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LAG Köln, Ur­teil vom 08.11.2010, 2 Sa 612/10

   
Schlagworte: Kündigung: Fristlos, Alkoholverbot, Weihnachtsgeld
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 2 Sa 612/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 08.11.2010
   
Leitsätze:

Der Kläger wird verurteilt, an die Beklagte weitere 1.104,48 Euro nebst 5 Prozentpunkte Zinsen über dem Basiszinssatz ab dem 17.09.2009 zu zahlen.

Die Berufung des Klägers wird zurückgewiesen. Die Kosten des Rechtsstreits trägt der Kläger. Die Revision wird für den Kläger zugelassen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Urteil vom 25.11.2009, 3 Ca 1611/09
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, 2 Sa 612/10

 

Te­nor:

Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 25.11.2009 wird auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten teil­wei­se ab­geändert:

Der Kläger wird ver­ur­teilt, an die Be­klag­te wei­te­re 1.104,48 Eu­ro nebst 5 Pro­zent­punk­te Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz ab dem 17.09.2009 zu zah­len.

Die Be­ru­fung des Klägers wird zurück­ge­wie­sen. Die Kos­ten des Rechts­streits trägt der Kläger.

Die Re­vi­si­on wird für den Kläger zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um die Wirk­sam­keit ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung vom 12.02.2009, um die Vergütungs­zah­lung für den Mo­nat Fe­bru­ar 2009, die Rück­zah­lung des Weih­nachts­gel­des aus dem Jahr 2008 und um die Zah­lung ei­ner Ver­trags­stra­fe.

Der Kläger, ge­bo­ren am 06.03.1952, war bei der Be­klag­ten am 01.11.1995 als Be­rufs­kraft­fah­rer ein­ge­stellt wor­den. Als sol­cher führ­te er für die Be­klag­te

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Ge­fahr­gut­trans­por­te durch. Zusätz­lich war er zum Ge­fah­ren­gut­be­auf­trag­ten be­stellt wor­den. Sei­ne Be­rufs­be­zeich­nung gibt der Kläger mit "Kraft­ver­kehrs­meis­ter" an.

Der Kläger er­hielt ei­ne Grund­vergütung von 2.208,96 €. Auf­grund von Zu­la­gen und Pau­scha­len be­zog er ei­ne mo­nat­li­che Durch­schnitts­vergütung von 3.347,00 €. Der Kläger ist zu 30 % er­werbs­ge­min­dert. Ei­ne Ei­gen­schaft als schwer­be­hin­der­ter Mensch (Grad ei­ner Be­hin­de­rung von min­des­tens 50 %) war zum Kündi­gungs­zeit­punkt nicht nach­ge­wie­sen. Un­ter dem 10.02.2009 er­teil­te der zur be­ab­sich­tig­ten Kündi­gung an­gehörte Land­schafts­ver­band Rhein­land ein so­ge­nann­tes Ne­ga­ti­vat­test.

Durch ar­beits­ver­trag­li­che In­be­zug­nah­me ist die An­wen­dung des Be­zirks­man­tel­ta­rif­ver­trags für die ge­werb­li­chen Ar­beit­neh­mer im pri­va­ten Güter­ver­kehrs­ge­wer­be Nord­rhein-West­fa­len in der je­weils gülti­gen Fas­sung ver­ein­bart wor­den. § 10 MTV re­gelt zur Jah­res­son­der­zah­lung Fol­gen­des:

Die Jah­res­son­der­zah­lung ist zurück­zu­zah­len, wenn das Beschäfti­gungs­verhält­nis bis 6 zum 31.03. des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res en­det; das gilt nicht, wenn das Ar­beits­verhält­nis aus be­trieb­lich be­ding­ten Gründen durch den Ar­beit­ge­ber gekündigt wor­den ist.

Im Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en fin­det sich un­ter § 10 c fol­gen­de Re­ge­lung zur Rück­zah­lung ei­ner Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on:

Der Ar­beit­neh­mer ver­pflich­tet sich, die Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on zurück­zu­zah­len, wenn er vor dem 31.03. des der Aus­zah­lung nach­fol­gen­den Ka­len­der­jah­res aus­schei­det, es sei denn die Gra­ti­fi­ka­ti­on beträgt nicht mehr als 200,00 DM oder die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ist vom Ar­beit­ge­ber durch Be­fris­tung oder be­triebs­be­ding­te Kündi­gung ver­an­lasst.

Un­ter § 22 des Ar­beits­ver­tra­ges ist fol­gen­de Ver­trags­stra­fen­re­ge­lung ver­ein­bart: 

Für den Fall, dass der Ar­beit­neh­mer sei­nen Dienst schuld­haft nicht zum ver­ein­bar­ten 10 Ter­min an­tritt oder das Ar­beits­verhält­nis oh­ne Ein­hal­tung der Kündi­gungs­frist rechts­wid­rig vor­zei­tig be­en­det, hat er an den Ar­beit­ge­ber ei­ne Ver­trags­stra­fe in Höhe ei­nes durch­schnitt­li­chen Brut­to­mo­nats­ein­kom­mens zu zah­len. Das Glei­che gilt, wenn der Ar­beit­neh­mer we­gen schuld­haft ver­trags­wid­ri­gen Ver­hal­tens frist­los ent­las­sen wird oder wenn der Ar­beit­neh­mer ge­gen sei­ne ge­setz­li­che oder ver­trag­li­che Ge­heim­hal­tungs­ver­pflich­tung verstößt.

Am Don­ners­tag, den 05.02.2009 nahm der Kläger ge­gen 06.05 Uhr die Ar­beit auf. Er über­nahm ei­nen LKW, mit dem er auf dem Gelände des B -W in L bei der Fir­ma L Na­tron­lau­ge lud. Er kehrt ge­gen 09:00 Uhr mit die­ser La­dung zum Be­triebs­gelände zurück. Bei sei­ner Rück­kehr re­gis­trier­te der Fuhr­park­meis­ter, der Zeu­ge A H , ei­nen Atem­ge­ruch des Klägers, den er als Al­ko­hol­ge­ruch ein­ord­ne­te. Er zog dar­auf­hin den Zeu­gen P B (Fahr­trai­ner) hin­zu, der den­sel­ben Ge­ruch wahr­nahm und ihn eben­falls als Al­ko­hol­ge­ruch ein­ord­ne­te. Dar­auf wur­de der Kläger zu ei­nem Per­so­nal­gespräch in die Per­so­nal­ab­tei­lung ge­be­ten, das der Per­so­nal­lei­ter Herr F führ­te. Auch Herr F nahm wahr, dass die Atem­luft des Klägers ei­nen deut­lich wahr­nehm­ba­ren Ge­ruch hat­te, den er als Al­ko­hol­ge­ruch ein­ord­ne­te. An dem fol­gen­den Per­so­nal­gespräch nah­men so­dann der Kläger Herr H und Herr F teil.

Zum da­ma­li­gen Zeit­punkt galt die Ge­fahr­gut­ver­ord­nung Straße und Ei­sen­bahn (GG­VSE), nach de­ren § 9 Abs. 11 Nr. 18 die Fahrt mit ei­nem Ge­fahr­gut­trans­por­ter un­ter der Ein­wir­kung von al­ko­ho­li­schen Ge­tränken oder an­de­ren die dienst­li­che Tätig­keit be­ein­träch­ti­gen­den Mit­teln ver­bo­ten ist (0,0 Pro­mil­le­gren­ze). Nach § 10 Nr. 15 Buch­sta­be o) ist die Zu­wi­der­hand­lung ei­ne Ord­nungs­wid­rig­keit. Zu­dem gilt im Be­trieb der Be­klag­ten auf­grund ei­ner mit­be­stimm­ten Be­triebs­ver­ein­ba­rung ein ab­so­lu­tes Al­ko­hol­ver­bot, wel­ches

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auf sämt­li­chen Ar­beitsplätzen 0,0 Pro­mil­le vor­aus­setzt.

Die­se Re­ge­lung ist in ei­nem Be­triebs­hand­buch nie­der­ge­legt, wel­ches dem Kläger im Jahr 2005 aus­gehändigt wur­de. Zu­dem wer­den sämt­li­che Ge­fahr­gut­trans­port­fah­rer jähr­lich hin­sicht­lich der Si­cher­heits­vor­schrif­ten, zu de­nen auch das ab­so­lu­te Al­ko­hol­ver­bot gehört, ge­schult. Wei­ter­hin gehört das Al­ko­hol­ver­bot zu den Schu­lungs­in­hal­ten, die bei der Aus­bil­dung zum Ge­fahr­gut­be­auf­trag­ten zwin­gend ver­mit­telt wer­den müssen.

Der Kläger leug­ne­te zunächst, Al­ko­hol zu sich ge­nom­men zu ha­ben. Er stimm­te ei­ner Mes­sung mit dem im Be­trieb vor­han­de­nen Al­ko­hol­test­gerät der Mar­ke Dräger 7410 zu. Die­ses Gerät ist im Be­trieb vor­han­den, um stich­pro­ben­ar­ti­ge Über­prüfun­gen zu ermögli­chen. Die­se Stich­pro­ben wer­den auf­grund ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung vom Be­triebs­rat durch­geführt. Dem Kläger wur­de an­ge­bo­ten, ein Be­triebs­rats­mit­glied hin­zu­zu­zie­hen. Dies lehn­te der Kläger ab.

Mit Zu­stim­mung des Klägers wur­den so­dann kurz hin­ter­ein­an­der zwei Tests der Atem­luft durch­geführt. Der ers­te Test er­gab ei­nen Al­ko­hol­ge­halt von 0,36 Pro­mil­le, der zwei­te Test ei­nen Al­ko­hol­ge­halt von 0,40 Pro­mil­le. Der Kläger stell­te die­ses Er­geb­nis nicht in Fra­ge und rügte auch die Durchführung des Tests nicht.

Er gab nun­mehr an, be­stimm­te Sub­stan­zen zu sich ge­nom­men zu ha­ben. Bei sei­ner Be­fra­gung durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt erklärte der Kläger, er ha­be am Vor­abend ei­ne Por­ti­on Hus­ten­saft der Mar­ke Wick Me­di­Nait so­wie fünf Trop­fen Klos­ter­frau Me­lis­sen­geist auf Zu­cker zu sich ge­nom­men. Darüber hin­aus 0,2 Li­ter warm ge­mach­tes al­ko­hol­frei­es Bier. Die Be­klag­te be­haup­tet, der Kläger ha­be sich bei die­sem Gespräch zunächst nur da­hin­ge­hend ein­ge­las­sen, er ha­be am Vor­abend ei­ne Fla­sche Bier ge­trun­ken und mor­gens noch zu Hau­se ei­ne Por­ti­on Erkältungs­saft der Mar­ke Wick Me­di­Nait zu sich ge­nom­men. Erst bei der Anhörung durch den Be­triebs­rat ha­be er an­ge­ge­ben, er ha­be wei­ter­hin auch auf dem Gelände der Fir­ma L ei­ne Por­ti­on Wick Me­di­Nait zu sich ge­nom­men so­wie dort Klos­ter­frau Me­lis­sen­geist kon­su­miert.

Nach der Al­ko­hol­mes­sung wur­de nun­mehr durch die Ar­beit­ge­ber­sei­te der Be­triebs­rats­vor­sit­zen­de hin­zu­ge­zo­gen. Die Par­tei­en ei­nig­ten sich dar­auf, ei­nen Blut­al­ko­hol­test bei ei­nem Arzt durchführen zu las­sen. Strei­tig zwi­schen den Par­tei­en ist, ob der Kläger die­sen Vor­schlag mach­te oder ob die­ser Vor­schlag von Sei­ten der Ar­beit­ge­ber­sei­te kam, um dem Kläger Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die bis­he­ri­gen Er­geb­nis­se zu wie­der­le­gen. Das Per­so­nal­gespräch en­de­te um 09:45 Uhr. Der Kläger ging ge­mein­sam mit dem Zeu­gen B zu sei­nem LKW, um sei­ne Ta­sche dort her­aus­zu­ho­len. Er stel­le sie im Dis­po­gebäude ab. Die Ta­sche ent­hielt auch das Porte­mon­naie des Klägers.

Die Be­klag­te be­haup­tet, sie ha­be so­dann ver­sucht, ei­nen Arzt oder ein Kran­ken­haus aus­fin­dig zu ma­chen, wel­ches ei­nen ver­wert­ba­ren Blut­al­ko­hol­test durchführen könne. Um 10:19 Uhr be­reits sei der Kläger nicht mehr auf­find­bar ge­we­sen. Um 10:30 Uhr ha­be die Vi­deo­auf­zeich­nungs­an­la­ge fest­ge­hal­ten, dass der Kläger das Be­triebs­gelände ver­las­sen ha­be. Der Kläger be­haup­tet, er sei noch bis 11:20 Uhr auf dem Be­triebs­gelände ver­blie­ben. Er ha­be es dann ver­las­sen, oh­ne sei­ne Ta­sche zu ho­len und oh­ne sich ab­zu­mel­den, weil er sich ent­schlos­sen ha­be, auf ei­ge­ne Faust ei­nen Arzt zu su­chen, der die Al­ko­hol­kon­trol­le durchführen könne. Dies sei aber im un­mit­tel­ba­ren zeit­li­chen An­schluss nicht mehr möglich ge­we­sen. Am Nach­mit­tag des­sel­ben Ta­ges ha­be der von ihm auf­ge­such­te Arzt so­dann ei­ne Blut­pro­be ent­nom­men, die 0,0 Pro­mil­le Al­ko­hol er­ge­ben ha­be. Er be­haup­tet wei­ter, er ha­be noch um 10:00 Uhr ei­nen an­de­ren Fah­rer in sein Fahr­zeug ein­ge­wie­sen. Die Be­klag­te be­haup­tet, der Kläger ha­be be­reits um 11:55 Uhr von zu Hau­se den Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den an­ge­ru­fen und die­sem erklärt, er sei nach Hau­se ge­fah­ren, weil er sich ge­mobbt fühle.

Bei sei­ner Anhörung vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt hat der Kläger be­haup­tet, er sei stark

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erkältet ge­we­sen. Die am 05.02.2009 aus­ge­stell­te Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung gibt als Krank­heits­ur­sa­che F 45.9, R 10.4, K 29.9 an. Hin­ter die­sen Schlüssel­zah­len ver­ber­gen sich ei­ne so­ma­to­for­me Störung, Bauch­schmer­zen und ei­ne Gastro­du­o­de­n­i­tis. Das Vor­lie­gen ei­ner Erkältungs­krank­heit wur­de nicht be­schei­nigt.

In dem LKW des Klägers wur­den zwei Fla­schen Bit­bur­ger Pils ge­fun­den. Hier­zu trägt der Kläger vor, die­se ha­be er an ei­nem der Vor­ta­ge er­hal­ten, da die trans­por­tier­ten Che­mi­ka­li­en auch an Braue­rei­en ge­lie­fert wur­den. Hier­zu hat die Be­klag­te erläutert, dass die Na­tron­lau­ge bei Braue­rei­en zur Spülung der Abfüll­an­la­gen benötigt wird. Am 09.02.2009 hörte die Be­klag­te den bei ihr ge­bil­de­ten Be­triebs­rat zur frist­lo­sen Kündi­gung des Klägers an. Auf das Anhörungs­schrei­ben (Bl. 23 d. A.) wird Be­zug ge­nom­men. Der Be­triebs­rat stimm­te der Kündi­gung aus­drück­lich am 11.02.2009 zu, nach­dem er ein Gespräch mit dem Kläger geführt hat­te.

Die Be­klag­te kündig­te das Ar­beits­verhält­nis durch die hier streit­ge­genständ­li­che außer­or­dent­li­che Kündi­gung vom 12.02.2009. Die Be­klag­te rech­ne­te das Ar­beits­verhält­nis für den Mo­nat Fe­bru­ar 2009 durch Lohn­ab­rech­nung vom 26.03.2009 ab (Bl. 95 d. A.). Hier­bei er­gab sich ein Net­to­zah­lungs­be­trag zu­guns­ten des Klägers von 1.270,92 €, wel­cher dem Kläger durch erst­in­stanz­li­ches Ur­teil zu­ge­spro­chen wur­de. Die Be­klag­te ist in­so­weit nicht in Be­ru­fung ge­gan­gen. Der Kläger ver­langt gleich­wohl für den ge­sam­ten Mo­nat die Vergütung in Höhe von 3.400,00 € brut­to. Hin­sicht­lich der Brut­to-Net­to-Dif­fe­renz für die Zeit bis zum 12.02.2009 be­strei­tet er, dass die Be­klag­te die Lohn­steu­er- und So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge ab­geführt ha­be.

Die Be­klag­te hat ge­gen die Lohn­for­de­rung des Klägers so­wohl mit ei­ner Ver­trags­stra­fe in Höhe von ei­nem hal­ben Brut­to­mo­nats­ge­halt = 1.104,48 € und mit dem Weih­nachts­geld in Höhe von 572,75 € auf­ge­rech­net. Die­se Auf­rech­nung hat der Kläger nicht ak­zep­tiert.
Dar­auf­hin hat die Be­klag­te Wi­der­kla­ge auf Rück­zah­lung des Weih­nachts­gel­des in Höhe von rech­ne­risch un­strei­tig 572,75 € und Zah­lung der Ver­trags­stra­fe in Höhe von 1.104,48 € ver­langt. Der Kläger ver­tritt die An­sicht, dass das Ver­trags­stra­fen­ver­spre­chen un­wirk­sam sei, da es sich um un­zulässi­ge AGB han­de­le. Die Rück­zah­lung des Weih­nachts­gel­des sei nicht ge­schul­det, da das Ar­beits­verhält­nis wie in der Haupt­sa­che von ihm be­gehrt, fort­be­ste­he.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kündi­gungs­schutz­kla­ge und den Wei­ter­beschäfti­gungs­an­trag ab­ge­wie­sen so­wie den Kläger zur Rück­zah­lung des Weih­nachts­gel­des nebst 5 % Zin­sen ab dem 17.09.2009 ver­ur­teilt. Die Brut­to­lohn­kla­ge für den ge­sam­ten Mo­nat Fe­bru­ar hat das Ar­beits­ge­richt nur in Höhe des aus­ge­rech­ne­ten Net­to­be­tra­ges von 1.270,92 €
zu­ge­spro­chen. Im Übri­gen hat es die Lohn­kla­ge ab­ge­wie­sen. Im Hin­blick auf die gel­tend ge­mach­te Ver­trags­stra­fe hat es die Wi­der­kla­ge der Be­klag­ten ab­ge­wie­sen mit der Be­gründung, da die Kündi­gungs­schutz­kla­ge noch nicht rechts­kräftig ent­schie­den sei, könne nicht fest­ge­stellt wer­den, ob der Tat­be­stand der Ver­trags­stra­fe be­reits erfüllt sei.

Der Kläger ver­folgt mit sei­ner Be­ru­fung fol­gen­de Anträge: 

1. Un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Köln vom 25.11.2009 – 3 Ca 1611/09 – wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht durch die frist­lo­se Kündi­gung vom 12.02.2009 sein En­de ge­fun­den hat, son­dern zu den Kon­di­tio­nen des ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­tra­ges aus dem Mo­nat No­vem­ber 1995 un­verändert fort­be­steht.

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, den Kläger bis zum rechts­kräfti­gem Ab­schluss des Rechts­streits als Be­rufs­kraft­fah­rer wei­ter zu beschäfti­gen.

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger wei­te­re 3.400,00 € brut­to abzüglich ti­tu­lier­ter net­to 1.270,72 zuzüglich 5 % Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz der Eu­ropäischen Zen­tral­bank seit dem 01.03.2009 zu be­zah­len.

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4. die Wi­der­kla­ge ins­ge­samt ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Be­ru­fung des Klägers zurück­zu­wei­sen so­wie, das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 25.11.2009 – 3 Ca 1611/09 – ab­zuändern und den Kläger zu ver­ur­tei­len, an sie wei­te­re 1.104,48 € zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz ab dem 17.09.2009 zu zah­len.

Der Kläger führt zu sei­ner Be­ru­fung aus, er sei ar­beits­ver­trag­lich nicht als Ge­fahr­gut­fah­rer, son­dern le­dig­lich als Kraft­fah­rer ein­ge­stellt wor­den. Das Al­ko­hol­mess­gerät sei de­fekt. Die Be­weis­ver­wer­tung sei nicht zulässig. Der wahr­ge­nom­me­ne Al­ko­hol­ge­ruch könne von an­de­ren Gerüchen herrühren und be­le­ge eben­falls kei­nen Al­ko­hol­kon­sum. Die Be­klag­te ha­be nicht über­legt, ob sie ihn auf ei­nen an­de­ren Ar­beits­platz ha­be beschäfti­gen können. Der Be­triebs­rat sei nicht ord­nungs­gemäß an­gehört wor­den. Un­ter Berück­sich­ti­gung der so­ge­nann­ten Em­me­ly–Ent­schei­dung han­de­le es sich um steu­er­ba­res Ver­hal­ten, wes­halb ei­ne Ab­mah­nung vor­ran­gig ge­we­sen sei.

Bei sei­ner Anhörung durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat der Kläger zu­dem an­ge­ge­ben, er ha­be bis zum Pro­zess nicht ge­wusst, in wel­chem Maße sich Al­ko­hol im Blut ab­baut. Er ha­be sich hierüber noch nie Ge­dan­ken ge­macht. Die Ver­trags­stra­fen­re­ge­lung sei un­wirk­sam, da sie zu un­be­stimmt sei.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil. Sie führt des­wei­te­ren an, dass im vor­lie­gen­den Fall die frist­lo­se Kündi­gung auch ge­ne­ral­präven­ti­ve Zwe­cke ver­fol­ge. Soll­te der Kläger trotz der aus Sicht der Be­klag­ten nach­ge­wie­se­nen Al­ko­hol­fahrt im Be­trieb ver­blei­ben, so ha­be dies auf die ge­sam­te Grup­pe der Ge­fahr­gut­trans­port­fah­rer Aus­wir­kun­gen. Dies sei das Si­gnal, dass die 0,0 Pro­mil­le­gren­ze eben nicht ab­so­lut ein­zu­hal­ten sei, son­dern je­der Fah­rer doch dann wohl ei­ne "Frei­fahrt" ha­be. Zu­dem sei zu berück­sich­ti­gen, dass bei ei­nem Nicht­durch­grei­fen ge­genüber dem Kläger der Auf­trag­ge­ber den Auf­trag ent­zie­hen könne, da die­ser dann das Ver­trau­en in die Be­klag­te ver­lie­re. Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird gemäß § 313 ZPO auf den Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

Bei­de Be­ru­fun­gen wa­ren zulässig und frist­ge­recht ein­ge­legt. Die Be­ru­fung des Klägers war zurück­zu­wei­sen. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten war die­ser die be­gehr­te Ver­trags­stra­fe zu­zu­spre­chen.

Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en ist durch die Kündi­gung vom 12.02.2009 außer­or­dent­lich und oh­ne Ein­hal­tung ei­ner Frist be­en­det wor­den. Kündi­gungs­gründe im Sin­ne des § 626 Abs. 1 BGB, die es der Be­klag­ten un­zu­mut­bar ma­chen, die Kündi­gungs­frist, die vor­lie­gend bis zum 31.07.2009 ge­lau­fen wäre, ein­zu­hal­ten.

Der Be­ur­tei­lung des Kündi­gungs­sach­ver­halts legt das Lan­des­ar­beits­ge­richt da­bei zu­grun­de, dass der Kläger zu­min­dest bei der Fahrt vom Be­triebs­gelände der B -W zum Be­triebs­sitz der Be­klag­ten ei­nen Ge­fahr­gut­trans­por­ter, der mit Na­tron­lau­ge be­la­den war, ge­fah­ren ist, ob­wohl er ei­nen Blut­al­ko­hol­spie­gel von mehr als 0,0 Pro­mil­le, nämlich ei­nen sol­chen zwi­schen 0,3 und 0,4 Pro­mil­le auf­wies. Zu die­ser Über­zeu­gung ge­langt das Ge­richt auf­grund fol­gen­der In­di­zi­en:

a) Drei Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ha­ben in der Atem­luft des Klägers ei­nen Al­ko­hol­ge­ruch wahr­ge­nom­men. Der Be­klag­ten ist es in­so­weit nicht zu­zu­mu­ten, näher zu sub­stan­ti­ie­ren, wie denn Al­ko­hol im Atem rie­che. Die nähe­re Be­schrei­bung des Ge­ruchs ist eben­so we­nig möglich, wie Ro­sen­duft oder an­ge­brann­te Milch be­schrie­ben wer­den kann. Gleich­wohl weiß

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je­der, der die­se Gerüche ein­mal wahr­ge­nom­men hat, wel­che spe­zi­fi­sche Wahr­neh­mung sich hin­ter der Um­schrei­bung "Du riechst nach Al­ko­hol" ver­birgt. Die Wahr­neh­mung er­folg­te durch drei un­abhängig von­ein­an­der agie­ren­de Per­so­nen. Der Kläger hat nicht dar­auf be­stan­den, wei­te­re Per­so­nen hin­zu­zu­zie­hen, die die Ge­ruchs­wahr­neh­mung hätten wi­der­le­gen können, ob­wohl ihm dies an­ge­bo­ten wur­de. Er hat sich auch ge­gen die­se Wahr­neh­mung, die ihm ge­genüber geäußert wur­de, nicht ver­tei­digt, in­dem er an­ge­ge­ben hat, was denn statt des Al­ko­hols die drei Mit­ar­bei­ter hätten rie­chen können oder sol­len. Der an­geführ­te "Odol­ge­ruch" riecht ge­ra­de nicht gleich dem Ate­m­al­ko­hol­ge­ruch. Zu­dem hat der Kläger we­der vor­ge­tra­gen, mit Odol gespült zu ha­ben (wann, wo, wie oft), noch würde sich ein sol­cher Ge­ruch über die Dau­er ei­ner Drei­vier­tel­stun­de, die das Per­so­nal­gespräch ins­ge­samt in An­spruch nahm, er­hal­ten.

b) Der Kläger hat der Mes­sung des Ate­m­al­ko­hols durch das im Be­trieb vor­han­de­ne Mess­gerät zu­ge­stimmt. Er hat anläss­lich der Mes­sung nicht gerügt, dass hier be­stimm­te Mess­feh­ler auf­ge­tre­ten sein sol­len. Er hat nicht ver­an­lasst, dass ei­ner der Zeu­gen ei­ne Ver­gleichs­mes­sung bei sich sel­ber durchführt. Die bloße Be­haup­tung, das Mess­gerät sei de­fekt, ist des­halb als Schutz­be­haup­tung zu wer­ten. Das vom Kläger zi­tier­te Ur­teil, wel­ches im Übri­gen nicht vom Kam­mer­ge­richt, son­dern vom Land­ge­richt Frei­burg, klei­ne Straf­kam­mer, am 21.09.2009 er­las­sen wur­de (Az rich­tig: 9 Ns 550 Js 11375/09, 9 Ns 550 Js 11375/09 – AK 92/09) be­sagt, dass die Mes­sun­gen mit dem Dräger Al­ko­hol­test­gerät nur dann nicht ver­wer­tet wer­den dürfen, wenn die ge­tes­te­te Per­son vor der Durchführung des Tests nicht auf die Frei­wil­lig­keit der Teil­nah­me hin­ge­wie­sen wor­den war. Im Ge­gen­zug er­gibt sich aus dem Ur­teil erst recht die Bestäti­gung, dass Al­ko­hol­tests, die mit Zu­stim­mung der ge­tes­te­ten Per­son durch­geführt wer­den, sehr wohl als Be­weis­mit­tel ver­wer­tet wer­den können. Nach­voll­zieh­ba­re An­halts­punk­te, wes­halb der Mess­wert feh­ler­haft sein soll, hat der Kläger un­mit­tel­bar im Rah­men der Mes­sung, aber auch im Lau­fe des Pro­zes­ses nicht dar­ge­stellt. Da­mit liegt ei­ne ver­wert­ba­re Mes­sung vor, die ei­nen Blut­al­ko­hol­spie­gel zwi­schen 0,34 bis 0,4 Pro­mil­le er­ge­ben hat.

c) Der Kläger hat sich oh­ne aus­zu­stem­peln aus dem Be­trieb ent­fernt. Er hat nie­man­den über sein Ver­las­sen des Be­trie­bes in­for­miert. Er hat so­gar sei­ne Ta­sche mit sei­nem Porte­mon­naie, wel­che er zu­vor ge­mein­sam mit ei­nem an­de­ren Mit­ar­bei­ter aus dem LKW ge­holt hat­te, in der Dis­po­si­ti­on lie­gen ge­las­sen. Un­abhängig von der Fra­ge, wann ge­nau der Kläger das Be­triebs­gelände ver­las­sen hat, ist die Ein­las­sung des Klägers, er ha­be dies ge­tan, um be­wei­sen zu können, dass er kei­nen Blut­al­ko­hol­ge­halt ha­be, eben­falls als Schutz­be­haup­tung zu wer­ten. Wenn der Kläger dar­um be­sorgt war, Be­weis dafür an­zu­tre­ten, dass er kei­nes­falls al­ko­ho­li­siert ei­nen Ge­fahr­gut­trans­por­ter geführt hat, hätte nichts näher ge­le­gen, als die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten zu in­for­mie­ren und mit die­sen ge­mein­sam so­fort sei­nen Haus­arzt auf­zu­su­chen. Das heim­li­che Ver­las­sen des Be­trie­bes un­ter Zurück­las­sen der Ta­sche samt Porte­mon­naie, das Laut­los­s­tel­len des Han­dys bzw. nicht be­ant­wor­ten von Han­dy­an­ru­fen, die feh­len­de Kon­takt­auf­nah­me mit den Vor­ge­setz­ten und die Tat­sa­che, dass der Kläger nicht ein­mal die Stem­pel­kar­te be­dient hat, spre­chen in­di­zi­ell dafür, dass der Kläger be­ab­sich­tig­te, sich ei­ner Blut­al­ko­hol­un­ter­su­chung zu ent­zie­hen.

d) Das Ge­richt glaubt auch nicht den An­ga­ben des Klägers zu den von ihm kon­su­mier­ten al­ko­ho­li­schen Ge­tränken. So hat der Kläger in der Ver­hand­lung vor dem
Lan­des­ar­beits­ge­richt geäußert, er ha­be am Abend zu­vor ei­ne 0,2 Li­ter fas­sen­de Bier­fla­sche al­ko­hol­frei­es Bier ge­trun­ken. Auf die Fra­ge während des Per­so­nal­gesprächs, ob er Al­ko­hol ge­trun­ken ha­be, hat er an­ge­ge­ben, er ha­be am Abend zu­vor ei­ne Fla­sche Bier ge­trun­ken. Die­se Ant­wort durf­te die Be­klag­te durch­aus so auf­fas­sen, als ha­be es sich um al­ko­hol­hal­ti­ges Bier ge­han­delt, denn an­sons­ten hätte der Kläger von sich aus auch zum da­ma­li­gen Zeit­punkt be­reits hin­zu­ge­setzt, dass das Bier al­ko­hol­frei ge­we­sen sei. Auch die be­haup­te­te star­ke Erkältung ist durch die ärzt­li­che Be­schei­ni­gung nicht nach­ge­wie­sen. Der Arzt hat sich die Mühe ge­macht, drei ver­schie­de­ne Krank­heits­ur­sa­chen auf der Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung zu ver­mer­ken, nämlich so­ma­to­for­me Störung,

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Bauch­schmer­zen und Gastro­du­o­de­n­i­tis. Ei­ne da­ne­ben vor­lie­gen­de ex­trem star­ke Erkältungs­krank­heit, die den Kläger ge­zwun­gen ha­ben will, am Vor­abend noch Wick Me­di­Nait zu sich zu neh­men, wäre si­cher­lich am Nach­mit­tag noch nicht ab­ge­klun­gen ge­we­sen und des­halb eben­falls auf der Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung ver­merkt wor­den. Auch die ver­schie­de­nen An­ga­ben zum Zeit­punkt der Ge­tränke/Me­di­ka­men­ten­ein­nah­me las­sen Zwei­fel an der Rich­tig­keit des kläge­ri­schen Vor­trags zu. Hin­zu kommt die Be­haup­tung des Klägers, er ha­be sich noch nie darüber Ge­dan­ken ge­macht, in wel­chem Maße sich Al­ko­hol ab­baue und wie ein Rest­al­ko­hol­spie­gel be­rech­net wer­den könne. Der Kläger ist nicht nur jähr­lich als Ge­fahr­gut­trans­port­fah­rer ge­schult wor­den und von der Be­klag­ten durch Hin­wei­se auf die Ge­fahr ei­nes Rest­al­ko­hol­pe­gels auf­merk­sam ge­macht wor­den. Der Kläger ist auch als Ge­fahr­gut­be­auf­trag­ter ge­prüft wor­den und hat da­mit im Be­trieb sel­ber die Auf­ga­be, die Um­set­zung der Ver­ord­nung über die Beförde­rung gefähr­li­cher Güter zu über­wa­chen, so­wie auch für Schu­lun­gen und In­for­ma­ti­on der an­de­ren Kraft­fah­rer zu sor­gen. Die Ein­las­sun­gen des Klägers zu sei­nem Al­ko­hol­kon­sum sind des­halb für die Kam­mer nicht glaub­haft.
Aus­ge­hend von dem Sach­ver­halt, dass der Kläger bei der Rück­fahrt vom B 42 -Be­triebs­gelände zur Be­klag­ten ei­nen Ge­fahr­gut­trans­por­ter, be­la­den mit Na­tron­lau­ge, mit ei­nem zwi­schen 0,3 und 0,4 Pro­mil­le lie­gen­den Blut­al­ko­hol­pe­gel ge­fah­ren ist, ist die­ser Grund so schwer­wie­gend, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist fort­ge­setzt wer­den muss­te und dass auch ei­ne Ab­mah­nung nicht er­for­der­lich war.

Das Maß der kon­kre­ten ar­beits­ver­trag­li­chen Pflicht­ver­let­zung ist er­heb­lich. Dies be­ruht dar­auf, dass an­ders als im so­ge­nann­ten Fall E nicht nur ei­ne Gefähr­dung für ge­ge­be­nen­falls an­ver­trau­te Vermögens­wer­te des Ar­beit­ge­bers be­stand, son­dern dass der Kläger durch die Al­ko­hol­fahrt auch Le­ben und Ge­sund­heit von mögli­cher­wei­se meh­ren bis meh­re­ren hun­dert Per­so­nen gefähr­det hat. Be­reits bei ei­nem Grad von 0,3 Pro­mil­le tritt ei­ne leich­te Ver­min­de­rung der Seh­leis­tung ein, Auf­merk­sam­keit, Kon­zen­tra­ti­on, Kri­tik- und Ur­teilsfähig­keit so­wie Re­ak­ti­ons­vermögen las­sen nach. Die Ri­si­ko­be­reit­schaft steigt an. Berück­sich­tigt man, dass die ge­setz­ge­be­ri­sche Re­gle­men­tie­rung von Ge­fahr­gut­trans­por­ten auf ei­ner Abwägung der ver­schie­de­nen be­trof­fe­nen Grund­rech­te be­ruht, so er­gibt sich, dass auf der ei­nen Sei­te die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit, Ge­fahrgüter zu trans­por­tie­ren bzw. die un­ter­neh­me­ri­sche Not­wen­dig­keit, Ge­fahrgüter ver­wen­den zu müssen, um be­stimm­te Pro­duk­te her­stel­len zu können, in Be­zie­hung ge­setzt wer­den muss zu Le­ben und Ge­sund­heit von un­be­tei­lig­ten Bürgern, die durch den Trans­port von gefähr­li­chen Gütern ver­letzt oder getötet wer­den könn­ten. Hin­zu kom­men denk­ba­re Um­weltschäden bei ei­nem nicht sach­ge­rech­ten Ge­fahr­gut­trans­port. Der Ge­setz­ge­ber hat des­halb be­son­ders en­ge und stren­ge Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen, um die Ge­fah­ren des Trans­ports möglichst ge­ring zu hal­ten. Nur un­ter Ein­hal­tung die­ser en­gen Vor­schrif­ten ist es ver­tret­bar, un­be­tei­lig­te Bürger den Ge­fah­ren aus­zu­set­zen, die mit dem Trans­port gefähr­li­cher Güter ver­bun­den sind. An­ders als bei ei­nem ab­han­den ge­kom­me­nen Pfand­bon ist ei­ne klei­ne Un­auf­merk­sam­keit ei­nes Ge­fahr­gut­trans­port­fah­rers, mögli­cher­wei­se feh­len­de 30 Zen­ti­me­ter Brems­weg aus­rei­chend bzw. in der La­ge, ei­nen rie­si­gen Scha­den ent­ste­hen zu las­sen. Hier­durch wer­den in der Re­gel un­be­tei­lig­te Per­so­nen Ge­fah­ren aus­ge­setzt, für die der Ar­beit­ge­ber als Hal­ter des Ge­fahr­gut­trans­por­ters haf­tet. Die Ein­hal­tung des Al­ko­hol­ver­bots stellt des­halb ei­ne be­deut­sa­me Ver­trags­pflicht dar, de­ren Ver­let­zung schwer wiegt.

Wei­ter­hin bei der Ge­wich­tung des Kündi­gungs­grun­des ist zu berück­sich­ti­gen, dass ge­ra­de die vor­lie­gen­de Ver­trags­pflicht­ver­let­zung, nämlich mit Blut­al­ko­hol ei­nen Ge­fahr­gut­trans­port durch­geführt zu ha­ben, re­gelmäßig nur schwer fest­stell­bar ist. Ver­trags­pflich­ten, die nach ih­rer Art durch den Ar­beit­ge­ber nur schlecht zu kon­trol­lie­ren sind, set­zen des­halb zunächst ei­nen er­heb­li­chen Ver­trau­ens­vor­schuss durch den Ar­beit­ge­ber vor­aus. Die­ses Ver­trau­en ist durch die durch­geführ­te Al­ko­hol­fahrt er­heb­lich ent­wer­tet wor­den. Denn dem Ar­beit­ge­ber ist es letzt­lich nicht möglich, für je­de St­un­de oder Se­kun­de, die der Kläger in Zu­kunft ei­nen Ge­fahr­gut­trans­por­ter führen würde, si­cher zu sa­gen, dass der Kläger al­ko­hol­frei fährt, dass

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al­so die Ver­trags­pflicht tatsächlich ein­ge­hal­ten wird. Je schwie­ri­ger der Ver­trags­ver­s­toß in der Zu­kunft zu kon­trol­lie­ren ist und je heim­li­cher der Ver­s­toß vor­ge­nom­men wird, des­to eher kann ge­sagt wer­den, dass ein ob­jek­ti­ver vernünf­ti­ger und so­zi­al agie­ren­der Ar­beit­ge­ber kein Ver­trau­en mehr in den Ar­beit­neh­mer ha­ben muss. Vor­lie­gend müss­te die Be­klag­te den Kläger für den Lauf der Kündi­gungs­frist min­des­tens zwei- bis drei­mal am Tag ei­ner Ate­m­al­ko­hol­kon­trol­le un­ter­zie­hen, um si­cher­zu­ge­hen, dass der Kläger nicht al­ko­ho­li­siert fährt. Das In­ter­es­se der Be­klag­ten an der größtmögli­chen Si­cher­heit, kei­nen Fah­rer mit Blut­al­ko­hol­ge­halt auf ei­nem LKW sit­zen zu ha­ben, ist des­halb nach An­sicht der Kam­mer ein be­rech­tig­tes er­heb­li­ches In­ter­es­se, wel­ches der Kläger ver­letzt hat.

Auch un­ter Berück­sich­ti­gung der in der Ver­gan­gen­heit ab­ge­leis­te­ten Ar­beit, bei der der Kläger je­den­falls nicht we­gen Al­ko­hol­kon­sums auf­ge­fal­len war, er­gibt sich, dass die Ver­trags­ver­let­zung so schwer­wie­gend ist und dass die In­ter­es­sen der All­ge­mein­heit, Ri­si­ken im Zu­sam­men­hang mit dem Ge­fahr­gut­trans­port möglichst zu mi­ni­mie­ren, vor­ran­gig sind vor dem Be­stands­in­ter­es­se des Klägers im Hin­blick auf sein Ar­beits­verhält­nis.

Vor­lie­gend kam auch die Er­tei­lung ei­ner Ab­mah­nung aus die­sen Gründen nicht in Be­tracht. Zum ei­nen mag man durch­aus an­neh­men, dass der Kläger nun­mehr sa­gen wird, dass ihm
ei­ne Al­ko­hol­fahrt in Zu­kunft nicht mehr un­ter­lau­fen wird. Auch wird er erklären, er wer­de auf Rest­al­ko­hol und al­ko­ho­lent­hal­ten­de Me­di­ka­men­te stärker ach­ten und ha­be die Pro­ble­ma­tik nun­mehr er­kannt. Gleich­wohl muss die Be­klag­te das Ri­si­ko, dass der Kläger viel­leicht trotz die­ser Er­kennt­nis er­neut ein Fahr­zeug mit Al­ko­hol führen wird, nicht auf sich neh­men.
Ge­ra­de Al­ko­hol führt zu ei­ner Her­ab­set­zung der Hemm­schwel­le. Der Kläger mag in nüchter­nem Zu­stand durch­aus ein­ge­se­hen ha­ben, wel­ches sei­ne Ver­trags­pflich­ten sind
und wie sie zu erfüllen sind. Dass er sich nach Al­ko­hol­ge­nuss und bei ei­nem ge­ge­be­nen­falls noch vor­han­de­nen Rest­al­ko­hol­pe­gel gleich­wohl ge­ra­de we­gen die­ses
Zu­stan­des noch ein­mal falsch ent­schei­den wird, er­scheint trotz­dem nicht aus­ge­schlos­sen. Selbst wenn die­se Ge­fahr ge­ring wäre, so ist der denk­ba­re Scha­den aber so ex­trem hoch, dass die Be­klag­te auch nicht ver­pflich­tet ist, ei­ne sol­che ge­rin­ge Ge­fahr für die Zu­kunft wei­ter zu to­le­rie­ren und dar­auf zu ver­trau­en, dass nichts pas­siert.

Zu­dem hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt auch er­wo­gen, ob hin­sicht­lich ei­ner Al­ko­hol­fahrt, die nur zu ei­ner Ab­mah­nung führt, die Aus­wir­kung auf die Grup­pe der an­de­ren Fah­rer zu­min­dest im Sin­ne ei­nes be­triebs­be­ding­ten Kündi­gungs­grun­des berück­sich­tigt wer­den muss. Er­gibt sich bei dem Kläger, dass des­sen Ar­beits­verhält­nis fort­ge­setzt wer­den müss­te, so könn­te die Be­klag­te im Be­trieb zu­min­dest bei langjährig beschäfti­gen Fah­rern die 0,0 Pro­mil­le­gren­ze nicht durch­hal­ten. Je­der der an­de­ren Fah­rer könn­te da­mit kal­ku­lie­ren, dass zunächst ei­ne ge­rin­ge Al­ko­hol­men­ge, so­lan­ge nichts pas­siert, we­nigs­tens ein­mal to­le­riert wer­den muss. Das In­ter­es­se der Be­klag­ten, ei­ne sol­che Vor­stel­lung bei den an­de­ren Fah­rern nicht ent­ste­hen zu las­sen, ist nach An­sicht der Kam­mer durch­aus erwägens­wert und zu Las­ten des Klägers zu berück­sich­ti­gen. Die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses des Klägers würde ei­nen grup­pen­dy­na­mi­schen Ef­fekt ha­ben, der dem Ziel der Be­klag­ten, Al­ko­hol­fahr­ten aus­zu­sch­ließen, ent­ge­gen­wirkt.

Nicht tragfähig er­scheint da­ge­gen die Befürch­tung, die Be­klag­te wer­de ih­ren Kun­den ver­lie­ren. Wenn al­le deut­schen Ge­rich­te nach den­sel­ben Maßstäben ent­schei­den, al­so kein An­bie­ter von Ge­fahr­trans­por­ten mehr ga­ran­tie­ren kann, dass Fah­rer ein­ge­setzt, die ih­res Wis­sens nach noch nie al­ko­ho­li­siert ei­nen Ge­fahr­gut­trans­por­ter ge­fah­ren sind, macht es für die Auf­trag­ge­ber kei­nen Sinn, das Trans­port­un­ter­neh­men zu wech­seln, denn im Rah­men des in Deutsch­land gel­ten­den Kündi­gungs­schut­zes könn­te dann kein Un­ter­neh­men ei­ne sol­che größtmögli­che Al­ko­hol­frei­heit ga­ran­tie­ren.

Das Ge­richt hat in der Abwägung durch­aus berück­sich­tigt, dass auf­grund des im Le­bens­lauf zukünf­tig sicht­ba­ren un­ge­ra­den Be­en­di­gungs­da­tums für die wei­te­re Be­rufstätig­keit des Klägers ei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung ge­ge­ben sein wird. Gleich­wohl führt auch die­ser Punkt in der Abwägung nicht da­zu, dass die Ge­fah­ren, die der

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Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses für die All­ge­mein­heit mit sich bringt und für die der Ar­beit­ge­ber letzt­lich Ver­ant­wor­tung trägt und die Haf­tung über­nimmt, ge­genüber ei­nem auch nur auf die Dau­er der fünf­mo­na­ti­gen Kündi­gungs­frist fort­be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis zurück tre­ten.

Die Kündi­gung ist auch nicht des­we­gen un­wirk­sam, weil die Be­triebs­rats­anhörung nicht kor­rekt ge­we­sen wäre. Das dem Be­triebs­rat vor­ge­leg­te Anhörungs­schrei­ben gibt aus Sicht der Ar­beit­ge­be­rin den von ihr er­mit­tel­ten Sach­ver­halt wie­der. Der Kläger wur­de darüber hin­aus vom Be­triebs­rat vor der Kündi­gung an­gehört. Er hat­te da­bei Ge­le­gen­heit, al­le Ent­las­tungs­mo­men­te vor­zu­tra­gen. Der Be­triebs­rat hat sol­che nicht ge­se­hen, son­dern der Kündi­gung zu­ge­stimmt.

Da­mit war so­wohl der Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch des Klägers ab­zu­wei­sen, als auch die vom Kläger be­gehr­te Vergütung für die Zeit nach dem 12.02.2009. Hin­sicht­lich der Brut­to­vergütung, d. h. der Steu­ern- und So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge auf den dem Kläger zu­ge­spro­che­nen Net­to­be­trag, folgt das Lan­des­ar­beits­ge­richt den Ausführun­gen der ers­ten In­stanz, wo­nach kei­ne An­halts­punk­te dafür vor­lie­gen, dass die Ar­beit­ge­ber­sei­te Steu­ern-oder So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge nicht ord­nungs­gemäß ab­geführt hat. Der Kläger hat nicht dar­ge­legt, dass er hier­zu über­haupt Er­kun­di­gun­gen ein­ge­holt hat.

Der Kläger ist auch zu Recht zur Rück­zah­lung des Weih­nachts­gel­des ver­ur­teilt wor­den. Das Ar­beits­verhält­nis hat durch die am 12.02.2009 zu­ge­gan­ge­ne frist­lo­se Kündi­gung ge­en­det. Die ta­rif­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Rück­zah­lung des Weih­nachts­gel­des sind ge­ge­ben. Die Höhe die­ser Zah­lung ist un­strei­tig. Die Ver­zin­sung ist aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­zu­ges ge­schul­det. Durch die Auf­rech­nungs­erklärung hat die Be­klag­te die Rück­zah­lung gel­tend ge­macht. Die zwei­te Stu­fe der ta­rif­li­chen Ver­fall­frist muss­te die Be­klag­te erst dann ein­hal­ten, als der Kläger durch Er­he­bung der Zah­lungs­kla­ge zum Aus­druck ge­bracht hat, dass er mit der Auf­rech­nung nicht ein­ver­stan­den ist und die­se nicht ak­zep­tiert.

Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten war das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­zuändern, so­weit der An­spruch auf die gel­tend ge­mach­te Ver­trags­stra­fe von ei­nem hal­ben Grund­ge­halt ab­ge­wie­sen wur­de. Hin­sicht­lich der grundsätz­li­chen Zulässig­keit von Ver­trags­stra­fen­ab­re­den in all­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen des Ar­beits­ver­tra­ges wird auf die be­kann­te Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, ins­be­son­de­re vom 18.12.2008 – 8 AZR 81/08 -, 28.05.2009 – 8 AZR 896/07 – und 21.04.2005 – 8 AZR 425/04 – ver­wie­sen. Vor­lie­gend schei­tert der Ver­trags­stra­fen­an­spruch nicht am Trans­pa­renz­ge­bot des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB. In der Ent­schei­dung vom 28.05.2009 hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt aus­geführt, dass der Ver­wen­der von all­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen den Grundsätzen von Treu und Glau­ben gemäß ver­pflich­tet ist, Rech­te und Pflich­ten der Ver­trags­part­ner möglichst klar und durch­schau­bar dar­zu­stel­len.

Die Vor­aus­set­zun­gen und Rechts­fol­gen der Ver­trags­re­geln müssen so ge­nau be­schrie­ben wer­den, dass für den Ver­wen­der kei­ne un­ge­recht­fer­tig­ten Be­ur­tei­lungs­spielräume ent­ste­hen. Ei­ne Klau­sel ver­letzt das Be­stimmt­heits­ge­bot des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB, wenn sie im Rah­men des recht­lich und tatsächlich Zu­mut­ba­ren ver­meid­ba­re Un­klar­hei­ten und Spielräume enthält. Da­bei ist nicht auf den flüch­ti­gen Be­trach­ter, son­dern auf den auf­merk­sa­men und sorgfälti­gen Teil­neh­mer am Wirt­schafts­ver­kehr ab­zu­stel­len. Die Klau­sel, nach der ei­ne Ver­trags­stra­fe in Höhe von ei­nem Brut­to­mo­nats­ein­kom­men zu zah­len ist, wenn der Ar­beit­neh­mer we­gen ei­nes schuld­haft ver­trags­wid­ri­gen Ver­hal­tens frist­los ent­las­sen wird, ist nicht un­klar. Ei­ne an­de­re For­mu­lie­rung, die da­zu führt, dass in al­len Fällen ei­ner be­rech­tig­ten frist­lo­sen Kündi­gung, die ei­ne er­heb­li­che schwe­re Ver­trags­ver­let­zung vor­aus­setzt, ei­ne Ver­trags­stra­fe ge­leis­tet wird, ist oh­ne ei­nen Aufzählungs­ka­ta­log, der letzt­lich den Ar­beits­ver­trag nur un­kla­rer und un­les­ba­rer ma­chen würde, nicht möglich. Es kann auch von ei­nem nor­ma­len Ar­beit­neh­mer er­war­tet wer­den, dass er sich zu­tref­fen­de Ge­dan­ken darüber macht, wel­che Ver­trags­ver­let­zun­gen so schwer sind, dass sie die frist­lo­se Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses recht­fer­ti­gen. Denn

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hier­nach muss er oh­ne­hin sein Ver­hal­ten aus­rich­ten, um den Ver­trag ord­nungs­gemäß zu erfüllen. Die Ver­ein­ba­rung ei­ner Ver­trags­stra­fe für den Fall, dass ei­ne frist­lo­se Kündi­gung be­rech­tig­ter­wei­se das Ar­beits­verhält­nis be­en­det, ist auch nicht un­an­ge­mes­sen. Denn ge­ra­de die­ser Fall be­inhal­tet für den Ar­beit­ge­ber die Pro­ble­ma­tik, dass ein Ar­beit­neh­mer die Ver­trags­pflich­ten so schwer­wie­gend miss­ach­tet hat, dass be­rech­tig­ter­wei­se ei­ne Fortführung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht mehr zu­mut­bar ist. Letzt­end­lich ar­bei­tet der Ge­setz­ge­ber mit ei­ner ver­gleich­ba­ren Ge­ne­ral­klau­sel, oh­ne dass dies als un­an­ge­mes­sen an­ge­se­hen wer­den könn­te. Auch hin­sicht­lich der Höhe der ver­ein­bar­ten und der tatsächlich gel­tend ge­mach­ten Ver­trags­stra­fe be­ste­hen kei­ne Be­den­ken. Die Kündi­gungs­frist des Klägers beträgt fünf Mo­na­te, während die gel­tend ge­mach­te Ver­trags­stra­fe ein hal­bes Grund­ge­halt um­fasst. Durch die Ent­schei­dung der er­ken­nen­den Kam­mer im Kündi­gungs­rechts­streit steht auch fest, dass die Vor­aus­set­zun­gen des Ver­trags­stra­fen­an­spruchs erfüllt sind.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt hin­sicht­lich des Be­ru­fungs­ur­teils aus § 97 Abs. 1. Hin­sicht­lich des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils auf § 91 i. V. m. 92 Abs. 2 ZPO. Das Ob­sie­gen des Klägers mit dem Zeug­nis­an­spruch und der Net­to­vergütung stel­len im Verhält­nis zu den ge­samt an­fal­len­den Kos­ten ein le­dig­lich ge­ringfügi­ges Ob­sie­gen dar.

Die Re­vi­si­on wur­de zu­ge­las­sen, da der Rechts­streit von all­ge­mei­ner Be­deu­tung ist.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von

RE­VISION

ein­ge­legt wer­den.

Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Fax: 0361 2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich

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die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. 

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den

Olesch

En­gels

Keil

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