HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

HANDBUCH ARBEITSRECHT

Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­pflicht

In­for­ma­tio­nen zum The­ma Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­pflicht: Hen­sche Rechts­an­wäl­te, Kanz­lei für Ar­beits­recht
Logo der Bundesagentur für Arbeit, weißes Dreieck auf rotem Hintergrund

Le­sen Sie hier, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen man in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung pflicht­ver­si­chert ist, wer von der Ver­si­che­rungs­pflicht nicht er­fasst wird und was Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze heißt.

Im Ein­zel­nen fin­den Sie Hin­wei­se da­zu, ob Er­zie­hen­de, Wehr­dienst­leis­ten­de und Zi­vil­dienst­leis­ten­de der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­pflicht un­ter­lie­gen, in wel­chem Um­fang das Ein­kom­men gut ver­die­nen­der Ar­beit­neh­mer ver­si­che­rungs­pflich­tig bzw. ver­si­che­rungs­frei ist und wann die Pflicht­ver­si­che­rung in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung be­ginnt und wann sie en­det.

von Rechts­an­walt Dr. Mar­tin Hen­sche, Fach­an­walt für Ar­beits­recht, Ber­lin

War­um ist es wich­tig zu wis­sen, ob Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung be­steht?

Wie bei an­de­ren Zwei­gen der ge­setz­li­chen So­zi­al­ver­si­che­rung tre­ten Be­ginn und En­de des Ver­si­che­rungs­pflicht­verhält­nis­ses und die aus ihm fol­gen­den Rech­te und Pflich­ten im Nor­mal­fall au­to­ma­tisch kraft Ge­set­zes ein, d.h. un­abhängig vom Wil­len der Be­tei­lig­ten.

Wer die ge­setz­lich fest­ge­leg­ten ob­jek­ti­ven Vor­aus­set­zun­gen der Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung erfüllt, ist in ihr ver­si­chert, auch wenn dies we­der ihm noch dem Ar­beit­ge­ber be­wusst ist.

Dem­ent­spre­chend hängt der Ver­si­che­rungs­schutz in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung auch nicht da­von ab, dass Ver­si­che­rungs­beiträge ab­geführt wer­den.

Weil das Be­ste­hen ei­ner Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung oh­ne wei­te­res 

  • Bei­trags­pflich­ten auf Sei­ten des Ar­beit­neh­mers und des Ar­beit­ge­bers,
  • Mel­de­pflich­ten und die Pflicht zur Abführung des Ver­si­che­rungs­bei­trags auf Sei­ten des Ar­beit­ge­bers, und
  • Leis­tungs­ansprüche des Ver­si­cher­ten ge­genüber der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung

zur Fol­ge hat, ist es wich­tig zu wis­sen, in wel­chen Fällen kraft Ge­set­zes Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung be­steht bzw. nicht be­steht.

Wann sind Beschäftig­te in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung pflicht­ver­si­chert?

In ers­ter Li­nie sind in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung wie in den an­de­ren Zwei­gen der ge­setz­li­chen So­zi­al­ver­si­che­rung die Beschäftig­ten bzw. Ar­beit­neh­mer pflicht­ver­si­chert (§ 25 Abs.1 Drit­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch - SGB III). Sie sind der größte und wich­tigs­te ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Per­so­nen­kreis.

Wer als in der So­zi­al­ver­si­che­rung als Beschäftig­ter an­zu­se­hen ist, ist in § 7 Abs.1 Vier­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB IV) de­fi­niert. Hier heißt es:

"Beschäfti­gung ist die nicht­selbständi­ge Ar­beit, ins­be­son­de­re in ei­nem Ar­beits­verhält­nis. An­halts­punk­te für ei­ne Beschäfti­gung sind ei­ne Tätig­keit nach Wei­sun­gen und ei­ne Ein­glie­de­rung in die Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on des Wei­sungs­ge­bers."

HIN­WEIS: Bei be­stimm­ten Tätig­kei­ten lässt sich nicht auf den ers­ten Blick sa­gen, ob es sich um ei­ne so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäfti­gung han­delt oder um ei­ne selbständi­ge Tätig­keit. Un­ter­neh­men, die ei­ne Beschäfti­gung zu Un­recht als selbständi­ge Tätig­keit be­wer­ten, müss­ten da­her Beiträge zur So­zi­al­ver­si­che­rung abführen und da­mit auch zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung, tun es aber nicht.

In sol­chen Fällen liegt Schein­selbständig­keit vor, die gra­vie­ren­de recht­li­che Nach­tei­lie v.a. für Ar­beit­ge­ber ha­ben können.

Für Beschäftig­te bzw. Ar­beit­neh­mer gibt es aber ei­ne wich­ti­ge Ein­schränkung der Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung:

Ge­ringfügig Beschäftig­te („Mi­ni­job­ber“) sind in der Re­gel ver­si­che­rungs­frei, d.h. für sie müssen kei­ne Beiträge zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ge­zahlt wer­den. Ab­wei­chend von § 8 Abs.2 Satz 1 Vier­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB IV) wer­den da­bei Mi­ni­jobs und ei­ne nicht ge­ringfügi­ge Beschäfti­gung nicht zu­sam­men­ge­rech­net.

Ver­si­che­rungs­pflich­tig sind ge­ringfügig Beschäftig­te nur un­ter spe­zi­el­len Vor­aus­set­zun­gen, nämlich wenn sie

  • im Rah­men be­trieb­li­cher Be­rufs­bil­dung,
  • gemäß dem Ju­gend­frei­wil­li­gen­dienst­ge­setz,
  • we­gen Kurz­ar­beit,
  • we­gen stu­fen­wei­ser Wie­der­ein­glie­de­rung nach Ar­beits­unfähig­keit oder
  • bei Ar­beits­unfähig­keit

ge­ringfügig beschäftigt sind (§ 27 Abs.2 Satz 2 SGB III).

Wel­che Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen führen zur Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung?

Ei­ne wei­te­re wich­ti­ge Grup­pe der Ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen sind Per­so­nen, die

  • Mut­ter­schafts­geld,
  • Kran­ken­geld,
  • Ver­sor­gungs­kran­ken­geld,
  • Ver­letz­ten­geld,
  • Über­g­angs­geld,
  • Kran­ken­ta­ge­geld oder ei­ne
  • Ren­te we­gen vol­ler Er­werbs­min­de­rung

be­zie­hen. Wer die­se Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen be­zieht, ist in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ver­si­chert. Vor­aus­ge­setzt ist da­bei al­ler­dings, dass er un­mit­tel­bar vor dem Be­zug der So­zi­al­leis­tung

  • ver­si­che­rungs­pflich­tig war, d. h. im Re­gel­fall ei­ne Beschäfti­gung aus­geübt hat, oder
  • ei­ne lau­fen­de Ent­gel­ter­satz­leis­tung nach dem SGB III be­zo­gen hat, al­so Ar­beits­lo­sen­geld, Über­g­angs­geld, Kurz­ar­bei­ter­geld, In­sol­venz­geld oder ähn­li­ches, oder
  • Teil­neh­mer ei­ner Ar­beits­be­schaf­fungs­maßnah­me war, die ei­ne be­ste­hen­de Ver­si­che­rungs­pflicht oder den Be­zug ei­ner lau­fen­den Ent­gel­ter­satz­leis­tung nach SGB III un­ter­bro­chen hat (§ 26 Abs.2 SGB III).

Im Er­geb­nis heißt das: Wer ei­ne ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäfti­gung ausübt und da­nach die o. g. Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen außer­halb des SGB III, oder wer lau­fen­de Ent­gel­ter­satz­leis­tung nach dem SGB III be­zieht und da­nach die o. g. Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen außer­halb des SGB III be­kommt, bleibt ver­si­che­rungs­pflich­tig auch während des Be­zugs von Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen außer­halb des SGB III, d. h. während des Be­zugs von Mut­ter­schafts­geld, Kran­ken­geld etc.

Un­ter­lie­gen Er­zie­hen­de, Wehr­dienst­leis­ten­de und Zi­vil­dienst­leis­ten­de der Ver­si­che­rungs­pflicht?

Auch Per­so­nen, die Kin­der er­zie­hen, können ver­si­che­rungs­pflich­tig sein. Da­bei kommt es gemäß § 26 Abs.2a SGB III dar­auf an, dass man sein ei­ge­nes Kind er­zieht oder das Kind des Ehe­gat­ten bzw. Le­bens­part­ners, und dass das Kind nicht älter als drei Jah­re ist.

Die Ver­si­che­rungs­pflicht tritt un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen wie die Ver­si­che­rungs­pflicht bei Empfängern der o. g. Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen ein (vor­an­ge­gan­ge­ne Beschäfti­gung oder vor­an­ge­gan­ge­ner Be­zug ei­ner Ent­gel­ter­satz­leis­tung nach SGB III oder vor­an­ge­gan­ge­ne Teil­nah­me an ei­ner Ar­beits­be­schaf­fungs­maßnah­me).

Er­zie­hen meh­re­re Per­so­nen ih­re Kin­der ge­mein­sam, so muss die Er­zie­hungs­zeit ei­nem Er­zie­hen­den zu­ge­ord­net wer­den (vgl. §§ 26 Abs.2a Satz 3 SGB III; 56 Abs.2 SGB VI).

Auch Wehr­dienst­leis­ten­de und Zi­vil­dienst­leis­ten­de sind ver­si­che­rungs­pflich­tig in der ge­setz­li­chen Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung (§ 26 Abs.1 Nr.2 SGB III). Dies gilt auch für be­stimm­te Ju­gend­li­che (§ 26 Abs.1 Nr.1 SGB III), für Ge­fan­ge­ne (§ 26 Abs.1 Nr.4 SGB III) und für Per­so­nen, die als - nicht sat­zungsmäßige - Mit­glie­der geist­li­cher Ge­nos­sen­schaf­ten oder ähn­li­cher re­li­giöser Ge­mein­schaf­ten für den dor­ti­gen Dienst außer­schu­lisch aus­ge­bil­det wer­den (§ 26 Abs.1 Nr.5 SGB III).

Sind bes­ser­ver­die­nen­de Ar­beit­neh­mer ver­si­che­rungs­frei?

Nein. Auch Ar­beit­neh­mer, die ein ver­gleichs­wei­se ho­hes Ein­kom­men be­zie­hen, blei­ben bei­trags­pflich­tig in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung. Al­ler­dings un­ter­liegt ihr Ein­kom­men nur zu ei­nem be­stimm­ten Teil der Bei­trags­pflicht, d.h. es gibt ei­ne sog. Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze (§ 341 Abs.3 SGB III).

Die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ist gemäßü § 341 Abs.4 SGB III mit der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze der all­ge­mei­nen Ren­ten­ver­si­che­rung  iden­tisch.

Im Jahr 2022 beträgt die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der Ren­ten- und Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung pro Mo­nat 7.050 EUR (al­te Bun­desländer) bzw. 6.750 EUR (neue Bun­desländer) und aufs Jahr ge­rech­net 84.600 EUR (al­te Bun­desländer) bzw. 81.000 EUR (neue Bun­desländer).

Nur das Ein­kom­men bis zur Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze un­ter­liegt der Bei­trags­pflicht, während der darüber lie­gen­de Teil bei­trags­frei ist. Dem­ent­spre­chend sind die über der Gren­ze lie­gen­de Tei­le des Ar­beits­ein­kom­men auch nicht ver­si­chert, d.h. im Leis­tungs­fall der Ar­beits­lo­sig­keit be­rech­net sich das Ar­beits­lo­sen­geld al­lein auf der Grund­la­ge des Ein­kom­mens­teils, der der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze ent­spricht.

BEISPIEL: Ein lei­ten­der An­ge­stell­ter be­zieht 2022 in den al­ten Bun­desländern ein Mo­nats­ge­halt von 9.500,00 EUR brut­to und ein dem­ent­spre­chen­des Jah­res­ge­halt von 114.000,00 EUR brut­to. Dann un­ter­lie­gen nur knapp drei Vier­tel bzw. gut 74 Pro­zent sei­nes Ein­kom­mens der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung, so dass der Ver­si­che­rungs­bei­trag auch nur be­zo­gen auf die­sen Teil sei­nes Ein­kom­mens be­rech­net und ab­geführt wird, nämlich be­zo­gen auf 7.050 EUR brut­to mo­nat­lich bzw. 84.600 EUR jähr­lich. Der die­sen Be­trag über­stei­gen­de Teil des Ein­kom­mens bleibt in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ver­si­che­rungs­frei, so dass im Ver­si­che­rungs­fall (Ar­beits­lo­sig­keit) dafür kein Ar­beits­lo­sen­geld ge­zahlt wird.

Kann man ei­ne „frei­wil­li­ge Pflicht­ver­si­che­rung“ in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung be­gründen?

Auch wenn es auf den ers­ten Blick wi­der­sin­nig er­scheint: Es gibt die Möglich­keit, die Ver­si­che­rungs­pflicht frei­wil­lig, nämlich durch ei­nen An­trag, zu be­gründen. Man spricht hier von ei­ner "frei­wil­li­gen Wei­ter­ver­si­che­rung" gemäß § 28a SGB III.

Be­rech­tigt sind da­zu Pfle­ge­per­so­nen, die ei­nen An­gehöri­gen, der Leis­tun­gen der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung oder gleich­ar­ti­ge Leis­tun­gen be­zieht, min­des­tens 14 St­un­den pro Wo­che pfle­gen. Frei­wil­lig wei­ter­ver­si­chern las­sen können sich auch Per­so­nen, die ei­ne selbständi­ge Tätig­keit von min­des­tens 15 St­un­den wöchent­lich auf­neh­men und ausüben. Hin­ter die­sen bei­den Re­ge­lun­gen steht die Über­le­gung, dass sol­che Tätig­kei­ten be­son­de­re An­er­ken­nung - hier in Form der Möglich­keit der Ab­si­che­rung in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung - ver­die­nen. Auch Beschäftig­te, die außer­halb der EU ein­ge­setzt wer­den, können ei­nen An­trag auf frei­wil­li­ge Wei­ter­ver­si­che­rung stel­len.

Der An­trag muss spätes­tens ei­nen Mo­nat nach Be­ginn der o.g. Tätig­kei­ten ge­stellt wer­den. Im Fal­le der frei­wil­li­gen Wei­ter­ver­si­che­rung bei ei­ner Pfle­ge­zeit genügt es, wenn der An­trag in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach dem En­de der Pfle­ge­zeit ge­stellt wird (§ 28a Abs.1 S.2 und S.3 SGB III).

Wer wird von der Ver­si­che­rungs­pflicht in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung nicht er­fasst?

Ver­si­che­rungs­frei trotz re­gelmäßiger Er­werbstätig­keit sind - ne­ben schon erwähn­ten ge­ringfügig Beschäftig­ten - in ers­ter Li­nie Beschäftig­te in öffent­lich-recht­li­chen Dienst­verhält­nis­sen, ins­be­son­de­re

  • Be­am­te,
  • Rich­ter,
  • Sol­da­ten auf Zeit und Be­rufs­sol­da­tem so­wie
  • „sons­tig Beschäftig­te“ öffent­lich-recht­li­cher Körper­schaf­ten, wenn sie im Krank­heits­fall nach Be­am­ten­recht leis­tungs­be­rech­tigt sind (§ 27 Abs.1 Nr.1 SGB III).

Auch haupt­be­ruf­li­che Leh­rer, Geist­li­che und sat­zungsmäßige Mit­glie­der von geist­li­chen Ge­nos­sen­schaf­ten so­wie Dia­ko­nis­sen sind ver­si­che­rungs­frei (§ 27 Abs.1 Nr.2, 3 und 4 SGB III). Dies gilt auch für Mit­glie­der des Vor­stands ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft: Das Un­ter­neh­men (Ak­ti­en­ge­sell­schaft oder Kon­zern­un­ter­neh­men), des­sen Vor­stand sie an­gehören, muss für sei­ne Vorstände kei­ne Beiträge zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung abführen (§ 27 Abs.1 Nr.5 SGB III).

Ein wei­te­re Aus­nah­me von der Ver­si­che­rungs­pflicht be­trifft Schüler all­ge­mein­bil­den­der Schu­len und Stu­den­ten an Hoch- oder Fach­hoch­schu­len nach Maßga­be des § 27 Abs.4 SGB III.

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (BSG) kommt es da­bei nicht auf die Im­ma­tri­ku­la­ti­on an, son­dern auf das "Er­schei­nungs­bild" (BSG, Ur­teil vom 23.02.1988, 12 RK 36/87). Da­bei wird maßgeb­lich auf den Ein­satz der Ar­beits­kraft während des Se­mes­ters ab­ge­stellt. Wer mehr als die Hälf­te der ihm zur Verfügung ste­hen­den Zeit ar­bei­tet und da­her nicht stu­diert, ist in al­ler Re­gel kein Stu­dent im Sin­ne des SGB III, son­dern ver­si­che­rungs­pflich­ti­ger Ar­beit­neh­mer.

Ver­si­che­rungs­frei sind auch Ar­beit­neh­mer, die alt ge­nug sind, um Re­gel­al­ters­ren­te zu be­an­spru­chen (§ 28 Abs.1 Nr.1 SGB III). Der Ver­si­che­rungs­frei­heit ent­spricht, dass Ar­beit­neh­mer ab die­sem Al­ter gemäß § 136 Abs.2 SGB III (früher: § 117 Abs.2 SGB III) kei­nen An­spruch auf Ar­beits­lo­sen­geld mehr ha­ben. Der Ar­beit­ge­ber muss je­doch aus Wett­be­werbs­gründen wei­ter sei­nen (hälf­ti­gen) An­teil zah­len, § 346 Abs.3 SGB III.

Ver­si­che­rungs­frei sind außer­dem

Ver­si­che­rungs­frei sind auch eh­ren­amt­li­che Bürger­meis­ter und Bei­ge­ord­ne­te (§ 27 Abs.3 Nr.4 SGB III) so­wie Per­so­nen, de­nen ein An­spruch auf Ren­te we­gen vol­ler Er­werbs­min­de­rung aus der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung zu­steht (§§ 28 Abs.1 Nr.3, Abs.2 SGB III, 43 SGB VI).

Wann be­ginnt und wann en­det die Pflicht­ver­si­che­rung in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung?

Die Fra­ge, wann ein Ver­si­che­rungs­pflicht­verhält­nis in der ge­setz­li­chen Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung be­ginnt und en­det, rich­tet sich nach § 24 Abs.2 bis Abs.4 SGB III.

Bei Beschäftig­ten be­ginnt das Ver­si­che­rungs­pflicht­verhält­nis am Tag des Ein­tritts in das Beschäfti­gungs­verhält­nis, d.h. in der Re­gel mit der tatsächli­chen Ar­beits­auf­nah­me. Dem­ent­spre­chend en­det das Ver­si­che­rungs­pflicht­verhält­nis mit dem Aus­schei­den aus dem Beschäfti­gungs­verhält­nis.

Bei frei­wil­lig Wei­ter­ver­si­cher­ten be­ginnt das Ver­si­che­rungs­pflicht­verhält­nis frühes­tens mit dem Tag des An­trags­ein­gan­ges bzw. später, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der Ver­si­che­rungs­pflicht erst später erfüllt sind (§ 28a Abs.2 S.1 SGB III). Die­se Ver­si­che­rungs­pflicht en­det bei frei­wil­li­ger Pflicht­ver­si­che­rung gemäß § 28a Abs.2 SGB III,

  • wenn der Ver­si­che­rungs­be­rech­tig­te ei­ne Ent­gel­ter­satz­leis­tung nach SGB III be­zieht (s.o.),
  • mit Ab­lauf des Ta­ges, an dem Ver­si­che­rungs­be­rech­tig­te das letz­te Mal zu ei­nem der be­rech­tig­ten Per­so­nen­krei­se gehört,
  • wenn der Ver­si­che­rungs­be­rech­tig­te mit der Bei­trags­zah­lung länger als drei Mo­na­te in Ver­zug ist (re­gelmäßige Zah­lun­gen sind al­so wich­tig),
  • bei Selbständi­gen und Beschäftig­ten außer­halb der EU En­de 2010,
  • wenn der Ver­si­che­rungs­be­rech­tig­te be­ginnt, zum Per­so­nen­kreis der Ver­si­che­rungs­frei­en zu gehören.

Wo fin­den Sie mehr zum The­ma Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­pflicht?

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen, die Sie im Zu­sam­men­hang mit dem The­ma Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­pflicht in­ter­es­sie­ren könn­ten, fin­den Sie hier:

Kom­men­ta­re un­se­res An­walts­teams zu ak­tu­el­len Fra­gen rund um das The­ma Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­pflicht fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 20. Juni 2022

Was können wir für Sie tun?

Wenn Sie als Ar­beit­ge­ber Ar­beits­ver­trä­ge rechts­si­cher ge­stal­ten und Schein­selb­stän­dig­keit ver­mei­den wol­len, oder wenn sie vor­han­de­ne Dienst­ver­trä­ge oder Ge­schäfts­be­zie­hun­gen erst ein­mal recht­lich prü­fen las­sen wol­len, be­ra­ten wir Sie je­der­zeit ger­ne.

Wir un­ter­stüt­zen Sie auch, wenn es Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten über die Pflicht zur Zah­lung von Bei­trä­gen zur So­zi­al­ver­si­che­rung bzw. zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung gibt, z.B. im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Be­triebs­prü­fung.

Wir er­ar­bei­ten auch un­ter­schrif­ten­rei­fe Ar­beits­ver­trä­ge so­wie er­gän­zen­de Ver­ein­ba­run­gen wie z.B. Ar­beit­neh­mer­dar­le­hens­ver­trä­ge, Dienst­wa­gen­re­ge­lun­gen, Pro­vi­si­ons­re­ge­lun­gen, Rück­zah­lungs­ver­ein­ba­run­gen oder Ziel­ver­ein­ba­run­gen.

Je nach La­ge des Fal­les und ent­spre­chend Ih­ren Vor­ga­ben be­ra­ten wir Sie nur in­tern oder ver­han­deln in Ih­rem Na­men mit der Ge­gen­sei­te.

Für ei­ne mög­lichst ra­sche und ef­fek­ti­ve Be­ra­tung be­nö­ti­gen wir fol­gen­de Un­ter­la­gen:

  • Werk­ver­trä­ge, Dienst­ver­trä­ge, Ser­vice­ver­trä­ge
  • Ar­beits­ver­trä­ge (falls be­reits vor­han­den)
  • Er­gän­zen­de Re­ge­lun­gen wie z.B. Dienst­wa­gen­ver­ein­ba­run­gen oder Pro­vi­si­ons­ab­re­den (falls be­reits vor­han­den)
  • Ta­rif­ver­trä­ge und Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen (falls sol­che Re­ge­lun­gen in Ih­rem Un­ter­neh­men zu be­ach­ten sind)

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de
Bewertung: 2.5 von 5 Sternen (23 Bewertungen)

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de