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LAG Hamm, Ur­teil vom 10.03.2011, 16 Sa 1677/10

   
Schlagworte: Urlaub, BAT, TVöD
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 16 Sa 1677/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 10.03.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Rheine, Teilurteil vom 18.8.2010 - 4 Ca 389/10
Nachgehend Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 15.01.2013, 9 AZR 430/11
   

Te­nor:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Teil-Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Rhei­ne vom 18.08.2010 – 4 Ca 389/10 – wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.
Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.´

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über Ur­laubs­ansprüche an ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen.

Der Kläger ist bei der Be­klag­ten seit dem 12.06.1995 als Ar­bei­ter in der Ab­tei­lung Bo­den­ver­kehrs­dienst beschäftigt. Sein durch­schnitt­li­ches Brut­to­mo­nats­ent­gelt beläuft sich auf 3.080,27 €. Die Be­klag­te wen­det den Ta­rif­ver­trag des öffent­li­chen Diens­tes in der für die Mit­glie­der der VKA gel­ten­den Fas­sung (TVöD) an. Bei­de Par­tei­en sind ta­rif­ge­bun­den.

Die Be­klag­te be­treibt den Re­gio­nal­flug­ha­fen in G1. Sie beschäftigt et­wa 200 Ar­beit­neh­mer. Ein Be­triebs­rat ist ge­bil­det.

Der Kläger wird von der Be­klag­ten nach Maßga­be ei­nes Schicht­plans im Schicht­dienst ein­ge­setzt, wo­nach er an al­len Ta­gen in der Wo­che zur Ar­beit ein­ge­teilt ist. Die Dienst­plan­ge­stal­tung füllt 28 Ta­ge aus und folgt dem fol­gen­den Ras­ter:

- 7 Ta­ge Nacht­schicht von Mon­tag bis Sonn­tag, 3 Ta­ge frei

- 7 Ta­ge Spätschicht von Don­ners­tag bis Mitt­woch, 2 Ta­ge frei

- 7 Ta­ge Frühschicht von Sams­tag bis Frei­tag, 2 Ta­ge frei

An Fei­er­ta­gen wird die Per­so­nalstärke nicht verändert. So­fern der Kläger an ei­nem Fei­er­tag dienst­planmäßig ein­ge­teilt ist und für die­sen Tag Ur­laub nimmt, rech­net die Be­klag­te ihn als Ur­laubs­tag ab.

In § 26 TVöD-AT heißt es:

"§ 26 Er­ho­lungs­ur­laub

(1) Beschäftig­te ha­ben in je­dem Ka­len­der­jahr An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub un­ter Fort­zah­lung des Ent­gelts (§ 21). Bei Ver­tei­lung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit a fünf Ta­ge in der Ka­len­der­wo­che beträgt der Ur­laubs­an­spruch in je­dem Ka­len­der­jahr

bis zum voll­ende­ten 30. Le­bens­jahr 26 Ar­beits­ta­ge

bis zum voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr 29 Ar­beits­ta­ge

nach dem voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr 30 Ar­beits­ta­ge.

Maßge­bend für die Be­rech­nung der Ur­laubs­dau­er ist das Le­bens­jahr, das im Lau­fe des Ka­len­der­jah­res voll­endet wird. Bei ei­ner an­de­ren Ver­tei­lung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit als auf fünf Ta­ge in der Wo­che erhöht oder ver­min­dert sich der Ur­laubs­an­spruch ent­spre­chend. ..."

In Abs. 2 ist ge­re­gelt, dass im Übri­gen das Bun­des­ur­laubs­ge­setz mit den un­ter a) bis d) fest­ge­leg­ten Maßga­ben gilt. § 27 sieht Zu­satz­ur­laub für Beschäftig­te in ständi­ger Wech­sel­schicht bzw. ständi­ger Schicht­ar­beit vor.

Vor Einführung des TVöD galt u.a. die fol­gen­den Re­ge­lung:

"§ 48 Abs. 4 Satz 1 Bun­des­an­ge­stell­ten Ta­rif­ver­trag (BAT):

Ar­beits­ta­ge sind al­le Ka­len­der­ta­ge, an de­nen der An­ge­stell­te dienst­planmäßig 20 oder be­triebsüblich zu ar­bei­ten hat oder zu ar­bei­ten hätte mit Aus­nah­me der auf Ar­beits­ta­ge fal­len­den ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ge, für die kein Frei­zeit­aus­gleich gewährt wird."

Die Par­tei­en strei­ten außer­dem über die Ar­beits­zeit des Klägers bei dienst­planmäßig frei­en Wo­chen­fei­er­ta­gen. Hier­zu be­stimmt § 6 Abs. 3 Satz 3 TVöD:

"Die re­gelmäßige Ar­beits­zeit ver­min­dert sich für je­den ge­setz­li­chen Fei­er­tag, so­wie für den 24.12. und 31.12., so­fern sie auf ei­nen Werk­tag fal­len, um die dienst­planmäßig aus­ge­fal­le­nen St­un­den."

Nach ei­ner hier­zu er­gan­ge­nen Pro­to­kollerklärung be­trifft die Ver­min­de­rung der re­gelmäßigen Ar­beits­zeit die Beschäftig­ten, die we­gen des Dienst­pla­nes an Fei­er­ta­gen frei ha­ben und des­halb oh­ne die­se Re­ge­lung nach­ar­bei­ten müss­ten.

Die Be­klag­te hat ei­ne dienst­planmäßige Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit für dienst­planmäßig freie Wo­chen­fei­er­ta­ge nicht vor­ge­nom­men, da sie die ta­rif­li­che Be­stim­mung für die vor­lie­gen­de Fall­ge­stal­tung nicht für ein­schlägig hält.

Mit sei­ner am 19.01.2010 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge ver­folgt der Kläger so­wohl die Fest­stel­lung, dass sich die wöchent­li­che Ar­beits­zeit um 8,25 St­un­den re­du­ziert, wenn er an Wo­chen­fei­er­ta­gen bzw. am 24. oder 31.12. dienst­planmäßig nicht zur Ar­beit ein­ge­teilt ist als auch die Fest­stel­lung, dass sol­che Ta­ge in­ner­halb ei­nes Er­ho­lungs­ur­laubs, die ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge sind, auch dann nicht als Ar­beits­ta­ge gel­ten, wenn er an die­sen Ta­gen hätte ar­bei­ten müssen.

Im Hin­blick auf das beim Bun­des­ar­beits­ge­richt un­ter dem Ak­ten­zei­chen 5 AZR 667/09 anhängi­ge Ver­fah­ren, in dem es um die Sol­l­ar­beits­zeit der Ar­beit­neh­mer geht, die an ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen dienst­planmäßig frei ha­ben, ha­ben die Par­tei­en das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren zu dem ent­spre­chen­den Fest­stel­lungs­an­trag des Klägers ru­hend ge­stellt.

Hin­sicht­lich der Ab­rech­nung als Ur­laubs­ta­ge für sol­che ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ge, an de­nen der Kläger dienst­planmäßig hätte ar­bei­ten müssen, be­ruft er sich im We­sent­li­chen dar­auf, dass die Re­ge­lung des § 3 Abs. 2 BUrlG auch auf Ar­beits­ta­ge im Sin­ne der Ta­rif­vor­schrift ent­spre­chend an­zu­wen­den sei und im Übri­gen die Rechts­la­ge nach § 48 Abs. 4 Satz 1 BAT auch für den TVöD gel­ten müsse. Ei­ne an­de­re Les­art stel­le ei­ne Ver­let­zung des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes dar.

Der Kläger hat be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass sol­che Ta­ge in­ner­halb ei­nes durch den Kläger in An­spruch 29 ge­nom­me­nen Er­ho­lungs­ur­laubs, die ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge sind, nicht als Ar­beits­ta­ge im Sin­ne der Be­mes­sung der Ur­laubs­dau­er gel­ten, auch wenn der Kläger an die­sen Ta­gen oh­ne Ur­laub­si­nan­spruch­nah­me hätte ar­bei­ten müssen.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat sich auf den aus ih­rer Sicht ein­deu­ti­gen Wort­laut des § 26 Abs. 1 Satz 2 TVöD 32 be­zo­gen und die An­sicht ver­tre­ten, dass an­ge­sichts des geänder­ten Wort­lauts ei­ne Aus­nah­me­re­ge­lung, wie sie in § 48 Abs. 4 Satz 1 BAT für auf Ar­beits­ta­ge fal­len­de ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge vor­ge­se­hen ge­we­sen sei, nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den könne, dass die frühe­re Re­ge­lung auch für den TVöD fort­gel­te.

Durch Teil-Ur­teil vom 18.08.2010 hat das Ar­beits­ge­richt den Fest­stel­lungs­an­trag des Klägers ab­ge­wie­sen. Es hat die Fest­stel­lungs­kla­ge zwar für zulässig, aber nicht für be­gründet ge­hal­ten. Ar­beits­ta­ge sei­en al­le Ka­len­der­ta­ge, an de­nen der Beschäftig­te dienst­planmäßig oder be­triebsüblich zu ar­bei­ten ha­be oder zu ar­bei­ten hätte. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hätten ei­ne dem BAT ent­spre­chen­de Re­ge­lung nicht in den TVöD über­nom­men. Et­was an­de­res er­ge­be sich auch nicht aus § 26 Abs. 2 TVöD i.V.m. § 3 Abs. 2 BUrlG, wo­nach Werk­ta­ge al­le Ka­len­der­ta­ge sei­en, die nicht Sonn-oder ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge sind. Die­se Norm fin­de auf die De­fi­ni­ti­on des Be­griffs "Ar­beits­tag" auch kei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung. Es ver­s­toße nicht ge­gen den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz, wenn der Kläger an­ders be­han­delt wer­de als Ar­beit­neh­mer, de­ren Ar­beits­zeit re­gelmäßig von Mon­tag bis Frei­tag ver­teilt sei. Er be­fin­de sich in der glei­chen Si­tua­ti­on wie Ar­beit­neh­mer, die ih­re Ar­beits­leis­tung re­gelmäßig Mon­tag bis Frei­tag er­brin­gen, so­weit ein Fei­er­tag auf ei­nen für die­se dienst­frei­en Sams­tag oder Sonn­tag fie­le.

Ge­gen die­ses ihm am 26.08.2010 zu­ge­stell­te Ur­teil, auf das we­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­ches Sach- und Streit­stands Be­zug ge­nom­men wird, hat der Kläger am 24.09.2010 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 26.11.2010 mit ei­nem am 25.11.2010 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

In Wie­der­ho­lung sei­ner Auf­fas­sung greift er das Ur­teil im We­sent­li­chen mit Rechts­an­sich­ten an. Ins­be­son­de­re hält er den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz für ver­letzt, weil er im Ge­gen­satz zu den­je­ni­gen Beschäftig­ten, die ih­re Ar­beit re­gelmäßig von Mon­tag bis Frei­tag ver­rich­te­ten, nicht in den Ge­nuss der Fei­er­tags­vergütung käme, wenn er in Ar­beits­wo­chen mit ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen zur Ar­beit ein­ge­teilt sei. Auch wenn ein­seh­bar sei, dass sich die Rechts­stel­lung der in ei­nem Schicht­sys­tem Beschäftig­ten von der der Beschäftig­ten in ei­ner re­gulären Fünf-Ta­ge-Wo­che un­ter­schei­de, so dürfe die ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lung nicht da­zu führen, dass ei­ner Ver­gleichs­grup­pe Rechts­ansprüche ab­so­lut ver­wehrt würden, die der an­de­ren Ver­gleichs­grup­pe zuständen. Da­durch, dass er an sie­ben Ta­gen der Wo­che ar­bei­te, ha­be er von vorn­her­ein über­haupt kei­ne Chan­ce, in den Ar­beits­wo­chen von Fei­er­ta­gen zu pro­fi­tie­ren.

Der Kläger be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Rhei­ne vom 18.08.2010 – 4 Ca 389/10 – auf­zu­he­ben und fest­zu­stel­len, dass sol­che Ta­ge in­ner­halb ei­nes durch den Kläger in An­spruch ge­nom­me­nen Er­ho­lungs­ur­laubs, die ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge sind, nicht als Ar­beits­ta­ge im Sin­ne der Be­mes­sung der Ur­laubs­dau­er gel­ten, auch wenn der Kläge an die­sen Ta­ge oh­ne Ur­laub­si­nan­spruch­nah­me hätte ar­bei­ten müssen.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil.

Zum wei­te­ren Sach­vor­trag der Par­tei­en im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wird auf die zwi­schen ih­nen ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Be­ru­fung des Klägers hat in der Sa­che kei­nen Er­folg.

I

Mit Recht hat das Ar­beits­ge­richt frei­lich die Zulässig­keit der Fest­stel­lungs­kla­ge nach § 45 256 Abs. 1 ZPO be­jaht.

Ei­ne all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge muss sich nicht not­wen­dig auf das ge­sam­te Rechts­verhält­nis er­stre­cken. Sie kann sich auf ein­zel­ne Be­zie­hun­gen oder Fol­gen aus ei­nem Rechts­verhält­nis, auf be­stimm­te Ansprüche oder Ver­pflich­tun­gen oder auf den Um­fang ei­ner Leis­tungs­pflicht be­schränken (st. Rspr. vgl. BAG vom 13.10.2009, 9 AZR 139/08, NZA-RR 2010, 623; vom 21.04.2010, 4 AZR 755/08, ju­ris jew. m.w.N.).

Die Par­tei­en strei­ten vor­lie­gend über die Be­rech­ti­gung der Be­klag­ten, Fei­er­ta­ge, an de­nen der Kläger dienst­planmäßig ein­ge­setzt wor­den wäre, als Ur­laubs­ta­ge zu be­wer­ten und ab­zu­rech­nen. Ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Klägers an der be­gehr­ten Fest­stel­lung liegt da­mit vor. Ein Fest­stel­lungs­ur­teil ist darüber hin­aus ge­eig­net, hin­sicht­lich die­ser Fra­ge den Streit der Par­tei­en ab­sch­ließend bei­zu­le­gen. Auf die zu­tref­fen­den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts wird in­so­weit ver­wie­sen.

II

Die Kla­ge ist je­doch un­be­gründet. Die Be­klag­te ist nicht ge­hin­dert, ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge, an de­nen der Kläger dienst­planmäßig hätte ar­bei­ten müssen, die aber in ei­nem Zeit­raum lie­gen, für den dem Kläger Ur­laub gewährt wor­den ist, als Ur­laub zu wer­ten und dem­ent­spre­chend ab­zu­rech­nen.

1) Der Ur­laubs­an­spruch des Klägers rich­tet sich nach § 26 TVöD-AT. Das Ar­beits­ge­richt hat die Ta­rif­bin­dung bei­der Par­tei­en im Tat­be­stand des Ur­teils fest­ge­stellt. Im Übri­gen ge­hen hier­von bei­de Par­tei­en aus.

2) Nach § 26 Abs. 1 Satz 2 TVöD-AT beträgt der Ur­laub des am 09.10.1967 ge­bo­re­nen Klägers 30 Ar­beits­ta­ge. Ei­ne De­fi­ni­ti­on des Tat­be­stands­merk­mals "Ar­beits­ta­ge" enthält § 26 TVöD nicht. Da­mit un­ter­schei­det sich die ta­rif­li­che Re­ge­lung von der ur­laubs­recht­li­chen Be­stim­mung des § 48 Abs. 4 Un­terabs. 1 Satz 1 BAT. Nach des­sen ers­ten Halb­satz sind Ar­beits­ta­ge al­le Ka­len­der­ta­ge, an de­nen der An­ge­stell­te dienst­planmäßig oder be­triebsüblich zu ar­bei­ten hat oder zu ar­bei­ten hätte. Die­se De­fi­ni­ti­on kann für den TVöD über­nom­men wer­den. Die Erfüllung des Ur­laubs­an­spruchs ist da­durch ge­kenn­zeich­net, dass der Ar­beit­neh­mer von sei­ner Ar­beits­pflicht be­freit wird. Da­mit wer­den auch Fei­er­ta­ge er­fasst, an de­nen der´Ar­beit­neh­mer sonst hätte ar­bei­ten müssen. Sie sind ihm auf sei­nen Ur­laub als gewährt an­zu­rech­nen (so auch BAG vom 11.08.1998, 9 AZR 111/97, ju­ris; ErfK/Dörner, § 3 BUrlG Rn. 12; Spo­ner/St­ei­ner, TVöD/TV-L Ge­samt­kom­men­tar § 26 TVöD Rn. 149.1).

3) Die Kam­mer folgt dem Ar­beits­ge­richt dar­in, dass sich et­was an­de­res auch nicht aus § 26 Abs. 2 TVöD-AT i.V.m. § 3 Abs. 2 BUrlG er­gibt. Auf die zu­tref­fen­de Be­gründung des Ar­beits­ge­richts wird in­so­weit Be­zug ge­nom­men.

4) So­weit die De­fi­ni­ti­on des § 48 Abs. 4 Un­terabs. 1 BAT für die hier vor­lie­gen­de Streit­fra­ge ei­ne Re­ge­lung enthält, ist die­se nicht zu über­neh­men. Die Aus­nah­me­vor­schrift sah vor, dass die auf Ar­beits­ta­ge fal­len­den ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ge/Wo­chen­fei­er­ta­ge, für die kein Frei­zeit­aus­gleich gewährt wur­de, kei­ne­Ar­beits­ta­ge wa­ren. Dies hat­te zur Fol­ge, dass Beschäftig­ten für ei­nen sol­chen Fei­er­tag, an dem sie grundsätz­lich Ar­beit zu leis­ten hat­ten, kein Ur­laubs­tag an­ge­rech­net wur­de, wenn sie kei­nen Frei­zeit­aus­gleich er­hal­ten hat­ten. Schon al­lein der Um­stand, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­ne ent­spre­chen­de Re­ge­lung nicht in den TVöD über­nom­men ha­ben, spricht ge­gen ei­ne Wei­ter­gel­tung des Nor­min­halts.

Hierfür hat­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in­halt­li­che Gründe. Sie ha­ben in Ab­kehr von den bis­he­ri­gen Be­stim­mun­gen des BAT die Fei­er­tags­be­zah­lung neu ge­ord­net. Dies hat Aus­wir­kun­gen auf die Ur­laubs­ansprüche der Beschäftig­ten. Un­ter Berück­sich­ti­gung von § 6 Abs. 3 Satz 3 TVöD-AT er­weist sich die vom Ar­beits­ge­richt vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung des­halb auch aus sys­te­ma­ti­schen Gründen als zu­tref­fend.

Nach § 6 Abs. 3 Satz 3 TVöD-AT ver­min­dert sich die re­gelmäßige Ar­beits­zeit für je­den ge­setz­li­chen Fei­er­tag so­wie für den 24.12. und 31.12., so­fern sie auf ei­nen Werk­tag fal­len, um die dienst­planmäßig aus­ge­fal­le­nen St­un­den. Die­se Vor­schrift be­trifft ge­ra­de die Beschäftig­ten, die we­gen des Dienst­plans am Fei­er­tag frei ha­ben und des­halb oh­ne die­se Re­ge­lung nach­ar­bei­ten müss­ten. Die Be­deu­tung die­ser ta­rif­li­chen Vor­schrift ist zwi­schen den Par­tei­en zwar strei­tig. Durch Ur­teil vom 08.12.2010 (5 AZR 667/09) hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt die­se Be­stim­mung je­doch im Sin­ne der Vor­stel­lun­gen des Klägers aus­ge­legt und ent­schie­den, dass sich die Sol­l­ar­beits­zeit der Ar­beit­neh­mer, die an ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen dienst­planmäßig frei ha­ben und ih­re Ar­beits­zeit an an­de­ren Ta­gen er­brin­gen müssen, um die dienst­planmäßig aus­ge­fal­le­nen St­un­den ver­rin­gert. Da­mit ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en über § 2 Abs. 1 EFZG hin­aus ei­ne ei­genständi­ge Re­ge­lung ge­schaf­fen. Nach dem BAT war die Sol­l­ar­beits­zeit nicht we­gen ei­nes Fei­er­ta­ges zu re­du­zie­ren oder ei­ne Ar­beits­zeit­gut­schrift zu er­tei­len, wenn ein Ar­beit­neh­mer dienst­planmäßig frei hat­te. Die­se Re­ge­lung führ­te da­zu, dass Ar­beit­neh­mer, die an Fei­er­ta­gen dienst­planmäßig ar­bei­ten muss­ten, im Er­geb­nis kürzer ar­bei­te­ten als die Ar­beit­neh­mer, die nach dem Dienst­plan frei hat­ten. § 6 Abs. 3 Satz 2 TVöD ändert die­se den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en be­kann­te und mehr­fach vom Bun­des­ar­beits­ge­richt bestätig­te Rechts­la­ge (vgl. die Hin­wei­se auf sei­ne frühe­re Recht­spre­chung im Ur­teil des BAG vom 08.12.2010 – 5 AZR 667/09, Ju­ris).

Mit der Neu­re­ge­lung kom­men Ar­beit­neh­mer, die an Fei­er­ta­gen frei ha­ben, er­satz­wei­se in den Ge­nuss ei­ner dem Fei­er­tag gleich­wer­ti­gen be­zahl­ten Frei­zeit. Für ih­ren Ur­laubs­an­spruch be­deu­tet dies, dass sie für ei­nen sol­chen Tag kei­nen Ur­laub benöti­gen, da sie oh­ne­hin nicht zur Ar­beit ver­pflich­tet sind. Dies ent­spricht der Si­tua­ti­on der­je­ni­gen Beschäftig­ten, die an ei­nem Fei­er­tag oh­ne­hin von ih­rer Ver­pflich­tung zur Er­brin­gung ih­rer Ar­beits­leis­tung frei­ge­stellt sind, de­nen des­halb bei ei­nem in ei­nen Ur­laubs­zeit­raum fal­len­den Fei­er­tag kein Ur­laub an­ge­rech­net wird.

Auf­grund die­ser Neu­ge­stal­tung der ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen für die Fei­er­tags­be­zah­lung ist es fol­ge­rich­tig, dass ei­ne dem frühe­ren § 48 Abs. 4 Un­terabs. 1 BAT ent­spre­chen­de Re­ge­lung nicht auf­recht­er­hal­ten wor­den ist.

5) Da­mit schei­det auch ein Ver­s­toß ge­gen den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz aus. Ar­beit­neh­mer, die an ei­nem Fei­er­tag dienst­planmäßig oder be­triebsüblich zu ar­bei­ten ha­ben, benöti­gen ei­nen Ur­laubs­tag, wenn sie an die­sem Tag von ih­rer Ar­beits­pflicht be­freit wer­den wol­len. Sie ha­ben je­doch ei­nen an­de­ren frei­en Tag, der ih­nen auf ih­ren Ur­laubs­an­spruch nicht an­ge­rech­net wird, wenn sie an ei­nem Fei­er­tag nicht ha­ben ar­bei­ten müssen.

III

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

Die Kam­mer hat die Re­vi­si­on nach § 72 Abs. 2 ArbGG zu­ge­las­sen.

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