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ARBEITSRECHT AKTUELL // 09/226

Bun­des­ar­beits­ge­richt lässt Re­vi­si­on im Fall Eva Her­man nicht zu

Ta­ges­schau­spre­che­rin Eva Her­mann un­ter­liegt end­gül­tig: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 26.08.2009, 5 AZN 503/09
Kündigung Wall-Street-Karton mit Frau Ta­ges­schau­spre­che­rin Eva Her­mann kann ihr "Eva-Prin­zip" jetzt end­gül­tig rund um die Uhr le­ben

07.12.2009. Die ehe­ma­li­ge Ta­ges­schau­spre­che­rin Eva Her­mann hat ih­ren ju­ris­ti­schen Kampf ge­gen ih­re Ent­las­sung beim NDR ver­lo­ren.

Be­reits im Au­gust hat­te das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schie­den, dass es die Re­vi­si­on ge­gen das klag­ab­wei­sen­de Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ham­burg nicht zu­lässt.

Das LAG Ham­burg hat­te be­stä­tigt, dass Frau Her­mann kei­ne Ar­beit­neh­me­rin ist, wo­mit die von Frau Her­mann an­ge­grif­fe­ne Kün­di­gung rechts­ver­bind­lich wur­de.

Nun­mehr hat das BAG sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de ver­öf­fent­licht: BAG, Be­schluss vom 26.08.2009, 5 AZN 503/09.

Der Fall Eva Her­mann: Ta­ges­schau­spre­cher sind kei­ne Ar­beit­neh­mer

In Ar­beits­recht ak­tu­ell 09/100 (Ta­ges­schau­spre­cher sind kei­ne Ar­beit­neh­mer) be­rich­te­ten wir über das Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren der ehe­ma­li­gen Ta­ges­schau­spre­che­rin und Fern­seh­mo­de­ra­to­rin Eva Herr­mann.

Nach jah­re­lan­ger Tätig­keit als Nach­rich­ten­spre­che­rin bei der Ta­ges­schau und Mo­de­ra­to­rin der Sen­dung „Her­man und Ti­et­jen“ im Sta­tus der frei­en Mit­ar­bei­te­rin beim NDR kam es zum Eklat, weil die Ta­ges­schau­spre­che­rin ein Buch veröffent­lich­te („Das Eva-Prin­zip“), in der sie ei­ne sehr kon­ser­va­ti­ve Mut­ter­rol­le pro­pa­gier­te. In den Me­di­en be­haup­te­te sie an­sch­ließend, im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ha­be es auch gu­te Wer­te, nämlich im Be­zug auf die Rol­le von Müttern, Fa­mi­li­en und Kin­dern, ge­ge­ben.

Der Sen­der kündig­te des­halb die mit der Ta­ges­schau­spre­che­rin be­ste­hen­den Verträge sämt­lich frist­los. Hier­ge­gen hat­te Frau Herr­mann er­folg­los Kündi­gungs­schutz­kla­ge beim Ar­beits­ge­richt Ham­burg (Ur­teil vom 29.04.2008, 1 Ca 424/07) er­ho­ben. Kündi­gungs­schutz­kla­ge können nämlich nur Ar­beit­neh­mer er­he­ben, freie Mit­ar­bei­ter da­ge­gen nicht.

So­wohl das Ar­beits- als auch Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg (Ur­teil vom 01.04.2009, 3 Sa 58/08) ka­men je­doch zu dem Er­geb­nis, dass die Ta­ges­schau­spre­che­rin zu Recht als freie Mit­ar­bei­te­rin be­zeich­net wur­de.

Für die Fra­ge, ob je­mand Ar­beit­neh­mer ist, kommt es dar­auf an, dass er den ein­sei­ti­gen Wei­sun­gen sei­nes Ar­beit­ge­bers un­ter­liegt. Nach umfäng­li­cher Be­weis­auf­nah­me kam das LAG je­doch zu dem Er­geb­nis, dass die Dienst­pläne, an­hand de­rer die Ar­beitseinsätze ge­re­gelt wur­den, je­weils in en­ger Ab­spra­che mit den Spre­chern, al­so ge­ra­de nicht durch ein­sei­ti­ge Wei­sung des Ar­beit­ge­bers, er­stellt wur­den. Das LAG stell­te dies­bezüglich den Leit­satz auf:

Wenn Dienst­pläne für Nach­rich­ten­spre­cher im Fern­se­hen auf­grund ins Ein­zel­ne ge­hen­der Vor­ga­ben der Spre­cher er­stellt wer­den und die Spre­cher die Möglich­keit ha­ben, ge­plan­te Einsätze je­der­zeit un­ter­ein­an­der zu tau­schen und ge­plan­te Einsätze er­satz­los ab­zu­ge­ben, spricht dies ge­gen das Vor­lie­gen ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses.

Die Re­vi­si­on zum Bun­des­ar­beits­ge­richt ließ das LAG nicht zu.

Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt

Hier­ge­gen leg­te Eva Herr­mann Be­schwer­de ein, um die Zu­las­sung der Re­vi­si­on doch noch zu er­rei­chen.

Die­se so ge­nann­te Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de nach § 72a Ar­beits­ge­richts­ge­setz ist nur un­ter en­gen Vor­aus­set­zun­gen er­folg­reich.

Dafür muss der Be­schwer­deführer dar­le­gen, dass die Vor­in­stanz von der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ab­ge­wi­chen ist („Di­ver­genz“) oder das die Ent­schei­dung von grundsätz­li­cher Be­deu­tung ist.

Mit der Fra­ge, ob die Re­vi­si­on in dem Ver­fah­ren Frau Her­manns zu­zu­las­sen ist, be­fasst sich das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung (BAG, Be­schluss vom 26.08.2009, 5 AZN 503/09).

Bun­des­ar­beits­ge­richt lässt Re­vi­si­on nicht zu

Ei­ne Ab­wei­chung der Ent­schei­dung des LAG von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung konn­te das BAG je­doch eben­so we­nig er­ken­nen wie die grundsätz­li­che Be­deu­tung der Rechts­sa­che.

Das BAG stellt noch ein­mal klar, dass nach ständi­ger Recht­spre­chung die Fra­ge, ob ein Auf­trag­neh­mer wei­sungs­ge­bun­den tätig ist und da­mit Ar­beit­neh­mer, un­ter Abwägung al­ler Umstände des Ein­zel­falls zu klären ist. Ge­nau­so das hat LAG im Streit­fall ge­macht, so das BAG.

Da­bei sind nach Auf­fas­sung des BAG die Erörte­run­gen des LAG nicht zu be­an­stan­den, dass vor­lie­gend das Er­stel­len der Dienst­pläne nach den Vor­ga­ben der Spre­cher un­ty­pisch für ein Ar­beits­verhält­nis ist. Dem wi­der­spricht es nicht, dass nach der Recht­spre­chung das Vor­lie­gen von Dienst­plänen für ein Ar­beits­verhält­nis spre­chen kann, so das BAG wei­ter, weil da­mit ge­ra­de ein­sei­ti­ge Dienst­pläne oh­ne vor­he­ri­ge Ab­spra­che ge­meint sind.

Sch­ließlich meint das BAG, der Streit­fall ha­be kei­ne grundsätz­li­che Be­deu­tung. Das Ur­teil des LAG Ham­burg ist da­mit rechts­kräftig.

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Letzte Überarbeitung: 19. März 2018

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