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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/126

Frist­lo­se Kün­di­gung we­gen Dro­hung mit Straf­an­zei­ge

Kei­ne frist­lo­se Kün­di­gung we­gen un­be­rech­tig­ter Dro­hung mit Straf­an­zei­ge, wenn ei­ne ex­tre­me Druck­si­tua­ti­on An­lass für die Dro­hung war: Säch­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.01.2011, 3 Sa 181/10
Rechte Hand mit roter Karte Dro­hun­gen jeg­li­cher Art sind fehl am (Ar­beits-) platz

01.07.2011. § 626 Abs.1 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) be­rech­tigt den Ar­beit­ge­ber zur au­ßer­or­dent­li­chen und frist­lo­sen Kün­di­gung, wenn ihm die Fort­set­zung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses aus ei­nem "wich­ti­gen Grund" nicht bis zum Ab­lauf der Kün­di­gungs­frist zu­ge­mu­tet wer­den kann.

Da­bei muss der Grund zu­nächst ein­mal un­ab­hän­gig vom Ein­zel­fall („abs­trakt“) schwer ge­nug sein. Da­von ge­hen die Ge­rich­te prak­tisch im­mer aus, z.B. auch bei ei­ner un­be­rech­tig­ten Dro­hung mit ei­ner Straf­an­zei­ge ge­gen ei­nen Vor­ge­setz­ten, so dass Kün­di­gungs­schutz­kla­gen an die­ser Stel­le meist nicht ge­won­nen wer­den.

Wirk­sam ist die Kün­di­gung je­doch nur, wenn der Kün­di­gungs­grund auch un­ter Ab­wä­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls („kon­kret“) schwe­rer wiegt als das In­ter­es­se des Ar­beit­neh­mers an sei­nem Ar­beits­platz. Ein Ur­teil des Säch­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts (LAG) zeigt, wel­che Um­stän­de ne­ben ei­ner feh­len­den Ab­mah­nung ent­las­tend zu Guns­ten des Ar­beit­neh­mers be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen (Ur­teil vom 21.01.2011, 3 Sa 181/10).

Ei­ner schwer­be­hin­der­ten Ar­beit­neh­me­rin wur­den in ei­nem Per­so­nal­ge­spräch Leis­tungs- und Ver­hal­tens­män­gel vor­ge­wor­fen. An dem Ge­spräch nah­men meh­re­re lei­ten­de Ar­beit­ge­ber­ver­tre­ter teil. Da­bei be­haup­te­te sie Hand­greif­lich­kei­ten ih­rer Vor­ge­setz­ten und kün­dig­te Straf­an­zei­ge an. Ih­re an­schlie­ßen­de frist­lo­se Kün­di­gung hiel­ten das Ar­beits­ge­richt Leip­zig (Ur­teil vom 04.02.2010, 14 Ca 2188/09) und das LAG für un­wirk­sam, weil sie sich in ei­ner ex­tre­men Druck­si­tua­ti­on be­fand und ei­ne Ab­mah­nung fehl­te.

Fa­zit: Das Ge­richt sah in der Dro­hung ei­nen un­taug­li­chen, aber si­tua­ti­ons­be­ding­ten Ver­such der Ver­tei­di­gung und be­rück­sich­tig­te zu Guns­ten der Ar­beit­neh­me­rin, dass an­de­re Ar­beit­neh­mer von der Dro­hung nichts er­fuh­ren, so dass die Au­to­ri­tät der Vor­ge­setz­ten nicht litt. Zu­dem zeig­ten an­de­re Vor­fäl­le, dass Ab­mah­nun­gen bei ei­ne Ver­hal­tens­än­de­rung der Ar­beit­neh­me­rin be­wirk­ten. Auch wenn die Ar­beit­neh­me­rin hier den Pro­zess ge­win­nen konn­te: Die Dro­hung mit ei­ner Straf­an­zei­ge soll­te man sich ver­knei­fen.

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Letzte Überarbeitung: 23. August 2016

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