HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 18.04.2007, 12 Sa 132/07

   
Schlagworte: Kündigung: Schriftform
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 12 Sa 132/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.04.2007
   
Leitsätze:

1. Eine Kündigung ist dem Arbeitnehmer nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Schriftform zugegangen, wenn ihm das Kündigungsschreiben lediglich in Kopie übergeben wird. Dass dem Empfänger anlässlich der Übergabe der Kopie das Originalschreiben zur Ansicht und nicht zur Mitnahme vorgelegt wird ("Nur gucken, nicht anfassen"), genügt nicht für die in § 130 Abs. 1 BGB präsumierte Erlangung der Verfügungsgewalt.

2. Der Arbeitgeber kann nicht dadurch, dass er aus Anlass der Stillegung einer Abteilung diese zum selbständigen "Betrieb" aufwertet, die kündigungsschutzgesetzliche Privilegierung reklamieren, dass die Sozialauswahl grundsätzlich betriebsbezogen ist und sich auch bei unternehmensweiter Versetzungsklausel nicht auf andere Betriebe erstreckt.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Mönchengladbach, Urteil vom 14.12.2006, 4 Ca 2358/06
   

12 Sa 132/07

4 Ca 2358/06
Ar­beits­ge­richt Mönchen­glad­bach  

Verkündet

am 18. April 2007

Es­ser
Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

der Frau I. H., O. str. 8, O.,

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte W., D. und X. H.,
I. str. 6, H.,

g e g e n

die T. GmbH & Co. KG, ver­tre­ten durch die T. Ver­wal­tungs-GmbH, die­se ver­tre­ten durch den Geschäftsführer T. W., T. I. 1, F.,

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte C. & C.,
D.-U.-Str. 6, E.,

hat die 12. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 18.04.2007
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Plüm als Vor­sit­zen­den so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Löche­rer und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Fran­ken

für R e c h t er­kannt:

Un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Mönchen­glad­bach vom 14.12.2006 wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 25.07.2006 auf­gelöst wor­den ist.

Die Kos­ten des Rechts­streits trägt die Be­klag­te.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

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G R Ü N D E :

A. Die Par­tei­en strei­ten über die Rechts­wirk­sam­keit ei­ner or­dent­li­chen, mit Schrei­ben vom 25.07.2006 erklärten Kündi­gung, zu de­ren so­zia­len Recht­fer­ti­gung sich die Be­klag­te auf be­triebs­be­ding­te Gründe be­ruft. Die Kläge­rin be­an­stan­det vor al­lem die So­zi­al­aus­wahl we­gen Nicht­berück­sich­ti­gung der im Ver­sand wei­ter­beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter so­wie die feh­len­de Schrift­form der Kündi­gung, weil ihr am 26.07.2006 nicht das Ori­gi­nal­schrei­ben, son­dern ei­ne Ko­pie mit­ge­ge­ben wor­den sei. Die Be­klag­te hält der Rüge nach § 1 Abs. 3 KSchG ent­ge­gen, dass es sich bei Ver­sand und Wa­ren­ein­gang um ei­nen an­de­ren, ei­genständi­gen Be­trieb ge­han­delt ha­be. Sie sieht die Schrift­form nach § 623, § 126 BGB für ge­wahrt an, weil der Kläge­rin anläss­lich der Überg­a­be der Kündi­gung Ge­le­gen­heit ge­ben wor­den sei, das auf den Büro­schreib­tisch des Zeu­gen D. ge­leg­te Ori­gi­nal­schrei­ben zu le­sen und mit der da­ne­ben ge­leg­ten Fo­to­ko­pie zu ver­glei­chen.

Die Kläge­rin, am 18.11.1953 ge­bo­ren, ver­hei­ra­tet, ist seit dem 28.03.1990 als ge­werb­li­che Ar­beit­neh­me­rin bei der Be­klag­ten beschäftigt. Die Tätig­keit der Kläge­rin ist in ei­nem von der Be­klag­ten un­ter dem 04.10.2006 er­stell­ten Zwi­schen­zeug­nis (Bl. 93 GA) be­schrie­ben wor­den. In § 1 Abs. 2 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 28.03.1990 be­hielt sich die Be­klag­te vor, die Kläge­rin „ih­ren Fähig­kei­ten ent­spre­chend auch in an­de­ren Be­rei­chen des Un­ter­neh­mens ... ein­zu­set­zen.“

Die Be­klag­te be­fass­te sich an ih­rem Stand­ort O., T. weg 8, im we­sent­li­chen mit der Pro­duk­ti­on von Ord­nern so­wie – in dem auf der ge­genüber lie­gen­den Straßen­sei­te ge­le­ge­nen Gebäude – mit dem Ver­sand der in ih­rem Werk in Un­garn her­ge­stell­ten oder von Drit­ten zu­ge­kauf­ten Pro­duk­te. Die Pro­duk­ti­on, die von dem Zeu­gen D. ge­lei­tet wur­de, war im Erd­ge­schoss des Gebäudes T. weg 8 un­ter­ge­bracht und um­fass­te zu­letzt ca. 20 Ma­schi­nen­be­die­ner, dar­un­ter

 

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die Kläge­rin. Wei­ter­hin rech­net die Be­klag­te u.a. di­ver­se kaufmänni­sche Mit­ar­bei­ter, de­ren kaufmänni­scher Lei­ter K. war, dem Pro­duk­ti­ons­be­reich zu (Sei­te 4 des Schrift­sat­zes vom 12.12.2006). Der Pro­duk­ti­ons­lei­ter D. und der kaufmänni­scher Lei­ter K. un­ter­stan­den dem Be­reichs­lei­ter S. Im Ver­sand wa­ren ca. 4 bis 5 Ar­beit­neh­mer beschäftigt, et­wa die­sel­be An­zahl von Ar­beit­neh­mern war in dem – zum Ver­sand gehören­den – Wa­ren­ein­gang tätig. Der Ver­sand­be­reich wur­de von dem Be­reichs­lei­ter A. ge­lei­tet, der sein Büro in der 1. Eta­ge des Gebäudes T. weg 8 hat­te. Bis Ok­to­ber 2005 kann es zu ei­nem ge­le­gent­li­chen Aus­tausch von Mit­ar­bei­tern zwi­schen Pro­duk­ti­on und Ver­sand; da­nach stell­te die Be­klag­te ei­nen der­ar­ti­gen Per­so­nal­wech­sel ein.

In der 1. Eta­ge des Gebäudes T. weg 8 be­fan­den sich – ne­ben Räum­lich­kei­ten für zwei an­de­re zur Grup­pe gehören­den Un­ter­neh­men – auch das Büro des Geschäftsführers, das Se­kre­ta­ri­at, Ein­kauf, IT, Lohn­buch­hal­tung, Con­trol­ling und ein Teil der Per­so­nal­ab­tei­lung. Der an­de­re Teil der Per­so­nal­ab­tei­lung und der Ver­trieb be­fan­den sich in der Nie­der­las­sung F.. Dem Geschäftsführer der Be­klag­ten wa­ren die Be­reichs­lei­ter un­mit­tel­bar nach­ge­ord­net, so die Be­reichs­lei­ter für Pro­duk­ti­on, Ver­sand, Fi­nan­zen und IT.

In der Nacht vom 10. auf den 11.07.2006 brann­te die Pro­duk­ti­ons­hal­le ab. In­wie­weit Löschwas­ser die Pro­duk­ti­ons­ma­schi­nen beschädig­te, ist strei­tig. Die Be­klag­te pro­du­ziert seit­her nicht mehr in O.. Mo­na­te später hat sie nach dem Ver­sand den Stand­ort O. ins­ge­samt auf­ge­ge­ben.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 18.07.2006 (Bl. 30 GA) und An­zei­ge vom 20.07.2005 (Bl. 76 ff. GA) wur­de der Agen­tur für Ar­beit die in der Pro­duk­ti­on be­ab­sich­tig­te Mas­sen­ent­las­sung an­ge­zeigt. Un­ter dem 24.07.2006 (Bl. 80 f. GA) und 10.08.2006 (Bl. 32 GA) äußer­te sich die Agen­tur für Ar­beit zu der An­zei­ge.
Laut Pro­to­koll der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung vom 24.07.2006 (Bl. 49 GA) be­schloss die Be­klag­te die endgülti­ge Ein­stel­lung der Pro­duk­ti­on in O..

 

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Am 25.07.2006 fer­tig­te die Be­klag­te die für die Mit­ar­bei­ter der Pro­duk­ti­on be­stimm­ten Kündi­gungs­schrei­ben aus. Nach­dem sie fest­stell­te, dass in Kündi­gungs­schrei­ben ein fal­sches Be­en­di­gungs­da­tum an­ge­ge­ben war, über­mal­te sie mit Tipp-Ex das Da­tum und setz­te hand­schrift­lich das neue Da­tum ein. Von al­len Kündi­gungs­schrei­ben fer­tig­te sie an­sch­ließend ei­ne Fo­to­ko­pie. Das Ori­gi­nal­schrei­ben un­ter­schei­det sich von der Ko­pie u.a. in dem farb­li­chen Lo­go und dem mit Ku­gel­schrei­ber getätig­ten Schrift­zug des Geschäftsführers.

Ge­gen 9.00 Uhr mor­gens am 26.07.2006 un­ter­rich­te­te der Geschäftsführer der Be­klag­ten die Mit­ar­bei­ter in ei­ner An­spra­che von der Ent­schei­dung, die Pro­duk­ti­on nicht wie­der auf­zu­neh­men und al­le Ar­beits­verhält­nis­se kündi­gen zu müssen. An­sch­ließend überg­a­ben der Be­reichs­lei­ter S. und der Pro­duk­ti­ons­lei­ter D. in des­sen Büro ins­ge­samt 21, nach­ein­an­der her­ein­ge­ru­fe­nen Mit­ar­bei­tern, dar­un­ter der Kläge­rin, die Kündi­gung. Die­ser Vor­gang pfleg­te sich wie folgt ab­zu­spie­len: Herr S. leg­te das Ori­gi­nalkündi­gungs­schrei­ben so­wie die Fo­to­ko­pie auf dem Schreib­tisch der­ge­stalt, dass der Mit­ar­bei­ter, der sich an dem Schreib­tisch set­zen soll­te, bei­de Schrei­ben le­sen konn­te. Herr S. und Herr D. führ­ten mit dem Mit­ar­bei­ter ein kur­zes Gespräch. Da­bei ließen sie sich von dem Mit­ar­bei­ter auch den Kündi­gungs­zu­gang auf bei­den Schrei­ben quit­tie­ren. An­sch­ließend fal­te­te Herr S. die Ko­pie zu­sam­men, steck­te sie in ei­nen Um­schlag und gab den Um­schlag dem Mit­ar­bei­ter mit.
Bei der Kläge­rin ver­hielt sich die Überg­a­be an­ders. Ob die Kläge­rin sich an den Schreib­tisch setz­te, ist strei­tig. Je­den­falls ver­wei­ger­te sie die Quit­tie­rung des Zu­gangs, wor­auf­hin die Zeu­gen so­wohl auf das Ori­gi­nal­schrei­ben (Bl. 82 GA) als auch auf die Ko­pie (Bl. 5 GA) hand­schrift­lich den Ver­merk „un­ter Zeu­gen über­ge­ben“ setz­ten, da­tier­ten und un­ter­zeich­ne­ten. Der Kläge­rin wur­de in ei­nem Um­schlag das ko­pier­te Kündi­gungs­schrei­ben mit­ge­ge­ben.

Am 03.08.2006 hat die Kläge­rin beim Ar­beits­ge­richt Mönchen­glad­bach Kündi­gungs­schutz­kla­ge ein­ge­reicht. Sie hat die Be­triebs­be­dingt­heit der Kündi­gung be­strit­ten, die So­zi­al­aus­wahl gerügt und gel­tend ge­macht, dass die Kündi­gung nicht vom Geschäftsführers der Be­klag­ten un­ter­zeich­net, son­dern nur pa­ra-

 

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phiert wor­den sei. Mit Schrift­satz vom 31.10.2006 hat sie wei­ter­hin vor­ge­tra­gen, dass es sich bei dem am 26.07.2006 über­ge­be­nen Kündi­gungs­schrei­ben nicht um das Ori­gi­nal, son­dern um ei­ne Ko­pie ge­han­delt ha­be.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en durch die be­triebs­be­ding­te Kündi­gung der Be­klag­ten vom 25.07.2006, zu­ge­gan­gen am 26.07.2006, nicht mit Ab­lauf des 31.01.2007 sein En­de fin­den wird;

2. für den Fall des Ob­sie­gens mit Kla­ge­an­trag zu Zif­fer 1 die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Kläge­rin zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen als ge­werb­li­che Ar­beit­neh­me­rin wei­ter­zu­beschäfti­gen bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat be­haup­tet, dass die Kündi­gung vom Geschäftsführer mit vol­lem Na­mens­zug un­ter­zeich­net sei, und die An­sicht ver­tre­ten, dass im Büro des Zeu­gen D. am 26.07.2006 das Kündi­gungs­schrei­ben der Kläge­rin im Ori­gi­nal zu­ge­gan­gen sei. Da auf­grund des Bran­des kei­ne Geschäftsbögen mehr vor­han­den ge­we­sen sei­en und die mit Tipp-Ex be­rich­tig­ten und an­sch­ließend vom Geschäftsführer un­ter­zeich­ne­ten Ori­gi­nal­schrei­ben op­tisch nicht mehr den An­for­de­run­gen der Be­klag­ten ent­spra­chen, sei­en die Fo­to­ko­pi­en an­ge­fer­tigt wor­den. Die Kläge­rin ha­be im Büro aus­rei­chend Zeit ge­habt, das Ori­gi­nal­schrei­ben durch­zu­le­sen. Da­nach ha­be sie die Quit­tie­rung ver­wei­gert.

Die Kündi­gung sei, so hat die Be­klag­te wei­ter vor­ge­tra­gen, durch drin­gen­de be­trieb­li­che Er­for­der­nis­se i.S.v. § 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG be­dingt ge­we­sen. Nach­dem sie sich zur dau­er­haf­ten Ein­stel­lung der Pro­duk­ti­on in O. ent­schlos­sen ha­be, ha­be für die Kläge­rin kei­ne Wei­ter­beschäfti­gungsmöglich­keit

 

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be­stan­den. Sie ist der Auf­fas­sung der Kläge­rin, dass es sich bei Pro­duk­ti­on und Ver­sand um zwei Ab­tei­lun­gen ei­nes Be­trie­bes han­de­le, und dem Hin­weis auf das Zwi­schen­zeug­nis und auf an­de­re Umstände ent­ge­gen ge­tre­ten und hat für ih­re ge­gen­tei­li­ge An­sicht an­geführt, dass die Lei­tung der Pro­duk­ti­on und des Ver­san­des ver­schie­de­nen Be­reichs­lei­tern über­tra­gen ge­we­sen sei. Die­se sei­en selbständig ein­stel­lungs- und ab­mah­nungs­be­rech­tigt ge­we­sen. Herr S. ha­be En­de No­vem­ber 2005 14 Pro­duk­ti­ons­mit­ar­bei­ter ent­las­sen und nach 5 Kündi­gungs­schutz­kla­gen 7 Ver­glei­che ge­schlos­sen. Nach Ok­to­ber 2005 sei­en zwi­schen Pro­duk­ti­on und Ver­sand kei­ne Ar­beit­neh­mer mehr aus­ge­lie­hen wor­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat am 14.12.2006 durch Ver­neh­mung der Zeu­gen S. und D. Be­weis er­ho­ben und durch Ur­teil vom sel­ben Tag die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­ten und be­gründe­ten Be­ru­fung greift die Kläge­rin das Ur­teil, auf das hier­mit zur wei­te­ren Dar­stel­lung des Sach- und Streit­stan­des ver­wie­sen wird, in tatsäch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht an.

Sie be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Mönchen­glad­bach vom 14.12.2006 (4 Ca 2358/06), fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en durch die be­triebs­be­ding­te Kündi­gung der Be­klag­ten vom 25.07.2006, zu­ge­gan­gen am 26.07.2006, nicht mit Ab­lauf des 31.01.2007 sein En­de ge­fun­den hat.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Bei­de Par­tei­en wie­der­ho­len und ergänzen ihr erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen. We­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf den In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst hier­zu über­reich­ten An­la­gen und auf den übri­gen Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

 

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B. Die mit Schrei­ben vom 25.07.2006 erklärte Kündi­gung ist rechts­un­wirk­sam und hat das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht auf­gelöst. Da­her ist un­ter Abände­rung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils der Kla­ge statt­zu­ge­ben.

I. Die Kündi­gung ist nicht be­reits we­gen Ver­s­toßes ge­gen §§ 17 ff. KSchG un­wirk­sam. Die Be­klag­te gab un­ter dem 20.07.2005 die Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge nach § 17 KSchG ge­genüber der zuständi­gen Agen­tur für Ar­beit ab. Die An­zei­ge ging am sel­ben Tag bei der Agen­tur laut dem Ant­wort­schrei­ben vom 24.07.2005 ein. Erst später, am 26.07.2006, erklärte die Be­klag­te ge­genüber 21 Ar­beit­neh­mern der Pro­duk­ti­on, dar­un­ter der Kläge­rin, die Kündi­gun­gen. Da man­gels an­de­rer An­halts­punk­te auch im Vor­trag der Kläge­rin da­von aus­zu­ge­hen ist, dass bei der Be­klag­ten ein Be­triebs­rat nicht gewählt war, ent­fiel die Durchführung des Kon­sul­ta­ti­ons­ver­fah­rens nach Art. 2 EGRL 98/59 vom 20.07.1998 (vgl. EuGH, Ur­teil vom 27.01.2005, C-188/03[Junk], NJW 2005, 1099, BAG, Ur­teil vom 13.07.2006, 6 AZR 198/06, NZA 2007, 25, KR/Wei­gand, 8. Aufl., § 17 KSchG Rz. 55a). Die Be­klag­te war da­her nicht ge­hin­dert, nach Ab­ga­be der Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge ih­ren Ar­beit­neh­mern zu kündi­gen.
Die Kläge­rin hat in der Be­ru­fung kei­ne Einwände ge­gen Zeit­punkt, Form und In­halt der Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge er­ho­ben und die Kündi­gung auch nicht nach § 17 KSchG be­an­stan­det.

II. Die Be­triebs­be­dingt­heit der Kündi­gung steht eben­falls außer Fra­ge. Zu den drin­gen­den be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­sen, die nach § 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG ei­ne Kündi­gung so­zi­al recht­fer­ti­gen können, gehören die ernst­haf­te und endgülti­ge Still­le­gung des ge­sam­ten Be­triebs, ei­ner Be­triebs­ab­tei­lung oder ei­nes Be­triebs­teils durch den Ar­beit­ge­ber. Da­bei ist von ei­ner Still­le­gung aus­zu­ge­hen, wenn der Ar­beit­ge­ber sei­ne Still­le­gungs­ab­sicht un­miss­verständ­lich äußert, al­len Ar­beit­neh­mern des Be­triebs oder Be­triebs­teils kündigt, die Be­triebs­mit­tel, über die er verfügen kann (Räum­lich­kei­ten, Ma­schi­nen usw.) auf­gibt und die be­tref­fen­de Be­triebstätig­keit vollständig ein­stellt (vgl. BAG, Ur­teil vom 24.08.2006, 8 AZR 317/05, AP Nr. 152 zu § 1 KSchG 1969 Be­triebs­be­ding­te Kündi­gung).

 

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Im Zeit­punkt des Aus­spruchs der Kündi­gun­gen hat­te die Be­klag­te den de­fi­ni­ti­ven Ent­schluss ge­fasst, die Pro­duk­ti­on in O. nicht wie­der­auf­zu­neh­men. Ih­re Still­le­gungs­ab­sicht hat­te greif­ba­re For­men an­ge­nom­men, die in der Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge, dem Ge­sell­schaf­ter­be­schluss vom 24.07.2006 und den Ge­scheh­nis­sen am 26.07.2006 zum Aus­druck ka­men. Zu­dem bestätigt die nachträgli­che Ent­wick­lung die be­ab­sich­tig­te Auf­ga­be der Pro­duk­ti­on in O.. Zwar ist es, weil maßge­ben­der Zeit­punkt für die Be­ur­tei­lung der so­zia­len Recht­fer­ti­gung ei­ner Kündi­gung der Kündi­gungs­zeit­punkt ist, im Grund­satz un­er­heb­lich, ob die Um­set­zung des un­ter­neh­me­ri­schen Vor­ha­bens plan­gemäß statt­fin­det oder nicht. Je­doch lässt sich an der nach­fol­gend ein­ge­tre­te­nen be­trieb­li­chen La­ge ve­ri­fi­zie­ren, ob die un­ter­neh­me­ri­sche Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung ernst­haft und endgültig und von ei­ner be­triebs­wirt­schaft­lich vernünf­ti­gen Pro­gno­se ge­tra­gen war (BAG, Ur­teil vom 27.11.2003, 2 AZR 48/03, AP Nr. 64 zu § 1 KSchG 1969 So­zia­le Aus­wahl, Kam­mer­ur­tei­le vom 21.08.2002, 12 Sa 538/02, n.v., vom 07.05.2003, LA­GE Nr. 66 zu § 1 KSchG Be­triebs­be­ding­te Kündi­gung, vom 25.08.2004, LA­GE Nr. 46 zu § 1 KSchG So­zia­le Aus­wahl).
Ge­mes­sen an die­sen Prüfungs­maßstäben ist frag­lich, ob die Kläge­rin in ers­ter In­stanz nicht be­reits die Dar­le­gungs­last der Be­klag­ten über­dehnt hat, wenn sie die Still­le­gung der Pro­duk­ti­on in Ab­re­de stell­te (vgl. zur Vor­trags­last des Ar­beit­ge­bers BAG, Ur­teil vom 18.10.2006, 2 AZR 434/05, DB 2007, 810). In der Be­ru­fungs­be­gründung hat die Kläge­rin nicht wei­ter be­strit­ten, dass im Kündi­gungs­zeit­punkt die Still­le­gung der Pro­duk­ti­on be­schlos­sen ge­we­sen sei. Es sind auch kei­ne Umstände er­sicht­lich, die an der vor­han­den ge­we­se­nen Still­le­gungs­ab­sicht der Be­klag­ten zwei­feln las­sen könn­ten.

III. Die Kündi­gung ist nach § 1 Abs. 3 KSchG so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt, denn die Be­klag­te hat den für die So­zi­al­aus­wahl zu berück­sich­ti­gen­den aus­wahl­re­le­van­ten Per­so­nen­kreis feh­ler­haft be­stimmt, in­dem sie bei der Aus­wahl der Kläge­rin zur Kündi­gung nicht die im Ver­sand beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter ein­be­zo­gen hat. Da­nach ist man­gels an­de­rer An­halts­punk­te da­von aus­zu­ge­hen, dass die

 

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Kläge­rin so­zi­al deut­lich schutzwürdi­ger ist als an­de­re, im Ver­sand wei­ter­beschäftig­te Mit­ar­bei­ter.

1. Nach höchst­rich­ter­li­cher Spruch­pra­xis (BAG, Ur­teil vom 02.03.2006, 2 AZR 23/05, NZA 2006, 1350), der die Kam­mer folgt (LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 13.07.2005, 12 Sa 616/05, LA­GE Nr. 51 zu § 1 KSchG So­zia­le Aus­wahl), be­stimmt sich der Kreis der in die so­zia­le Aus­wahl ein­zu­be­zie­hen­den ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mer in ers­ter Li­nie nach ar­beits­platz­be­zo­ge­nen Merk­ma­len, al­so zunächst nach der aus­geübten Tätig­keit. Dies gilt nicht nur bei ei­ner Iden­tität der Ar­beitsplätze, son­dern auch dann, wenn der Ar­beit­neh­mer auf Grund sei­ner Tätig­keit und Aus­bil­dung ei­ne an­ders­ar­ti­ge, aber gleich­wer­ti­ge Tätig­keit ausführen kann. Die Not­wen­dig­keit ei­ner kur­zen Ein­ar­bei­tungs­zeit (als­bal­di­ge Sub­sti­tu­ier­bar­keit) steht der Ver­gleich­bar­keit nicht ent­ge­gen (“qua­li­fi­ka­ti­onsmäßige Aus­tausch­bar­keit“). An ei­ner Ver­gleich­bar­keit fehlt es je­doch, wenn der Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer nicht ein­sei­tig auf den an­de­ren Ar­beits­platz um- oder ver­set­zen kann (“ar­beits­ver­trag­li­che Aus­tausch­bar­keit”).

An der qua­li­fi­ka­ti­onsmäßigen Aus­tausch­bar­keit der Kläge­rin be­ste­hen kei­ne Zwei­fel. Sie war aus­weis­lich des Zwi­schen­zeug­nis­ses (Bl. 93 GA) vom 01.01.2002 bis zum 31.12.2003 im Ver­sand ein­ge­setzt ge­we­sen und bewältig­te dort ih­re Auf­ga­ben „zur vol­len Zu­frie­den­heit“.
Da­nach ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Kläge­rin, der „sehr gu­te Ar­beits­er­geb­nis­se und sehr schnell an­ge­eig­ne­te Fach­kennt­nis­se“ be­schei­nigt wur­den, im Jahr 2006 oh­ne wei­te­res im Ver­sand aus­zuüben­de Tätig­kei­ten hätte ver­rich­ten können.

Die ar­beits­ver­trag­li­che Aus­tausch­bar­keit der Kläge­rin er­gibt sich aus § 1 Abs. 2 des Ar­beits­ver­tra­ges und der prak­ti­zier­ten Ver­set­zung zwi­schen Pro­duk­ti­on und Ver­sand.

2. Nach der BAG-Recht­spre­chung ist die So­zi­al­aus­wahl be­triebs­be­zo­gen und er­streckt sich auch im Fal­le ei­ner un­ter­neh­mens­wei­ten Ver­set­zungs­klau­sel

 

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grundsätz­lich nicht auf an­de­re Be­trie­be des Un­ter­neh­mens . Ei­ne be­triebsüberg­rei­fen­de So­zi­al­aus­wahl kann da­nach nur aus­nahms­wei­se, bei rechts­miss­bräuch­li­cher Um­ge­hungs­ab­sicht, statt­fin­den (BAG, Ur­teil vom 02.06.2005, 2 AZR 158/04, NJW 2005, 3446, 15.12.2005, 6 AZR 199/05, NJW 2006, 1757, KR/Grie­be­ling, § 1 KSchG Rz. 608).

a) Die Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, dass es sich bei Pro­duk­ti­on und Ver­sand/Wa­ren­ein­gang um un­ter­schied­li­che ei­genständi­ge Be­trie­be ge­han­delt ha­be. Die­se Be­ur­tei­lung, der die Vor­in­stanz ge­folgt ist, ver­mag die Kam­mer nicht zu tei­len. Viel­mehr stell­te der Stand­ort O. ei­nen (Ge­samt)Be­trieb dar.

b) Un­ter „Be­trieb“ ist die or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ein­heit von Ar­beits­mit­teln zu ver­ste­hen, mit de­ren Hil­fe der Ar­beit­ge­ber al­lein oder in Ge­mein­schaft mit sei­nen Ar­beit­neh­mern mit Hil­fe von tech­ni­schen und im­ma­te­ri­el­len Mit­teln ei­nen be­stimm­ten ar­beits­tech­ni­schen Zweck fort­ge­setzt ver­folgt, der nicht nur in der Be­frie­di­gung von Ei­gen­be­darf liegt. Von Be­trie­ben zu un­ter­schei­den sind Be­triebs­tei­le, die ge­genüber dem Haupt­be­trieb or­ga­ni­sa­to­risch un­selbständig sind und ei­ne Teil­funk­ti­on von des­sen ar­beits­tech­ni­schem Zweck wahr­neh­men. Be­triebs­tei­le zeich­nen sich da­durch aus, dass sie über ei­nen ei­ge­nen Ar­beit­neh­mer­stamm, ei­ge­ne tech­ni­sche Hilfs­mit­tel und ei­ne durch die räum­li­che und funk­tio­na­le Ab­gren­zung vom übri­gen Be­trieb be­ding­te re­la­ti­ve Selbständig­keit verfügen. An­de­rer­seits fehlt ih­nen aber ein Lei­tungs­ap­pa­rat, um ins­be­son­de­re in per­so­nel­len oder so­zia­len An­ge­le­gen­hei­ten we­sent­li­che Ent­schei­dun­gen selbständig tref­fen zu können. Ei­ne Be­triebs­ab­tei­lung ist ein räum­lich und or­ga-ni­sa­to­risch ab­ge­grenz­ter Teil ei­nes Be­triebs oder ei­nes Be­triebs­teils, der ei­ne per­so­nel­le Ein­heit er­for­dert, dem ei­ge­ne tech­ni­sche Be­triebs­mit­tel zur Verfügung ste­hen und der ei­ge­ne Be­triebs­zwe­cke ver­folgt, die Teil des ar­beits­tech­ni­schen Zwecks des Ge­samt­be­triebs sind oder in ei­nem bloßen Hilfs­zweck für den ar­beits­tech­ni­schen Zweck des Ge­samt­be­triebs be­ste­hen können (BAG, Ur­teil vom 17.11.2005, 6 AZR 118/05, NZA 2006, 370, Ur­teil vom 22.09.2005, 2 AZR 544/04, NZA 2006, 558, Ur­teil vom 21.06.1995, 2 AZR 693/94, EzA Nr. 14 zu § 23 KSchG).

 

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c) Ge­mes­sen an die­sen Grundsätzen sind Pro­duk­ti­on und Ver­sand Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten des in O. un­ter­hal­te­nen Ge­samt­be­triebs der Be­klag­ten ge­we­sen. Sie erfüllen al­le Merk­ma­le des Be­griffs der „Be­triebs­ab­tei­lung“, wa­ren ins­be­son­de­re räum­lich und or­ga­ni­sa­to­risch ab­ge­grenzt, verfügten über ei­ge­ne tech­ni­sche Be­triebs­mit­tel und ver­folg­ten ei­ge­ne ar­beits­tech­ni­sche Zwe­cke und bil­de­ten ei­ne per­so­nel­le Ein­heit, die ge­kenn­zeich­net war durch die ih­nen zu­ge­ord­ne­ten Ar­beit­neh­mer und Lei­tungs­per­so­nen. Da­bei ist die räum­li­che Nähe der Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten in O. zwar nicht ein Merk­mal, aber ein In­diz für das Vor­lie­gen ei­nes ein­heit­li­chen Be­triebs (vgl. BAG, Be­schluss vom 23.09.1982, 6 ABR 42/81, EzA Nr. 3 zu § 1 Be­trVG 1972). Der Um­stand, dass Pro­duk­ti­on und Ver­sand ver­schie­den­ar­ti­ge Auf­ga­ben ge­stellt wa­ren, in­di­ziert nicht die Exis­tenz zwei­er selbständi­ger Be­trie­be, son­dern ist zunächst ge­ra­de und nur ein Ab­gren­zungs­kri­te­ri­um der Be­triebs­ab­tei­lung von den übri­gen Tei­len des Be­triebs. Eben­so we­nig macht die Tat­sa­che, dass ab Ok­to­ber 2005 Mit­ar­bei­ter zwi­schen Pro­duk­ti­on und Ver­sand nicht mehr aus­ge­lie­hen wur­den, die­se Ein­hei­ten zu „Be­trie­ben“, son­dern gehört auch in ei­nem Ge­samt­be­trieb zu den mögli­chen Maßnah­men der per­so­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on und Per­so­nal­pla­nung und –führung.
Die Re­la­ti­vität des se­pa­rier­ten Per­so­nal­ein­sat­zes zeigt sich über­dies dar­an, dass die Pro­duk­ti­ons­mit­ar­bei­ter bis zum Kündi­gungs­ter­min mo­na­te­lang mit Rest­ar­bei­ten oder mit an­de­ren Ar­bei­ten wei­ter­beschäftigt wur­den (Sei­te 5 f. des Schrift­sat­zes der Be­klag­ten vom 06.11.2006). In­wie­weit mit die­sen „Rest­ar­bei­ten“ Be­triebs­zwe­cke der (still­ge­leg­ten) Pro­duk­ti­on ver­folgt wur­den, wird von der Be­klag­ten in bei­den In­stan­zen nicht näher dar­ge­stellt. Darüber hin­aus gab es ei­ne ar­beits­tech­ni­sche Ver­knüpfung zwi­schen Wa­ren­ein­gang und Pro­duk­ti­on, wenn Pro­duk­ti­ons­mit­ar­bei­ter ih­re Wa­re beim Wa­ren­aus­gang ab­hol­ten (Sei­te 4 des Schrift­sat­zes der Be­klag­ten vom 12.12.2006, Sei­te 4 des Schrift­sat­zes der Kläge­rin vom 04.12.2006). Aus­ge­hend da­von, dass – von der Be­klag­ten zu­ge­stan­den – Pro­duk­ti­on und Ver­sand bis No­vem­ber 2005 Tei­le ei­nes Ge­samt­be­triebs wa­ren, hätte es im Rah­men der ab­ge­stuf­ten Dar­le­gungs- und Be­weis­last sei­tens der Be­klag­ten der nach­voll­zieh­ba­ren Dar­stel­lung von Verände­run­gen

 

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ge­for­dert, die über ei­ne ge­wis­se per­so­nel­le „Ver­selbständi­gung“ hin­aus (kei­ne Mit­ar­bei­ter­aus­lei­he mehr, Ein­set­zung der Be­reichs­lei­ter S. und A.) die bis­he­ri­ge Ab­tei­lun­gen zu ei­genständi­gen Be­trie­ben wer­den ließ. Der Vor­trag der Be­klag­ten zu die­sem Punkt ist in bei­den In­stan­zen un­er­gie­big ge­blie­ben.
Mit dem Vor­trag zur Ein­stel­lungs-, Ab­mah­nungs- und Kündi­gungs­be­fug­nis des Be­reichs­lei­ters S. zeigt die Be­klag­te zwar ei­nen Um­stand auf, der als An­zei­chen für die or­ga­ni­sa­to­ri­sche Selbständig­keit der Pro­duk­ti­on in ei­ne Ge­samt­schau ein­fließen kann. Die Be­fug­nis zu per­so­nel­len Ein­zel­maßnah­men mach­te die Be­reichs­lei­ter je­doch zunächst nur zu lei­ten­den An­ge­stell­ten i.S.v. § 5 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 Be­trVG (vgl. auch KR/Rost, § 14 KSchG Rz. 29/32), stell­te le­dig­lich ei­nen Aus­schnitt aus dem Ge­samt­s­pek­trum der per­so­nel­len und so­zia­len An­ge­le­gen­hei­ten dar und hat be­grenz­te Aus­sa­ge­kraft, denn da­durch, dass Ar­beits- und Führungs­auf­ga­ben, Funk­tio­nen und Zuständig­kei­ten auf ei­ne un­te­re Ebe­ne (Be­reich) de­le­giert wer­den, ent­steht nicht be­reits ein ei­genständi­ger Be­trieb. So be­saßen Pro­duk­ti­on und Ver­sand kei­ne ei­ge­ne Ver­wal­tung, son­dern die für sie wahr­zu­neh­men­den Ver­wal­tungs­auf­ga­ben wur­den durch an­de­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten (Per­so­nal­ab­tei­lung, Lohn­buch­hal­tung, IT usw.) über­nom­men. Es be­stan­den vielfälti­ge ar­beits­tech­ni­sche Ver­knüpfun­gen und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Abhängig­kei­ten zu an­de­ren, ins­bes. ad­mi­nis­tra­ti­ven Be­rei­chen. Die den Be­reichs­lei­tern S. und A. über­tra­ge­ne Lei­tungs- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­fug­nis wa­ren nur die ei­nes Ab­tei­lungs­lei­ters und mach­te da­her die Be­rei­che nicht zu ei­genständi­gen „Be­trie­ben“. An­zu­mer­ken ist, dass die dem Be­reichs­lei­ter S. zu­ge­schrie­be­ne selbständi­ge Ent­las­sungs­be­fug­nis am 26.07.2006 nicht sicht­bar wur­de. Al­le Kündi­gungs­schrei­ben hat­te der Geschäftsführer, der persönlich den Mit­ar­bei­tern der Pro­duk­ti­on sei­ne Ent­schei­dung, die Pro­duk­ti­on auf­zu­ge­ben, be­kannt ge­ge­ben hat­te, un­ter­zeich­net. Der Be­reichs­lei­ter S. trat mit dem Pro­duk­ti­ons­lei­ter D. prak­tisch nur als das die Kündi­gungsüberg­a­be ausführen­de Or­gan auf.

 

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d) Das erst­in­stanz­li­che Ur­teil hat aus­geführt, dass es vor­lie­gend nicht auf den be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­triebs­be­griff an­kom­me, son­dern dem Kündi­gungs­schutz­ge­setz ein ei­ge­ner Be­triebs­be­griff zu­grun­de lie­ge. Die­ser – rich­ti­ge – An­satz darf frei­lich nicht den Blick dafür ver­stel­len, dass der kündi­gungs­recht­li­che Be­triebs­be­griff weit­ge­hend vom Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz ge­prägt wird (BAG, Ur­teil vom 03.06.2004, 2 AZR 386/03, NJW 2005, 90). Zu­dem ist es im all­ge­mei­nen un­ab­weis­bar, bei der De­fi­ni­ti­on des Be­triebs­be­griffs, auf die je­wei­li­ge Re­ge­lungs­ma­te­rie und de­ren nor­ma­ti­ven Schutz­zweck zu be­ach­ten (vgl. z.B. – zu EGRL 75/129 – EuGH, Ur­teil vom 07.09.2006, C-187/05, NZA 2006, 1087, zu § 15 Abs. 5 KSchg – BAG, Ur­teil vom 02.03.2006, 2 AZR 83/05, NZA 2006, 988, – zu § 1 Be­trVG – Fit­ting, Be­trVG, 23. Aufl., § 1 Rz. 61, § 4 Rz. 1). Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat – be­zo­gen auf die Klein­be­triebs­klau­sel – den kündi­gungs­recht­li­chen Be­triebs­be­griff eben­falls (ver­fas­sungs­kon­form) nach dem ge­setz­li­chen Schutz­zweck aus­ge­legt (BVerfG, Be­schluss vom 27.01.1998, NJW 1998, 1475). Um kündi­gungs­recht­li­chen Schutz geht es in­des­sen nicht nur bei der Pri­vi­le­gie­rung des Klein­be­triebs nach § 23 Abs. 1 Satz 2 u. 3 KSchG, son­dern – ober­halb der Schwel­len­wer­te des §23 KSchG – auch bei der So­zi­al­aus­wahl, weil die Bil­dung des aus­wahl­re­le­van­ten Per­so­nen­krei­ses vom je­wei­li­gen Zu­schnitt des Beschäfti­gungs­be­triebs abhängen und da­mit für die Wirk­sam­keit der Kündi­gung maßge­bend sein kann (vgl. auch SPV/Preis, Kündi­gung und Kündi­gungs­schutz im Ar­beits­verhält­nis, 9. Aufl., Rz. 888). Un­ter die­sem As­pekt liegt na­he, die Kon­se­quen­zen der „be­triebs­be­zo­ge­nen So­zi­al­aus­wahl“ (BAG, Ur­teil vom 02.06.2005, a.a.O.) an dem Schutz­in­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers aus­zu­rich­ten, dass „ei­ne So­zi­al­aus­wahl, die ver­gleich­ba­re Ar­beit­neh­mer meh­re­rer, mögli­cher­wei­se weit aus­ein­an­der lie­gen­der Be­trie­be des Un­ter­neh­mens ein­be­zieht, die Vor­be­rei­tung ei­nes Kündi­gungs­ent­schlus­ses durch den Ar­beit­ge­ber und des­sen Nach­prüfung durch die Ge­rich­te oh­ne aus­rei­chen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge über Gebühr er­schwe­ren und darüber hin­aus zu nur schwer lösba­ren Pro­ble­men im Rah­men der Be­tei­li­gung des Be­triebs-/Per­so­nal­rats bei der­ar­ti­gen Maßnah­men führen (würde)“. Bei räum­lich eng ver­bun­de­nen Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten ist ein der­art aus­ge­prägtes Schutz­in­ter­es­se nicht oh­ne wei­te­res ge­ge­ben. Viel­mehr geht oft­mals in die­sen Fällen

 

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und so auch im Streit­fall das In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers nicht darüber hin­aus, die mit je­der So­zi­al­aus­wahl ver­bun­de­nen Lästig­kei­ten und Be­las­tun­gen zu ver­mei­den. Die­ses In­ter­es­se hat grundsätz­lich hin­ter dem Be­stands­schutz­in­ter­es­se der gekündig­ten Ar­beit­neh­mer zurück­zu­ste­hen. Da­her sind kündi­gungs­recht­lich an die Auf­spal­tung des Ge­samt­be­triebs in meh­re­re klei­ne­re Be­trie­be be­son­de­re An­for­de­run­gen zu stel­len und durch ei­ne ent­spre­chen­de Ver­tei­lung der Dar­le­gungs- und Be­weis­last ab­zu­si­chern (vgl. BVerfG vom 27.01.1998, a.a.O.).
In An­wen­dung die­ser Maßstäbe liegt die An­nah­me noch fer­ner, dass Pro­duk­ti­on und Ver­sand ei­genständi­ge Be­trie­be sei­en.

IV. Des wei­te­ren man­gelt es der streit­be­fan­ge­nen Kündi­gung an der Schrift­form nach § 623, § 126 BGB. Sie ist auch aus die­sem Grund un­wirk­sam.

1. Das Ar­beits­ge­richt ist zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der Ar­beit­neh­mer den Schrift­form­m­an­gel der Kündi­gung nicht in­ner­halb der Drei­wo­chen­frist gel­tend zu ma­chen braucht (§ 4 Satz 1 KSchG), son­dern dies auch später tun kann (ErfK/Müller-Glöge, 7. Aufl., § 623 BGB Rz. 24, SPV/Vos­sen, Rz. 1723a, KR/Spil­ger, § 623 BGB Rz. 214).

2. Es kann da­hin ste­hen, ob der Schrift­zug auf dem Kündi­gungs­schrei­ben die Ab­sicht der vol­len Un­ter­schrifts­leis­tung er­ken­nen lässt und sich als Wie­der­ga­be ei­nes Na­mens dar­stellt.

Nach ganz herr­schen­der Auf­fas­sung setzt „ei­ne Un­ter­schrift ein aus Buch­sta­ben ei­ner übli­chen Schrift be­ste­hen­des Ge­bil­de vor­aus, das nicht les­bar zu sein braucht. Er­for­der­lich, aber auch genügend ist das Vor­lie­gen ei­nes die Iden­tität des Un­ter­schrei­ben­den aus­rei­chend kenn­zeich­nen­den in­di­vi­du­el­len Schrift­zu­ges, der ein­ma­lig ist, ent­spre­chen­de cha­rak­te­ris­ti­sche Merk­ma­le auf­weist, sich als Wie­der­ga­be ei­nes Na­mens dar­stellt und die Ab­sicht ei­ner vol­len Un­ter-

 

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schrifts­leis­tung er­ken­nen lässt. Hand­zei­chen, die al­len­falls ei­nen Buch­sta­ben ver­deut­li­chen, so­wie Un­ter­zeich­nun­gen mit ei­ner Buch­sta­ben­fol­ge, die er­kenn­bar als be­wuss­te und ge­woll­te Na­mens­abkürzung er­scheint, stel­len dem­ge­genüber kei­ne formgülti­ge Un­ter­schrift dar. Ob ein Schrift­zei­chen ei­ne Un­ter­schrift oder le­dig­lich ei­ne Abkürzung (Hand­zei­chen, Pa­ra­phe) dar­stellt, be­ur­teilt sich nach dem äußeren Er­schei­nungs­bild. Da­bei ist ein großzügi­ger Maßstab an­zu­le­gen, so­fern die Au­to­ren­schaft ge­si­chert ist“ (BGH, Vers.-Ur­teil vom 15.11.2006, WM 2007, 426; fer­ner BAG Ur­teil 20.09.2006, 6 AZR 82/06, EzA-SD 2007, Nr. 6, 5 ff.).

Das Ar­beits­ge­richt hat aus dem äußeren Er­schei­nungs­bild des Schrift­zugs des Geschäftsführers auf dem Kündi­gungs­schrei­ben auf das Vor­lie­gen ei­ner vol­len Na­mens­un­ter­schrift ge­schlos­sen. Den gut be­gründe­ten Erwägun­gen des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils ist hin­zu­zufügen, dass der Schrift­zug dem auf dem Pro­to­koll der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung (Bl. 49 GA) weit­ge­hend ent­spricht. Ge­ringfügi­ge Un­ter­schie­de las­sen sich da­durch erklären, dass die Un­ter­zeich­nung der 21 Kündi­gungs­schrei­ben in schnel­ler Ab­fol­ge ge­schah und da­her die ein­zel­ne Un­ter­schrift we­ni­ger ex­akt aus­ge­fal­len sein mag. Im übri­gen lässt es die Kläge­rin für ih­re ge­gen­tei­li­ge Be­haup­tung an kon­kret nach­voll­zieh­ba­rem Vor­trag und z.B. der Vor­la­ge von Schriftstücken mit ei­ner an­de­ren Un­ter­schrift des Geschäftsführers feh­len.

3. Das Ori­gi­nalkündi­gungs­schrei­ben ist der Kläge­rin nicht i. S. v. § 130 BGB zu­ge­gan­gen. Dies hat zur Kon­se­quenz, dass die Kündi­gung we­gen Form­m­an­gels nach § 623, § 126 Abs. 1 BGB un­wirk­sam ist.

a) Die Kündi­gung be­darf gemäß § 623 BGB zu ih­rer Wirk­sam­keit der Schrift­form. Sie muss da­her gemäß § 126 Abs. 1 BGB vom Erklären­den ei­genhändig un­ter­schrie­ben und – da es sich um ei­ne emp­fangs­bedürf­ti­ge Wil­lens­erklärung han­delt – in die­ser Form auch dem Erklärungs­empfänger gemäß § 130 Abs. 1 Satz 1 BGB zu­ge­hen.

 

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Un­zu­rei­chend ist da­bei der Zu­gang ei­ner Fo­to­ko­pie der un­ter­schrie­be­nen Ur­kun­de oder ei­nes Aus­zu­ges aus dem Ver­trag. Er­for­der­lich ist viel­mehr der Zu­gang der mit der Ori­gi­nal­un­ter­schrift ver­se­he­nen Ur­kun­de (OLG Düssel­dorf, Ur­teil vom 20.03.2001, ZMR 2002, 35 ff.).

Es ent­spricht all­ge­mei­ner Auf­fas­sung, dass ei­ne verkörper­te Wil­lens­erklärung un­ter An­we­sen­den zu­geht, wenn sie durch Überg­a­be in den Herr­schafts­be­reich des Empfängers ge­langt. Der Zu­gang ist er­folgt, wenn der Erklärungs­empfänger die tatsächli­che Verfügungs­ge­walt über das die Erklärung ent­hal­te­ne Schriftstück er­langt hat (BAG Be­schl. v. 07.01.2004, 2 AZR 388/03, ZIn­sO 2005, 671, BGH, Ur­teil vom 21.02.1996, NJW-RR 1996, 641 [Nie­der­le­gen ei­nes Schriftstücks auf den ge­mein­sa­men Wohn­zim­mer­tisch]), wenn die Erklärung durch Überg­a­be in den Herr­schafts­be­reich des Empfängers ge­langt ist (BAG, Ur­teil vom 04.12.1986, 2 AZR 33/86, n.v.).

b) Das Ar­beits­ge­richt hat es un­ter Hin­weis auf das BAG-Ur­teil vom 04.11.2004 (2 AZR 17/04, NJW 2005, 1533) für den Zu­gang aus­rei­chen las­sen, dass das Ori­gi­nal­schrei­ben der­art auf den Büro­schreib­tisch des Zeu­gen D. ge­legt wur­de, dass ein in den Raum ge­ru­fe­ner Ar­beit­neh­mer, wenn er an dem Schreib­tisch Platz nahm, das Schrei­ben (und die da­ne­ben ge­leg­te Ko­pie) durch­le­sen und ver­ste­hen konn­te. Die­sen Sach­ver­halt hat das Ar­beits­ge­richt auf Grund der Aus­sa­gen der Zeu­gen S. und D. fest­ge­stellt. Die ge­gen die­se Fest­stel­lung ge­rich­te­ten Be­den­ken re­sul­tie­ren zum ei­nen dar­aus, dass nach den Aus­sa­gen of­fen ge­blie­ben ist, ob die Kläge­rin (was sie be­strei­tet) sich an den Schreib­tisch setz­te, und die Auf­for­de­rung, sie sol­le das (Kündi­gungs­schrei­ben) le­sen und den Er­halt quit­tie­ren (was die Kläge­rin ver­wei­ger­te), von der Kläge­rin so ver­stan­den wer­den muss­te, dass sie „im Ste­hen“ bei­de Schrei­ben le­sen und ggf. das mit Tipp-Ex und hand­schrift­lich geänder­te Ori­gi­nal­schrei­ben mit der Ko­pie ab­glei­chen soll­te. Auch weist das Sit­zungs­pro­to­koll vom 14.12.2006 auf ei­ne un­ter­schied­li­che Schil­de­rung der Ge­sche­hen­ab­fol­ge durch die Zeu­gen hin. Nach den Be­kun­dun­gen des Zeu­gen S. wur­de die Kläge­rin zunächst darüber in­for­miert, dass sie sich ar­beit­su­chend mel­den müsse, an-

 

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schließend wur­de mit ihr über das Zeug­nis ge­spro­chen und ihr schließlich nach der dann ver­wei­ger­ten Quit­tie­rung die zu­sam­men­ge­fal­te­te Ko­pie in ei­nem Um­schlag über­ge­ben. Der Zeu­ge D. hat dem­ge­genüber aus­ge­sagt, dass im An­schluss an die ver­wei­ger­te Quit­tie­rung die Kläge­rin über die Pflicht be­lehrt wur­de, sich bei der Ar­beits­agen­tur zu mel­den und mit ihr noch das Zeug­nis an­ge­spro­chen wur­de.

c) Die Kam­mer hat da­von ab­ge­se­hen, die Zeu­gen zu ver­neh­men, um sich ein ei­ge­nes Bild von der Glaub­haf­tig­keit ih­rer Be­kun­dun­gen zu ma­chen. Auch wenn man den erst­in­stanz­lich fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt zu­grun­de legt, ist nach Auf­fas­sung der Kam­mer kein Zu­gang i. S. v. § 130 Abs. 1 BGB ge­ge­ben. Denn die Kläge­rin er­hielt die Verfügungs­ge­walt über das Ori­gi­nalkündi­gungs­schrei­ben auch nicht vorüber­ge­hend, son­dern muss­te – selbst wenn sie sich an den Schreib­tisch ge­setzt hätte – nach den Umständen da­von aus­ge­hen, dass das Schrei­ben auf dem Schreib­tisch des Zeu­gen D. lie­gen und da­mit in der Verfügungs­ge­walt der Be­klag­ten blei­ben soll­te und ihr, der Kläge­rin, le­dig­lich die Ge­le­gen­heit ge­ge­ben war, es zu le­sen. Ein sol­ches Erklärungs­ver­hal­ten der Be­klag­ten (“An­gu­cken ja, An­fas­sen nein“) stellt kei­ne Überg­a­be bzw. Aushändi­gung und kei­ne Auf­ga­be der Verfügungs­ge­walt dar. Die­sem Be­fund steht nicht ent­ge­gen, dass die Ar­beit­neh­mer den Er­halt der Kündi­gung auch auf dem Ori­gi­nal­schrei­ben quit­tie­ren soll­ten. Viel­mehr geht dar­aus, dass die Emp­fangs­bestäti­gung auf das von der Be­klag­ten zurück­ge­hal­te­ne Ori­gi­nal­schrei­ben ge­setzt wer­den soll­te, verstärkt her­vor, dass die Be­klag­te das Ori­gi­nal­schrei­ben auch we­gen der Do­ku­men­ta­ti­on des Kündi­gungs­aus­spruchs nicht aus der Hand ge­ben woll­te.

d) Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat im Ur­teil vom 04.11.2004 (a.a.O.) her­aus­ge­stellt, dass Zu­gang un­ter An­we­sen­den nicht er­for­dert, dass die Verfügungs­ge­walt über das Schriftstück dau­er­haft er­langt sein müsse. In­des­sen gibt das Ur­teil nicht das Er­for­der­nis auf, dass das Schriftstück in die Verfügungs­ge­walt Herr­schafts­be­reich des Empfängers ge­lan­gen muss. Wenn das Ur­teil für den Zu­gang ei­ner verkörper­ten Erklärung un­ter An­we­sen­den die Aushändi­gung

 

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und Überg­a­be des Schriftstücks und den Um­stand, dass über­haupt durch Überg­a­be in den Herr­schafts­be­reich des Empfängers ge­langt, genügen lässt, dann fehlt es – an­ders als in dem vom BAG ent­schie­de­nen Fall – vor­lie­gend an ei­ner Aushändi­gung und Überg­a­be. Im sel­ben Sinn hat das BAG im Be­schluss vom 07.01.2004 (a.a.O.) er­kannt, dass un­ter An­we­sen­den ei­ne verkörper­te Kündi­gungs­erklärung dem Erklärungs­empfänger zu­geht, wenn das Kündi­gungs­schrei­ben über­ge­ben, d.h. in sei­nen Herr­schafts­be­reich ge­langt ist, wenn der Erklärungs­empfänger die tatsächli­che Verfügungs­ge­walt über das die Erklärung ent­hal­te­ne Schriftstück er­langt hat.

In bei­den vor­ge­nann­ten Ent­schei­dun­gen wird aus­drück­lich an das RG-Ur­teil vom 27.10.1905, RGZ 61, 414 f. an­ge­knüpft. Dort ist wört­lich aus­geführt:

„Ab­ge­ge­ben wird die schrift­li­che Erklärung erst durch die Über­rei­chung an den an­we­sen­den oder die Ab­sen­dung an den ab­we­sen­den Gläubi­ger. Wirk­sam wird die ab­ge­ge­be­ne Erklärung erst in dem Zeit­punkt, in dem sie dem Gläubi­ger im Sin­ne des § 130 BGB zu­geht, in dem der Gläubi­ger die tatsächli­che Verfügungs­ge­walt über das die Erklärung ent­hal­ten­de Schriftstück er­langt. Zwar be­zieht sich der § 130 BGB nach sei­nem Wort­lau­te nur auf Erklärun­gen ge­genüber Ab­we­sen­den; er ist je­doch auch auf Erklärun­gen und An­we­sen­den an­wend­bar. Der § 130 stellt den all­ge­mei­nen, die ge­sam­te Leh­re vom Ab­schlus­se der Rechts­geschäfte be­herr­schen­den Grund­satz auf, dass der Erklären­de nicht ge­bun­den sein soll, so­lan­ge er in der La­ge ist, über das die Erklärung ent­hal­te­ne Schriftstück selbst zu verfügen, wohl aber, so­bald der Adres­sat die tatsächli­che Verfügungs­ge­walt über das Schriftstück er­langt hat. Wenn in An­wen­dung die­ses Grund­sat­zes der Ab­sen­der be­rech­tigt ist, das be­reits ei­nem Bo­ten oder der Post über­ge­be­ne Schriftstück zurück­zu­neh­men, so muss auch un­ter An­we­sen­den der Erklären­de be­rech­tigt sein, die un­ter­schrie­be­ne Ur­kun­de zurück­zu­hal­ten und selbst die dem Adres­sa­ten dar­ge­reich­te Ur­kun­de zurück­zu­zie­hen, so­lan­ge die­ser sie nicht er­grif­fen oder sonst in sei­ne Verfügungs­ge­walt ge­bracht hat. Darüber be­steht auch in der Li­te­ra­tur kein Streit. Strei­tig ist, ob das „Zu­ge­hen“ in die­sem Sin­ne genügt, ob nicht un­ter An­we­sen­den noch die Kennt­nis­nah­me des Adres­sa­ten von dem In­hal­te hin­zu­kom­men muss, – ei­ne Fra­ge, auf die ein­zu­ge­hen vor­lie­gen­den­falls kein An­lass be­steht. Auch der Be­klag­te will an­schei­nend das Er­for­der­nis des „Zu­ge­hens“ nicht be­strei­ten, da er sei­nen An­spruch ge­ra­de auf die Be­haup­tung stützt, der Bürg­schafts­schein ha­be dem Di­rek­tor R. „zur Verfügung ge­stan­den“.
Prüft man die­se Be­haup­tung im Lich­te der vor­ste­hen­den recht­li­chen Ge­sichts­punk­te, so ist klar, dass sie in dem ei­ge­nen Vor­brin­gen des Be-

 

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klag­ten kei­ne Stütze fin­det. In dem Au­gen­blick, als im Ne­ben­zim­mer der Schuss fiel, soll die Kläge­rin im Be­grif­fe ge­we­sen sein, den Schein dem Di­rek­tor R. zu über­ge­ben. Folg­lich hat­te sie ih­re ei­ge­ne Verfügungs­macht noch nicht auf­ge­ge­ben. Da­nach soll die Ur­kun­de auf dem Ti­sche lie­gen ge­blie­ben sein. Dar­aus folgt aber mit nich­ten, dass sie dem Di­rek­tor R. zur Verfügung stand. Dies ließe sich viel­leicht sa­gen, wenn die Kläge­rin die Ur­kun­de vor dem Ge­nann­ten nie­der­ge­legt hätte, in der un­ver­kenn­ba­ren Ab­sicht, sie ihm zu über­las­sen. Die­se Ab­sicht macht auch oh­ne wei­te­res vor­aus­zu­set­zen sein bei der Nie­der­le­gung vor dem Adres­sa­ten. Ganz an­ders, wenn die Kläge­rin den Schein auf ih­rem ei­ge­nen Plat­ze lie­gen ließt, als sie sich in der Bestürzung über den ge­fal­le­nen Schuss er­hob. So gut wie beim Fal­len des Schus­ses die be­reits aus­ge­streck­te Hand zurück­zie­hen konn­te, so gut konn­te sie dem Di­rek­tor die Weg­nah­me der Ur­kun­de un­ter­sa­gen. Die­ser hat­te kein Recht, die da­lie­gen­de Ur­kun­de als ihm über­ge­ben an­zu­se­hen; denn er konn­te nicht an­neh­men, dass die Weg­nah­me auch jetzt noch, bei der gänz­lich veränder­ten Sach­la­ge, dem Wil­len der Kläge­rin ent­spre­che. Er hat denn auch die Ur­kun­de nicht an sich ge­nom­men. Nach al­le­dem hat der Be­klag­te kei­nen Vor­gang be­haup­tet, aus dem ent­nom­men wer­den könn­te, dass die Kläge­rin die Ur­kun­de dem Di­rek­tor R. zur Verfügung ge­stellt ha­be; und es dann des­halb von ei­ner wirk­sam ge­wor­de­nen Bürg­schafts­erklärung der Kläge­rin kei­ne Re­de sein. Dem­nach er­weist sich auch der auf die Bürg­schaft gestütz­te Wi­der­kla­ge­an­trag als un­be­gründet.“

Zwar weist der vom Reichs­ge­richt ent­schie­de­ne Fall Be­son­der­hei­ten auf, so dass die Ausführun­gen im Ur­teil vom 27.10.1905 – eben­so we­nig wie die im BAG-Ur­teil vom 04.11.2004 – auf den Streit­fall nicht oh­ne wei­te­res über­trag­bar sind. Es spricht aber auch vor­lie­gend nichts dafür, dass die Be­klag­te in der er­kenn­ba­ren Ab­sicht, das Ori­gi­nalkündi­gungs­schrei­ben den Ar­beit­neh­mern zu über­las­sen, das Schrei­ben auf dem Büro­schreib­tisch des Pro­duk­ti­ons­lei­ters D. plat­zier­te und dass die Ar­beit­neh­mer das Recht hat­ten, das Schrei­ben als ih­nen über­ge­ben an­zu­neh­men und an sich zu neh­men. Die Ar­beit­neh­mer muss­ten viel­mehr da­von aus­ge­hen, dass die Be­klag­te die Verfügungs­ge­walt über das Schrei­ben be­hal­ten woll­te und es nur zum Le­sen bzw. zur Quit­tie­rung des Kündi­gungs­er­halts auf dem Schreib­tisch lag. Da­her nah­men die Ar­beit­neh­mer das Ori­gi­nal­schrei­ben auch nicht an sich.

 

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e) Hin­zu kommt fol­gen­der Ge­sichts­punkt. Das ge­setz­li­che Schrift­for­mer­for­der­nis des § 623 BGB hat vor al­lem auch Be­weis­funk­ti­on. Zu der Iden­titäts- und Echt­heits­funk­ti­on tritt die Ve­ri­fi­ka­ti­ons­funk­ti­on: Der Empfänger der Erklärung soll die Möglich­keit ha­ben, am Ori­gi­nal zu über­prüfen, ob die Erklärung echt und der Text von der Un­ter­schrift ge­deckt ist (Ve­ri­fi­ka­ti­ons­funk­ti­on). In die­sem Sinn schützt die Schrift­form des § 623 BGB den Kündi­gungs­empfänger auch dann, wenn ihm zwar das persönli­che Schriftstück über­ge­ben wird, je­doch in sei­ner Ab­we­sen­heit er­stellt und von ei­ner an­de­ren Per­son als dem Über­ge­ben­den un­ter­zeich­net wor­den ist (vgl. BAG, Ur­teil 20.09.2006, 6 AZR 82/06, EzA-SD 2007, Nr. 6, 5). Die­se Ve­ri­fi­ka­ti­ons­funk­ti­on ist – zu­mal bei ei­nem mit Tipp-Ex und hand­schrift­lich veränder­ten – Schrei­ben nach Auf­fas­sung der Kam­mer nicht gewähr­leis­tet, wenn das Schrei­ben dem Empfänger nicht aus­gehändigt wird.

4. Die Kläge­rin han­delt nicht treu­wid­rig, wenn sie sich auf den Schrift­form­m­an­gel be­ruft.
Nach zu­tref­fen­der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (Ur­teil vom 16.09.2004, 2 AZR 659/03, NJW 2005, 844) kann ein Form­m­an­gel nach § 623 BGB nur aus­nahms­wei­se we­gen Ver­s­toßes ge­gen Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) für un­be­acht­lich er­ach­tet wer­den. Im all­ge­mei­nen ist es die Sa­che des Erklären­den, selbst dafür zu sor­gen dass das ge­setz­li­che Schrift­for­mer­for­der­nis ge­wahrt wird. So stellt et­wa die Tat­sa­che, dass der Empfänger ei­ne form­wid­rig erklärte Kündi­gung wi­der­spruchs­los hin­nimmt und sich erst später auf den Form­m­an­gel be­ruft, noch kei­nen Ver­s­toß ge­gen Treu und Glau­ben dar (BAG, Ur­teil vom 19.05.1988, 2 AZR 596/87, NZA 1989, 461). An­ders lie­gen die Din­ge vor al­lem in den Fällen, in de­nen der Erklären­de sich mit der Be­ru­fung auf den Form­m­an­gel zu ei­ge­nem vor­her­ge­hen­den Ver­hal­ten in Wi­der­spruch set­zen würde (ve­ni­re con­tra fac­tum pro­pri­um). Wann be­son­de­re Umstände die Rechts­ausübung als treu­wid­rig er­schei­nen las­sen, ist un­ter Berück­sich­ti­gung der Umstände des Ein­zel­falls zu ent­schei­den (BAG, Ur­teil vom 16.01.2003, 2 AZR 653/01, EzA Nr. 3 zu § 242 BGB 2002 Kündi­gung, vgl. BAG, Ur­teil vom 16.09.2004, a.a.O., Ur­teil vom 18.02.1992, 9 AZR 118/91, EzA Nr. 1 zu § 1

 

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BUrlG Ver­wir­kung, ArbG Düssel­dorf, Ur­teil vom 03.05.1995, 4 Ca 6437/94, n.v., Pa­landt/Hein­richs, BGB, 66. Aufl., § 125 Rz. 16).

Nach die­sen Maßstäben wäre die Be­ru­fung der Kläge­rin auf den Form­m­an­gel selbst dann nicht treu­wid­rig, wenn sie – was an­ge­sichts der ver­wei­ger­ten Quit­tie­rung nicht der Fall ist – die Kündi­gung wi­der­spruchs­los hin­ge­nom­men hätte. Hin­zu kommt, dass ein Ar­beit­ge­ber da­mit rech­nen muss, dass der Ar­beit­neh­mer ein nicht aus­gehändig­tes, mit Tipp-Ex und hand­schrift­lich geänder­tes Ori­gi­nal­schrei­ben im Nach­hin­ein als form­feh­ler­haft rügt. Die Kläge­rin muss­te der Be­klag­ten auch nicht zu­gu­te hal­ten, dass es auf­grund des Bran­des kei­ne Geschäftsbögen mehr ge­ge­ben ha­be, um die Kündi­gun­gen neu aus­zu­dru­cken (Sei­te 5 des Schrift­sat­zes vom 23.11.2006, Sei­te 3 des Schrift­sat­zes vom 06.11.2006). Ab­ge­se­hen da­von, dass zwi­schen Brand und Kündi­gung zwei Wo­chen la­gen und in die­ser Zeit Geschäftsbögen neu hätten ge­druckt wer­den können und auch nicht er­kenn­bar ist, wes­halb aus der Nie­der­las­sung F. kei­ne (Er­satz-)Geschäftsbögen be­schafft wer­den konn­ten, wäre es ein Leich­tes ge­we­sen, so wie die Ori­gi­nalkündi­gungs­schrei­ben fo­to­ko­piert wur­den, im We­ge des Ko­pier­vor­gan­ges neue Geschäftsbögen zu fer­ti­gen und zum Aus­druck der ab­geänder­ten Kündi­gun­gen zu ver­wen­den.
Der Be­reichs­lei­ter S., in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 18.04.2007 be­fragt, hat der Kam­mer Gründe für sei­ne an­de­re Vor­ge­hens­wei­se nicht plau­si­bel ma­chen können.

b) Die Be­ru­fung auf den Schrift­form­m­an­gel verstößt auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der Ver­wir­kung nicht ge­gen Treu und Glau­ben.

(11) Nach zu­tref­fen­der Spruch­pra­xis des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG, Ur­teil vom 15.12.2005, 2 AZR 148/05, NJW 2006, 2284; vgl. Ur­teil vom 24.05.2006, 7 AZR 365/05, LAG Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Ur­teil vom 07.06.2005, 3 Sa 17/05, n.v.) ist das Kla­ge­be­geh­ren ver­wirkt, wenn der An­spruch­stel­ler die Kla­ge erst nach Ab­lauf ei­nes länge­ren Zeit­raums er­hebt (Zeit­mo­ment) und da­durch ein Ver­trau­en­stat­be­stand beim An­spruchs­geg­ner ge­schaf­fen wird, dass er ge-

 

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richt­lich nicht mehr be­langt wer­de. Das Er­for­der­nis des Ver­trau­ens­schut­zes muss das In­ter­es­se des Be­rech­tig­ten an der sach­li­chen Prüfung des von ihm be­haup­te­ten An­spruchs der­art über­wie­gen, dass dem Geg­ner die Ein­las­sung auf die nicht in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist er­ho­be­ne Kla­ge nicht mehr zu­mut­bar ist. Wann das Zeit­mo­ment erfüllt ist, lässt sich nicht durch ei­ne sche­ma­ti­sie­ren­de Be­trach­tungs­wei­se er­mit­teln, son­dern nur für den Ein­zel­fall klären.

Die­se Vor­aus­set­zun­gen der Pro­zess­ver­wir­kung sind vor­lie­gend nicht erfüllt. Es fehlt an dem für die Pro­zess­ver­wir­kung er­for­der­li­chen Zeit- und Um­stands­mo­ment. Der Be­klag­ten ist zu­zu­mu­ten, sich im Rah­men ei­nes Rechts­streits auf das Kla­ge­be­geh­ren ein­zu­las­sen und hier­ge­gen zu ver­tei­di­gen.

(22) Darüber hin­aus kann auch das Recht als sol­ches ver­wir­ken, sich auf die Un­wirk­sam­keit ei­ner Kündi­gung und den (Fort)Be­stand ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zu be­ru­fen (KR/Rost, § 7 KSchG Rz. 36 ff. m.w.N.). Ob und wann der Zeit­ab­lauf zur Ver­wir­kung ei­nes Rechts führen kann, in­wie­weit be­son­de­re Umstände so­wohl im Ver­hal­ten des Be­rech­tig­ten als auch des Ver­pflich­te­ten hin­zu­tre­ten müssen und zwi­schen Zeit­mo­ment und Um­stands­mo­ment ei­ne Wech­sel­wir­kung be­steht (BAG, Ur­teil vom 12.12.2006, 9 AZR 747/06, DB 2007, 579), braucht für den Streit­fall nicht ver­tieft zu wer­den. Nach­dem die Kläge­rin in­ner­halb der Drei­wo­chen­frist Kündi­gungs­schutz­kla­ge er­ho­ben hat­te, muss­te die Be­klag­te je­den­falls für die Dau­er des Ver­fah­rens in ers­ter In­stanz da­mit rech­nen, dass die Kläge­rin wei­te­re Un­wirk­sam­keits­gründe gel­tend ma­chen und – so im Schrift­satz vom 31.10.2006 ge­sche­hen – sich ins­be­son­de­re die in Par­al­lel­ver­fah­ren er­ho­be­ne Rüge, dass nur das Kündi­gungs­schrei­ben le­dig­lich in Ko­pie über­ge­ben wur­de, sich zu ei­gen ma­chen würde.

C. Die Kos­ten des Rechts­streits hat nach § 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO die Be­klag­te zu tra­gen.

 

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Für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on an das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat die Kam­mer nach Prüfung der ge­setz­li­chen Zu­las­sungs­gründe (§ 72 Abs. 2 ArbGG) kei­ne Ver­an­las­sung ge­se­hen. Dem Rechts­streit kann ins­be­son­de­re we­der ei­ne grundsätz­li­che Be­deu­tung bei­ge­mes­sen wer­den, noch sind die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Di­ver­genz­re­vi­si­on er­sicht­lich. Hin­sicht­lich der Ein­zel­hei­ten der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de wird die Be­klag­te auf § 72 a ArbGG hin­ge­wie­sen.

 

Dr. Plüm 

Löche­rer 

Fran­ken

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