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LAG Hamm, Ur­teil vom 05.09.2012, 2 Sa 398/12

   
Schlagworte: Kündigungsschutzklage, Klagefrist
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 2 Sa 398/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 05.09.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Herford, Urteil vom 25.1.2012, 1 Ca 1235/11
   

Te­nor:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Her­ford vom 25.01.2012 – 1 Ca 1235/11 – wird zurück­ge­wie­sen.

Die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens wer­den dem Kläger auf­er­legt.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten in ers­ter Li­nie über die frist­ge­rech­te Er­he­bung der Kündi­gungs­schutz­kla­ge und in der Sa­che um den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses so­wie ei­nen Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch des Klägers.

Der am 23.01.1970 ge­bo­re­ne, le­di­ge Kläger ist seit dem 15.04.2001 bei den bri­ti­schen Sta­tio­nie­rungs­kräften, zu­letzt als Sec­tor Tech­ni­cal Of­fi­cer (B&CE) am Stand­ort in H1 auf der Grund­la­ge des schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges vom 01.04.2009 und der Ne­ben­ab­re­de vom 28.04.2009, beschäftigt. We­gen der Ein­zel­hei­ten des Ar­beits­ver­tra­ges und der Ne­ben­ab­re­de wird auf Bl. 155 bis 163 d.A. Be­zug ge­nom­men.

Mit Schrei­ben vom 17.05.2011 un­ter­rich­te­ten die Per­so­nal­ab­tei­lung der bri­ti­schen Sta­ti­ons­kräfte in Deutsch­land so­wie die Fir­ma B1 Sup­port Ser­vices GmbH den Kläger über die mit Wir­kung zum 08.08.2011 be­ab­sich­tig­te Über­tra­gung des Fa­ci­li­ties Ma­nage­ment (FM) auf die B1 Sup­port Ser­vices GmbH mit der Fol­ge des ge­setz­li­chen Über­gangs des Ar­beits­verhält­nis­ses des Klägers. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Schrei­bens vom 17.05.2011 wird auf Bl. 71 bis 83 d.A. Be­zug ge­nom­men.

Nach­dem der Kläger dem Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf die B1 Sup­port Ser­vices GmbH mit Schrei­ben vom 10.06.2011 wi­der­sprach (Bl. 106 d.A.), erklärte die Beschäfti­gungs­dienst­stel­le des Klägers Gar­ri­son La­bour Sup­port Unit H1 mit Schrei­ben vom 20.09.2011 die or­dent­li­che Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Kläger. We­gen der Ein­zel­hei­ten des Kündi­gungs­schrei­bens vom 20.09.2011 wird auf Bl. 4, 5 d.A. Be­zug ge­nom­men. Ge­gen die­se Kündi­gung hat der Kläger am 11.10.2011 Kla­ge er­ho­ben, und zwar ge­gen das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land, ver­tre­ten durch das Bri­ti­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, die­ses ver­tre­ten durch den Ge­ne­ral­kom­man­deur des United King­dom Sup­port Com­mand Ger­ma­ny, ver­tre­ten durch die H1 Of­fice G1, Gar­ri­son La­bour Sup­port Unit, The Roy­al Lo­gis­tic Corps Bri­tish Forces, die­se ver­tre­ten durch die Dienst­stel­len­lei­te­rin, Frau U. S1, Head of Agen­cy. Die­se Kla­ge ist aus­weis­lich der Zu­stel­lungs­ur­kun­de auf Bl. 16 d.A. dem Ver­ei­nig­ten König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land am Sitz der Dienst­stel­le in H1 zu­ge­stellt wor­den.

Mit Kla­ge­er­wi­de­rung vom 03.11.2011 wies das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land dar­auf hin, dass die Kla­ge­frist des § 4 Abs. 1 KSchG versäumt wor­den sei, weil die Kla­ge gemäß Art. 56 Abs. 8 Satz 2 des Zu­satz­ab­kom­mens zum NA­TO-Trup­pen­sta­tuts ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Pro­zess­stand­schaf­te­rin hätte er­ho­ben wer­den müssen.

Nach­dem im Güte­ter­min vom 11.11.2011 für den Kläger nie­mand er­schie­nen ist, ist ein kla­ge­ab­wei­sen­des Versäum­nis­ur­teil er­gan­gen, das dem Kläger am 17.11.2011 zu­ge­stellt wor­den ist und ge­gen das er am 23.11.2011 Ein­spruch ein­ge­legt hat.

Der Kläger hat die An­sicht ver­tre­ten, dass das Pas­sivru­brum ent­spre­chend sei­nem An­trag zu 1) in der Ein­spruchs­schrift hätte be­rich­tigt wer­den müssen, weil die Aus­le­gung der Kla­ge­schrift zur Fol­ge ha­ben müsse, dass le­dig­lich ei­ne un­be­acht­li­che Falsch­be­zeich­nung der be­klag­ten Par­tei vor­lie­ge, weil die Kla­ge gemäß Art. 56 Abs. 8 Satz 2 NA­TO-Zu­satz­ab­kom­men zwin­gend ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu er­he­ben ge­we­sen sei, so dass auch für das Ar­beits­ge­richt un­schwer zu er­ken­nen ge­we­sen sei, dass ei­ne fal­sche Par­tei­be­zeich­nung ver­wen­det wor­den sei. Hin­zu kom­me, dass auch dem ma­te­ri­ell-recht­lich Be­rech­tig­ten bzw. Ver­pflich­te­ten hier die Tat­sa­che der Kla­ge­er­he­bung be­kannt ge­wor­den sei.

Der Kläger hat be­an­tragt, 

un­ter Auf­he­bung des Versäum­nis­ur­teils des Ar­beits­ge­richts Her­ford vom 11.11.2011 

1) das Pas­sivru­brum wie folgt zu be­rich­ti­gen: 

Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, ver­tre­ten durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen, die­ses ver­tre­ten durch den Bun­des­mi­nis­ter der Fi­nan­zen, Wil­helm­s­traße 97, 10117 Ber­lin, in Pro­zess­stand­schaft für das Ver­ei­nig­tes König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land, ver­tre­ten durch das Bri­ti­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, die­ses ver­tre­ten durch den Ge­ne­ral­kom­man­deur des United King­dom Sup­port Com­mand Ger­ma­ny, ver­tre­ten durch die H1 Of­fice G1, Gar­ri­son La­bour Sup­port Unit, The Roy­al Lo­gis­tic Corps Bri­tish Forces, die­se ver­tre­ten durch die Dienst­stel­len­lei­te­rin, Frau U. S1, Head of Agen­cy, K1 1, 23456 H1,

2) fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 20.09.2011 nicht auf­gelöst wor­den ist,

3) fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht durch an­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände auf­gelöst wor­den ist oder wer­den wird,

4) die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihn bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits über die Wirk­sam­keit der Kündi­gung tatsächlich als Bau­in­ge­nieur wei­ter zu beschäfti­gen.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, 

das Versäum­nis­ur­teil auf­recht­zu­er­hal­ten. 

Die Be­klag­te hat die An­sicht ver­tre­ten, dass die Kla­ge be­reits des­we­gen un­be­gründet sei, weil die Kündi­gung nach § 7 KSchG we­gen Versäum­ung der Kla­ge­frist des § 4 KSchG als wirk­sam gel­te. Ei­ne Be­rich­ti­gung des Pas­sivru­brums ent­spre­chend dem Be­geh­ren des Klägers kom­me nicht in Be­tracht, weil es sich da­bei um ei­ne Par­teiände­rung han­deln würde.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 25.01.2012 die Kündi­gungs­schutz­kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es im We­sent­li­chen aus­geführt, dass die Kündi­gung nach § 7 KSchG we­gen Versäum­ung der dreiwöchi­gen Kla­ge­frist des § 4 Satz 1 KSchG als wirk­sam gel­te. Die vom Kläger ge­gen das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land er­ho­be­ne Kla­ge könne nicht da­hin­ge­hend aus­ge­legt wer­den, dass tatsächlich die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land Pro­zess­stand­schaf­te­rin ent­spre­chend Art. 56 Abs. 8 des Zu­satz­ab­kom­mens zum NA­TO-Trup­pen­sta­tuts ver­klagt wor­den sei, weil die Be­zeich­nung der be­klag­ten Par­tei in der Kla­ge­schrift nicht aus­le­gungsfähig ge­we­sen sei, da sich aus dem bei­gefügten Kündi­gungs­schrei­ben der bri­ti­schen Ar­beits- und Per­so­nal­ver­wal­tung oh­ne Wei­te­res er­ge­be, dass der Kläger den Sta­tus ei­nes Mit­glieds des zi­vi­len Ge­fol­ges im Sin­ne des Art. 56 Abs. 8 Satz 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tus ge­habt ha­be und die Kla­ge da­mit zwin­gend ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Pro­zess­stand­schaf­te­rin zu er­he­ben ge­we­sen sei. Der Kläger ha­be auch nicht die kon­kre­te bri­ti­sche Ein­heit als Dienst­stel­le, son­dern das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land ver­klagt, so dass sich auch aus die­sem Grun­de ei­ne Be­rich­ti­gungs­bedürf­tig­keit des Pas­sivru­brums nicht ha­be auf­drängen müssen.

Ge­gen das am 20.02.2012 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat der Kläger am 20.03.2012 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se nach Frist­verlänge­rung bis zum 21.05.2012 am 21.05.2012 be­gründet. Zur Be­gründung der Be­ru­fung trägt der Kläger un­ter Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens vor, dass das Ar­beits­ge­richt zu Un­recht da­von aus­ge­gan­gen sei, dass die Kla­ge ver­spätet er­ho­ben wor­den sei. Viel­mehr sei die Kla­ge­frist des § 4 KSchG durch die am 10.10.2011 beim Ar­beits­ge­richt Her­ford ein­ge­gan­ge­ne Kla­ge ge­wahrt, weil in­so­weit of­fen­sicht­lich le­dig­lich ei­ne un­zu­tref­fen­de Par­tei­be­zeich­nung vor­lie­ge. Denn es sei nach dem In­halt der Kla­ge­schrift und den bei­gefügten Un­ter­la­gen of­fen­sicht­lich ge­we­sen, dass die Kla­ge ent­spre­chend § 56 Abs. 8 des Zu­satz­ab­kom­mens zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in Pro­zess­stand­schaft für das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en als er­ho­ben wor­den sei, von An­fang an klar ge­we­sen sei, dass mit ihm ein Ar­beits­verhält­nis nach deut­schem Recht be­gründet wor­den sei und er zu den Beschäftig­ten bei den sta­tio­nier­ten Ein­satz­kräften im Sin­ne des Art. 56 Abs. 8 S. 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut gehört ha­be.

Der Kläger be­an­tragt, 

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richt Her­ford vom 25.01.2012 

1) das Pas­sivru­brum wie folgt zu be­rich­ti­gen: 

Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, ver­tre­ten durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen, die­ses ver­tre­ten durch den Bun­des­mi­nis­ter der Fi­nan­zen, Wil­helm­s­traße 97, 10117 Ber­lin, in Pro­zess­stand­schaft für das Ver­ei­nig­tes König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land, ver­tre­ten durch das Bri­ti­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, die­ses ver­tre­ten durch den Ge­ne­ral­kom­man­deur des United King­dom Sup­port Com­mand Ger­ma­ny, ver­tre­ten durch die H1 Of­fice G1, Gar­ri­son La­bour Sup­port Unit, The Roy­al Lo­gis­tic Corps Bri­tish Forces, die­se ver­tre­ten durch die Dienst­stel­len­lei­te­rin, Frau U. S1, Head of Agen­cy, K1 1, 23456 H1,

2) fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 20.09.2011 nicht auf­gelöst wor­den ist,

3) fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht durch an­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände auf­gelöst wor­den ist oder wer­den wird,

4) die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihn bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits über die Wirk­sam­keit der Kündi­gung tatsächlich als Bau­in­ge­nieur wei­ter zu beschäfti­gen.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Be­ru­fung des Klägers zurück­zu­wei­sen. 

Die Be­klag­te ver­tei­digt un­ter Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts. Sie ver­tritt wei­ter­hin die An­sicht, dass die Kündi­gung be­reits we­gen Versäum­ung der dreiwöchi­gen Kla­ge­frist des § 4 KSchG nach § 7 KSchG un­wirk­sam sei.

We­gen des Par­tei­en­vor­brin­gens im Übri­gen wird auf den In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Be­ru­fung des Klägers ist un­be­gründet. 

Das Ar­beits­ge­richt hat im Er­geb­nis zu Recht die Kla­ge als un­be­gründet ab­ge­wie­sen, weil der Kläger die dreiwöchi­ge Kla­ge­frist des § 4 Satz 1 KSchG versäumt hat mit der Fol­ge, dass die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 20.09.2011 gemäß § 7 KSchG als wirk­sam gilt. In­so­weit wird zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen auf die zu­tref­fen­den Ent­schei­dungs­gründe des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG Be­zug ge­nom­men. Das Vor­brin­gen des Klägers in der Be­ru­fungs­in­stanz gibt le­dig­lich An­lass zu fol­gen­den Ergänzun­gen:

Der Kläger geht zwar zu Recht da­von aus, dass nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, der auch die Be­ru­fungs­kam­mer folgt, die be­klag­te Par­tei dann, wenn ih­re Be­zeich­nung nicht ein­deu­tig ist, durch Aus­le­gung zu er­mit­teln ist. Selbst bei äußer­lich ein­deu­ti­ger, aber of­fen­kun­dig un­rich­ti­ger Be­zeich­nung ist grundsätz­lich die­je­ni­ge Per­son als Par­tei an­ge­spro­chen, die er­kenn­bar durch die Par­tei­be­zeich­nung be­trof­fen wer­den soll. Es kommt da­bei dar­auf an, wel­cher Sinn der von der kla­gen­den Par­tei in der Kla­ge­schrift gewähl­ten Par­tei­be­zeich­nung bei ob­jek­ti­ver Würdi­gung des Erklärungs­in­halts bei­zu­le­gen ist. Ei­ne un­ge­naue oder er­kenn­bar fal­sche Par­tei­be­zeich­nung ist unschädlich und kann je­der­zeit von Amts we­gen rich­tig ge­stellt wer­den. Er­gibt sich in ei­nem Kündi­gungs­schutz­pro­zess aus den ge­sam­ten er­kenn­ba­ren Umständen, et­wa aus dem der Kla­ge­schrift bei­gefügten Kündi­gungs­schrei­ben, wer tatsächlich als be­klag­te Par­tei ge­meint ist, ist die Be­rich­ti­gung des Ru­brums re­gelmäßig möglich mit der Fol­ge, dass auch die dreiwöchi­ge Kla­ge­frist des § 4 Satz 1 KSchG ge­wahrt ist (vgl. BAG, Ur­teil v. 28.08.2008 - 2 AZR 279/07, NZA 2009, 221; LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil v. 27.03.2009 - 9 Sa 737/08, Ju­ris).

Ei­ne Aus­le­gung der Kla­ge­schrift und die Be­rich­ti­gung des Pas­sivru­brums in dem Sin­ne, dass sich die Kla­ge von An­fang an ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Pro­zess­stand­schaf­te­rin für das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land ist ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten nicht möglich. Denn ent­schei­den­de Vor­aus­set­zung für die Aus­le­gung ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge und da­mit auch ei­ne
Ru­brums­be­rich­ti­gung ist die Wah­rung der recht­li­chen Iden­tität der be­klag­ten Par­tei. Bleibt da­ge­gen die be­klag­te Par­tei nicht die­sel­be, liegt kei­ne "Be­rich­ti­gung" vor, son­dern es wird im We­ge der Par­teiände­rung ei­ne an­de­re Par­tei in den Pro­zess ein­geführt (vgl. BAG, Ur­teil v. 28.08.2008 - 2 AZR 279/07, NZA 2009, 221; Urt. v. 21.09.2006 – 2 AZR 573/05, NJW 2007, 458; LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil v. 27.03.2009 - 9 Sa 737/08, ju­ris; LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Urt. v. 09.04.2010 – 13 Sa 1919/09, ju­ris)

Ob ei­ne Aus­le­gung der Kündi­gungs­schutz­kla­ge und ei­ne ent­spre­chen­de Ru­brums­be­rich­ti­gung im dem Sin­ne, dass ent­spre­chend Art. 56 Abs. 8 S. 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in Pro­zess­stand­schaft für das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land vor­ge­nom­men wer­den kann, wenn der Ar­beit­neh­mer die Kündi­gungs­schutz­kla­ge ge­gen die Beschäfti­gungs- Dienst­stel­le er­hebt und der Kündi­gungs­schutz­kla­ge das Kündi­gungs­schrei­ben der Dienst­stel­le beifügt, kann of­fen blei­ben (dafür BAG, Urt. v. 21.09.2011 – 7 AZR 134/10, NZA 2012, 271; LAG Rhein­land-Pfalz, Urt. v. LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil v. 27.03.2009 - 9 Sa 737/08, ju­ris; LAG Hamm, Be­schl. v. 16.10.1990 – 8 Ta 214/90, ju­ris; da­ge­gen LAG Rhein­land-Pfalz, Be­schl. v. 25.02.2005 – 8 Ta 6/05, ju­ris; LAG Hes­sen, Be­schl. v. 09.12.1988 - 15 Sa 615/88, ju­ris). Denn ei­ne Ru­brums­be­rich­ti­gung ist je­den­falls dann nicht möglich, wenn die Kla­ge ge­gen das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land er­ho­ben wird.

Die mit dem am 23.11.2011 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz vom sel­ben Tag Schrift­satz vom 23.11.2011 be­an­trag­te Ände­rung der Par­tei­be­zeich­nung stellt kei­ne bloße Be­rich­ti­gung der Par­tei­be­zeich­nung dar, da die Iden­tität der be­klag­ten Par­tei nicht ge­wahrt bleibt. Viel­mehr soll im We­ge der Par­teiände­rung ei­ne an­de­re Par­tei in den Pro­zess ein­geführt wer­den.

Die Kündi­gungs­schutz­kla­ge ist aus­drück­lich ge­gen das Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land er­ho­ben wer­den, das als Par­tei ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges und beim Feh­len der Vor­aus­set­zun­gen des Art. 56 Abs. 8 S. 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut auch Par­tei ei­nes Pro­zes­ses sein kann. Die Be­zeich­nung der be­klag­ten Par­tei in der Kla­ge­schrift ist ein­deu­tig. Sie folgt aus der ge­nau­en Be­zeich­nung des al­li­ier­ten Ar­beit­ge­bers und dem Feh­len ei­nes Hin­wei­ses auf die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Pro­zess­stand­schaf­te­rin.

Die Tat­sa­che, dass die Kündi­gungs­schutz­kla­ge auf­grund der be­son­de­ren Re­ge­lung des Art. 56 Abs. 8 S. 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in ge­setz­li­cher Pro­zess­stand­schaft für die als be­klag­te Par­tei ge­nann­te Ver­ei­nig­te König­reich von Großbri­tan­ni­en und Nord­ir­land zu er­he­ben ist, steht die­sem Er­geb­nis nicht ent­ge­gen. Denn die Pro­zess­stand­schaft be­deu­tet die Be­fug­nis, ein frem­des Recht in ei­ge­nem Na­men ein­zu­kla­gen. Die Pro­zess­ord­nung sieht je­doch nicht vor, dass der Pro­zess­stand­schaf­ter, oh­ne dass ge­gen ihn Kla­ge er­ho­ben wird, au­to­ma­tisch mit Kla­ge­er­he­bung ge­gen den ma­te­ri­ell Be­rech­tig­ten des­sen Po­si­ti­on im Rechts­streit über­nimmt. Dem­ent­spre­chend ist ei­ne Ru­brums­be­rich­ti­gung bei ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge, die ge­gen ei­nen ge­nau be­zeich­ne­ten al­lier­ten Ar­beit­ge­ber und nicht ent­spre­chend Art. 56 Abs. 8 S. 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Pro­zess­stand­schaf­te­rin er­ho­ben wird, nicht möglich (vgl. BAG, Urt. v. 13.07.1889 – 2 AZR 571/88, ju­ris; LAG Rhein­land-Pfalz, Urt. v.
25.06.2006 – 10 Sa 738/05, ZTR 2006, 675). Für ei­ne Aus­le­gung der Par­tei­be­zeich­nung in der Kla­ge­schrift in dem Sin­ne, dass sich die Kla­ge nicht ge­gen den Ar­beit­ge­ber, son­dern ge­gen ei­ne an­de­re rechtsfähi­ge Per­son rich­ten soll, be­darf es be­son­de­rer An­halts­punk­te (vgl. LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Urt. v. 09.04.2010 – 13 Sa 1919/09, ju­ris), die die vor­lie­gend feh­len. Die Tat­sa­che al­lein, dass nur die Er­he­bung der Kündi­gungs­schutz­kla­ge ent­spre­chend Art. 56 Abs. 8 S. 2 Zu­satz­ab­kom­men zum NA­TO-Trup­pen­sta­tut ge­gen die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Pro­zess­stand­schaf­te­rin die Kla­ge­frist des § 4 S. 1 KSchG wahrt, reicht dafür je­den­falls dann nicht aus, wenn ei­ne ein­deu­ti­ge Be­zeich­nung der be­klag­ten Par­tei vor­liegt, die oh­ne recht­li­che Son­der­re­ge­lun­gen auch die die rich­ti­ge Pro­zess­par­tei wäre. Aus all­dem folgt, dass die Be­ru­fung des Klägers zurück­zu­wei­sen war.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO. 

Die Kam­mer hat die Re­vi­si­on we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­ge nach § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­ge­las­sen.

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