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ArbG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 06.10.2009, 7 Ca 1724/09

   
Schlagworte: Arbeitsvertrag, Lohn, Gehalt, Arbeitsausfall
   
Gericht: Arbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 7 Ca 1724/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 06.10.2009
   
Leitsätze: Eine Ferienüberhangsregelung kann gemäß § 307 Abs. 2 BGB unwirksam sein. Ein Schulbusfharer wird unangemessen benachteiligt, wenn eine Vertragsregelung pauschal besagt, dass das Arbeitsverhältnis während der "Schließungszeiten der Schulen" ruht, soweit der zustehende Jahresurlaub überschritten wird (kritisch zu BAG 10.1.2007 - 6 AZR 85/06).
Vorinstanzen:
   

T a t b e s t a n d : 

Der Kläger be­gehrt die Leis­tung von Ent­gelt­fort­zah­lung

Der 59-jähri­ge Kläger ist bei der Be­klag­ten, ei­nem Bus­un­ter­neh­men, das sich auf die Beförde­rung von Schülern und be­hin­der­ten Men­schen spe­zia­li­siert hat, als Fah­rer auf Grund­la­ge des Ar­beits­ver­tra­ges vom 25.08.2004 (Blatt 6. ff. der Ak­te) ge­gen ei­nen St­un­den­lohn in Höhe von 7,88 Eu­ro brut­to beschäftigt. In dem Ar­beits­ver­trag heißt es aus­zugs­wei­se wie folgt:

"6. Ar­beits­zeit/St­un­den­lohn 

Die re­gelmäßige tägli­che Ar­beits­zeit für die zur Zeit ein­ge­setz­te/n Tour/en (E.) beträgt während der Öff­nungs­zei­ten der Ein­rich­tung/en:

ca. 95 Mi­nu­ten mor­gens und ca. 95 Mi­nu­ten nach­mit­tags. 

So­weit die Sch­ließungs­zei­ten der Schu­len - und/oder Werkstätten den zu­ste­hen­den Jah­res­ur­laub über­schrei­ten, ruht während die­ser Zeit das Ar­beits­verhält­nis mit al­len Rech­ten und Pflich­ten, die­se Zeit gilt als un­be­zahl­te Frei­zeit und wird nicht vergütet. ...

Das Un­ter­neh­men behält sich vor, wenn not­wen­dig, den Ein­satz neu fest­zu­le­gen und ent­spre­chend zu ent­loh­nen. ...

10. Ur­laub

...

Der Zeit­punkt des Ur­laubs kann nur im Zu­sam­men­hang bzw. in Übe­rein­stim­mung mit den Fe­ri­en der be­fah­re­nen Schu­len - und/oder Werkstätten in An­spruch ge­nom­men wer­den, sie­he Be­triebs­ver­ein­ba­rung Ur­laubs­ord­nung."

Auf­trag­ge­ber der Be­klag­ten sind die je­wei­li­gen Träger bzw. Kos­tenträger der Schu­len und Werkstätten für Be­hin­der­te. Die Be­klag­te erhält von den Kos­tenträgern nur die Zei­ten be­zahlt, in de­nen tatsächlich Beförde­rungs­leis­tun­gen er­bracht wer­den, al­so nicht während der Sch­ließungs­zei­ten der Werkstätten und Schu­len, et­wa während der Fe­ri­en. Die Be­klag­te beschäftigt ins­ge­samt ca. 200 Ar­beit­neh­mer. Sämt­li­che Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten, auch der Kläger, sind teil­zeit­beschäftigt. Der Kläger ar­bei­te­te zu­letzt mon­tags bis frei­tags von 06.40 Uhr bis 08.25 Uhr so­wie von 14.40 Uhr bis 16.20 Uhr. Der Kläger wur­de auf der Tour zur jüdi­schen Grund­schu­le in E. ein­ge­setzt. Für die­se Grund­schu­le gel­ten die all­ge­mei­nen Fe­ri­en­zei­ten. Da­ne­ben gibt es, wie auch bei an­de­ren Schu­len, va­ria­ble Fe­ri­en­ta­ge. Die Be­klag­te teil­te dem Kläger un­ter dem 05.06.2008 die schul­frei­en Ta­ge mit (Blatt 70 der Ak­te). Die jüdi­sche Grund­schu­le hat­te während der Herbst­fe­ri­en vom 29.09.2008 bis zum 11.10.2008 und an­sch­ließend noch bis zum 15.10.2008 ge­schlos­sen (be­weg­li­cher Fe­ri­en­tag am 13.10.2008 so­wie Suk­koth-Fest am 14. und 15.10.2008). Der Kläger war im Zeit­raum 02.10. bis 15.10.2008 ar­beits­unfähig er­krankt. Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gun­gen leg­te der Kläger der Be­klag­ten vor.

Zwi­schen der Be­klag­ten und der bei ihr be­ste­hen­den Be­triebs­rat wur­de ei­ne Ur­laubs­ord­nung ab­ge­schlos­sen (Blatt 69 der Ak­te), die aus­zugs­wei­se wie folgt lau­tet:

"So­weit die Sch­ließungs­zei­ten der Ein­rich­tun­gen den zu­ste­hen­den Jah­res­ur­laub über­schrei­ten, ruht während die­ser Zeit das Ar­beits­verhält­nis mit al­len Rech­ten und Pflich­ten; die­se Zeit gilt als un­be­zahl­te Frei­zeit und wird nicht vergütet."

Der Kläger ist der Auf­fas­sung, ihm stünde für den Zeit­raum sei­ner Ar­beits­unfähig­keit Ent­gelt­fort­zah­lung zu. Die Vor­aus­set­zun­gen nach § 3 EFZG lägen vor. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten, ha­be das Ar­beits­verhält­nis nicht ge­ruht. Die Re­ge­lung im Ar­beits­ver­trag sei un­wirk­sam.

Der Kläger be­an­tragt:

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an ihn Lohn­fort­zah­lung für die Zeit vom 02.10. bis 15.10.2008 in Höhe von 282,84 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 6. Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz der EZB seit dem 01.11.2008 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie ist der Auf­fas­sung, die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruchs lägen nicht vor. Der Kläger ha­be im Ok­to­ber 2008 kei­ne of­fe­nen Ur­laubs­ta­ge mehr ge­habt, was un­strei­tig ist. Dem­ent­spre­chend grei­fe die Re­ge­lung im Ar­beits­ver­trag. Die­se sei auch wirk­sam. Sie sei klar und verständ­lich und auch nicht über­ra­schend. Die Be­klag­te ver­weist in­so­weit auf die Ent­schei­dung des BAG vom 10.01.2007 (6. AZR 84/06). Das Ar­beit­ge­ber­ri­si­ko wer­de nicht un­zulässi­ger­wei­se ver­la­gert. Sie er­hal­te für die Fe­ri­en­zei­ten kei­ne Zah­lun­gen. Es han­de­le sich letzt­lich um ei­ne Ver­ein­ba­rung, die Ar­beits­leis­tung ent­spre­chend dem Ar­beits­an­fall zu er­brin­gen.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf den In­halt der Par­tei­en­schriftsätze so­wie den ge­sam­ten wei­te­ren Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e : 

Die zulässi­ge Kla­ge ist be­gründet. 

I. 

Die Kla­ge ist be­gründet. Der Kläger hat ge­gen die Be­klag­te An­spruch auf Zah­lung in Höhe von 282,84 Eu­ro gemäß §§ 3, 4 EFZG.

2.. 

Der Kläger war im Zeit­raum 02. bis 15.10.2008 ar­beits­unfähig er­krankt. 

2. 

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten war die krank­heits­be­ding­te Ar­beits­unfähig­keit auch die al­lei­ni­ge Ur­sa­che für die Ar­beits­verände­rung. Das Ar­beits­verhält­nis hat nicht im Zeit­raum 29.09. bis 15.10.2008 ge­ruht. Die Re­ge­lung in Nr. 6 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 25.08.2004 ist un­wirk­sam.

a) 

Auf den Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en fin­den die Re­ge­lun­gen der §§ 305 ff. BGB An­wen­dung. Bei dem Ar­beits­ver­trag han­delt es sich un­strei­tig um ei­nen For­mu­lar­ar­beits­ver­trag im Sin­ne des § 305 Abs. 2. BGB. Dies ist von den Par­tei­en im Ter­min am 06.10.2009 übe­rein­stim­mend klar­ge­stellt wor­den.

3. 

Die Re­ge­lung in Nr. 6 des Ar­beits­ver­tra­ges verstößt ge­gen § 307 BGB und ist un­wirk­sam.

a) 

Gemäß § 307 Abs. 2. Satz 2. BGB ist im Zwei­fel ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung an­zu­neh­men, wenn ei­ne Be­stim­mung mit we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken der ge­setz­li­chen Re­ge­lung, von der ab­ge­wi­chen wird, nicht zu ver­ein­ba­ren ist. Die Fra­ge, ob ei­ne ge­gen Treu und Glau­ben ver­s­toßen­de un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Ver­trags­part­ners des Klau­sel­ver­wen­ders vor­liegt, ist auf der Grund­la­ge ei­ner Abwägung der be­rech­tig­ten In­ter­es­sen der Be­tei­lig­ten zu be­ant­wor­ten. Hier­bei ist das In­ter­es­se des Ver­wen­ders an der Auf­recht­er­hal­tung der Klau­sel mit dem In­ter­es­se des Ver­trags­part­ners an der Er­set­zung der Klau­sel durch das Ge­setz ab­zuwägen. Bei die­ser wech­sel­sei­ti­gen Berück­sich­ti­gung und Be­wer­tung recht­lich an­zu­er­ken­nen­der In­ter­es­sen der Ver­trags­part­ner, bei dem auch grund­recht­lich geschütz­te Rechts­po­si­tio­nen zu be­ach­ten sind, ist ein ge­ne­rel­ler, ty­pi­sie­ren­der Maßstab an­zu­le­gen. Rechts­vor­schrif­ten im Sin­ne des § 307 Abs. 3 Satz 2. BGB sind nicht nur die Ge­set­zes­be­stim­mun­gen selbst, son­dern die dem Ge­rech­tig­keits­ge­bot ent­spre­chen­den all­ge­mei­nen an­er­kann­ten Rechts­grundsätze, das heißt auch al­le un­ge­schrie­be­ne Rechts­grundsätze, die Re­geln des Richter­rechts oder die auf­grund ergänzen­der Aus­le­gun­gen nach den §§ 157, 242 BGB und aus der Na­tur des je­wei­li­gen Schuld­verhält­nis­ses zu ent­neh­men­den Rech­te und Pflich­ten (BAG 06.05.2009 - 10 AZR 443/08).

Ei­ne for­mu­larmäßige Ver­trags­be­stim­mung ist un­ge­mes­sen, wenn der Ver­wen­der durch ein­sei­ti­ge Ver­trags­ge­stal­tung miss­bräuch­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen auf Kos­ten sei­nes Ver­trags­part­ners durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne von vorn­her­ein auch des­sen Be­lan­ge hin­rei­chend zu berück­sich­ti­gen und ihm ei­nen an­ge­mes­sen Aus­gleich zu gewähren (vgl. BAG 14.08.2007 - 9 AZR 18/07). Ei­ne Re­ge­lung ist auch dann un­an­ge­mes­sen, wenn der hauptsächli­che Ver­trags­zweck des Ar­beits­verhält­nis­ses als Dau­er­schuld­verhält­nis, nämlich Ansprüche auf Ar­beits­leis­tun­gen und auch Vergütung zu be­gründen, gefähr­det wird. Dies gilt et­wa dann, wenn der Ar­beit­ge­ber ver­sucht, ei­ge­ne Ri­si­ken des wit­te­rungs­be­ding­ten Ar­beits­aus­falls oh­ne ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich auf den Ar­beit­neh­mer über­zuwälzen (vgl. da­zu BAG 09.07.2008 - 6. AZR 810/07).

b) 

Das BAG hat in sei­ner Ent­schei­dung vom 10.01.2007 (6. AZR 85/06) ei­ne Klau­sel für wirk­sam an­ge­se­hen, wo­nach das Ar­beits­verhält­nis und die sich dar­aus er­ge­ben­den Ar­beits- und Lohn­zah­lungs­pflich­ten während der Schul­fe­ri­en­zei­ten ru­hen sol­len, so­weit die­se Zei­ten nicht durch Ur­laub aus­gefüllt wer­den. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung sei zwar ei­ne von Rechts­vor­schrif­ten ab­wei­chen­de Re­ge­lung im Sin­ne des § 307 Abs. 3 Satz 2. BGB. Die Ru­hens­ver­ein­ba­rung stel­le aber kei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung dar. Es be­ste­he kei­ne rea­lis­ti­sche Beschäfti­gungsmöglich­keit während der Fe­ri­en­zeit. Der Ar­beit­ge­ber er­zie­le selbst kei­ne Ein­nah­men in der Fe­ri­en­zeit. Al­ter­na­tiv könn­te ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis ver­ein­bart wer­den. Es bestünde aber auf bei­den Sei­ten ein In­ter­es­se an ei­nem Dau­er­schuld­verhält­nis. Zwar er­hal­te der Ar­beit­neh­mer zeit­wei­se kein Ent­gelt, er müsse aber auch nicht ar­bei­ten. Der Aus­schluss von Ar­beits- und Vergütungs­pflicht die­ne er­sicht­lich nicht da­zu, die Auf­recht­er­hal­tung des Vergütungs­an­spruchs oh­ne Ar­beits­leis­tung zu ver­mei­den. Es ge­he viel­mehr um ei­ne der Ar­beits­leis­tung ent­spre­chen­de Vergütungs­zah­lung. Es han­de­le sich um ei­ne be­son­de­re Form der Teil­zeit­ar­beit mit un­re­gelmäßig auf das Ka­len­der­jahr ver­teil­ter Ar­beits­zeit.

c) 

Die Ar­beits­ver­trags­re­ge­lung ist un­an­ge­mes­sen, da der hauptsächli­che Ver­trags­zweck des Ar­beits­verhält­nis­ses als Dau­er­schuld­verhält­nis, nämlich Ansprüche auf Ar­beits­leis­tun­gen und auch Vergütung zu be­gründen, gefähr­det wird.

Der vor­lie­gen­de Sach­ver­halt ent­spricht nicht dem, der der Ent­schei­dung des BAG vom 10.01.2007 zu­grun­de lag. In dem dor­ti­gen Ar­beits­ver­trag hieß es:

"So­weit die Fe­ri­en­zei­ten durch Ur­laub nicht aus­gefüllt wer­den, ru­hen während der Fe­ri­en­zei­ten das Ar­beits­verhält­nis und die sich dar­aus er­ge­ben­den Ar­beits- und Lohn­zah­lungs­pflich­ten."

Die dort ver­wen­de­te Klau­sel ist we­sent­lich kon­kre­ter und be­schränkt sich al­lein auf die je­wei­li­gen Fe­ri­en­zei­ten. In der von den Par­tei­en ver­wen­de­ten Ar­beits­ver­trags­klau­sel geht es pau­schal um die "Sch­ließungs­zei­ten der Schu­len". Hier­von wer­den - je­den­falls nach Auf­fas­sung der Be­klag­ten - nicht nur die all­ge­mei­nen Fe­ri­en­zei­ten, son­dern auch va­ria­ble Fe­ri­en­ta­ge so­wie sons­ti­ge Sch­ließungs­ta­ge er­fasst, et­wa die Sch­ließung der jüdi­schen Grund­schu­le beim Suk­koth-Fest.

Al­lein der un­be­stimm­te Be­griff der Sch­ließungs­zei­ten führt zu ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung des Klägers. Fällt jeg­li­che Art der Sch­ließung der Schu­le un­ter den Be­griff, so könn­ten die Ar­beits­ver­trags­pflich­ten auch dann zum Ru­hen kom­men, wenn et­wa ei­ne Schu­le aus an­de­ren Gründen für ei­nen länge­ren Zeit­raum ge­schlos­sen wer­den muss, et­wa bei Baufällig­keit oder ei­ner Epi­de­mie­ge­fahr an der Schu­le.

Des Wei­te­ren ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Kläger nicht für ei­ne be­stimm­te Tour ein­ge­stellt wor­den ist. Die Be­klag­te hat sich in Nr. 6 letz­ter Ab­satz des Ar­beits­ver­tra­ges aus­drück­lich vor­be­hal­ten, den Ein­satz neu fest­zu­le­gen. Dies be­deu­tet, dass für den je­wei­li­gen Ar­beit­neh­mer kei­nes­falls zu Be­ginn des Jah­res fest­steht, an wel­chen Ar­beits­ta­gen das Ar­beits­verhält­nis ru­hen wird. Die Schu­len können außer­halb der all­ge­mei­nen Fe­ri­en­zei­ten an völlig un­ter­schied­li­chen Ta­gen ge­schlos­sen sein. Dies gilt zunächst mit Blick auf die va­ria­blen Fe­ri­en­ta­ge. Darüber hin­aus kann es an den un­ter­schied­li­chen Kon­fes­si­ons­schu­len un­ter­schied­li­che Sch­ließungs­ta­ge ge­ben, wie das vor­lie­gen­de Bei­spiel auf­zeigt. Durch den wech­seln­den Ein­satz ei­nes Fah­rers bei Ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts durch den Ar­beit­ge­ber kann ein Ar­beit­neh­mer übermäßig von der Sch­ließung der ver­schie­de­nen Schu­len be­trof­fen sein.

d) 

Oh­ne dass es hier­auf ent­schei­dend ankäme, weist das Ge­richt dar­auf hin, dass die Ent­schei­dung des BAG vom 10.01.2007 - 6. AZR 84/06 - nicht in al­len Punk­ten über­zeu­gen kann. So ist nicht nach­voll­zieh­bar, dass der Aus­schluss von Ar­beits- und Vergütungs­pflicht nicht da­zu die­nen soll, die Auf­recht­er­hal­tung des Vergütungs­an­spruchs oh­ne Ar­beits­leis­tung zu ver­mei­den. Ein an­de­rer Zweck ist nicht er­kenn­bar. Die Ver­mei­dung der Auf­recht­er­hal­tung der Vergütungs­pflicht ist aber nicht in je­dem Fall zwin­gend un­an­ge­mes­sen. Ge­ra­de im vor­lie­gen­den Fall ist zu berück­sich­ti­gen, dass die Be­klag­te während der Sch­ließungs­zei­ten der Schu­len kei­ne Leis­tun­gen der Schulträger erhält. Nach Auf­fas­sung des Ge­richts ist aber die ver­ein­bar­te "Fe­ri­enüber­hangs­re­ge­lung" letzt­lich un­ge­eig­net, das Pro­blem sach­ge­recht zu lösen. Das Ge­richt weist bei­spiels­wei­se dar­auf hin, dass für die Fra­ge, ob ein Ar­beit­neh­mer den Zeit­raum der Herbst­fe­ri­en durch Ur­laubs­ansprüche ab­de­cken kann, es womöglich al­lein dar­auf an­kommt, ob er in den Os­ter- bzw. Som­mer­fe­ri­en be­reits ar­beits­unfähig er­krankt war. Ist ein Ar­beit­neh­mer in den Os­ter- oder Som­mer­fe­ri­en ar­beits­unfähig er­krankt, so ist ei­ne Ur­laubs­gewährung aus­ge­schlos­sen. Der Ur­laubs­an­spruch bleibt ent­spre­chend auf­recht­er­hal­ten. Ei­nem sol­chen Ar­beit­neh­mer kann dann in den dar­auf­fol­gen­den Herbst­fe­ri­en noch Ur­laub mit ent­spre­chen­den Ur­laubs­ent­gelt­ansprüchen gewährt wer­den. Ob ein Bus­fah­rer Ent­gelt­fort­zah­lungs­ansprüche in den Schul­fe­ri­en er­langt, hängt al­so al­lein da­von ab, ob er be­reits in den Os­ter- oder Som­mer­fe­ri­en oder erst in den Herbst­fe­ri­en er­krankt.

Ei­ne kon­kre­te Lösung könn­te für ein Bus­un­ter­neh­men wie die Be­klag­te dar­in lie­gen, ei­ne 48 Ar­beit auf Ab­ruf nach § 12 Tz­B­fG mit ei­ner Jah­res­ar­beits­zeit zu ver­ein­ba­ren (zur Zulässig­keit vgl. ErfK/Preis § 12 Tz­B­fG Rd­nr. 18).

4. 

Das Ar­beits­verhält­nis hat auch nicht auf­grund der Re­ge­lung in der Ur­laubs­ord­nung vom 23.01.2008 ge­ruht. Zwar fin­den die §§ 305 ff. BGB nicht auf Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen An­wen­dung (vgl. § 310 Abs. 4 Satz 2. BGB). Die Be­triebs­par­tei­en ha­ben al­ler­dings nicht die Rechts­macht, ei­ne sol­che Aus­set­zung der Haupt­leis­tungs­pflich­ten des Ar­beits­ver­tra­ges zu ver­ein­ba­ren. Der Ar­beits­ver­trag ist in­so­weit je­den­falls für den Ar­beit­neh­mer güns­ti­ger.

6.. 

Nach all­dem hat das Ar­beits­verhält­nis im Zeit­raum der Ar­beits­unfähig­keit des Klägers nicht ge­ruht. Die Vor­aus­set­zun­gen des Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruchs nach § 3 EFZG lie­gen da­her vor. Ge­gen die Höhe des Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruchs hat die Be­klag­te kei­ner­lei Einwände er­ho­ben.

II. 

Die Kos­ten­ent­schei­dung ruht auf §§ 91 Abs. 2. Satz 2. ZPO, 46 Abs. 2 ArbGG. 

III. 

Die Be­ru­fung war gemäß § 64 Abs. 3 ArbGG zu­zu­las­sen. 

IV. 

Der Streit­wert­fest­set­zung (zu­gleich Ent­schei­dung nach § 63 Abs. 2 GKG) liegt die Kla­ge­for­de­rung zu­grun­de.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung 

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der be­klag­ten Par­tei 

B e r u f u n g 

ein­ge­legt wer­den. 

Für die kla­gen­de Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben. 

Die Be­ru­fung muss 

in­ner­halb ei­ner N o t f r i s t* von ei­nem Mo­nat 

beim Lan­des­ar­beits­ge­richt E., Lud­wig-Er­hard-Al­lee 21, 40227 E., Fax: 0211 7770 2199 ein­ge­gan­gen sein.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach des­sen Verkündung.

Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte, 

2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Nr. 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. 

* Ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den. 

gez. E.. I. 

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