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HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 31.08.2017, 6 Sa 1287/13

   
Schlagworte: Sachgrundlose Befristung, Zuvor-Arbeitsverhältnis, Anschlussverbot
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6 Sa 1287/13
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 31.08.2017
   
Leitsätze: Die nachträgliche Verkürzung einer Vertragslaufzeit (Befristung) eines sachgrundlos befristeten Arbeitsverhältnisses bedarf keines Sachgrundes. Ihr steht auch das Anschlußverbot des § 14 Abs. 2 S. 2 TzBfG nicht entgegen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 26.09.2013, 20 Ca 3568/13
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 14.12.2016, 7 AZR 49/15
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hes­sen
Urt. v. 10.09.2014, Az.: 6 Sa 1287/13

Te­nor:

Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main vom 26. Sep­tem­ber 2013 - 20 Ca 3568/13 - ab­geändert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Der Kläger hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit ei­ner Be­fris­tung.

Die Be­klag­te un­terstützt als Bun­des­un­ter­neh­men die Bun­des­re­gie­rung da­bei, ih­re Zie­le in der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung zu er­rei­chen. Da­bei bie­tet sie fach­fra­ge­ori­en­tier­te Dienst­leis­tun­gen für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung an. Dies er­folgt im Rah­men von be­fris­te­ten Pro­jek­ten der je­wei­li­gen ausländi­schen Part­ner, zu de­nen die Be­klag­te Beiträge leis­tet. Im We­sent­li­chen führt sie für das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit und Ent­wick­lung Pro­jek­te der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit auf Grund­la­ge von Auf­trägen und ei­nes Ge­ne­ral­ver­tra­ges durch. Da­ne­ben ist die Be­klag­te im Geschäfts­be­reich A A (In­ter­na­tio­nal Ser­vices) für öffent­li­che und pri­va­te Auf­trag­ge­ber im In- und Aus­land tätig.

Der am 16. Fe­bru­ar 1949 ge­bo­re­ne Kläger schloss un­ter dem 18. Ju­ni 2012 ei­nen be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag für die Zeit vom 15. Ju­li 2012 bis zum 31. Ju­li 2014 ab (vgl. An­la­ge A1, Bl. 3-6 d.A.). Die Tätig­keit des Klägers ist im Ar­beits­ver­trag be­zeich­net als "Head of De­part­ment im Rah­men des Vor­ha­bens "B Col­le­ge of Tech­no­lo­gy" in C am Ein­satz­ort B. Als Lei­ter des Be­reichs be­stand die Tätig­keit des Klägers im We­sent­li­chen in der Zu­sam­men­ar­beit mit der Fir­ma D, ei­nem ame­ri­ka­ni­schen Un­ter­neh­men, das die Stu­den­ten im ers­ten Jahr mit 16 Sprach­leh­rern un­ter­rich­tet und sie so­mit sprach­lich auf das in Eng­lisch un­ter­rich­te­te Stu­di­um vor­be­rei­tet. Fer­ner ob­lag dem Kläger die Be­ra­tung der Col­le­ge­lei­tung zu Fra­ge­stel­lun­gen des Eng­lisch­un­ter­richts, die Er­stel­lung von Ma­te­ria­li­en im Fach­be­reich Eng­lisch für die Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung der c-ischen Lehr­kräfte, die Durchführung von Qua­li­fi­zie­rungs­maßnah­men im Fach Eng­lisch für c-ische Leh­rer so­wie die Ko­or­di­na­ti­on der Be­rei­che Ge­ne­ral Stu­dies. Im Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en war auch ei­ne am 14. Ja­nu­ar 2013 en­den­de Pro­be­zeit ver­ein­bart, in­ner­halb de­rer das Ar­beits­verhält­nis mit ei­ner Kündi­gungs­frist von ei­nem Mo­nat zum Mo­nats­en­de hätte gekündigt wer­den können.

Am 13. De­zem­ber 2012 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen Ände­rungs­ver­trag ab (vgl. An­la­ge A2, Bl. 7 d.A,.). Die Ände­rung be­stand dar­in, dass das Ar­beits­verhält­nis nun­mehr bis 31. Ju­li 2013 be­fris­tet wur­de. Hier­ge­gen wen­det sich der Kläger mit sei­ner am 16. Mai 2013 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge.

Der Kläger hat ge­meint, die neue Be­fris­tung bedürfe ei­nes Sach­grun­des. Hier­an feh­le es, so dass das Ar­beits­verhält­nis zunächst nicht mit dem 31. Ju­li 2013 en­de. Es gel­te das An­schluss­ver­bot, da im Zeit­punkt der Verkürzung des Ar­beits­verhält­nis­ses zwi­schen den Par­tei­en be­reits ein Ar­beits­verhält­nis be­stand. Es sei auch zu be­ach­ten, dass die Richt­li­nie der eu­ropäischen Uni­on und die Ver­pflich­tung aus Art. 12 GG es ge­bie­te, die Zulässig­keit ei­nes nur be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses ent­we­der vom Be­ste­hen ei­nes Sach­grun­des oder aber vom Be­ste­hen der vom Ge­setz­ge­ber fest­ge­leg­ten Zulässig­keits­vor­aus­set­zun­gen für ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung abhängig zu ma­chen.

Der Kläger hat be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht durch die Be­fris­tungs­ab­re­de vom 13. De­zem­ber 2012 mit dem Ab­lauf des 31. Ju­li 2013 be­en­det wor­den ist.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat un­ter Be­zug­nah­me auf ei­ne Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­rich­tes Nie­der­sach­sen vom 05. Sep­tem­ber 2007 (17 Sa 439/07) ge­meint, aus Sinn und Zweck als auch der Sys­te­ma­tik der Be­fris­tungs­kon­trol­le ergäbe sich, dass die ein­ver­nehm­li­che Verkürzung der Lauf­zeit ei­nes sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses be­fris­tungs­recht­lich nicht von Be­deu­tung sei. Die Be­klag­te hat wei­ter ge­meint, das An­schluss­ver­bot sei bei der Verkürzung der Ver­trags­lauf­zeit nicht be­trof­fen. Es han­de­le sich nicht um ei­nen Neu­ab­schluss ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges. Das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­rich­tes Nie­der­sach­sen wi­der­spre­che auch we­der den Wer­tun­gen des Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­set­zes, noch de­nen der dem Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz zu­grun­de lie­gen­den Richt­li­ni­en des Ra­tes der Eu­ropäischen Uni­on 1999/70/EG ein­sch­ließlich der Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se. Ziel vor­ge­nann­ter Ver­ein­ba­run­gen sei, Ket­ten­be­fris­tun­gen und da­mit ein­her­ge­hen­den Be­fris­tungs­miss­brauch zu ver­mei­den. Aus die­sem Grun­de sei­en auch die ma­xi­mal zulässi­ge Höchst­dau­er der sach­grund­lo­sen Be­fris­tun­gen so­wie de­ren Verlänge­run­gen ge­nannt. Dass Verkürzun­gen be­fris­te­ter Verträge nicht auf­geführt sei­en, ent­spre­che dem Sinn und Zweck der Re­ge­lun­gen. Ei­ne ein­ver­nehm­li­che Verkürzung ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges lau­fe dem Ziel, Ket­ten­be­fris­tun­gen zu ver­mei­den, nicht zu­wi­der. Die Ge­fahr von Be­fris­tungs­miss­brauch, ins­be­son­de­re von Ket­ten­be­fris­tun­gen, be­ste­he bei ei­ner Verkürzung des Ar­beits­ver­tra­ges ge­ra­de nicht.

Die Be­klag­te hat wei­ter ge­meint, es bestünde auch ein sach­li­cher Grund für die Verkürzung der Be­fris­tung. Da­mit sei der tatsächli­chen Lauf­zeit des Pro­jek­tes Rech­nung ge­tra­gen wor­den. Der Auf­trag­ge­ber der Be­klag­ten, die E and F Trai­ning Cor­po­ra­ti­on (EFTC) des König­reichs B ha­be mit Schrei­ben vom 31. Mai 2012 (vgl. An­la­ge B3, Bl. 95 d.A.; be­glau­big­te Über­set­zung aus der eng­li­schen Spra­che Bl. 217 d.A.) die Be­klag­te mit der Durchführung des Vor­ha­bens für den Zeit­raum vom 01. Au­gust 2012 bis zum 31. Ju­li 2013 be­auf­tragt. Es entspräche auch höchst­rich­ter­li­cher und ständi­ger Recht­spre­chung auch nach In­kraft­tre­ten des Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­set­zes, dass die pro­jekt­be­zo­ge­ne Tätig­keit der Be­klag­ten im Rah­men ih­rer Auf­träge ei­nen sach­li­chen Be­fris­tungs­grund dar­stel­le. Der Be­fris­tungs­grund der Be­darfs­abhängig­keit und Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­rung re­sul­tie­re dar­aus, dass der Be­klag­ten nur be­fris­te­te Pro­jekt­aufträge er­teilt und Pro­jekt­mit­tel je­weils nur für ei­nen be­stimm­ten Zeit­raum zur Verfügung ge­stellt wer­den. Die Be­klag­te hat wei­ter be­haup­tet, die Leis­tun­gen des Klägers hätten nicht ih­ren Er­war­tun­gen ent­spro­chen. An sich hätte das Ar­beits­verhält­nis des­halb während des Laufs der Pro­be­zeit be­en­det wer­den müssen. Die Be­klag­te ha­be dem Kläger den "Ma­kel" ei­ner der­art kur­zen Ver­trags­lauf­zeit er­spa­ren und ihm mehr Zeit für ei­ne Neu­ori­en­tie­rung ge­ben wol­len. Der Kläger ha­be die­ser Vor­ge­hens­wei­se zu­ge­stimmt.

Der Kläger hat hier­auf er­wi­dert, dass das Schrei­ben des Vice Go­ver­nors vom 31. Mai 2012 (An­la­ge B3, Bl. 95 d.A.) of­fen­sicht­lich kei­ne Re­le­vanz für den Ab­schluss des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. Ju­ni 2012 ge­habt ha­be, nach­dem der Kläger für ei­nen Zeit­raum bis zum 31. Ju­li 2014 ein­ge­stellt wur­de. Die von der Be­klag­ten zi­tier­te Recht­spre­chung zur Recht­fer­ti­gung ei­nes we­gen Dritt­aufträgen be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses ha­be die Be­klag­te da­mit of­fen­sicht­lich ver­fehlt bzw. hat­te für sie zum Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses kei­ne Be­deu­tung. Dem­zu­fol­ge könne sie sich für die Verkürzung des Ar­beits­ver­tra­ges auf die­sen Dritt­auf­trag und des­sen Lauf­zeit nicht be­ru­fen. Der Kläger hat be­strit­ten, dass bei ihm ir­gend­wel­che Leis­tungsmängel vor­ge­le­gen hätten. Die Vor­ge­hens­wei­se der Be­klag­ten, das Ar­beits­verhält­nis nicht wie be­haup­tet in der Pro­be­zeit zu be­en­den, sei auch in kei­ner Wei­se ein Ent­ge­gen­kom­men ge­genüber dem Kläger ge­we­sen, son­dern es sei der Be­klag­ten al­lein um ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen ge­gan­gen. Sie hätte nämlich dann für den ihr bis zum 31. Ju­li 2013 er­teil­ten Auf­trag kei­nen Ar­beit­neh­mer zur Erfüllung der von ihr zu­ge­sag­ten Ar­beits­auf­ga­ben ge­habt.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Es hat an­ge­nom­men, die Ver­tragsände­rung der Par­tei­en vom 13. De­zem­ber 2012 hin­sicht­lich ei­ner Be­fris­tung des Ar­beits­ver­tra­ges bis zum 31. Ju­li 2013 sei ein Neu­ab­schluss ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses, der zu sei­ner Wirk­sam­keit ei­nes sach­li­chen Grun­des bedürfe, da zwi­schen den Par­tei­en am 13. De­zem­ber 2012 be­reits ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­stand. So­weit die Be­klag­te un­ter Hin­weis auf die Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­rich­tes Nie­der­sach­sen vom 05. Sep­tem­ber 2007 mei­ne, ei­ne Verkürzung ei­nes be­fris­te­ten Ver­tra­ges stel­le kei­nen Neu­ab­schluss ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges dar, da § 14 Tz­B­fG nur be­zwe­cke, un­be­grenz­te Ket­ten­be­fris­tun­gen zu ver­hin­dern, so er­ge­be sich dies nicht aus der ge­setz­li­chen Re­ge­lung. § 14 Tz­B­fG ent­hal­te ge­ra­de kei­ne Re­ge­lung zu ei­ner Verkürzung ei­ner ver­ein­bar­ten Be­fris­tungs­ab­re­de. Das Ar­beits­ge­richt hat wei­ter ge­meint, die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­tra­ges der Par­tei­en vom 13. De­zem­ber 2012 sei auch nicht durch ei­nen Sach­grund ge­recht­fer­tigt. Da­bei könne da­hin­ste­hen, ob sich die Be­klag­te im De­zem­ber 2012 noch auf ei­ne Pro­jekt­be­fris­tung bis zum 31. Ju­li 2013 be­ru­fen könne, wenn sie in Kennt­nis des Schrei­bens des Vice Go­ver­nors vom 31. Mai 2012 (An­la­ge B3) mit dem Kläger im Ju­ni 2012 ei­ne Be­fris­tung für die Zeit bis zum 31. Ju­li 2014 ver­ein­bart hat. Zwi­schen der Be­klag­ten und der EFTC ha­be nämlich ei­ne Ver­ein­ba­rung für die ers­ten zwei Jah­re be­stan­den, so dass die Be­klag­te auch mit ei­ner Auf­trags­er­tei­lung für das Schul­jahr 2013/2014 rech­nen konn­te. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en und der Erwägun­gen des Ar­beits­ge­rich­tes im Wei­te­ren wird auf die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes hat die Be­klag­te in­ner­halb der zu Pro­to­koll der Be­ru­fungs­ver­hand­lung vom 10. Sep­tem­ber 2014 fest­ge­stell­ten und dort er­sicht­li­chen Fris­ten Be­ru­fung ein­ge­legt. Die Be­klag­te meint zunächst, ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­rich­tes bedürfe es für die Ände­rungs­ver­ein­ba­rung vom 13. De­zem­ber 2012 kei­nes sach­li­chen Grun­des. Das An­schluss­ver­bot sei bei der Verkürzung der Ver­trags­lauf­zeit vor­lie­gend nicht be­trof­fen. Es han­de­le sich nicht um ei­nen Neu­ab­schluss ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges, wenn während der Ver­trags­lauf­zeit die­se geändert wer­de - wie hier ge­sche­hen. An­ders sei es nur, wenn die ursprüng­lich ver­ein­bar­te Ver­trags­lauf­zeit be­reits be­en­det war bzw. noch an­de­re Ver­trags­be­din­gun­gen geändert wer­den.

Die Be­klag­te meint auch, das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Un­recht ei­nen Sach­grund für die Verkürzung der Be­fris­tungs­dau­er ver­neint. Das Pro­jekt "Ein­rich­tung des B Col­le­ge of Ap­p­lied Tech­no­lo­gy (B CAT)" ha­be mit der Vor­be­rei­tungs­pha­se vom 01. Mai 2012 bis 31. Ju­li 2012 be­gon­nen. Rich­tig sei, dass von der Vor­be­rei­tungs­pha­se bis hin zu den ers­ten acht Tri­mes­tern ge­plant ge­we­sen sei (vgl. Aus­zug aus dem An­ge­bot der Be­klag­ten Bl. 266 ff. d.A., ins­be­son­de­re Fo­re­cast of trainee num­bers, Bl.. 273 d.A.). Gleich­wohl ha­be der Vice Go­ver­nor des EFTC die Be­klag­te nach der Vor­be­rei­tungs­pha­se mit Schrei­ben vom 31. Mai 2012 mit der Durchführung des Vor­ha­bens nur für den Zeit­raum vom 01. Au­gust 2012 bis 31. Ju­li 2013 be­auf­tragt. Der Auf­trag­ge­ber könne auch au­to­nom ent­schei­den, ob er den Ver­trag verlängert, ob er den Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten wei­ter ak­zep­tiert, ob ihm das Kon­zept ge­fal­le oder er sich ent­schei­de, das Col­le­ge durch ei­nen an­de­ren Auf­trag­neh­mer be­trei­ben zu las­sen. Das Ar­beits­ge­richt un­ter­neh­me ei­ne fal­sche Über­set­zung des Schrei­bens vom 31. Mai 2012. Un­zwei­fel­haft er­ge­be sich bei zu­tref­fen­der Über­set­zung, dass die Be­klag­te nur bis zum 31. Ju­li 2013 mit der Lei­tung und dem Be­trieb des Col­le­ges be­auf­tragt war. Hier führt die Be­klag­te die be­glau­big­te Über­set­zung des Schrei­bens vom 31. Mai 2012 (Bl. 217 d.A.) an, die aus­zugs­wei­se wie folgt lau­tet:

 

- Be­zug­neh­mend auf ...

- ...

- verlängert EFTC hier­mit den An­trag auf Lei­tung und Be­trieb des B Col­le­ge of Ap­p­lied Tech­no­lo­gy auf das nächs­te Stu­di­en­jahr 2012/2013 (Zeit­raum vom 01. Au­gust 2012 bis 31. Ju­li 2013), wie in dem durch A für die ers­ten zwei Jah­re des neu­en B/Col­le­ge ein­ge­reich­ten Pro­jek­tan­trags ( ... ) vor­ge­se­hen.

- Das geschätz­te Bud­get für den Be­trieb des "B Col­le­ge of Ap­p­lied Tech­no­lo­gy" für das nächs­te Stu­di­en­jahr (2012/2013) wur­de mit 9.900.000 SAR an­er­kannt, ...

- ...

Ge­ra­de auf­grund des Um­stan­des, dass die Be­klag­te die Ver­trags­verlänge­rung so­wohl für das Stu­di­en­jahr 2012/2013, als auch für das Stu­di­en­jahr 2013/2014 be­an­tragt hat­te, hier aber nur für das Stu­di­en­jahr 2012/12013 be­auf­tragt wur­de, konn­te die Be­klag­te mit ei­ner wei­te­ren Verlänge­rung si­cher nicht rech­nen.

Die Be­klag­te meint auch, sie könne sich auf die Be­gren­zung der Be­auf­tra­gung gemäß Schrei­ben vom 31. Mai 2012 bezüglich der Verkürzung der Ver­trags­lauf­zeit im De­zem­ber 2012 sehr wohl be­ru­fen. Sein­er­zeit, bei Ab­schluss des ers­ten Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. Ju­ni 2012, ha­be man zwar das Schrei­ben vom 31. Mai 2012 be­reits ge­kannt, es sei je­doch dar­um ge­gan­gen, dem Kläger ein at­trak­ti­ves Ver­trags­an­ge­bot zu ma­chen. Der Ein­satz­ort B lie­ge im Wes­ten Cs. Es han­de­le sich um ei­nen Stand­ort mit ge­rin­ger In­fra­struk­tur, kaum vor­han­de­nen so­zia­len und kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen für Ausländer/in­nen und kli­ma­tisch schwie­ri­gen Be­din­gun­gen we­gen der sehr ho­hen Tem­pe­ra­tu­ren, vor al­lem in den Som­mer­mo­na­ten. Hin­zu kom­men die vor al­lem in der Re­gi­on B sehr stren­gen ge­sell­schaft­li­chen und re­li­giösen Re­geln und Ver­hal­tens­vor­schrif­ten, die den Ex­per­ten der Be­klag­ten aus ei­nem eu­ropäisch ge­prägten Kul­tur­kreis große in­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­ten­zen ab­ver­lan­ge. Auf­grund die­ser Be­din­gun­gen sei die An­zahl der Be­wer­ber ge­ring. Im Zeit­punkt der Verkürzung des ursprüng­lich ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­tra­ges hätten sich zu­dem die Rah­men­be­din­gun­gen im König­reich C verändert. Das König­reich ha­be ab En­de 2012 da­mit be­gon­nen, das ursprüng­li­che Ver­ga­be­sys­tem um­zu­stel­len. Es sei ein neu­es Aus­schrei­bungs­ver­fah­ren ent­wi­ckelt und Stück für Stück ein­geführt wor­den. Die­ses Ver­fah­ren ha­be ei­nen der Be­klag­ten bis­her un­be­kann­ten neu­en Auf­trag­ge­ber vor­ge­se­hen, die "Col­le­ges of Ex­cel­lence". Der der Be­klag­ten bis­her in en­ger Ko­ope­ra­ti­on be­kann­te Auf­trag­ge­ber, das EFTC, sei zunächst zwar noch Auf­trag­ge­ber für das Pro­jekt ge­we­sen, doch ha­be ei­ne Ver­la­ge­rung des Kom­pe­tenz­be­rei­ches im Raum ge­stan­den. Gleich­zei­tig sei in dem ver­gan­ge­nen Jahr die An­zahl der Mit­be­wer­ber in er­heb­li­chem Maße ge­stie­gen. Während die Be­klag­te bei ähn­li­chen Pro­jek­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren oft­mals ei­nen Zu­schlag für die Verlänge­rung ei­nes Pro­jek­tes er­hal­ten ha­be, sei da­mit zu­letzt nicht mehr zu rech­nen ge­we­sen. Die Be­klag­te sieht zu­dem ei­nen sach­li­chen Grund für die Be­fris­tung in der Leis­tungs­schwäche des Klägers. Fer­ner meint die Be­klag­te, dass das Ar­beits­verhält­nis we­gen der ta­rif­ver­trag­lich ge­re­gel­ten Al­ters­gren­ze spätes­tens mit Ab­lauf des Fe­bru­ar 2014 ge­en­det ha­be.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Kläger be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Der Kläger ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil. Er meint, aus der For­mu­lie­rung im Schrei­ben vom 31. Mai 2012 "wie in den durch A für die ers­ten zwei Jah­re des neu­en B - Col­le­ges ein­ge­reich­ten Pro­jek­tan­tra­ges (O) vor­ge­se­hen" fol­ge ei­ne Be­auf­tra­gung der Be­klag­ten durch EFTC auch für das Stu­di­en­jahr 2013/2014. Es ha­be für die Be­klag­te kei­ne Un­si­cher­heit be­stan­den, ent­spre­chend der vor­ge­leg­ten Kon­zep­ti­on auch für das zwei­te Stu­di­en­jahr ei­ne Auf­trags­er­tei­lung zu er­hal­ten - wie dann auch ge­sche­hen. Der Kläger meint wei­ter, die Be­klag­te könne sich auf die ihr bei Un­ter­zeich­nung des ers­ten Ver­tra­ges vom 18. Ju­ni 2012 be­kann­ten Umstände (Schrei­ben des Auf­trag­ge­bers vom 31. Mai 2012) bei Un­ter­zeich­nung des zwei­ten Ver­tra­ges am 13. De­zem­ber 2012 nicht mehr be­ru­fen. Der Kläger meint im Übri­gen, da Verkürzun­gen von Be­fris­tun­gen in § 14 Abs. 2 S. 1 Tz­B­fG nicht ge­nannt sei­en, würden sie ei­nes Sach­grun­des bedürfen. Der Kläger meint, es grei­fe auch das An­schluss­ver­bot nach § 14 Abs. 2 S. 2 Tz­B­fG . die ein­zi­ge Aus­nah­me von die­sem Ver­bot sei die nach § 14 ABs. 2 S. 1 Tz­B­fG zu­ge­las­se­ne Verlänge­rung.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Be­ru­fungs­vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze und den übri­gen Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung ist zulässig. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main vom 26. Sep­tem­ber 2013 - 20 Ca 3568/13 - ist statt­haft ( §§ 8 Abs. 2 , 64 Abs. 1 , Abs. 2 lit. b) und lit. c) ArbGG ), außer­dem form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den ( §§ 66 Abs. 1 ArbGG , 64 Abs. 6 ArbGG in Ver­bin­dung mit §§ 517 , 519 , 520 ZPO und da­mit ins­ge­samt zulässig.

Auch in der Sa­che ist die Be­ru­fung der Be­klag­ten er­folg­reich. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist der An­sicht, dass die nachträgli­che Verkürzung ei­nes nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges auch oh­ne Sach­grund zulässig ist, so­fern das Schrift­for­mer­for­der­nis ge­wahrt wird.

Das Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz enthält kei­ne Re­ge­lung zur Verkürzung ei­ner Be­fris­tung. Dar­aus kann je­doch nicht ge­fol­gert wer­den, dass ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung nach dem Ge­setz aus­ge­schlos­sen ist. Hier­zu hätte es ei­ner ex­pli­zi­ten ge­setz­li­chen Re­ge­lung be­durft. Es gilt da­her wei­ter der Grund­satz der Ver­trags­frei­heit. Le­dig­lich un­ter dem Ge­sichts­punkt, dass zwin­gen­de ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen mit ei­ner Verkürzung ei­ner Be­fris­tung um­gan­gen wer­den, könn­te ei­ne rich­ter­li­che Kon­trol­le er­fol­gen. Die ge­setz­li­che Wer­tung des Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­set­zes be­steht dar­in, dass zunächst ein sach­li­cher Grund für ei­ne Be­fris­tung be­ste­hen muss. Al­ler­dings er­laubt das Ge­setz be­kannt­lich auch sach­grund­lo­se Be­fris­tun­gen bis zu ei­ner Ge­samt­dau­er von zwei Jah­ren, wo­bei auch ei­ne drei­ma­li­ge Verlänge­rung ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses bis zu die­ser Höchst­gren­ze er­laubt ist. Fer­ner er­laubt das Ge­setz, dass durch Ta­rif­ver­trag die An­zahl der Verlänge­run­gen oder die Höchst­dau­er ab­wei­chend fest­ge­legt wer­den. Bei der Be­klag­ten be­steht ei­ne sol­che ta­rif­li­che Re­ge­lung, was hier je­doch nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich ist. Sinn und Zweck der ge­setz­li­chen Re­ge­lung ist ei­ner­seits, dem Ar­beit­ge­ber den Ab­schluss von be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen oh­ne Sach­grund nicht gänz­lich zu un­ter­sa­gen, dem Ar­beit­neh­mer aber an­de­rer­seits nach Ab­lauf von zwei Jah­ren die Chan­ce auf ein dann un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis zu ver­schaf­fen. Ei­ne Verkürzung ei­ner Ver­trags­lauf­zeit (Be­fris­tung) be­gründet zwar auch die Möglich­keit, das un­ter­neh­me­ri­sche Ri­si­ko zu be­gren­zen und den Ver­trag an sich un­ter Umständen später veränder­te Ge­ge­ben­hei­ten an­zu­pas­sen. Da­mit wird auch die Er­war­tung des Ar­beit­neh­mers auf ei­ne be­stimm­te Ver­trags­lauf­zeit enttäuscht. Dies al­les hat je­doch nichts mit Be­fris­tungs­kon­trol­le zur Ver­mei­dung von Miss­brauch die­ser Ver­trags­ge­stal­tungs­form in Form von Ket­ten­ar­beits­verträgen zu tun.

Je­den­falls steht ei­ner Verkürzung der Be­fris­tung - bei un­ter­stell­ter An­wend­bar­keit des Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­set­zes - nicht das An­schluss­ver­bot ( § 14 Abs. 2 S. 2 Tz­B­fG ) ent­ge­gen. Dies greift, wie § 14 Abs. 2 S. 1 Tz­B­fG zeigt nicht ein, wenn die Ver­ein­ba­rung über die Ände­rung der Lauf­zeit des Ver­tra­ges vor Ab­lauf der ursprüng­lich ver­ein­bar­ten Lauf­zeit ge­trof­fen wird, was hier ge­sche­hen ist und wenn le­dig­lich die Ver­trags­dau­er geändert wird, was hier auch ge­sche­hen ist. Dass die Verkürzung der Be­fris­tung als Aus­nah­me vom An­schluss­ver­bot in § 14 Abs. 2 S. 1 Tz­B­fG nicht ex­pli­zit ge­nannt ist, kann ent­ge­gen der An­sicht des Klägers nicht da­hin ver­stan­den wer­den, dass das Ge­setz die­se aus­sch­ließen woll­te. Ei­ne nachträgli­che Verkürzung der ursprüng­lich ver­ein­bar­ten Lauf­zeit ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges ist schon des­halb nicht vom An­schluss­ver­bot er­fasst, weil sie den­knot­wen­dig nur vor Ab­lauf der ursprüng­lich ver­ein­bar­ten Lauf­zeit ver­ein­bart wer­den kann.

Aus Sicht des Be­ru­fungs­ge­rich­tes ist da­her nicht mehr zu prüfen, ob die Be­klag­te ei­nen Sach­grund für die Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses schlüssig vor­ge­tra­gen hat bzw. ob es Umstände gibt, die es der Be­klag­ten ver­bie­ten, sich auf die­sen Sach­grund noch zu be­zie­hen.

Der Kläger hat als un­ter­le­ge­ne Par­tei die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on er­folgt we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung.

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