HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/091

Vi­deo­über­wa­chung am Ar­beits­platz - Schmer­zens­geld

Schmer­zens­geld für Vi­deo­kon­trol­le am Ar­beits­platz oh­ne Ein­wil­li­gung und oh­ne sach­li­chen Grund: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 25.10.2010, 7 Sa 1586/09
Toilette von oben mit stehendem Benutzer "Bit­te lä­cheln": Aber nur mit Ein­wil­li­gung
11.05.2011. Je­der Mensch darf selbst ent­schei­den, ob Film­auf­nah­men von ihm ge­macht und/oder ver­wen­det wer­den sol­len. Die­ses "Recht am ei­ge­nen Bild" ist Teil des all­ge­mei­nen Per­sön­lich­keits­rech­tes, das durch das Grund­ge­setz (GG) ge­schützt ist (Art. 1 Abs. 1 in Verb. mit Art. 2 Abs. 1 GG). Gren­zen set­zen die schutz­wür­di­gen recht­li­chen In­ter­es­sen an­de­rer Grund­rechts­trä­ger. Wel­che Rech­te im Ein­zel­fall vor­ran­gig sind, muss durch Ab­wä­gung al­ler Um­stän­de be­stimmt wer­den.

Ar­beits­recht­lich um­strit­ten ist im­mer wie­der die of­fe­ne oder ver­deck­te Vi­deo­über­wa­chung durch den Ar­beit­ge­ber. Sie ist nur aus­nahms­wei­se oh­ne das Ein­ver­ständ­nis des Ar­beit­neh­mers er­laubt. Ist ei­ne Vi­deo­über­wa­chung rechts­wid­rig und stellt sie auf­grund der Um­stän­de des Fal­les ei­ne schwer­wie­gen­de Per­sön­lich­keits­rechts­ver­let­zung dar, fragt sich, in wel­cher Hö­he Gel­dent­schä­di­gun­gen ge­for­dert wer­den kön­nen. So auch in ei­nem vor kur­zem vom Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) ent­schie­de­nen Fall (Ur­teil vom 24.10.2010, 7 Sa 1586/09).

Ei­ne Leih­ar­beits­fir­ma hat­te die Ar­beits­plät­ze zwei­er an­ge­stell­ter Kauf­frau­en oh­ne de­ren Ein­wil­li­gung mit ei­ner Vi­deo­ka­me­ra et­wa drei Mo­na­te lang be­ob­ach­tet. Be­grün­det wur­de dies mit dem Schutz von Fir­men­in­ter­es­sen und der Mit­ar­bei­ter. Dies lie­ßen we­der das Ar­beits­ge­richt Wetz­lar (Ur­teil vom 01.09.2009, 3 Ca 211/08) noch das LAG gel­ten. Das Ar­beits­ge­richt sprach den Be­trof­fe­nen we­gen des mit der Über­wa­chung ver­bun­de­nen An­pas­sungs­dru­ckes 15.000 EUR, das LAG im­mer­hin 7.000 EUR zu.

Fa­zit: Auch wenn das LAG die vom Ar­beits­ge­richt aus­ge­ur­teil­te Sum­me „zu­recht­ge­stutzt“ hat, ist sie für drei Mo­na­te Vi­deo­über­wa­chung doch ziem­lich hoch und da­her mit ei­ner - vom Ge­richt be­ab­sich­tig­ten - ab­schre­cken­den Wir­kung ver­bun­den. Wie üb­lich wur­de die Gel­dent­schä­di­gung we­gen des psy­chi­schen Drucks zu­ge­spro­chen, der mit ei­ner sicht­bar an­ge­brach­ten Ka­me­ra ver­bun­den ist. Wer Ar­beit­neh­mer mit so ra­bia­ten Me­tho­den ver­un­si­chert, muss zu Recht mit emp­find­li­chen Ent­schä­di­gungs­for­de­run­gen rech­nen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 25. August 2018

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de