HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 18.01.2018, C-270/16 - Ruiz Co­ne­je­ro

   
Schlagworte: Menschen mit Behinderung, Kündigung: krankheitsbedingte Kündigung
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-270/16
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.01.2018
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Drit­te Kam­mer)

18. Ja­nu­ar 2018(*)

„Vor­la­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung - So­zi­al­po­li­tik - Richt­li­nie 2000/78/EG - Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf - Art. 2 Abs. 2 Buchst. b Ziff. i - Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­ner Be­hin­de­rung - Na­tio­na­le Rechts­vor­schrif­ten, nach de­nen ein Beschäftig­ter un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen we­gen wie­der­keh­ren­der, wenn auch ge­recht­fer­tig­ter Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz ent­las­sen wer­den kann - Fehl­zei­ten des Ar­beit­neh­mers auf­grund von Krank­hei­ten, die auf sei­ne Be­hin­de­rung zurück­zuführen sind - Un­gleich­be­hand­lung we­gen ei­ner Be­hin­de­rung - Mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung - Recht­fer­ti­gung - Bekämp­fung von Ab­sen­tis­mus am Ar­beits­platz - An­ge­mes­sen­heit - Verhält­nismäßig­keit“

In der Rechts­sa­che C-270/16

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 267 AEUV, ein­ge­reicht vom Juz­ga­do de lo So­ci­al n° 1 de Cu­en­ca (So­zi­al­ge­richt Nr. 1 von Cu­en­ca, Spa­ni­en) mit Ent­schei­dung vom 5. Mai 2016, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 13. Mai 2016, in dem Ver­fah­ren

Car­los En­ri­que Ruiz Co­ne­je­ro

ge­gen

Fer­ro­ser Ser­vici­os Au­xi­l­i­a­res SA,

Mi­nis­te­rio Fis­cal

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Drit­te Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Kam­mer­präsi­den­ten L. Bay Lar­sen so­wie der Rich­ter J. Ma­le­n­ovský, M. Saf­jan (Be­richt­er­stat­ter), D. Šváby und M. Vil­a­ras,

Ge­ne­ral­anwältin: E. Sharps­ton,

Kanz­ler: M. Fer­rei­ra, Haupt­ver­wal­tungsrätin,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens und auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 22. März 2017,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

- von Herrn Ruiz Co­ne­je­ro, ver­tre­ten durch J. Martínez Gui­jar­ro und M. de la Ro­cha Rubí, aboga­dos,

- der Fer­ro­ser Ser­vici­os Au­xi­l­i­a­res SA, ver­tre­ten durch J. A. Gall­ar­do Cu­be­ro, aboga­do,

- der spa­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch A. Ru­bio González und V. Es­ter Ca­sas als Be­vollmäch­tig­te,

- der Eu­ropäischen Kom­mis­si­on, ver­tre­ten durch D. Mar­tin und L. Lo­z­a­no Pa­la­ci­os als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge der Ge­ne­ral­anwältin in der Sit­zung vom 19. Ok­to­ber 2017

fol­gen­des

Ur­teil

1 Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf (ABl. 2000, L 303, S. 16).
2 Es er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Herrn Car­los En­ri­que Ruiz Co­ne­je­ro ei­ner­seits so­wie der Fer­ro­ser Ser­vici­os Au­xi­l­i­a­res SA und dem Mi­nis­te­rio Fis­cal (Ver­tre­ter des öffent­li­chen In­ter­es­ses, Spa­ni­en) an­de­rer­seits über die Rechtmäßig­keit sei­ner im An­schluss an ge­recht­fer­tig­te Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz er­folg­ten Ent­las­sung.

Recht­li­cher Rah­men

Uni­ons­recht

3 In den Erwägungs­gründen 11, 12, 16, 17, 20 und 21 der Richt­li­nie 2000/78 heißt es:

„(11) Dis­kri­mi­nie­run­gen we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung können die Ver­wirk­li­chung der im EG-Ver­trag fest­ge­leg­ten Zie­le un­ter­mi­nie­ren, ins­be­son­de­re die Er­rei­chung ei­nes ho­hen Beschäfti­gungs­ni­veaus und ei­nes ho­hen Maßes an so­zia­lem Schutz, die He­bung des Le­bens­stan­dards und der Le­bens­qua­lität, den wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Zu­sam­men­halt, die So­li­da­rität so­wie die Freizügig­keit.

(12) Da­her soll­te je­de un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung in den von der Richt­li­nie ab­ge­deck­ten Be­rei­chen ge­mein­schafts­weit un­ter­sagt wer­den. …

(16) Maßnah­men, die dar­auf ab­stel­len, den Bedürf­nis­sen von Men­schen mit Be­hin­de­rung am Ar­beits­platz Rech­nung zu tra­gen, spie­len ei­ne wich­ti­ge Rol­le bei der Bekämp­fung von Dis­kri­mi­nie­run­gen we­gen ei­ner Be­hin­de­rung.

(17) Mit die­ser Richt­li­nie wird un­be­scha­det der Ver­pflich­tung, für Men­schen mit Be­hin­de­rung an­ge­mes­se­ne Vor­keh­run­gen zu tref­fen, nicht die Ein­stel­lung, der be­ruf­li­che Auf­stieg, die Wei­ter­beschäfti­gung oder die Teil­nah­me an Aus- und Wei­ter­bil­dungs­maßnah­men ei­ner Per­son vor­ge­schrie­ben, wenn die­se Per­son für die Erfüllung der we­sent­li­chen Funk­tio­nen des Ar­beits­plat­zes oder zur Ab­sol­vie­rung ei­ner be­stimm­ten Aus­bil­dung nicht kom­pe­tent, fähig oder verfügbar ist.

(20) Es soll­ten ge­eig­ne­te Maßnah­men vor­ge­se­hen wer­den, d. h. wirk­sa­me und prak­ti­ka­ble Maßnah­men, um den Ar­beits­platz der Be­hin­de­rung ent­spre­chend ein­zu­rich­ten, z. B. durch ei­ne ent­spre­chen­de Ge­stal­tung der Räum­lich­kei­ten oder ei­ne An­pas­sung des Ar­beits­geräts, des Ar­beits­rhyth­mus, der Auf­ga­ben­ver­tei­lung oder des An­ge­bots an Aus­bil­dungs- und Ein­ar­bei­tungs­maßnah­men.

(21) Bei der Prüfung der Fra­ge, ob die­se Maßnah­men zu übermäßigen Be­las­tun­gen führen, soll­ten ins­be­son­de­re der mit ih­nen ver­bun­de­ne fi­nan­zi­el­le und sons­ti­ge Auf­wand so­wie die Größe, die fi­nan­zi­el­len Res­sour­cen und der Ge­samt­um­satz der Or­ga­ni­sa­ti­on oder des Un­ter­neh­mens und die Verfügbar­keit von öffent­li­chen Mit­teln oder an­de­ren Un­terstützungsmöglich­kei­ten berück­sich­tigt wer­den.“

4 Art. 1 („Zweck“) der Richt­li­nie be­stimmt:

„Zweck die­ser Richt­li­nie ist die Schaf­fung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens zur Bekämp­fung der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung in Beschäfti­gung und Be­ruf im Hin­blick auf die Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung in den Mit­glied­staa­ten.“

5 Art. 2 („Der Be­griff ‚Dis­kri­mi­nie­rung‘“) der Richt­li­nie sieht in sei­nen Abs. 1 und 2 vor:

„(1) Im Sin­ne die­ser Richt­li­nie be­deu­tet ‚Gleich­be­hand­lungs­grund­satz‘, dass es kei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe ge­ben darf.

(2) Im Sin­ne des Ab­sat­zes 1

a) liegt ei­ne un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt, als ei­ne an­de­re Per­son erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde;

b) liegt ei­ne mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung vor, wenn dem An­schein nach neu­tra­le Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren Per­so­nen mit ei­ner be­stimm­ten Re­li­gi­on oder Welt­an­schau­ung, ei­ner be­stimm­ten Be­hin­de­rung, ei­nes be­stimm­ten Al­ters oder mit ei­ner be­stimm­ten se­xu­el­len Aus­rich­tung ge­genüber an­de­ren Per­so­nen in be­son­de­rer Wei­se be­nach­tei­li­gen können, es sei denn:

i) [D]ie­se Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren sind durch ein rechtmäßiges Ziel sach­lich ge­recht­fer­tigt, und die Mit­tel sind zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich, oder

ii) der Ar­beit­ge­ber oder je­de Per­son oder Or­ga­ni­sa­ti­on, auf die die­se Richt­li­nie An­wen­dung fin­det, ist im Fal­le von Per­so­nen mit ei­ner be­stimm­ten Be­hin­de­rung auf­grund des ein­zel­staat­li­chen Rechts ver­pflich­tet, ge­eig­ne­te Maßnah­men ent­spre­chend den in Ar­ti­kel 5 ent­hal­te­nen Grundsätzen vor­zu­se­hen, um die sich durch die­se Vor­schrift, die­ses Kri­te­ri­um oder die­ses Ver­fah­ren er­ge­ben­den Nach­tei­le zu be­sei­ti­gen.“

6 Art. 3 („Gel­tungs­be­reich“) der Richt­li­nie be­stimmt in Abs. 1 Buchst. c:

„Im Rah­men der auf die Ge­mein­schaft über­tra­ge­nen Zuständig­kei­ten gilt die­se Richt­li­nie für al­le Per­so­nen in öffent­li­chen und pri­va­ten Be­rei­chen, ein­sch­ließlich öffent­li­cher Stel­len, in Be­zug auf

c) die Beschäfti­gungs- und Ar­beits­be­din­gun­gen, ein­sch­ließlich der Ent­las­sungs­be­din­gun­gen und des Ar­beits­ent­gelts“.

Spa­ni­sches Recht

7 Art. 14 der Ver­fas­sung be­stimmt:

„Die Spa­nier sind vor dem Ge­setz gleich, und nie­mand darf we­gen sei­ner Ab­stam­mung, sei­ner Ras­se, sei­nes Ge­schlech­tes, sei­ner Re­li­gi­on, sei­ner An­schau­un­gen oder jed­we­der an­de­rer persönli­cher oder so­zia­ler Umstände dis­kri­mi­niert wer­den.“

8 Der die Rech­te der Ar­beit­neh­mer be­tref­fen­de Art. 4 des Re­al De­cre­to Le­gis­la­tivo 1/1995, por el que se aprue­ba el tex­to re­fundi­do de la Ley del Es­ta­tu­to de los Tra­ba­ja­do­res (Re­al De­cre­to Le­gis­la­tivo 1/1995 zur Bil­li­gung der Neu­fas­sung des Ge­set­zes über das Ar­beit­neh­mer­sta­tut), vom 24. März 1995 (BOE Nr. 75 vom 29. März 1995, S. 9654) in sei­ner für den Sach­ver­halt des Aus­gangs­ver­fah­rens maßgeb­li­chen Fas­sung (im Fol­gen­den: Ar­beit­neh­mer­sta­tut) sieht in Abs. 2 Buchst. c vor:

„Die Ar­beit­neh­mer ha­ben im Ar­beits­verhält­nis das Recht,

c) bei der Ein­stel­lung oder nach der Ein­stel­lung nicht auf­grund des Ge­schlechts, des Fa­mi­li­en­stands, des Al­ters in­ner­halb der durch die­ses Ge­setz fest­ge­leg­ten Gren­zen, der Ras­se oder der eth­ni­schen Her­kunft, der so­zia­len Stel­lung, der Re­li­gi­on oder Welt­an­schau­ung, der po­li­ti­schen Ide­en, der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung, der Zu­gehörig­keit oder Nicht­zu­gehörig­keit zu ei­ner Ge­werk­schaft oder auf­grund der Spra­che im spa­ni­schen Staat un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar dis­kri­mi­niert zu wer­den.

Eben­so we­nig dürfen sie auf­grund ei­ner Be­hin­de­rung dis­kri­mi­niert wer­den, so­fern sie in der La­ge sind, die be­tref­fen­de Beschäfti­gung oder Tätig­keit aus­zuüben.“

9 In Art. 52 („Be­en­di­gung des Ver­trags aus ob­jek­ti­ven Gründen“) des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts heißt es un­ter Buchst. d:

„Der Ver­trag kann be­en­det wer­den

d) we­gen – ge­recht­fer­tig­ter, aber wie­der­keh­ren­der – Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz, die 20 % der Ar­beits­ta­ge in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Mo­na­ten und ins­ge­samt 5 % in den vor­an­ge­gan­ge­nen zwölf Mo­na­ten oder 25 % in vier nicht auf­ein­an­der­fol­gen­den Mo­na­ten in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten er­rei­chen.

Nicht als Fehl­zei­ten im Sin­ne des vor­ste­hen­den Ab­sat­zes zu berück­sich­ti­gen sind Ab­we­sen­hei­ten aus fol­gen­den Gründen: rechtmäßiger Streik für des­sen Dau­er, Ausübung von Tätig­kei­ten der ge­setz­li­chen Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tung, Ar­beits­un­fall, Mut­ter­schutz, Gefähr­dung während Schwan­ger­schaft und Stil­len, durch Schwan­ger­schaft, Ent­bin­dung oder Stil­len ver­ur­sach­te Krank­hei­ten, Va­ter­schaft, Ar­beits­be­frei­ung und Ur­laub, nicht be­rufs­be­ding­te Krank­heit oder nicht be­rufs­be­ding­ter Un­fall bei Ge­neh­mi­gung der Ab­we­sen­heit durch die Ge­sund­heits­behörde und ei­ner Dau­er von mehr als 20 auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen so­wie von der So­zi­al- oder der Ge­sund­heits­behörde bestätig­te phy­si­sche oder psy­chi­sche Si­tua­ti­on, die auf ge­schlechts­be­zo­ge­ne Ge­walt zurück­zuführen ist.

Eben­so we­nig zu berück­sich­ti­gen sind Fehl­zei­ten we­gen der ärzt­li­chen Be­hand­lung von Krebs oder ei­ner schwe­ren Er­kran­kung.“

10 Art. 2 des Re­al De­cre­to Le­gis­la­tivo 1/2013, por el que se aprue­ba el Tex­to Re­fundi­do de la Ley Ge­ne­ral de de­rechos de las per­so­nas con disca­pa­ci­dad y de su in­clu­sión so­ci­al (Re­al De­cre­to Le­gis­la­tivo 1/2013 zur Bil­li­gung der Neu­fas­sung des all­ge­mei­nen Ge­set­zes über die Rech­te von Men­schen mit Be­hin­de­rung und ih­re so­zia­le Ein­glie­de­rung), vom 29. No­vem­ber 2013 (BOE Nr. 289 vom 3. De­zem­ber 2013, S. 95635) enthält fol­gen­de Be­griffs­be­stim­mun­gen:

„Im Sin­ne die­ses Ge­set­zes be­zeich­net der Aus­druck

a) Be­hin­de­rung: ei­ne Si­tua­ti­on, die sich aus der Wech­sel­wir­kung zwi­schen Men­schen mit vor­aus­sicht­lich dau­er­haf­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen und je­der Art von Bar­rie­ren er­gibt, die ih­re vol­le und wirk­sa­me Teil­ha­be an der Ge­sell­schaft zu glei­chen Be­din­gun­gen wie an­de­re ein­schränken oder ver­hin­dern;

d) mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung: wenn dem An­schein nach neu­tra­le Rechts- oder Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten, Ta­rif­ver­trags- oder Ver­trags­klau­seln, in­di­vi­du­el­le Ver­ein­ba­run­gen, ein­sei­ti­ge Ent­schei­dun­gen, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren, Um­ge­bun­gen, Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen ei­ne Per­son in be­son­de­rer Wei­se we­gen ei­ner Be­hin­de­rung ge­genüber an­de­ren Per­so­nen be­nach­tei­li­gen können, so­fern sie nicht ob­jek­tiv ein rechtmäßiges Ziel ver­fol­gen und die Mit­tel zu des­sen Er­rei­chung nicht an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind.“

11 Art. 40 („Er­lass von Maßnah­men zur Ver­hin­de­rung oder zum Aus­gleich durch die Be­hin­de­rung be­ding­ter Nach­tei­le als Gewähr­leis­tung der vollständi­gen Gleich­stel­lung im Ar­beits­le­ben“) des Ge­set­zes be­stimmt:

„(1) Um die vollständi­ge Gleich­stel­lung im Ar­beits­le­ben zu gewähr­leis­ten, steht der Grund­satz der Gleich­be­hand­lung der Auf­recht­er­hal­tung oder dem Er­lass spe­zi­fi­scher Maßnah­men zur Ver­hin­de­rung oder zum Aus­gleich durch die oder we­gen der Be­hin­de­rung ein­ge­tre­te­ner Nach­tei­le nicht ent­ge­gen.

(2) Die Ar­beit­ge­ber sind ver­pflich­tet, ge­eig­ne­te Maßnah­men zu er­grei­fen, um den Ar­beits­platz und die Zugäng­lich­keit des Un­ter­neh­mens den Er­for­der­nis­sen je­der kon­kre­ten Si­tua­ti­on an­zu­pas­sen, da­mit Men­schen mit Be­hin­de­rung Zu­gang zur Beschäfti­gung er­hal­ten, ih­re Ar­beit er­le­di­gen, be­ruf­lich vor­an­kom­men und Zu­gang zur Fort­bil­dung er­hal­ten können, es sei denn, die­se Maßnah­men stel­len für den Ar­beit­ge­ber ei­ne un­verhält­nismäßige Be­las­tung dar.

Bei der Fest­stel­lung, ob ei­ne Be­las­tung un­verhält­nismäßig ist, ist zu berück­sich­ti­gen, ob sie durch öffent­li­che Maßnah­men, Bei­hil­fen oder Zuschüsse für Men­schen mit Be­hin­de­rung in aus­rei­chen­dem Maß er­leich­tert wird; zu berück­sich­ti­gen sind auch die mit den Maßnah­men ver­bun­de­nen fi­nan­zi­el­len und sons­ti­gen Kos­ten so­wie Größe und Ge­samt­um­satz der Or­ga­ni­sa­ti­on oder des Un­ter­neh­mens.“

Aus­gangs­rechts­streit und Vor­la­ge­fra­ge

12 Am 2. Ju­li 1993 wur­de Herr Ruiz Co­ne­je­ro für ei­ne Tätig­keit als Rei­ni­gungs­kraft in ei­nem Kran­ken­haus in Cu­en­ca (Spa­ni­en) in der Re­gi­on Kas­ti­li­en-La Man­cha (Spa­ni­en) ein­ge­stellt. Zu­letzt war er auf die­ser Stel­le bei dem Rei­ni­gungs­un­ter­neh­men Fer­ro­ser Ser­vici­os Au­xi­l­i­a­res beschäftigt.
13 Herr Ruiz Co­ne­je­ro ar­bei­te­te oh­ne be­son­de­re Vor­komm­nis­se so­wohl für die­ses Un­ter­neh­men als auch für die Un­ter­neh­men, bei de­nen er zu­vor beschäftigt war. We­der hat­te er je Schwie­rig­kei­ten bei der Ar­beit, noch wur­de ir­gend­ei­ne Sank­ti­on ge­gen ihn verhängt.
14 Nach den An­ga­ben in der Vor­la­ge­ent­schei­dung stell­te die De­le­ga­ción de Cu­en­ca de la Con­se­jería de Sa­lud y As­un­tos So­cia­les de la Jun­ta de Co­mu­ni­da­des de Cas­til­la-La Man­cha (Zweig­stel­le Cu­en­ca des Mi­nis­te­ri­ums für Ge­sund­heit und So­zia­les der Re­gio­nal­re­gie­rung von Kas­ti­li­en-La Man­cha) mit Be­scheid vom 15. Sep­tem­ber 2014 fest, dass Herr Ruiz Co­ne­je­ro an ei­ner Be­hin­de­rung lei­de. Der Grad sei­ner Be­hin­de­rung wur­de auf 37 % fest­ge­setzt, wo­von 32 % auf ei­ne körper­li­che Be­hin­de­rung – ei­ne en­do­kri­ne Stoff­wech­sel­krank­heit (Adi­po­si­tas) und ei­ne Funk­ti­ons­ein­schränkung sei­ner Wir­belsäule – und die übri­gen 5 % auf ergänzen­de so­zia­le Fak­to­ren ent­fie­len.
15 In den Jah­ren 2014 und 2015 war Herr Ruiz Co­ne­je­ro während fol­gen­der Zeiträume ar­beits­unfähig:

– vom 1. bis zum 17. März 2014 we­gen aku­ter Schmer­zen, die ei­nen Kran­ken­haus­auf­ent­halt vom 26. Fe­bru­ar bis zum 1. März 2014 er­for­der­lich mach­ten,

– vom 26. bis zum 31. März 2014 we­gen Schwin­del/Übel­keit,

– vom 26. Ju­ni bis zum 11. Ju­li 2014 we­gen Lum­ba­go,

– vom 9. bis zum 12. März 2015 we­gen Lum­ba­go,

– vom 24. März bis zum 7. April 2015 we­gen Lum­ba­go,

– vom 20. bis zum 23. April 2015 we­gen Schwin­del/Übel­keit.

16 Nach der Dia­gno­se der Ser­vici­os Médi­cos de la Sa­ni­dad Públi­ca (Ärzt­li­che Diens­te des Ge­sund­heits­amts, Spa­ni­en) wur­den die­se ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen durch ei­ne de­ge­ne­ra­ti­ve Ge­len­ker­kran­kung und ei­ne Po­ly­ar­thro­se ver­ur­sacht, die durch die Adi­po­si­tas von Herrn Ruiz Co­ne­je­ro ver­schlim­mert würden. Sie hätten ih­ren Ur­sprung in den Krank­hei­ten, die zur An­er­ken­nung der Be­hin­de­rung von Herrn Ruiz Co­ne­je­ro geführt hätten.
17 Herr Ruiz Co­ne­je­ro hat­te sei­nem Ar­beit­ge­ber al­le in Rn. 15 des vor­lie­gen­den Ur­teils ge­nann­ten krank­heits­be­ding­ten Fehl­zei­ten form- und frist­ge­recht mit­tels ärzt­li­cher Be­schei­ni­gun­gen an­ge­zeigt, in de­nen ihr Grund und ih­re Dau­er an­ge­ge­ben wa­ren.
18 Mit Schrei­ben vom 7. Ju­li 2015 kündig­te Fer­ro­ser Ser­vici­os Au­xi­l­i­a­res Herrn Ruiz Co­ne­je­ro gemäß Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts, da die Ge­samt­dau­er sei­ner – mögli­cher­wei­se ge­recht­fer­tig­ten – Fehl­zei­ten das in die­ser Be­stim­mung fest­ge­leg­te Höchst­maß über­schrit­ten ha­be, nämlich 20 % der Ar­beits­ta­ge in den Mo­na­ten März und April 2015, wo­durch sei­ne ge­sam­ten Fehl­zei­ten in den zwölf vor­an­ge­gan­ge­nen Mo­na­ten 5 % der Ar­beits­ta­ge er­reicht hätten.
19 Herr Ruiz Co­ne­je­ro er­hob beim Juz­ga­do de lo So­ci­al n° 1 de Cu­en­ca (So­zi­al­ge­richt Nr. 1 von Cu­en­ca) Kla­ge ge­gen die­se Kündi­gung.
20 Er stellt we­der die Exis­tenz der Fehl­zei­ten noch die Rich­tig­keit der An­ga­ben zu ih­nen oder ih­ren pro­zen­tua­len An­teil in Ab­re­de, macht je­doch gel­tend, dass ein un­mit­tel­ba­rer Zu­sam­men­hang zwi­schen den Fehl­zei­ten und sei­ner Be­hin­de­rung be­ste­he. Er be­gehrt die Nich­ti­gerklärung sei­ner Kündi­gung mit der Be­gründung, dass sie ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Be­hin­de­rung dar­stel­le.
21 Nach den An­ga­ben des vor­le­gen­den Ge­richts hat­te Herr Ruiz Co­ne­je­ro frei­wil­lig auf die von der Kran­ken­kas­se, der sein Ar­beit­ge­ber an­gehört, durch­geführ­ten re­gelmäßigen ärzt­li­chen Un­ter­su­chun­gen ver­zich­tet, so dass der Ar­beit­ge­ber nicht wuss­te, dass Herr Ruiz Co­ne­je­ro zum Zeit­punkt sei­ner Ent­las­sung ei­ne Be­hin­de­rung hat­te.
22 Das vor­le­gen­de Ge­richt führt aus, Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung sei­en ei­nem größeren Ri­si­ko als an­de­re Ar­beit­neh­mer aus­ge­setzt, dass Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts auf sie an­ge­wandt wer­de, un­abhängig da­von, ob der Ar­beit­ge­ber von der Be­hin­de­rung wis­se. Dar­in lie­ge ei­ne Un­gleich­be­hand­lung, die ei­ne mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­ner Be­hin­de­rung im Sin­ne von Art. 2 Abs. 2 Buchst. b der Richt­li­nie 2000/78 dar­stel­le, oh­ne dass es für die­se Un­gleich­be­hand­lung die nach Art. 2 Abs. 2 Buchst. b Ziff. i er­for­der­li­che sach­li­che Recht­fer­ti­gung durch ein rechtmäßiges Ziel ge­be.
23 We­gen der Aus­le­gung der Richt­li­nie 2000/78 durch den Ge­richts­hof im Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark (C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222), stel­le sich die Fra­ge, wie die Richt­li­nie auf­zu­fas­sen sei. Die däni­sche Re­ge­lung, die Ge­gen­stand der Rechts­sa­che ge­we­sen sei, in der die­ses Ur­teil er­gan­gen sei, ha­be zu ei­ner Po­li­tik der In­te­gra­ti­on von Ar­beit­neh­mern mit Be­hin­de­rung gehört, die den Ar­beit­ge­bern ei­nen An­reiz ha­be bie­ten sol­len, Ar­beit­neh­mer ein­zu­stel­len, bei de­nen ein be­son­de­res Ri­si­ko be­ste­he, dass sie wie­der­holt krank­heits­be­dingt ab­we­send sei­en. Dies sei im Aus­gangs­ver­fah­ren nicht der Fall; dort ge­be es kein Ziel des Ge­setz­ge­bers, Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung zu in­te­grie­ren. So­mit sei Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts nicht mit der Richt­li­nie 2000/78 ver­ein­bar und müsse geändert wer­den, um Be­hin­de­run­gen Rech­nung zu tra­gen.
24 Un­ter die­sen Umständen hat der Juz­ga­do de lo So­ci­al n° 1 de Cu­en­ca (So­zi­al­ge­richt Nr. 1 von Cu­en­ca) be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

Ver­bie­tet es die Richt­li­nie 2000/78, ei­ne na­tio­na­le Rechts­vor­schrift, nach der ein Ar­beit­ge­ber ei­nem Ar­beit­neh­mer aus ob­jek­ti­ven Gründen we­gen – ge­recht­fer­tig­ten, aber wie­der­keh­ren­den – Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz, die 20 % der Ar­beits­ta­ge in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Mo­na­ten und ins­ge­samt 5 % in den vor­an­ge­gan­ge­nen zwölf Mo­na­ten oder 25 % in vier nicht auf­ein­an­der­fol­gen­den Mo­na­ten in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten er­rei­chen, kündi­gen darf, auf ei­nen Ar­beit­neh­mer an­zu­wen­den, der als be­hin­dert im Sin­ne die­ser Richt­li­nie an­zu­se­hen ist, wenn die Ab­we­sen­heit durch die Be­hin­de­rung ver­ur­sacht ist?

Zur Vor­la­ge­fra­ge

25 Mit sei­ner Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 2 Abs. 2 Buchst. b der Richt­li­nie 2000/78 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung ent­ge­gen­steht, nach der ein Ar­beit­ge­ber ei­nen Ar­beit­neh­mer auf­grund ge­recht­fer­tig­ter, aber wie­der­keh­ren­der Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz auch dann ent­las­sen darf, wenn die Fehl­zei­ten die Fol­ge von Krank­hei­ten sind, die auf ei­ne Be­hin­de­rung des Ar­beit­neh­mers zurück­zuführen sind.
26

Die­se Fra­ge des vor­le­gen­den Ge­richts be­trifft die Aus­le­gung von Art. 2 Abs. 2 Buchst. b. Ziff. i der Richt­li­nie 2000/78 im Licht des Ur­teils vom 11. April 2013, HK Dan­mark (C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222), und da­mit die Ver­ein­bar­keit von Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts mit dem Uni­ons­recht.

27 Ein­lei­tend ist fest­zu­stel­len, dass die Richt­li­nie 2000/78 nach ih­rem Art. 1 die Schaf­fung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens zur Bekämp­fung von Dis­kri­mi­nie­run­gen in Beschäfti­gung und Be­ruf aus ei­nem der in die­sem Ar­ti­kel ge­nann­ten Gründe be­zweckt, zu de­nen die Be­hin­de­rung zählt. Nach ih­rem Art. 3 Abs. 1 Buchst. c gilt die Richt­li­nie im Rah­men der auf die Eu­ropäische Uni­on über­tra­ge­nen Zuständig­kei­ten für al­le Per­so­nen in öffent­li­chen und pri­va­ten Be­rei­chen u. a. in Be­zug auf die Ent­las­sungs­be­din­gun­gen.
28 Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ist der Be­griff „Be­hin­de­rung“ im Sin­ne der Richt­li­nie 2000/78 so zu ver­ste­hen, dass er ei­ne Ein­schränkung von Fähig­kei­ten er­fasst, die u. a. auf lang­fris­ti­ge phy­si­sche, geis­ti­ge oder psy­chi­sche Be­ein­träch­ti­gun­gen zurück­zuführen ist, die den Be­tref­fen­den in Wech­sel­wir­kung mit ver­schie­de­nen Bar­rie­ren an der vol­len und wirk­sa­men Teil­ha­be am Be­rufs­le­ben un­ter Gleich­stel­lung mit den übri­gen Ar­beit­neh­mern hin­dern können (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 9. März 2017, Mil­ko­va, C-406/15, EU:C:2017:198, Rn. 36 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).
29 In­so­weit fällt die Adi­po­si­tas des be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mers, die un­ter be­stimm­ten Umständen ei­ne Ein­schränkung von Fähig­kei­ten im Sin­ne der vor­an­ge­gan­ge­nen Rand­num­mer des vor­lie­gen­den Ur­teils mit sich bringt, un­ter den Be­griff der Be­hin­de­rung im Sin­ne der Richt­li­nie 2000/78 (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 18. De­zem­ber 2014, FOA, C-354/13, EU:C:2014:2463, Rn. 59).
30 Dies wäre ins­be­son­de­re dann der Fall, wenn der Ar­beit­neh­mer auf­grund sei­ner Adi­po­si­tas an der vol­len und wirk­sa­men Teil­ha­be am Be­rufs­le­ben un­ter Gleich­stel­lung mit den übri­gen Ar­beit­neh­mern ge­hin­dert ist, und zwar auf­grund ein­ge­schränk­ter Mo­bi­lität oder dem Auf­tre­ten von Krank­heits­bil­dern, die ihn an der Ver­rich­tung sei­ner Ar­beit hin­dern oder zu ei­ner Be­ein­träch­ti­gung der Ausübung sei­ner be­ruf­li­chen Tätig­keit führen (Ur­teil vom 18. De­zem­ber 2014, FOA, C-354/13, EU:C:2014:2463, Rn. 60).
31 Im vor­lie­gen­den Fall führt das vor­le­gen­de Ge­richt aus, dass Herr Ruiz Co­ne­je­ro vor sei­ner Ent­las­sung als Mensch mit Be­hin­de­rung im Sin­ne des na­tio­na­len Rechts an­er­kannt wor­den sei. Er lei­de ins­be­son­de­re an ei­ner en­do­kri­nen Stoff­wech­sel­krank­heit, nämlich Adi­po­si­tas, und ei­ner Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung sei­ner Wir­belsäule.
32 Klar­zu­stel­len ist al­ler­dings, dass die Tat­sa­che, dass Herr Ruiz Co­ne­je­ro als Mensch mit Be­hin­de­rung im Sin­ne des na­tio­na­len Rechts an­er­kannt ist, nicht be­deu­tet, dass er an ei­ner Be­hin­de­rung im Sin­ne der Richt­li­nie 2000/78 lei­det.
33 In­so­weit hat, um zu klären, ob im Aus­gangs­ver­fah­ren die Si­tua­ti­on, in der sich Herr Ruiz Co­ne­je­ro be­fin­det, in den Gel­tungs­be­reich der Richt­li­nie 2000/78 fällt, das vor­le­gen­de Ge­richt zu prüfen, ob die Ein­schränkung sei­ner Fähig­kei­ten nach der De­fi­ni­ti­on in Rn. 28 des vor­lie­gen­den Ur­teils als Be­hin­de­rung im Sin­ne der Richt­li­nie ein­zu­stu­fen ist.
34 So­dann ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach dem Wort­laut von Art. 2 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 der „Gleich­be­hand­lungs­grund­satz“ be­deu­tet, „dass es kei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe ge­ben darf“.
35 Vor­lie­gend be­stimmt Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts, dass ein Ar­beits­ver­trag we­gen – ge­recht­fer­tig­ter, aber wie­der­keh­ren­der – Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz be­en­det wer­den kann, die 20 % der Ar­beits­ta­ge in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Mo­na­ten und ins­ge­samt 5 % in den vor­an­ge­gan­ge­nen zwölf Mo­na­ten oder 25 % in vier nicht auf­ein­an­der­fol­gen­den Mo­na­ten in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten er­rei­chen.
36 Ei­ne Be­nach­tei­li­gung we­gen ei­ner Be­hin­de­rung greift nur dann in den Schutz­be­reich der Richt­li­nie 2000/78 ein, wenn sie ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung im Sin­ne ih­res Art. 2 Abs. 1 dar­stellt. Der un­ter die Richt­li­nie fal­len­de Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung muss nämlich vor je­der Dis­kri­mi­nie­rung im Verhält­nis zu ei­nem Ar­beit­neh­mer oh­ne Be­hin­de­rung geschützt wer­den. Da­her stellt sich die Fra­ge, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che na­tio­na­le Be­stim­mung zu ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung von Men­schen mit Be­hin­de­rung führen kann (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 71).
37 Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts ist in glei­cher Wei­se auf Men­schen mit und oh­ne Be­hin­de­rung an­wend­bar, die krank­heits­be­dingt dem Ar­beits­platz fern­blei­ben. Un­ter die­sen Umständen kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die­se Be­stim­mung ei­ne un­mit­tel­ba­re Un­gleich­be­hand­lung we­gen der Be­hin­de­rung im Sin­ne von Art. 1 in Ver­bin­dung mit Art. 2 Abs. 2 Buchst. a der Richt­li­nie 2000/78 schafft, da sie auf ei­nem nicht un­trenn­bar mit der Be­hin­de­rung ver­bun­de­nen Kri­te­ri­um be­ruht (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­tei­le vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 72 und 74, und vom 9. März 2017, Mil­ko­va, C-406/15, EU:C:2017:198, Rn. 42).
38 Zu der Fra­ge, ob Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts zu ei­ner mit­tel­ba­ren Un­gleich­be­hand­lung we­gen der Be­hin­de­rung führen kann, ist fest­zu­stel­len, dass die Berück­sich­ti­gung von Fehl­zei­ten we­gen ei­ner mit der Be­hin­de­rung in Zu­sam­men­hang ste­hen­den Krank­heit bei der Be­rech­nung krank­heits­be­ding­ter Fehl­zei­ten dar­auf hin­ausläuft, ei­ne mit der Be­hin­de­rung in Zu­sam­men­hang ste­hen­de Krank­heit dem all­ge­mei­nen Be­griff der Krank­heit gleich­zu­set­zen. Wie der Ge­richts­hof in Rn. 44 des Ur­teils vom 11. Ju­li 2006, Chacón Na­vas (C-13/05, EU:C:2006:456), aus­geführt hat, ist aber ei­ne schlich­te Gleich­set­zung der Be­grif­fe „Be­hin­de­rung“ und „Krank­heit“ aus­ge­schlos­sen (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 75).
39 Hier­zu ist fest­zu­stel­len, dass ein Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung grundsätz­lich ei­nem höhe­ren Ri­si­ko als ein Ar­beit­neh­mer oh­ne Be­hin­de­rung aus­ge­setzt ist, dass auf ihn Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts an­ge­wandt wird. Im Ver­gleich zu ei­nem Ar­beit­neh­mer oh­ne Be­hin­de­rung trägt ein Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung nämlich ein zusätz­li­ches Ri­si­ko, we­gen ei­ner mit sei­ner Be­hin­de­rung zu­sam­menhängen­den Krank­heit ab­we­send zu sein. Er ist so­mit ei­nem höhe­ren Ri­si­ko aus­ge­setzt, krank­heits­be­ding­te Fehl­ta­ge an­zu­sam­meln und da­mit die in Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts vor­ge­se­he­ne Gren­ze zu er­rei­chen. Die in die­ser Be­stim­mung auf­ge­stell­te Re­gel kann da­her Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung be­nach­tei­li­gen und so zu ei­ner mit­tel­ba­ren Un­gleich­be­hand­lung we­gen der Be­hin­de­rung im Sin­ne von Art. 2 Abs. 2 Buchst. b der Richt­li­nie 2000/78 führen (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 76).
40 Gemäß Art. 2 Abs. 2 Buchst. b Ziff. i der Richt­li­nie 2000/78 ist zu prüfen, ob die aus Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts re­sul­tie­ren­de Un­gleich­be­hand­lung von Ar­beit­neh­mern mit und oh­ne Be­hin­de­rung durch ein rechtmäßiges Ziel sach­lich ge­recht­fer­tigt ist, ob die ein­ge­setz­ten Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen sind und ob sie nicht über das hin­aus­ge­hen, was zur Er­rei­chung des vom spa­ni­schen Ge­setz­ge­ber ver­folg­ten Ziels er­for­der­lich ist.
41 Zu dem mit Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts ver­folg­ten Ziel führt die spa­ni­sche Re­gie­rung in ih­ren schrift­li­chen Erklärun­gen aus, dass Ab­sen­tis­mus am Ar­beits­platz, der sich in krank­heits­be­ding­ter un­re­gelmäßiger und kurz­zei­ti­ger Ab­we­sen­heit vom Ar­beits­platz äußere, mit Blick auf die Erhöhung der Ar­beits­pro­duk­ti­vität und -ef­fi­zi­enz vom spa­ni­schen Ge­setz­ge­ber schon seit Lan­gem als ein Grund für die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses an­ge­se­hen wer­de, um ei­ne un­an­ge­brach­te Erhöhung der Ar­beits­kos­ten für die Un­ter­neh­men zu ver­mei­den.
42 In­fol­ge die­ser „ex­ce­si­va mor­bi­li­dad in­ter­mi­ten­te“ (übermäßige un­re­gelmäßige Häufung von Er­kran­kun­gen) müss­ten die Un­ter­neh­men nicht nur die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Ab­we­sen­heit vom Ar­beits­platz in Form der in den ers­ten 15 Ta­gen des Fern­blei­bens zu zah­len­den Leis­tung der so­zia­len Si­cher­heit we­gen vorüber­ge­hen­der Ar­beits­unfähig­keit, die nicht von der All­ge­mei­nen So­zi­al­ver­si­che­rungs­kas­se er­stat­tet ver­langt wer­den könne, nebst den Kos­ten für ei­ne Ver­tre­tung tra­gen, son­dern auch die mit­tel­ba­ren Kos­ten, die dar­in bestünden, dass kur­ze Fehl­zei­ten be­son­ders schwer aus­ge­gli­chen wer­den könn­ten.
43 Es ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Mit­glied­staa­ten über ei­nen wei­ten Wer­tungs­spiel­raum nicht nur bei der Ent­schei­dung über die Ver­fol­gung ei­nes be­stimm­ten so­zi­al- und beschäfti­gungs­po­li­ti­schen Ziels, son­dern auch bei der Fest­le­gung der für sei­ne Er­rei­chung ge­eig­ne­ten Maßnah­men verfügen (Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 81 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).
44 Vor­lie­gend kann der Kampf ge­gen Ab­sen­tis­mus am Ar­beits­platz als ein sach­lich ge­recht­fer­tig­tes Ziel im Sin­ne von Art. 2 Abs. 2 Buchst. b Ziff. i der Richt­li­nie 2000/78 an­ge­se­hen wer­den, da es sich um ei­ne beschäfti­gungs­po­li­ti­sche Maßnah­me han­delt (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 82).
45 Zu prüfen ist je­doch, ob die durch die na­tio­na­le Re­ge­lung ein­ge­setz­ten Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen sind und nicht über das zu sei­ner Er­rei­chung Er­for­der­li­che hin­aus­ge­hen.
46 In­so­weit ist es zum ei­nen bei der Prüfung der An­ge­mes­sen­heit der ein­ge­setz­ten Mit­tel Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts, zu er­mit­teln, ob die in Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts vor­ge­ge­be­nen Zah­len tatsächlich so kon­zi­piert sind, dass sie dem Ziel die­nen, Ab­sen­tis­mus am Ar­beits­platz zu bekämp­fen, oh­ne rein punk­tu­el­le und spo­ra­di­sche Fehl­zei­ten zu er­fas­sen.
47 Das vor­le­gen­de Ge­richt hat bei die­ser Prüfung auch al­le an­de­ren re­le­van­ten Ge­sichts­punk­te zu berück­sich­ti­gen, u. a. die von den Un­ter­neh­men we­gen Ab­sen­tis­mus am Ar­beits­platz zu tra­gen­den un­mit­tel­ba­ren und mit­tel­ba­ren Kos­ten.
48 Des­glei­chen hat das vor­le­gen­de Ge­richt zu prüfen, ob Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts den Ar­beit­ge­bern ei­nen An­reiz zur Ein­stel­lung und Wei­ter­beschäfti­gung bie­tet, in­dem er das Recht vor­sieht, Ar­beit­neh­mer zu ent­las­sen, die krank­heits­be­dingt wie­der­holt ei­ne Rei­he von Ta­gen ab­we­send sind (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 88).
49 Zum an­de­ren ist Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts bei der Prüfung der Fra­ge, ob die dar­in vor­ge­se­he­nen Mit­tel über das zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Ziels Er­for­der­li­che hin­aus­ge­hen, in dem Kon­text zu be­trach­ten, in den er sich einfügt, und die Nach­tei­le, die den Be­trof­fe­nen durch ihn ent­ste­hen können, sind zu berück­sich­ti­gen (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 89 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).
50 Da­bei hat das vor­le­gen­de Ge­richt zu prüfen, ob der spa­ni­sche Ge­setz­ge­ber die Berück­sich­ti­gung re­le­van­ter Ge­sichts­punk­te un­ter­las­sen hat, die ins­be­son­de­re Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung be­tref­fen (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 90).
51 Bei der Be­ur­tei­lung der An­ge­mes­sen­heit der in Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts vor­ge­se­he­nen Mit­tel darf auch das Ri­si­ko für Men­schen mit Be­hin­de­rung, die im All­ge­mei­nen bei der Wie­der­ein­glie­de­rung in den Ar­beits­markt größere Schwie­rig­kei­ten als Ar­beit­neh­mer oh­ne Be­hin­de­rung ha­ben und die spe­zi­fi­sche Bedürf­nis­se im Zu­sam­men­hang mit dem Schutz ha­ben, den ihr Zu­stand er­for­dert, nicht außer Acht blei­ben (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. April 2013, HK Dan­mark, C-335/11 und C-337/11, EU:C:2013:222, Rn. 91).
52 In­so­weit ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts u. a. Ab­we­sen­hei­ten we­gen nicht be­rufs­be­ding­ter Krank­heit oder nicht be­rufs­be­ding­ten Un­falls bei Ge­neh­mi­gung der Ab­we­sen­heit durch die Ge­sund­heits­behörde und ei­ner Dau­er von mehr als 20 auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen nicht als wie­der­hol­te Fehl­zei­ten gel­ten, auf­grund de­ren der Ar­beits­ver­trag be­en­det wer­den kann. Auch Ab­we­sen­hei­ten we­gen der ärzt­li­chen Be­hand­lung von Krebs oder ei­ner schwe­ren Er­kran­kung gel­ten nicht als Fehl­zei­ten.
53 Nach den An­ga­ben der spa­ni­schen Re­gie­rung woll­te der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber da­mit ei­nen Aus­gleich zwi­schen den In­ter­es­sen der Un­ter­neh­men und dem Schutz und der Si­cher­heit der Ar­beit­neh­mer schaf­fen; da­bei hätten Un­ge­rech­tig­kei­ten oder Nach­tei­le durch die Maßnah­me ver­mie­den wer­den sol­len. Des­halb könn­ten be­stimm­te Ab­we­sen­hei­ten, et­wa we­gen der in der vor­ste­hen­den Rand­num­mer des vor­lie­gen­den Ur­teils be­schrie­be­nen Krank­hei­ten, nicht als Grund­la­ge für ei­ne Ent­las­sung auf­grund wie­der­keh­ren­der Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz die­nen. Im Jahr 2012 ha­be der spa­ni­sche Ge­setz­ge­ber der Lis­te von Ab­we­sen­hei­ten, die kei­nen Ent­las­sungs­grund dar­stel­len könn­ten, Fälle hin­zu­gefügt, die die Fol­ge ei­ner ärzt­li­chen Be­hand­lung von Krebs oder ei­ner schwe­ren Er­kran­kung sei­en. Ar­beit­neh­mer mit Be­hin­de­rung fie­len im All­ge­mei­nen un­ter die­se Fall­grup­pen, so dass bei ih­nen die Ab­we­sen­hei­ten we­gen der Be­hin­de­rung nicht bei ei­ner Ent­las­sung auf­grund wie­der­keh­ren­der Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz berück­sich­tigt würden.
54 Nach Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts dürfen zwar be­stimm­te Ab­we­sen­hei­ten nicht als wie­der­keh­ren­de Fehl­zei­ten berück­sich­tigt wer­den, auf­grund de­ren der Ver­trag be­en­det wer­den kann, doch er­fas­sen die Fehl­zei­ten auf­grund ei­ner Er­kran­kung des Ar­beit­neh­mers nicht al­le Fälle ei­ner „Be­hin­de­rung“ im Sin­ne der Richt­li­nie 2000/78.
55 Nach den An­ga­ben der spa­ni­schen Re­gie­rung gehört zu den Ge­sichts­punk­ten, die bei der in Rn. 49 des vor­lie­gen­den Ur­teils an­ge­spro­che­nen Prüfung zu berück­sich­ti­gen sind, die Tat­sa­che, dass es in der spa­ni­schen Rechts­ord­nung Be­stim­mun­gen gibt, die spe­zi­ell zum Schutz von Men­schen mit Be­hin­de­rung die­nen; da­zu gehört der in Rn. 11 des vor­lie­gen­den Ur­teils an­geführ­te Art. 40 des De­cre­to Le­gis­la­tivo 1/2013. Sol­che Be­stim­mun­gen können nämlich die durch die Be­hin­de­rung her­bei­geführ­ten Nach­tei­le ein­sch­ließlich des et­wai­gen Auf­tre­tens mit ihr zu­sam­menhängen­der Krank­hei­ten ver­hin­dern oder aus­glei­chen.
56 Im Licht die­ser Ge­sichts­punk­te ist es Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts, in Be­zug auf Men­schen mit Be­hin­de­rung zu be­ur­tei­len, ob die in Art. 52 Buchst. d des Ar­beit­neh­mer­sta­tuts vor­ge­se­he­nen Maßnah­men nicht über das hin­aus­ge­hen, was zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Ziels er­for­der­lich ist.
57 Nach al­le­dem ist auf die Vor­la­ge­fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 2 Abs. 2 Buchst. b Ziff. i der Richt­li­nie 2000/78 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung ent­ge­gen­steht, nach der ein Ar­beit­ge­ber ei­nen Ar­beit­neh­mer auf­grund ge­recht­fer­tig­ter, aber wie­der­keh­ren­der Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz auch dann ent­las­sen darf, wenn die Fehl­zei­ten die Fol­ge von Krank­hei­ten sind, die auf ei­ne Be­hin­de­rung des Ar­beit­neh­mers zurück­zuführen sind, es sei denn, die­se Re­ge­lung geht un­ter Ver­fol­gung des le­gi­ti­men Ziels der Bekämp­fung von Ab­sen­tis­mus nicht über das zu des­sen Er­rei­chung Er­for­der­li­che hin­aus; dies zu prüfen, ist Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts.

Kos­ten

58 Für die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem beim vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Drit­te Kam­mer) für Recht er­kannt:

Art. 2 Abs. 2 Buchst. b Ziff. i der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf steht ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung ent­ge­gen, nach der ein Ar­beit­ge­ber ei­nen Ar­beit­neh­mer auf­grund ge­recht­fer­tig­ter, aber wie­der­keh­ren­der Ab­we­sen­hei­ten vom Ar­beits­platz auch dann ent­las­sen darf, wenn die Fehl­zei­ten die Fol­ge von Krank­hei­ten sind, die auf ei­ne Be­hin­de­rung des Ar­beit­neh­mers zurück­zuführen sind, es sei denn, die­se Re­ge­lung geht un­ter Ver­fol­gung des le­gi­ti­men Ziels der Bekämp­fung von Ab­sen­tis­mus nicht über das zu des­sen Er­rei­chung Er­for­der­li­che hin­aus; dies zu prüfen, ist Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts.

Un­ter­schrif­ten

 

* Ver­fah­rens­spra­che: Spa­nisch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

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