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LAG Ham­burg, Ur­teil vom 19.11.2012, 7 Sa 16/12

   
Schlagworte: Urlaub: Krankheit, Resturlaub
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamburg
Aktenzeichen: 7 Sa 16/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 19.11.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Hamburg- 8 Ca 168/11
   


Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg


Ur­teil

Im Na­men des Vol­kes


Geschäfts­zei­chen:

7 Sa 16/12
(8 Ca 168/11 ArbG Ham­burg)  

In dem Rechts­streit

-Kläge­rin / Be­ru­fungskläge­rin-

Verkündet am: 19.11.2012


ge­gen

JHS
Ur­kunds­be­am­ter
der Geschäfts­stel­le 


- Be­klag­te / Be­ru­fungs­be­klag­te-

 


er­kennt das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg, 7. Kam­mer,
auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 19. No­vem­ber 2012
durch die Vi­ze­präsi­den­tin des Lan­des­ar­beits­ge­richts Lo­ets als Vor­sit­zen­de
die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Kn.
die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Cl.

für Recht:

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Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts
Ham­burg vom 21. De­zem­ber 2011 – 8 Ca 168/11 – wird auf ih­re
Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

 

 

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R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g


Ge­gen die­ses Ur­teil kann Re­vi­si­on bei dem Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den. Die Re­vi­si­on kann nur dar­auf gestützt wer­den, dass das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts auf der Ver­let­zung ei­ner Rechts­norm be­ruht.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss ent­hal­ten:
- die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird;
- die Erklärung, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wird.
Mit der Re­vi­si­ons­schrift soll ei­ne Aus­fer­ti­gung oder be­glau­big­te Ab­schrift des an­ge­foch­te­nen Ur­teils vor­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on ist zu be­gründen. Die Re­vi­si­ons­be­gründung muss ent­hal­ten:
- die Erklärung, in­wie­weit das Ur­teil an­ge­foch­ten und des­sen Auf­he­bung be­an­tragt wird (Re­vi­si­ons­anträge),
- die An­ga­be der Re­vi­si­ons­gründe, und zwar,
a) die be­stimm­te Be­zeich­nung der Umstände, aus de­nen sich die Rechts­ver­let­zung er­gibt,
b) so­weit die Re­vi­si­on dar­auf gestützt wird, dass das Ge­setz in Be­zug auf das Ver­fah­ren ver­letzt sei, die Be­zeich­nung der Tat­sa­chen, die den Man­gel er­ge­ben.

Die Re­vi­si­on kann nur ein Rechts­an­walt oder ei­ne Rechts­anwältin, der bzw. die bei ei­nem deut­schen Ge­richt zu­ge­las­sen ist, oder ei­ne Ge­werk­schaft, ei­ne Ver­ei­ni­gung von Ar­beit­ge­bern oder ein Zu­sam­men­schluss sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ein­le­gen und be­gründen. Dies gilt ent­spre­chend für ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der vor­ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

Die Frist für die Ein­le­gung der Re­vi­si­on (Not­frist) beträgt ei­nen Mo­nat, die Frist für die Be­gründung der Re­vi­si­on zwei Mo­na­te. Die Re­vi­si­ons­be­gründungs­frist kann auf An­trag ein­mal bis zu ei­nem wei­te­ren Mo­nat verlängert wer­den.

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Die Re­vi­si­ons­frist und die Re­vi­si­ons­be­gründungs­frist be­gin­nen mit dem Ta­ge der von Amts we­gen er­folg­ten Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils des Lan­des­ar­beits­ge­richts, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

 

Hin­weis:

1. Die An­schrift des Bun­des­ar­beits­ge­richts lau­tet:

Hu­go-Preuß-Platz 1 – 99084 Er­furt

2. Aus tech­ni­schen Gründen sind die Re­vi­si­ons­schrift, die Re­vi­si­ons­be­gründungs­schrift und die sons­ti­gen wech­sel­sei­ti­gen Schriftsätze im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren in sie­ben­fa­cher Aus­fer­ti­gung (und für je­den wei­te­ren Be­tei­lig­ten ei­ne Aus­fer­ti­gung mehr) bei dem Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­zu­rei­chen.

3. Zur Möglich­keit der Ein­le­gung der Re­vi­si­on mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung vom 9. März 2006 (BGBl I, 519 ff) hin­ge­wie­sen.

 

 

 

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Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um das Be­ste­hen von Rest­ur­laubs­ansprüchen aus dem Jahr 2010.

Die Kläge­rin ist seit dem 15. Fe­bru­ar 2009 bei der Be­klag­ten als Bäcke­rei­fach­verkäufe­r­in zu ei­ner mo­nat­li­chen Brut­to­vergütung in Höhe von zu­letzt ca. € 1.586,00 beschäftigt.

Auf das Ar­beits­verhält­nis fin­det kraft bei­der­sei­ti­ger Ta­rif­bin­dung der Man­tel-Ta­rif­ver­trag für das Bäck­er­hand­werk in Schles­wig-Hol­stein und Ham­burg An­wen­dung (MTV). § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV lau­tet:

„Der in ei­nem Ur­laubs­jahr nicht gewähr­te Ur­laub kann auf das nächs­te Ur­laubs­jahr nur über­tra­gen wer­den, wenn die Gewährung aus außer­gewöhn­li­chen be­trieb­li­chen Gründen bis zum Ab­lauf des al­ten Ur­laubs­jah­res nicht möglich war.“

Die Kläge­rin hat ei­nen jähr­li­chen Ur­laubs­an­spruch von 27 Werk­ta­gen gemäß § 11 Ziff. 3 des MTV. Im Jahr 2010 nahm die Kläge­rin nur 16 Ur­laubs­ta­ge. Die rest­li­chen 11 Ta­ge konn­te die Kläge­rin auf­grund ei­ner Er­kran­kung in der Zeit vom 22. No­vem­ber 2010 bis 7. Ja­nu­ar 2011 nicht neh­men. Be­trieb­li­che Gründe stan­den der Gewährung des Ur­laubs­an­spruchs nicht ent­ge­gen.

Die Kläge­rin mach­te mit Schrei­ben vom 20. Fe­bru­ar 2011 und mit Ur­laubs­an­trag vom 15. Fe­bru­ar 2011 den Rest­ur­laub aus dem Jah­re 2010 von 11 Ta­gen gel­tend. Sch­ließlich mach­te sie mit Schrei­ben vom 1. März 2011 er­neut die Gewährung von 11 Ta­gen Rest­ur­laub aus 2010 gel­tend.

Mit ih­rer am 13. April 2011 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat die Kläge­rin die Gewährung von 11 Ur­laubs­ta­gen aus dem Jahr 2010 be­gehrt.

Die Kläge­rin hat ge­meint, § 11 Ziff. 9 MTV wi­der­spre­che der Richt­li­nie 2003/88/EG des Eu­ropäischem Par­la­ments und des Ra­tes vom 4. No­vem­ber 2003 und der dar­auf gestütz­ten Ur­tei­le des Eu­ropäischen Ge­richts­ho­fes (EuGH) vom 20. Ja­nu­ar 2009 so­wie im An­schluss dar­an des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) vom 24. März 2009.

Die Kläge­rin hat zu­letzt be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass der Kläge­rin rest­li­che 11 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jah­re 2010 zu­ste­hen,

hilfs­wei­se,

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin in der Zeit vom 22. De­zem­ber 2011 bis zum 5. Ja­nu­ar 2012 rest­li­chen Ur­laub aus 2010 zu gewähren.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, Ur­laubs­ansprüche der Kläge­rin aus dem Jah­re 2010 sei­en mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2010 er­lo­schen.

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Mit Ur­teil vom 21. De­zem­ber 2011 – 8 Ca 168/11 – hat das Ar­beits­ge­richt Ham­burg die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat das Ar­beits­ge­richt im We­sent­li­chen aus­geführt, der Ur­laubs­an­spruch der Kläge­rin aus dem Jah­re 2010 sei mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2010 gemäß § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV ver­fal­len. Ei­ne Über­tra­gung des Ur­laubs gemäß § 7 Abs. 3 Satz 2 BUrlG sei nicht möglich, da § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV ei­ne ab­wei­chen­de Be­stim­mung im Sin­ne von § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG be­inhal­te. Die Ta­rif­re­ge­lun­gen sei­en von der ge­setz­li­chen Öff­nungs­klau­sel ge­deckt. Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung oder Rechts­fort­bil­dung die­ses na­tio­na­len Ge­set­zes­rechts sei selbst dann nicht möglich, wenn die Öff­nungs­klau­sel ge­gen die Pflicht der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zur Um­set­zung von Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie ver­s­toßen soll­te. Die Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG und die Ta­rif­be­stim­mung in § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV könn­ten auch nicht richt­li­ni­en­kon­form aus­ge­legt oder fort­ge­bil­det wer­den.

We­gen der wei­te­ren Be­gründung des Ar­beits­ge­richts wird auf die Ent­schei­dungs­gründe des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils (S. 4 – 7, Bl. 79 – 82 d. A.) ver­wie­sen.

Die Kläge­rin hat ge­gen das ih­rem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten am 11. Ja­nu­ar 2012 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts am Mon­tag, den 13. Fe­bru­ar 2012 Be­ru­fung ein­ge­legt und ih­re Be­ru­fung am 16. April 2012 be­gründet, nach­dem ihr durch Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ham­burg vom 12. März 2012 die Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis da­hin verlängert wor­den ist.

Die Kläge­rin trägt zur Be­gründung ih­rer Be­ru­fung vor:


Die recht­li­che Be­ur­tei­lung durch das Ar­beits­ge­richt sei im Hin­blick auf die Recht­spre­chung des EuGH und des BAG nicht zu­tref­fend. Der durch die­se Recht­spre­chung ab­ge­si­cher­te An­spruch auf Min­des­t­ur­laub sei nicht über § 13 BUrlG i. V. m. § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV aus­zu­he­beln. Da­zu macht die Kläge­rin wei­te­re Rechts­ausführun­gen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

1. das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ham­burg vom 21. De­zem­ber 2011 zu dem Ak­ten­zei­chen 8 Ca 168/11 auf­zu­he­ben und

2. fest­zu­stel­len, dass der Kläge­rin rest­li­che 11 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2010 zu­ste­hen,

hilfs­wei­se,

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin in der Zeit vom 18. De­zem­ber 2012 bis 31. De­zem­ber 2012 rest­li­chen Ur­laub aus dem Jahr 2010 zu gewähren.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

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Die Be­klag­te ver­tei­digt das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts mit Rechts­ausführun­gen. Vor­sorg­lich weist die Be­klag­te dar­auf­hin, dass für den An­spruch der Kläge­rin nur von 24 Werk­ta­gen aus­zu­ge­hen sei, von de­nen die Kläge­rin 16 ge­nom­men ha­be.

We­gen der wei­te­ren Ausführun­gen der Par­tei­en im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wird auf die Be­ru­fungs­be­gründung der Kläge­rin vom 13. April 2012 (Bl. 110 f. d. A.) und die Be­ru­fungs­er­wi­de­rung der Be­klag­ten vom 18. Ju­ni 2012 (Bl. 128 f. d. A.) Be­zug ge­nom­men.

Ergänzend wird auf das erst­in­stanz­li­che Vor­brin­gen der Par­tei­en nebst An­la­gen so­wie auf die Sit­zungs­nie­der­schrif­ten ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe:

I.

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ham­burg vom 21. De­zem­ber 2011 – 8 Ca 168/11 – ist gemäß § 64 Abs. 1 und 2b ArbGG statt­haft. Sie ist auch im Übri­gen zulässig, da sie form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den ist (§ 66 Abs. 1 Satz 1 und 2 ArbGG).

II.

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ist je­doch un­be­gründet.

Das Ar­beits­ge­richt hat zu Recht die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Kla­ge ist zwar zulässig, sie ist je­doch un­be­gründet.

Der Kläge­rin ste­hen kei­ne rest­li­chen 11 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jah­re 2010 mehr zu, da der Ur­laubs­an­spruch aus dem Jahr 2010 mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2010 gemäß § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV ver­fal­len ist.

Die Be­ru­fungs­kam­mer folgt den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts im an­ge­foch­te­nen Ur­teil. Un­ter Berück­sich­ti­gung des Vor­brin­gens der Par­tei­en im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ist ergänzend Fol­gen­des aus­zuführen:

1. Der als Fest­stel­lungs­an­trag for­mu­lier­te Haupt­an­trag ist zulässig. Das gemäß § 256 ZPO er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ist ge­ge­ben, denn der An­trag ist der ge­eig­ne­te Weg um das strei­ti­ge Rechts­verhält­nis der Par­tei­en zu klären. Die Kläge­rin kann nicht dar­auf ver­wie­sen wer­den, den Ur­laubs­an­spruch in Form ei­ner Leis­tungs­kla­ge auf Gewährung von Er­ho­lungs­ur­laub gel­tend zu ma­chen. Die Be­klag­te be­strei­tet den Ur­laubs­an­spruch der Kläge­rin für das Jahr 2010, so­dass die Kläge­rin im Un­ge­wis­sen darüber ist, ob die Be­klag­te ihr den Ur­laub aus 2010 gewähren wird. Die Fest­stel­lungs­kla­ge ist da­mit ge­eig­net, ei­nen wei­te­ren Rechts­streit über die Gewährung des Ur­laubs zu ver­mei­den (so be­reits BAG, Ur­teil vom 12. April 2011 – 9 AZR 80/10 -, ju­ris, Rn. 11 f.).

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2. Der Fest­stel­lungs­an­trag ist je­doch un­be­gründet.

Der Kläge­rin ste­hen kei­ne rest­li­chen 11 Ur­laubs­ta­ge aus dem Ka­len­der­jahr 2010, die sie we­gen ih­rer Er­kran­kung nicht neh­men konn­te, mehr zu. Der Ur­laubs­an­spruch aus dem Jahr 2010 ist mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2010 gemäß § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV ver­fal­len.

a) Der Ur­laubs­an­spruch der Kläge­rin er­gibt sich nicht aus dem Bun­des­ur­laubs­ge­setz (BUrlG). Nach dem BUrlG ist der Ur­laub auf das nächs­te Ka­len­der­jahr zu über­tra­gen, wenn drin­gen­de be­trieb­li­che oder in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen­de Gründe dies recht­fer­ti­gen. In die­sem Fall muss der Ur­laub in den ers­ten drei Mo­na­ten des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res gewährt wer­den (§ 7 Abs. 3 BUrlG. Im vor­lie­gen­den Fall fin­det kraft bei­der­sei­ti­ger Ta­rif­bin­dung und ar­beits­ver­trag­li­cher Be­zug­nah­me der Man­tel­ta­rif­ver­trag für das Bäck­er­hand­werk in Schles­wig-Hol­stein und Ham­burg, gültig ab 1. Ja­nu­ar 2006 (MTV) An­wen­dung.

Gemäß § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV kann – ab­wei­chend vom BUrlG - der in ei­nem Ur­laubs­jahr nicht gewähr­te Ur­laub nur in das nächs­te Jahr über­tra­gen wer­den, wenn die Gewährung des Ur­laub aus außer­gewöhn­li­chen be­trieb­li­chen Gründen bis zum Ab­lauf des al­ten Ur­laubs­jah­res nicht möglich war. Vor­lie­gend ist die In­an­spruch­nah­me des Ur­laubs nicht aus außer­gewöhn­li­chen be­trieb­li­chen Gründen, son­dern be­dingt durch die Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin unmöglich ge­we­sen.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin dürfen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en von § 7 Abs. 3 Satz 1 BUrlG auch der­ge­stalt ab­wei­chen, dass kei­ne Über­tra­gung des Ur­laubs bei Gründen, die in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen, vor­ge­se­hen ist (hier durch § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV). Die Re­ge­lung des § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV ist nämlich durch § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG ge­deckt.

Nach § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG kann von den vor­ste­hen­den Vor­schrif­ten mit Aus­nah­me der §§ 1, 2 und 3 Abs. 1 in Ta­rif­verträgen ab­ge­wi­chen wer­den. Es ist all­ge­mein an­er­kannt, dass Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ins­ge­samt auf die Be­fris­tung des Ur­laubs­an­spruchs ver­zich­ten können, die § 7 Abs. 3 Satz 1 BUrlG für den Re­gel­fall vor­sieht. Sie können nach der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des BAG auch ei­nen an­de­ren Be­fris­tungs­zeit­raum als das Ka­len­der­jahr wählen, ei­ne Über­tra­gung aus­sch­ließen oder die Über­tra­gung er­leich­tern, in­dem die­se an kei­ne Gründe

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ge­bun­den wird (so aus­drück­lich ErfK/Dörner/Gall­ner, 11. Aufl. 2011, § 13 BUrlG Rn. 13 m. w. N.). Eben­so sieht es seit je­her das BAG (BAG vom 21. Ju­li 1973, 5 AZR 105/73, AP Nr. 3 zu § 7 BUrlG Über­tra­gung). Nach Auf­fas­sung des BAG sind ta­rif­ver­trag­li­che Be­schränkun­gen der Über­trag­bar­keit bzw. des Über­gangs des Ur­laubs durch § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG ge­deckt und da­her recht­lich nicht zu be­an­stan­den. Die Be­din­gun­gen der Über­trag­bar­keit gehören nicht zu den Grund­satz­nor­men der §§ 1 – 3 Abs. 1 BUrlG, die selbst durch Ta­rif­verträge nicht ab­geändert wer­den können (BAG vom 21. Jul 1973, a.a.O.).

b) Die Kläge­rin kann ih­ren An­spruch nicht auf Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 4. No­vem­ber 2003 stützen. Die Norm lau­tet:

„Die Mit­glied­staa­ten tref­fen die er­for­der­li­chen Maßnah­men, da­mit je­der Ar­beit­neh­mer ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen nach Maßga­be der Be­din­gun­gen für die In­an­spruch­nah­me und die Gewährung erhält, die in den ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten und/oder nach den ein­zel­staat­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten vor­ge­se­hen sind.“

Nach der Recht­spre­chung des BAG (BAG vom 24. März 2009 – 9 AZR 983/07 -, AP Nr. 39 zu § 7 BUrlG) ist Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG „da­hin aus­zu­le­gen, dass er ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten oder Ge­pflo­gen­hei­ten ent­ge­gen steht, nach de­nen der An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub bei Ab­lauf des Be­zugs­raums und/oder ei­nes im na­tio­na­len Recht fest­ge­leg­ten Über­tra­gungs­zeit­raums auch dann er­lischt, wenn der Ar­beit­neh­mer während des ge­sam­ten Be­zugs­zeit­raums oder ei­nes Teils da­von krank­ge­schrie­ben war und sei­ne Ar­beits­unfähig­keit bis zum En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses fort­be­stand, wes­halb er sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub nicht ausüben konn­te (EuGH, vom 20. Ja­nu­ar 2009 – C-350/06 und C-520/06 – [Schultz – Hoff] Rn. 33 und 52, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2003/88/EG Nr. 1)“.

Da­nach verstößt § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV, so­weit der ge­setz­li­che Ur­laub be­trof­fen ist, ge­gen Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG (Ar­beits­zeit­richt­li­nie). Da­ge­gen können die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en Ur­laubs- und Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche, die den in Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 EG gewähr­leis­te­ten und von §§ 1, 3 Abs. 1 BUrlG be­gründe­ten An­spruch auf Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen über­stei­gen, frei re­geln. In­so­weit ist ih­re Re­ge­lungs­macht nicht durch die für ge­setz­li­che Ur­laubs­ansprüche er­for­der­li­che richt­li­ni­en­kon­for­me Fort­bil­dung des § 7 Abs. 3 und Abs. 4 BUrlG be­schränkt. Ei­nem ta­rif­lich an­ge­ord­ne­ten Ver­fall des über­ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruchs und sei­ner Ab­gel­tung steht nach dem kla­ren

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Richt­li­ni­en­recht und der ge­si­cher­ten Recht­spre­chung des EuGH kein Uni­ons­recht ent­ge­gen (BAG vom 4. Mai 2010 – 9 AZR 183/09 – AP BUrlG § 7 Nr. 49).

c) Der Klag­an­spruch er­gibt sich – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin - je­doch nicht aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren An­wen­dung des Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG, weil die­se Re­ge­lung kei­ne un­mit­tel­ba­re Wir­kung ge­genüber der nicht öffent­lich-recht­li­chen Be­klag­ten hat (vgl. BAG, Ur­teil vom 17. No­vem­ber 2009 – 9 AZR 844/08 – Rn. 19 und 20; Ur­teil vom 23. März 2010 – 9 AZR 128/09 – Rn. 90, 93 und 94). Die Richt­li­ni­en der Ge­mein­schaft wen­den sich nach Art. 249 Abs. 3 EG-Ver­trag an die Mit­glied­staa­ten. Sie ver­pflich­ten die­se, die von der Richt­li­nie ver­folg­ten Zie­le in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist in na­tio­na­les Recht um­zu­set­zen und wir­ken da­her nicht di­rekt zwi­schen den Bürgern (für die ständi­ge Recht­spre­chung EuGH, 19. Ja­nu­ar 2010 – C-555/07 – (Kücükde­ve­ci – Rn. 46, EzA EG- Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2000/78 Nr. 14; 16. Ju­li 2009 – C-12/08 – [Mo­no Car Sty­ling]Rn. 59, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 98/59 Nr. 2; 7. Ju­ni 2007 – C-80/06 (Carp) Rn. 20, Slg. 2007, I-4473; BAG, 17. No­vem­ber 2009, a.a.O., Rn.21). Das Ge­mein­schafts­recht enthält kei­nen Me­cha­nis­mus, der es dem na­tio­na­len Ge­richt er­laubt, na­tio­na­le Vor­schrif­ten zu „eli­mi­nie­ren“, die von den Re­ge­lun­gen ei­ner Richt­li­nie ab­wei­chen (vgl. BAG vom 16. Ok­to­ber 2008 – 7 AZR 253/07 (A) – Rn. 52, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 55).

Das BAG führt in der Ent­schei­dung vom 23. März 2010 (a.a.O., Rn. 90) aus:

„In Rechts­strei­tig­kei­ten zwi­schen Pri­va­ten können Richt­li­ni­en da­ge­gen nicht selbst Ver­pflich­tun­gen für ei­nen Ein­zel­nen be­gründen. Ei­ner Pri­vat­per­son ge­genüber kann sich nie­mand auf die Richt­li­nie als sol­che be­ru­fen (vgl. für die ständi­ge Recht­spre­chung EuGH vom 19. Ja­nu­ar 2010 – C-555/07 – [Kücükde­ve­ci] Rn. 46, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2000/78 Nr. 14). Richt­li­ni­en sind an die Mit­glieds­staa­ten und nicht an pri­va­te Rechts­sub­jek­te ge­rich­tet. Die Mit­glieds­staa­ten ha­ben die Richt­li­ni­en­zie­le nach Art. 288 Abs. 3 AEUV um­zu­set­zen. So­gar ei­ne kla­re, ge­naue und un­be­ding­te Richt­li­ni­en­be­stim­mung, mit der dem Ein­zel­nen Rech­te gewährt oder Ver­pflich­tun­gen auf­er­legt wer­den sol­len, ist zwi­schen Pri­va­ten nicht an­wend­bar (vgl. EuGH vom 16. Ju­li 2009 – C-12/08 – [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 59 m. w. N., EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 98/59 Nr. 2).“

Dem schließt sich die Kam­mer an. So­weit die Kläge­rin im vor­lie­gen­den Fall die Fra­ge auf­wirft, ob „Primärrecht“ der Eu­ropäischen Uni­on ver­letzt sei, ver­kennt sie, dass das Bun­des­ar­beits­ge­richt die­se Fra­ge be­reits mit sei­ner Ent­schei­dung vom 24. März 2009 (9 AZR 983/07, NZA 2009, 538 f.) ver­neint hat. Das BAG spricht in­so­weit aus­drück­lich vom „se­kundären Ge­mein­schafts­recht“ (BAG vom 24. März

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2009 – a.a.O., S. 524, Rn. 47). Ergänzend hat die Be­klag­te in­so­weit dar­auf­hin ge­wie­sen, dass die Ge­ne­ral­anwältin am EuGH in den Schluss­anträgen in der Rechts­sa­che C-282/10 vom 8. Sep­tem­ber 2011 (Cent­re in­for­ma­tique du Cent­re Ou­est At­lan­tique ./. Préfet de la règi­on Cent­re; Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen der Cour de cas­sa­ti­on [Frank­reich]) jeg­li­che Be­stre­bung zur un­mit­tel­ba­ren An­wen­dung des Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 zwi­schen Pri­va­ten ei­ne Ab­sa­ge er­teilt hat.

d) Der Klag­an­spruch er­gibt sich auch nicht aus ei­ner eu­ro­pa­rechts­kon­for­men Aus­le­gung von § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV. Die Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 und die Ta­rif­be­stim­mun­gen in § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV können nicht richt­li­ni­en­kon­form aus­ge­legt oder fort­ge­bil­det wer­den.

Das in­ner­staat­li­che Recht muss das na­tio­na­le Recht so­weit wie möglich an­hand des Wort­lau­tes und des Zwecks der Richt­li­nie aus­le­gen, um das in der Richt­li­nie fest­ge­leg­te Ziel zu er­rei­chen und da­mit Art. 249 Abs. 3 EG-Ver­trag zu genügen. Die Ver­pflich­tung zur ge­mein­schafts­rechts­kon­for­men Aus­le­gung ist je­doch durch die all­ge­mei­nen Rechts­grundsätze, ins­be­son­de­re durch den Rechts­grund­satz der Rechts­si­cher­heit be­schränkt und darf nicht als Grund­la­ge für ei­ne Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts „con­tra le­gem“ die­nen (BAG vom 17. No­vem­ber 2009, a.a.O., Rn. 81). Zwar schei­tert ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Rechts­fort­bil­dung bei­spiels­wei­se durch te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on nicht not­wen­dig an der Gren­ze des Wort­lau­tes. Ei­ne sol­che Aus­le­gung darf je­doch nicht da­zu führen, dass ei­ne ein­deu­ti­ge Re­ge­lung ins Ge­gen­teil ver­kehrt wird.

Ge­mes­sen hier­an wäre die Gren­ze der zulässi­gen Aus­le­gung we­gen der Ge­set­zes­bin­dung des na­tio­na­len Ge­richts (Art. 20 Abs. 3 GG) und des Ge­wal­ten­tei­lungs­prin­zips (Art. 20 Abs. 2 Satz 2 GG) über­schrit­ten, wenn die Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG und die Ta­rif­be­stim­mung in § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV da­hin­ge­hend aus­ge­legt würden, dass je­der in den Gel­tungs­be­reich der Ta­rif­vor­schrift fal­len­de Ar­beit­neh­mer ei­nen An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung, un­ge­ach­tet der Re­ge­lung in § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV hätte.

§ 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV ist we­gen sei­nes kla­ren und ein­deu­ti­gen Wort­lauts ei­ner Aus­le­gung im Sin­ne der Richt­li­nie 2003/88/EG nicht zugäng­lich. Persönli­che Gründe sind nicht nur nicht erwähnt, es heißt darüber hin­aus, dass die Über­tra­gung „nur“ statt­fin­det, wenn es sich um außer­gewöhn­li­che be­trieb­li­che Gründe han­delt (so be­reits Ar­beits­ge­richt Ham­burg, Ur­teil vom 19. Ja­nu­ar 2010 – 21 Ca 203/09).

e) Ei­ne Nicht­an­wen­dung von § 11 Ziff. 9 Abs. 3 MTV schei­det eben­falls aus, da es sich an­ders, als in den Fällen Man­gold (Ur­teil vom 22. No­vem­ber 2005, C-144/04, Slg. 2005, I – 9981) und Kücükde­ve­ci (Ur­teil vom 19. Ja­nu­ar 2010, C-555/07 a.a.O.) nicht um ei­nen Ver­s­toß ge­gen Primär-, son­dern Se­kundärrecht han­delt. Die Kam­mer folgt in­so­weit den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts Ham­burg im Ur­teil vom 19. Ja­nu­ar 2010 (a.a.O.). Ei­ne un­mit­tel­ba­re An­wen­dung kommt je nach In­halt

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zwar auch für un­be­schrie­be­ne all­ge­mei­ne Grundsätze in Be­tracht, z. B. für Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­te (ErfK – Wiss­mann, 10. Aufl., Ver­trag zur Gründung der Eu­ropäischen Ge­mein­schaft, Rn. 10). Ein all­ge­mei­ner Grund­satz des Ge­mein­schafts­rechts steht vor­lie­gend aber nicht in Re­de. Richt­li­ni­en sind nach Art. 249 Abs. 3 EG-Ver­trag nicht auf ei­ne un­mit­tel­ba­re Ge­stal­tung der Rechts­ord­nung ge­rich­tet, son­dern ent­hal­ten le­dig­lich ei­nen Be­fehl an die Mit­glieds­staa­ten, d. h. in ers­ter Li­nie an die na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber dafür zu sor­gen, dass das na­tio­na­le Recht in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist die ge­for­der­te Re­ge­lung enthält. Da die Richt­li­nie an den Staat ge­rich­tet ist, be­gründet sie kei­ne Pflich­ten und kei­ne Rech­te Pri­va­ter.

f) Da im Streit­fall die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en § 11 Zif­fer 9 Abs. 3 MTV der Richt­li­nie 2003/88/EG nicht an­ge­passt ha­ben, ist die­se Re­ge­lung zwar eu­ro­pa­rechts­wid­rig, gleich­wohl je­doch maßge­bend. Das richt­li­ni­en­wid­ri­ge Ta­rif­recht ist hier­nach an­zu­wen­den. Der aus per­so­nen­be­ding­ten Gründen der Kläge­rin nicht ge­nom­me­ne Teil-Ur­laub ist am 31. De­zem­ber 2010 un­ter­ge­gan­gen, so­dass ei­ne Über­tra­gung auf die Fol­ge­zeit aus­schei­det. Die Kla­ge konn­te des­halb we­der hin­sicht­lich des Haupt­an­tra­ges noch hin­sicht­lich des Hilfs­an­tra­ges Er­folg ha­ben.

Nach al­le­dem war die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.


III.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 ZPO.

IV.

Die Kam­mer hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen, da es sich um ei­ne Rechts­an­ge­le­gen­heit von grundsätz­li­cher Be­deu­tung han­delt (§ 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG).

 

Kn.  

Lo­ets  

Cl.

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