag vom 21. Sep­tem­ber 2004 und in dem un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag vom 9. De­zem­ber 2004 das Recht vor­be­hal­ten ha­ben, die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 ge­richt­lich prüfen zu las­sen. Die Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 ist man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den Sach­grunds un­wirk­sam. Der Sach­grund des nur vorüber­ge­hen­den Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung (§ 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG) liegt nicht vor. Die für ei­nen späte­ren Zeit­punkt ge­plan­te Über­tra­gung der Tätig­keit in der Flug­zeug­ab­fer­ti­gung an Leih­ar­beit­neh­mer recht­fer­tigt die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit dem Kläger nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG nicht. Die Be­fris­tung ist auch nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6

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Tz­B­fG oder durch ei­nen sons­ti­gen, in dem Sach­grund­ka­ta­log des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG nicht ge­nann­ten Sach­grund ge­recht­fer­tigt.

a) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die in dem Ver­trag vom 27. Ju­li 2004 ver­ein­bar­te Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 zu Recht der Be­fris­tungs­kon­trol­le un­ter­zo­gen. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die Par­tei­en am 21. Sep­tem­ber 2004 ei­nen wei­te­ren be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag und am 9. De­zem­ber 2004 ei­nen un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben.

aa) Nach ständi­ger Recht­spre­chung des er­ken­nen­den Se­nats ist bei meh­re­ren auf­ein­an­der­fol­gen­den be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen grundsätz­lich nur die Be­fris­tung des letz­ten Ar­beits­ver­trags auf ih­re Recht­fer­ti­gung zu prüfen. Durch den Ab­schluss ei­nes wei­te­ren be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags stel­len die Par­tei­en ihr Ar­beits­verhält­nis auf ei­ne neue Rechts­grund­la­ge, die künf­tig für ihr Ar­beits­verhält­nis al­lein maßge­bend ist. Da­mit wird zu­gleich ein et­wai­ges un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis auf­ge­ho­ben. Dies gilt nicht, wenn die Par­tei­en in ei­nem nach­fol­gen­den be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag dem Ar­beit­neh­mer - aus­drück­lich oder kon­klu­dent - das Recht vor­be­hal­ten, die Wirk­sam­keit der vor­an­ge­gan­ge­nen Be­fris­tung prüfen zu las­sen. Ha­ben die Par­tei­en ei­nen der­ar­ti­gen Vor-be­halt ver­trag­lich ver­ein­bart, ist die ar­beits­ge­richt­li­che Be­fris­tungs­kon­trol­le auch für den da­vor lie­gen­den Ver­trag eröff­net (BAG 5. Ju­ni 2002 - 7 AZR 205/01 - AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 236 = EzA BGB § 620 Nr. 195, zu I 2 c der Gründe; 10. März 2004 - 7 AZR 402/03 - BA­GE 110, 38 = AP Tz­B­fG § 14 Nr. 11 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 9, zu II 1 der Gründe mwN).


Die glei­chen Grundsätze gel­ten bei Ab­schluss ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags für die Zeit nach Be­en­di­gung ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags. Auch durch den Ab­schluss ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags stel­len die Par­tei­en ihr Ar­beits­verhält­nis auf ei­ne neue recht­li­che Grund­la­ge, nach der sich ih­re Ver­trags­be­zie­hung künf­tig al­lein rich­ten soll. Will der Ar­beit­neh­mer trotz des Ab­schlus­ses ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags die Wirk­sam­keit der in ei­nem vor­an­ge­gan­ge­nen Ar­beits­ver­trag ver­ein­bar­ten Be­fris­tung ge­richt­lich über­prüfen las­sen, weil dies für sei­ne Rechts­po­si­ti­on von Be­deu­tung sein kann, muss er mit dem Ar­beit­ge­ber - aus­drück­lich oder kon­klu­dent - ei­nen ent­spre­chen­den Vor­be­halt ver­ein­ba­ren.

bb) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat auf Grund der Erklärun­gen der Par­tei­en im Zu­sam­men­hang mit dem Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags vom 21. Sep­tem­ber 2004 und des un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags vom 9. De­zem­ber 2004 an­ge­nom­men, die Verträge

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sei­en un­ter dem Vor­be­halt ge­schlos­sen wor­den, dass sie nur gel­ten soll­ten, wenn nicht be­reits auf Grund des vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­trags ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­steht. Dies sei in Be­zug auf den Ver­trag vom 21. Sep­tem­ber 2004 dar­aus zu schließen, dass der Kläger den Ver­trag mit dem Zu­satz „un­ter dem Vor­be­halt der ge­richt­li­chen Über­prüfung der Be­fris­tung bis 30. Sep­tem­ber 2004“ un­ter­zeich­net ha­be. Auf die­sen Vor­be­halt hätten sich die Par­tei­en be­reits bei Ver­trags­schluss verständigt, was sich dar­aus er­ge­be, dass die Be­klag­te die Ergänzung nicht be­an­stan­det, son­dern den Kläger auch nach Zu­stel­lung der Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge über den 30. Sep­tem­ber 2004 hin­aus wei­ter­beschäftigt ha­be. Auch durch den Ab­schluss des un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags vom 9. De­zem­ber 2004 ha­be der Kläger nicht dar­auf ver­zich­tet, die vor­an­ge­gan­ge­nen Be­fris­tun­gen ge­richt­lich über­prüfen zu las­sen, da er auch die­sen Ver­trag „un­ter dem Vor­be­halt, dass nicht schon ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­steht“ un­ter­zeich­net und aus­drück­lich auf den vor­lie­gen­den Rechts­streit hin­ge­wie­sen ha­be.

Die­se vom Lan­des­ar­beits­ge­richt vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung der aus­drück­li­chen und kon­klu­den­ten Erklärun­gen der Par­tei­en ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den und wird von der Re­vi­si­on auch nicht an­ge­grif­fen.

b) Die Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 ist man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den Sach­grunds un­wirk­sam.

aa) Der Sach­grund des nur vorüber­ge­hen­den Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung (§ 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG), auf den die Be­klag­te die Be­fris­tung in ers­ter Li­nie stützt, liegt nicht vor. Die für ei­nen späte­ren Zeit­punkt ge­plan­te Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes mit ei­nem Leih­ar­beit­neh­mer recht­fer­tigt die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit dem Kläger nicht.

(1) Nach § 14 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG ist die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags zulässig, wenn sie durch ei­nen sach­li­chen Grund ge­recht­fer­tigt ist. Ein sach­li­cher Grund liegt nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG vor, wenn der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung nur vorüber­ge­hend be­steht. Mit die­sem Sach­grund knüpft das Ge­setz an die vor In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten Grundsätze zur Be­fris­tungs­kon­trol­le nach § 620 BGB an, wo­nach ein nur vorüber­ge­hen­der Be­darf an Ar­beits­kräften die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags recht­fer­ti­gen konn­te (BT-Drucks. 14/4374 S. 18/19). Die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags we­gen ei­nes nur vorüber­ge­hen­den Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung setzt vor­aus, dass im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit zu er­war­ten ist, dass nach dem vor­ge­se­he­nen Ver­trags­en­de für die Beschäf-
 


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ti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers in dem Be­trieb kein Be­darf mehr be­steht (st. Rspr., vgl. et­wa BAG 5. Ju­ni 2002 - 7 AZR 241/01 - BA­GE 101, 262 = AP BeschFG 1996 § 1 Nr. 13 = EzA BGB § 620 Nr. 193, zu I 3 a der Gründe; 4. De­zem­ber 2002 - 7 AZR 437/01 - AP BAT § 2 SR 2y Nr. 24 = EzA BGB 2002 § 620 Nr. 1, zu A II 2 der Gründe; 11. Fe­bru­ar 2004 - 7 AZR 362/03 - BA­GE 109, 339 = AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 256 = EzA BGB 2002 § 620 Nr. 9, zu I 2 a der Gründe mwN). Der vorüber­ge­hen­de be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung kann sich dar­aus er­ge­ben, dass für ei­nen be­grenz­ten Zeit­raum in dem Be­trieb zusätz­li­che Ar­bei­ten an­fal­len, die mit dem Stamm­per­so­nal al­lein nicht er­le­digt wer­den können, oder dar­aus, dass sich der Ar­beits­kräfte­be­darf künf­tig ver­rin­gert, zB we­gen der In­be­trieb­nah­me ei­ner neu­en tech­ni­schen An­la­ge (vgl. hier­zu BT-Drucks. 14/4374 S. 19). Ent­schließt sich der Ar­beit­ge­ber, in sei­nem Be­trieb an­fal­len­de Ar­beits­auf­ga­ben künf­tig nicht mehr Mit­ar­bei­tern zu über­tra­gen, mit de­nen er selbst ei­nen Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­sen hat, son­dern Leih­ar­beit­neh­mern, führt dies nicht da­zu, dass der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung von die­sem Zeit­punkt an nicht mehr be­steht. Denn der Ar­beit­ge­ber er­le­digt die Tätig­kei­ten nach wie vor selbst in­ner­halb sei­ner be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on und benötigt da­zu wei­ter­hin Ar­beits­kräfte, die die­se Ar­beits­auf­ga­ben für ihn ausführen. Er schließt mit die­sen Mit­ar­bei­tern le­dig­lich nicht selbst Ar­beits­verträge ab, son­dern deckt sei­nen Ar­beits­kräfte­be­darf mit Ar­beit­neh­mern ei­nes an­de­ren Ar­beit­ge­bers, der sie ihm auf der Grund­la­ge ei­nes Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ver­trags zur Förde­rung sei­ner Be­triebs­zwe­cke zur Verfügung stellt (vgl. hier­zu BAG 19. März 2003 - 7 AZR 267/02 - BA­GE 105, 317 = AP AÜG § 13 Nr. 4 = EzA AÜG § 1 Nr. 12, zu III 5 a der Gründe mwN). Als Ent­lei­her setzt er die ihm über­las­se­nen Ar­beit­neh­mer nach sei­nen Vor­stel­lun­gen und Zie­len in sei­nem Be­trieb wie ei­ge­ne Ar­beit­neh­mer ein. Die über­las­se­nen Ar­beit­neh­mer sind voll in sei­nen Be­trieb ein­ge­glie­dert und führen ih­re Ar­bei­ten al­lein nach sei­nen Wei­sun­gen aus (BAG 30. Ja­nu­ar 1991 - 7 AZR 497/89 - BA­GE 67, 124 = AP AÜG § 10 Nr. 8 = EzA AÜG § 10 Nr. 3, zu III 1 der Gründe; 17. Fe­bru­ar 1993 - 7 AZR 167/92 - BA­GE 72, 255 = AP AÜG § 10 Nr. 9 = EzA AÜG § 10 Nr. 6, zu II 2 b der Gründe; 1. Ju­ni 1994 - 7 AZR 7/93 - BA­GE 77, 52 = AP AÜG § 10 Nr. 11 = EzA AÜG § 1 Nr. 3, zu I 2 a der Gründe). Durch den Ein­satz von Leih­ar­beit­neh­mern entfällt da­her le­dig­lich der Be­darf an der Beschäfti­gung von Ar­beit­neh­mern, die in ei­nem durch Ar­beits­ver­trag be­gründe­ten Ar­beits­verhält­nis zum Be­triebs­in­ha­ber ste­hen. Dar­auf kommt es je­doch für den Sach­grund des vorüber­ge­hen­den be­trieb­li­chen Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung nicht an, son­dern auf den Beschäfti­gungs­be­darf in­ner­halb der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on des Ar­beit­ge­bers. Der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung be­steht so lan­ge, wie der Ar­beit­ge­ber die von

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dem be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mer aus­geübten Tätig­kei­ten in­ner­halb sei­ner be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on er­le­digt. Dies ist auch dann der Fall, wenn er die Ar­bei­ten mit Hil­fe von Leih­ar­beit­neh­mern ver­rich­tet.

Die­se am Wort­laut des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ori­en­tier­te Aus­le­gung ent­spricht auch Sinn und Zweck der Vor­schrift. Durch den in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ge­re­gel­ten Sach­grund wird dem be­rech­tig­ten In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers Rech­nung ge­tra­gen, mit Ar­beit­neh­mern nur ei­ne zeit­lich be­grenz­te ver­trag­li­che Bin­dung ein­ge­hen zu müssen, wenn ab­seh­bar ist, dass die ih­nen zu­ge­wie­se­nen Ar­beits­auf­ga­ben im Be­trieb nur vorüber­ge­hend an­fal­len und die Ar­beit­neh­mer des­halb vor­aus­sicht­lich nach Weg­fall der Ar­beits­auf­ga­ben in dem Be­trieb nicht mehr beschäftigt wer­den können. Ein der­ar­ti­ges be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers be­steht je­doch nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber be­ab­sich­tigt, ei­ne im Be­trieb auf Dau­er an­fal­len­de Ar­beits­auf­ga­be zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt von Leih­ar­beit­neh­mern er­le­di­gen zu las­sen. In die­sem Fall entfällt die Beschäfti­gungsmöglich­keit im Be­trieb ge­ra­de nicht, sie be­steht viel­mehr fort.


Die­se Aus­le­gung steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht im Wi­der­spruch zu der Re­ge­lung in § 14 Abs. 2 Tz­B­fG, die es dem Ar­beit­ge­ber ermöglicht, mit ei­nem bis­her als Leih­ar­beit­neh­mer in dem Be­trieb ein­ge­setz­ten Mit­ar­bei­ter ei­nen sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag ab­zu­sch­ließen (vgl. zur Vorgänger­re­ge­lung in § 1 BeschFG: BAG 8. De­zem­ber 1988 - 2 AZR 308/88 - BA­GE 60, 282 = AP BeschFG 1985 § 1 Nr. 6 = EzA BeschFG 1985 § 1 Nr. 6, zu 3 b der Gründe) oder ei­nen Mit­ar­bei­ter nach Ab­lauf der Lauf­zeit ei­nes sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags im We­ge der Ar­beit­neh­merüber­las­sung wei­ter­hin in dem Be­trieb zu beschäfti­gen (BAG 18. Ok­to­ber 2006 - 7 AZR 145/06 - zur Veröffent­li­chung vor­ge­se­hen, zu 1 b der Gründe). Die Vor­schrif­ten in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG und in § 14 Abs. 2 Tz­B­fG be­tref­fen un­ter­schied­li­che, von­ein­an­der un­abhängi­ge Re­ge­lungs­ge­genstände und knüpfen an un­ter­schied­li­che Tat­bestände an. Die sach­grund­lo­se Be­fris­tung nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG ist ar­beit­ge­ber­be­zo­gen, nicht be­triebs­be­zo­gen. Das zeigt das An­schluss­ver­bot in § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG, wo­nach die sach­grund­lo­se Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags nicht zulässig ist, wenn mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber be­reits zu­vor ein un­be­fris­te­tes oder be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­stan­den hat. Ar­beit­ge­ber iSd. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG ist der Ver­trags­ar­beit­ge­ber, dh. die natürli­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, mit der der Ar­beit­neh­mer den Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­sen hat. Ein vor­he­ri­ges be­fris­te­tes oder un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis iSv. § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG hat da­her nur dann mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber be­stan­den, wenn Ver­trags­part­ner des Ar-


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beit­neh­mers bei bei­den Verträgen die­sel­be natürli­che oder ju­ris­ti­sche Per­son ist (BAG 10. No­vem­ber 2004 - 7 AZR 101/04 - BA­GE 112, 317 = AP Tz­B­fG § 14 Nr. 14 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 15, zu II 1 a und b der Gründe). Im Ge­gen­satz zu § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG ist das Ge­setz zur Sach­grund­be­fris­tung in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG be­triebs­be­zo­gen aus­ge­stal­tet. Für die Fra­ge, ob der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung nur vorüber­ge­hend be­steht, kommt es da­her auf die Beschäfti­gungsmöglich­keit in dem Be­trieb an und nicht dar­auf, ob die im Rah­men der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on dau­er­haft zu ver­rich­ten­de Tätig­keit von Ar­beit­neh­mern er­le­digt wird, die in ei­nem durch Ar­beits­ver­trag be­gründe­ten Ar­beits­verhält­nis mit dem Be­triebs­in­ha­ber ste­hen, oder von Leih­ar­beit­neh­mern. Auch ein Ar­beit­ge­ber­wech­sel zwi­schen zwei Ar­beits­verhält­nis­sen oder während ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses ist für das Be­ste­hen des Sach­grunds oh­ne Be­deu­tung.

(2) Hier­nach ist die in dem Ver­trag vom 27. Ju­li 2004 ver­ein­bar­te Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt, da der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung des Klägers nicht nur vorüber­ge­hend be­stand. Im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses war nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass bei Ab­lauf der Ver­trags­lauf­zeit das Bedürf­nis für die Beschäfti­gung des Klägers in der Flug­zeug­ab­fer­ti­gung ent­fal­len würde. Viel­mehr war zu pro­gnos­ti­zie­ren, dass der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung des Klägers auch über den 30. Sep­tem­ber 2004 hin­aus dau­er­haft fort­be­stand. Denn die Be­klag­te woll­te die nach wie vor in­ner­halb ih­rer be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on an­fal­len­den Ar­bei­ten in der Flug­zeug­ab­fer­ti­gung le­dig­lich nicht mehr „ei­ge­nem“, von ihr selbst ein­ge­stell­tem Per­so­nal über­tra­gen, son­dern von der C über­las­se­nen Ar­beit­neh­mern, ua. dem Kläger, der nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts auf Ver­an­las­sung der Be­klag­ten zum 1. Ok­to­ber 2004 von der C ein­ge­stellt wor­den war mit dem Ziel, ihn der Be­klag­ten zur Ar­beits­leis­tung zu über­las­sen.

bb) Die Be­fris­tung zum 30. Sep­tem­ber 2004 ist auch nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt.

(1) Nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 Tz­B­fG be­steht ein sach­li­cher Grund für die Be­fris­tung, wenn in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen­de Gründe die Be­fris­tung recht-fer­ti­gen. Die­ser Sach­grund ist ua. dann ge­ge­ben, wenn ein Ar­beit­neh­mer aus so­zia­len Gründen vorüber­ge­hend beschäftigt wird, zB um die Zeit bis zum Be­ginn ei­ner be­reits fest­ste­hen­den an­de­ren Beschäfti­gung über­brücken zu können (vgl. BT-Drucks.

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14/4374 S. 19). Vor­aus­set­zung für die Be­fris­tung aus so­zia­len Gründen ist, dass ge­ra­de die Berück­sich­ti­gung der so­zia­len Be­lan­ge des Ar­beit­neh­mers und nicht be­trieb­li­che In­ter­es­sen für den Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags maßge­bend sind. Die Berück­sich­ti­gung der so­zia­len Be­lan­ge des Ar­beit­neh­mers und nicht die In­ter­es­sen des Be­triebs müssen für den Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags aus­schlag­ge­bend ge­we­sen sein. Die Tat­sa­che, dass der Ar­beit­neh­mer während der Ver­trags­lauf­zeit mit sinn­vol­len Ar­beits­auf­ga­ben beschäftigt wird, hin­dert zwar die An­nah­me nicht, dass oh­ne den so­zia­len Über­brückungs­zweck ein Ver­trags­schluss un­ter­blie­ben wäre (BAG 7. Ju­li 1999 - 7 AZR 232/98 - AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 211 = EzA BGB § 620 Nr. 165, zu II 1 a der Gründe mwN; 23. Ja­nu­ar 2002 - 7 AZR 552/00 - EzA BGB § 620 Nr. 186, zu I 3 a der Gründe). Da das für den Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags maßgeb­li­che In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers je­doch re­gelmäßig da­hin geht, sich die Ar­beits­leis­tung des Ar­beit­neh­mers für sei­ne un­ter­neh­me­ri­schen Zwe­cke nutz­bar zu ma­chen, han­delt es sich bei dem als „So­zi­al­maßnah­me“ ge­dach­ten Ar­beits­ver­trag um ei­nen Aus­nah­me­fall, des­sen Vor­lie­gen der Ar­beit­ge­ber an­hand nach­prüfba­rer Tat­sa­chen dar­le­gen und im Be­strei­tens­fall be­wei­sen muss (vgl. et­wa BAG 3. Ok­to­ber 1984 - 7 AZR 132/83 - BA­GE 47, 44 = AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 88, zu II 2 der Gründe; 12. De­zem­ber 1985 - 2 AZR 9/85 - AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 96 = EzA BGB § 620 Nr. 77, zu II 4 a der Gründe; 7. Ju­li 1999 - 7 AZR 232/98 - aaO; 23. Ja­nu­ar 2002 - 7 AZR 552/00 - aaO, zu I 3 a und b der Gründe).

(2) Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind nicht erfüllt. Nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts war nicht die Ver­mei­dung der Ar­beits­lo­sig­keit des Klägers bis zur ge­plan­ten Auf­nah­me der Geschäfte durch die C für den Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags vom 27. Ju­li 2004 aus­schlag­ge­bend. Viel­mehr war die Be­klag­te aus be­trieb­li­chen Gründen auf die Beschäfti­gung des Klägers an­ge­wie­sen. Ge­gen die­se Würdi­gung des Lan­des­ar­beits­ge­richts wen­det sich die Re­vi­si­on nicht.

cc) Die für die Zu­kunft ge­plan­te Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes mit ei­nem Leih­ar­beit­neh­mer ist kein sons­ti­ger, in dem Ka­ta­log des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG nicht erwähn­ter Sach­grund, der die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit ei­nem Ar­beit­neh­mer bis zur Auf­nah­me der Tätig­keit durch den Leih­ar­beit­neh­mer nach § 14 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG recht­fer­ti­gen könn­te.

(1) Die Aufzählung von Sach­gründen in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG ist nicht ab­sch­ließend, wie sich aus dem Wort „ins­be­son­de­re“ er­gibt. Da­durch sol­len we-


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der an­de­re von der Recht­spre­chung bis­her an­er­kann­te noch wei­te­re Sach­gründe für die Be­fris­tung aus­ge­schlos­sen wer­den (BT-Drucks. 14/4374 S. 18). Al­ler­dings können sons­ti­ge, in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG nicht ge­nann­te Sach­gründe die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags nur recht­fer­ti­gen, wenn sie den Wer­tungs­maßstäben des § 14 Abs. 1 Tz­B­fG ent­spre­chen und den in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG ge­nann­ten Sach­gründen von ih­rem Ge­wicht her gleich­wer­tig sind (BAG 16. März 2005 - 7 AZR 289/04 - BA­GE 114, 146 = AP Tz­B­fG § 14 Nr. 16 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 17, zu II 2 b aa der Gründe mwN).

(2) Ein sons­ti­ger Sach­grund für die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags liegt vor, wenn der Ar­beit­ge­ber ei­nen Ar­beit­neh­mer vorüber­ge­hend be­fris­tet bis zur endgülti­gen, dau­er­haf­ten Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­neh­mer ein­stellt, so­fern der Ar­beit­ge­ber bei Ver­trags­schluss mit dem be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mer be­reits mit dem an­de­ren, als Dau­er­be­set­zung vor­ge­se­he­nen Ar­beit­neh­mer ver­trag­lich ge­bun­den ist (BAG 6. No­vem­ber 1996 - 7 AZR 909/95 - AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 188 = EzA BGB § 620 Nr. 146, zu 5 a und b der Gründe; 13. Ok­to­ber 2004 - 7 AZR 218/04 - BA­GE 112, 187 = EzA Tz­B­fG § 17 Nr. 6, zu III 2 b aa der Gründe). Dann be­steht - eben­so wie bei dem in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG ge­nann­ten Sach­grund der Ver­tre­tung - von vorn­her­ein nur ein zeit­lich be­grenz­tes Bedürf­nis an der Beschäfti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers, weil der Ar­beit­ge­ber be­reits ein Ar­beits­verhält­nis mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­neh­mer be­gründet hat und er die­sen zu dem ver­ein­bar­ten Ver­trags­be­ginn beschäfti­gen muss. So verhält es sich je­doch nicht bei der für die Zu­kunft ge­plan­ten Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes mit ei­nem von ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber zur Ar­beits­leis­tung über­las­se­nen Ar­beit­neh­mer. In die­sem Fall be­steht kei­ne ver­trag­li­che Bin­dung des Ar­beit­ge­bers mit dem künf­ti­gen Stel­len­in­ha­ber und des­halb auch kei­ne Ver­pflich­tung zur späte­ren Beschäfti­gung die­ses Mit­ar­bei­ters. Al­lein das In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers, aus Gründen der Fle­xi­bi­li­sie­rung oder aus Kos­ten­gründen künf­tig Leih­ar­beit­neh­mer zu beschäfti­gen, be­gründet un­ter Berück­sich­ti­gung der in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG zum Aus­druck kom­men­den Wer­tungs­maßstäbe kein an­er­ken­nens­wer­tes In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers, den Ar­beits­platz in der Zwi­schen­zeit mit ei­nem be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer be­set­zen zu können.
 


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III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 91 ZPO.

Dörner 

Gräfl 

Koch

G. Güner 

M. Zwis­ler

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