HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 18.09.2011, C-177/10 - Ro­s­a­do San­ta­na

   
Schlagworte: Beförderung, Beamter
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-177/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.09.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Zwei­te Kam­mer)

8. Sep­tem­ber 2011(*)

„So­zi­al­po­li­tik – Richt­li­nie 1999/70/EG − EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge – Pa­ra­graf 4 – An­wen­dung der Rah­men­ver­ein­ba­rung im Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes – Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot“

In der Rechts­sa­che C‑177/10

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 267 AEUV, ein­ge­reicht vom Juz­ga­do de lo Con­ten­cio­so-Ad­mi­nis­tra­tivo nº 12 de Se­vil­la (Spa­ni­en) mit Ent­schei­dung vom 24. März 2010, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 7. April 2010, in dem Ver­fah­ren

Fran­cis­co Ja­vier Ro­s­a­do San­ta­na

ge­gen

Con­se­jería de Jus­ti­cia y Ad­mi­nis­tra­ción Públi­ca de la Jun­ta de An­da­lucía

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Zwei­te Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Kam­mer­präsi­den­ten J. N. Cun­ha Ro­d­ri­gues, der Rich­ter A. Ara­b­ad­jiev, A. Ro­sas und A. Ó Cao­imh (Be­richt­er­stat­ter) so­wie der Rich­te­rin P. Lindh,

Ge­ne­ral­anwältin: E. Sharps­ton,

Kanz­ler: A. Ca­lot Es­co­bar,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen:

der Con­se­jería de Jus­ti­cia y Ad­mi­nis­tra­ción Públi­ca de la Jun­ta de An­da­lucía, ver­tre­ten durch A. Cor­ne­jo Pi­ne­da als Be­vollmäch­tig­ten,

der spa­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch J. Ro­dríguez Cárca­mo als Be­vollmäch­tig­ten,

der Eu­ropäischen Kom­mis­si­on, ver­tre­ten durch M. van Beek und S. Par­do Quin­tillán als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge der Ge­ne­ral­anwältin in der Sit­zung vom 12. Mai 2011

fol­gen­des

Ur­teil

Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung von Pa­ra­graf 4 der am 18. März 1999 ge­schlos­se­nen Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge (im Fol­gen­den: Rah­men­ver­ein­ba­rung), die im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 zu der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge (ABl. L 175, S. 43)

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ent­hal­ten ist.

Es er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Herrn Ro­s­a­do San­ta­na, der­zeit Be­rufs­be­am­ter der Jun­ta de An­da­lucía (Re­gio­nal­re­gie­rung von An­da­lu­si­en), und der Con­se­jería de Jus­ti­cia y Ad­mi­nis­tra­ción Públi­ca (Mi­nis­te­ri­um für Jus­tiz und öffent­li­che Ver­wal­tung, im Fol­gen­den: Con­se­jería) der Jun­ta de An­da­lucía über ei­ne Ent­schei­dung der Con­se­jería, mit der die Hand­lun­gen in Be­zug auf sei­ne Er­nen­nung zum Be­rufs­be­am­ten der all­ge­mei­nen Lauf­bahn­grup­pe des mitt­le­ren Diens­tes im We­ge der in­ter­nen Aus­schrei­bung auf­ge­ho­ben wur­den.

Recht­li­cher Rah­men

Uni­ons­recht

Aus dem 14. Erwägungs­grund der Richt­li­nie 1999/70, die auf Art. 139 Abs. 2 EG gestützt ist, geht her­vor, dass die Un­ter­zeich­ner­par­tei­en der Rah­men­ver­ein­ba­rung ih­ren Wil­len be­kun­det ha­ben, durch An­wen­dung des Grund­sat­zes der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung die Qua­lität be­fris­te­ter Ar­beits­verhält­nis­se zu ver­bes­sern und ei­nen Rah­men zu schaf­fen, der den Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder Beschäfti­gungs­verhält­nis­se ver­hin­dert.

Mit die­ser Richt­li­nie soll nach ih­rem Art. 1 „die zwi­schen den all­ge­mei­nen bran­chenüberg­rei­fen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen (EGB, UN­ICE und CEEP) ge­schlos­se­ne Rah­men­ver­ein­ba­rung ... durch­geführt wer­den“.

Ihr Art. 2 Abs. 1 lau­tet:
„Die Mit­glied­staa­ten set­zen die Rechts- und Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten in Kraft, die er­for­der­lich sind, um die­ser Richt­li­nie spätes­tens am 10. Ju­li 2001 nach­zu­kom­men, oder ver­ge­wis­sern sich spätes­tens zu die­sem Zeit­punkt, dass die So­zi­al­part­ner im We­ge ei­ner Ver­ein­ba­rung die er­for­der­li­chen Vor­keh­run­gen ge­trof­fen ha­ben; da­bei ha­ben die Mit­glied­staa­ten al­le not­wen­di­gen Maßnah­men zu tref­fen, um je­der­zeit gewähr­leis­ten zu können, dass die durch die Richt­li­nie vor­ge­schrie­be­nen Er­geb­nis­se er­zielt wer­den. Sie set­zen die Kom­mis­si­on un­verzüglich da­von in Kennt­nis.“

Die Rah­men­ver­ein­ba­rung soll nach ih­rem Pa­ra­graf 1:

„a) durch An­wen­dung des Grund­sat­zes der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung die Qua­lität be­fris­te­ter Ar­beits­verhält­nis­se ver­bes­sern;

b) ei­nen Rah­men schaf­fen, der den Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se ver­hin­dert“.

Pa­ra­graf 2 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung lau­tet:

„Die­se Ver­ein­ba­rung gilt für be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer mit ei­nem Ar­beits­ver­trag oder -verhält­nis gemäß der ge­setz­lich, ta­rif­ver­trag­lich oder nach den Ge­pflo­gen­hei­ten in je­dem Mit­glied­staat gel­ten­den De­fi­ni­ti­on.“

Pa­ra­graf 3 der Rah­men­ver­ein­ba­rung be­stimmt:

„Im Sin­ne die­ser Ver­ein­ba­rung ist:
1. ‚be­fris­tet beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer‘ ei­ne Per­son mit ei­nem di­rekt zwi­schen dem Ar­beit­ge­ber und dem Ar­beit­neh­mer ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­trag oder -verhält­nis, des­sen En­de durch ob­jek­ti­ve Be­din­gun­gen wie das Er­rei­chen ei­nes be­stimm­ten Da­tums, die Erfüllung ei­ner be­stimm­ten Auf­ga­be oder das Ein­tre­ten ei­nes be­stimm­ten Er­eig­nis­ses be­stimmt wird.

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2. ‚ver­gleich­ba­rer Dau­er­beschäftig­ter‘ ein Ar­beit­neh­mer des­sel­ben Be­triebs mit ei­nem un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag oder -verhält­nis, der in der glei­chen oder ei­ner ähn­li­chen Ar­beit/Beschäfti­gung tätig ist, wo­bei auch die Qua­li­fi­ka­tio­nen/Fer­tig­kei­ten an­ge­mes­sen zu berück­sich­ti­gen sind.

Ist in dem­sel­ben Be­trieb kein ver­gleich­ba­rer Dau­er­beschäftig­ter vor­han­den, er­folgt der Ver­gleich an­hand des an­wend­ba­ren Ta­rif­ver­trags oder in Er­man­ge­lung ei­nes sol­chen gemäß den ein­zel­staat­li­chen ge­setz­li­chen oder ta­rif­ver­trag­li­chen Be­stim­mun­gen oder Ge­pflo­gen­hei­ten.“

Pa­ra­graf 4 („Grund­satz der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung“) der Rah­men­ver­ein­ba­rung sieht vor:

„1. Be­fris­tet beschäfti­ge Ar­beit­neh­mer dürfen in ih­ren Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen nur des­we­gen, weil für sie ein be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag oder ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis gilt, ge­genüber ver­gleich­ba­ren Dau­er­beschäftig­ten nicht schlech­ter be­han­delt wer­den, es sei denn, die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ist aus sach­li­chen Gründen ge­recht­fer­tigt.
...

4. In Be­zug auf be­stimm­te Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen gel­ten für be­fris­tet beschäfti­ge Ar­beit­neh­mer die­sel­ben Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten wie für Dau­er­beschäftig­te, es sei denn, un­ter­schied­li­che Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten sind aus sach­li­chen Gründen ge­recht­fer­tigt.“

Na­tio­na­les Recht

Art. 1 Abs. 2 der Ley 70/1978 de Re­co­no­ci­mi­en­to de ser­vici­os pre­vi­os en la Ad­mi­nis­tra­ción Públi­ca (Ge­setz 70/1978 über die An­er­ken­nung von in der öffent­li­chen Ver­wal­tung zurück­ge­leg­ten Dienst­zei­ten) vom 26. De­zem­ber 1978 (BOE vom 10. Ja­nu­ar 1979, Nr. 9, S. 464, im Fol­gen­den: Ge­setz 70/1978) be­stimmt:

„Als ef­fek­ti­ve Diens­te gel­ten al­le un­ter­schieds­los in den Be­rei­chen der öffent­li­chen Ver­wal­tung ge­leis­te­ten Diens­te, die im vor­ste­hen­den Ab­satz ge­nannt wer­den, so­wohl als (aus­hilfs­wei­se oder auf Zeit) an­ge­stell­ter Be­diens­te­ter als auch im Rah­men ei­nes Ver­wal­tungs- oder Ar­beits­ver­trags zurück­ge­leg­te Dienst­zei­ten, un­abhängig da­von, ob die­se Verträge schrift­lich nie­der­ge­legt wur­den oder nicht.“

Die 22. Ergänzungs­be­stim­mung zur Ley 30/1984 de re­for­ma de la Fun­ción Públi­ca (Ge­setz 30/1984 über die Re­form des öffent­li­chen Diens­tes) vom 2. Au­gust 1984 (BOE vom 3. Au­gust 1984, Nr. 185, S. 22629) in der durch die Ley 42/1994 de me­di­das fis­ca­les, ad­mi­nis­tra­ti­vas y de or­den so­ci­al (Ge­setz 42/1994 über Steu­er-, Ver­wal­tungs- und so­zia­le Maßnah­men) vom 30. De­zem­ber 1994 (BOE vom 31. De­zem­ber 1994, Nr. 313, S. 39457) geänder­ten Fas­sung sieht vor:

„Der Zu­gang zu den Lauf­bah­nen bzw. Stu­fen der Lauf­bahn­grup­pe C kann, so­fern dies an­ge­bracht ist, im We­ge in­ter­ner Beförde­rung aus den Lauf­bah­nen bzw. Stu­fen der Lauf­bahn­grup­pe D des ent­spre­chen­den Tätig­keits- oder Auf­ga­ben­be­reichs eröff­net wer­den durch Aus­schrei­bung von Aus­wahl­ver­fah­ren, bei de­nen auf die Lauf­bahn und die zu be­set­zen­den Stel­len be­zo­ge­ne Qua­li­fi­ka­tio­nen, das Aus­bil­dungs­ni­veau und das Dienst­al­ter berück­sich­tigt wer­den.

Vor­aus­set­zung hierfür sind die in Art. 25 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes ge­nann­ten Ti­tel oder ein Dienst­al­ter von zehn Jah­ren in ei­ner Lauf­bahn oder Stu­fe der Lauf­bahn­grup­pe D bzw. von fünf Jah­ren, wenn der Be­tref­fen­de ei­ne spe­zi­fi­sche, nach ob­jek­ti­ven Kri­te­ri­en zugäng­li­che Aus­bil­dung ab­sol­viert hat.

Die vor­lie­gen­de Be­stim­mung ist ei­ne Grund­vor­schrift des Sta­tuts der Be­am­ten, die auf Art. 149 Abs. 1 Nr. 18 der Ver­fas­sung gestützt ist.“

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Der Wort­laut von Art. 32 des De­cre­to 2/2002 por el que se aprue­ba el Re­gla­men­to Ge­ne­ral de In­g­re­so, pro­mo­ción in­ter­na, pro­vi­sión de pu­estos de tra­ba­jo y pro­mo­ción pro­fe­sio­nal de los fun­cio­na­ri­os de la Ad­mi­nis­tra­ción Ge­ne­ral de la Jun­ta de An­da­lucía (De­kret 2/2002 über die Bestäti­gung der All­ge­mei­nen Re­ge­lung über Ein­stel­lun­gen, in­ter­ne Beförde­run­gen, Be­set­zung von Stel­len und be­ruf­li­che Förde­rung der Be­am­ten der All­ge­mei­nen Ver­wal­tung der Jun­ta de An­da­lucía) vom 9. Ja­nu­ar 2002 (BO­JA Nr. 8 vom 19. Ja­nu­ar 2002, S. 913) ent­spricht dem der ge­nann­ten Ergänzungs­be­stim­mung. 

Die Ley 7/2007 del Es­ta­tu­to bási­co del emp­lea­do públi­co (Ge­setz 7/2007 über das Grund­sta­tut der öffent­li­chen Be­diens­te­ten) vom 12. April 2007 (BOE Nr. 89 vom 13. April 2007, S. 16270, im Fol­gen­den: LE­BEP) fin­det nach ih­rem Art. 2 Abs. 1 auf das be­am­te­te und ge­ge­be­nen­falls das an­ge­stell­te Per­so­nal im Dienst u. a. der Ver­wal­tun­gen der Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten An­wen­dung.

Nach Art. 8 Abs. 2 LE­BEP wer­den die öffent­li­chen Be­diens­te­ten ein­ge­teilt in Be­rufs­be­am­te (fun­cio­na­ri­os de car­re­ra), Be­am­te auf Zeit (fun­cio­na­ri­os in­te­ri­nos), an­ge­stell­te Ar­beit­neh­mer und Aus­hilfs­per­so­nal.

Art. 9 Abs. 1 LE­BEP be­stimmt:

„Be­rufs­be­am­te sind vom Ge­setz be­stimm­te Per­so­nen, die auf­grund ei­nes ver­wal­tungs­recht­lich ge­re­gel­ten Dienst­verhält­nis­ses zu ei­ner öffent­li­chen Ver­wal­tung gehören, um auf Dau­er ge­gen Ent­gelt pro­fes­sio­nel­le Dienst­leis­tun­gen zu er­brin­gen.

Art. 10 Abs. 1 LE­BEP sieht vor:

„Be­am­te auf Zeit sind Per­so­nen, die aus aus­drück­lich dar­ge­leg­ten Gründen der Not­wen­dig­keit und Dring­lich­keit als sol­che er­nannt sind, um in ei­nem der fol­gen­den Fälle Auf­ga­ben von Be­rufs­be­am­ten zu erfüllen:

a) es sind Stel­len frei, die nicht mit Be­rufs­be­am­ten be­setzt wer­den können,

b) die vorüber­ge­hen­de Er­set­zung von Be­rufs­be­am­ten,

c) die Durchführung von zeit­lich be­grenz­ten Pro­gram­men,

d) übermäßiger Ar­beits­an­fall während höchs­tens 6 Mo­na­ten in ei­nem Zeit­raum von 12 Mo­na­ten.“

Art. 18 LE­BEP („In­ter­ne Beförde­rung von Be­rufs­be­am­ten“) lau­tet:

„1. Die in­ter­ne Beförde­rung er­folgt im Rah­men von Aus­wahl­ver­fah­ren un­ter Wah­rung der Ver­fas­sungs­grundsätze der Gleich­heit, der Ver­diens­te und der Befähi­gung ...

2. Die Be­am­ten müssen den An­for­de­run­gen für ih­ren Zu­gang genügen, min­des­tens zwei Jah­re dienst­li­che Tätig­keit in der nied­ri­ge­ren Un­ter­grup­pe bzw. – falls es in der Be­rufs­grup­pe kei­ne Un­ter­grup­pe gibt – in der Be­rufs­grup­pe auf­wei­sen und die ent­spre­chen­den Aus­wahl­prüfun­gen mit Er­folg ab­sch­ließen.“

Aus­gangs­ver­fah­ren und Vor­la­ge­fra­gen

Aus den dem Ge­richts­hof vor­ge­leg­ten In­for­ma­tio­nen geht her­vor, dass der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens von 1989–2005 als Be­am­ter auf Zeit im Dienst der Jun­ta de An­da­lucía tätig war. Im Jahr 2005 wur­de er Be­rufs­be­am­ter die­ser öffent­li­chen Ver­wal­tung.

Am 17. De­zem­ber 2007 veröffent­lich­te die Con­se­jería im Bo­letín Ofi­ci­al de la Jun­ta de An­da­lucía ei­ne Be­kannt­ma­chung, mit der sie Aus­wahl­prüfun­gen für den Auf­stieg von Be­am­ten in die

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All­ge­mei­ne Lauf­bahn­grup­pe des mitt­le­ren Diens­tes die­ser öffent­li­chen Ver­wal­tung in­tern aus­schrieb.

Nach der Be­kannt­ma­chung hat­ten die Be­wer­ber meh­re­re Vor­aus­set­zun­gen zu erfüllen. Ers­tens soll­ten sie dem mitt­le­ren Ver­wal­tungs­dienst der Jun­ta de An­da­lucía an­gehören. Zwei­tens soll­ten sie im Be­sitz des Ab­schlus­ses Ba­chil­ler Su­pe­rio­re oder ei­nes gleich­wer­ti­gen Ab­schlus­ses sein bzw. die Vor­aus­set­zun­gen für sei­nen Er­werb erfüllen oder zehn Jah­re als Be­rufs­be­am­ter der Lauf­bahn­grup­pe D an­gehört ha­ben bzw. ihr fünf Jah­re an­gehört und an ei­nem be­son­de­ren Kurs des In­sti­tu­to An­da­luz de Ad­mi­nis­tra­ción Públi­ca (An­da­lu­si­sches In­sti­tut für öffent­li­che Ver­wal­tung) teil­ge­nom­men ha­ben. Drit­tens soll­ten die Be­wer­ber für die Prüfun­gen zur in­ter­nen Beförde­rung Lauf­bahn­grup­pen an­gehören, die un­mit­tel­bar un­ter der aus­ge­schrie­be­nen Lauf­bahn­grup­pe ein­ge­stuft sind, und die­sen min­des­tens zwei Jah­re als Be­rufs­be­am­te an­gehört ha­ben.

Fer­ner war in der Be­kannt­ma­chung aus­geführt, dass „Dienst­zei­ten, die als Beschäftig­ter auf Zeit oder als an­ge­stell­ter Ar­beit­neh­mer in an­de­ren Be­rei­chen der öffent­li­chen Ver­wal­tung zurück­ge­legt wur­den, oder sons­ti­ge ähn­li­che zurück­ge­leg­te Dienst­zei­ten ... nicht an­ge­rech­net [wer­den]“.

Der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens hat­te an den Prüfun­gen des Aus­wahl­ver­fah­rens als Be­rufs­be­am­ter der Lauf­bahn­grup­pe D der Stel­len der Jun­ta de An­da­lucía mit mehr als zwei Jah­ren Dienst­zeit teil­ge­nom­men; sein Na­me war zunächst in der am 12. No­vem­ber 2008 veröffent­lich­ten endgülti­gen Lis­te der er­folg­rei­chen Teil­neh­mer auf­geführt.

Nach­dem am 2. Fe­bru­ar 2009 die zu be­set­zen­den Stel­len öffent­lich aus­ge­schrie­ben wor­den wa­ren und Herr Ro­s­a­do San­ta­na die er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen ein­ge­reicht hat­te, wi­der­rief je­doch der Ge­ne­ral­se­kretär der Con­se­jería mit Ent­schei­dung vom 25. März 2009 (im Fol­gen­den: im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­ge Ent­schei­dung) sei­ne Zu­las­sung zur Prüfung so­wie sei­ne Er­nen­nung zum Be­rufs­be­am­ten der Lauf­bahn­grup­pe C mit der Be­gründung, dass er we­der über den er­for­der­li­chen Ab­schluss verfügte noch zehn Jah­re als Be­rufs­be­am­ter tätig ge­we­sen sei.

Der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens er­hob am 8. Ju­ni 2009 ge­gen die im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­ge Ent­schei­dung ei­ne Kla­ge, die auf Art. 14 der spa­ni­schen Ver­fas­sung, in dem der Grund­satz der Gleich­heit vor dem Ge­setz ver­an­kert ist, und auf Art. 1 des Ge­set­zes 70/1978 gestützt ist. Zu­dem mach­te er gel­tend, dass die im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­ge Ent­schei­dung ge­gen den Grund­satz der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung des Pa­ra­gra­fen 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­s­toße, weil der Ge­ne­ral­se­kretär der Con­se­jería nur die Dienst­zeit als Be­rufs­be­am­ter nach 2005 und nicht die Dienst­zeit da­vor als Be­am­ter auf Zeit berück­sich­tigt ha­be.

Die Con­se­jería mach­te vor dem vor­le­gen­den Ge­richt gel­tend, dass das Ge­setz 70/1978 nicht für die Be­stim­mung der für ei­ne Aus­schrei­bung ver­lang­ten Qua­li­fi­ka­tio­nen gel­ten könne, da Dienst­zei­ten als Be­am­ter auf Zeit nur zu wirt­schaft­li­chen Zwe­cken berück­sich­tigt wer­den könn­ten. An­dern­falls würde ein Be­am­ter, der zu­vor Dienst­zei­ten als Be­am­ter auf Zeit zurück­ge­legt ha­be, ge­genüber ei­nem Be­am­ten, bei dem dies nicht der Fall sei, recht­lich bes­ser ge­stellt. Dies wäre dis­kri­mi­nie­rend, weil an­ge­sichts der Na­tur der Stel­lung als Be­am­ter auf Zeit, der es an den dem Be­am­ten­tum ei­ge­nen Merk­ma­len der Per­ma­nenz und der Sta­bi­lität feh­le, das Dienst­al­ter als Be­rufs­be­am­ter ge­genüber den als Be­am­ter auf Zeit er­wor­be­nen Ver­diens­ten stets Vor­rang ha­ben müsse.

Das Juz­ga­do de lo Con­ten­cio­so-Ad­mi­nis­tra­tivo nº 12 de Se­vil­la äußert in sei­ner Vor­la­ge­ent­schei­dung Zwei­fel, wel­che Kon­se­quen­zen sich aus den Ent­schei­dun­gen des Tri­bu­nal Con­sti­tu­cio­nal er­ge­ben, wo­nach ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Be­rufs­be­am­ten und Be­am­ten auf Zeit, die die­sel­be Tätig­keit ausüben, zulässig sei. Die­se Ent­schei­dun­gen stünden zum Teil im Wi­der­spruch zu an­de­ren Ur­tei­len des Tri­bu­nal Con­sti­tu­cio­nal.

Zu­dem fol­ge ein großer Teil der spa­ni­schen Ge­rich­te ei­ner Dok­trin, nach der, wenn bei ei­ner öffent­li­chen Stel­len­aus­schrei­bung in der Be­kannt­ma­chung die Grund­re­geln mit den Zu­gangs- und Be­wer­tungs­kri­te­ri­en veröffent­licht sind, die­se das „Ge­setz“ der Aus­schrei­bung dar­stell­ten und sich ein Be­trof­fe­ner, wenn er sie nicht in der dafür vor­ge­se­he­nen Frist an­ge­foch­ten ha­be, später nicht

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mehr auf ih­re Rechts­wid­rig­keit be­ru­fen könne, um das Er­geb­nis der Aus­schrei­bung, so­weit es ihn be­tref­fe, an­zu­fech­ten.

Im vor­lie­gen­den Fall ge­he es im We­sent­li­chen um die Fra­ge, ob ei­ne na­tio­na­le Re­ge­lung, die beim Ver­gleich zwei­er Be­rufs­be­am­ter Dienst­zei­ten ei­nes von ih­nen nur des­halb außer Be­tracht las­se, weil er sie als Be­am­ter auf Zeit zurück­ge­legt ha­be, ge­gen Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­s­toße.

Un­ter die­sen Umständen hat das Juz­ga­do de lo Con­ten­cio­so-Ad­mi­nis­tra­tivo nº 12 de Se­vil­la das Ver­fah­ren aus­ge­setzt und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­gen zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­ge­legt:

1. Ist die Richt­li­nie 1999/70 da­hin aus­zu­le­gen, dass ih­re An­wend­bar­keit für den Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes ei­nes Mit­glied­staats der Eu­ropäischen Uni­on not­wen­dig aus­ge­schlos­sen ist, wenn das Ver­fas­sungs­ge­richt die­ses Mit­glied­staats ent­schie­den hat, dass die Be­gründung un­ter­schied­li­cher Rech­te für an­ge­stell­te Be­diens­te­te und Be­rufs­be­am­te nicht ge­gen sei­ne Ver­fas­sung verstößt?

2. Ist die­se Richt­li­nie da­hin aus­zu­le­gen, dass sie ei­ner Aus­le­gung des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes und des Grund­sat­zes der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung durch ein na­tio­na­les Ge­richt ent­ge­gen­steht, nach der die Gleich­stel­lung von an­ge­stell­ten Be­diens­te­ten und Be­rufs­be­am­ten all­ge­mein von die­sen Grundsätzen aus­ge­schlos­sen ist?

3. Ist Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung da­hin aus­zu­le­gen, dass er ei­ner Nicht­berück­sich­ti­gung der Dienst­zei­ten ei­nes auf Zeit beschäftig­ten Be­diens­te­ten bei Er­lan­gung des Sta­tus ei­nes fest an­ge­stell­ten Be­diens­te­ten, kon­kret im Hin­blick auf die Vergütung, die Ein­stu­fung und die Beförde­rung, ent­ge­gen­steht?

4. Ver­pflich­tet Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung zu ei­ner Aus­le­gung der na­tio­na­len Be­stim­mun­gen da­hin, dass die Berück­sich­ti­gung von Dienst­zei­ten von Be­am­ten, die auf­grund ei­ner Beschäfti­gung auf Zeit zurück­ge­legt wur­den, nicht aus­ge­schlos­sen wer­den darf?

5. Ist Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung da­hin aus­zu­le­gen, dass das na­tio­na­le Ge­richt selbst dann, wenn die Be­din­gun­gen ei­ner öffent­li­chen Stel­len­aus­schrei­bung veröffent­licht und von dem Be­trof­fe­nen nicht an­ge­foch­ten wur­den, ver­pflich­tet ist, zu prüfen, ob sie ge­gen das Uni­ons­recht ver­s­toßen, und in ei­nem sol­chen Fall die Aus­schrei­bungs­be­din­gun­gen bzw. die ih­nen zu­grun­de lie­gen­de na­tio­na­le Be­stim­mung in­so­weit nicht an­wen­den darf, wie ih­nen der ge­nann­te Pa­ra­graf 4 ent­ge­gen­steht?

Zur Zulässig­keit der Kla­ge

Nach Auf­fas­sung der Con­se­jería genügen die Vor­la­ge­ent­schei­dung im All­ge­mei­nen und die ers­te, die zwei­te und die fünf­te Vor­la­ge­fra­ge im Be­son­de­ren nicht den vom Ge­richts­hof in sei­ner Recht­spre­chung hin­sicht­lich der Zulässig­keit von Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen auf­ge­stell­ten An­for­de­run­gen. Denn es würden dar­in we­der die auf das Aus­gangs­ver­fah­ren an­wend­ba­ren na­tio­na­len Vor­schrif­ten an­geführt noch, in wel­chen na­tio­na­len Rechts­rah­men es ein­zu­ord­nen sei. Das vor­le­gen­de Ge­richt ha­be auch nicht dar­ge­legt, aus wel­chen Gründen es die Richt­li­nie 1999/70 her­an­zie­he, und nicht dar­ge­tan, wie die­se mit den ge­nann­ten na­tio­na­len Vor­schrif­ten zu­sam­menhänge.

Fer­ner wer­de in den Vor­la­ge­fra­gen der An­wen­dungs­be­reich von Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung falsch an­ge­ge­ben, so dass sie auch aus die­sem Grund un­zulässig sei­en.

Hier­zu ist dar­auf zu ver­wei­sen, dass im Rah­men der Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen dem Ge­richts­hof und den na­tio­na­len Ge­rich­ten gemäß Art. 267 AEUV nur das na­tio­na­le Ge­richt, das mit dem Rechts­streit be­fasst ist und in des­sen Ver­ant­wor­tungs­be­reich die zu er­las­sen­de Ent­schei­dung fällt, im Hin­blick auf die Be­son­der­hei­ten der Rechts­sa­che so­wohl die Er­for­der­lich­keit ei­ner

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Vor­ab­ent­schei­dung für den Er­lass sei­nes Ur­teils als auch die Er­heb­lich­keit der dem Ge­richts­hof vor­zu­le­gen­den Fra­gen zu be­ur­tei­len hat. Da­her ist der Ge­richts­hof grundsätz­lich ge­hal­ten, über ihm vor­ge­leg­te Fra­gen zu be­fin­den, wenn die­se die Aus­le­gung des Uni­ons­rechts be­tref­fen (vgl. u. a. Ur­tei­le vom 15. De­zem­ber 1995, Bos­man, C-415/93, Slg. 1995, I-4921, Rand­nr. 59, und vom 12. Ok­to­ber 2010, Ro­sen­bladt, C-45/09, Slg. 2010, I-0000, Rand­nr. 32).

Zu­dem ist es Sa­che der na­tio­na­len Ge­rich­te, dem Ge­richts­hof die tatsächli­chen oder recht­li­chen An­ga­ben zu lie­fern, die für ei­ne sach­dien­li­che Be­ant­wor­tung der ihm vor­ge­leg­ten Fra­gen er­for­der­lich sind (Ur­teil vom 14. Sep­tem­ber 1999, Gru­ber, C-249/97, Slg. 1999, I-5295, Rand­nr. 19).

Im vor­lie­gen­den Fall ist fest­zu­stel­len, dass das vor­le­gen­de Ge­richt so­wohl die auf das Aus­gangs­ver­fah­ren an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten des spa­ni­schen Rechts als auch den na­tio­na­len Rechts­rah­men, in den es ein­zu­ord­nen ist, hin­rei­chend klar be­schrie­ben hat. Im Übri­gen ge­hen die Gründe, aus de­nen das vor­le­gen­de Ge­richt die Fra­gen nach der Aus­le­gung der Richt­li­nie 1999/70 ge­stellt hat, aus der Vor­la­ge­ent­schei­dung klar her­vor.

Zu dem Vor­brin­gen der Con­se­jería, das vor­le­gen­de Ge­richt ha­be den An­wen­dungs­be­reich von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung falsch an­ge­ge­ben, genügt die Fest­stel­lung, dass ei­ne sol­che Fra­ge nicht die Zulässig­keit des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens, son­dern des­sen Be­ant­wor­tung be­trifft.

Nach al­le­dem ist das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen als in vol­lem Um­fang zulässig an­zu­se­hen.

Zu den Vor­la­ge­fra­gen

Vor­be­mer­kun­gen zur An­wend­bar­keit der Richt­li­nie 1999/70 und der Rah­men­ver­ein­ba­rung

Nach Auf­fas­sung der spa­ni­schen Re­gie­rung und der Eu­ropäischen Kom­mis­si­on sind die Richt­li­nie 1999/70 und die Rah­men­ver­ein­ba­rung in de­ren An­hang nicht auf den Aus­gangs­rechts­streit an­wend­bar.

Die spa­ni­sche Re­gie­rung führt aus, der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens sei, als er an dem in­ter­nen Aus­wahl­ver­fah­ren für die Beförde­rung, das nach der gel­ten­den Re­ge­lung auf Be­rufs­be­am­te be­schränkt ge­we­sen sei, teil­ge­nom­men ha­be, seit 2005 Be­rufs­be­am­ter ge­we­sen. Die von ihm an­geführ­te un­ter­schied­li­che Be­hand­lung be­tref­fe da­her das Verhält­nis zu an­de­ren Be­rufs­be­am­ten, die eben­falls an die­sem Aus­wahl­ver­fah­ren teil­ge­nom­men hätten und ent­we­der im Be­sitz der ver­lang­ten Ti­tel ge­we­sen sei­en oder ein Dienst­al­ter von zehn Jah­ren als Be­rufs­be­am­te ge­habt hätten. So­wohl die spa­ni­sche Re­gie­rung als auch die Kom­mis­si­on tra­gen vor, die Rah­men­ver­ein­ba­rung be­tref­fe nicht die Gleich­be­hand­lung von Dau­er­beschäftig­ten, von de­nen ei­ni­ge in der Ver­gan­gen­heit als be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer ge­ar­bei­tet hätten.

In­so­weit ist dar­auf zu ver­wei­sen, dass die Rah­men­ver­ein­ba­rung nach dem Wort­laut ih­res Pa­ra­gra­fen 2 Nr. 1 für be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer mit ei­nem Ar­beits­ver­trag oder -verhält­nis gemäß der ge­setz­lich, ta­rif­ver­trag­lich oder nach den Ge­pflo­gen­hei­ten in je­dem Mit­glied­staat gel­ten­den De­fi­ni­ti­on gilt.

Wie der Ge­richts­hof be­reits ent­schie­den hat, sind die Richt­li­nie 1999/70 und die Rah­men­ver­ein­ba­rung auf al­le Ar­beit­neh­mer an­wend­bar, die ent­gelt­li­che Ar­beits­leis­tun­gen im Rah­men ei­nes mit ih­rem Ar­beit­ge­ber be­ste­hen­den be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses er­brin­gen (Ur­teil vom 13. Sep­tem­ber 2007, Del Cer­ro Alon­so (C-307/05, Slg. 2007, I-7109, Rand­nr. 28).

Dass der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens Be­rufs­be­am­ter ge­wor­den und dies Vor­aus­set­zung für sei­nen Zu­gang zu ei­nem in­ter­nen Aus­wahl­ver­fah­ren ist, ver­wehrt es ihm nicht, sich un­ter

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be­stimm­ten Umständen auf den Grund­satz der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung des Pa­ra­gra­fen 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung zu be­ru­fen.

Im Aus­gangs­ver­fah­ren rügt der Kläger in sei­ner Ei­gen­schaft als Be­rufs­be­am­ter nämlich im We­sent­li­chen ei­ne Un­gleich­be­hand­lung bei der Berück­sich­ti­gung des Dienst­al­ters und der Be­rufs­er­fah­rung für die Zwe­cke ei­nes in­ter­nen Aus­wahl­ver­fah­rens. Während die Dienst­zei­ten als Be­rufs­be­am­ter berück­sich­tigt würden, sei dies bei den Dienst­zei­ten als Be­am­ter auf Zeit nicht der Fall, oh­ne dass die Art der wahr­ge­nom­me­nen Auf­ga­ben und de­ren Merk­ma­le ge­prüft würden. Da sei­ne von ihm be­haup­te­te, ge­gen Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­s­toßen­de Dis­kri­mi­nie­rung Dienst­zei­ten als Be­am­ter auf Zeit be­trifft, ist der Um­stand, dass er in der Zwi­schen­zeit Be­rufs­be­am­ter ge­wor­den ist, un­er­heb­lich.

Zu­dem ist her­vor­zu­he­ben, dass nach § 4 Nr. 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung in Be­zug auf be­stimm­te Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen für be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer die­sel­ben Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten wie für Dau­er­beschäftig­te gel­ten, es sei denn, un­ter­schied­li­che Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten sind aus sach­li­chen Gründen ge­recht­fer­tigt. We­der aus dem Wort­laut die­ser Be­stim­mung noch aus ih­rem Kon­text er­gibt sich, dass sie nicht mehr an­wend­bar wäre, so­bald der be­tref­fen­de Ar­beit­neh­mer den Sta­tus ei­nes Dau­er­beschäftig­ten er­langt. Die Zie­le der Richt­li­nie 1999/70 und der Rah­men­ver­ein­ba­rung, Dis­kri­mi­nie­rung zu ver­bie­ten und Miss­brauch durch auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se zu ver­hin­dern, spre­chen viel­mehr für das Ge­gen­teil.

Die An­wen­dung der Rah­men­ver­ein­ba­rung in ei­ner Si­tua­ti­on wie der des Aus­gangs­ver­fah­rens von vorn­her­ein aus­zu­sch­ließen, wie dies die spa­ni­sche Re­gie­rung und die Kom­mis­si­on tun, lie­fe dar­auf hin­aus, den Be­reich, in dem den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern Schutz vor Dis­kri­mi­nie­run­gen gewährt wird, un­ter Miss­ach­tung des Zwecks des Pa­ra­gra­fen 4 ein­zu­en­gen und die­sen Pa­ra­gra­fen ent­ge­gen der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs un­an­ge­mes­sen eng aus­zu­le­gen (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­tei­le Del Cer­ro Alon­so, Rand­nrn. 37 und 38, so­wie vom 15. April 2008, Im­pact, C-268/06, Slg. 2008, I-2483, Rand­nrn. 114 und 115).

Die Con­se­jería macht gel­tend, Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung kom­me im vor­lie­gen­den Fall nicht zur An­wen­dung, da die Vor­aus­set­zung des Dienst­al­ters als Be­rufs­be­am­ter ei­ne Vor­aus­set­zung für den Zu­gang zur Beschäfti­gung sei, die zur Teil­nah­me an ei­nem Aus­wahl­ver­fah­ren ver­langt wer­de, und nicht ei­ne Beschäfti­gungs­be­din­gung im Sin­ne die­ser Be­stim­mung.

Der Ge­richts­hof hat be­reits ent­schie­den, dass na­tio­na­le Re­ge­lun­gen über Dienst­zei­ten, die für die Ein­grup­pie­rung in ei­ne höhe­re Vergütungs­grup­pe zurück­zu­le­gen sind, oder über die Be­rech­nung der Dienst­zei­ten, die für ei­ne jähr­li­che Be­ur­tei­lung und da­mit für die Möglich­keit zum be­ruf­li­chen Auf­stieg er­for­der­lich sind, wie die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Re­ge­lung Ar­beits­be­din­gun­gen ent­spre­chen (vgl. ent­spre­chend für den Be­reich der Gleich­be­hand­lung männ­li­cher und weib­li­cher Ar­beit­neh­mer Ur­tei­le vom 30. April 1998, Thi­bault, C-136/95, Slg. 1998, I-2011, Rand­nr. 27, und vom 18. No­vem­ber 2004, Sass, C-284/02, Slg. 2004, I-11143, Rand­nrn. 31 und 34).

Folg­lich um­fasst der Be­griff der Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen im Sin­ne des Pa­ra­gra­fen 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ei­ne Vor­aus­set­zung wie die im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­ge, die die Berück­sich­ti­gung von als Be­am­ter auf Zeit zurück­ge­leg­ten frühe­ren Dienst­zei­ten im Rah­men ei­nes in­ter­nen Aus­wahl­ver­fah­rens für ei­ne Beförde­rung be­trifft.

Nach al­le­dem ist fest­zu­stel­len, dass ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Con­se­jería, der spa­ni­schen Re­gie­rung und der Kom­mis­si­on nichts ge­gen die An­wend­bar­keit der Richt­li­nie 1999/70 und des Pa­ra­gra­fen 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung auf das Aus­gangs­ver­fah­ren spricht.

Zur ers­ten und zur zwei­ten Vor­la­ge­fra­ge

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Mit der ers­ten und der zwei­ten Vor­la­ge­fra­ge, die ge­mein­sam zu prüfen sind, möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob die Ge­rich­te ei­nes Mit­glied­staats ein­sch­ließlich des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs die Richt­li­nie 1999/70 und den in Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­an­ker­ten Grund­satz der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung so aus­le­gen können, dass die An­wen­dung die­ser Uni­ons­rechts­ak­te auf den öffent­li­chen Dienst die­ses Mit­glied­staats und jeg­li­che un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Be­am­ten auf Zeit und Be­rufs­be­am­ten die­ses Mit­glied­staats aus­ge­schlos­sen ist.

Zunächst ist dar­auf zu ver­wei­sen, dass ei­ne Richt­li­nie die Mit­glied­staa­ten, an die sie ge­rich­tet ist, ver­pflich­tet, al­le er­for­der­li­chen Maßnah­men zu er­grei­fen, um ih­re vol­le Wirk­sam­keit ent­spre­chend ih­rer Ziel­set­zung zu gewähr­leis­ten (vgl. Ur­teil vom 10. April 1984, Von Col­son und Ka­mann, 14/83, Slg. 1984, 1891, Rand­nr. 15, so­wie Im­pact, Rand­nr. 40).

Die sich aus ei­ner Richt­li­nie er­ge­ben­de Ver­pflich­tung der Mit­glied­staa­ten, das in die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­he­ne Ziel zu er­rei­chen, und die Pflicht der Mit­glied­staa­ten gemäß Art. 4 Abs. 3 EUV, al­le zur Erfüllung die­ser Ver­pflich­tung ge­eig­ne­ten Maßnah­men all­ge­mei­ner oder be­son­de­rer Art zu tref­fen, ob­lie­gen al­len Trägern öffent­li­cher Ge­walt in den Mit­glied­staa­ten und da­mit im Rah­men ih­rer Zuständig­kei­ten auch den Ge­rich­ten (Ur­teil Im­pact, Rand­nr. 41).

Vor al­lem den na­tio­na­len Ge­rich­ten ob­liegt es nämlich, den Rechts­schutz zu gewähr­leis­ten, der sich für den Ein­zel­nen aus den uni­ons­recht­li­chen Be­stim­mun­gen er­gibt, und de­ren vol­le Wir­kung si­cher­zu­stel­len (Ur­teil Im­pact, Rand­nr. 42).

Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ha­ben nämlich die na­tio­na­len Ge­rich­te und die Ver­wal­tungs­or­ga­ne, so­fern ei­ne mit den An­for­de­run­gen des Uni­ons­rechts übe­rein­stim­men­de Aus­le­gung und An­wen­dung der na­tio­na­len Re­ge­lung nicht möglich ist, das Uni­ons­recht in vol­lem Um­fang an­zu­wen­den und die Rech­te, die die­ses dem Ein­zel­nen einräumt, zu schützen, in­dem sie ent­ge­gen­ste­hen­de Vor­schrif­ten des in­ner­staat­li­chen Rechts ge­ge­be­nen­falls un­an­ge­wandt las­sen (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­tei­le vom 22. Ju­ni 1989, Cost­an­zo, 103/88, Slg. 1989, 1839, Rand­nr. 33, vom 11. Ja­nu­ar 2007, ITC, C-208/05, Slg. 2007, I-181, Rand­nrn. 68 und 69, so­wie vom 25. No­vem­ber 2010, Fuß, C-429/09, Slg. 2010, I-0000, Rand­nr. 40).

Die Rah­men­ver­ein­ba­rung ist aus ei­nem zwi­schen So­zi­al­part­nern auf Uni­ons­ebe­ne auf der Grund­la­ge von Art. 139 Abs. 1 EG geführ­ten Dia­log her­vor­ge­gan­gen und gemäß Art. 139 Abs. 2 EG mit ei­ner Richt­li­nie des Ra­tes der Eu­ropäischen Uni­on durch­geführt wor­den, de­ren in­te­gra­ler Be­stand­teil sie ist (Ur­teil Im­pact, Rand­nr. 58).

Nach ständi­ger Recht­spre­chung sind die Be­stim­mun­gen der Rah­men­ver­ein­ba­rung auf be­fris­te­te Ar­beits­verträge und -verhält­nis­se, die mit Behörden oder an­de­ren Stel­len des öffent­li­chen Sek­tors ge­schlos­sen wer­den, an­wend­bar (Ur­tei­le vom 4. Ju­li 2006, Aden­eler u. a., C-212/04, Slg. 2006, I-6057, Rand­nrn. 54, so­wie vom 22. De­zem­ber 2010, Ga­viei­ro Ga­viei­ro und Igle­si­as Tor­res, C-444/09 und C-456/09, Slg. 2010, I-0000, Rand­nr. 38).

Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung, der un­mit­tel­ba­re Wir­kung ent­fal­tet, enthält ein Ver­bot, be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer hin­sicht­lich der Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen und der die­se be­tref­fen­den Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten nur des­we­gen, weil für sie ein be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag oder ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis gilt, ge­genüber ver­gleich­ba­ren Dau­er­beschäftig­ten schlech­ter zu be­han­deln (Ur­teil Im­pact, Rand­nrn. 59 und 68).

Zwar enthält die­se Vor­schrift hin­sicht­lich des Grund­sat­zes der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung ei­nen Vor­be­halt be­tref­fend auf sach­li­che Gründe gestütz­te Recht­fer­ti­gun­gen.

Doch be­deu­tet die Möglich­keit, un­ter ge­nau be­zeich­ne­ten Umständen bei Vor­lie­gen sach­li­cher Gründe be­fris­tet beschäftig­te und dau­er­beschäftig­te Ar­beit­neh­mer un­ter­schied­lich zu be­han­deln, kei­nes­wegs, dass es zulässig wäre, die An­wen­dung der Richt­li­nie 1999/70 und der Rah­men­ver­ein­ba­rung für im öffent­li­chen Dienst ei­nes Mit­glied­staats beschäftig­te Ar­beit­neh­mer

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aus­zu­sch­ließen.

Die spa­ni­sche Re­gie­rung trägt vor, die ers­te Fra­ge be­ru­he auf ei­ner fal­schen Prämis­se, denn das Tri­bu­nal Con­sti­tu­cio­nal ha­be we­der die An­wen­dung der Richt­li­nie 1999/70 auf spa­ni­sche Be­am­te auf Zeit ab­ge­lehnt noch es all­ge­mein zu­ge­las­sen, die­se und Be­rufs­be­am­te oh­ne sach­li­che Gründe un­ter­schied­lich zu be­han­deln

Hier­zu genügt der Hin­weis, dass es ist nicht Sa­che des Ge­richts­hofs ist, über die Aus­le­gung na­tio­na­ler Vor­schrif­ten zu be­fin­den, da die­se in die aus­sch­ließli­che Zuständig­keit der na­tio­na­len Ge­rich­te fällt (Ur­teil vom 8. Sep­tem­ber 2010, Win­ner Wet­ten, C-409/06, Slg. 2010, I-0000, Rand­nr. 35), und dass der Ge­richts­hof hin­sicht­lich der Ent­wick­lung der Recht­spre­chung die­ser Ge­rich­te sei­ne Be­ur­tei­lung nicht an die Stel­le der­je­ni­gen des vor­le­gen­den Ge­richts set­zen darf.

Ei­ne Recht­spre­chung ei­nes na­tio­na­len Ge­richts, ein­sch­ließlich ei­nes Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs, mit der die An­wen­dung der Richt­li­nie 1999/70 und der Rah­men­ver­ein­ba­rung auf das Per­so­nal im öffent­li­chen Dienst ei­nes Mit­glied­staats aus­ge­schlos­sen und/oder ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Be­am­ten auf Zeit und Be­rufs­be­am­ten oh­ne sach­li­che Gründe im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 die­ser Rah­men­ver­ein­ba­rung zu­ge­las­sen würde, lie­fe die­sen Uni­ons­rechts­ak­ten zu­wi­der und ver­stieße ge­gen die Ver­pflich­tun­gen der Ge­rich­te der Mit­glied­staa­ten, im Rah­men ih­rer Zuständig­kei­ten den Rechts­schutz zu gewähr­leis­ten, der sich für den Ein­zel­nen aus den uni­ons­recht­li­chen Be­stim­mun­gen er­gibt, und die vol­le Wir­kung die­ser Be­stim­mun­gen si­cher­zu­stel­len.

Un­ter die­sen Umständen ist auf die ers­te und die zwei­te Fra­ge zu ant­wor­ten, dass die Richt­li­nie 1999/70 und die Rah­men­ver­ein­ba­rung in de­ren An­hang da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie zum ei­nen auf be­fris­te­te Ar­beits­verträge und -verhält­nis­se An­wen­dung fin­den, die mit Behörden oder an­de­ren Stel­len des öffent­li­chen Sek­tors ge­schlos­sen wer­den, und zum an­de­ren ver­lan­gen, es aus­zu­sch­ließen, dass Be­rufs­be­am­te und ver­gleich­ba­re Be­am­te auf Zeit ei­nes Mit­glied­staats nur des­we­gen, weil für die Letzt­ge­nann­ten ein be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag oder ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis gilt, un­ter­schied­lich be­han­delt wer­den, es sei denn, die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ist aus sach­li­chen Gründen im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­recht­fer­tigt.

Zur drit­ten und zur vier­ten Vor­la­ge­fra­ge

Mit der drit­ten und der vier­ten Vor­la­ge­fra­ge, die ge­mein­sam zu prüfen sind, möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er der Nicht­berück­sich­ti­gung von Dienst­zei­ten ei­nes Be­am­ten auf Zeit, der in der Zwi­schen­zeit Be­rufs­be­am­ter ge­wor­den ist, für sei­nen Zu­gang zu ei­ner Beförde­rung, die in­tern und nur für Be­rufs­be­am­te aus­ge­schrie­ben ist, ent­ge­gen­steht.

Wie aus der Ant­wort auf die ers­ten bei­den Fra­gen her­vor­geht, enthält Pa­ra­graf 4 Abs. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ein Ver­bot, be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer hin­sicht­lich der Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen nur des­we­gen, weil für sie ein be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag oder ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis gilt, ge­genüber ver­gleich­ba­ren Dau­er­beschäftig­ten schlech­ter zu be­han­deln, es sei denn, die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ist aus sach­li­chen Gründen ge­recht­fer­tigt. Pa­ra­graf 4 Abs. 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung enthält das­sel­be Ver­bot hin­sicht­lich der be­stimm­te Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen be­tref­fen­den Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten.

Nach ständi­ger Recht­spre­chung ver­langt der Grund­satz der Nicht­dis­kri­mi­nie­rung, dass ver­gleich­ba­re Sach­ver­hal­te nicht un­ter­schied­lich und un­ter­schied­li­che Sach­ver­hal­te nicht gleich be­han­delt wer­den, so­fern ei­ne sol­che Be­hand­lung nicht ob­jek­tiv ge­recht­fer­tigt ist (vgl. u. a. Ur­teil vom 11. Ju­li 2006, Franz Egen­ber­ger, C-313/04, Slg. 2006, I-6331, Rand­nr. 33 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).

Zur Fest­stel­lung, ob die be­trof­fe­nen Per­so­nen in der glei­chen oder ei­ner ähn­li­chen Ar­beit im Sin­ne der Rah­men­ver­ein­ba­rung tätig sind, ist nach den Pa­ra­gra­fen 3 Nr. 2 und 4 Nr. 1 der

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Rah­men­ver­ein­ba­rung zu prüfen, ob sie un­ter Zu­grun­de­le­gung ei­ner Ge­samt­heit von Fak­to­ren, wie Art der Ar­beit, Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen und Ar­beits­be­din­gun­gen, als in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on be­find­lich an­ge­se­hen wer­den können (Be­schluss vom 18. März 2011, Mon­toya Me­di­na,
C‑273/10, Rand­nr. 37).

Grundsätz­lich ist es Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts, zu prüfen, ob die Si­tua­ti­on des Klägers, als er sei­ne Auf­ga­ben als Be­am­ter auf Zeit wahr­nahm, mit der Si­tua­ti­on von Be­rufs­be­am­ten ver­gleich­bar ist, die in dem frag­li­chen Aus­wahl­ver­fah­ren ei­ne Dienst­zeit von zehn Jah­ren in den Lauf­bah­nen der Lauf­bahn­grup­pe D nach­wie­sen.

Soll­te sich er­wei­sen, dass die vom Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens als Be­am­ter auf Zeit wahr­ge­nom­me­nen Auf­ga­ben nicht den in der Aus­schrei­bung ver­lang­ten Auf­ga­ben ei­nes Be­rufs­be­am­ten der Lauf­bah­nen der Lauf­bahn­grup­pe D ent­spra­chen, würde dar­aus fol­gen, dass die Si­tua­ti­on des Be­trof­fe­nen je­den­falls nicht mit der ei­nes Be­rufs­be­am­ten ver­gleich­bar ist, der sich um die in­ter­ne Beförde­rung be­wirbt und die ver­lang­ten Dienst­zei­ten in die­sen Lauf­bah­nen zurück­ge­legt hat.

Die Art der Auf­ga­ben, die der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens in den Jah­ren sei­ner Ar­beit in den Dienst­stel­len der Jun­ta de An­da­lucía als Be­am­ter auf Zeit wahr­nahm, und die Art der Be­rufs­er­fah­rung, die er da­bei er­warb, stel­len nämlich nicht nur ei­nen Fak­tor dar, der ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ge­genüber den Be­rufs­be­am­ten sach­lich recht­fer­ti­gen könn­te. Sie gehören auch zu den Kri­te­ri­en, an­hand de­ren sich fest­stel­len lässt, ob die Si­tua­ti­on des Be­trof­fe­nen mit der die­ser Be­rufs­be­am­ten ver­gleich­bar ist.

Falls der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens da­ge­gen als Be­am­ter auf Zeit in den Lauf­bah­nen der Be­am­ten der Lauf­bahn­grup­pe D oder ei­ner an­de­ren Lauf­bahn, in der die Auf­ga­ben je­nen ei­nes Be­rufs­be­am­ten der Lauf­bah­nen die­ser Lauf­bahn­grup­pe ent­spra­chen, ei­ne Dienst­zeit von zehn Jah­ren zurück­ge­legt ha­ben soll­te, scheint das ein­zi­ge Merk­mal, das sei­ne Si­tua­ti­on von der ei­nes an dem frag­li­chen Aus­wahl­ver­fah­ren teil­neh­men­den Be­rufs­be­am­ten un­ter­schei­den könn­te, in der Be­fris­tung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zu lie­gen, das ihn mit dem Ar­beit­ge­ber ver­band, als er die Dienst­zei­ten als Be­am­ter auf Zeit zurück­leg­te.

In die­sem Fall wäre zu un­ter­su­chen, ob es für die Nicht­berück­sich­ti­gung die­ser Dienst­zei­ten in dem frag­li­chen Aus­wahl­ver­fah­ren ei­nen sach­li­chen Grund gibt.

Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ist der Be­griff „sach­li­che Gründe“ in Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung so zu ver­ste­hen, dass ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und Dau­er­beschäftig­ten nicht da­mit ge­recht­fer­tigt wer­den kann, dass sie in ei­ner all­ge­mei­nen und abs­trak­ten Re­ge­lung wie ei­nem Ge­setz oder ei­nem Ta­rif­ver­trag vor­ge­se­hen ist (Ur­tei­le Del Cer­ro Alon­so, Rand­nr. 57, Ga­viei­ro Ga­viei­ro und Igle­si­as Tor­res, Rand­nr. 54, so­wie Be­schluss Mon­toya Me­di­na, Rand­nr. 40).

Nach die­sem Be­griff muss die fest­ge­stell­te Un­gleich­be­hand­lung durch das Vor­han­den­sein ge­nau be­zeich­ne­ter, kon­kre­ter Umstände ge­recht­fer­tigt sein, die die be­tref­fen­de Beschäfti­gungs­be­din­gung in ih­rem spe­zi­el­len Zu­sam­men­hang und auf der Grund­la­ge ob­jek­ti­ver und trans­pa­ren­ter Kri­te­ri­en für die Prüfung der Fra­ge kenn­zeich­nen, ob die­se Un­gleich­be­hand­lung ei­nem ech­ten Be­darf ent­spricht und ob sie zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Ziels ge­eig­net und er­for­der­lich ist. Die­se Umstände können sich et­wa aus der be­son­de­ren Art der Auf­ga­ben, zu de­ren Erfüllung be­fris­te­te Verträge ge­schlos­sen wor­den sind, und de­ren We­sens­merk­ma­len oder ge­ge­be­nen­falls aus der Ver­fol­gung ei­nes le­gi­ti­men so­zi­al­po­li­ti­schen Ziels durch ei­nen Mit­glied­staat er­ge­ben (vgl. u. a. Ur­tei­le Del Cer­ro Alon­so, Rand­nrn. 53 und 58, so­wie Ga­viei­ro Ga­viei­ro und Igle­si­as Tor­res, Rand­nr. 55).

Die Be­ru­fung auf die bloße Be­fris­tung der Beschäfti­gung des Per­so­nals der öffent­li­chen Ver­wal­tung genügt die­sen An­for­de­run­gen nicht und kann da­her für sich al­lein kei­nen sach­li­chen Grund im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung dar­stel­len. Die bloße Be­fris­tung ei­nes

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Ar­beits­verhält­nis­ses zur Recht­fer­ti­gung ei­ner un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung von be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und Dau­er­beschäftig­ten aus­rei­chen zu las­sen, hieße nämlich, dass die Zie­le der Richt­li­nie 1999/70 und der Rah­men­ver­ein­ba­rung ih­ren Sinn verlören, und lie­fe auf die Bei­be­hal­tung ei­ner für be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer ungüns­ti­gen Si­tua­ti­on hin­aus (Ur­teil Ga­viei­ro Ga­viei­ro und Igle­si­as Tor­res, Rand­nrn. 56 und 57, so­wie Be­schluss Mon­toya Me­di­na, Rand­nrn. 42 und 43).

Die spa­ni­sche Re­gie­rung führt meh­re­re Un­ter­schie­de zwi­schen Be­rufs­be­am­ten und Be­am­ten auf Zeit an, die die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de un­ter­schied­li­che Be­hand­lung recht­fer­ti­gen könn­ten. Ers­tens würden bei Be­am­ten auf Zeit hin­sicht­lich des Dienst­an­tritts und des Nach­wei­ses der Ver­diens­te und der Fähig­kei­ten ge­rin­ge­re An­for­de­run­gen ge­stellt. Zwei­tens ge­be es bei Be­am­ten auf Zeit kei­ne Mo­bi­lität, da sie an die auf Zeit be­setz­ten Stel­len ge­bun­den sei­en; ih­re Tätig­keit sei da­durch an­ders und von an­de­rem Wert als die ei­nes Be­rufs­be­am­ten. Drit­tens sei­en be­stimm­te Auf­ga­ben Be­rufs­be­am­ten vor­be­hal­ten, so dass es hin­sicht­lich Er­fah­rung und Aus­bil­dung ei­nen qua­li­ta­ti­ven Un­ter­schied ge­be. Vier­tens fal­le das Ar­beits­verhält­nis von Be­am­ten auf Zeit mit dem En­de des Grun­des für ih­re Er­nen­nung weg.

An­ge­sichts ih­res Er­mes­sens bei der Or­ga­ni­sa­ti­on ih­rer öffent­li­chen Ver­wal­tun­gen können die Mit­glied­staa­ten grundsätz­lich, oh­ne ge­gen die Richt­li­nie 1999/70 oder die Rah­men­ver­ein­ba­rung zu ver­s­toßen, für den Zu­gang zu be­stimm­ten Beschäfti­gun­gen Vor­aus­set­zun­gen hin­sicht­lich des Dienst­al­ters vor­se­hen, den Zu­gang zu ei­ner in­ter­nen Beförde­rung Be­rufs­be­am­ten vor­be­hal­ten und von die­sen den Nach­weis ei­ner Be­rufs­er­fah­rung ver­lan­gen, die der Ein­stu­fung un­mit­tel­bar un­ter der aus­ge­schrie­be­nen ent­spricht.

Gleich­wohl müssen trotz die­ses Er­mes­sens die von den Mit­glied­staa­ten auf­ge­stell­ten Kri­te­ri­en in trans­pa­ren­ter und nach­prüfba­rer Wei­se an­ge­wandt wer­den, um zu ver­hin­dern, dass be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer al­lein we­gen der Be­fris­tung der Ar­beits­verträge oder ‑verhält­nis­se, mit de­nen sie ih­re Dienst­zeit und ih­re Be­rufs­er­fah­rung nach­wei­sen, aus­ge­schlos­sen wer­den.

Wie die Ge­ne­ral­anwältin in den Nrn. 62 bis 65 ih­rer Schluss­anträge her­vor­ge­ho­ben hat, könn­ten ei­ni­ge der Un­ter­schie­de, auf die die spa­ni­sche Re­gie­rung hin­sicht­lich der Ein­stel­lung von Be­am­ten auf Zeit und von Be­rufs­be­am­ten, der ver­lang­ten Qua­li­fi­ka­tio­nen und der Art der Auf­ga­ben, für die sie die Ver­ant­wor­tung zu tra­gen ha­ben, ver­weist, grundsätz­lich ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung in Be­zug auf die Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen recht­fer­ti­gen.

Er­gibt sich bei ei­nem Aus­wahl­ver­fah­ren ei­ne sol­che un­ter­schied­li­che Be­hand­lung aus der Not­wen­dig­keit, ob­jek­ti­ve Er­for­der­nis­se zu berück­sich­ti­gen, die sich auf die mit die­sem Ver­fah­ren aus­ge­schrie­be­ne Beschäfti­gung be­zie­hen und nichts mit der Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses zwi­schen dem Be­am­ten auf Zeit und sei­nem Ar­beit­ge­ber zu tun ha­ben, so könn­te sie im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 und/oder Nr. 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­recht­fer­tigt sein.

Da­ge­gen ent­spricht ei­ne all­ge­mei­ne, abs­trak­te Vor­aus­set­zung, wo­nach die ver­lang­te Dienst­zeit in vol­lem Um­fang als Be­rufs­be­am­ter zurück­ge­legt wor­den sein muss, oh­ne dass u. a. die be­son­de­re Art der zu erfüllen­den Auf­ga­ben oder de­ren Merk­ma­le berück­sich­tigt wer­den, nicht den An­for­de­run­gen der Recht­spre­chung zu Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung, wie sie in den Rand­nrn. 72 bis 74 des vor­lie­gen­den Ur­teils an­geführt sind.

Der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens erfüllt zwar ein­deu­tig die Vor­aus­set­zung der Dienst­zeit von zwei Jah­ren als Be­rufs­be­am­ter in der Lauf­bahn­grup­pe un­mit­tel­bar un­ter der Lauf­bahn der aus­ge­schrie­be­nen Beschäfti­gung, doch ist der dem Ge­richts­hof vor­lie­gen­den Ak­te we­der zu ent­neh­men, wel­che Auf­ga­ben der Kläger in den Jah­ren wahr­nahm, in de­nen er als Be­am­ter auf Zeit beschäftigt war, noch, wie er für die Wahr­neh­mung sei­ner Auf­ga­ben ein­ge­stuft war, noch, in wel­chem Verhält­nis die­se Auf­ga­ben zu den Auf­ga­ben der Lauf­bah­nen der Lauf­bahn­grup­pe D stan­den.

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Aus der dem Ge­richts­hof vor­lie­gen­den Ak­te geht al­so nicht her­vor, ob der Aus­schluss der Dienst­zei­ten von Be­am­ten auf Zeit al­lein mit der Be­fris­tung ih­rer Ar­beits­verträge ge­recht­fer­tigt wird oder ob es an­de­re Recht­fer­ti­gun­gen mit ob­jek­ti­ven Er­for­der­nis­sen der aus­ge­schrie­be­nen Beschäfti­gun­gen gibt, die als „sach­li­che Gründe“ im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung be­trach­tet wer­den könn­ten.

Das vor­le­gen­de Ge­richt hat da­her zum ei­nen zu prüfen, ob die Si­tua­ti­on des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens hin­sicht­lich sei­ner als Be­am­ter auf Zeit zurück­ge­leg­ten Dienst­zei­ten mit der Si­tua­ti­on ei­nes an­de­ren Beschäftig­ten der Jun­ta de An­da­lucía, der sei­ne Dienst­zei­ten als Be­rufs­be­am­ter zurück­leg­te, ver­gleich­bar war, und zum an­de­ren un­ter dem Blick­win­kel der in den Rand­nrn. 72 bis 74 an­geführ­ten Recht­spre­chung zu be­ur­tei­len, ob die von der Con­se­jería im Aus­gangs­ver­fah­ren vor­ge­brach­ten Ar­gu­men­te sach­li­che Gründe im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung dar­stel­len.

Nach al­le­dem ist auf die drit­te und die vier­te Fra­ge zu ant­wor­ten, dass Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er der Nicht­berück­sich­ti­gung von Dienst­zei­ten ei­nes Be­am­ten auf Zeit, der in der Zwi­schen­zeit Be­rufs­be­am­ter ge­wor­den ist, für sei­nen Zu­gang zu ei­ner Beförde­rung, die in­tern und nur für Be­rufs­be­am­te aus­ge­schrie­ben ist, ent­ge­gen­steht, es sei denn, die­ser Aus­schluss ist aus sach­li­chen Gründen im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­recht­fer­tigt. Der bloße Um­stand, dass der Be­am­te auf Zeit die­se Dienst­zei­ten auf der Grund­la­ge ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags oder -verhält­nis­ses zurück­ge­legt hat, stellt kei­nen sol­chen sach­li­chen Grund dar.

Zur fünf­ten Vor­la­ge­fra­ge

An­ge­sichts der An­ga­ben des vor­le­gen­den Ge­richts und der spa­ni­schen Re­gie­rung ist die fünf­te Fra­ge so zu ver­ste­hen, dass das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen möch­te, ob das primäre Uni­ons­recht, die Richt­li­nie 1999/70 und die Rah­men­ver­ein­ba­rung da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung ent­ge­gen­ste­hen, die für die Kla­ge ei­nes Be­rufs­be­am­ten, der ei­ne Ent­schei­dung, mit der sei­ne Teil­nah­me an ei­nem Aus­wahl­ver­fah­ren ab­ge­lehnt wird, an­fech­ten will, weil das Beförde­rungs­ver­fah­ren ge­gen Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­stieß, ei­ne Aus­schluss­frist von zwei Mo­na­ten ab Veröffent­li­chung der Aus­schrei­bung vor­sieht.

Nach den Ausführun­gen der spa­ni­schen Re­gie­rung hätte gemäß Art. 46 Abs. 1 der Ley 29/1998 re­gu­la­do­ra de la Ju­ris­dic­ción Con­ten­cio­so-ad­mi­nis­tra­ti­va (Ge­setz über die Ver­wal­tungs­ge­richts­bar­keit) vom 13. Ju­li 1998 (BOE Nr. 167 vom 14. Ju­li 1998, S. 23516) ei­ne Kla­ge bin­nen zwei Mo­na­ten ab dem Tag der Veröffent­li­chung der Aus­schrei­bung, d. h. ab dem 17. De­zem­ber 2007, er­ho­ben wer­den können. Der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens hätte nach spa­ni­schem Recht die in der Aus­schrei­bung fest­ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen ent­we­der un­mit­tel­bar an­fech­ten können, oder er hätte das Er­geb­nis des Aus­wahl­ver­fah­rens an­fech­ten können, wenn der zu der be­haup­te­ten Nich­tig­keit führen­de Man­gel auf das Ver­hal­ten der zuständi­gen Behörde bei der An­wen­dung der ver­lang­ten Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung zu dem Aus­wahl­ver­fah­ren zurück­ge­he, die selbst kei­nen ih­re Nich­tig­keit be­gründen­den Man­gel auf­wie­sen. Er könne je­doch nicht außer­halb der Frist die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Aus­wahl­ver­fah­rens für den Zu­gang zum öffent­li­chen Dienst durch ei­ne di­rek­te Kla­ge ge­gen des­sen Er­geb­nis an­fech­ten.

In Er­man­ge­lung ei­ner ein­schlägi­gen Uni­ons­re­ge­lung ist es nach ständi­ger Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs nach dem Grund­satz der Ver­fah­rens­au­to­no­mie der Mit­glied­staa­ten je­weils Sa­che ih­res in­ner­staat­li­chen Rechts, die zuständi­gen Ge­rich­te zu be­stim­men und die Ver­fah­rens­mo­da­litäten für Kla­gen zu re­geln, die den Schutz der dem Ein­zel­nen aus dem Uni­ons­recht er­wach­sen­den Rech­te gewähr­leis­ten sol­len (vgl. u. a. Ur­teil Im­pact, Rand­nr. 44, und vom 23. April 2009, An­gel­i­da­ki u. a., C-378/07 bis C-380/07, Slg. 2009, I-3071, Rand­nr. 173).

Die Mit­glied­staa­ten sind al­ler­dings für den wirk­sa­men Schutz die­ser Rech­te in je­dem Ein­zel­fall ver­ant­wort­lich (vgl. u. a. Ur­teil Im­pact, Rand­nr. 45 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).

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Da­bei dürfen nach ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung die Ver­fah­rens­mo­da­litäten für Kla­gen, die den Schutz der den Ein­zel­nen aus dem Uni­ons­recht er­wach­sen­den Rech­te gewähr­leis­ten sol­len, nicht we­ni­ger güns­tig aus­ge­stal­tet sein als die für ent­spre­chen­de in­ner­staat­li­che Kla­gen (Grund­satz der Äqui­va­lenz) und die Ausübung der durch die Uni­ons­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te nicht prak­tisch unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren (Grund­satz der Ef­fek­ti­vität) (vgl. u. a. Ur­teil Im­pact, Rand­nr. 46 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).

Die Wah­rung des Grund­sat­zes der Äqui­va­lenz setzt vor­aus, dass die strei­ti­ge Re­ge­lung in glei­cher Wei­se für Kla­gen gilt, die auf die Ver­let­zung des Uni­ons­rechts gestützt sind, wie für sol­che, die auf die Ver­let­zung des in­ner­staat­li­chen Rechts gestützt sind, so­fern die­se Kla­gen ei­nen ähn­li­chen Ge­gen­stand und Rechts­grund ha­ben. Um fest­zu­stel­len, ob der Grund­satz der Äqui­va­lenz ge­wahrt ist, hat das na­tio­na­le Ge­richt, das al­lein ei­ne un­mit­tel­ba­re Kennt­nis der Ver­fah­rens­mo­da­litäten für Kla­gen im Be­reich des in­ner­staat­li­chen Rechts be­sitzt, zu über­prüfen, ob die Ver­fah­rens­mo­da­litäten, die im in­ner­staat­li­chen Recht den Schutz der Rech­te gewähr­leis­ten sol­len, den die Bürger auf­grund des Uni­ons­rechts ge­nießen, die­sem Grund­satz ent­spre­chen, und so­wohl den Ge­gen­stand als auch die we­sent­li­chen Merk­ma­le der an­geb­lich ver­gleich­ba­ren Kla­gen, die das in­ner­staat­li­che Recht be­tref­fen, zu prüfen. Zu die­sem Zweck hat das na­tio­na­le Ge­richt die Gleich­ar­tig­keit der be­tref­fen­den Kla­gen un­ter dem Ge­sichts­punkt ih­res Ge­gen­stands, ih­res Rechts­grun­des und ih­rer we­sent­li­chen Merk­ma­le zu be­ur­tei­len. Für die Fest­stel­lung, ob ei­ne na­tio­na­le Ver­fah­rens­vor­schrift we­ni­ger güns­tig ist, hat es de­ren Stel­lung im ge­sam­ten Ver­fah­ren, den Ab­lauf des ge­nann­ten Ver­fah­rens und die Be­son­der­hei­ten die­ser Vor­schrif­ten zu berück­sich­ti­gen (Ur­teil vom 8. Ju­li 2010, Buli­cke, C-246/09, Slg. 2010, I-0000, Rand­nrn. 26 bis 29, so­wie Be­schluss vom 18. Ja­nu­ar 2011, Berki­zi-Ni­kola­ka­ki, C-272/10, Rand­nrn. 40 und 41).

Im vor­lie­gen­den Fall er­gibt sich aus den dem Ge­richts­hof vor­ge­tra­ge­nen Umständen nicht, dass die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Aus­schluss­frist von zwei Mo­na­ten ge­gen den Grund­satz der Äqui­va­lenz ver­stieße. Wie die spa­ni­sche Re­gie­rung gel­tend macht, han­delt es sich bei die­ser Frist um die all­ge­mei­ne Frist für sämt­li­che Kla­gen ge­gen Hand­lun­gen der Ver­wal­tung oder de­ren Vor­schrif­ten. Es ist je­doch Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts, zu prüfen, ob das im Aus­gangs­ver­fah­ren der Fall ist.

Was den Ef­fek­ti­vitäts­grund­satz be­trifft, sind nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs die Fälle, in de­nen sich die Fra­ge stellt, ob ei­ne na­tio­na­le Ver­fah­rens­vor­schrift die Ausübung der den Bürgern durch die Uni­ons­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te prak­tisch unmöglich macht oder übermäßig er­schwert, gleich­falls un­ter Berück­sich­ti­gung der Stel­lung die­ser Vor­schrift im ge­sam­ten Ver­fah­ren, des Ver­fah­rens­ab­laufs und der Be­son­der­hei­ten des Ver­fah­rens vor den ver­schie­de­nen na­tio­na­len Stel­len zu prüfen. Da­bei sind ge­ge­be­nen­falls die Grundsätze zu berück­sich­ti­gen, die dem na­tio­na­len Rechts­schutz­sys­tem zu­grun­de lie­gen, wie z. B. der Schutz der Ver­tei­di­gungs­rech­te, der Grund­satz der Rechts­si­cher­heit und der ord­nungs­gemäße Ab­lauf des Ver­fah­rens (Ur­teil Buli­cke, Rand­nr. 35, und Be­schluss Berki­zi-Ni­kola­ka­ki, Rand­nr. 48).

Der Ge­richts­hof hat dem­ent­spre­chend ent­schie­den, dass die Fest­set­zung an­ge­mes­se­ner Aus­schluss­fris­ten für die Rechts­ver­fol­gung im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit mit dem Uni­ons­recht ver­ein­bar ist, da sol­che Fris­ten nicht ge­eig­net sind, die Ausübung der durch die Uni­ons­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te prak­tisch unmöglich zu ma­chen oder übermäßig zu er­schwe­ren. Der Ge­richts­hof hat zu den Aus­schluss­fris­ten außer­dem ent­schie­den, dass es Sa­che der Mit­glied­staa­ten ist, für na­tio­na­le Re­ge­lun­gen, die in den An­wen­dungs­be­reich des Uni­ons­rechts fal­len, Fris­ten fest­zu­le­gen, die ins­be­son­de­re der Be­deu­tung der zu tref­fen­den Ent­schei­dun­gen für die Be­trof­fe­nen, der Kom­ple­xität der Ver­fah­ren und der an­zu­wen­den­den Rechts­vor­schrif­ten, der Zahl der po­ten­zi­ell Be­trof­fe­nen und den an­de­ren zu berück­sich­ti­gen­den öffent­li­chen oder pri­va­ten Be­lan­gen ent­spre­chen (Ur­teil Buli­cke, Rand­nr. 36, und Be­schluss Berki­zi-Ni­kola­ka­ki, Rand­nr. 49).

Im vor­lie­gen­den Fall macht die spa­ni­sche Re­gie­rung gel­tend, die Zwei­mo­nats­frist be­ru­he auf dem Grund­satz der Rechts­si­cher­heit und sol­le im Grun­de ge­nom­men die an­de­ren Be­wer­ber bei Aus­wahl­ver­fah­ren schützen, in de­ren Rah­men zum ei­nen die Zahl der be­set­zen­den Stel­len

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be­schränkt sei und zum an­de­ren bei Nich­ti­gerklärung der für die Aus­schrei­bung gel­ten­den Vor­aus­set­zun­gen das Ver­fah­ren neu durch­geführt wer­den müss­te und die Be­wer­ber, die er­folg­reich dar­an teil­ge­nom­men hätten, die ver­meint­lich er­wor­be­nen Rech­te verlören.

In­so­weit hat der Ge­richts­hof im Kon­text der Fälle, mit de­nen er be­fasst war, be­reits ent­schie­den, dass es nicht er­sicht­lich ist, dass die Fest­le­gung ei­ner Aus­schluss­frist von zwei Mo­na­ten die Ausübung der vom Uni­ons­recht ver­lie­he­nen Rech­te unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren könn­te (vgl. Ur­teil Buli­cke, Rand­nr. 39, und Be­schluss Berki­zi-Ni­kola­ka­ki, Rand­nr. 58). Ins­be­son­de­re hat er die Gültig­keit ei­ner sol­chen Frist in Be­zug auf ei­ne Kla­ge ge­gen ei­ne Hand­lung mit all­ge­mei­ner Gel­tung, die ein kom­ple­xes Ver­fah­ren vor­sieht und ei­ne Viel­zahl von Per­so­nen be­trifft, fest­ge­stellt (vgl. in die­sem Sin­ne Be­schluss Berki­zi-Ni­kola­ka­ki, Rand­nrn. 56 bis 58).

Da­her ist fest­zu­stel­len, dass grundsätz­lich nicht er­sicht­lich ist, dass ei­ne Aus­schluss­frist wie die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de die Ausübung der durch die Rah­men­ver­ein­ba­rung ein­geräum­ten Rech­te unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren könn­te.

Wie je­doch aus der Vor­la­ge­ent­schei­dung her­vor­geht, wur­de der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens zu den Prüfun­gen des von der Con­se­jería durch­geführ­ten Aus­wahl­ver­fah­rens zu­ge­las­sen, er nahm an ih­nen mit Er­folg teil und sein Na­me war, bis der Ge­ne­ral­se­kretär der Con­se­jería die im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­ge Ent­schei­dung er­ließ, in der am 12. No­vem­ber 2008 veröffent­lich­ten Lis­te der er­folg­rei­chen Teil­neh­mer auf­geführt. Un­ter die­sen Umständen kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass es die Ausübung der durch die Rah­men­ver­ein­ba­rung ein­geräum­ten Rech­te unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren könn­te, wenn die Zwei­mo­nats­frist des spa­ni­schen Rechts mit der Veröffent­li­chung der Aus­schrei­bung am 17. De­zem­ber 2007 be­ginnt.

An­ge­sichts der Zu­las­sung des Klägers des Aus­wahl­ver­fah­rens zu den Prüfun­gen des Aus­wahl­ver­fah­rens und ins­be­son­de­re des Um­stands, dass er in der Lis­te der er­folg­rei­chen Teil­neh­mer die­ses Aus­wahl­ver­fah­rens auf­geführt war, zeig­te sich nämlich erst, als der Ge­ne­ral­se­kretär der Con­se­jería sei­ne Zu­las­sung und Er­nen­nung zum Be­rufs­be­am­ten der Grup­pe C durch die im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­ge Ent­schei­dung auf­hob, nämlich am 25. März 2009, dass die Aus­schrei­bungs­be­kannt­ma­chung in ei­ner Wei­se an­ge­wandt wur­de, die mögli­cher­wei­se die durch die Rah­men­ver­ein­ba­rung ein­geräum­ten Rech­te be­ein­träch­tig­te.

Un­ter die­sen Umständen und an­ge­sichts der Un­klar­hei­ten in der dem Ge­richts­hof vor­lie­gen­den Ak­te ist es Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts, die zur Wah­rung des Ef­fek­ti­vitäts­grund­sat­zes er­for­der­li­chen Prüfun­gen vor­zu­neh­men und fest­zu­stel­len, ob für den Fall, dass der Lauf der Kla­ge­frist von zwei Mo­na­ten un­ter den Umständen des Aus­gangs­rechts­streits erst mit Zu­stel­lung der ge­nann­ten Ent­schei­dung be­gon­nen ha­ben soll­te, der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens sei­ne Kla­ge doch recht­zei­tig er­ho­ben hat.

Nach al­le­dem ist auf die fünf­te Fra­ge zu ant­wor­ten, dass das primäre Uni­ons­recht, die Richt­li­nie 1999/70 und die Rah­men­ver­ein­ba­rung da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung grundsätz­lich nicht ent­ge­gen­ste­hen, die für die Kla­ge ei­nes Be­rufs­be­am­ten, der ei­ne Ent­schei­dung, mit der sei­ne Teil­nah­me an ei­nem Aus­wahl­ver­fah­ren ab­ge­lehnt wird, an­fech­ten will, weil die­ses Ver­fah­ren ge­gen Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­stieß, ei­ne Aus­schluss­frist von zwei Mo­na­ten ab Veröffent­li­chung der Aus­schrei­bung vor­sieht. Je­doch könn­te ei­ne sol­che Frist ei­nem Be­rufs­be­am­ten, der an die­sem Aus­wahl­ver­fah­ren teil­nahm, zu den Prüfun­gen zu­ge­las­sen wur­de und des­sen Na­me in der Lis­te der er­folg­rei­chen Teil­neh­mer die­ses Aus­wahl­ver­fah­rens auf­geführt war, nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, wenn sie die Ausübung der durch die Rah­men­ver­ein­ba­rung ein­geräum­ten Rech­te unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren könn­te. Un­ter sol­chen Umständen könn­te die Zwei­mo­nats­frist erst ab Zu­stel­lung der Ent­schei­dung lau­fen, mit der sei­ne Zu­las­sung zu dem ge­nann­ten Aus­wahl­ver­fah­ren und sei­ne Er­nen­nung zum Be­rufs­be­am­ten der höhe­ren Lauf­bahn­grup­pe auf­ge­ho­ben wur­de.

Kos­ten

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Für die Par­tei­en der Aus­gangs­ver­fah­ren ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in den bei den vor­le­gen­den Ge­rich­ten anhängi­gen Rechts­strei­tig­kei­ten; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ser Ge­rich­te. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Zwei­te Kam­mer) für Recht er­kannt:

1. Die Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 zu der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge und die in ih­rem An­hang ent­hal­te­ne Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge sind da­hin aus­zu­le­gen, dass sie zum ei­nen auf be­fris­te­te Ar­beits­verträge und -verhält­nis­se An­wen­dung fin­den, die mit Behörden oder an­de­ren Stel­len des öffent­li­chen Sek­tors ge­schlos­sen wer­den, und zum an­de­ren ver­lan­gen, es aus­zu­sch­ließen, dass Be­rufs­be­am­te und ver­gleich­ba­re Be­am­te auf Zeit ei­nes Mit­glied­staats nur des­we­gen, weil für die Letzt­ge­nann­ten ein be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag oder ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis gilt, un­ter­schied­lich be­han­delt wer­den, es sei denn, die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ist aus sach­li­chen Gründen im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­recht­fer­tigt.

2. Pa­ra­graf 4 der ge­nann­ten Rah­men­ver­ein­ba­rung ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er der Nicht­berück­sich­ti­gung von Dienst­zei­ten ei­nes Be­am­ten auf Zeit, der in der Zwi­schen­zeit Be­rufs­be­am­ter ge­wor­den ist, für sei­nen Zu­gang zu ei­ner Beförde­rung, die in­tern und nur für Be­rufs­be­am­te aus­ge­schrie­ben ist, ent­ge­gen­steht, es sei denn, die­ser Aus­schluss ist aus sach­li­chen Gründen im Sin­ne von Pa­ra­graf 4 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­recht­fer­tigt. Der bloße Um­stand, dass der Be­am­te auf Zeit die­se Dienst­zei­ten auf der Grund­la­ge ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags oder -verhält­nis­ses zurück­ge­legt hat, stellt kei­nen sol­chen sach­li­chen Grund dar.

3. Das primäre Uni­ons­recht, die Richt­li­nie 1999/70 und die Rah­men­ver­ein­ba­rung sind da­hin aus­zu­le­gen, dass sie ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung grundsätz­lich nicht ent­ge­gen­ste­hen, die für die Kla­ge ei­nes Be­rufs­be­am­ten, der ei­ne Ent­schei­dung, mit der sei­ne Teil­nah­me an ei­nem Aus­wahl­ver­fah­ren ab­ge­lehnt wird, an­fech­ten will, weil die­ses Ver­fah­ren ge­gen Pa­ra­graf 4 der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­stieß, ei­ne Aus­schluss­frist von zwei Mo­na­ten ab Veröffent­li­chung der Aus­schrei­bung vor­sieht. Je­doch könn­te ei­ne sol­che Frist ei­nem Be­rufs­be­am­ten, der an die­sem Aus­wahl­ver­fah­ren teil­nahm, zu den Prüfun­gen zu­ge­las­sen wur­de und des­sen Na­me in der Lis­te der er­folg­rei­chen Teil­neh­mer die­ses Aus­wahl­ver­fah­rens auf­geführt war, nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, wenn sie die Ausübung der durch die Rah­men­ver­ein­ba­rung ein­geräum­ten Rech­te unmöglich ma­chen oder übermäßig er­schwe­ren könn­te. Un­ter sol­chen Umständen könn­te die Zwei­mo­nats­frist erst ab Zu­stel­lung der Ent­schei­dung lau­fen, mit der sei­ne Zu­las­sung zu dem ge­nann­ten Aus­wahl­ver­fah­ren und sei­ne Er­nen­nung zum Be­rufs­be­am­ten der höhe­ren Lauf­bahn­grup­pe auf­ge­ho­ben wur­de.

Un­ter­schrif­ten

* Ver­fah­rens­spra­che: Spa­nisch.

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