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LAG Nürn­berg, Ur­teil vom 09.03.2015, 7 Sa 64/14

   
Schlagworte: Betriebliche Altersversorgung, Betriebsrente
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Nürnberg
Aktenzeichen: 7 Sa 64/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 09.03.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Nürnberg, Urteil vom 03.12.2013, 4 Ca 3949/13
Nachgehend Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 30.08.2016, 3 AZR 272/15
   

Te­nor

1. Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts Nürn­berg vom 03.12.2013 ab­geändert:

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger 4.962,24 € (in Wor­ten vier­tau­send­neun­hun­dert­zwei­und­sech­zig 24/100 Eu­ro) zu zah­len.

2. Im Übri­gen wird die Be­ru­fung zurück­ge­wie­sen.

3. Von den Kos­ten des Rechts­streits trägt der Kläger 5/9, die Be­klag­te trägt 4/9.

4. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten um die Höhe der Ver­zin­sung ei­ner ka­pi­ta­li­sier­ten Al­ters­ver­sor­gung.

Der Kläger war bei der Be­klag­ten beschäftigt.

Bei der Be­klag­ten be­steht ei­ne sog. „De­fer­red Com­pen­sa­ti­on Re­ge­lung“. Die­se Re­ge­lung bie­tet die Möglich­keit, sich Tei­le des Ein­kom­mens nicht aus­zah­len zu las­sen, son­dern zum Auf­bau ei­nes Ru­he­geld­kon­tos zu ver­wen­den (Ent­gelt­um­wand­lung).

Die Be­klag­te und der bei ihr be­ste­hen­de Ge­samt­be­triebs­rat er­stell­ten Aus­zah­lungs­richt­li­ni­en zur „De­fer­red Com­pen­sa­ti­on“ (DC). Dar­in heißt es:

2.1 Aus­zah­lung in Ra­ten, ra­ten­lauf­zeit­abhängi­ge, marktübli­che Ver­zin­sung

2.1.1 Das Ver­sor­gungs­ka­pi­tal ... wird nach Ein­tritt des Ver­sor­gungs­falls grundsätz­lich in max. 12 Jah­res­ra­ten aus­ge­zahlt

...

2.1.2 Die ers­te Jah­res­ra­te wird ... zum auf den Ver­sor­gungs­fall fol­gen­den 31. März fällig... .

2.1.3 Das noch nicht aus­ge­zahl­te Ver­sor­gungs­ka­pi­tal in Höhe des Erlöses aus dem Ver­kauf der Geld­markt­fonds­an­tei­le ab­zgl. Ab­zugs­steu­ern wird mit ei­nem marktübli­chen Zins­satz p.a. ver­zinst, der abhängig ist von der durch­schnitt­li­chen Ra­ten­lauf­zeit. Das Un­ter­neh­men legt die­sen Zins­satz je­weils im Fe­bru­ar vor Aus­zah­lung der ers­ten Ra­te für je­de Ra­ten­an­zahl (2 bis 12 Ra­ten) fest. Die Fest­le­gung ist ver­bind­lich für die Aus­zah­lung al­ler Ra­ten die­ser Ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten.

Im Hin­blick auf den an­ste­hen­den Ein­tritt des Klägers in den Ru­he­stand über­sand­te die Be­klag­te ihm im Mai 2011 ein mit „Ver­sor­gungs­pro­gno­se bAV“ über­schrie­be­nes Pa­pier (Bl. 17 d.A.). Da­nach war bei 12 Ra­ten von ei­ner Ver­zin­sung von 2,54 % aus­zu­ge­hen.

Der Kläger ent­schied sich für die Aus­zah­lung des Ka­pi­tals in 12 Jah­res­ra­ten.

Der Kläger schied mit Voll­endung des 65. Le­bens­jah­res am 28.11.2011 aus dem Ar­beits­verhält­nis bei der Be­klag­ten aus. Zum Stich­tag 31.01.2012 be­trug das Ver­sor­gungs­ka­pi­tal 363.534,48 €.

Die Be­klag­te über­sand­te dem Kläger un­ter dem 15.03.2012 ei­nen endgülti­gen Ra­ten­aus­zah­lungs­plan (Bl. 18 d.A,), der ei­nen Zins­satz von 0,87 % vor­sah. Ent­spre­chend die­sem Plan nahm die Be­klag­te ei­ne Ver­zin­sung auf der Ba­sis von 0,87 % vor.

Nach ei­ner er­geb­nis­lo­sen außer­ge­richt­li­chen Kor­re­spon­denz mit der Be­klag­ten er­hob der Kläger am 25.06.2013 die vor­lie­gen­de Kla­ge zum Ar­beits­ge­richt Nürn­berg, mit der er - nach Kla­geände­rung - für den Zeit­raum 01.02.2012 bis 31.03.2013 wei­te­re Zin­sen von 2,68 % (10.595,74 €) gel­tend macht.

Mit En­dur­teil vom 03.12.2013 wies das Erst­ge­richt die Kla­ge ab.

Das Ur­teil wur­de dem Kläger am 07.01.2014 zu­ge­stellt.

Der Kläger leg­te ge­gen das Ur­teil am 03.02.2014 Be­ru­fung ein und be­gründe­te sie am 07.03.2014.

Der Kläger macht gel­tend, der marktübli­che Zins­satz lie­ge bei min­des­tens 3,55 % p.a. . Er führt aus, dar­un­ter sei ein Zins­satz für Geld­an­la­gen zu ver­ste­hen, die übli­cher­wei­se für ei­ne Al­ters­vor­sor­ge gewählt würden, d.h., ei­ne Geld­an­la­ge, die ein aus­ge­wo­ge­nes Verhält­nis zwi­schen dem Ziel ei­ner möglichst ho­hen Ren­di­te auf der ei­nen Sei­te und ei­ner an­ge­mes­se­nen Si­cher­heit auf der an­de­ren Sei­te be­inhal­te­ten.

Der Kläger macht gel­tend, die von der Be­klag­ten an­ge­nom­me­ne Ver­zin­sung wi­der­spre­che dem Er­for­der­nis der Wert­gleich­heit des § 1 Ab­satz 2 Nr. 3 Be­trAVG. Es ge­he um die Fra­ge, ob es genüge, dass der Ar­beit­ge­ber die um­ge­wan­del­ten Ent­gel­tan­tei­le an­samm­le, oder ob ei­ne ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­sche Be­trach­tung vor­zu­neh­men sei. Hier­von sei aus­zu­ge­hen, da die Be­klag­te die Möglich­keit ha­be, mit dem vom Kläger an­ge­spar­ten Mo­dell zu ar­bei­ten und Ren­di­ten zu er­zie­len. Es er­schei­ne nicht un­ge­recht, den Min­dest­zins­satz an der Ei­gen­ka­pi­tal­ren­di­te des Ar­beit­ge­bers aus­zu­rich­ten. Die­ser ha­be bei der Be­klag­ten im Jahr 2012 bei 25 % ge­le­gen. Zu­min­dest ha­be ei­ne Ver­zin­sung in Höhe des Ga­ran­tie­zins­sat­zes der Le­bens­ver­si­che­rer zu er­fol­gen. Hin­sicht­lich ih­rer Geld­an­la­gemöglich­kei­ten sei die Be­klag­te mit ei­nem Le­bens­ver­si­che­rer ver­gleich­bar.

Wie der Be­klag­ten ha­be klar sein müssen, ha­be er aus wirt­schaft­li­chen Gründen - die ho­he Steu­er­be­las­tung - kei­ne ernst­haf­te freie Wahl ge­habt, sich das Ka­pi­tal auf ein­mal aus­zah­len zu las­sen.

Der Kläger be­an­tragt:

I. Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts Nürn­berg vom 03.12.2013, Ak­ten­zei­chen 4 Ca 3949/13 ab­geändert.

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger EUR 10.595,74 zu be­zah­len.

II. Die Be­klag­te trägt die Kos­ten des Rechts­streits.

Die Be­klag­te be­an­tragt:

Die Be­ru­fung wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

Die Be­klag­te führt aus, Zif­fer 2.1.3 der Aus­wahl­richt­li­nie ver­mit­te­le ein ein­sei­ti­ges Be­stim­mungs­recht für sie. Das nicht aus­ge­zahl­te Ver­sor­gungs­ka­pi­tal sei mit ei­nem marktübli­chen Zins­satz zu ver­zin­sen, den das Un­ter­neh­men fest­le­ge. Es sei nicht Ge­gen­stand der Re­ge­lung, wel­cher Maßstab zur Be­ur­tei­lung der Marktüblich­keit an­zu­wen­den sei. Sie, die Be­klag­te, ha­be sich bei der Fest­le­gung des Zins­sat­zes von 0,87 % auf die Zins­struk­tur­kur­ve für eu­ropäische Staats­null­ku­pon­an­lei­hen (Bloom­berg Yield Cur­ve) gestützt. Der Kläger ha­be sich für ei­ne Aus­zah­lung des Ver­sor­gungs­ka­pi­tals in 12 Ra­ten ent­schie­den. Aus fi­nanz­ma­the­ma­ti­schen Gründen sei das in Ra­ten aus­zu­zah­len­de Ver­sor­gungs­ka­pi­tal so­mit 5,5 Jah­re ge­bun­den. Grund­la­ge für sie, die Be­klag­te, sei die „Cur­ve num­ber 13“ des Markt­in­for­ma­ti­ons­sys­tems Bloom­berg ge­we­sen, die aus­sch­ließlich die Zins­kur­ve aus deut­schen und französi­schen Staats­an­lei­hen wie­der­ge­be. Die „Cur­ve 13“ sei ei­ne Aus­wer­tung be­ob­acht­ba­rer Ren­di­ten deut­scher und französi­scher Staats­an­lei­hen mit be­stimm­ten Rest­lauf­zei­ten. Bei ei­ner Lauf­zeit von 5,5 Jah­ren (durch­schnitt­li­che Ka­pi­tal­bin­dung) er­ge­be sich der von ihr fest­ge­setz­te Wert von 0,87 %.

Ei­ne Be­weis­auf­nah­me hat nicht statt­ge­fun­den.

 

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung ist zulässig. Sie ist statt­haft, § 64 Ab­satz 1, Ab­satz 2 b) ArbGG, so­wie form- und frist­ge­recht ein­ge­legt wor­den, § 66 Ab­satz 1 ArbGG.

Die Be­ru­fung ist teil­wei­se be­gründet.

Der Kläger hat An­spruch auf Ver­zin­sung des nicht aus­ge­zahl­ten Ver­sor­gungs­ka­pi­tals in Höhe von wei­te­ren 1,26 %, § 611 BGB iVm § 77 Ab­satz 4 Satz 1 Be­trVG und Zif­fer 2.1.3 der An­la­ge 4 zur BV DC vom 28.09.2005 in der ab 01.01.2007 gel­ten­den Fas­sung (Aus­zah­lungs­richt­li­nie).

Nach die­ser Re­ge­lung sind die Ra­ten 2 bis 12 zu ver­zin­sen.

Die Be­triebs­par­tei­en ha­ben die Höhe der Ver­zin­sung nicht kon­kret fest­ge­legt. Viel­mehr ha­ben sie auf den „marktübli­chen Zins­satz“ ab­ge­stellt. Al­lein aus die­ser Be­stim­mung lässt sich nicht un­mit­tel­bar ab­lei­ten, in wel­cher Höhe das Ver­sor­gungs­ka­pi­tal zu ver­zin­sen ist. Auf dem Fi­nanz­markt sind die Zinssätze nicht ein­heit­lich, son­dern die Band­brei­te ist je nach An­la­ge­art sehr un­ter­schied­lich an­ge­legt. Die Be­triebs­par­tei­en ha­ben es un­ter­las­sen, ei­ne Re­ge­lung darüber zu tref­fen, auf wel­chen Markt ab­zu­stel­len ist. Sie ha­ben auch sonst kei­ner­lei Kri­te­ri­en ent­wi­ckelt, die ei­nen Hin­weis ent­hal­ten, wel­cher Markt für die Ver­zin­sung her­an­zu­zie­hen ist. Es ist viel­mehr be­stimmt, dass die Be­klag­te (al­lein) den Zins­satz je­weils im Fe­bru­ar vor Aus­zah­lung der ers­ten Ra­te fest­setzt.

Die Be­triebs­ver­ein­ba­rung be­darf ei­ner Aus­le­gung.

Nach Auf­fas­sung des er­ken­nen­den Ge­richts ist die Re­ge­lung in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung nicht in der Wei­se aus­zu­le­gen, dass die Be­klag­te frei ent­schei­den könne, wel­cher Zins­satz gel­ten soll. Dies wäre mit dem Hin­weis auf den „marktübli­chen Zins­satz“ nicht zu ver­ein­ba­ren. Hätten die Be­triebs­par­tei­en die Ent­schei­dung über die Zinshöhe in das freie Er­mes­sen der Be­klag­ten stel­len wol­len, hätte es des Hin­wei­ses auf die Marktüblich­keit des Zins­sat­zes nicht be­durft.

Bei der Aus­le­gung des Be­griffs „marktübli­cher Zins­satz“ sind über den Wort­laut hin­aus, der mehr­deu­tig ist, Sinn und Zweck der Re­ge­lung zu berück­sich­ti­gen.

Das er­ken­nen­de Ge­richt folgt nicht der Auf­fas­sung des Klägers, es sei zu­min­dest auf die von den Le­bens­ver­si­che­rern ga­ran­tier­ten Zinssätze ab­zu­stel­len. Der von den Ver­si­che­run­gen ein­geräum­te Ga­ran­tie­zins be­trifft die Ver­trags­lauf­zeit, al­so die Zeit, in der nach dem Ver­si­che­rungs­ver­trag die Ver­si­che­rungs­sum­me an­ge­spart und auf­ge­baut wird. Über­tra­gen auf den hier ge­ge­be­nen Fall der Ent­gelt­um­wand­lung be­deu­tet das die Zeit, in der das Ver­sor­gungs­ka­pi­tal an­ge­spart, al­so ei­ne Ver­sor­gungs­an­wart­schaft be­gründet wur­de, in­dem der Kläger Ent­gelt­be­stand­tei­le hierfür ein­brach­te. Um die­sen Zeit­raum geht es vor­lie­gend in­des nicht. Viel­mehr geht es dar­um, dass es dem aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mer, hier dem Kläger, durch die Aus­zah­lungs­richt­li­nie ermöglicht wird, das an sich in vol­ler Höhe fälli­ge Ver­sor­gungs­ka­pi­tal in Jah­res­ra­ten ab­zu­ru­fen.

Aus die­sem Grund kommt es auch nicht dar­auf an, ob der von der Be­klag­ten ver­wen­de­te Zins­satz wert­gleich im Sin­ne des § 1 Ab­satz 2 Nr. 3 Be­trAVG ist. Die­se Be­stim­mung be­trifft die Bil­dung der Ver­sor­gungs­an­wart­schaft, nicht die Be­hand­lung des (fälli­gen) Ver­sor­gungs­ka­pi­tals.

Bei der Fra­ge, wie der Be­griff des „marktübli­chen Zins­sat­zes“ zu ver­ste­hen ist, ist viel­mehr auf den mit der Aus­zah­lungs­richt­li­nie ver­folg­ten Zweck so­wie auf die bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen der Par­tei­en ab­zu­stel­len.

Zweck der in der Aus­zah­lungs­richt­li­nie be­gründe­ten Möglich­keit, sich das an­ge­spar­te Ka­pi­tal in meh­re­ren Jah­res­ra­ten aus­zah­len zu las­sen, sind in ers­ter Li­nie steu­er­recht­li­che As­pek­te. Ver­teilt sich die Aus­zah­lung auf meh­re­re Jah­re, ist die Steu­er­last we­sent­lich ge­rin­ger, als wenn dem Ar­beit­neh­mer das ge­sam­te Ka­pi­tal in ei­nem Be­trag zu­fließen würde.

Der Nut­zen für die Be­klag­te be­steht dar­in, dass sie das ihr be­las­se­ne Ka­pi­tal in fest­ge­leg­ten Zeiträum­en für sich nut­zen kann.

Bei­de Sei­ten zie­hen so­mit aus der ra­tier­li­chen Aus­zah­lung des Ver­sor­gungs­ka­pi­tals Nut­zen.

Bei der Fest­le­gung, wel­cher der „marktübli­che Zins­satz“ ist, ist zum ei­nen zu berück­sich­ti­gen, dass zu­guns­ten des Gläubi­gers, in die­sem Fall des Klägers, ei­ne möglichst ri­si­ko­lo­se An­la­ge des Ver­sor­gungs­ka­pi­tals ga­ran­tiert wird. Zum an­de­ren sind die In­ter­es­sen des Schuld­ners, in die­sem Fall der Be­klag­ten, zu berück­sich­ti­gen. Sie soll vor dem Ri­si­ko geschützt sein, Zin­sen zah­len zu müssen, die sie selbst nicht mit aus­rei­chen­der Si­cher­heit rea­li­sie­ren kann.

Da­bei ist nicht dar­auf ab­zu­stel­len, in wel­chen Markt­be­rei­chen die Be­klag­te übli­cher­wei­se fi­nanz­po­li­tisch tätig ist. Ins­be­son­de­re kommt es nicht dar­auf an, ob die Be­klag­te in Geld­an­la­gen in­ves­tiert, mit de­nen ei­ner­seits ei­ne ho­he Ren­di­te er­zielt wird, die aber an­de­rer­seits mit erhöhten Ri­si­ken be­haf­tet sind. Wäre dies zu­grun­de zu le­gen, wäre die Be­klag­te ge­zwun­gen, auch in Höhe des ihr vom Kläger be­las­se­nen Ka­pi­tals ri­si­ko­rei­che Geld­an­la­gen zu ver­wen­den.

Als „marktübli­cher Zins­satz“ ist so­mit ein Zins­satz zu ver­ste­hen, der ri­si­ko­frei ist, al­so ein Zins­satz, der auf ei­nem Markt für ei­ne Geld­an­la­ge bei ei­nem Schuld­ner ge­zahlt wird, bei dem nach all­ge­mei­ner An­sicht kein Ri­si­ko be­steht, dass Zin­sen und Rück­zah­lung nicht pünkt­lich ge­leis­tet wer­den können (vgl. Wi­ki­pe­dia: Ri­si­ko­frei­er Zins­satz). In der Re­gel wer­den die Ren­di­ten von Staats­pa­pie­ren (oder ein­wand­frei­en Bank­an­la­gen) als ri­si­ko­lo­ser Zins­satz ge­nutzt.

Nach Auf­fas­sung der Kam­mer ist bei der Be­stim­mung des „marktübli­chen Zins­sat­zes“ da­her auf die Ren­di­te von Bun­des­an­lei­hen, ins­be­son­de­re von börsen­no­tier­ten Bun­des­wert­pa­pie­ren, ab­zu­stei­fen. Da­nach kommt es dar­auf an, wel­che Ren­di­te ei­ne im Fe­bru­ar 2012 er­wor­be­ne Bun­des­an­lei­he bei ei­ner Lauf­zeit von 11 Jah­ren hat­te.

Die­ser Wert liegt bei 2,13 %. Dies er­gibt sich aus der Zins­struk­tur­kur­ve (Svens­son-Me­tho­de) für börsen­no­tier­te Bun­des­wert­pa­pie­re (zu fin­den über: Deut­sche Bun­des­bank/Sta­tis­ti­ken/Zeit­rei­hen-Da­ten­ban­ken/Ma­kroöko­no­mi­sche Zeit­rei­hen/Geld- und Ka­pi­talmärk­te/Zinssätze und Ren­di­ten/Zins­struk­tur am Ren­ten­markt-Schätz­wer­te/Börsen­no­tier­te Bun­des­wert­pa­pie­re/Zins­struk­tur­kur­ve für börsen­no­tier­te Bun­des­wert­pa­pie­re/BBK01.WZ3431.) Da­nach be­trug der Zins­satz für börsen­no­tier­te Bun­des­wert­pa­pie­re mit ei­ner Lauf­zeit von 11 Jah­ren im Fe­bru­ar 2012 2,13 %.

Nach Ab­zug der be­reits von der Be­klag­ten gewähr­ten Zin­sen (0,87 %) ste­hen dem Kläger da­her wei­te­re 1,26 % Zin­sen zu.

Be­zo­gen auf das Ver­sor­gungs­ka­pi­tal zum Zeit­punkt vor der Aus­zah­lung der ers­ten Ra­te (363.534,48 €) er­gibt sich für Fe­bru­ar und März 2012 ins­ge­samt ein Be­trag in Höhe von 763,42 € (1,26 % von 363.534,48 € = 4.580,53 € /12 Mo­na­te * 2 Mo­na­te), für den Zeit­raum 01.04.2012 bis 31.03.2013 sind noch 4.198,82 € an Zin­sen zu zah­len. Dies er­gibt sich aus fol­gen­der Be­rech­nung: 363.534,48 € abzüglich ge­zahl­ter Jah­res­ra­te in Höhe von 30.294,54 € = 333.239,94 € * 1,26 %.

Der dem Kläger zu­zu­spre­chen­de Be­trag beläuft sich so­mit auf 4.962,24 €.

Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung war zurück­zu­wei­sen.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 92 Ab­satz 1 ZPO.

Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Ab­satz 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen.

Weißen­fels
Vor­sit­zen­de Rich­te­rin
am Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ben­gel
eh­ren­amt­li­cher Rich­ter

Hendl
eh­ren­amt­li­cher Rich­ter

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