HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Ur­teil vom 31.01.2007, 22 Sa 5/06

   
Schlagworte: Betriebsübergang: Widerspruch
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg
Aktenzeichen: 22 Sa 5/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 31.01.2007
   
Leitsätze:

1. 613a BGB findet auch in Fällen der Anwachsung gemäß § 738 Abs 1 S 1 BGB Anwendung.

2. Die die Anwachsung auslösende Austrittsvereinbarung gilt als Rechtsgeschäft i.S. § 613a Abs 1 BGB.

3. Dem Arbeitnehmer steht ein Widerspruchsrecht gemäß § 613a Abs 6 BGB zu, auch wenn infolge der Austrittsvereinbarung der bisherige Arbeitgeber erlischt.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Freiburg, Urteil vom 21.02.2006, 8 Ca 544/05
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ba­den-Würt­tem­berg

 

Verkündet

am 31.01.2007

Ak­ten­zei­chen:

22 Sa 5/06

8 Ca 544/05 (ArbG FR - Kn. VS -)
(Bit­te bei al­len Schrei­ben an­ge­ben!)

gez. Go­ede
Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

Im Na­men des Vol­kes

 

Ur­teil

In dem Rechts­streit

- Kläger/Be­ru­fungskläger -

Proz.-Bev.: u.

ge­gen

vertr.d.d.
- Be­klag­te/Be­ru­fungs­be­klag­te -

Proz.-Bev.:

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg - Kam­mern Frei­burg -
22. Kam­mer -
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Zei­ser,
den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter B
und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter T
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 12.12.2006

für Recht er­kannt:

1. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frei­burg, Kn. Vil­lin­gen-Schwen­nin­gen vom 21.02.2006, Az.: 8 Ca 544/05
wird zurück­ge­wie­sen.

 

- 2 -

2. Der Kläger trägt die Kos­ten der Be­ru­fung.

3. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Der Kläger be­gehrt Fest­stel­lung der Un­wirk­sam­keit ei­ner Kündi­gung, so­wie Fest­stel­lung, dass zwi­schen den Par­tei­en ein Ar­beits­verhält­nis be­steht, hilfs­wei­se be­gehrt der Kläger Nach­teils­aus­gleich gemäß § 113 Be­trVG, höchst­hilfs­wei­se Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung ei­ner So­zi­al­ab­fin­dung aus ei­nem im Jahr 2004 ab­ge­schlos­se­nen So­zi­al­plan der Fa. K. AG.

Der Kläger ist bei der Fa. K. K. GmbH und Co. KG (im Fol­gen­den: K. KG) als stell­ver­tre­ten­der Ab­tei­lungs­lei­ter im Wa­ren­haus in T. beschäftigt ge­we­sen. Sein durch­schnitt­li­ches Brut­tor­no­nats­ent­gelt hat zu­letzt 3.200,00 € be­tra­gen. In der K. KG wa­ren 75 klei­ne­re Wa­renhäuser der K.Grup­pe or­ga­ni­siert.

Persönli­che haf­ten­de Ge­sell­schaf­te­rin der K. KG war die K. K. Ver­wal­tungs-GmbH (im Fol­gen­den: KK-GmbH "Alt"), ein­zi­ge Kom­man­di­tis­tin war, je­den­falls zu­letzt, die M. G. Hol­ding GmbH (im Fol­gen­den: M-GmbH).

Mit Aus­tritts­ver­ein­ba­rung vom 06.09.2005 (BI. 92 d. Ak­ten in eng­li­scher Spra­che, Bl. 118 d. Ak­ten in Über­set­zung) ver­ein­bar­ten die Ge­sell­schaf­ter der K.KG den Aus­tritt der persönlich haf­ten­den Ge­sell­schaf­te­rin, der KK- GmbH "Alt" aus der K. KG. Der Aus­tritt soll­te frühes­tens zum 20.09.2005, 24:00 Uhr er­fol­gen. In Zif­fer 5 der Aus­tritts­ver­ein­ba­rung bestäti­gen die Par­tei­en die­se Ver­ein­ba­rung, dass zum Wirk­sam­keits­zeit­punkt die Ge­sell­schaft (K. KG) aufhört zu exis­tie­ren und dass al­le Ak­ti­va und Pas­si­va der Ge­sell­schaft auf die M-GmbH über­ge­hen.

Die M-GmbH ist zwi­schen­zeit­lich um­fir­miert in K. GmbH (KK-GmbH "Neu").

Mit Schrei­ben vom 20.09.2005 (BI. 16 d. Vor­ak­ten) teil­te die K. KG dem Kläger un­ter dem Be­treff "Über­gang Ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses" fol­gen­des - aus­zugs­wei­se - mit:

"Im Rah­men des Er­werbs Ih­res Ar­beit­ge­bers - der K. K.GmbH & Co. KG (nach­fol­gend K. K. "Alt") ¬durch ei­ne in­ter­na­tio­na­le In­ves­to­ren­grup­pe soll zur Ver­ein­fa­chung der ge­sell­schafts­recht­li­chen Struk­tur der Grup­pe die K.K Ver­wal­tungs-GmbH, die jet­zi­ge Kom­ple­mentärin der K.K. "Alt", aus der K: "Alt" aus­tre­ten.

 

- 3 -

Der Aus­tritt er­folgt mit Wir­kung zum 21. Sep­tem­ber 2005 (nach­fol­gend Stich­tag). Er hat zur Fol­ge, dass die K.K "Alt" zum Stich­tag auf­gelöst wird. Gleich­zei­tig ge­hen al­le Rech­te und Pflich­ten der K. K "Alt" im Rah­men der Ge­samt­rechts­nach­fol­ge auf die ein­zig ver­blei­ben­de Ge­sell­schaf­te­rin, die K: K.GmbH (der­zeit noch fir­mie­rend als M.G.Hol­ding GmbH, nach­fol­gend K. K. "Neu"), über.

Da­mit ge­hen die ver­blie­be­nen 75 Fi­lia­len (sie­he An­la­ge) und die mit der K.K. "Alt" be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­se auf die K. K "Neu" über.

Durch die­sen Be­triebsüber­gang wird die K.K. "Neu" gemäß § 613a BGB mit Wir­kung zum Stich­tag ihr neu­er Ar­beit­ge­ber, der in al­le Rech­te und Pflich­ten Ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses mit KK"Alt" ein­tritt. Ihr Ar­beits­verhält­nis wird al­so anläss­lich des Be­triebsüber­gangs un­verändert fort­geführt."

"Dem Über­gang Ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses auf K.K. "Neu" können Sie nach § 613a Abs. 6 BGB in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­gang die­ses Un­ter­rich­tungs­schrei­bens schrift­lich wi­der­spre­chen. Ihr Wi­der­spruch hätte zur Fol­ge, dass Ihr Ar­beits­verhält­nis nicht auf K. K. "Neu" über­geht. Wir möch­ten Sie je­doch bit­ten, von die­sem Recht nur nach sorgfälti­ger Abwägung Ge­brauch zu ma­chen. Denn ein Wi­der­spruch würde nicht da­zu führen, dass Ihr Ar­beits­verhält­nis mit der K. K. "Alt" fort­be­steht. Viel­mehr würde Ihr Ar­beits­verhält­nis bei ei­nem Wi­der­spruch auf­grund des Erlöschens der K. K. "Alt" mit Ab­lauf des 20. Sep­tem­ber 2005 au­to­ma­tisch en­den. Soll­ten Sie trotz die­ser Über­le­gung den­noch wi­der­spre­chen wol­len, bit­ten wir dar­um, Ih­ren Wi­der­spruch un­verzüglich, spätes­tens je­doch in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­gang die­ses Schrei­bens schrift­lich an die Geschäfts­lei­tung Ih­rer Fi­lia­le zu rich­ten; ei­ne E-Mail oder ein Te­le­fax reicht zur Wahr­neh­mung des Wi­der­spruchs­rechts nicht aus."

Die­ses Schrei­ben ging dem Kläger - zu­letzt - un­strei­tig, am 26.09.2005 zu.

Mit Schrei­ben vom 26.10.2005 wi­der­sprach der Kläger mit fol­gen­dem Wort­laut:

"Hier­mit wi­der­spre­che ist frist­ge­recht dem Be­triebsüber­gang von der K. K. GmbH & Co. KG auf die K.K. GmbH gemäß Schrei­ben der K.K. GmbH & Co. KG G. vom 20. Sep­tem­ber 2005".

Die­ses Schrei­ben war adres­siert an

K. K.GmbH & Co. KG
- Geschäfts­lei­tung-
A. S. B.Str. T.

Laut dem auf dem Schrei­ben an­ge­brach­ten Emp­fangs­be­kennt­nis ging das Schrei­ben vom 26.10.2005 bei der Empfänge­r­adres­se ein.

Mit Schrei­ben vom 26.10.2005 bestätig­te die Be­klag­te (KK-GmbH "Neu") den Ein­gang mit fol­gen­dem Wort­laut:

Wir bestäti­gen Ih­nen hier­mit den Ein­gang Ih­res Wi­der­spruchs zum Be­triebsüber­gang auf die K. K. GmbH mit dem heu­ti­gen Tag.

 

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Dem Über­lei­tungs­schrei­ben vom 20.09.2005 konn­ten Sie für Ih­ren Ent­schluss ent­neh­men, dass bei ei­nem Wi­der­spruch ge­gen den Be­triebsüber­gang Ihr Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des 20. Sep­tem­ber 2005 au­to­ma­tisch en­det. Wir bestäti­gen Ih­nen da­her hier­mit Ih­ren Aus­tritt mit dem 20. Sep­tem­ber 2005.

Bis heu­te be­dan­ken wir uns für Ih­re Tätig­keit in un­se­rem Un­ter­neh­men. Nach Er­stel­lung Ih­rer Ar­beits­pa­pie­re wer­den wir Ih­nen die­se zu­sen­den. Wir wünschen Ih­nen be­ruf­lich und pri­vat wei­ter­hin al­les Gu­te und ver­blei­ben

Un­ter dem 27.10.2005 schrieb der Kläger an die auf Sei­te 8 und 9 der Be­ru­fungs­be­gründung be­zeich­ne­ten Per­so­nen (BI. 37/38 d. Ak­ten) ein E-Mail fol­gen­den In­halts:

"Ir­gend­wann hat je­der mal die Schnau­ze voll und kann das, was so ab­geht, gar nicht mehr nach­voll­zie­hen. Ha­be das hier in T. jetzt über 8 Jah­re mit­ge­macht Ir­gend­wann soll­te man für sich ent­schei­den so nicht mehr. Die­se Ent­schei­dung ha­be ich ges­tern ge­trof­fen. Ich ha­be dem Be­triebsüber­gang von K. GmbH + Co. KG auf K. GmbH wi­der­spro­chen... hier­mit möch­te ich mich auch bei euch al­len für die schöne Zu­sam­men­ar­beit .... be­dan­ken.... wünsche al­len ei­ne gu­te und stress­freie Zeit im Un­ter­neh­men. Wer­de mich in den nächs­ten Wo­chen nach et­was Neu­em und womöglich Bes­se­rem um­schau­en."

Un­strei­tig sind die­se Per­so­nen teil­wei­se Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten.

Strei­tig zwi­schen den Par­tei­en ist, ob § 613a BGB auf fol­gen­den Sach­ver­halt an­wend­bar ist, für den Fall der An­wend­bar­keit, ob dem Kläger ein Wi­der­spruchs­recht nach § 613a Abs. 6 BGB zu­steht. Wei­ter ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig, ob, falls dem Kläger ein Wi­der­spruchs­recht nach § 613 a BGB nicht zu­steht, der Wi­der­spruch des Klägers im Zu­sam­men­hang mit dem vom Kläger ver­sand­ten E-Mails als Kündi­gungs­erklärung des Ar­beits­verhält­nis­ses an­ge­se­hen wer­den kann. We­gen der iden­ti­schen Wie­der­ho­lung des erst­in­stanz­lich ge­hal­te­nen Vor­tra­ges so­wie der geäußer­ten Rechts­an­sich­ten im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wird von ei­ner nähe­ren Dar­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Vor­trags ab­ge­se­hen. In­so­weit so­wie bezüglich der erst­in­stanz­lich ge­stell­ten Anträge, wel­che in der zu­letzt ge­stell­ten Form im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wei­ter ver­folgt wer­den, wird der Tat­be­stand der Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts in Be­zug ge­nom­men.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 21.02.2006 die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat aus­geführt, es könne da­hin­ge­stellt blei­ben, ob in dem Fall, dass der bis­he­ri­ge Ar­beit­ge­ber mit der Über­tra­gung erlösche, dem Ar­beit­neh­mer ein Wi­der­spruchs­recht zu­ste­he. Aus dem Wi­der­spruchs­schrei­ben des Klägers vom 26.10.2005 un­ter Berück­sich­ti­gung der am 27.10.2005 ge­schrie­be­nen E-Mails er­ge­be sich, dass die­ses Wi­der­spruchs­schrei­ben als außer­or­dent­li­che Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses aus­zu­le­gen sei. Dem Kläger ste­he anläss­lich der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses we­der Nach­teils­an­spruch noch So­zi­al­plan­an­spruch zu.

 

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Ge­gen das dem Kläger am 09.03.2006 zu­ge­stell­te Ur­teil rich­tet sich die am 06.04.2006 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­ne und mit am 09.06.2006 ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz aus­geführ­te Be­ru­fung des Klägers.

Der Kläger ist der An­sicht, sein Schrei­ben vom 26.10.2005 könne we­der als Kündi­gungs­erklärung noch als Wi­der­spruch im Sin­ne des § 613a Abs. 6 BGB an­ge­se­hen wer­den. Nach Sach­la­ge lie­ge ein Be­triebsüber­gang nach § 613a BGB nicht vor, nach dem Be­klag­ten­vor­trag er­ge­be sich viel­mehr eher ei­ne Vermögensüber­tra­gung gemäß § 174 ff. Um­wand­lungs­ge­setz, durch wel­che Ar­beits­verhält­nis­se über­haupt nicht berührt sei­en. Darüber hin­aus lie­ge in kei­nem Fall ein rechts­geschäft­li­cher Be­triebsüber­gang vor, son­dern al­len­falls ein Be­triebsüber­gang kraft Uni­ver­sal­suk­zes­si­on vor, so dass auch aus die­sem Grund § 613a BGB un­an­wend­bar sei. Selbst im Fall der An­wend­bar­keit des § 613a BGB kom­me dem Kläger ein Wi­der­spruchs­recht nicht zu, da der bis­he­ri­ge Ar­beit­ge­ber er­lo­schen sei. Im Übri­gen sei der Wi­der­spruch ge­genüber dem nach Vor­trag der Be­klag­ten er­lo­sche­nen Un­ter­neh­men, der K.KG erklärt. Ei­ne Um­deu­tung des Wi­der­spruchs in ei­ne Ei­genkündi­gung des Klägers kom­me nicht in Be­tracht, ei­ne sol­che ha­be der Kläger nicht aus­spre­chen wol­len. Der Kläger sei viel­mehr da­von aus­ge­gan­gen, bei sei­ner bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­be­rin der K. KG oder bei de­ren aus­ge­schie­de­nen Kom­ple­mentärin wei­ter­beschäftigt zu sein.

Des­halb ha­be er sich auch mit E-Mail vom 27.10.2005 von Kol­le­gen ver­ab­schie­de

Der Kläger be­an­tragt,

Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frei­burg, Kn. Vil­lin­gen-Schwen­nin­gen vom 21.02.2006, Az.: 8 Ca 544/05 auf­ge­ho­ben und wie folgt ent­schie­den:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass die Kündi­gung vom 26.10.2005 un­wirk­sam ist und das Ar­beits­verhält­nis un­gekündigt fort­be­steht.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis auch nicht durch an­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände en­det, son­dern zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen fort­be­steht.

3. Es wird fest­ge­stellt, dass zwi­schen dem Kläger und der Be­ru­fungs­be­klag­ten ein Ar­beits­verhält­nis be­steht.

4. Hilfs­wei­se:

Die Be­ru­fungs­be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger ei­nen Nach­teils­aus­gleich gemäß § 113 Be­trVG zu be­zah­len, des­sen Höhe in das Er­mes­sen des Ge­richts ge­stellt wird.

5. Höchst­hilfs­wei­se.

Die Be­ru­fungs­be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger ei­ne So­zi­al­ab­fin­dung aus dem So­zi­al­plan von 2004 wie An­la­ge K 5 zu be­zah­len.

 

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Die Kos­ten des Ver­fah­rens trägt die Be­ru­fungs­be­klag­te.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung des Klägers zurück­zu­wei­sen

Die Be­klag­te trägt vor:

§ 174 Um­wand­lungs­ge­setz lie­ge evi­dent nicht vor. Der Aus­tritt ei­nes Ge­sell­schaf­ters aus ei­ner KG sei kein Vor­gang nach dem Um­wand­lungs­ge­setz, viel­mehr fin­de An­wach­sung gemäß §§ 142 HGB, 738 Abs. 1 Satz 1 BGB statt. Auf die­se An­wach­sungsfälle sei § 613a BGB an­wend­bar. Dass das Erlöschen des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers für das Wi­der­spruchs­recht des Ar­beit­neh­mers oh­ne Be­lang sei, er­ge­be sich dar­aus, dass der Ge­setz­ge­ber in § 613a Abs. 3 den Fall des Erlöschens des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers ge­re­gelt ha­be, in § 613 a Abs. 6 BGB da­ge­gen be­wusst von ei­ner ent­spre­chen­den Re­ge­lung ab­ge­se­hen ha­be. Die Ver­nei­nung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts in die­sen Fällen wäre ver­fas­sungs­recht­lich be­denk­lich. Trotz Adres­sie­rung an die K.KG sei der Wi­der­spruch des Klägers der Be­klag­ten wirk­sam zu­ge­gan­gen. Nach­dem der Kläger im In­for­ma­ti­ons­schrei­ben vom 20.09.2005 aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den sei, dass ein Wi­der­spruch zur au­to­ma­ti­schen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses führe, sei dem Kläger be­wusst ge­we­sen, dass er mit sei­nem Wi­der­spruchs­schrei­ben das Ar­beits­verhält­nis be­en­de. Da­mit sei das Wi­der­spruchs­schrei­ben des Klägers zu­min­dest als Kündi­gungs­erklärung aus­zu­le­gen. Zu­min­dest sei das Schrei­ben des Klägers in ei­ne ar­beit­neh­mer­seit­li­che Kündi­gung gemäß § 140 BGB um­zu­deu­ten.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wer­den die Be­ru­fungs­be­gründungs­schrift so­wie die Be­ru­fungs­er­wi­de­rung so­wie die wei­te­ren Schriftsätze der Par­tei­en in Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die statt­haf­te, form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­te und aus­geführ­te und auch im Übri­gen zulässi­ge Be­ru­fung ist un­be­gründet.

Nach Sach­la­ge ist da­von aus­zu­ge­hen, dass durch die Aus­tritts­ver­ein­ba­rung der Ge­sell­schaf­ter der K.KG das Ar­beits­verhält­nis des Klägers gemäß § 613a BGB auf die Be­klag­te bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin, die M-GmbH, über­ge­gan­gen ist. Ob­wohl auf­grund die­ser Aus­tritts­ver­ein­ba­rung der bis­he­ri­ge Ar­beit­ge­ber des Klägers, die K. KG, er­lo­schen ist, steht dem Kläger ein Wi­der­spruchs­recht nach § 613a Abs. 6 BGB zu. Das Wi­der­spruchs­schrei­ben des Klägers kann we­der als Kündi­gungs­erklärung aus­ge­legt noch in ei­ne sol­che um­ge­deu­tet wer­den. Eben­so we­nig kann das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 26.10.2005 als Kündi­gungs­erklärung der Be­klag­ten ver­stan­den wer­den.

 

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Im Ein­zel­nen gilt fol­gen­des:

1. An­wend­bar­keit des § 613a BGB:

1.1 Die Be­stim­mung des Um­wand­lungs­ge­set­zes sind auf vor­lie­gen­den Sach­ver­halt nicht an­wend­bar. Es liegt kein Vor­gang nach dem Um­wand­lungs­ge­setz vor, ins­be­son­de­re kei­ne Ver­schmel­zung. Eben­so­we­nig liegt ei­ne Vermögensüber­tra­gung nach § 174 Um­wG vor ( § 175 Um­wG ).

1.2 Mit Aus­tritt der persönlich haf­ten­den Ge­sell­schaf­te­rin, der KK- GmbH "Alt" aus der K.KG ist de­ren Geschäfts­an­teil der ein­zig ver­blie­be­nen Ge­sell­schaf­te­rin, der frühe­ren M-GmbH, der jet­zi­gen Be­klag­ten, zu­ge­wach­sen. Hier­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die­se An­wach­sung sich nach § 738 BGB voll­zieht oder im We­ge sons­ti­ger Ge­samt­rechts­nach­fol­ge statt­fin­det (vgl. hier­zu Baum­bach, Han­dels­ge­setz­buch 32. Aufl., § 131 Rz 35. In je­dem Fall ver­ei­nigt sich in der Hand des ver­blei­ben­den Ge­sell­schaf­ters das ge­sam­te Ge­sell­schafts­vermögen durch Ge­samt­rechts­nach­fol­ge. Die Ge­sell­schaft ( K.KG ) er­lischt, wenn von zwei Ge­sell­schaf­tern nur noch ein Ge­sell­schaf­ter übrig bleibt (Kon­fu­si­on).

Da­mit ist durch die Aus­tritts­ver­ein­ba­rung vom 06.09.2005 die K. KG er­lo­schen, al­lei­ni­ge Recht­sträge­rin ist die vor­ma­li­ge Kom­man­di­tis­tin, die M-GmbH, als ein­zig ver­blie­be­ne Ge­sell­schaf­te­rin ge­wor­den.

1.3 Ob­wohl die al­lei­ni­ge Rechts­in­ha­ber­schaft durch Ge­samt­rechts­nach­fol­ge auf die M-GmbH, die Rechts­vorgänge­rin der jet­zi­gen Be­klag­ten, über­ge­gan­gen ist, ist § 613 a BGB an­wend­bar.

Die­sem Vor­gang liegt ein Rechts­geschäft, die zwi­schen den Ge­sell­schaf­tern der K. KG ge­trof­fe­ne Aus­tritts­ver­ein­ba­rung, vom 06.09.2005 zu­grun­de. Sie ist An­lass und Ur­sa­che des Über­gangs des Ge­sell­schafts­vermögens auf die ver­blei­ben­de Ge­sell­schaft, die M-GmbH.

Da­mit be­ruht der Über­gang des Ge­sell­schafts­vermögens, so­mit des Be­trie­bes der K.KG auf die M-GmbH, der Rechts­vorgänge­rin der jet­zi­gen Be­klag­ten, mit­tel­bar auf ei­ner rechts­geschäft­li­chen Ver­ein­ba­rung. Die Uni­ver­sal­suk­zes­si­on wird durch die­se rechts­geschäft­li­che Ver­ein­ba­rung aus­gelöst und ver­mit­telt.

Dies aber löst die Rechts­fol­gen des § 613a BGB aus.

 

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2. Wi­der­spruch des Klägers.

Dem zum 21.09.2005 ein­ge­tre­te­nen Be­triebsüber­gang auf die jet­zi­ge Be­klag­te hat der Kläger mit Schrei­ben vom 26.10.2005 wi­der­spro­chen. Die­ser Wi­der­spruch ist form- und frist­ge­recht und auch in sons­ti­ger Wei­se ord­nungs­gemäß er­folgt. Nach Auf­fas­sung der Kam­mer bleibt das Wi­der­spruchs­recht des Klägers gemäß § 613 a Abs. 6 BGB un­berührt von dem Um­stand, dass der bis­he­ri­ge Ar­beit­ge­ber, die K. KG er­lo­schen ist.

2.1 Nach § 613a Abs. 6 BGB kann der Ar­beit­neh­mer dem Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­gang der Un­ter­rich­tung nach Abs. 5 schrift­lich wi­der­spre­chen. Der Wi­der­spruch kann ge­genüber dem bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­ber oder dem neu­en In­ha­ber erklärt wer­den.

Vor­lie­gend war zwi­schen den Par­tei­en zu­letzt un­strei­tig, dass der Kläger aus­weis­lich des von der Be­klag­ten im Ter­min zur Be­ru­fungs­ver­hand­lung vor­ge­leg­ten Emp­fangs­be­kennt­nis­ses des Klägers das Un­ter­rich­tungs­schrei­ben nach § 613 a Abs. 5 BGB am 26.09.2005 er­hal­ten hat. Wei­ter ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig, dass der Wi­der­spruch des Klägers im Beschäfti­gungs­be­trieb des Klägers, an wel­chen nach dem In­halt des Un­ter­rich­tungs­schrei­bens der Wi­der­spruch zu rich­ten war, am 26.10.2005 ein­ge­gan­gen ist, so­mit in­ner­halb der Mo­nats­frist des § 613 a Abs. 6 Satz 1 BGB.

Unschädlich ist hier­bei, dass das Wi­der­spruchs­schrei­ben adres­siert war an die er­lo­sche­ne K.KG. Zur nähe­ren Be­stim­mung war im Adress­feld auf­geführt "Geschäfts­lei­tung, Herrn A. S." un­ter der Adres­se des Wa­ren­hau­ses in T., des Beschäfti­gungs­be­trie­bes des Klägers. Herr S. ist Lei­ter die­ses Wa­ren­hau­ses ge­we­sen.

Zu­tref­fend geht der Kläger da­von aus, dass ge­genüber ei­ner er­lo­sche­nen Rechts­persönlich­keit Erklärun­gen nicht ab­ge­ge­ben wer­den können. Den­noch ist die rechts­ge­stal­ten­de Wil­lens­erklärung des Wi­der­spruchs des Klägers der Be­klag­ten zu­ge­gan­gen. Er­for­der­lich, aber auch aus­rei­chend ist - ne­ben dem Zu­gang - dass die Wil­lens­erklärung mit dem Wil­len des Erklären­den in den Ver­kehr ge­langt und der Erklären­de da­mit rech­nen konn­te und ge­rech­net hat, sie wer­de den Erklärungs­geg­ner er­rei­chen (BGH v. 11.05.1979 , NJW 1979, 20, 32). Im Un­ter­rich­tungs­schrei­ben vom 20.09.2005 ist dar­um ge­be­ten, den Wi­der­spruch schrift­lich an die Geschäfts­lei­tung der Beschäfti­gungs­fi­lia­le des Ar­beit­neh­mers zu rich­ten. Ge­nau dies hat der Kläger ge­tan, wenn auch un­ter der Fir­ma der er­lo­sche­nen K:KG. Bei die­ser Sach­la­ge konn­te der Kläger da­von aus­ge­hen und muss­te dies auch, dass sein Wi­der­spruchs­schrei­ben mit Ein­gang in der Fi­lia­le die jet­zi­ge Be­klag­te er­reicht hat.

 

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2.2 Strei­tig ist, ob das Wi­der­spruchs­recht nach § 613a Abs. 6 BGB auch be­steht, wenn der Vor­ar­beit­ge­ber mit dem Be­triebsüber­gang uno ac­tu er­lischt. Zum Mei­nungs­stand wird ver­wie­sen auf die Dar­stel­lung bei Gräf, NZA 2006, 1078 ff.

Nach Auf­fas­sung der Kam­mer be­steht auch in die­sem Fall ein Wi­der­spruchs­recht des vom Be­triebsüber­gang be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers. Dies er­gibt ei­ne Aus­le­gung des § 613 a BGB.

2.2.1
Der der Ge­set­zes­aus­le­gung in ers­ter Li­nie zu­grun­de zu le­gen­de Wort­laut des Ge­set­zes dif­fe­ren­ziert das Wi­der­spruchs­recht nicht da­nach, ob der Vor­ar­beit­ge­ber recht­lich wei­ter­be­steht oder auf­gelöst ist. In­so­weit ver­weist der Kläger zwar zu­tref­fend auf die Bun­des­tags­druck­sa­che 14/7760. In der Ge­set­zes­be­gründung zu Art. 5 (Ände­rung des Um­wand­lungs­ge­set­zes) ist sind fol­gen­de Ausführun­gen ent­hal­ten:

"Kei­nen An­satz für ein Wi­der­spruchs­recht gibt es, wenn das Über­tra­gen­de in­fol­ge der Um­wand­lung er­lischt, al­so in den Fällen der Ver­schmel­zung, Auf­spal­tung und vollständi­gen Vermögensüber­tra­gung."

Dar­aus er­gibt sich je­doch nicht­zwin­gend, dass nach dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers in die­sen Fällen ein Wi­der­spruchs­recht nicht be­ste­hen sol­le. Die­ser Teil der Ge­set­zes­be­gründung kann auch da­hin ver­stan­den wer­den, dass es kei­nen An­satz auf ei­ne sinn­vol­le Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts in die­sen Fällen gibt. Dass der Ge­setz­ge­ber die­se Ein­schränkung in den Ge­set­zes­wort­laut nicht auf­ge­nom­men hat, spricht eher für letz­te­re Aus­le­gung.

2.2.2
Die­ses Er­geb­nis er­gibt auch die sys­te­ma­ti­sche Aus­le­gung des Ge­set­zes. Der Ge­setz­ge­ber hat in §
613a Abs. 3 BGB den Fall des Erlöschens des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers in­fol­ge der Um­wand­lung bei der Fra­ge der Haf­tung des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers aus­drück­lich ge­re­gelt hat. Dass der Ge­setz­ge­ber in § 613a Abs. 6 BAG da­ge­gen ei­nen Aus­schluss des Wi­der­spruchs­recht in die­sen Fällen nicht vor­ge­se­hen hat, spricht ge­gen ei­ne plan­wid­ri­ge Re­ge­lungslücke.

2.2.3
Ein Aus­schluss des Wi­der­spruchs­rechts in Fällen des Erlöschens des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers er­gibt sich auch nicht aus ei­ner te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on des Ge­set­zes. Sinn und Zweck des Wi­der­spruchs­rechts des Ar­beit­neh­mers, wel­ches die­sem nach der Recht­spre­chung des BAG schon vor Schaf­fung des § 613a Abs. 6 BGB zu­ge­bil­ligt wur­de, ist zum Ei­nen, dem Ar­beit­neh­mer ge­gen sei­nen Wil­len nicht

 

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ei­nen neu­en Ar­beit­neh­mer auf­zu­drängen, an­de­rer­seits durch Zurück­fal­len des Ar­beits­verhält­nis­ses auf den bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­ber, dem Ar­beit­neh­mer auch im Fal­le der Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts das Ar­beits­verhält­nis zu er­hal­ten. Si­cher­lich kann im Fal­le des Erlöschen des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers die­se zwei­te In­ten­si­on nicht er­reicht wer­den. Den­noch macht es auch im Fal­le des Erlöschens des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers Sinn, dem Ar­beit­neh­mer durch Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts das Recht in die Hand zu ge­ben, ei­nen ihm auf­ge­dräng­ten neu­en Ar­beit­ge­ber durch Wi­der­spruch ab­zu­weh­ren, oh­ne sich hier­zu auf ein mit Ri­si­ken be­las­te­tes Recht zur frist­lo­sen Kündi­gung ver­wei­sen las­sen zu müssen. Während es im Fal­le des § 613a Abs. 3 BGB sinn­los wäre, ei­ne er­lo­sche­ne Rechts­persönlich­keit haft­bar zu ma­chen, ist das Wei­ter­be­ste­hen ei­nes Wi­der­spruchs­rechts des Ar­beit­neh­mers auch in die­sen Fällen durch­aus sinn­haft, wenn auch die Ausübung die­ses Rechts durch den Ar­beit­neh­mer für die­sen mit Nach­tei­len ver­bun­den ist. Zu Recht geht Rieb­le (NZA 2004, 5) des­halb da­von aus, dass auch in die­sen Fällen ein Wi­der­spruchs­recht be­steht, wel­ches dann ei­nem frist­lo­sen Son­derkündi­gungs­recht gleicht, wo­bei nach Rieb­le ei­nem sol­chem Wi­der­spruch nur Wir­kung ex tu­ne zu­kom­men kann.

Da­mit hat der vom Kläger am 26.10.2005 erklärte Wi­der­spruch das Be­ste­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses zur Be­klag­ten zu­min­dest über den 26.10.2005 hin­aus ge­hin­dert.

3.
Ob darüber hin­aus - wie das Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men hat - die Wi­der­spruch­serklärung des Klägers als Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses aus­zu­le­gen wäre, kann da­hin­ge­stellt blei­ben. Eben­so kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob der vom Kläger erklärte Wi­der­spruch in ei­ne Kündi­gung gemäß § 140 um­zu­deu­ten wäre, wofür al­ler­dings die in den vom Kläger ver­sand­ten E-Mails dar­ge­leg­te In­ter­es­sen­la­ge des Klägers spre­chen würde.

Nach all dem be­steht ein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht, zu­min­dest nicht über den 26.10.2005 hin­aus.

Klag­an­trag Zif­fer 3 ist un­be­gründet.

4. Eben­falls un­be­gründet sind die Klag­anträge 1 und 2, da die Be­klag­te ei­ne Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht aus­ge­spro­chen hat. Er­sicht­lich sieht der Kläger in dem Schrei­ben der Be­klag­ten vom 26.10.2005, in wel­chem der Ein­gang des Wi­der­spruchs des Klägers bestätigt wird und aus dem Wi­der­spruch des Klägers die recht­li­che Kon­se­quenz der au­to­ma­ti­schen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 20.09.2005 her­ge­lei­tet wird, ei­ne Kündi­gungs­erklärung.

 

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Die­ses Schrei­ben ist als Kündi­gungs­erklärung nicht aus­leg­bar. Nach ein­deu­ti­gem Wort­laut die­ses Schrei­bens soll­te le­dig­lich hin­ge­wie­sen wer­den auf die aus dem Wi­der­spruchs­schrei­bens des Klägers sich nach An­sicht der Be­klag­ten er­ge­ben­de recht­li­che Kon­se­quenz der au­to­ma­ti­schen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 20.09.2005. Ein darüber hin­aus­ge­hen­der Erklärungs­in­halt kann die­ser Erklärung nicht bei­ge­mes­sen wer­den.

Auch in­so­weit war die Kla­ge des­halb un­be­gründet.

4. Eben­so sind die vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Hilfs­ansprüche auf Nach­teils­aus­gleich nach § 613 Be­trVG bzw. auf Ab­fin­dung So­zi­al­plan nach dem für die K. AG ab­ge­schlos­se­nen So­zi­al­plan un­be­gründet.

Zu bei­den gel­tend ge­mach­ten Hilfs­ansprüchen hat der Kläger kei­ner­lei Sach­vor­trag ge­leis­tet.

Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts stellt al­lein ein Be­triebsüber­gang nach § 613a BGB oh­ne Ein­grif­fe in den Be­stand und die Struk­tur des Be­trie­bes kei­ne Be­triebsände­rung im Sin­ne des § 111 Be­trVG dar.

Da sich vor­lie­gend außer der neu­en In­ha­ber­schaft am Be­trieb ir­gend­wel­che ei­ne Be­triebsände­rung er­ge­ben­de Ände­rung des Be­trie­bes er­ge­ben hat, ist vom Kläger nicht dar­ge­legt. Eben­so we­nig ist er­kenn­bar, aus wel­chen Gründen der Kläger in den Gel­tungs­be­reich des zwi­schen der K.AG und ih­rem Ge­samt­be­triebs­rat aus an­de­rem An­lass ab­ge­schlos­se­nen So­zi­al­plans fal­len soll.

Ins­ge­samt war die Kla­ge des­halb un­be­gründet, das Ar­beits­ge­richt hat im Er­geb­nis zu Recht die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Die hier­ge­gen geführ­te Be­ru­fung ist un­be­gründet.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 ZPO.

Die Re­vi­si­on wur­de we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen.

 

- 12 -

RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG

Ge­gen die­ses Ur­teil fin­det die Re­vi­si­on für d. KI. an das Bun­des­ar­beits­ge­richt statt. Die Re­vi­si­ons­schrift muss in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung des Be­ru­fungs­ur­teils, die Re­vi­si­ons­be­gründung in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach die­sem Zeit­punkt bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,

Hu­go-Preuß-Platz 1,

99084 Er­furt

ein­ge­hen.

Die Re­vi­si­ons- und die Re­vi­si­ons­be­gründungs­schrift müssen von ei­nem bei ei­nem deut­schen Ge­richt zu­ge­las­se­nen Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

 

Zei­ser

 

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