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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/068

Kein "Nach­schie­ben" von Kün­di­gungs­grün­den, zu de­nen die MAV nicht an­ge­hört wur­de

Kirch­li­che Ar­beit­ge­ber soll­ten die Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung (MAV) vor Kün­di­gun­gen um­fas­send in­for­mie­ren: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 03.11.2010, 15 Sa 1738/10
Gesetzestext mit darauf liegendem Holzkreuz Die Grün­de für ei­ne Kün­di­gung soll­ten von vorn her­ein kon­kret be­nannt wer­den
06.04.2011. Ar­beit­ge­ber müs­sen den Be­triebs­rat vor je­der Kün­di­gung an­hö­ren und ihm die Kün­di­gungs­grün­de mit­tei­len. Oh­ne An­hö­rung sind Kün­di­gun­gen un­wirk­sam (§ 102 Abs.1 Satz 3 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz - Be­trVG). Au­ßer­dem darf der Ar­beit­ge­ber in ei­nem Kün­di­gungs­schutz­pro­zess sei­ne Kün­di­gung nur auf die dem Be­triebs­rat mit­ge­teil­ten Grün­de stüt­zen, d.h. ein "Nach­schie­ben" von Kün­di­gungs­grün­den ist un­zu­läs­sig.

In Ein­rich­tun­gen der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen und ih­rer Dia­ko­ni­en gibt es statt ei­nes Be­triebs­rats ei­ne Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung (MAV). Ih­re Rech­te be­stim­men sich nach dem je­wei­li­gen Kir­chen­ge­setz über Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tun­gen (MVG). Vor or­dent­li­chen Kün­di­gun­gen ist die MAV nach dem MVG ähn­lich wie ein Be­triebs­rat nach dem Be­trVG zu in­for­mie­ren. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg hat­te zu ent­schei­den, ob es kirch­li­chen Ar­beit­ge­bern da­her ver­wehrt ist, der MAV nicht mit­ge­teil­te Kün­di­gungs­grün­de im Pro­zess nach­zu­schie­ben (Ur­teil vom 03.11.2010, 15 Sa 1738/10).

Ge­klagt hat­te ei­ne krank­heits­be­dingt ge­kün­dig­te Pfle­ge­hel­fe­rin. Der Ar­beit­ge­ber hat­te die Kün­di­gung ge­gen­über der MAV mit häu­fi­gen Kurz­er­kran­kun­gen, im Pro­zess aber mit dau­er­haf­ter Ar­beits­un­fä­hig­keit be­grün­det. Er ver­lor da­her vor dem LAG, nach­dem schon das Ar­beits­ge­richt Ber­lin der Kla­ge statt­ge­ge­ben hat­te (Ur­teil vom 26.05.2010, 18 Ca 115/10). Die Re­ge­lun­gen im Be­trVG und des ein­schlä­gi­gen MVG sind so ähn­lich, dass die Recht­spre­chung des BAG auf das Kir­chen­recht über­tra­gen wer­den konn­te.

Fa­zit: Der Ar­beit­ge­ber muss den Be­triebs­rat bei ei­ner Kün­di­gung vor­ab und um­fas­send über die Kün­di­gungs­grün­de in­for­mie­ren. In ei­nem Kün­di­gungs­schutz­pro­zess darf er sich dann nur auf die dem Be­triebs­rat mit­ge­teil­ten Grün­de be­ru­fen. Das gilt auch für in­halt­lich ver­gleich­ba­re kir­chen­ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen. Ge­kün­dig­te Ar­beit­neh­mer soll­ten sich des­halb bei ih­rer MAV über die An­hö­rung in­for­mie­ren. Oft­mals wird man dann die Er­folgs­aus­sich­ten ei­ner Kün­di­gungs­schutz­kla­ge bes­ser ein­schät­zen kön­nen.

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Letzte Überarbeitung: 16. November 2020

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