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BAG, Ur­teil vom 09.03.2011, 7 AZR 728/09

   
Schlagworte: Befristung, Haushalt
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZR 728/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 09.03.2011
   
Leitsätze: Die Bundesagentur für Arbeit kann sich zur Rechtfertigung befristeter Arbeitsverträge nicht auf den Sachgrund der sog. haushaltsrechtlichen Befristung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 TzBfG berufen.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Kassel, Urteil vom 7.08.2008, 3 Ca 131/08
Hessisches Landesarbeitsgericht, 31.07.2009, 3 Sa 1657/08
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

7 AZR 728/09

3 Sa 1657/08 Hes­si­sches

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am 9. März 2011

UR­TEIL

Förs­ter, Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 9. März 2011 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Lin­sen­mai­er, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Kiel, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Schmidt so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Prof. Dr. Dei­nert und Strip­pel­mann für Recht er­kannt:


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Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 31. Ju­li 2009 - 3 Sa 1657/08 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Be­klag­te hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob ihr Ar­beits­verhält­nis auf­grund Be-

fris­tung zum 31. De­zem­ber 2008 ge­en­det hat.

Der Kläger war auf der Grund­la­ge meh­re­rer be­fris­te­ter Ar­beits­verträge

seit dem 1. Ja­nu­ar 2006 bei der Be­klag­ten - ei­ner rechtsfähi­gen bun­des­un­mit­tel­ba­ren Körper­schaft des öffent­li­chen Rechts - als An­ge­stell­ter in der Ar­beits­ver­mitt­lung beschäftigt. Zu­letzt schlos­sen die Par­tei­en un­ter dem 12. De­zem­ber 2007 ei­nen be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag für die Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2008 bis zum 31. De­zem­ber 2008. Gleich­zei­tig un­ter­zeich­ne­ten sie ei­nen Ver­merk zu dem Ver­trag, der fol­gen­den Be­fris­tungs­grund vor­sieht:

„§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG (Vergütung aus Haus­halts­mit­teln, die haus­halts­recht­lich für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung be­stimmt sind)“.

Der Ar­beits­ver­trag stand un­ter dem Vor­be­halt, dass die Bun­des-

re­gie­rung den vom Ver­wal­tungs­rat der Be­klag­ten am 15. No­vem­ber 2007 fest­ge­stell­ten Haus­halts­plan nach § 71a Abs. 2 SGB IV ge­neh­migt. Die Ge­neh­mi­gung er­folg­te durch Be­schluss der Bun­des­re­gie­rung vom 19. De­zem­ber 2007 mit Maßga­ben, de­nen der Ver­wal­tungs­rat am 20. De­zem­ber 2007 bei der Fest­stel­lung des Haus­halts­plans für das Jahr 2008 nach § 71a Abs. 4 Satz 1 SGB IV Rech­nung trug. Für Auf­ga­ben nach dem SGB III weist der Haus­halts­plan Mit­tel zur Beschäfti­gung von 5.800 Ar­beits­kräften mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag aus. Zur Zweck­be­stim­mung heißt es un­ter Ti­tel 425 07 in Ka­pi­tel 5:


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„Gehälter der Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag im Rah­men des ge­ziel­ten, wir­kungs­ori­en­tier­ten Ein­sat­zes von Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­lern, Aus­bil­dungs­ver-mitt­le­rin­nen/Aus­bil­dungs­ver­mitt­lern, Be­ra­te­rin­nen/Be­ra-tern, Team­lei­te­rin­nen/Team­lei­tern, Fachas­sis­tenz­kräften im Be­reich Kun­den­por­tal bis längs­tens 31.12.2012 so­wie Fach- und As­sis­tenz­kräfte in den Leis­tungs­teams bis längs­tens 31.12.2010

- zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur

Ver­bes­se­rung der In­te­gra­ti­ons­fort­schrit­te für Be­treu­ungs­kun­den im Be­reich Ar­beits­ver­mitt­lung so­wie zur Er­pro­bung op­ti­mier­ter Be­treu­ungs­re­la­tio­nen Ar­beits-ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­ler zu den Ar­beits-lo­sen/Be­trie­ben,

- zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur

In­ten­si­vie­rung der Aus­bil­dungs­ver­mitt­lung in Be­trie­ben, zur verstärk­ten Be­rufs­ori­en­tie­rung ju­gend­li­cher Schul­abgänge­rin­nen/Schul­abgänger mit De­fi­zi­ten und zur Ver­bes­se­rung der Stu­dier­nei­gung von Ab­itu­ri­en­tin­nen/Ab­itu­ri­en­ten,

- im Zu­sam­men­hang mit dem durch Auf­schie­ben ei­ner

Or­ga­ni­sa­ti­ons­re­form für die Agen­tu­ren für Ar­beit bis zum Jahr 2010 nur noch vorüber­ge­hend be­ste­hen­den Per­so­na­ler­satz­be­darf im Be­reich der Leis­tungs­gewährung,

- zur Um­set­zung von Son­der­pro­gram­men des Bun­des

für den Ar­beits­markt durch die Ar­beits­ver­mitt­lung

Erläute­run­gen

a) Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag (§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG) zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung der In­te­gra­ti­ons­fort­schrit­te für Be­treu­ungs­kun­den im Be­reich Ar­beits­ver­mitt­lung so­wie zur Er­pro­bung op­ti­mier­ter Be­treu­ungs­re­la­tio­nen von Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits-ver­mitt­ler zu Ar­beits­lo­sen/Be­trie­ben bis längs­tens zum 31.12.2012.

b) Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag (§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG) zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur In­ten­si­vie­rung der Aus­bil­dungs­ver­mitt­lung im Be­trieb, zur verstärk­ten Be­rufs­ori­en­tie­rung ju­gend­li­cher Schul­abgänge­rin­nen/Schul­abgänger mit De­fi­zi­ten und zur Ver­bes­se­rung der Stu­dier­nei­gung von Ab­itu­ri­en­tin­nen/Ab­itu­ri­en­ten bis längs­tens 31.12.2012.


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c) Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag (§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG) im Zu­sam­men­hang mit dem durch Auf­schie­ben ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­ons­re­form für die Agen­tu­ren für Ar­beit bis zum Jahr 2010 nur noch vorüber­ge­hend be­ste­hen­den Per­so­na­ler­satz­be­darf im Be­reich der Leis­tungs­gewährung bis längs­tens 31.12.2010.

d) Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag (§ 14 Abs. 1 Nr. 7) zur Um­set­zung von Son­der­pro­gram­men des Bun­des für den Ar­beits­markt durch die Ar­beits­ver­mitt­lung bis längs­tens 31.12.2012.“

Mit der am 26. März 2008 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge

hat sich der Kläger ge­gen die Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf­grund der Be­fris­tung ge­wandt. Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­klag­te könne sich nicht auf § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG be­ru­fen, weil sie selbst und nicht der Ge­setz­ge­ber den Haus­halts­plan auf­ge­stellt ha­be. Wenn Körper­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts durch die Auf­stel­lung von Haus­halt­plänen Be­fris­tungs­gründe schaf­fen könn­ten, wären sie ge­genüber pri­va­ten Ar­beit­ge­bern un­ge­recht­fer­tigt be­vor­zugt. Außer­dem genügten die all­ge­mein ge­hal­te­nen haus­halts­recht­li­chen Be­fris­tungs­vor­ga­ben im Haus­halts­ti­tel 425 07 nicht den Vor­aus­set­zun­gen des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG.

Der Kläger hat be­an­tragt

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die am 12. De­zem­ber 2007 ver­ein­bar­te Be­fris­tung nicht zum 31. De­zem­ber 2008 auf­gelöst wird, son­dern darüber hin­aus auf un­be­stimm­te Zeit fort­be­steht.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt. Sie hat die An­sicht ver-

tre­ten, die Be­fris­tung sei nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG sach­lich ge­recht­fer­tigt, da die dem Kläger über­tra­ge­ne Beschäfti­gung auf­grund von zweck­ge­bun­de­nen, für ei­ne zeit­lich be­grenz­te Auf­ga­be zur Verfügung ge­stell­ten Haus­halts­mit­teln er­folgt sei.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits-

ge­richt hat die Be­ru­fung der Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen. Mit der zu­ge­las­se­nen


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Re­vi­si­on be­gehrt die Be­klag­te wei­ter Ab­wei­sung der Kla­ge. Der Kläger be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on ist un­be­gründet. Die Vor­in­stan­zen ha­ben der

Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge zu Recht statt­ge­ge­ben. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en hat nicht auf­grund der im Ar­beits­ver­trag vom 12. De­zem­ber 2007 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung am 31. De­zem­ber 2008 ge­en­det. Die Vor­aus­set­zun­gen des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG lie­gen nicht vor. Die Be­klag­te kann sich als rechtsfähi­ge bun­des­un­mit­tel­ba­re Körper­schaft des öffent­li­chen Rechts mit Selbst­ver­wal­tung (§ 367 Abs. 1 SGB III) nicht auf den Sach­grund der sog. Haus­halts­be­fris­tung be­ru­fen. § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ist nicht an­wend­bar, wenn das den Haus­halts­plan auf­stel­len­de Or­gan und der Ar­beit­ge­ber iden­tisch sind und es an ei­ner un­mit­tel­ba­ren de­mo­kra­ti­schen Le­gi­ti­ma­ti­on des Haus­halts­plan­ge­bers fehlt. An­dern­falls würden die bei der Körper­schaft beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer ge­genüber den Ar­beit­neh­mern in der Pri­vat­wirt­schaft in ih­rem durch Art. 12 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­ten Be­stands­schutz in ei­ner mit dem Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG nicht zu ver­ein­ba­ren­den Wei­se be­nach­tei­ligt. Auch der Sach­grund des nur vorüber­ge­hen­den Be­darfs nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG liegt nicht vor.

A. Die Kla­ge ist zulässig.

I. Trotz des nicht an den Vor­ga­ben des § 17 Satz 1 Tz­B­fG ori­en­tier­ten,

auf ei­nen all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­an­trag iSv. § 256 Abs. 1 ZPO hin­deu­ten­den letz­ten Halb­sat­zes des Kla­ge­an­trags han­delt es sich aus­sch­ließlich um ei­ne Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge nach § 17 Satz 1 Tz­B­fG. An­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände oder -zeit­punk­te sind zwi­schen den Par­tei­en nicht im Streit. In die­sem Sin­ne ha­ben auch die Vor­in­stan­zen die Kla­ge ver­stan­den.


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II. Die Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ist nicht des­halb un­zulässig, weil sie

be­reits über neun Mo­na­te vor dem ver­ein­bar­ten Ver­trags­en­de er­ho­ben wur­de. An der Klärung der Fra­ge, ob ei­ne Be­fris­tung wirk­sam ist und zur Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses führt, be­steht in der Re­gel be­reits vor dem Ver­trags-en­de ein recht­li­ches In­ter­es­se der Par­tei­en. Des­halb wird die - ma­te­ri­ell-recht­li­che - Kla­ge­frist des § 17 Satz 1 Tz­B­fG nach ständi­ger Recht­spre­chung des Se­nats auch durch die Er­he­bung ei­ner Kla­ge vor dem Ab­lauf der ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit ge­wahrt (BAG 2. Ju­ni 2010 - 7 AZR 136/09 - Rn. 13, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 71 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 67).

B. Die Kla­ge ist be­gründet. Die Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses ist

man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den Grun­des un­wirk­sam.

I. Die Be­fris­tung ist nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ge­recht-

fer­tigt.

1. Ein Ar­beits­ver­trag kann nach die­ser Vor­schrift wirk­sam be­fris­tet wer-
den, wenn der Ar­beit­neh­mer aus Haus­halts­mit­teln vergütet wird, die haus­halts­recht­lich für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung be­stimmt sind, und er ent­spre­chend beschäftigt wird. Um­strit­ten ist, ob die Haus­halts­mit­tel durch ein Ge­setz, min­des­tens aber durch ein Par­la­ment aus­ge­bracht wer­den müssen (vgl. da­zu APS/Back­haus 3. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 103; Dörner FS Ot­to 2008 S. 55, 69; Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag 2. Aufl. Rn. 217 f.; Gräfl in Ar­nold/Gräfl

2. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 217a; Schlach­ter in Laux/Schlach­ter Tz­B­fG 2. Aufl. § 14 Rn. 83; Schaub/Koch ArbR-Hdb. 13. Aufl. § 40 Rn. 36), oder ob es genügt, dass sie in ei­nem nach dem öffent­li­chen Haus­halts­recht auf­ge­stell­ten Haus­halts­plan aus­ge­wie­sen sind, so dass nicht nur Bund, Länder und Ge­bietskörper­schaf­ten, son­dern auch sons­ti­ge Körper­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts die­se Be­fris­tungsmöglich­keit in An­spruch neh­men können (so Münch­KommBGB/Hes­se § 14 Tz­B­fG Rn. 67; An­nuß/Thüsing/Masch­mann Tz­B­fG 2. Aufl. § 14 Rn. 67; Jous­sen RdA 2010, 65, 66 f.; ErfK/Müller-Glöge 11. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 71; Löwisch NZA 2006, 457, 459; St­ein­herr ZTR 2003, 216, 219; eben­so KR/Lip­ke 9. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 317, ein­schränkend al­ler­dings Rn. 318). In frühe­ren Ent­schei­dun­gen hat der Se­nat die Fra­ge aus­drück-


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lich of­fen ge­las­sen (BAG 16. Ok­to­ber 2008 - 7 AZR 360/07 - Rn. 14, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 56 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 53; 2. Sep­tem­ber 2009 - 7 AZR 162/08 - Rn. 12, AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 14 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 60; zu­letzt 17. März 2010 - 7 AZR 843/08 - Rn. 9, AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 16). Er be­ant­wor­tet sie nun­mehr da­hin, dass je­den­falls der Haus­halts­plan der be­klag­ten bun­des­un­mit­tel­ba­ren Selbst­ver­wal­tungskörper­schaft für § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG nicht genügt. Das er­gibt die Aus­le­gung der Vor­schrift. Der Streit­fall ver­langt kei­ne Ent­schei­dung, was für Ge­bietskörper­schaf­ten gilt.

a) Der Wort­laut des Ge­set­zes ist für die Aus­le­gung un­er­gie­big. § 14
Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ver­wen­det zwar den Be­griff Haus­halts­ge­setz nicht, son­dern spricht von Haus­halts­mit­teln und von der haus­halts­recht­li­chen Be­stim­mung der Mit­tel. Dies schließt aber ein Verständ­nis nicht aus, wo­nach die Haus­halts­mit­tel in ei­nem förm­li­chen Ge­setz aus­ge­wie­sen oder zu­min­dest Ge­gen­stand ei­nes un­mit­tel­bar de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten Ver­fah­rens ge­we­sen sein müssen. So­weit die ge­setz­li­chen Be­griff­lich­kei­ten dafür an­geführt wer­den, dass der Ge­setz­ge­ber den Be­fris­tungs­tat­be­stand nicht nur auf Mit­tel in den Haus­hal­ten des Bun­des oder der Länder be­gren­zen, son­dern al­le nach dem öffent­li­chen Haus­halts­recht auf­ge­stell­ten Haus­haltspläne ein­be­zie­hen woll­te (vgl. ErfK/Müller-Glöge § 14 Tz­B­fG Rn. 71; Jous­sen RdA 2010, 65, 67; Kitt-ner/Däubler/Zwan­zi­ger-Däubler 8. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 114), ist der Schluss nicht zwin­gend. Der Um­stand, dass der Be­griff Haus­halts­ge­setz nicht ver­wen­det wur­de, könn­te auch dar­auf zurück­zuführen sein, dass die nicht auf ei­nem Ge­setz be­ru­hen­den Haus­hal­te der Ge­bietskörper­schaf­ten nicht aus­ge­schlos­sen wer­den soll­ten.

b) Die Ge­set­zes­ge­schich­te spricht dafür, dass § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7
Tz­B­fG Haus­halts­mit­tel ver­langt, die in ei­nem förm­li­chen Haus­halts­ge­setz vor­ge­se­hen sind. Be­reits vor dem Tz­B­fG hat­te die Recht­spre­chung ei­nen sach­li­chen Grund zur Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags an­er­kannt, wenn ei­ne Haus­halts­stel­le von vorn­her­ein nur für ei­ne ge­nau be­stimm­te Zeit­dau­er be­wil­ligt war und an­sch­ließend fort­fal­len soll­te. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt un­ter­stell­te da­bei, der Haus­halts­ge­setz­ge­ber ha­be sich selbst mit den Verhält­nis­sen ge­ra­de


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die­ser Stel­le be­fasst und aus sach­li­chen Erwägun­gen fest­ge­legt, die­se wer­de an­sch­ließend nicht mehr be­ste­hen (vgl. et­wa BAG 24. Ja­nu­ar 1996 - 7 AZR 496/95 - zu III 3 d der Gründe, BA­GE 82, 101; 7. Ju­li 1999 - 7 AZR 609/97 - zu II 1 der Gründe, BA­GE 92, 121; 3. No­vem­ber 1999 - 7 AZR 579/98 - zu I 1 der Gründe mwN; 22. März 2000 - 7 AZR 758/98 - zu II 3 b der Gründe mwN, BA­GE 94, 130; 24. Ja­nu­ar 2001 - 7 AZR 208/99 - zu B II 3 b aa der Gründe, EzA BGB § 620 Nr. 173). Die­sen von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten An­wen­dungs­be­reich hat der Ge­setz­ge­ber durch § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG aus­ge­stal­tet und sich da­bei an der Recht­spre­chung des Se­nats zu § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG in der bis zum 30. De­zem­ber 2004 gel­ten­den Fas­sung (aF) ori­en­tiert (BT-Drucks. 14/4374 S. 19). Für ei­ne haus­halts­recht­li­che Be­fris­tung nach dem HRG wur­de ver­langt, dass der Haus­halts­ge­setz­ge­ber Haus­halts­mit­tel mit ei­ner Zweck­bin­dung für be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se zur Verfügung stellt, der Ar­beit­neh­mer ent­spre­chend die­ser Zweck­bin­dung ein­ge­stellt und beschäftigt wird und sei­ne Vergütung zu Las­ten die­ser Mit­tel er­folgt (BAG 24. Ja­nu­ar 1996 - 7 AZR 342/95 - zu 2 b der Gründe, AP HRG § 57b Nr. 7 = EzA BGB § 620 Hoch­schu­le Nr. 2). Die Über­nah­me des Ge­set­zes­wort­lauts aus § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG aF in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG legt den Schluss na­he, dass der Ge­setz­ge­ber des Tz­B­fG die Be­fris­tungsmöglich­keit in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG auf Ar­beit­ge­ber mit (Haus­halts-)Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz, dh. auf staat­li­che Ar­beit­ge­ber (Bund und Länder) be­schränken woll­te. Frei­lich lässt sich ge­gen die­se ent­ste­hungs­ge­schicht­li­che Ar­gu­men­ta­ti­on ein­wen­den, dass § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG in­halt­lich nicht auf den Wis­sen­schafts­be­trieb be­schränkt, son­dern ge­genüber § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG aF ein wei­ter­ge­hen­der An­wen­dungs­be­reich eröff­net ist und die Re­ge­lung da­her in ih­rem ge­sam­ten An­wen­dungs­be­reich in­ter­pre­tiert wer­den muss. Fer­ner ist zu be­den­ken, dass nach dem HRG aus­nahms­los Re­geln der Lan­des­ge­setz­ge­ber zur Über­prüfung stan­den, so­dass sich die Fra­ge, ob auch Haus­hal­te öffent­lich-recht­li­cher Körper­schaf­ten, die nicht auf ei­nem Ge­setz be­ru­hen, nicht stell­te. Der Se­nat hat vor In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG die Grundsätze zur Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen aus haus­halts­recht­li­chen Gründen nach all­ge­mei­nen Grundsätzen der Be­fris­tungs­kon­trol­le nicht aus­sch­ließlich auf staat­li­che Ar­beit­ge­ber an­ge­wandt,


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son­dern auch auf die Bun­des­an­stalt für Ar­beit (BAG 16. Ja­nu­ar 1987 - 7 AZR 487/85 - BA­GE 55, 1). Das HRG ist des­halb nicht die ab­sch­ließen­de Quel­le zur Aus­le­gung des Sach­grun­des der haus­halts­recht­li­chen Be­fris­tung (Jous­sen RdA 2010, 65, 67).

c) Je­doch bestätigt ei­ne sys­te­ma­ti­sche Be­trach­tung, dass der Ge­setz-
ge­ber den An­wen­dungs­be­reich für ei­ne Pri­vi­le­gie­rung des öffent­li­chen Ar­beit­ge­bers durch die haus­halts­recht­li­che Be­fris­tung nur in dem Verständ­nis der Recht­spre­chung zu § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG aF le­gi­ti­mie­ren woll­te. In § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG hat der Ge­setz­ge­ber nicht die vom Se­nat ent­wi­ckel­te all­ge­mei­ne Recht­spre­chung zur Haus­halts­be­fris­tung ko­di­fi­ziert, son­dern die spe­zi­el­le Re­ge­lung in § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG aF in das Tz­B­fG über­nom­men, die nach der vom Ge­setz­ge­ber in sei­nen Re­ge­lungs­wil­len ein­be­zo­ge­nen Recht­spre­chung ei­ne An­ord­nung durch den Haus­halts­ge­setz­ge­ber er­for­der­te (vgl. BAG 18. Ok­to­ber 2006 - 7 AZR 419/05 - Rn. 15 ff., BA­GE 120, 42; Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag Rn. 205). Nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG fin­den die Grundsätze der haus­halts­recht­li­chen Be­fris­tung nach der frühe­ren Recht­spre­chung (zu­letzt 24. Ok­to­ber 2001 - 7 AZR 542/00 - zu B II 1 der Gründe, BA­GE 99, 217) auch nach In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG zu dem Sach­grund aus § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG An­wen­dung, der vor­liegt, wenn der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung nur vorüber­ge­hend ist (BAG 16. Ok­to­ber 2008 - 7 AZR 360/07 - Rn. 19, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 56 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 53). Das sys­te­ma­ti­sche Verhält­nis zwi­schen § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG und § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG spricht dafür, die letz­te­re Vor­schrift iSd. vor­ma­li­gen Recht­spre­chung zu § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG aF zu ver­ste­hen, wo­nach die Haus­halts­mit­tel für be­fris­te­te Beschäfti­gung auf ei­nem Haus­halts­ge­setz be­ru­hen müssen und nur un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen auf die Pro­gno­se zu ver­zich­ten, dass die Ar­beits­men­ge nach Ab­lauf des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags wie­der mit dem Per­so­nal bewältigt wer­den kann (vgl. zur Ab­gren­zung der Nr. 1 zu Nr. 7 BAG 20. Fe­bru­ar 2008 - 7 AZR 972/06 - Rn. 21).

d) Sinn und Zweck des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG spre­chen eben­falls
dafür, die Vor­schrift nicht an­zu­wen­den, wenn Ar­beit­ge­ber und Haus­halts­plan-


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ge­ber per­so­nen­iden­tisch sind und der Haus­halts­plan nicht von ei­nem da­von un­abhängi­gen, de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten Par­la­ment auf­ge­stellt wird. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Se­nats soll die Re­ge­lung dem Um­stand Rech­nung tra­gen, dass der öffent­li­che Ar­beit­ge­ber ge­hal­ten ist, nicht durch den Ab­schluss von Ar­beits­verträgen Ver­pflich­tun­gen ein­zu­ge­hen, die haus­halts­recht­lich nicht ge­deckt sind (vgl. BAG 7. Ju­li 1999 - 7 AZR 609/97 - zu II 1 der Gründe, BA­GE 92, 121; 14. Fe­bru­ar 2007 - 7 AZR 193/06 - Rn. 17 mwN, BA­GE 121, 236). Die­ses ge­setz­ge­be­ri­sche An­lie­gen er­scheint nur plau­si­bel, wenn dem öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber von ei­nem Haus­halts­ge­setz­ge­ber Vor­ga­ben ge­macht wer­den, die er selbst nicht oder nur in be­schränk­tem Um­fang be­ein­flus­sen kann. Die­se „Fremd­be­stimmt­heit“ des Ar­beit­ge­bers ist nicht, je­den­falls nicht in glei­chem Maße vor­han­den, wenn der Ar­beit­ge­ber selbst - und sei es auch un­ter ei­nem Ge­neh­mi­gungs­vor­be­halt - sei­nen ei­ge­nen Haus­halts­plan auf­stellt. In die­sem Fall be­steht viel­mehr die Ge­fahr, dass sich der öffent­li­che Ar­beit­ge­ber durch die Ge­stal­tung sei­nes Haus­halts selbst die Be­fris­tungs­gründe schafft.

e) Das Aus­le­gungs­er­geb­nis ent­spricht dem Ge­bot der möglichst ver-

fas­sungs­kon­for­men Aus­le­gung. Die mit der Be­fris­tungsmöglich­keit ver­bun­de­ne Be­nach­tei­li­gung der bei ei­nem öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer in ih­rem auf­grund Art. 12 Abs. 1 GG ge­bo­te­nen ar­beits­ver­trag­li­chen Be­stands­schutz ge­genüber den in der Pri­vat­wirt­schaft beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern lässt sich al­len­falls dann recht­fer­ti­gen, wenn der Haus­halts­plan­ge­ber de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert und mit dem Ar­beit­ge­ber nicht iden­tisch ist. An­dern­falls ist die Be­nach­tei­li­gung mit dem all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG nicht ver­ein­bar. Die Pri­vi­le­gie­rung ei­ner Selbst­ver­wal­tungskörper­schaft, sich in ih­rer Dop­pel­rol­le als Haus­halts­plan­ge­ber und als Ar­beit­ge­ber oh­ne un­mit­tel­ba­re de­mo­kra­ti­sche Le­gi­ti­ma­ti­on Sach­gründe für die bei ihr beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer selbst zu schaf­fen, lässt sich sach­lich nicht recht­fer­ti­gen.

aa) Der Grund­satz, dass al­le Men­schen nach Art. 3 Abs. 1 GG vor dem

Ge­setz gleich sind, soll ei­ne un­ge­recht­fer­tig­te Be­vor­zu­gung oder Be-


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nach­tei­li­gung von Per­so­nen ver­hin­dern. Des­halb un­ter­liegt der Ge­setz­ge­ber bei ei­ner Un­gleich­be­hand­lung von Per­so­nen­grup­pen re­gelmäßig ei­ner stren­gen Bin­dung. Bei le­dig­lich ver­hal­tens­be­zo­ge­nen Un­ter­schei­dun­gen hängt da­ge­gen das Maß der Bin­dung da­von ab, in­wie­weit die Be­trof­fe­nen in der La­ge sind, durch ihr Ver­hal­ten die Ver­wirk­li­chung der Merk­ma­le zu be­ein­flus­sen, nach de­nen un­ter­schie­den wird. Über­dies sind dem Ge­stal­tungs­spiel­raum des Ge­setz­ge­bers um­so en­ge­re Gren­zen ge­setzt, je stärker sich die Un­gleich­be­hand­lung von Per­so­nen oder Sach­ver­hal­ten auf die Ausübung grund­recht­lich geschütz­ter Frei­hei­ten nach­tei­lig aus­wir­ken kann. In die­sen Fällen müssen für die vor­ge­se­he­ne Dif­fe­ren­zie­rung Gründe von sol­cher Art und sol­chem Ge­wicht be­ste­hen, dass sie die un­glei­chen Rechts­fol­gen recht­fer­ti­gen können (vgl. BVerfG 15. Ju­li 1998 - 1 BvR 1554/89 ua. - zu C II 1 der Gründe, BVerfGE 98, 365).

bb) Die al­lein dem öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber durch § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7

Tz­B­fG zusätz­lich zu den auch ihm zur Verfügung ste­hen­den sons­ti­gen Sach­gründen des § 14 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG eröff­ne­te Be­fris­tungsmöglich­keit stellt für die bei ihm beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer im Verhält­nis zu den in der Pri­vat­wirt­schaft beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern ei­ne Ver­schlech­te­rung des ge­setz­li­chen Be­stands­schut­zes dar. Da die­se Ver­schlech­te­rung die Schutz­pflicht der Be­rufs­frei­heit nach Art. 12 Abs. 1 GG be­trifft, sind an ih­re Recht­fer­ti­gung stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len (vgl. da­zu schon Preis/Grei­ner RdA 2010, 148, 157). Die­se sind je­den­falls dann nicht erfüllt, wenn der Haus­halts­plan nicht un­mit­tel­bar de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert ist und der Haus­halts­plan­ge­ber zu­gleich Ar­beit­ge­ber ist.

(1) Art. 12 Abs. 1 GG ga­ran­tiert für Ar­beits­verhält­nis­se ei­nen staat­li­chen

Min­dest­be­stands­schutz. Die­sen hat der Ge­setz­ge­ber für die Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen durch das Tz­B­fG näher aus­ge­stal­tet (vgl. BAG 17. März 2010 - 7 AZR 843/08 - Rn. 10 f., AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 16). Aus­ge­hend von der Vor­stel­lung des Ge­setz­ge­bers, dass das un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis der Nor­mal­fall und das be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis die Aus­nah­me ist (BT-Drucks. 14/4374 S. 12), soll das Er­for­der­nis ei­nes sach­li­chen Grun­des für die


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Be­fris­tung in § 14 Abs. 1 Tz­B­fG den Ar­beit­neh­mer vor ei­nem grund­lo­sen Ver­lust des Ar­beits­plat­zes be­wah­ren. In­ner­halb der in § 14 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG ge­re­gel­ten Sach­gründe stellt die haus­halts­recht­li­che Be­fris­tung in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ei­nen Son­der­tat­be­stand dar, der für den Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes ei­ne er­leich­ter­te Be­fris­tungsmöglich­keit zur Verfügung stellt. Als Grund­rechts­adres­sa­ten ha­ben die Ge­rich­te bei der Aus­le­gung und An­wen­dung die­ser Aus­nah­me­re­ge­lung den An­for­de­run­gen zu genügen, die sich aus der ver­fas­sungs­recht­li­chen Schutz­pflicht der Be­rufs­frei­heit er­ge­ben (vgl. BAG 18. Ok­to­ber 2006 - 7 AZR 419/05 - Rn. 18 mwN, BA­GE 120, 42). Das ver­fas­sungs­recht­li­che Un­ter­maßver­bot aus Art. 12 Abs. 1 GG wäre nicht aus­rei­chend be­ach­tet, wenn ein Sach­grund für die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses al­lein des­halb be­jaht würde, weil der Ar­beit­neh­mer bei ent­spre­chen­der Beschäfti­gung aus Haus­halts­mit­teln vergütet wird. Dem Ar­beit­neh­mer würde der in­halt­lich ge­bo­te­ne Be­stands­schutz ent­zo­gen, der Ab­schluss ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses wäre stets un­abhängig von Dau­er und In­halt der über­tra­ge­nen Auf­ga­ben ge­recht­fer­tigt. Ei­ne Aus­le­gung, die das ver­fas­sungs­recht­lich ge­bo­te­ne Schutz­mi­ni­mum nicht be­ach­tet, könn­te im Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes ei­ne Ero­si­on des un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses als der vom Ge­setz­ge­ber so­zi­al­po­li­tisch erwünsch­ten Beschäfti­gungs­form her­bei­führen (vgl. BT-Drucks. 14/4374 S. 12 zu II; BAG 18. Ok­to­ber 2006 - 7 AZR 419/05 - Rn. 18, aaO; Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag Rn. 206).

(2) Im Hin­blick auf sei­ne Aus­nah­me­stel­lung ist nach § 14 Abs. 1 Satz 2

Nr. 7 Tz­B­fG - wie nach der wort­glei­chen Vor­schrift des § 57b Abs. 2 Nr. 2 HRG aF - zu ver­lan­gen, dass die Haus­halts­mit­tel im Haus­halts­plan mit ei­ner kon­kre­ten Sach­re­ge­lung auf der Grund­la­ge ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Zweck­set­zung aus­ge­bracht sind. Der Haus­halts­plan selbst muss er­ken­nen las­sen, für wel­che Auf­ga­ben die Haus­halts­mit­tel be­reit­ge­stellt wer­den und dass die­se Auf­ga­ben nicht zeit­lich un­be­grenzt, son­dern nur vorüber­ge­hend an­fal­len. Es muss sich da­bei um kei­ne von den Dau­er­auf­ga­ben ab­grenz­ba­re Zu­satz­auf­ga­be des öffent­li­chen Ar­beit­ge­bers han­deln, wie zB ein Son­der­pro­gramm. Es können auch Mit­tel für die be­fris­te­te Beschäfti­gung zur Bewälti­gung ei­nes vorüber­ge­hend erhöhten Ar­beits­an­falls im Be­reich der Dau­er­auf­ga­ben des Ar­beit-


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ge­bers be­reit­ge­stellt wer­den. In je­dem Fall muss die haus­halts­recht­li­che Zweck­be­stim­mung je­doch ob­jek­ti­ve und nach­prüfba­re Vor­ga­ben ent­hal­ten, die gewähr­leis­ten, dass die Mit­tel zur De­ckung ei­nes nur vorüber­ge­hen­den Beschäfti­gungs­be­darfs ge­nutzt wer­den (vgl. BAG 17. März 2010 - 7 AZR 843/08 - Rn. 11, AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 16).

(3) Die da­nach er­for­der­li­che Zweck­be­stim­mung beugt dem Ri­si­ko ei­ner

erhöhten Miss­brauchs­anfällig­keit je­doch je­den­falls dann nicht aus­rei­chend vor, wenn der Haus­halts­plan nicht un­mit­tel­bar de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert ist und außer­dem der Haus­halts­ge­ber zu­gleich als Ar­beit­ge­ber bei der Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen ei­ne Dop­pel­rol­le ein­nimmt (vgl. zur un­zulässi­gen Pri­vi­le­gie­rung ei­nes Lan­des in der Dop­pel­rol­le als Ge­setz­ge­ber und Ar­beit­ge­ber auch BVerfG 25. Ja­nu­ar 2011 - 1 BvR 1741/09 - Rn. 95, EzA GG Art. 12 Nr. 48). In ei­nem sol­chen Fall ist der ver­fas­sungs­recht­lich zu gewähr­leis­ten­de Min­dest­be­stands­schutz der bei dem öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer im Ver­gleich zu den in der Pri­vat­wirt­schaft beschäftig­ten ge­rin­ger aus­ge­prägt, oh­ne dass dies durch das Haus­halts­recht zu recht­fer­ti­gen ist. Öffent­li­che Haus­hal­te können grundsätz­lich nur dann ei­nen Sach­grund für die Be­fris­tung der Ar­beits­verhält­nis­se dar­stel­len, wenn es sich da­bei für den Ar­beit­ge­ber um ei­ne durch ein Haus­halts­ge­setz fremd­be­stimm­te Vor­ga­be han­delt.

(a) Ei­ne Un­gleich­be­hand­lung der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer bei der Be-

fris­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen lässt sich nicht mit dem für Be­am­te gel­ten­den Le­bens­zeit­prin­zip recht­fer­ti­gen. Die­ses gilt für im öffent­li­chen Dienst beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer nicht. Ar­beits­verträge wer­den im öffent­li­chen Dienst nicht auf Le­bens­zeit ge­schlos­sen und können im Rah­men der all­ge­mei­nen Re­geln vom Ar­beit­ge­ber gekündigt wer­den. Ei­ne durch Ta­rif­verträge be­gründe­te Ar­beits­platz­si­che­rung, wie sie für fast al­le Be­rei­che des öffent­li­chen Diens­tes be­steht, exis­tiert auch in zahl­rei­chen Bran­chen der Pri­vat­wirt­schaft. Der­ar­ti­ge Ta­rif­be­stim­mun­gen die­nen dem Schutz der Ar­beit­neh­mer und nicht der Eta­blie­rung ei­nes dem Be­am­ten­sta­tus ent­spre­chen­den Le­bens­zeit­prin­zips (vgl. zur Un­taug­lich­keit des Le­bens­zeit­prin­zips als Dif­fe­ren­zie­rungs­grund bei

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der Be­hand­lung von Ar­beit­neh­mern im öffent­li­chen Dienst auch BVerfG 15. Ju­li 1998 - 1 BvR 1554/89 ua. - zu C II 3 b der Gründe, BVerfGE 98, 365).

(b) Die Un­gleich­be­hand­lung der Ar­beit­neh­mer im öffent­li­chen Dienst im
Verhält­nis zu den Beschäftig­ten in der Pri­vat­wirt­schaft lässt sich auch nicht mit dem le­gi­ti­men In­ter­es­se an ei­ner Ent­las­tung der öffent­li­chen Haus­hal­te be­gründen (vgl. BVerfG 15. Ju­li 1998 - 1 BvR 1554/89 ua. - zu C II 3 g der Gründe, BVerfGE 98, 365). Eben­so we­nig stellt die jähr­li­che Be­gren­zung des Haus­halts durch den Haus­halts­ge­setz­ge­ber ei­nen Sach­grund für die Un­gleich­be­hand­lung dar. An­de­ren­falls könn­te die öffent­li­che Hand kei­ne Dau­er­schuld-verhält­nis­se ein­ge­hen. We­der genügen all­ge­mei­ne Ein­spa­run­gen noch der Um­stand ei­ner all­ge­mein zu er­war­ten­den Mit­telkürzung (vgl. BAG 27. Ja­nu­ar 1988 - 7 AZR 292/87 - zu I 3 b aa der Gründe, AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 116 = EzA BGB § 620 Nr. 97; 24. Ja­nu­ar 2001 - 7 AZR 208/99 - zu B II 3 b aa der Gründe, EzA BGB § 620 Nr. 173). Es ent­spricht dem zen­tra­len Grund­satz des Be­fris­tungs­rechts, dass der­ar­ti­ge all­ge­mei­ne Un­si­cher­hei­ten des Haus­halts­rechts ei­ne Be­fris­tung nicht recht­fer­ti­gen können (vgl. APS/Back­haus § 14 Tz­B­fG Rn. 233 f.; ErfK/Müller-Glöge § 14 Tz­B­fG Rn. 71; KR/Lip­ke § 14 Tz­B­fG Rn. 306 mwN).

(c) Auch die grundsätz­li­che Ver­pflich­tung öffent­li­cher Ar­beit­ge­ber, kei­ne
Ver­pflich­tun­gen ein­zu­ge­hen, die haus­halts­recht­lich nicht ge­deckt sind, stellt al­lein kei­ne aus­rei­chen­de Recht­fer­ti­gung für die Un­gleich­be­hand­lung dar. Die­se Ver­pflich­tung ist Fol­ge des in­ter­nen Verhält­nis­ses von Exe­ku­ti­ve und Haus­halts­ge­setz­ge­ber, wirkt aber auf das ein­zel­ne Ar­beits­verhält­nis nicht un­mit­tel­bar ein. Sie be­sagt nicht, dass, wo im­mer das Haus­halts­recht nur be­fris­te­te Ar­beits­verträge zulässt, die­se sach­lich ge­recht­fer­tigt wären. Auch vom Haus­halts­recht nicht ge­deck­te Ar­beits­verträge sind nicht et­wa nach § 3 Abs. 2 HGrG un­wirk­sam (zu­tr. APS/Back­haus § 14 Tz­B­fG Rn. 235). Der an das Haus­halts­recht ge­bun­de­ne öffent­li­che Ar­beit­ge­ber kann sich wie pri­va­te Ar­beit­ge­ber un­ein­ge­schränkt auf die an­de­ren Be­fris­tungs­gründe be­ru­fen. Die Möglich­keit ei­nes Ab­schlus­ses von Sach­grund­be­fris­tun­gen wird durch das Haus­halts­recht nicht ein­ge­schränkt.


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(d) Ei­ne Un­gleich­be­hand­lung der Ar­beit­neh­mer öffent­lich-recht­li­cher

Ar­beit­ge­ber durch ei­ne haus­halts­recht­li­che Be­fris­tung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ist al­len­falls durch das De­mo­kra­tie­prin­zip (Art. 20 Abs. 1 GG) so­wie durch das Rechts­staats­prin­zip (Art. 20 Abs. 3 GG) zu recht­fer­ti­gen (vgl. al­ler­dings zur „Dop­pel­rol­le“ des de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten Lan­des­ge­setz­ge­bers bei ei­nem Pri­va­ti­sie­rungs­ge­setz auch BVerfG 25. Ja­nu­ar 2011 - 1 BvR 1741/09 - Rn. 95, EzA GG Art. 12 Nr. 48). Die staat­li­che Haus­halts­wirt­schaft (Art. 110 ff. GG) wird durch das Par­la­ment le­gi­ti­miert, das nach dem ver­fas­sungs­recht­li­chen Prin­zip der Ge­wal­ten­tei­lung die al­lei­ni­ge De­fi­ni­ti­ons­kom­pe­tenz für die wahr­zu­neh­men­den öffent­li­chen Auf­ga­ben be­sitzt. Durch die­ses Ver­fah­ren wird die Durch­sich­tig­keit des Staats­han­delns gewähr­leis­tet. Würde an der Stel­le des par­la­men­ta­ri­schen Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­rens das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren durch die Bun­des­re­gie­rung aus­rei­chen, könn­te ei­ne öffent­lich-recht­li­che Körper­schaft oh­ne par­la­men­ta­ri­sche Le­gi­ti­ma­ti­on und Kon­trol­le selbst darüber ent­schei­den, ob sie Ar­beits­verhält­nis­se be­fris­tet, in­dem sie Haus­halts­mit­tel dafür nur vorüber­ge­hend zur Verfügung stellt. Ei­ne sol­che Dop­pel­funk­ti­on als Haus­halts- und als Ar­beit­ge­ber der­sel­ben staat­li­chen Ge­walt kann das Schutz­mi­ni­mum Art. 12 Abs. 1 GG in Ver­bin­dung mit dem Gleich­be­hand­lungs­grund-satz nach Art. 3 Abs. 1 GG nicht wah­ren (vgl. Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag Rn. 218).

f) Die­se die Be­fris­tungsmöglich­keit ein­schränken­de Aus­le­gung des § 14

Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG steht im Ein­klang mit den uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 zu der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge (Rah­men­ver­ein­ba­rung), de­ren Um­set­zung der be­fris­tungs­recht­li­che Teil des Tz­B­fG dient. Die Fra­ge, ob die in der haus­halts­recht­li­chen Be­fris­tungsmöglich­keit lie­gen­de sek­to­ra­le Pri­vi­le­gie­rung des öffent­li­chen Diens­tes ins­be­son­de­re un­ter Berück­sich­ti­gung des uni­ons­recht­li­chen Gleich­heits­sat­zes (Art. 20 GRC) über­haupt mit § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­ein­bar ist, stellt sich vor­lie­gend nicht (vgl. da­zu das - in­zwi­schen er­le­dig­te - Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen des Se­nats vom 27. Ok­to­ber 2010 - 7 AZR 485/09 (A) - NZA-RR 2011, 272).


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aa) Die Richt­li­nie geht da­von aus, dass der un­be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag den

Nor­mal­fall der Beschäfti­gung dar­stellt und nur in be­stimm­ten Bran­chen oder für be­stimm­te Be­ru­fe und Tätig­kei­ten be­fris­te­te Ar­beits­verträge cha­rak­te­ris­tisch sind (vgl. Nr. 6 und Nr. 8 der all­ge­mei­nen Erwägungs­gründe der Rah­men­ver­ein­ba­rung). Die Richt­li­nie und die in­kor­po­rier­te Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­lan­gen von den Mit­glied­staa­ten zur Ver­hin­de­rung von Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge die Er­grei­fung ei­ner oder meh­re­rer der drei in § 5 Nr. 1 Buchst. a bis c der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­nann­ten Maßnah­men. Der deut­sche Ge­setz­ge­ber hat sich in § 14 Abs. 1 bis 4 Tz­B­fG für ei­ne Kom­bi­na­ti­on der ge­nann­ten Maßnah­men ent­schie­den und in § 14 Abs. 1 Tz­B­fG die Recht­fer­ti­gung ei­ner Be­fris­tung durch das Vor­lie­gen sach­li­cher Gründe (§ 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung) näher aus­ge­stal­tet. Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs der Eu­ropäischen Uni­on ver­langt der Be­griff „sach­li­che Gründe“ iSv. § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung, dass der in der na­tio­na­len Re­ge­lung vor­ge­se­he­ne Rück­griff auf die­se be­son­de­re Art des Ar­beits­verhält­nis­ses durch kon­kre­te Ge­sichts­punk­te ge­recht­fer­tigt wird, die vor al­lem mit der be­tref­fen­den Tätig­keit und den Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung zu­sam­menhängen. § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung ist nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs so aus­zu­le­gen, dass er der Ver­wen­dung auf­ein­an­der fol­gen­der be­fris­te­ter Ar­beits­verträge ent­ge­gen­steht, die al­lein da­mit ge­recht­fer­tigt wird, dass sie in ei­ner all­ge­mei­nen Rechts­vor­schrift ei­nes Mit­glied­staats vor­ge­se­hen ist (EuGH 4. Ju­li 2006 - C-212/04 - [Aden­eler] Rn. 75, Slg. 2006, I-6057). Der Be­griff des sach­li­chen Grun­des in § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung ist da­hin zu ver­ste­hen, dass er ge­nau be­zeich­ne­te, kon­kre­te Umstände meint, die ei­ne be­stimm­te Tätig­keit kenn­zeich­nen und da­her in die­sem spe­zi­el­len Zu­sam­men­hang die Ver­wen­dung be­fris­te­ter Ar­beits­verträge recht­fer­ti­gen können. Der­ar­ti­ge Umstände können sich zB aus der be­son­de­ren Art der Auf­ga­be, zu de­ren Erfüllung die­se Verträge ge­schlos­sen wor­den sind, und de­ren We­sens­merk­ma­len oder ggf. ei­nem le­gi­ti­men so­zi­al­po­li­ti­schen Ziel ei­nes Mit­glied­staats er­ge­ben (vgl. et­wa EuGH 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki] Rn. 96 mwN, Slg. 2009, I-3071). Er­for­der­lich ist die Fest­le­gung ob­jek­ti­ver Fak­to­ren, die mit den Be­son­der­hei­ten


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der Tätig­keit und den Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung zu­sam­menhängen. Die Be­stim­mung darf nicht da­zu die­nen, ei­nen ständig und dau­er­haft be­ste­hen­den Be­darf zu de­cken (EuGH 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki] Rn. 107, aaO).

bb) Ei­ner haus­halts­recht­li­chen Re­ge­lung na­tio­na­len Rechts, die die be-

fris­te­te Beschäfti­gung ermöglicht, muss sich da­her ent­neh­men las­sen, dass die Haus­halts­mit­tel für die Beschäfti­gung mit ei­ner Auf­ga­be von vorüber­ge­hen­der Dau­er be­reit­ge­stellt wer­den. Da­bei muss die Zweck­be­stim­mung ei­ne Prüfung an­hand ob­jek­ti­ver Umstände ermögli­chen, ob die Beschäfti­gung nicht in Wahr­heit zur De­ckung ei­nes ständi­gen und dau­er­haf­ten Be­darfs er­folgt (BAG 18. Ok­to­ber 2006 - 7 AZR 419/05 - Rn. 22, BA­GE 120, 42; 17. März 2010 - 7 AZR 843/08 - Rn. 14, AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 16). Die­se Prüfung wäre nicht möglich, wenn es der (Selbst-)Ver­wal­tung über­las­sen blie­be, sich selbst Be­fris­tungsmöglich­kei­ten zu schaf­fen. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Haus­halts­plan ei­ner bun­des­un­mit­tel­ba­ren Selbst­ver­wal­tungskörper­schaft des öffent­li­chen Rechts der Ge­neh­mi­gung der Bun­des­re­gie­rung be­darf, wie dies in § 71a Abs. 2 SGB IV für den Haus­halts­plan der Be­klag­ten vor­ge­se­hen ist. Dies ermöglicht zwar ei­ne Rechts- und In­halts­kon­trol­le des Haus­halts­plans durch die Bun­des­re­gie­rung. Das Ge­neh­mi­gungs­er­for­der­nis durch die Bun­des­re­gie­rung er­setzt aber nicht ei­ne von der Ver­wal­tung un­abhängi­ge Rechts­set­zung durch ei­nen Haus­halts­ge­setz­ge­ber (vgl. Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag Rn. 218).

2. Hier­nach kann sich die Be­klag­te nicht auf die Be­fris­tungsmöglich­keit

nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG be­ru­fen. Zum ei­nen ist der Haus­halts­plan nicht Ge­gen­stand ei­nes de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten Haus­halts­ge­set­zes; zum an­de­ren fun­giert die Be­klag­te in ei­ner Dop­pel­rol­le als Haus­halts­plan­ge­ber und als Ar­beit­ge­ber. Im Übri­gen enthält der maßgeb­li­che Haus­halts­ti­tel für be­fris­te­te Stel­len im Haus­halts­plan 2008, wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat, auch kei­ne aus­rei­chen­de Zweck­be­stim­mung.

a) Der für die Be­klag­te gel­ten­de Haus­halts­plan ist von ih­ren ei­ge­nen

Selbst­ver­wal­tungs­or­ga­nen fest­ge­stellt wor­den. Die Be­klag­te ist ei­ne rechtsfähi­ge bun­des­un­mit­tel­ba­re Körper­schaft des öffent­li­chen Rechts mit Selbst­ver-


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wal­tung (§ 367 Abs. 1 SGB III). Für die Auf­stel­lung und Ausführung des Haus­halts­plans so­wie für die sons­ti­ge Haus­halts­wirt­schaft der Be­klag­ten gel­ten die Vor­schrif­ten der BHO sinn­gemäß (§ 77a Satz 1 SGB IV). Ihr Haus­halts­plan wird aber nicht durch ein Haus­halts­ge­setz ver­ab­schie­det, son­dern vom Vor­stand der Be­klag­ten auf­ge­stellt, von ih­rem Ver­wal­tungs­rat fest­ge­stellt (§ 71a Abs. 1 SGB IV) und von der Bun­des­re­gie­rung ge­neh­migt (§ 71a Abs. 2 SGB IV). Da­mit fehlt es an ei­ner par­la­men­ta­ri­schen Le­gi­ti­ma­ti­on des Haus­halts­plans. Außer­dem ist es mit dem zu gewähr­leis­ten­den ar­beits­ver­trag­li­chen Be­stands­schutz nicht ver­ein­bar, wenn die Be­klag­te auf­grund ih­rer Dop­pel­rol­le als Haus­halts-plan­ge­ber und als Ar­beit­ge­ber sich den Sach­grund zur Be­fris­tung der Ar­beits­verhält­nis­se selbst schafft.

b) Der Haus­halts­plan hält den An­for­de­run­gen der Recht­spre­chung aber

auch aus den Gründen der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung nicht Stand. Die Be­klag­te hat im Haus­halts­plan für das Jahr 2008 im Ka­pi­tel 5 un­ter dem Ti­tel 425 07 Mit­tel für die Vergütung von 5.800 be­fris­te­ten Ar­beits­kräften ver­schie­de­ner Grup­pen (Ar­beits­ver­mitt­ler/in­nen, Aus­bil­dungs­ver­mitt­ler/in­nen, Be­ra­ter/in­nen, Team­lei­ter/in­nen, Fachas­sis­ten­ten im Be­reich Kun­den­por­tal so­wie in den Leis­tungs­teams) be­reit­ge­stellt, oh­ne die An­zahl der Stel­len den vier be­zeich­ne­ten, im Haus­halts­plan näher erläuter­ten Pro­jek­ten zu­zu­ord­nen. Ei­ne Be­fris­tungs­kon­trol­le kann aber wirk­sam nur er­fol­gen, wenn der Zweck der Mit­tel ein­sch­ließlich der da­zu zur Verfügung ge­stell­ten Stel­len im Haus­halts­ver­fah­ren selbst fest­ge­legt wird. Dürf­te sich der Haus­halts­ge­ber in der von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­nen Wei­se dar­auf be­schränken, un­ter­schied­li­che Zwe­cke für ein ge­mein­sa­mes be­fris­te­tes Stel­len­vo­lu­men zu be­stim­men, würde die ei­gent­li­che Zweck­be­stim­mung vom Ar­beit­ge­ber außer­halb des Haus­halts­ver­fah­rens ge­trof­fen. Da­mit könn­te be­zo­gen auf den Ein­zel­fall nicht auf­grund des Haus­halts­plans ge­prüft wer­den, ob der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag noch zur vom Haus­halt le­gi­ti­mier­ten Er­le­di­gung ei­nes vorüber­ge­hend an­fal­len­den zusätz­li­chen Ar­beits­vo­lu­mens ab­ge­schlos­sen wor­den ist. Es wäre nicht fest­zu­stel­len, ob der Ar­beit­ge­ber sich noch in­ner­halb der Zweck­be­stim­mung hält.


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II. Die Be­fris­tung in dem Ar­beits­ver­trag vom 12. De­zem­ber 2007 ist nach

den zu­tref­fen­den Ausführun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt.

1. Nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG liegt ein sach­li­cher Grund für die

Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags vor, wenn der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung nur vorüber­ge­hend be­steht.

a) Mit die­sem Sach­grund knüpft das Ge­setz an die vor In­kraft­tre­ten des

Tz­B­fG von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten Grundsätze zur Be­fris­tungs­kon­trol­le nach § 620 BGB an, wo­nach ein nur vorüber­ge­hen­der Be­darf an Ar­beits­kräften die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags recht­fer­ti­gen konn­te (BT-Drucks. 14/4374 S. 18 f.). Die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags we­gen ei­nes nur vorüber­ge­hen­den Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung setzt vor­aus, dass im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit zu er­war­ten ist, dass nach dem vor­ge­se­he­nen Ver­trags­en­de für die Beschäfti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers in dem Be­trieb kein (dau­er­haf­ter) Be­darf mehr be­steht (st. Rspr., vgl. et­wa BAG 17. Ja­nu­ar 2007 - 7 AZR 20/06 - Rn. 28 mwN, BA­GE 121, 18; 20. Fe­bru­ar 2008 - 7 AZR 950/06 - Rn. 12, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 45). Der vorüber­ge­hen­de Be­darf iSd. § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ist zu un­ter­schei­den von der re­gelmäßig ge­ge­be­nen Un­si­cher­heit über die künf­ti­ge Ent­wick­lung des Ar­beits­kräfte­be­darfs des Ar­beit­ge­bers. Die all­ge­mei­ne Un­si­cher­heit über die zukünf­tig be­ste­hen­den Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten recht­fer­tigt die Be­fris­tung nicht. Sie gehört zum un­ter­neh­me­ri­schen Ri­si­ko des Ar­beit­ge­bers, das er nicht durch Ab­schluss ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags auf die Ar­beit­neh­mer abwälzen kann (BAG 5. Ju­ni 2002 - 7 AZR 241/01 - zu I 3 a der Gründe mwN, BA­GE 101, 262). Über den vorüber­ge­hen­den Be­darf iSd. § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ist ei­ne Pro­gno­se zu er­stel­len, der kon­kre­te An­halts­punk­te zu­grun­de lie­gen müssen. Die Pro­gno­se ist Teil des Sach­grun­des für die Be­fris­tung (BAG 20. Fe­bru­ar 2008 - 7 AZR 950/06 - Rn. 17, aaO; 3. No­vem­ber 1999 - 7 AZR 846/98 - zu 3 a der Gründe, AP BAT § 2 SR 2y Nr. 19 = EzA BGB § 620 Nr. 166).


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b) Nach der be­reits vor In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG er­gan­ge­nen Se­nats­recht-

spre­chung können im Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes haus­halts­recht­li­che Gründe die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags we­gen ei­nes nur vorüber­ge­hen­den be­trieb­li­chen Be­darfs recht­fer­ti­gen, wenn der öffent­li­che Ar­beit­ge­ber zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses auf­grund kon­kre­ter Tat­sa­chen die Pro­gno­se er­stel­len kann, dass für die Beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers Haus­halts­mit­tel nur vorüber­ge­hend zur Verfügung ste­hen. An die­sen Grundsätzen, von de­nen der Se­nat zu­letzt in sei­ner Ent­schei­dung vom 24. Ok­to­ber 2001 (- 7 AZR 542/00 - zu B II 1 der Gründe, BA­GE 99, 217) aus­ge­gan­gen ist, hat der Se­nat auch nach In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG zu dem Sach­grund aus § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG fest­ge­hal­ten (BAG 16. Ok­to­ber 2008 - 7 AZR 360/07 - Rn. 19, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 56 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 53).

2. Da­nach ist die Be­fris­tung nicht we­gen ei­nes nur vorüber­ge­hen­den

Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung des Klägers nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Al­lein die Aus­brin­gung von Haus­halts­mit­teln für be­fris­te­te Beschäfti­gun­gen im Auf­ga­ben­be­reich des SGB III zum 31. De­zem­ber 2008 genügt nicht zu der An­nah­me, dass die kon­kre­te Stel­le des Klägers nach die­sem Zeit­punkt tatsächlich nicht mehr be­ste­hen soll­te. Dies wäre nur der Fall, wenn sich der Haus­halts­ge­ber, dh. der Vor­stand und der Ver­wal­tungs­rat der Be­klag­ten, mit den Verhält­nis­sen der ein­zel­nen Stel­len in den Agen­tu­ren bzw. Dienst­stel­len an den ver­schie­de­nen Stand­or­ten be­fasst und ent­schie­den hätte, wel­che die­ser Stel­len zum 31. De­zem­ber 2008 nicht wei­ter be­ste­hen sol­len. Dies ist je­doch ge­ra­de nicht ge­sche­hen. Je­den­falls dann, wenn wie hier die Haus­halts­mit­tel für ei­ne der­art große An­zahl von be­fris­te­ten Ar­beitsplätzen zur Verfügung ge­stellt wer­den, ist ein Be­zug zur kon­kret be­trof­fe­nen Stel­le nicht mehr nach­voll­zieh­bar. Al­lein die Aus­brin­gung von Haus­halts­mit­teln für die be­fris­te­te Beschäfti­gung ist mit ei­ner un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dung über den Fort­fall des Ar­beits­plat­zes nicht gleich­zu­stel­len. Dar­in liegt nicht stets die endgülti­ge Ent­schei­dung des Haus­halt­ge­bers, auf die Stel­le an­sch­ließend zu ver­zich­ten. Die Be­fris­tung im Haus­halts­plan recht­fer­tigt nicht die Fest­stel­lung, dass die Stel­le auch tatsächlich mit ei­ni­ger Si­cher­heit ent­fal­len wird. Der Um-


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stand, dass der Ar­beits­ver­trag nach der Fest­stel­lung des Haus­halts durch die Be­klag­te zunächst vor­be­halt­lich ei­ner Ge­neh­mi­gung durch die Bun­des­re­gie­rung ge­schlos­sen wur­de, die Bun­des­re­gie­rung die­sen Haus­halt aber nur mit Ände­run­gen ge­neh­migt hat, wor­auf­hin die Be­klag­te ei­nen ent­spre­chen­den kor­ri­gier­ten Haus­halt auf­ge­stellt und erst da­nach selbst die „De­tail­pla­nung“ außer­halb des Haus­halts­ver­fah­rens vor­ge­nom­men hat, zeigt, dass kein Be­zug zur kon­k­re­ten Stel­le vor­ge­le­gen hat.

Lin­sen­mai­er Schmidt Kiel


Dei­nert Strip­pel­mann

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