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VG Köln, Be­schluss vom 02.06.2010, 33 L 760/10.PVB

   
Schlagworte: Personalrat: Schulung
   
Gericht: Verwaltungsgericht Köln
Aktenzeichen: 33 L 760/10.PVB
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 02.06.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ver­wal­tungs­ge­richt Köln, 33 L 760/10.PVB

 

Te­nor:

Es wird im We­ge der einst­wei­li­gen Verfügung fest­ge­stellt, dass der Be­tei­lig­te ver­pflich­tet ist, die vom An­trag­stel­ler be­nann­ten Mit­glie­der N. und E. bis zur rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung in ei­nem Haupt­sa­che­ver­fah­ren un­ter vorläufi­ger Über­nah­me der not­wen­di­gen Kos­ten für die Teil­nah­me an dem von der Ge­werk­schaft der Po­li­zei, Be­zirk Bun­des­po­li­zei in Ko­ope­ra­ti­on mit der "TOP Aka­de­mie" ver­an­stal­te­ten Se­mi­nar "Mit­be­stim­mungs­rech­te des Per­so­nal­rats" vom 07. bis 11. Ju­ni 2010 in Ro­ten­burg vorläufig frei­zu­stel­len.

Gründe Der An­trag, 

dem Be­tei­lig­ten im We­ge der einst­wei­li­gen Verfügung auf­zu­ge­ben, die GPR - Mit­glie­der N. und E. für die Zeit vom 07. bis 11. Ju­ni 2010 für die Teil­nah­me an der Se­mi­nar­ver­an­stal­tung "Mit­be­stim­mungs­rech­te des Per­so­nal­rats" der Ge­werk­schaft der Po­li­zei, Be­zirk Bun­des­po­li­zei in Ko­ope­ra­ti­on mit der "TOP Aka­de­mie" frei­zu­stel­len und die ent­spre­chen­de Kos­ten­zu­sa­ge für die Schu­lungs-, Un­ter­kunfts- und Rei­se­kos­ten zu
er­tei­len,

über den die Fach­kam­mer we­gen der Eil­bedürf­tig­keit der Sa­che oh­ne (münd­li­che) Anhörung der Be­tei­lig­ten und oh­ne Mit­wir­kung der eh­ren­amt­li­chen Rich­ter ent­schei­den konn­te, hat Er­folg.

Der Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung im per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren nach § 83 Abs. 2 BPers­VG i.V.m. § 85 Abs. 2 ArbGG setzt gemäß den ent­spre­chend an­zu­wen­den­den Vor­schrif­ten der §§ 935, 940, 936, 920 Abs. 2 ZPO vor­aus, dass der An­trag­stel­ler ei­nen zu si­chern­den Verfügungs­an­spruch und ei­nen Verfügungs­grund glaub­haft ge­macht hat. In An­be­tracht des Si­che­rungs­cha­rak­ters des Verfügungs­ver­fah­rens darf durch ei­ne einst­wei­li­ge Verfügung grundsätz­lich die Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che nicht vor­weg­ge­nom­men und nicht mehr zu­ge­spro­chen wer­den, als im Haupt­sa­che­ver­fah­ren möglich ist. Zur Gewähr­leis­tung ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes kann aber ei­ne die Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che ganz oder teil­wei­se vor­weg­neh­men­de einst­wei­li­ge Verfügung aus­nahms­wei­se dann er­ge­hen, wenn dem An­trag­stel­ler bei ei­ner Ver­wei­sung auf das Haupt­sa­che­ver­fah­ren un­zu­mut­ba­re Nach­tei­le dro­hen und wenn er nach dem glaub­haft ge­mach­ten Sach­ver­halt im Haupt­sa­che­ver­fah­ren mit über­wie­gen­der Wahr­schein­lich­keit ob­sie­gen wird.

Das ist hier der Fall. Der Verfügungs­an­spruch er­gibt sich dar­aus, dass nach dem der­zei­ti­gen Er­kennt­nis­stand der Fach­kam­mer die Vor­aus­set­zun­gen für den gel­tend

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ge­mach­ten Schu­lungs­an­spruch gem. § 46 Abs. 6 BPers­VG ge­ge­ben sind, so dass der Be­tei­lig­te dem Ent­sen­de­be­schluss des An­trag­stel­lers vom 18. März 2010 zu ent­spre­chen hat.

Für die vom An­trag­stel­ler be­nann­ten Mit­glie­der N. und E. be­steht das er­for­der­li­che ob­jek­ti­ve und sub­jek­ti­ve Schu­lungs­bedürf­nis: Die von der Ge­werk­schaft der Po­li­zei, Be­zirk Bun­des­po­li­zei in Ko­ope­ra­ti­on mit der "TOP Aka­de­mie" durch­geführ­te Schu­lung be­han­delt - wie dem vor­ge­leg­ten Ta­gungs­pro­gramm zu ent­neh­men ist - in ausführ­li­cher Wei­se das The­ma der per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Mit­be­stim­mung, u.a. zu so­zia­len An­ge­le­gen­hei­ten, zu Fra­gen der Ar­beits­zeit, zu tech­ni­schen Über­wa­chungs­ein­rich­tun­gen, zur Ar­beits­si­cher­heit, zu Aus­wahl­richt­li­ni­en und Fort­bil­dun­gen. Da­mit han­delt es sich um The­men, die ob­jek­tiv ge­eig­net sind, den Ta­gungs­teil­neh­mern die er­for­der­li­chen Kennt­nis­se für ei­ne ord­nungs­gemäße und sach­ge­rech­te Ausübung ih­rer Per­so­nal­ratstätig­keit zu ver­mit­teln. Die förm­li­che Be­tei­li­gung ist das Kernstück der Per­so­nal­ratstätig­keit; das vor­ge­nann­te Se­mi­nar zu die­sem The­ma be­han­delt wich­ti­ge, die per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­che Pra­xis in den Dienst­stel­len ty­pi­scher­wei­se prägen­den Mit­be­stim­mungs- und Mit­wir­kungs­tat­bestände so­wie Hand­lungsmöglich­kei­ten der Per­so­nal­ver­tre­tung;

vgl. zu die­sem Ge­sichts­punkt: BVerwG, Be­schluss vom 09. Ju­li 2007 - 6 P 9.06 -, PersR 2007, 434 = ZfPR 2008, 35.

Ei­nem sub­jek­ti­ven Schu­lungs­bedürf­nis der vom An­trag­stel­ler be­nann­ten Mit­glie­der N. und E. steht nicht ent­ge­gen, dass sie schon im Jah­re 2005 während der ers­ten Wahl­pe­ri­ode als Mit­glie­der des An­trag­stel­lers an ei­ner "Grund­schu­lung" teil­ge­nom­men ha­ben. Nach dem vom An­trag­stel­ler nun­mehr vor­ge­leg­ten Se­mi­nar­pro­gramm der sei­ner­zei­ti­gen "Grund­schu­lung" ("Einführung in die Auf­ga­ben und Rech­te der Mit­glie­der von Per­so­nalräten") wur­den die Mit­be­stim­mungs- und Mit­wir­kungs­rech­te der Per­so­nal­ver­tre­tung so­wie das Ver­fah­ren und Initia­tiv­rech­te le­dig­lich an ei­nem Tag (Diens­tag) und dort auch nur teil­wei­se während der Dau­er ei­ner fünftägi­gen Ver­an­stal­tung be­han­delt. Für ei­ne ord­nungs­gemäße Per­so­nal­rats­ar­beit ist dies un­zu­rei­chend;

vgl. zum Verhält­nis 1 1/2 Ta­ge zu Fra­gen der Mit­be­stim­mung und 3 1/2 Ta­ge zu sons­ti­gen The­men bei ei­ner Grund­schu­lung: BVerwG, a.a.O..

Die bei dem vor­lie­gend strei­ti­gen Se­mi­nar an­ge­bo­te­nen The­men und In­hal­te zu Fra­gen der per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Mit­be­stim­mung stel­len letzt­lich ei­ne Ver­mitt­lung von Grund­kennt­nis­sen dar, die bis­lang in der ers­ten Grund­schu­lung nur im Über­blick und da­mit nicht aus­rei­chend präsen­tiert wa­ren; ei­ne Pha­se der Ver­tie­fung wird noch nicht er­reicht;

vgl. BVerwG, a.a.O.. 

Zwar verfügen die vom An­trag­stel­ler be­nann­ten Mit­glie­der N. und E. , die nun­mehr in der zwei­ten Wahl­pe­ri­ode Mit­glie­der des An­trag­stel­lers sind, zwi­schen­zeit­lich über Er­fah­run­gen und Kennt­nis­se auf­grund der Viel­zahl der in der Per­so­nal­ver­tre­tung vom Vor­stand vor­be­rei­te­ten und so­dann im Ple­num be­han­del­ten Mit­be­stim­mungs- und Mit­wir­kungs­an­ge­le­gen­hei­ten und auch zu den zwi­schen­zeit­lich ein­ge­tre­te­nen Ände­run­gen der Recht­spre­chung; dies schließt es aber nicht aus, bis­lang in die­ser Form nicht vor­han­de­ne und ver­mit­tel­te so­wie ver­tief­te sys­te­ma­ti­sche Kennt­nis­se ge­ra­de zu ei­nem Kernstück der Per­so­nal­ratstätig­keit zu er­wer­ben, um die­se dann für ei­ne sach­ge­rech­te Ar­beit in der Per­so­nal­ver­tre­tung ein­zu­brin­gen.

Im Hin­blick dar­auf, dass er­heb­li­che Gründe für ein Ob­sie­gen des An­trag­stel­lers in ei­nem

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Haupt­sa­che­ver­fah­ren spre­chen, ist der Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung auch ge­bo­ten, weil dem An­trag­stel­ler bei ei­ner Ver­wei­sung auf das Haupt­sa­che­ver­fah­ren oh­ne teil­wei­se Vor­weg­nah­me der Haupt­sa­che nach Auf­fas­sung der Fach­kam­mer un­zu­mut­ba­re Nach­tei­le ent­ste­hen, zu­mal ei­ne kostengüns­ti­ge­re zeit­na­he an­der­wei­ti­ge Schu­lungsmöglich­keit nicht er­sicht­lich ist.

Ei­ne Kos­ten­ent­schei­dung entfällt im per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren.

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