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LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 07.02.2012, 3 Sa 540/11

   
Schlagworte: Vorstellungsgespräch, Bewerbung, Fahrtkostenerstattung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz
Aktenzeichen: 3 Sa 540/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 07.02.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Mainz, Urteil vom 12.08.2011, 9 Ca 380/11
   

Ak­ten­zei­chen:
3 Sa 540/11
9 Ca 380/11
ArbG Mainz
Ent­schei­dung vom 07.02.2012

Te­nor:
Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Mainz vom 12. Au­gust 2011 - 9 Ca 380/11 - wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.
Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:
Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen An­spruch des Klägers auf Fahrt­kos­ten­er­stat­tung nach sei­ner Ein­la­dung zu ei­nem Vor­stel­lungs­gespräch.

Der Kläger hat­te sich auf ein Stel­len­an­ge­bot der Be­klag­ten be­wor­ben. Dar­auf­hin wur­de er von Sei­ten der Be­klag­ten in ih­rem Hau­se (C-Straße, C-Stadt) zu ei­nem Vor­stel­lungs­gespräch am 24. Fe­bru­ar 2011 um 18.00 Uhr ein­ge­la­den. Hier­zu war ihm von der Be­klag­ten ei­ne An­fahrt­skiz­ze über­mit­telt wor­den.

Am 24. Fe­bru­ar 2011 mel­de­te sich der Kläger ge­gen 17:50 Uhr te­le­fo­nisch bei der Be­klag­ten und teil­te ihr mit, dass er ih­re Adres­se in C-Stadt nicht fin­den könne. In die­sem Te­le­fo­nat nahm der Kläger sei­ne Be­wer­bung so­dann zurück. Im Übri­gen ist der In­halt des Te­le­fon­gesprächs zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Mit Schrei­ben vom 24. Fe­bru­ar 2011 for­der­te der Kläger die Be­klag­te zur Er­stat­tung der ihm durch die An­fahrt nach C-Stadt mit dem PKW ent­stan­de­nen Fahrt­kos­ten in Höhe von 61,80 EUR auf. Per E-Mail vom 25. Fe­bru­ar 2011 lehn­te die Be­klag­te ei­ne Er­stat­tung von Fahrt­kos­ten des Klägers un­ter Ver­weis dar­auf ab, dass er sei­ne Be­wer­bung kurz­fris­tig zurück­ge­zo­gen und den Gesprächs­ter­min ab­ge­sagt ha­be.

Mit sei­ner beim Ar­beits­ge­richt Mainz er­ho­be­nen Kla­ge ver­folgt der Kläger den von ihm gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Fahrt­kos­ten­er­stat­tung wei­ter.

Der Kläger hat erst­in­stanz­lich vor­ge­tra­gen, er sei am 24. Fe­bru­ar 2011 mit sei­nem Pri­vat-PKW nach C-Stadt ge­fah­ren und ha­be trotz Na­vi­ga­ti­ons­sys­tems die Adres­se der Be­klag­ten nicht ge­fun­den. Des­halb ha­be er bei der Be­klag­ten an­ge­ru­fen und de­ren Mit­ar­bei­ter um Hil­fe ge­be­ten. Die­ser ha­be zwar die von ihm an­ge­ge­be­nen Straßen­na­men, an de­nen er sich zu die­sem Zeit­punkt be­fun­den ha­be, mit Hil­fe des In­ter­nets aus­fin­dig ge­macht, ihm aber nicht da­hin­ge­hend hel­fen können, wie er so­dann zu fah­ren ha­be. Auf die­sem Grund ha­be er so­dann sei­ne Be­wer­bung zurück­ge­zo­gen.

Der Kläger hat be­an­tragt,
die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die ihm am 24. Fe­bru­ar 2011 ent­stan­de­nen Fahrt­kos­ten für ein Vor­stel­lungs­gespräch in Höhe von 61,80 EUR nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz der Eu­ropäischen Zen­tral­bank p. a. hier­aus seit dem 26. Fe­bru­ar 2011 zu er­stat­ten.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat er­wi­dert, ihr Mit­ar­bei­ter ha­be in dem mit dem Kläger geführ­ten Te­le­fo­nat die­sem den Weg erklären wol­len. Der Kläger ha­be je­doch jeg­li­che Hil­fe­stel­lung ab­ge­lehnt und dann ih­rem Mit­ar­bei­ter mit­ge­teilt, dass er kei­ne Lust mehr hätte und die Be­wer­bung zurück­zie­he.

Das Ar­beits­ge­richt Mainz hat mit Ur­teil vom 12. Au­gust 2011 - 9 Ca 380/11 - die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es aus­geführt, in der vom Kläger te­le­fo­nisch erklärten Rück­nah­me sei­ner Be­wer­bung sei ei­ne Kündi­gung des Auf­trags zu se­hen, zu dem Vor­stel­lungs­gespräch zu er­schei­nen. Im Hin­blick dar­auf, dass die­se Kündi­gung nur we­ni­ge Mi­nu­ten vor dem ver­ein­bar­ten Ter­min er­folgt sei, ha­be die Be­klag­te nicht kurz­fris­tig ei­nen an­de­ren Be­wer­ber zu dem Vor­stel­lungs­gespräch um 18.00 Uhr ein­la­den können. Für die­se Kündi­gung zur Un­zeit ha­be der Kläger auch kei­nen wich­ti­gen Grund ge­habt, so dass er der Be­klag­ten gemäß § 671 Abs. 2 S. 2 BGB den dar­aus ent­ste­hen­den Scha­den zu er­set­zen sei, der dem gel­tend ge­mach­ten Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch ent­spre­che. Un­abhängig da­von ste­he ei­nem Er­satz­an­spruch gemäß § 670 BGB auch ent­ge­gen, dass der Kläger die Auf­wen­dun­gen für ei­ne Fahrt mit sei­nem Pri­vat-PKW den Umständen nach nicht für er­for­der­lich ha­be hal­ten dürfen. Im Hin­blick dar­auf, dass sich nach der ei­ge­nen Dar­stel­lung des Klägers der hier vor­lie­gen­de Sach­ver­halt schon ein­mal im Jahr 2007 in E-Stadt er­eig­net ha­be, hätte es ihm ob­le­gen, zu dem Vor­stel­lungs­gespräch bei der Be­klag­ten mit der Bahn an­zu­rei­sen, um mit Hil­fe der An­fahrt­skiz­ze bzw. ei­nes Stadt­plans so­dann vom Haupt­bahn­hof aus in we­ni­gen Mi­nu­ten mit dem Stadt­bus die C-Straße zu er­rei­chen. Sch­ließlich ste­he dem An­spruch auch ent­ge­gen, dass der Kläger für die an­spruchs­be­gründen­den Tat­sa­chen kei­nen taug­li­chen Be­weis an­ge­tre­ten ha­be. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Be­gründung des Ar­beits­ge­richts wird auf die Ent­schei­dungs­gründe des Ur­teils vom 12. Au­gust 2011 (S. 3 bis 7 = Bl. 190 - 194 d. A.) ver­wie­sen.

Ge­gen das ihm am 24. Au­gust 2011 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat der Kläger mit Schrift­satz vom 22. Sep­tem­ber 2011, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz am glei­chen Tag ein­ge­gan­gen, Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit Schrift­satz vom 20. Ok­to­ber 2011, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz am glei­chen Tag ein­ge­gan­gen, be­gründet.

Er trägt vor, das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Un­recht den von ihm gel­tend ge­mach­ten An­spruch aus § 670 ana­log auf Er­stat­tung der ihm zur Wahr­neh­mung des Vor­stel­lungs­gesprächs vom 24. Fe­bru­ar 2011 ent­stan­de­nen Fahrt­kos­ten ver­neint. Für die An­spruchs­ent­ste­hung kom­me es nicht dar­auf an, ob die Be­sor­gung des Geschäfts i.S.v. § 670 BGB, d.h. hier sei­ne persönli­che Vor­stel­lung bei der Be­klag­ten, er­folg­reich ge­we­sen sei oder nicht. Dafür, dass das Vor­stel­lungs­gespräch zu­stan­de kom­me oder nicht, tra­ge der Ar­beit­ge­ber das spe­zi­fi­sche Ri­si­ko. Selbst wenn gemäß den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts in der von ihm te­le­fo­nisch erklärten Rück­nah­me sei­ner Be­wer­bung ei­ne Kündi­gung des Auf­trags zu se­hen sei, ände­re dies nichts an sei­nem be­reits ent­stan­de­nen An­spruch auf Er­stat­tung sei­ner Fahrt­kos­ten für die Fahrt von A-Stadt nach C-Stadt und zurück. Im Hin­blick dar­auf, dass der Auf­trag zur Vor­stel­lung je­der­zeit lösbar sei, ha­be er für ei­ne Kündi­gung auch kei­nen wich­ti­gen Grund ge­braucht. Un­abhängig da­von ha­be er auch ei­nen wich­ti­gen Grund zur Kündi­gung ge­habt, weil zwi­schen den Par­tei­en von An­fang an kein Ver­trau­ens­verhält­nis be­stan­den ha­be. Im Te­le­fo­nat vom 24. Fe­bru­ar 2011 ha­be er aus­drück­lich um Hil­fe ge­be­ten, was im Er­geb­nis durch die Be­klag­te nicht er­folgt sei. Im Hin­blick dar­auf, dass die Be­klag­te die wei­ter­hin aus­ge­schrie­be­ne Stel­le bis heu­te nicht be­setzt ha­be, sei da­von aus­zu­ge­hen, dass sie nie die Ab­sicht ge­habt ha­be, ihn über­haupt ein­zu­stel­len. Fer­ner ha­be das Ar­beits­ge­richt un­zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass sei­nem An­spruch auf Er­stat­tung der ihm ent­stan­de­nen Fahrt­kos­ten ein Scha­dens­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten in glei­cher Höhe ent­ge­gen­ste­he. Ein Scha­den in Höhe der gel­tend ge­mach­ten Fahrt­kos­ten sei der Be­klag­ten nicht ent­stan­den und von ihr un­strei­tig auch nie be­haup­tet wor­den. Ent­ge­gen der An­sicht des Ar­beits­ge­richts ha­be er sei­ne An­rei­se mit sei­nem Pri­vat-PKW auch für er­for­der­lich hal­ten dürfen, zu­mal die Be­klag­te ih­rer Ein­la­dung selbst ei­ne An­fahrt­skiz­ze bei­gefügt ha­be. Wei­ter­hin ha­be das Ar­beits­ge­richt zu Un­recht al­le durch ihn ord­nungs­gemäß an­ge­bo­te­nen Be­wei­se als un­taug­lich an­ge­se­hen und die­se erst gar nicht berück­sich­tigt. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­trags des Klägers wird auf sei­ne Schriftsätze vom 20. Ok­to­ber 2011, 27. De­zem­ber 2011 und 17. Ja­nu­ar 2012 ver­wie­sen.

Der Kläger be­an­tragt,
das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Mainz vom 12. Au­gust 2011 - 9 Ca 380/11 - ab­zuändern und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 61,80 EUR nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der Eu­ropäischen Zen­tral­bank p. a. seit dem 26. Fe­bru­ar 2011 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,
die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie er­wi­dert, der Vor­trag des Klägers zur Be­gründung sei­ner Be­ru­fung sei ins­ge­samt un­er­heb­lich und recht­fer­ti­ge kei­ne ab­wei­chen­de Ent­schei­dung. Das Nicht­zu­stan­de­kom­men des Be­wer­bungs­gesprächs fal­le auch bei un­ter­stell­ter An­we­sen­heit des Klägers in C-Stadt am 24. Fe­bru­ar 2011 al­lein in des­sen Ri­si­ko­be­reich, weil er trotz ei­nes Na­vi­ga­ti­ons­sys­tems in sei­nem PKW, ei­ner de­tail­lier­ten An­fahrt­skiz­ze und te­le­fo­nisch an­ge­bo­te­ner Hil­fe­stel­lung durch ih­ren Mit­ar­bei­ter nicht in der La­ge ge­we­sen sei, ih­re Adres­se zu fin­den. Die ana­lo­ge An­wen­dung des § 670 BGB im Be­reich des Ar­beits­rechts sei Rechts­grund­la­ge für die Er­stat­tung von Aus­la­gen und Ne­ben­kos­ten, die nach Treu und Glau­ben der je­weils an­de­re Teil zu tra­gen ha­be. Un­ter den ge­ge­be­nen Umständen, ins­be­son­de­re we­gen der vom Kläger al­lein zu ver­ant­wor­ten­den Rück­nah­me der Be­wer­bung, sei die Gel­tend­ma­chung ei­nes Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruchs nach dem Grund­satz von Treu und Glau­ben ge­ra­de nicht ge­recht­fer­tigt.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die erst- und zweit­in­stanz­lich ein­ge­reich­ten Schriftsätze bei­der Par­tei­en nebst An­la­gen so­wie auf die Sit­zungs­pro­to­kol­le Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:
Die Be­ru­fung des Klägers ist gemäß § 64 Abs. 1 und 2 Buchst. a ArbGG statt­haft, weil sie im Ur­teil des Ar­beits­ge­richts zu­ge­las­sen wor­den ist. Sie ist frist- so­wie form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. 519, 520 ZPO).

Die auch an­sons­ten zulässi­ge Be­ru­fung hat aber in der Sa­che kei­nen Er­folg. Die zulässi­ge Kla­ge ist un­be­gründet.

Der Kläger hat un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­te auf die von ihm be­gehr­te Fahrt­kos­ten­er­stat­tung.

1. Wenn ein Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer zur Vor­stel­lung auf­ge­for­dert hat, muss er ihm zwar in al­ler Re­gel al­le Auf­wen­dun­gen er­set­zen, die der Be­wer­ber den Umständen nach für er­for­der­lich hal­ten durf­te (z. B. Fahrt­kos­ten). Die­ser Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch folgt aus §§ 670, 662 BGB (BAG 29. Ju­ni 1988 - 5 AZR 433/87 - Rn. 11, NZA 1989, 468; Er­fur­ter Kom­men­tar zum Ar­beits­recht Müller-Glöge 12. Aufl. § 629 BGB Rn. 13 m.w.N.). Al­ler­dings be­gründet grundsätz­lich nur ein ord­nungs­gemäß erfüll­ter Auf­trag ei­nen Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch (BGH 04. Fe­bru­ar 1980 - II ZR 119/79 - Rn. 13, NJW 1980, 2130; vgl. auch Jau­er­nig BGB 14. Aufl. § 665 Rn. 8; Prütting/We­gen/Wein­reich BGB 2. Aufl. § 665 Rn. 6; Stau­din­ger BGB-Neu­be­ar­bei­tung 2006 § 665 Rn. 24).

2. Im Streit­fall be­steht be­reits des­halb kein Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch aus §§ 670, 662 BGB, weil der Kläger den ihm er­teil­ten Auf­trag zur Teil­nah­me an dem ver­ein­bar­ten Vor­stel­lungs­gespräch nicht ord­nungs­gemäß erfüllt hat.

Der Kläger ist un­strei­tig zu dem ver­ab­re­de­ten Vor­stel­lungs­ter­min am 24. Fe­bru­ar 2011 um 18:00 Uhr im Hau­se der Be­klag­ten nicht er­schie­nen. Er hat der Be­klag­ten kurz vor dem Vor­stel­lungs­ter­min ge­gen 17:50 Uhr te­le­fo­nisch mit­ge­teilt, dass er ih­re Adres­se nicht fin­den könne. In die­sem Te­le­fo­nat hat er un­strei­tig sei­ne Be­wer­bung zurück­ge­nom­men, so dass kein Vor­stel­lungs­gespräch mehr statt­ge­fun­den hat.

Zur ord­nungs­gemäßen Erfüllung des ihm von Sei­ten der Be­klag­ten er­teil­ten Auf­trags zur Teil­nah­me an dem Vor­stel­lungs­gespräch hat­te der Kläger zum ver­ab­re­de­ten Vor­stel­lungs­ter­min pünkt­lich zu er­schei­nen. Die­ser Wei­sung ist der Kläger un­strei­tig nicht nach­ge­kom­men. Im Streit­fall braucht nicht ent­schie­den zu wer­den, ob und ggf. un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen dem Be­wer­ber Auf­wen­dun­gen auch dann zu er­set­zen sind, wenn das Vor­stel­lungs­gespräch aus Gründen nicht zu­stan­de kommt, die nicht in sei­ner Ri­si­ko­sphäre lie­gen bzw. vom Ar­beit­ge­ber zu ver­tre­ten sind. Es war Sa­che des Klägers, auf wel­che Wei­se er als Be­wer­ber durch ei­ne ent­spre­chen­de Vor­be­rei­tung und Pla­nung sei­ner An­rei­se nach C-Stadt si­cher­stellt, dass er recht­zei­tig - ggf. durch Ein­pla­nung ei­nes aus­rei­chen­den Zeit­puf­fers - zum Vor­stel­lungs­ter­min er­schei­nen kann. Das Ri­si­ko, dass er trotz ei­ner ihm über­mit­tel­ten An­fahrt­skiz­ze und Ein­satz sei­nes Na­vi­ga­ti­ons­geräts die Adres­se der Be­klag­ten nicht recht­zei­tig fin­det, hat er selbst zu tra­gen. Bei der C-Straße han­delt es sich um ei­ne der Haupt­ver­kehrs­s­traßen in C-Stadt, die der Kläger zu­min­dest bei Ein­pla­nung ei­nes aus­rei­chen­den Zeit­puf­fers zur Su­che recht­zei­tig hätte fin­den können und müssen. Die bloße An­rei­se des Klägers nach C-Stadt braucht die Be­klag­te nicht als Auf­trags­erfüllung gel­ten zu las­sen, weil der Kläger aus in sei­ner Sphäre lie­gen­den Gründen nicht zum Vor­stel­lungs­ter­min er­schie­nen ist. Dem­zu­fol­ge be­steht je­den­falls un­ter den vor­ge­nann­ten be­son­de­ren Umständen kein Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch des Klägers.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.

Ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on war nicht ver­an­lasst, weil hierfür die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen (§ 72 Abs. 2 ArbGG) nicht vor­lie­gen. Die Ent­schei­dung des vor­lie­gen­den Rechts­streits hängt nicht von der Be­ant­wor­tung ei­ner abs­trak­ten Rechts­fra­ge ab, de­ren Klärung grundsätz­li­che Be­deu­tung im Sin­ne von § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG bei­ge­mes­sen wer­den kann.

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