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LAG Nie­der­sach­sen, Ur­teil vom 16.09.2011, 16 Sa 1827/10

   
Schlagworte: Kündigung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Niedersachsen
Aktenzeichen: 16 Sa 1827/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 16.09.2011
   
Leitsätze: Trägt ein Arbeitnehmer in der Qualitätsprüfung in eine Dokumentation Prüfergebnisse ein, obwohl er die entsprechende Prüfung nicht durchgeführt hat, ist dieses Verhalten an sich geeignet, den Ausspruch einer außerordentlichen Kündigung zu rechtfertigen.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Hannover, Urteil vom 20.10.2010, 5 Ca 108/10
   

Te­nor

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Han­no­ver vom 20.10.2010 - Az.: 5 Ca 108/10 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Be­klag­te hat die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens zu tra­gen. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten um die Wirk­sam­keit ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung.

Der am 00.00.1972 ge­bo­re­ne Kläger ist seit dem 22.11.1999 bei der Be­klag­ten als Pro­duk­ti­ons­mit­ar­bei­ter und Ma­schi­nenführer mit ei­nem mo­nat­li­chen durch­schnitt­li­chen Brut­to­ein­kom­men von 2.557,00 EUR beschäftigt. Der Kläger ist ver­hei­ra­tet und hat­te zum Zeit­punkt der zwi­schen den Par­tei­en streit­ge­genständ­li­chen Kündi­gung zwei Kin­der. Sei­ne Ehe­frau war schwan­ger. Im Fe­bru­ar 2010 war der Kläger Wahl­be­wer­ber für die im März 2010 durch­geführ­te Be­triebs­rats­wahl.

Die Be­klag­te stellt Ma­te­ri­al her, wel­ches im In­nen­raum von Kraft­fahr­zeu­gen ver­wen­det und zur Wei­ter­ver­ar­bei­tung ex­por­tiert wird. Die pro­du­zier­ten Ma­te­ria­li­en sind auf­grund von US-Nor­men auf ih­re Ent­flamm­bar­keit zu prüfen. Die Nich­terfüllung der Vor­schrif­ten kann zu ho­hen Geld­stra­fen, Rück­ruf- und Aus­tausch­ak­tio­nen so­wie zu Ver­kaufs­ver­bo­ten führen.

Die sog. SE-Prüfung wird in der Wei­se durch­geführt, dass der Kläger in ei­nem Prüfraum Pro­ben in ei­ner Brenn­kam­mer nach be­stimm­ten Vor­ga­ben ei­ner Brenn­prüfung un­ter­zieht. Die Prüfer­geb­nis­se sind in ei­nem Prüfbuch und Prüfbe­rich­ten zu do­ku­men­tie­ren.

Der übli­cher­wei­se als Wick­ler ein­ge­setz­te Kläger war nach ei­ner durch­geführ­ten Un­ter­wei­sung be­reits im Jahr 2009 für ca. sechs Mo­na­te in der Brenn­prüfung beschäftigt wor­den. Für den Zeit­raum 24. - 26.02.2010 setz­te die Be­klag­te den Kläger er­neut in der Spätschicht in der Brenn­prüfung ein.

Bei der Brenn­prüfung ist fol­gen­de Vor­ge­hens­wei­se vor­ge­schrie­ben:

Zunächst sind die an­ge­lie­fer­ten Char­gen­pro­ben zu prüfen. Ist das Er­geb­nis in Ord­nung er­folgt die Frei­ga­be der Char­ge. Erfüllt das Er­geb­nis nicht die ein­zu­hal­ten­den Wer­te, wird das Ma­te­ri­al für 24 St­un­den kli­ma­ti­siert.

Ent­spre­chen die kli­ma­ti­sier­ten Pro­ben der Prüfvor­schrift, er­folgt die Frei­ga­be der Char­ge. Ist das Er­geb­nis nicht in Ord­nung, wird das Ma­te­ri­al noch­mals für sie­ben Ta­ge kli­ma­ti­siert und ei­ne Über­prüfung des An­ti­mont­ri­oxid­ge­hal­tes durch­geführt.

An­sch­ließend er­folgt ei­ne drit­te Prüfung. Ist das Er­geb­nis in Ord­nung, er­folgt die Frei­ga­be der Char­ge, ist das

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Er­geb­nis nicht in Ord­nung, wird in ei­nem Gre­mi­um über die wei­te­re Vor­ge­hens­wei­se ent­schie­den, z.B. ob Rol­len­prüfun­gen, Ver­schrot­tung, Bau­teil­prüfung nach Rück­spra­che mit dem Kun­den durch­zuführen ist. Die Rol­len­prüfung wird vor­ge­nom­men, um fest­stel­len zu können, ob ein­zel­ne Rol­len der Char­gen in Ord­nung sind und aus­ge­lie­fert wer­den können oder ob die ge­sam­te Char­ge ver­nich­tet wer­den muss.

Am 25.02.2010 führ­te der Kläger Brenn­prüfun­gen in der Char­ge 3190742 aus. In die­sem Fall war die zwei­te Prüfung be­reits ab­ge­schlos­sen. Ei­ne Frei­ga­be der Char­ge konn­te nicht er­fol­gen, da die Prüfer­geb­nis­se nicht in Ord­nung wa­ren. Nach Aus­wer­tung der An­ti­mon-Prüfer­geb­nis­se war durch die Be­klag­te be­schlos­sen wor­den, die ein­zel­nen Rol­len er­neut dar­auf zu prüfen, ob in­ner­halb der Char­ge Rol­len zu fin­den sind, die die Prüfung be­ste­hen und aus­ge­lie­fert wer­den können. Die­se Rol­len­prüfung hat der Kläger am 25.02.2010 aus­geführt.

Be­vor der Kläger mit der Über­prüfung der Char­ge be­gann, teil­te ihm sein Ar­beits­kol­le­ge A. mit, dass die Char­ge be­reits ein­mal durch­ge­prüft wor­den sei und sich er­ge­ben ha­be, dass sämt­li­che Pro­ben ge­brannt hätten. Die Wa­re sei des­halb ge­sperrt wor­den.

Für die vom Kläger durch­geführ­ten Brenn­prüfun­gen vom 25.02.2010 trug er Bren­n­er­geb­nis­se in das Prüfbuch und in die ent­spre­chen­den Prüfbe­rich­te ein.

Ge­genüber dem Ar­beits­kol­le­gen A., der ge­le­gent­lich den Prüfraum auf­such­te, be­schwer­te sich der Kläger über star­ken Ge­ruch im Brenn­raum. Herr A. öff­ne­te dar­auf­hin das Fens­ter. Zwi­schen den Par­tei­en ist strei­tig, ob ei­ne star­ke Rauch­ent­wick­lung auf­ge­tre­ten ist und der Kläger ge­genüber Herrn A. über Kopf­schmer­zen ge­klagt hat.

Am 26.02.2010 fand der Mit­ar­bei­ter R. bei ei­ner stich­pro­ben­ar­ti­gen Über­prüfung der Bren­n­er­geb­nis­se Pro­ben im vor­ge­se­he­nen Ab­fall­behälter vor, wel­che laut Brenn­buch vom Kläger ge­prüft wor­den wa­ren, je­doch teil­wei­se kei­ne Brenn­spu­ren auf­wie­sen.

Die wei­te­ren Er­mitt­lun­gen der Be­klag­ten er­ga­ben, dass der Kläger ins­ge­samt 10 Rol­len tatsächlich nicht ge­prüft hat, hierfür aber in dem Brenn­buch und in den Prüfbe­rich­ten vom Kläger Prüfer­geb­nis­se ein­ge­tra­gen wor­den sind.

In dem mit dem Kläger am 26.02.2010 durch­geführ­ten Per­so­nal­gespräch gab der Kläger zunächst an, die Prüfun­gen ord­nungs­gemäß aus­geführt und ein­ge­tra­gen zu ha­ben. Nach­dem dem Kläger die nicht­ge­prüfte Pro­ben vor­ge­hal­ten wur­den erklärte er, dass er star­ke Kopf­schmer­zen ge­habt ha­be und nicht mehr wis­se, was er ge­tan ha­be.

Mit Schrei­ben vom 02.03.2010 hörte die Be­klag­te den bei ihr ge­bil­de­ten Be­triebs­rat gemäß § 103 Be­trVG zu ei­ner be­ab­sich­tig­ten außer­or­dent­li­chen Kündi­gung des Klägers an. Der Be­triebs­rat stimm­te der Kündi­gung am 04.03.2010 zu. We­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf Blatt 49 ff. der Ge­richts­ak­te ver­wie­sen.

Mit Schrei­ben vom 04.03.2010 kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis außer­or­dent­lich mit so­for­ti­ger Wir­kung.

Mit sei­ner am 11.03.2010 beim Ar­beits­ge­richt Han­no­ver ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge wen­det sich der Kläger ge­gen die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung.

Der Kläger hat vor­ge­tra­gen, es ent­zie­he sich sei­ner Kennt­nis, ob er die Brenn­prüfung durch­geführt ha­be oder nicht.
Am 25.02.2010 sei es im Prüfraum zu ei­ner er­heb­li­chen Flam­men­bil­dung mit Rauch- und Ge­ruchs­ent­wick­lung ge­kom­men. Beim Kläger hätten sich hier­durch star­ke Kopf­schmer­zen ent­wi­ckelt, wor­auf­hin er ei­ne Ta­blet­te ge­nom­men ha­be. Er ge­he da­von aus, dass er ver­se­hent­lich an­statt - wie be­ab­sich­tigt - ei­ne Ibo­pro­fen 1000 ver­se­hent­lich ei­ne Met­for­min 1000 Ta­blet­te ein­ge­nom­men ha­be, ein Zu­cker­me­di­ka­ment, wel­ches sich zur Auf­be­wah­rung für ein Fa­mi­li­en­mit­glied in sei­ner Ta­sche be­fun­den ha­be. Zu kei­nem Zeit­punkt ha­be der Kläger be­wusst fal­sche Er­geb­nis­se in das Brenn­buch ein­ge­tra­gen.

Der Kläger hat be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis des Klägers durch die Kündi­gung vom 04.03.2010 we­der frist­los, noch frist­ge­recht be­en­det wird und das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en über den 04.03.2010 hin­aus un­be­fris­tet fort­be­steht.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Ein Grund zur frist­lo­sen Kündi­gung lie­ge vor.

Der Kläger ha­be am 25.02.2010 10 Rol­len gar nicht oder (be­zo­gen auf die Rol­le Nr. 12) nur in Quer­rich­tung ge­prüft.
Den­noch sei­en Prüfer­geb­nis­se für die­se Pro­ben vom Kläger in das Brenn­buch und die Prüfbe­rich­te ein­ge­tra­gen wor­den.

Der Kläger ha­be frei er­fun­de­ne Prüfer­geb­nis­se in das Brenn­buch und die Prüfbe­rich­te ein­ge­tra­gen. Ei­ne Recht­fer­ti­gung ge­be es für die­ses Ver­hal­ten nicht. Die Be­haup­tung des Klägers, er ha­be un­ter Kopf­schmer­zen ge­lit­ten, sei ei­ne Schutz­be­haup­tung.

Der Kläger ha­be die Be­klag­te be­wusst darüber getäuscht, dass er die Pro­ben nicht ge­prüft hat. Die Brenn­prüfung sei zwin­gend er­for­der­lich um zu gewähr­leis­ten, dass sich das Ma­te­ri­al im In­nen­raum ei­nes Fahr­zeu­ges nicht entzünde und zu Ver­let­zun­gen oder so­gar To­desfällen führ­te.

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Mit Ur­teil vom 20.10.2010 hat das Ar­beits­ge­richt Han­no­ver fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis des Klägers durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 04.03.2010 we­der außer­or­dent­lich noch or­dent­lich be­en­det wor­den ist.

Es las­se sich zwar ei­ne schwe­re Ver­trags­pflicht­ver­let­zung des Klägers fest­stel­len, wel­che aber un­ter Berück­sich­ti­gung der Umstände des Ein­zel­fal­les die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum Ab­lauf der ver­trag­li­chen Kündi­gungs­frist nicht un­zu­mut­bar ge­macht ha­be. Der Be­klag­ten sei es je­den­falls zu­mut­bar, dem Kläger bis zum Ab­schluss der fik­ti­ven Kündi­gungs­frist an sei­nem bis­he­ri­gen Ar­beits­platz als Ma­schi­nenführer wei­ter­zu­beschäfti­gen. Ei­ne Um­deu­tung in ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung schei­de aber aus, da der Kläger den Kündi­gungs­schutz des Wahl­be­wer­bers gemäß § 15 Abs. 3 Satz 1 KSchG in An­spruch neh­men könne.

We­gen der Ein­zel­hei­ten des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Han­no­ver wird auf Blatt 206 ff. der Ge­richts­ak­te ver­wie­sen.

Ge­gen das der Be­klag­ten am 08.11.2010 zu­ge­stell­te Ur­teil hat die Be­klag­te mit am 06.12.2010 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Nie­der­sach­sen ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit am 06.01.2011 ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz be­gründet.

Das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Un­recht dar­auf ab­ge­stellt, der Be­klag­ten sei die Wei­ter­beschäfti­gung des Klägers an sei­nem bis­he­ri­gen Ar­beits­platz zu­mut­bar. Auch als Ma­schi­nenführer müsse der Kläger ei­gen­ver­ant­wort­lich die pro­du­zier­te Wa­re auf Grund­la­ge der durch­zuführen­den Qua­litätsprüfun­gen frei­ge­ben, die Ein­hal­tung von To­le­ran­zen prüfen und do­ku­men­tie­ren. Die End­kon­trol­le wie­der­um er­fol­ge auf­grund der do­ku­men­tier­ten Prüfung des Ma­schi­nenführers. Auch in­so­weit müsse sich die Be­klag­te auf die Red­lich­keit des Klägers ver­las­sen können.

Zu berück­sich­ti­gen sei fer­ner, dass ei­ne Brenn­prüfung sechs Mi­nu­ten daue­re. Im Um­fang der nicht durch­geführ­ten Brenn­pro­ben ha­be der Kläger da­her auch über mehr als ei­ne St­un­de er­brach­te Ar­beits­leis­tung getäuscht. So­weit der Kläger be­haup­tet, im Prüfraum sei Rauch­ent­wick­lung auf­ge­tre­ten, sei dies un­zu­tref­fend. Die Brenn­prüfung er­fol­ge in der ge­schlos­se­nen Brenn­kam­mer. Die vor­han­de­ne Ab­saug­an­la­ge sei in­takt ge­we­sen.

Hin­ter­grund der Rol­len­prüfun­gen sei ein Lie­fer­eng­pass nach Me­xi­co ge­we­sen. Ei­ne noch­ma­li­ge Über­prüfung ha­be er­ge­ben, dass vom Kläger nicht ge­prüfte Rol­len Nr. 65 bis 68 hätten aus­ge­lie­fert wer­den können. Der Net­to­wert die­ser noch aus­ge­lie­fer­ten Wa­re be­tra­ge 1.064,00 EUR.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

1. das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Han­no­ver vom 20.10.2010, Az. 5 Ca 108/10, wird ab­geändert,

2. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

Der Kläger be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Bei der Viel­zahl der vom Kläger am 25.02.2010 ge­prüften Pro­ben sei­en die Grenz­wer­te er­heb­lich über­schrit­ten ge­we­sen. Im Brenn­raum sei es zu ei­ner er­heb­li­chen Rauch­ent­wick­lung ge­kom­men. Der Mit­ar­bei­ter A. hätte eben­falls ge­se­hen, dass das Ma­te­ri­al lich­ter­loh ge­brannt ha­be. Am be­sag­ten Tag ha­be die Ab­saug­an­la­ge nur ein­ge­schränkt funk­tio­niert. Der Kläger ha­be an star­ken Kopf­schmer­zen ge­lit­ten. Er ha­be aber nicht auf­fal­len wol­len und sich des­halb nicht über die Ar­beits­be­din­gun­gen be­klagt. Zu­gleich ha­be er die ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen in Gren­zen hal­ten wol­len. Er ha­be da­her Er­geb­nis­se ein­ge­tra­gen, die sich im Rah­men der von ihm durch­geführ­ten Prüfun­gen be­weg­ten. Ent­schei­dend für die Prüfer­geb­nis­se sei ge­we­sen, ob der To­le­ranz­wert über- oder un­ter­schrit­ten wer­de. Ein Scha­den sei der Be­klag­ten nicht ent­stan­den, da al­le Rol­len sog. „Bren­ner“ ge­we­sen sei­en und hätten ge­sperrt wer­den müssen.

Im Rah­men sei­ner Anhörung ge­genüber der Be­klag­ten ha­be der Kläger sich geschämt und da­her sei­ne Ver­tei­di­gung zu stark auf sein feh­len­des Er­in­ne­rungs­vermögen gestützt.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­brin­gens im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wird auf die Be­ru­fungs­be­gründung vom 06.01.2011, die Be­ru­fungs­er­wi­de­rung vom 14.02.2011 so­wie die wei­te­ren im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­wech­sel­ten Schriftsätze ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Be­ru­fung ist nicht be­gründet.

I.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist zulässig, ins­be­son­de­re frist- und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§ 66 ArbGG, §§ 519, 520 ZPO).

II.

Die Be­ru­fung ist nicht be­gründet.

1. Das Ar­beits­ge­richt Han­no­ver hat zu Recht fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 04.03.2010 nicht frist­los auf­gelöst wor­den ist.

a) Mit sei­ner am 11.03.2010 beim Ar­beits­ge­richt Han­no­ver ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat der Kläger die Kla­ge­frist des § 4 KSchG ge­wahrt.

b) Ein wich­ti­ger Grund zur frist­lo­sen Kündi­gung gemäß § 626 Abs. 1 BGB liegt vor. Der Be­klag­ten ist aber zu­mut­bar, dass Ar­beits­verhält­nis bis zum Ab­lauf der or­dent­li­chen Kündi­gungs­frist fort­zu­set­zen.

aa) Ein wich­ti­ger Grund zur frist­lo­sen Kündi­gung ist gemäß § 626 Abs. 1 BGB dann ge­ge­ben, wenn Tat­sa­chen vor­lie­gen, auf­grund de­rer dem Kündi­gen­den die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des Ein­zel­fal­les und un­ter Abwägung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen nicht zu­mut­bar er­scheint. Da­nach muss ei­ne Ver­trags­ver­let­zung vor­lie­gen, durch die das Ar­beits­verhält­nis so schwer gestört ist, dass dem Kündi­gen­den auch un­ter Berück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen der Ge­gen­sei­te ei­ne Auf­recht­er­hal­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses und des­sen wei­te­re Fort­set­zung bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist nicht zu­mut­bar ist (BAG 17.05.1984, 2 AZR 3/83, AP-Nr. 14 zu § 626 BGB "Ver­dacht straf­ba­rer Hand­lung"; BAG 13.12.1984, 2 AZR 454/83, AP-Nr. 81 zu § 626 BGB; BAG 14.11.1984, 7 AZR 474/83, AP-Nr. 83 zu § 626 BGB). Nach dem Grund­satz der Verhält­nismäßig­keit im Kündi­gungs­recht (BAG 30.05.1978, 2 AZR 630/76, AP-Nr. 70 zu § 626 BGB) ist zu berück­sich­ti­gen, dass ei­ne Kündi­gung in Be­tracht kommt, wenn an­de­re, nach den je­wei­li­gen Umständen mögli­che und an­ge­mes­se­ne mil­de­re Mit­tel erschöpft bzw. nicht zu­mut­bar sind. Da­nach ist ins­be­son­de­re ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung nur als un­aus­weich­lich letz­te Maßnah­me des Kündi­gungs­be­rech­tig­ten zulässig. Die Prüfung des Kündi­gungs­sach­ver­hal­tes ist des­halb da­hin­ge­hend vor­zu­neh­men, ob ein be­stimm­ter Sach­ver­halt oh­ne die be­son­de­ren Umstände des Ein­zel­fal­les an sich ge­eig­net ist, ei­nen wich­ti­gen Kündi­gungs­grund ab­zu­ge­ben, und ob bei der Berück­sich­ti­gung die­ses Um­stan­des und der In­ter­es­sen­abwägung die kon­kre­te Kündi­gung ge­recht­fer­tigt ist (vgl. BAG a. a. O. so­wie auch BAG 02.03.1989, 2 AZR 280/88, AP-Nr. 101 zu § 626 BGB).

Der Ar­beit­ge­ber hat im Rah­men der so­ge­nann­ten ab­ge­stuf­ten Dar­le­gungs- und Be­weis­last nicht nur die ob­jek­ti­ven Merk­ma­le für ei­nen Kündi­gungs­grund zu be­wei­sen, son­dern auch al­le Tat­sa­chen, die ei­nen vom Kündi­gen­den be­haup­te­ten Recht­fer­ti­gungs­grund aus­sch­ließen (BAG 12.08.1976, 2 AZR 237/75, AP-Nr. 3 zu § 1 KSchG 1969; BAG 24.11.1983, 2 AZR 327/82, AP-Nr. 76 zu § 626 BGB; BAG 24.08.1993, 2 AZR 154/93, AP-Nr. 112 zu § 626 BGB).

bb) Un­ter An­le­gung die­ser Vor­aus­set­zun­gen liegt ein wich­ti­ger Grund zur frist­lo­sen Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses vor.

Ein schwe­rer Ver­trags­ver­s­toß des Klägers, wel­cher an sich ge­eig­net ist, ei­nen wich­ti­gen Grund zur frist­lo­sen Kündi­gung ab­zu­ge­ben liegt dar­in, dass der Kläger nicht nur 10 Rol­len der ihm am 25.02.2010 über­tra­ge­nen Ar­beits­auf­ga­be nicht über­prüft hat, son­dern im Prüfbuch und in den Prüfbe­rich­ten do­ku­men­tier­te, die­se Prüfung sei­en von ihm tatsächlich vor­ge­nom­men wor­den. Der Kläger hat da­mit ak­tiv die Be­klag­te darüber getäuscht, ei­ne ihm kon­kre­te über­tra­ge­ne Ar­beits­leis­tung er­bracht zu ha­ben. Darüber hin­aus hat der Kläger nicht nur ak­tiv über die Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung getäuscht, son­dern wahr­heits­wid­rig den Ein­druck er­weckt, die ent­spre­chen­den Prüfun­gen sei­en von ihm tatsächlich durch­geführt wor­den. Sinn und Zweck der vom Kläger am 25.02.2010 durch­geführ­ten Ar­bei­ten war ge­ra­de die Durchführung der Brenn­prüfung. Für die Be­klag­te kam es er­kenn­bar auf das Er­geb­nis der do­ku­men­tier­ten Prüfung an. Sch­ließlich hat der Kläger auch nicht be­haup­tet, ihm sei die Be­deu­tung der durch­zuführen­den Prüfun­gen nicht be­kannt ge­we­sen. Un­strei­tig hat der Kläger be­reits im Jahr 2009 für ca. sechs Mo­na­te die­se Tätig­keit aus­geübt. Der Kläger hat da­mit über die von ihm am 25.02.2010 ab­ver­lang­te we­sent­li­che Haupt­leis­tungs­pflicht getäuscht, nämlich zum ei­nen über das Durchführen der Brenn­prüfun­gen als auch über die kor­rek­te Do­ku­men­ta­ti­on des Prüfer­geb­nis­ses. Er hat da­mit nicht nur vor­getäuscht, ihm ge­stell­te be­stimm­te Ar­beits­auf­ga­ben er­le­digt zu ha­ben, son­dern darüber hin­aus be­stimm­te Prüfer­geb­nis­se vor­getäuscht. Die­ses Ver­hal­ten ist ge­eig­net, den Aus­spruch ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung auch oh­ne Ab­mah­nung zu recht­fer­ti­gen.

So­weit der Kläger ein­wen­det, sein Han­deln be­ru­he auf ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen auf­grund der Ge­ruchs- und Rauch­ent­wick­lung, er ha­be aber kei­ne Schwie­rig­kei­ten be­kom­men wol­len, stünde dies ei­nem wich­ti­gen Grund nicht ent­ge­gen. Träfe der Vor­trag des Klägers zu, er ha­be un­ter star­ken Kopf­schmer­zen ge­lit­ten, würde dies zwar recht­fer­ti­gen können, dass der Kläger nicht al­le Rol­len ge­prüft hat. Die­se be­haup­te­te ge­sund­heit­li­che Be­ein­träch­ti­gung recht­fer­tigt aber nicht, Prüfer­geb­nis­se vor­zutäuschen, ob­wohl die Prüfung nicht durch­geführt wor­den ist. Der Kläger trägt auch nicht vor, mit wel­chen kon­kre­ten Schwie­rig­kei­ten er für den Fall ge­rech­net hätte, wenn er sich an sei­ne Vor­ge­setz­te mit der Bit­te um ei­ne Pau­se oder mit der Bit­te um Ablösung ge­wandt hätte.

cc) Trotz Vor­lie­gen ei­nes wich­ti­gen Grun­des i.S. § 626 Abs. 1 BGB ist es der Be­klag­ten im kon­kre­ten Ein­zel­fall auf­grund der zu tref­fen­den In­ter­es­sen­abwägung zu­zu­mu­ten, das Ar­beits­verhält­nis je­den­falls bis zum Ab­lauf der fik­ti­ven Kündi­gungs­frist fort­zu­set­zen.

Im Fall der außer­or­dent­li­chen frist­lo­sen Kündi­gung ei­nes or­dent­lich unkünd­ba­ren Ar­beit­neh­mers ist ent­schei­dend, ob dem Ar­beit­ge­ber die Wei­ter­beschäfti­gung bis zum Ab­lauf der fik­ti­ven Kündi­gungs­frist un­zu­mut­bar wäre (BAG, 17.01.2008, 2 AZR 821/06, AP Nr. 62 zu § 15 KSchG 1969 = NZA 2008, S. 777).

Die In­ter­es­sen­abwägung führt da­zu, dass das In­ter­es­se des Klägers am Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses je­den­falls bis zum Ab­lauf der fik­ti­ven Kündi­gungs­frist das In­ter­es­se der Be­klag­ten an der so­for­ti­gen Be­en­di­gung über­wiegt.

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Für das In­ter­es­se der Be­klag­ten an der so­for­ti­gen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses oh­ne Ein­hal­tung der Kündi­gungs­frist spricht, dass der Kläger vorsätz­lich ge­han­delt und da­mit das Ver­trau­en der Be­klag­ten in sei­ne Red­lich­keit erschüttert hat. Ge­ra­de im Be­reich der Qua­litätskon­trol­le muss sich der Ar­beit­ge­ber auf die Red­lich­keit des Ar­beit­neh­mers ver­las­sen können. Hin­zu kommt, dass der Be­reich der Qua­litätskon­trol­le ge­ra­de der kon­kret streit­ge­genständ­li­chen Prüfun­gen für die Be­klag­te von er­heb­li­cher wirt­schaft­li­cher Be­deu­tung ist. Wer­den Pro­duk­ti­ons­er­geb­nis­se zur Aus­lie­fe­rung frei­ge­ge­ben, ob­wohl die­se die Ent­flamm­bar­keitsprüfung nicht be­stan­den ha­ben, kann dies auf­grund dro­hen­der Re­gress­ansprüche nicht nur zu wirt­schaft­li­chen Schäden der Be­klag­ten führen, son­dern auch bei Ein­bau die­ses Ma­te­ri­als in Kraft­fahr­zeu­ge zu Per­so­nenschäden. Zwar hat der Kläger im kon­kre­ten Ein­zel­fall die von ihm nicht ge­prüften Pro­ben als sog. „Bren­ner“ de­kla­riert, mit­hin als Pro­ben, wel­che die Brenn­prüfung nicht be­stan­den ha­ben. Auch dies kann zu wirt­schaft­li­chen Schäden führen, da die Ge­fahr droht, dass ein Teil der Char­ge nicht aus­ge­lie­fert wird, ob­wohl ei­ni­ge Rol­len ei­ne durch­geführ­te Brenn­prüfung be­stan­den hätten.

Zu­guns­ten des Klägers ist zu berück­sich­ti­gen, dass es sich bei sei­nem Ver­hal­ten am 25.02.2010 um ei­nen ein­ma­li­gen Vor­fall han­delt. Ins­be­son­de­re ist von der Be­klag­ten nicht vor­ge­tra­gen, dass es be­reits am 25.02.2010 zu Un­re­gelmäßig­kei­ten bei der von ihm durch­geführ­ten Prüfung ge­kom­men sei. Darüber hin­aus ist im Rah­men der In­ter­es­sen­abwägung zu berück­sich­ti­gen, dass dem Kläger sei­ne Be­haup­tung ei­nes von ihm emp­fun­de­nen körper­li­chen Un­wohl­seins am 25.02.2010 nicht zu wi­der­le­gen ist. An­halts­punkt dafür, dass der Kläger sich durch die Verhält­nis­se im Prüfraum zu­min­dest un­wohl fühl­te, ist der Um­stand, dass der Kläger un­strei­tig über ei­ne Ge­ruchs­belästi­gung klag­te und den Kol­le­gen A. bat, ein Fens­ter zu öff­nen. In­so­weit ist der Vor­trag des Klägers, sei­ne ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen sei­en Mo­tiv sei­nes Ver­hal­tens ge­we­sen, durch un­strei­ti­ge ob­jek­ti­ve An­halts­punk­te gestützt. Zu­guns­ten des Klägers spricht auch der Um­stand, dass er un­wi­der­leg­bar nach sei­ner Vor­stel­lung da­von aus­ging, durch sein Ver­hal­ten wer­de der Be­klag­ten kein Scha­den ent­ste­hen, da sich be­reit bei der vor­her­ge­hen­den Prüfung al­le Rol­len als sog. „Bren­ner“ er­wie­sen hat­ten und die Wer­te der von ihm ge­prüften Pro­ben er­heb­lich über den Grenz­wer­ten ge­le­gen hätten. Der Kläger hat in­so­weit plau­si­bel vor­ge­tra­gen, dass er auf­grund der Prüfer­geb­nis­se der von ihm ge­prüften Rol­len an­neh­men durf­te, auch die nicht ge­prüften Rol­len würden oh­ne­hin sich als „Bren­ner“ er­wei­sen. Dies recht­fer­tigt zwar nicht das Ver­hal­ten des Klägers ins­ge­samt, denn es war ihm nicht ge­stat­tet, Stich­pro­ben durch­zuführen und hin­sicht­lich der übri­gen Prüfun­gen in­ter­po­lier­te Wer­te als Prüfer­geb­nis ein­zu­tra­gen. Im Rah­men der In­ter­es­sen­abwägung ist aber zu berück­sich­ti­gen, dass dem Kläger nicht zu wi­der­le­gen ist, er ha­be in der An­nah­me ge­han­delt, der Be­klag­ten wer­de mut­maßlich kein Scha­den ent­ste­hen, da ei­ne ho­he Wahr­schein­lich­keit be­stan­den ha­be, dass die ge­sam­te Char­ge un­brauch­bar sein würde. Dem Kläger ging es bei sei­nem Han­deln auch nicht dar­um, sich selbst zu be­rei­chern. Er­kenn­bar war vor­ran­gi­ges Ziel des Klägers, sich selbst die Ar­beit zu er­leich­tern und ge­genüber der Be­klag­ten den An­schein der Er­brin­gung ei­ner ord­nungs­gemäßen Ar­beits­leis­tung zu er­we­cken.

So­weit es die Fol­gen des Han­delns des Klägers an­geht, kam es für die Kam­mer im Rah­men der In­ter­es­sen­abwägung nicht auf die Fra­ge an, ob - wie von der Be­klag­ten be­haup­tet - drei vom Kläger nicht ge­prüfte Rol­len mit ei­nem Net­to­wa­ren­wert von ca. 1064,00 EUR noch zur Aus­lie­fe­rung ge­lan­gen konn­ten. Zwar hat der Kläger durch sein Han­deln un­ge­prüfte Wa­re als nicht aus­lie­fe­rungsfähig be­fun­den. An­de­rer­seits hat der Kläger nicht et­wa un­ge­prüft Rol­len zur Aus­lie­fe­rung frei­ge­ge­ben und da­mit durch die Frei­ga­be un­ge­prüfter Rol­len das Ri­si­ko ei­ner erhöhten Brand­ge­fahr der End­pro­duk­te und da­mit ei­ne Gefähr­dung für Leib und Le­ben der End­ver­brau­cher ge­setzt.

Im Rah­men der Ge­samt­abwägung ist fer­ner zu berück­sich­ti­gen, dass der Kläger mit Aus­nah­me sei­nes Ver­hal­tens am 25.02.2010 zu­vor ca. 10 Jah­re un­be­an­stan­det in sei­ner Funk­ti­on als Ma­schi­nenführer ge­ar­bei­tet hat. Un­ter Abwägung der wech­sel­sei­ti­gen In­ter­es­sen ist schließlich auch der Ge­sichts­punkt zu berück­sich­ti­gen, dass der Kläger sei­ner Ehe­frau und den im Kündi­gungs­zeit­punkt zwei Kin­dern un­ter­halts­ver­pflich­tet ist. Al­ler­dings er­gibt sich die Zu­mut­bar­keit der Wei­ter­beschäfti­gung für die Dau­er der fik­ti­ven Kündi­gungs­frist nicht al­lein aus dem Um­stand, dass der Kläger in sei­ner bis­he­ri­gen Po­si­ti­on als Ma­schi­nenführer wei­ter­beschäftigt wer­den könn­te. Auch auf die­sem Ar­beits­platz tref­fen den Kläger Do­ku­men­ta­ti­ons­pflich­ten, auf de­ren Ein­hal­tung die Be­klag­te ver­trau­en können muss.

Bei der Abwägung des Ver­trags­ver­s­toßes, des­sen Fol­gen so­wie der je­wei­li­gen wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen ist es der Be­klag­ten aber je­den­falls im Rah­men ei­ner Ge­samt­schau nicht un­zu­mut­bar, den Kläger zu­min­dest bis zum Ab­lauf der fik­ti­ven Kündi­gungs­frist wei­ter­zu­beschäfti­gen.

2. So­weit das Ar­beits­ge­richt mit Ur­teil vom 20.10.2010 fer­ner fest­ge­stellt hat, dass das Ar­beits­verhält­nis durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 04.03.2010 auch nicht or­dent­lich be­en­det wor­den ist, da ei­ne Um­deu­tung gem. § 140 BGB aus­schei­det, sind die­se Fest­stel­lun­gen von der Be­klag­ten mit der Be­ru­fung nicht an­ge­grif­fen wor­den.

Der Kläger war im Zeit­punkt der Kündi­gung Wahl­be­wer­ber zum Be­triebs­rat und un­ter­lag da­mit dem Kündi­gungs­schutz gem. § 15 Abs. 3 Satz 1 KSchG. Ge­genüber die­sem geschütz­ten Per­so­nen­kreis wäre ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist un­zulässig (BAG, 17.01.2008, 2 AZR 821/06, AP Nr. 62 zu § 15 KSchG 1969 = NZA 2008, S. 777). Die Be­klag­te hat sich im Übri­gen be­reits erst­in­stanz­lich nicht dar­auf be­ru­fen, die außer­or­dent­li­che Kündi­gung sei gem. § 140 BGB in ei­ne frist­gemäße Kündi­gung um­deut­bar.

III.

Gemäß § 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. § 97 ZPO hat die Be­klag­te die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens zu tra­gen.

Gründe, die Re­vi­si­on gemäß § 72 ArbGG zu­zu­las­sen, lie­gen nicht vor.

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