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Säch­si­sches LAG, Ur­teil vom 09.06.2010, 5 Sa 702/09

   
Schlagworte: Kündigungsschutz: Betriebsrat, Personalrat, Kündigung: Zustimmungsersetzung, Kündigung: Außerordentlich, Kündigung: Fristlos, Kündigung: Betriebsrat, Betriebsrat: Kündigungsschutz
   
Gericht: Sächsisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 5 Sa 702/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 09.06.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Chemnitz, Urteil vom 12.11.2009, 10 Ca 2907/09
   

Säch­si­sches
Lan­des­ar­beits­ge­richt


Zwi­ckau­er Straße 54, 09112 Chem­nitz

Post­fach 7 04, 09007 Chem­nitz
 

Bit­te bei al­len Schrei­ben an­ge­ben:
Az.: 5 Sa 702/09
10 Ca 2907/09 ArbG Chem­nitz


Verkündet am 09. Ju­ni 2010

Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

...

hat das Säch­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt – Kam­mer 5 – durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt ... als Vor­sit­zen­den und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Frau ... und Herrn ... auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 09.06.2010

für R e c h t er­kannt:

1. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 12.11.2009 wird

z u r ü c k g e w i e s e n.

2. Die Be­klag­te trägt die Kos­ten der Be­ru­fung.

3. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit der außer­or­dent­li­chen Kündi­gung der Be­klag­ten vom 14.09.2009. Die Kläge­rin be­an­sprucht außer­dem, bis zu ei­ner rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung zu den bis­he­ri­gen Be­din­gun­gen wei­ter­beschäftigt zu wer­den.


– Sei­te 2 –

Die Kläge­rin ist bei der Be­klag­ten seit 01.09.1986 als Sach­be­ar­bei­te­rin beschäftigt. Die ein­zel­nen Ar­beits­be­din­gun­gen ver­ein­bar­ten die Par­tei­en mit den Ar­beits­verträgen vom 01.09.1988 (Bl. 5 d. A.) und 22.07.1991 (Bl. 6 f. d. A.).

Die Kläge­rin ist Vor­sit­zen­de des bei der Be­klag­ten ge­bil­de­ten Per­so­nal­rats.

Mit Schrei­ben vom 26.06.2009 (Bl. 8 ff. d. A.) be­an­trag­te der Oberbürger­meis­ter der Be­klag­ten beim Per­so­nal­rat die Zu­stim­mung zur be­ab­sich­tig­ten frist­lo­sen Kündi­gung we­gen des Ver­dachts der Fälschung der ei­ge­nen Per­so­nal­ak­te. Der Per­so­nal­rat nahm zu dem An­trag kei­ne Stel­lung. Mit Schrift­satz vom 03.07.2009 (Bl. 24 ff. d. A.) stell­te die Be­klag­te beim Ver­wal­tungs­ge­richt den An­trag, die Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats zu er­set­zen.

Mit Be­schluss des VG Dres­den vom 11.09.2009 (9 K 947/09) wur­de die Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats zur be­ab­sich­tig­ten Ver­dachtskündi­gung er­setzt.

Mit Schrei­ben vom 14.09.2009 (Bl. 34 d. A.) kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en frist­los.

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich be­haup­tet, dass die Kündi­gung vom 14.09.2009 nich­tig sei, da we­der ei­ne Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats noch ei­ne Zu­stim­mungs­er­set­zung durch das Ver­wal­tungs­ge­richt vor­ge­le­gen ha­be. Ei­ne Zu­stim­mungs­er­set­zung sei erst dann an­zu­neh­men, wenn ein ent­spre­chen­der Be­schluss des Ver­wal­tungs­ge­richts for­mel­le Rechts­kraft er­langt hat. Ei­ne zu die­sem Zeit­punkt erklärte Kündi­gung sei nich­tig. Vor­lie­gend ha­be die Rechts­mit­tel­frist noch nicht ein­mal zu lau­fen be­gon­nen.

Ein Grund für ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung ha­be nicht vor­ge­le­gen.


– Sei­te 3 –

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich fol­gen­de Klag­anträge ge­stellt:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis durch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung vom 14.09.2009 nicht auf­gelöst wor­den ist.

2. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, die Kläge­rin bis zu ei­ner rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren zu den bis­he­ri­gen Be­din­gun­gen wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen, dass sich die Ver­dachtskündi­gung auf den drin­gen­den Ver­dacht der Ur­kun­denfälschung durch die Kläge­rin stütze. Die­se ha­be ih­re Per­so­nal­ak­te verfälscht. Die Rechts­auf­fas­sung der Kläge­rin zur un­heil­ba­ren Nich­tig­keit sei un­zu­tref­fend. Es ge­be kei­nen Grund für ei­ne ergänzen­de Ge­set­zes­aus­le­gung.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben und zur Be­gründung aus­geführt, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht durch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 14.09.2009 auf­gelöst wor­den sei. Die Kündi­gung sei un­wirk­sam, weil die Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats nicht vor­ge­le­gen hat. Die Zu­stim­mung sei im Zeit­punkt der Kündi­gung auch nicht durch das Ver­wal­tungs­ge­richt er­setzt ge­we­sen. Er­for­der­lich sei die rechts­kräfti­ge Er­set­zung der Zu­stim­mung.

Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 12.11.2009 – 10 Ca 2907/09 – wur­de der Be­klag­ten am 23.11.2009 zu­ge­stellt. Die Be­klag­te hat mit am glei­chen Tag ein-ge­hen­dem Schrift­satz vom 21.12.2009 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit eben­falls am glei­chen Tag ein­ge­hen­dem Schrift­satz vom 25.01.2010 be­gründet.

Die Be­klag­te trägt zur Be­gründung der Be­ru­fung vor, dass die Kündi­gung nicht al­lein des­halb un­wirk­sam sei, weil der Be­schluss des VG Dres­den vom 11.09.2009


– Sei­te 4 –

noch nicht in Rechts­kraft er­wach­sen ge­we­sen sei. Ei­ne rechts­kräfti­ge Zu­stim­mungs­er­set­zung vor Aus­spruch der Kündi­gung sei nicht er­for­der­lich. Dies er­ge­be sich nicht aus dem Wort­laut der ge­setz­li­chen Re­ge­lung. Die hier­zu er­gan­ge­ne Recht­spre­chung be­zie­he sich auf die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung ei­nes Be­triebs­rats und nicht ei­nes Per­so­nal­rats. Die Aus­le­gung von Be­stim­mun­gen des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes könne auf ei­ne Aus­le­gung von Be­stim­mun­gen des Säch­si­schen Lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­ge­set­zes nicht her­an­ge­zo­gen wer­den.

Die Be­klag­te stellt fol­gen­den An­trag:

Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 12.11.2009 – 10 Ca 2907/09 – wird ab­geändert:

Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt

Zurück­wei­sung der Be­ru­fung.

Die Kläge­rin trägt vor, dass die Kündi­gung ei­nes Per­so­nal­rats­mit­glieds erst dann er­fol­gen könne, wenn ei­ne Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats vor­lie­ge oder die ge­richt­li­che Zu­stim­mungs­er­set­zung rechts­kräftig er­folgt sei. Die Aus­le­gung der lan­des­recht­li­chen Be­stim­mung er­ge­be, dass die rechts­kräfti­ge ge­richt­li­che Zu­stim­mungs­er­set­zung Vor­aus­set­zung für ei­ne wirk­sa­me Kündi­gung sei. Das ge­richt­li­che Zu­stim­mungs­er­set­zungs­ver­fah­ren ha­be außer­dem präju­di­zi­el­le Wir­kung im Hin­blick auf ein an­sch­ließen­des Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren.

Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf den In­halt der bei­der­seits vor­ge­leg­ten Schriftsätze, ins­be­son­de­re vom 25.01. und 02.03.2010 Be­zug ge­nom­men.
 

– Sei­te 5 –

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e:

A.

Die Be­ru­fung ist zulässig, je­doch nicht be­gründet.


I.

Die Be­ru­fung ist zulässig.


Die Be­ru­fung ist an sich statt­haft (§ 64 Abs. 1 und 2 ArbGG). Sie ist auch form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1 Satz 1 und 2, 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG, §§ 519, 520 ZPO).

II.

Die Be­ru­fung ist nicht be­gründet.

Das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis ist nicht durch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 14.09.2009 be­en­det wor­den. Die Kläge­rin ist bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Kündi­gungs­rechts­streits zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen wei­ter­zu­beschäfti­gen.

1. Das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis ist nicht durch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 14.09.2009 be­en­det wor­den.

Die Kündi­gung ist nich­tig.


– Sei­te 6 –

a) Gemäß § 15 Abs. 2 Satz 1 KSchG ist die Kündi­gung ei­nes Mit­glieds ei­ner Per­so­nal­ver­tre­tung un­zulässig, es sei denn, dass Tat­sa­chen vor­lie­gen, die den Ar­beit­ge­ber zur Kündi­gung aus wich­ti­gem Grund oh­ne Ein­hal­tung ei­ner Kündi­gungs­frist be­rech­ti­gen, und dass die nach dem Per­so­nal­ver­tre­tungs­recht er­for­der­li­che Zu­stim­mung vor­liegt oder durch ge­richt­li­che Ent­schei­dung er­setzt ist. Der be­son­de­re Kündi­gungs­schutz für Per­so­nal­rats­mit­glie­der wird zu­dem ergänzt durch die Re­ge­lung des un­ein­ge­schränkt fort­gel­ten­den § 108 BPers­VG. Da­nach be­darf die außer­or­dent­li­che Kündi­gung von Mit­glie­dern des Per­so­nal­rats, so­weit sie in ei­nem Ar­beits­verhält­nis ste­hen, der Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats. Im Fal­le der Ver­wei­ge­rung der Zu­stim­mung oder im Fal­le der Nichtäußerung in­ner­halb von drei Ar­beits­ta­gen nach Ein­gang des An­trags kann das Ver­wal­tungs­ge­richt die Zu­stim­mung auf An­trag des Dienst­stel­len­lei­ters er­set­zen, wenn die außer­or­dent­li­che Kündi­gung un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände ge­recht­fer­tigt ist. § 48 Sächs­Pers­VG über­nimmt die­se Re­ge­lung in­halts­gleich.

Im Fal­le ei­ner Er­set­zung der ver­wei­ger­ten Zu­stim­mung kann ei­ne wirk­sa­me Kündi­gung erst dann er­fol­gen, wenn die ge­richt­li­che Ent­schei­dung über die Er­set­zung der ver­wei­ger­ten Zu­stim­mung rechts­kräftig ist. Ei­ne vor die­sem Zeit­punkt erklärte Kündi­gung ist nich­tig. Dies ist in der Recht­spre­chung wie­der­holt fest­ge­stellt wor­den (BAG, Ur­teil vom 11.11.1976 – 2 AZR 457/75 – AP Nr. 8 zu § 103 Be­trVG 1972; BAG, Ur­teil vom 25.01.1979 – 2 AZR 983/77 – AP Nr. 12 zu § 103 Be­trVG 1972; BAG, Ur­teil vom 09.07.1998 – 2 AZR 142/98 – AP Nr. 36 zu § 103 Be­trVG 1972). Die dar­ge­stell­te Aus­le­gung dient auch der Rechts­si­cher­heit und -klar­heit (BAG, Ur­teil vom 25.10.1989 – 2 AZR 342/89 – RzK II 3 Nr. 17).

Da­ne­ben hat die Recht­spre­chung Grundsätze ent­wi­ckelt, wo­nach be­reits vor Ein­tritt der for­mel­len Rechts­kraft der zu­stim­mungs­er­set­zen­den Ent­schei­dung ei­ne Kündi­gung erklärt wer­den kann. Dies be­trifft ins­be­son­de­re die Si­tua­ti­on, in der ein Rechts­mit­tel zwar nicht von vorn­her­ein zu­ge­las­sen ist, sei­ne Statt­haf­tig­keit sich al­ler­dings aus ei­nem Grund er­gibt, des­sen Vor­lie­gen vom Rechts­mit­tel­ge­richt zu prüfen ist. Wird trotz noch feh­len­der for­mel­ler Rechts­kraft ein of­fen­sicht­lich un­zulässi­ges Rechts­mit­tel ein­ge­legt, ist gleich­wohl von ei­ner un­an­fecht­ba­ren Er­set­zung der


– Sei­te 7 –

Zu­stim­mung aus­zu­ge­hen. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat dies für den Fall ei­ner sog. Di­ver­genz­rechts­be­schwer­de ent­schie­den (BAG, Ur­teil vom 25.01.1979 a. a. O.).

Die­se Grundsätze fin­den auch im Fal­le der Kündi­gung ei­nes Per­so­nal­rats­mit­glieds im öffent­li­chen Dienst An­wen­dung.
Be­reits der Wort­laut der maßge­ben­den lan­des­per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Be­stim­mun­gen (§ 108 Abs. 1 BPers­VG; § 48 Sächs­Pers­VG) ei­ner­seits so­wie der be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­stim­mung (§ 103 Abs. 1 und 2 Be­trVG) an­de­rer­seits ge­ben kei­nen An­lass für ei­ne ab­wei­chen­de Aus­le­gung. Die je­wei­li­gen Be­stim­mun­gen sind wei­test­ge­hend in­halts­gleich.

So­weit die Recht­spre­chung Sinn und Zweck für die von ihr an­ge­nom­me­ne Aus­le­gung anführt, gilt dies un­ein­ge­schränkt auch für den Fall der be­ab­sich­tig­ten Kündi­gung ei­nes Per­so­nal­rats­mit­glieds. Der be­son­de­re Kündi­gungs­schutz für Amts­träger soll ver­hin­dern, dass die­se durch ei­ne un­be­rech­tig­te oder gar willkürli­che Kündi­gung frist­los aus dem Be­trieb ent­fernt wer­den können, so­lan­ge noch nicht das Er­for­der­nis der Zu­stim­mung erfüllt ist (BAG, Be­schluss vom 20.03.1975 – 2 ABR 111/74 – AP Nr. 2 zu § 103 Be­trVG 1972). Im Fal­le ei­nes Mit­glieds ei­nes Per­so­nal­rats er­gibt sich kei­ne hier­von ab­wei­chen­de In­ter­es­sen­la­ge.

Aus dem glei­chen Grund kommt auch die von der Be­klag­ten an­ge­dach­te Lösung in Form der Aus­set­zung des Kündi­gungs­schutz­ver­fah­rens nicht in Be­tracht. Ei­ne Aus­set­zung des Kündi­gungs­schutz­ver­fah­rens würde nichts dar­an ändern, dass die Kündi­gung be­reits erklärt und die sich hier­aus er­ge­ben­den ar­beits- und per­so­nal-ver­tre­tungs­recht­li­chen Fol­gen ein­ge­tre­ten wären.

b) Für die vor­lie­gen­de Si­tua­ti­on er­gibt sich da­mit, dass die außer­or­dent­li­che Kündi­gung vom 14.09.2009 vor Ein­tritt der Rechts­kraft der Ent­schei­dung des Ver­wal­tungs­ge­richts vom 11.09.2009 erklärt wor­den ist.


– Sei­te 8 –

aa) Ei­ne Zu­las­sung der Be­ru­fung gemäß § 88 Abs. 2 Sächs­Pers­VG i. V. m. §§ 124 a Abs. 1, 124 Abs. 2 Vw­GO ist nicht er­folgt.

Gemäß § 124 a Abs. 4 Vw­GO er­gab sich für die Kläge­rin da­mit die Möglich­keit des An­trags auf Zu­las­sung der Be­schwer­de in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung des Ur­teils.

bb) Dass vor Ein­tritt der for­mel­len Rechts­kraft die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Kündi­gungs­aus­spruch vor­ge­le­gen ha­ben, weil ein Vor­ge­hen der Kläge­rin of­fen­sicht­lich un­zulässig ge­we­sen wäre, kann nicht fest­ge­stellt wer­den. Im Zeit­punkt der Kündi­gung war das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts nicht ein­mal zu­ge­stellt, so dass ei­ne Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob ein Zu­las­sungs­grund vor­liegt, nicht möglich ge­we­sen ist.

Die Kündi­gung vom 14.09.2009 ist da­mit un­wirk­sam.

2. Die Kläge­rin ist bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Kündi­gungs­schutz­ver­fah­rens zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Grundsätz­lich be­steht ein Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch, wenn der Ar­beit­neh­mer mit ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge ob­siegt hat und be­son­de­re Umstände, die ein über­wie­gen­des In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers an ei­ner Nicht­beschäfti­gung be­gründen könn­ten, nicht be­ste­hen (BAG, Be­schluss vom 27.02.1985 – GS 1/84 – AP Nr. 14 zu § 611 BGB Beschäfti­gungs­pflicht).

Vor­lie­gend sind der­ar­ti­ge Umstände nicht dar­ge­legt.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten bleibt da­her oh­ne Er­folg.


– Sei­te 9 –

B. 


Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 46 Abs. 2 ArbGG, § 97 ZPO, wo­nach die Be­klag­te die Kos­ten der er­folg­lo­sen Be­ru­fung zu tra­gen hat.

C.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­ruht auf § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG im Hin­blick auf die Aus­le­gung der für die Kündi­gung der Kläge­rin lan­des­recht­lich zu be­ach­ten­den Be­stim­mun­gen.


– Sei­te 10 –

R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g


Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Be­ru­fungskläge­rin/Be­klag­ten

Re­vi­si­on

ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Die An­schrift des Bun­des­ar­beits­ge­richts lau­tet:

Post­fach, 99112 Er­furt
oder
Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt

Te­le­fon: (03 61) 26 36 - 0
Te­le­fax: (03 61) 26 36 - 20 00.

Sie ist gleich­zei­tig in­ner­halb


ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.


Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Be­gründung der Re­vi­si­on müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Pro­zess­be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:


1. Rechts­anwälte,


2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­ber­verbänden so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände und Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, die die Vor­aus­set­zun­gen des § 11 Abs. 2 Satz 2 Nr. 5 ArbGG erfüllen.


– Sei­te 11 –

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift und die Be­gründung un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Bezüglich der Möglich­kei­ten elek­tro­ni­scher Ein­le­gung und Be­gründung der Re­vi­si­on - ei­ne Ein­le­gung per E-Mail ist aus­ge­schlos­sen! - wird ver­wie­sen auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09. März 2006 (BGBl. I S. 519).

Die Re­vi­si­on kann nur dar­auf gestützt wer­den, dass das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts auf der Ver­let­zung ei­ner Rechts­norm be­ruht.

Für die wei­te­ren Be­tei­lig­ten ist ge­gen die Ent­schei­dung kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

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