HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Bre­men, Ur­teil vom 07.11.2023, 1 Sa 53/23

   
Schlagworte: Sachverhaltsverwertungsverbot, Datenschutz, Persönlichkeitsrecht
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Bremen
Aktenzeichen: 1 Sa 53/23
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 07.11.2023
   
Leitsätze:

1. Tatsachen von denen ein Arbeitgeber dadurch Kenntnis erlangt, dass er nach einem lediglich vagen Hinweis auf das Vorliegen einer Straftat, die auf dem Dienstrechner einer Arbeitnehmerin über die Anwendung "WhatsApp-Web" einzusehende WhatsApp-Korrespondenz eines ersichtlich ausschließlich privat genutzten WhatsApp-Accounts gelesen und im Hinblick auf das Vorliegen etwaiger Pflichtverletzungen der Arbeitnehmerin ausgewertet hat, unterliegen wegen des hiermit verbundenen schwerwiegenden Eingriffs in das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Arbeitnehmerin regelmäßig einem Sachvortragsverwertungsverbot. Dies gilt auch, wenn die private Nutzung des Dienstrechners untersagt war.(Rn.38)

2. Der Diebstahl von Bargeld zu Lasten einer Arbeitskollegin stellt einen an sich wichtigen Grund i.S.v. § 626 Abs. 1 BGB dar. Je nach den Umständen des Einzelfalls, kann sich die Überzeugung des Gerichts, ob die behauptete Entwendung von Bargeld als wahr zu erachten ist, gemäß § 286 Abs. 1 Satz 1 ZPO im Wesentlichen auf die Aussage einer Zeugin stützen, die bekundet, dass die Klägerin ihr gegenüber die Entwendung des Bargelds zugestanden hat.(Rn.34) (Rn.40)

3. Bei überzahlter Arbeitsvergütung kann der Arbeitgeber nicht mit einer Bruttoforderung aufrechnen. Eine derartige Aufrechnung ist gem. § 394 S. 1 BGB unzulässig. (Anschluss an LAG Hamm, Urteil vom 11.12.2019 - 6 Sa 912/19 -)(Rn.49)

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Bremen-Bremerhaven, Urteil vom 25.04.2023, 12 Ca 12231/22
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Bre­men


1 Sa 53/23
12 Ca 12231/22

Im Na­men des Vol­kes!

Ur­teil

 

In dem Rechts­streit

– Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te –

Pro­zess­be­vollmäch­tig­ter:

g e g e n

– Be­klag­ter und Be­ru­fungskläger –

Pro­zess­be­vollmäch­tig­ter:

hat die 1. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Bre­men auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 07. No­vem­ber 2023 durch den Präsi­den­ten des Lan­des­ar­beits­ge­richts so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter und für Recht er­kannt:

1. Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bre­menBre­mer­ha­ven vom 25.04.2023 – 12 Ca 12231/22 – ab­geändert und zur Klar­stel­lung ins­ge­samt wie folgt neu ge­fasst:

Der Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin für 15 rest­li­che Ur­laubs­ta­ge für das Ka­len­der­jahr 2022 1.453,85 € brut­to zu zah­len.

Der Be­klag­te wird ver­ur­teilt, der Kläge­rin ein qua­li­fi­zier­tes Ar­beits­zeug­nis zu er­tei­len.


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Der Be­klag­te wird ver­ur­teilt, der Kläge­rin über das ge­zahl­te Ge­halt für den Mo­nat Ok­to­ber 2022 ei­ne Ab­rech­nung zu er­tei­len.

Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen. 

2. Im Übri­gen wird die Be­ru­fung zurück­ge­wie­sen

3. Die Kos­ten des Rechts­streits ers­ter In­stanz trägt der Be­klag­te zu 28 %, die Kläge­rin zu 72 %. Die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens trägt der Be­klag­te zu 10 %, die Kläge­rin zu 90 %.

4. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.


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TAT­BESTAND:

Die Par­tei­en strei­ten zu­letzt noch über die Wirk­sam­keit ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung, über Zah­lungs­ansprüche so­wie über die Er­tei­lung ei­ner Ab­rech­nung.

Der Be­klag­te be­treibt als Fach­an­walt für Straf­recht ei­ne Rechts­an­walts­kanz­lei in Bre­men. Er beschäftigt we­ni­ger als 10 Ar­beit­neh­mer. Die Kläge­rin war ab dem 26. Ju­li 2020 zunächst als Aus­hil­fe und so­dann seit dem 02. No­vem­ber 2020 als Rechts­an­walts­fach­an­ge­stell­te bei dem Be­klag­ten beschäftigt. Das Brut­to­mo­nats­ge­halt der Kläge­rin be­trug zu­letzt 2.100,00 Eu­ro. In dem schrift­li­chen Ar­beits­ver­trag vom 17. Ok­to­ber 2020 (An­la­ge 1, Bl. 8 f. d.A. des Ar­beits­ge­richts) ver­ein­bar­ten die Par­tei­en zu­dem u.a. ei­ne drei­mo­na­ti­ge Kündi­gungs­frist zum Mo­nats­en­de (§ 7 Abs. 2) und ei­nen  Jah­res­ur­laubs­an­spruch von 23 Ar­beits­ta­gen (§ 3 Abs. 4). Die Kläge­rin war bei dem Be­klag­ten u.a. für die Über­wei­sung von Löhnen zuständig, wo­bei die Ge­halts­ab­rech­nun­gen re­gelmäßig durch ei­nen Steu­er­be­ra­ter er­stellt wur­den. Der Kläge­rin war es u.a. un­ter­sagt, den Ar­beits­platz­rech­ner für pri­va­te Whats­App-Kor­re­spon­denz zu nut­zen. Im Zeit­raum vom 06. Fe­bru­ar 2022 bis zum 16. Fe­bru­ar 2022 be­fand sich die Kläge­rin auf­grund ei­ner Co­ro­na-In­fek­ti­on in behörd­lich an­ge­ord­ne­ter Qua­rantäne. Ab dem 17. Fe­bru­ar 2022 war die Kläge­rin wei­ter bis zum 25. Fe­bru­ar 2022 durch ärzt­li­che Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung krank­ge­schrie­ben. Ne­ben der Kläge­rin ar­bei­te­te als wei­te­re Mit­ar­bei­te­rin Frau R. für den Be­klag­ten so­wie auf ge­ringfügi­ger Ba­sis Frau F. , bei wel­cher es sich um ei­ne Stu­den­tin der Rechts­wis­sen­schaf­ten han­delt. Am 25. Ok­to­ber 2022 nahm Frau R. ei­nen 50-Eu­ro-Schein in ih­rem Porte­mon­naie mit auf die Ar­beit. Am frühen Abend des 25. Ok­to­ber 2022 teil­te Frau R. dem Be­klag­ten mit, dass ihr die­se 50,00 Eu­ro ge­stoh­len wor­den sei­en und hierfür nur die Kläge­rin in Fra­ge käme. Dar­auf­hin kon­trol­lier­te der Be­klag­te den Ar­beits­platz­rech­ner der Kläge­rin und die auf dem Ar­beits­platz­rech­ner ein­seh­ba­ren pri­va­ten Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin. We­gen des In­halts der Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin an Drit­te vom 06. Fe­bru­ar, vom 18. Fe­bru­ar so­wie vom 25. Ok­to­ber 2022 wird auf den dies­bezügli­chen Vor­trag des Be­klag­ten (Bl. 100, 102 und 103 d.A. des Ar­beits­ge­richts ver­wie­sen). Am 26. Ok­to­ber 2022 hat der Be­klag­te die Kläge­rin, ob­wohl er von ei­nem Dieb­stahl der Kläge­rin über­zeugt war, noch ar­bei­ten las­sen. Am Vor­mit­tag des 26. Ok­to­ber 2022 über­wies die Kläge­rin die Löhne für Ok­to­ber 2022, un­ter an­de­rem über­wies sie sich sel­ber das vol­le Ge­halt für Ok­to­ber 2022. Die Umstände der Über­wei­sun­gen sind zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Um un­gefähr 15:00 Uhr überg­ab der Be­klag­te der Kläge­rin sein Kündi­gungs­schrei­ben vom 26. Ok­to­ber 2022 (Bl. 12 d.A. des Ar­beits­ge­richts), mit wel­chem er das Ar­beits­verhält­nis frist­los kündig­te. Die Kläge­rin hat im Ge­gen­zug die Büro­schlüssel aus­gehändigt. Der an der­sel­ben Adres­se in Büro­ge­mein­schaft mit dem Be­klag­ten täti­ge Rechts­an­walt K. erklärte der Kläge­rin kurz 


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dar­auf, dass man ge­nau wis­se, dass sie das Geld von Frau R. ge­nom­men ha­be. Am 26. Ok­to­ber 2022 be­stand für das Jahr 2022 noch ein Rest­ur­laubs­an­spruch der Kläge­rin im Um­fang von 15 Ta­gen. In der Be­ru­fungs­in­stanz ist un­strei­tig ge­wor­den, dass die Kläge­rin am 26. Ok­to­ber 2022 nach dem Er­halt des Kündi­gungs­schrei­bens mit Frau F. te­le­fo­niert hat. In dem Te­le­fo­nat hat die Kläge­rin Frau F. ge­be­ten, ihr den Schlüssel für die Kanz­leiräume aus­zu­lei­hen, da­mit sie in der fol­gen­den Nacht ei­nen 50-Eu­ro-Schein im Ar­beits­be­reich von Frau R. de­po­nie­ren könne. Die­se Bit­te hat Frau F. ab­ge­lehnt. Der wei­te­re In­halt des Te­le­fo­nats ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Am 08. No­vem­ber 2022 nahm die Kläge­rin ein neu­es Ar­beits­verhält­nis auf. Mit Schrei­ben vom 07. No­vem­ber 2022 (Bl. 14 bis 16 d. A. des Ar­beits­ge­richts), der Kläge­rin zu­ge­gan­gen am 11. No­vem­ber 2022, er­hielt die Kläge­rin von dem Be­klag­ten Ge­halts­ab­rech­nun­gen für Fe­bru­ar und Ok­to­ber 2022, wo­bei der Ab­rech­nung für Ok­to­ber 2022 u.a. die Po­si­ti­on „Fest­be­zug Ge­halt“ 1.820,00 € zu ent­neh­men war (Bl. 17 bis 18 d.A. des Ar­beits­ge­richts). In dem Schrei­ben for­der­te der Be­klag­te die Kläge­rin zu­dem u.a. zur Zah­lung von 50,00 Eu­ro auf, die ih­re Kol­le­gin (Frau R. ) an ihn ab­ge­tre­ten ha­be. Mit E-Mail vom 21. No­vem­ber 2022 erklärte die Kläge­rin dem Be­klag­ten un­ter an­de­rem, dass sie be­reit sei, die 50,00 Eu­ro zu zah­len. We­gen des wei­te­ren In­halts der E-Mail vom 21. No­vem­ber 2022 wird auf Blatt 106 d.A. des Ar­beits­ge­richts ver­wie­sen. 

Mit ih­rer Kla­ge vom 16. No­vem­ber 2022, dem Be­klag­ten am 24. No­vem­ber 2022 zu­ge­stellt, hat sich die Kläge­rin ge­gen die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung ge­wen­det und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass ein Ur­laubs­an­spruch von 15 Ta­gen für 2022 ent­stan­den und nicht ver­fal­len sei und die nachträgli­che Ände­rung der Ge­halts­ab­rech­nung für Fe­bru­ar 2022 un­zulässig sei. Mit Schrift­satz vom 11. April 2023, dem Be­klag­ten­ver­tre­ter am 12. April 2023 zu­ge­gan­gen, hat die Kläge­rin darüber hin­aus die Zah­lung von An­nah­me­ver­zugs­lohn bis zum 31. Ja­nu­ar 2023, Ur­laubs­ab­gel­tung so­wie Zeug­nis­er­tei­lung be­gehrt. In der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Ar­beits­ge­richt am 25. April 2023 hat sie ih­re Kla­ge teil­wei­se ab­geändert und teil­wei­se zurück­ge­nom­men. Dies­bezüglich wird auf das Pro­to­koll der Ver­hand­lung (Bl. 154 – 157 d.A. des Ar­beits­ge­richts) ver­wie­sen.

Die Kläge­rin hat be­strit­ten, dass die sich im Fe­bru­ar 2022 ab­sicht­lich mit Co­ro­na an­ge­steckt ha­be. Die sei­tens des Be­klag­ten zur Ak­te ge­reich­te Whats­App-Kor­re­spon­denz sei nicht vollständig. Die aus­gewähl­ten Nach­rich­ten sei­en aus dem Zu­sam­men­hang ge­ris­sen wor­den. Die Kläge­rin ha­be sich höchst­wahr­schein­lich (un­ab­sicht­lich) bei ih­rer Mut­ter an­ge­steckt. Nach der Qua­rantäne sei die Kläge­rin wei­ter­hin krank ge­we­sen, was sie mit ei­ner Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung nach­ge­wie­sen ha­be. Im Übri­gen han­de­le es sich bei der Whats­App-Kor­re­spon­denz um ei­ne pri­va­te Kor­re­spon­denz, die der Be­klag­te un­ter Ver­s­toß ge­gen Da­ten­schutz­rech­te der Kläge­rin ver­wen­det ha­be. Es be­ste­he in­so­fern 


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ein Ver­wer­tungs­ver­bot. Sie ha­be kei­ne Par­ty im Büro ge­fei­ert und le­dig­lich Wo­chen­end­ar­beit im Büro ge­leis­tet. Es wer­de be­strit­ten, dass Frau R. 50,00 Eu­ro ab­han­den­ge­kom­men sei­en. Die Kläge­rin sei hierfür zu­min­dest nicht ver­ant­wort­lich. Am 26. Ok­to­ber 2022 hätten der Kläge­rin noch kei­ne Ge­halts­ab­rech­nun­gen des Steu­er­be­ra­ters vor­ge­le­gen, was unüblich ge­we­sen sei. Ihr sei nicht mit­ge­teilt wor­den, dass sich an der Höhe der Net­tolöhne die­sen Mo­nat et­was ände­re, da­her ha­be sie dem Be­klag­ten, als die­ser am Vor­mit­tag das Büro ver­lies, mit­ge­teilt, dass sie die Über­wei­sung in der übli­chen Höhe durchführen wer­de. Die Re­ak­ti­on des Be­klag­ten da­zu ha­be sie als Zu­stim­mung in­ter­pre­tiert. In ih­rer Schreib­tisch­schub­la­de hätten sich le­dig­lich le­ga­le Ta­blet­ten be­fun­den, die ihr ärzt­lich ver­ord­net wor­den sei­en, sie ha­be die Schub­la­de nicht so zurück­ge­las­sen wie sie auf dem Fo­to des Be­klag­ten zu se­hen sei. Da das Ar­beits­verhält­nis frühes­tens zum 31. Ja­nu­ar 2023 en­de, ha­be die Kläge­rin für den Zeit­raum von No­vem­ber 2022 bis Ja­nu­ar 2023 ei­nen An­nah­me­ver­zugs­lohn­an­spruch, der sich um den Ver­dienst aus ih­rer An­schluss­beschäfti­gung re­du­zie­re. In die­sem Ar­beits­verhält­nis ha­be sie in Teil­zeit ei­nen mo­nat­li­chen Brut­to­ver­dienst in Höhe von 1.150,00 Eu­ro er­zielt. Im Übri­gen ha­be der Be­klag­te für 15 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2022 so­wie für 2 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2023 Ur­laubs­ab­gel­tung zu leis­ten und ei­ne Ab­rech­nung für den für Ok­to­ber 2022 tatsächlich ge­zahl­ten Be­trag so­wie ein qua­li­fi­zier­tes Zeug­nis zu er­tei­len. 

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin mit dem Be­klag­ten nicht durch die Kündi­gung vom 26.10.2022 auf­gelöst wor­den ist,

2. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin für 15 rest­li­che Ur­laubs­ta­ge für das Ka­len­der­jahr 2022 Brut­to 1.575,00 € zu zah­len,

3. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin 210,00 € Brut­to für zwei auf den Ja­nu­ar 2023 ent­fal­len­de Ur­laubs­ta­ge zu zah­len,

4. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin für den Mo­nat Ok­to­ber 2022 über den voll aus­ge­zahl­ten Be­trag ei­ne Ab­rech­nung zu er­tei­len,

5. an die Kläge­rin für den Mo­nat No­vem­ber 2022 ein Brut­to­ge­halt in Höhe von 950,00 € zu zah­len,

6. an die Kläge­rin für den Mo­nat De­zem­ber 2022 ein Brut­to­ge­halt in Höhe von 950,00 € zu zah­len,


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7. an die Kläge­rin für den Mo­nat Ja­nu­ar 2023 ein Brut­to­ge­halt in Höhe von 950,00 € zu zah­len,

8. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin ein qua­li­fi­zier­tes Zeug­nis zu er­tei­len.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass die außer­or­dent­li­che Kündi­gung wirk­sam sei, da sich die Kläge­rin mehr­fach in be­son­ders schwe­rer Wei­se ver­trags­wid­rig ver­hal­ten ha­be. So ha­be sich die Kläge­rin u.a. im Fe­bru­ar 2022 vorsätz­lich mit Co­ro­na in­fi­ziert und da­mit so­wohl die Qua­rantänean­ord­nung als auch die Krank­schrei­bung be­wusst her­bei­geführt. Dies er­ge­be sich aus dem In­halt der Whats­App-Nach­richt der Kläge­rin vom 06. Fe­bru­ar 2022. Nach Be­en­di­gung der Qua­rantäne ha­be die Kläge­rin dann durch Vor­spie­ge­lung fal­scher Tat­sa­chen ei­ne Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung er­wirkt, ob­wohl ih­re Co­ro­na-Wer­te wie­der un­ter­halb der Schwel­le der An­ste­ckungsmöglich­keit ge­le­gen hätten und sie tatsächlich nicht mehr krank ge­we­sen sei. Dies er­ge­be sich aus dem In­halt der Whats­App-Nach­richt der Kläge­rin vom 18. Fe­bru­ar 2022. Des Wei­te­ren ha­be die Kläge­rin die Kanz­leiräume un­er­laubt für pri­va­te Zwe­cke ge­nutzt und un­be­fugt Drit­ten Zu­gang zu den Kanz­leiräum­en ver­schafft. So sei sie mit ih­rem Le­bens­gefähr­ten mehr­fach am Wo­chen­en­de und in den Abend­stun­den in der Kanz­lei von der Rei­ni­gungs­kraft an­ge­trof­fen wor­den. Ein­mal sei sie nur mit Un­terwäsche be­klei­det ge­we­sen, ein­mal ha­be sie dort ge­mein­sam mit ih­rem Le­bens­gefähr­ten ei­ne Par­ty ge­fei­ert. Am 25. Ok­to­ber 2022 ha­be Frau R. beim Ein­kau­fen nach der Ar­beit be­merkt, dass sich der 50,00 Eu­ro-Schein nicht mehr in ih­rem Porte­mon­naie be­fin­det. Die Kläge­rin ha­be den 50-Eu­ro Schein ent­wen­det. Dies er­ge­be sich un­zwei­fel­haft aus dem In­halt der Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin vom 25. Ok­to­ber 2022, ins­be­son­de­re aus der Nach­richt um 12:24 Uhr. Auch diein der E-Mail vom 21. No­vem­ber 2022 geäußer­te Be­reit­schaft der Kläge­rin, die 50,00 Eu­ro an den Be­klag­ten zu zah­len, sei als Ein­geständ­nis der Kläge­rin zu wer­ten. Auf­grund die­ser Er­kennt­nis­se ha­be der Be­klag­te die Schreib­tisch­schub­la­de der Kläge­rin geöff­net und dort klei­ne lee­re Plas­tiktüten, in de­nen sich nur Dro­gen be­fun­den ha­ben können, ei­nen zu­sam­men­ge­roll­ten Geld­schein so­wie di­ver­se wei­te­re Ta­blet­ten ge­fun­den. Darüber hin­aus sei die frist­lo­se Kündi­gung auch des­we­gen ge­recht­fer­tigt, weil sich die Kläge­rin am 26. Ok­to­ber 2022 ent­ge­gen der An­wei­sung des Be­klag­ten das Ge­halt für den Mo­nat Ok­to­ber 2022 über­wie­sen ha­be. Die Lohn­ab­rech­nun­gen würden nach der Er­stel­lung durch den Steu­er­be­ra­ter erst von dem Be­klag­ten ge­prüft. So­fern die Über­wei­sung ent­spre­chend der 


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Lohn­ab­rech­nun­gen er­fol­gen soll­te, ha­be der Be­klag­te die­se mit der kon­kre­ten An­wei­sung zur Aus­zah­lung an die Kläge­rin wei­ter­ge­lei­tet, die so­dann die Über­wei­sun­gen durchführ­te. Am 26. Ok­to­ber 2022 ha­be die Kläge­rin dem Be­klag­ten ein ver­schlos­se­nes Schrei­ben vom Steu­er­be­ra­ter mit dem Hin­weis über­ge­ben, dass dar­in die Lohn­ab­rech­nun­gen sei­en und ihn aus­drück­lich ge­fragt, ob sie sich den Lohn über­wei­sen dürfe. Dies ha­be der Be­klag­te aus­drück­lich ab­ge­lehnt und mit­ge­teilt, dass er die Lohn­ab­rech­nun­gen erst prüfen und ihr da­nach ei­ne An­wei­sung er­tei­len wer­de. Un­mit­tel­bar nach die­sem Gespräch ha­be die Kläge­rin sich den vol­len Lohn für Ok­to­ber 2022 über­wie­sen. Ein An­spruch auf An­nah­me­ver­zugs­lohn ste­he der Kläge­rin auch bei ei­ner Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung nicht zu. Die Kläge­rin ha­be es böswil­lig un­ter­las­sen, ih­re Ar­beits­kraft für ein Voll­zeit­ar­beits­verhält­nis zu ver­wen­den. Die Kläge­rin hätte auf­grund der der­zei­ti­gen Ar­beits­markt­si­tua­ti­on in Bre­men so­fort ei­nen Voll­zeit­ar­beits­platz fin­den können. 

Das Ar­beits­ge­richt Bre­men-Bre­mer­ha­ven hat der Kla­ge auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 25. April 2023 teil­wei­se statt­ge­ge­ben. Es hat fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht vor dem 31. Ja­nu­ar 2023 be­en­det wur­de, den Be­klag­ten zur Zah­lung von An­nah­me­ver­zug in Höhe von je­weils 950,00 Eu­ro brut­to für die Mo­na­te No­vem­ber 2022 bis Ja­nu­ar 2023, zur Zah­lung von Ur­laubs­ab­gel­tung und zur Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Zeug­nis­ses so­wie ei­ner Ab­rech­nung über das für Ok­to­ber 2022 ge­zahl­te Ge­halt ver­ur­teilt. Das Vor­lie­gen ei­nes wich­ti­gen Grun­des im Sin­ne des § 626 Abs. 1 BGB könne nicht fest­ge­stellt wer­den. Aus dem In­halt der vor­ge­leg­ten Whats­App-Kor­re­spon­denz könne we­der ge­schlos­sen wer­den, dass die Kläge­rin ih­re Co­ro­na-In­fek­ti­on im Fe­bru­ar 2022 ab­sicht­lich her­bei­geführt ha­be, noch, dass sie für den Zeit­raum vom 17. Fe­bru­ar bis zum 25. Fe­bru­ar 2023 ei­ne Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung un­ter Vor­spie­ge­lung fal­scher Tat­sa­chen er­langt ha­be. Der In­halt der Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin vom 25. Ok­to­ber 2022 be­le­ge nicht, dass die Kläge­rin Frau R. 50,00 Eu­ro ent­wen­det hat. Auf das Vor­lie­gen ei­nes Sach­vor­trags­ver­wer­tungs­ver­bo­tes im Hin­blick auf die Whats­AppNach­rich­ten der Kläge­rin kom­me es folg­lich nicht an. Die E-Mail der Kläge­rin vom 21. No­vem­ber 2022 sei nicht als Schuld­ein­geständ­nis der Kläge­rin zu wer­ten. Die Über­wei­sung des Ge­hal­tes für Ok­to­ber 2022 an sich sel­ber stel­le bei Wahr­un­ter­stel­lung des be­klag­ten­sei­ti­gen Vor­tra­ges zwar ei­ne Pflicht­ver­let­zung der Kläge­rin dar, die­se könne je­doch man­gels Vor­lie­gens ei­ner ein­schlägi­gen Ab­mah­nung kei­nen wich­ti­gen Grund dar­stel­len. Die wei­te­ren vor­ge­tra­ge­nen Kündi­gungs­gründe – Fei­ern in den Kanz­leiräum­en und Dro­gen in der Ar­beits­platz­schub­la­de – sei­en durch den Be­klag­ten so pau­schal vor­ge­tra­gen, dass sie nicht ge­eig­net sei­en ei­nen wich­ti­gen Grund dar­zu­stel­len. Das Ar­beits­verhält­nis ha­be je­doch zum 31. Ja­nu­ar 2023 sein En­de ge­fun­den, da die frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten gemäß § 140 BGB in ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung um­zu­deu­ten sei, die auf­grund der Größe des Be­triebs gemäß § 23 Abs. 1 S. 3 KSchG kei­ner so­zia­len 


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Recht­fer­ti­gung bedürfe. Der An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung er­ge­be sich aus § 7 Abs. 4 BUrlG, der An­spruch auf Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Ar­beits­zeug­nis­ses aus § 109 Abs. 1 S. 3 Ge­wO und der An­spruch auf Er­tei­lung ei­ner Ge­halts­ab­rech­nung für Ok­to­ber 2022 aus § 108 Abs. 1 Satz 1 Ge­wO. Der be­gehr­te An­nah­me­ver­zugs­lohn sei der Kläge­rin in vol­ler Höhe zu­zu­spre­chen ge­we­sen, da der dies­bezüglich dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Be­klag­te kei­ne kon­kre­ten Tat­sa­chen vor­ge­tra­gen ha­be, aus de­nen sich An­halts­punk­te für das böswil­li­ge Un­ter­las­sen ei­nes höhe­ren Zwi­schen­ver­diens­tes durch die Kläge­rin er­ge­ben hätten.

Ge­gen die­ses Ur­teil, das dem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten des Be­klag­ten am 16. Ju­ni 2023 zu­ge­stellt wur­de (Bl. 181 d. A. des Ar­beits­ge­richts), hat er mit Schrift­satz vom 12. Ju­li 2023, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am sel­ben Ta­ge ein­ge­gan­gen (Bl. 1 - 7 d. A.), Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se zu­gleich be­gründet. 

Der Be­klag­te hält das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts für rechts­feh­ler­haft. Tatsächlich ha­be ein wich­ti­ger Grund zum Aus­spruch ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung vor­ge­le­gen. Nach der Ge­richts­ver­hand­lung vor dem Ar­beits­ge­richt am 25. April 2023 ha­be der Be­klag­te sei­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen Frau F. und Frau Re. be­rich­tet, dass sich das Ar­beits­ge­richt im Rah­men der Erörte­run­gen da­hin­ge­hend po­si­tio­niert ha­be, dass kei­ne aus­rei­chen­den Tat­sa­chen für das Vor­lie­gen ei­nes wich­ti­gen Grun­des dar­ge­legt wor­den sei­en. Dar­auf­hin ha­be Frau F. dem Be­klag­ten mit­ge­teilt, dass die Kläge­rin ihr in ei­nem Te­le­fo­nat am 26. Ok­to­ber 2022 ge­stan­den ha­be, am Vor­tag 50,00 Eu­ro aus der Geldbörse der Mit­ar­bei­te­rin R. ge­stoh­len zu ha­ben, da sie das Geld un­be­dingt benötigt ha­be. Erst im wei­te­ren Ver­lauf des Te­le­fo­nats ha­be die Kläge­rin sie ge­be­ten, ihr den Schlüssel für die Kanz­leiräume aus­zu­lei­hen, um im Ar­beits­be­reich der Mit­ar­bei­te­rin R. ei­nen 50 Eu­roSchein de­po­nie­ren zu können. Dies­bezüglich be­ruft sich der Be­klag­te auf den In­halt der ein­ge­reich­ten Ver­si­che­rung an Ei­des statt der Zeu­gin F. (Bl. 6 – 7 d.A.). Auf­grund der Wirk­sam­keit der frist­lo­sen Kündi­gung zum 26. Ok­to­ber 2022 sei im Hin­blick auf das vollständig aus­ge­zahl­te Brut­to­ge­halt der Kläge­rin für Ok­to­ber 2022 ein Rück­zah­lungs­an­spruch im Um­fang von 5/31 von 2.100,00 Eu­ro brut­to, al­so i.H.v. 338,70 Eu­ro brut­to ent­stan­den. In­so­weit wer­de die Auf­rech­nung mit dem An­spruch der Kläge­rin auf Ur­laubs­ab­gel­tung für 15 Ur­laubs­ta­ge für das Jahr 2022 erklärt, so­dass dies­bezüglich le­dig­lich 1.236,30 Eu­ro brut­to durch den Be­klag­ten zu zah­len sei­en. Für Ok­to­ber 2022 ha­be der Be­klag­te kei­ne Ab­rech­nung mehr zu er­tei­len, da er für den zu­tref­fen­den Zeit­raum bis zum 26. Ok­to­ber 2022 be­reits ei­ne Ab­rech­nung er­teilt ha­be.

Der Be­klag­te be­an­tragt,


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das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bre­men-Bre­mer­ha­ven vom 25.04.2023, Ak­ten­zei­chen 12 Ca 12231/22 ab­zuändern und die Kla­ge hin­sicht­lich der Anträge 1, 3, 5, 6, 7 und 8 ab­zu­wei­sen so­wie hin­sicht­lich des An­tra­ges zu Zif­fer 2 den Be­klag­ten le­dig­lich zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin als Ur­laubs­ab­gel­tung € 1.236,30 brut­to zu zah­len.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin hält die Be­ru­fung des Be­klag­ten be­reits für un­zulässig, da in der Be­ru­fungs­be­gründung kei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit den Ent­schei­dungs­gründen des Ar­beits­ge­richts ent­hal­ten sei. Der Be­klag­te be­ru­fe sich aus­sch­ließlich auf neu­es tatsächli­ches Vor­brin­gen, wel­ches als ver­spätet zurück­zu­wei­sen sei. Zu­min­dest sei die Be­ru­fung un­be­gründet. Der In­halt der ei­des­statt­li­chen Ver­si­che­rung der Zeu­gin F. sei er­sicht­lich falsch, dies spre­che ge­gen die Glaub­haf­tig­keit der Zeu­gin. Der Be­klag­te könne der Zeu­gin nicht be­reits am 25. April 2023 erzählt ha­ben, dass er vor dem Ar­beits­ge­richt ver­lo­ren ha­be, da die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en verkündet wur­de und das Sit­zungs­pro­to­koll erst am 26. April 2023 ver­sen­det wor­den sei. Die Kläge­rin ha­be ge­genüber Frau F. in dem Te­le­fo­nat am 26. Ok­to­ber 2022 nicht zu­ge­ge­ben, die 50,00 Eu­ro ent­wen­det zu ha­ben. Mögli­cher­wei­se ha­be Frau F. die Bit­te der Kläge­rin, ihr die Schlüssel für die Kanz­leiräume aus­zu­lei­hen, da­mit sie dort 50,00 Eu­ro de­po­nie­ren könne, als Schuld­ein­geständ­nis ge­wer­tet. Tatsächlich sei die Kläge­rin we­gen des plötz­li­chen Ver­lus­tes ih­res Ar­beits­plat­zes in Pa­nik ge­ra­ten und ha­be mit al­len Mit­teln ver­hin­dern wol­len, dass der ihr ge­genüber er­ho­be­ne un­be­rech­tig­te Vor­wurf des Dieb­stahls zurück­ge­nom­men wird. Nur des­we­gen ha­be sie die 50,00 Eu­ro im Ar­beits­be­reich der Mit­ar­bei­te­rin R. de­po­nie­ren wol­len.

We­gen des Er­geb­nis­ses der Ver­neh­mung der Zeu­gin V. F. wird auf das Pro­to­koll der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 07. No­vem­ber 2023 Be­zug ge­nom­men. Hin­sicht­lich des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en, ih­rer Be­weis­an­trit­te und der von ih­nen über­reich­ten Un­ter­la­gen so­wie we­gen ih­rer Rechts­ausführun­gen im Übri­gen wird ergänzend auf den ge­sam­ten Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men. 

ENT­SCHEI­DUN­GSGRÜNDE:

Die Be­ru­fung ist zulässig und über­wie­gend be­gründet.


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A.

Die Be­ru­fung ist zulässig.

I.

Die Be­ru­fung ist gem. § 64 Abs. 1 und 2 ArbGG statt­haft. Sie ist im Sin­ne der §§ 64 Abs. 6, 66 Abs. 1 ArbGG, 519 ZPO form- und frist­ge­recht ein­ge­legt wor­den. 

II.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin ist die Be­ru­fung eben­falls im Sin­ne der §§ 64 Abs. 6 ArbGG, 520 ZPO hin­rei­chend be­gründet wor­den. 

1.
Die Be­ru­fungs­be­gründung muss gemäß der §§ 64 Abs. 6 ArbGG, 520 Abs. 3 S. 2 ZPO und § 67 ArbGG ne­ben den Be­ru­fungs­anträgen die Be­zeich­nung der Umstände ent­hal­ten, aus de­nen sich die Rechts­ver­let­zung und de­ren Er­heb­lich­keit für die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung er­gibt, die Be­zeich­nung kon­kre­ter An­halts­punk­te, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Vollständig­keit der Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen im an­ge­foch­te­nen Ur­teil be­gründen und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung ge­bie­ten oder die Be­zeich­nung neu­er An­griffs- und Ver­tei­di­gungs­mit­tel so­wie die Tat­sa­chen, auf­grund de­rer die­se zu­zu­las­sen sind. Die Be­ru­fungs­be­gründung muss da­mit die Umstände be­zeich­nen, aus de­nen sich die Rechts­ver­let­zung durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil und de­ren Er­heb­lich­keit für das Er­geb­nis der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung er­gibt. Da­bei kann die Be­ru­fung gemäß § 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. § 520 Abs. 3 S. 2 Z. 4 ZPO auch aus­sch­ließlich auf neu vor­ge­brach­te Tat­sa­chen gestützt wer­den, wenn zu­gleich be­gründet wird, wes­halb das erst­in­stanz­li­che Ur­teil bei Berück­sich­ti­gung der neu vor­ge­brach­ten Tat­sa­chen un­rich­tig ist und wenn die neu vor­ge­brach­ten Tat­sa­chen zu berück­sich­ti­gen und nicht als ver­spätet zurück­zu­wei­sen sind (Be­ckOK ZPO/Wulf, 50. Ed. 1.9.2023, ZPO § 520 Rn. 26). In Be­ru­fungs­ver­fah­ren vor den Lan­des­ar­beits­ge­rich­ten ist zu be­ach­ten, dass sich die Zulässig­keit des Vor­tra­ges neu­er Tat­sa­chen nicht nach § 531 Abs. 2 ZPO, son­dern nach § 67 ArbGG rich­tet, wel­cher lex spe­cia­les ist (GMP/Schleu­se­ner, 10. Aufl. 2022, ArbGG § 64 Rn. 82) und § 520 Abs.3 ZPO ins­ge­samt nur in­so­weit gemäß § 64 Abs. 6 ArbGG zur An­wen­dung kom­men kann, als ihm nicht die Tat­sa­che ent­ge­gen­steht, dass die Be­ru­fungs­in­stanz im ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren grundsätz­lich ei­ne voll­wer­ti­ge zwei­te Tat­sa­chen­in­stanz ist (GMP/Schleu­se­ner, 10. Aufl. 2022, ArbGG § 66 Rn. 1). Nach § 67 Abs. 2 und 3 ArbGG sind An­griffs- und Ver­tei­di­gungs­mit­tel die im ers­ten Rechts­zug ent­ge­gen ei­ner hierfür ge­setz­ten Frist oder ent­ge­gen § 282 Abs. 1, 2 ZPO nicht recht­zei­tig vor­ge­bracht wor­den sind, zu­zu­las­sen, wenn ent­we­der ih­re Zu­las­sung die Er­le­di­gung des Rechts­streits nicht 


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verzögern würde oder wenn die Par­tei die Ver­spätung genügend ent­schul­digt bzw. der Vor­trag im ers­ten Rechts­zug nicht aus gro­ber Nachlässig­keit un­ter­las­sen wur­de. Ei­ne Verzöge­rung liegt vor, wenn das Ver­fah­ren bei Zu­las­sung des ver­späte­ten Vor­brin­gens länger dau­ern würde als bei des­sen Zurück­wei­sung, wo­bei die zeit­li­che Ver­schie­bung der Be­en­di­gung nicht ganz un­er­heb­lich sein darf. Ent­schei­dend ist al­lein die Verzöge­rung in der Be­ru­fungs­in­stanz, nicht je­doch, ob bei recht­zei­ti­gem Vor­brin­gen in der ers­ten In­stanz die Tat­sa­chen be­reits in dem Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hätten berück­sich­tigt wer­den können (GMP/Schleu­se­ner, 10. Aufl. 2022, ArbGG § 67 Rn. 9).

2.
Un­ter Zu­grun­de­le­gung der vor­ge­nann­ten Grundsätze hat der Be­klag­te sei­ne Be­ru­fung aus­rei­chend be­gründet. Der Be­ru­fungs­be­gründung ist zu ent­neh­men, dass der Be­klag­te die Auf­fas­sung ver­tritt, dass un­ter Berück­sich­ti­gung der neu vor­ge­brach­ten Tat­sa­che, dass die Kläge­rin Frau F. am 26. Ok­to­ber 2022 be­rich­tet ha­ben soll, dass sie die 50,00 Eu­ro ent­wen­det hat, ent­ge­gen des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts ent­schie­den wer­den müsse, dass die frist­lo­se Kündi­gung das Ar­beits­verhält­nis zum 26. Ok­to­ber 2022 auf­gelöst hat. Mit­hin hat der Be­klag­te die Umstände be­zeich­net, aus de­nen sich aus sei­ner Sicht die Un­rich­tig­keit des an­ge­foch­te­nen Ur­teils er­gibt und de­ren Er­heb­lich­keit für das Er­geb­nis der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung erläutert. Es kann da­hin­ste­hen, ob der Be­klag­te die neu vor­ge­tra­ge­ne Tat­sa­che im ers­ten Rechts­zug ent­ge­gen ei­ner hierfür ge­setz­ten Frist oder ent­ge­gen § 282 Abs. 1, 2 ZPO nicht recht­zei­tig vor­ge­bracht hat und ob die et­wai­ge Ver­spätung ent­schul­digt ist bzw. der Vor­trag nicht aus gro­ber Nachlässig­keit un­ter­las­sen wur­de. Denn der et­waig ver­späte­te Vor­trag führt nicht zu ei­ner Verzöge­rung des Rechts­streits. Denn der Be­klag­te hat be­reits in der Be­ru­fungs­be­gründung so sub­stan­ti­iert zu dem In­halt des Te­le­fo­na­tes zwi­schen der Kläge­rin und Frau F. vor­ge­tra­gen und Be­weis an­ge­bo­ten, dass sich die Kläge­rin in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung zu dem Vor­trag ein­las­sen konn­te und es dem Ge­richt möglich war, Frau F. als Zeu­gin zu dem ers­ten Kam­mer­ter­min zu la­den. Ei­ne Verzöge­rung ist da­mit nicht fest­zu­stel­len, wes­we­gen es sich um zulässi­gen neu­en Tat­sa­chen­vor­trag ge­han­delt hat.

B.

Die Be­ru­fung ist über­wie­gend be­gründet.

I.

Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten ist die Fest­stel­lung des Ar­beits­ge­rich­tes auf­zu­he­ben, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis auf­grund der Kündi­gung vom 26. Ok­to­ber 2022 nicht vor dem 31. Ja­nu­ar 2023 auf­gelöst wur­de. Denn der zulässi­ge 


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Kla­ge­an­trag zu 1 ist un­be­gründet. Die Kündi­gungs­erklärung vom 26. Ok­to­ber 2022 hat das  zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis frist­los mit dem 26. Ok­to­ber 2022 auf­gelöst.

1.
Zum Zeit­punkt des Aus­spruchs der frist­lo­sen Kündi­gung am 26. Ok­to­ber 2022 lag ein wich­ti­ger Grund zum Aus­spruch ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung gemäß § 626 Abs. 1 BGB vor. Die Kam­mer ist bei Würdi­gung des er­ho­be­nen Be­wei­ses, der Ver­neh­mung der Zeu­gin F. , in aus­rei­chen­den Maß im Sin­ne des § 286 ZPO da­von über­zeugt, dass die Kläge­rin ih­rer Kol­le­gin Frau R. am 25. Ok­to­ber 2022 50,00 Eu­ro aus ih­rem Port­mo­nee ent­wen­det hat.

a.
Gem. § 626 Abs. 1 BGB kann ein Ar­beits­verhält­nis aus wich­ti­gem Grund oh­ne Ein­hal­tung ei­ner Kündi­gungs­frist gekündigt wer­den, wenn Tat­sa­chen vor­lie­gen, auf Grund de­rer dem Kündi­gen­den un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des Ein­zel­falls und un­ter Abwägung der In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­tei­le die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann. Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ist bei der Prüfung, ob ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung ge­recht­fer­tigt ist, zunächst zu fra­gen, ob ein be­stimm­ter Sach­ver­halt oh­ne be­son­de­re Umstände des Ein­zel­fal­les an sich ge­eig­net ist, ei­nen wich­ti­gen Grund dar­zu­stel­len. So­dann sind die Umstände des Ein­zel­falls zu berück­sich­ti­gen, die ge­gen­sei­ti­gen In­te­ressen ab­zuwägen und al­le vernünf­ti­gen in Be­tracht kom­men­den Umstände vollständig un­ter Berück­sich­ti­gung der kon­kret berühr­ten In­ter­es­sen wi­der­spruchs­frei zu berück­sich­ti­gen (vgl. nur BAG, Ur­teil v. 20. No­vem­ber 2014 – 2 AZR 651/13 - m. w. N.). Bei ei­ner ver­hal­tens­be­ding­ten, or­dent­li­chen oder außer­or­dent­li­chen Kündi­gung ist zu­dem grundsätz­lich er­for­der­lich, dass der Ar­beit­neh­mer vor Aus­spruch der Kündi­gung be­reits we­gen ei­nes ver­gleich­ba­ren Ver­hal­tens ab­ge­mahnt wur­de (vgl. BAG, Ur­teil vom 17.02.1994, AP Nr. 116 zu § 626 BGB m. w. N.). Von Ar­beit­neh­mern ge­genüber Ar­beit­ge­bern, Ar­beits­kol­le­gen oder Kun­den be­gan­ge­nen Diebstähle stel­len da­bei in der Re­gel, al­so wenn kei­ne außer­gewöhn­li­chen Umstände vor­lie­gen, ei­nen an sich wich­ti­gen Grund dar und be­rech­ti­gen den Ar­beit­ge­ber re­gelmäßig auch oh­ne vor­he­ri­ge Ab­mah­nung zum Aus­spruch ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung (Fi­scher­mei­er in KR 11. Aufl. § 626 BGB Rn.461).

b.
Vor­lie­gend ist die Kam­mer nach der durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me in ei­nem nach § 286 Abs. 1 S. 1 ZPO aus­rei­chen­den Um­fang da­von über­zeugt, dass die Kläge­rin ih­rer Kol­le­gin 


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Frau R. am 25. Ok­to­ber 2022 ei­nen 50-Eu­ro-Schein ent­wen­det hat. Maßgeb­lich hierfür ist der In­halt der glaub­haf­ten Aus­sa­ge der glaubwürdi­gen Zeu­gin F. . Nicht zu berück­sich­ti­gen war da­ge­gen der un­strei­ti­ge In­halt der Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin vom 25. Ok­to­ber 2022, denn die­ser un­ter­liegt ei­nem Sach­vor­trags­ver­wer­tungs­ver­bot, da der Be­klag­te den In­halt der Whats­App-Nach­rich­ten auf der Grund­la­ge ei­nes schwer­wie­gen­den Ver­s­toßes ge­gen das all­ge­mei­ne Persönlich­keits­recht der Kläge­rin er­mit­telt hat.

Hier­zu im Ein­zel­nen:

aa.
Nach dem in § 286 Abs. 1 Satz 1 ZPO nor­mier­ten Grund­satz der frei­en Be­weiswürdi­gung ist ein Be­weis er­bracht, wenn das Ge­richt un­ter Berück­sich­ti­gung des ge­sam­ten Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me (und der münd­li­chen Ver­hand­lung mit et­wai­ger Par­tei­anhörung) und der sons­ti­gen Wahr­neh­mun­gen in der münd­li­chen Ver­hand­lung von der Rich­tig­keit ei­ner Tat­sa­chen­be­haup­tung über­zeugt ist. Die­se da­nach er­for­der­li­che Über­zeu­gung er­for­dert kei­ne ab­so­lu­te oder un­umstößli­che Ge­wiss­heit und auch kei­ne an Si­cher­heit gren­zen­de Wahr­schein­lich­keit, es reicht viel­mehr ein für das prak­ti­sche Le­ben brauch­ba­rer Grad an Ge­wiss­heit aus, der Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­tet. Nicht zu berück­sich­ti­gen sind an­ge­bo­te­ne Be­weis­mit­tel, wenn sie ei­nem Be­weis­ver­wer­tungs­ver­bot un­ter­lie­gen und un­strei­ti­ger Par­tei­vor­trag, so­weit er ei­nem Sach­vor­trags­ver­wer­tungs­ver­bot un­ter­liegt. Ein Sach­vor­trags- oder Be­weis­ver­wer­tungs­ver­bot we­gen ei­ner Ver­let­zung des gemäß Art. 2 Abs. 1 iVm. Art. 1 Abs. 1 GG geschütz­ten all­ge­mei­nen Persönlich­keits­rechts ei­ner Par­tei (vgl. auch Art. 8 Abs. 1 EM­RK) kann sich im ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren aus der Not­wen­dig­keit ei­ner ver­fas­sungs­kon­for­men Aus­le­gung des Pro­zess­rechts - et­wa von § 138 Abs. 3, § 286, § 331 Abs. 1 Satz 1 ZPO - er­ge­ben. We­gen der nach Art. 1 Abs. 3 GG be­ste­hen­den Bin­dung an die in­so­weit maßgeb­li­chen Grund­rech­te und der Ver­pflich­tung zu ei­ner rechts­staat­li­chen Ver­fah­rens­ge­stal­tung hat das Ge­richt zu prüfen, ob die Ver­wer­tung von heim­lich be­schaff­ten persönli­chen Da­ten und Er­kennt­nis­sen, die sich aus die­sen Da­ten er­ge­ben, mit dem all­ge­mei­nen Persönlich­keits­recht des Be­trof­fe­nen ver­ein­bar ist. Das Grund­recht schützt ne­ben der Pri­vat- und In­tim­sphäre und sei­ner spe­zi­el­len Aus­prägung als Recht am ei­ge­nen Bild auch das Recht auf in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung, das die Be­fug­nis ga­ran­tiert, selbst über die Preis­ga­be und Ver­wen­dung persönli­cher Da­ten zu be­fin­den (BAG, Ur­teil vom 27. Ju­li 2017 – 2 AZR 681/16 – (Key­log­ger-Ent­schei­dung) ju­ris Rn. 16). Das Le­sen des In­halts von E-Mails oder an­de­ren elek­tro­ni­schen Nach­rich­ten, die an pri­va­te Be­kann­te ge­rich­tet sind, die nichts mit dem Be­trieb zu tun ha­ben und die nicht aus be­trieb­li­chem An­lass ver­sandt wur­den, stellt da­bei ei­nen er­heb­li­chen Ein­griff in das Recht auf in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung dar


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(Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21. Sep­tem­ber 2018 – 10 Sa 601/18 –, Rn.90, ju­ris). Kon­trol­liert ein Ar­beit­ge­ber, nach ei­nem le­dig­lich va­gen Hin­weis auf ei­ne Straf­tat oder Pflicht­ver­let­zung des Ar­beit­neh­mers, die er­kenn­bar pri­va­te elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on ei­nes Ar­beit­neh­mers, so ist die Da­ten­er­he­bung und Da­ten­ver­ar­bei­tung nicht nach den Art. 5ff. DSG­VO i.V.m. § 26 BDSG ge­recht­fer­tigt (vgl. eben­so: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, a.a.O. – 10 Sa 601/18 –, Rn. 91, ju­ris). Ein solch schwer­wie­gen­der Ver­s­toß ge­gen § 26 BDSG so­wie das Recht auf in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung führt nicht bloß zu ei­nem Be­weis­ver­wer­tungs­ver­bot, son­dern re­gelmäßig zu ei­nem Sach­vor­trags­ver­wer­tungs­ver­bot. Die bloße An­nah­me ei­nes Be­weis­ver­wer­tungs­ver­bots würde da­zu führen, dass der von der schwe­ren Persönlich­keits­rechts­ver­let­zung be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer ge­hal­ten wäre, den im Re­gel­fall schwer zu be­strei­ten­den In­halt der elek­tro­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­on wahr­heits­wid­rig zu be­strei­ten oder al­ter­na­tiv ei­ne Per­pe­tu­ie­rung der Persönlich­keits­rechts­ver­let­zung hin­zu­neh­men (vgl. im Ein­zel­nen mit je­weils ausführ­li­cher Be­gründung: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, a.a.O., ju­ris Rn. 102ff, BAG, Ur­teil vom 27. Ju­li 2017 a.a.O. so­wie BAG, Ur­teil vom 23. Au­gust 2018 – 2 AZR 133/18 –ju­ris Rn. 16). Dies gilt re­gelmäßig auch, wenn die Nut­zung des Ar­beits­platz­rech­ners für pri­va­te Kom­mu­ni­ka­ti­on un­ter­sagt war, so­weit der Ar­beit­ge­ber bei der Kon­trol­le des Ar­beits­platz­rech­ners, z.B. durch Kenn­zeich­nung ei­nes Ord­ners auf dem Ar­beits­platz­rech­ner als „pri­vat“, er­ken­nen kann, dass in die­sem Be­reich kei­ne dienst­li­chen Da­ten zu er­war­ten sind.

bb.
Vor­lie­gend ist auf der Grund­la­ge der vor­ge­nann­ten Grundsätze der un­strei­ti­ge In­halt der Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin vom 25. Ok­to­ber 2022 im Rah­men der Be­weiswürdi­gung nicht zu berück­sich­ti­gen, es be­steht ein Sach­vor­trags­ver­wer­tungs­ver­bot. Der Be­klag­te hat nach ei­ge­nem Vor­trag bei der Kon­trol­le des Ar­beits­platz­rech­ners der Kläge­rin fest­ge­stellt, dass dort je­den­falls Tei­le der pri­va­ten Whats­App-Kor­re­spon­denz der Kläge­rin auf­ruf­bar wa­ren; ver­mut­lich über die An­wen­dung „Whats­App-Web“. Nach dem Vor­trag des Be­klag­ten sind kei­ne An­halts­punk­te dafür er­sicht­lich, dass er da­von aus­ge­hen konn­te, dass es sich hier­bei um ei­ne dienst­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on der Kläge­rin han­del­te. Da­mit hat der Be­klag­te of­fen­sicht­lich be­wusst die pri­va­te Whats­App-Kor­re­spon­denz der Kläge­rin auf An­halts­punk­te für Pflicht­ver­let­zun­gen kon­trol­liert. Aus dem Um­stand, dass der Be­klag­te auch den In­halt von Whats­AppNach­rich­ten der Kläge­rin aus Fe­bru­ar 2022 vor­ge­tra­gen hat, ist er­sicht­lich, dass der Be­klag­te ei­nen min­des­tens acht­mo­na­ti­gen Zeit­raum der pri­va­ten Whats­AppKor­re­spon­denz der Kläge­rin ge­le­sen und kon­trol­liert ha­ben muss. Dies stellt ei­nen schwer­wie­gen­den und um­fas­sen­den Ein­griff des Be­klag­ten in den Kern­be­reich des 


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all­ge­mei­nen Persönlich­keits­rechts der Kläge­rin dar. Die­ser Ein­griff ist nicht ge­recht­fer­tigt ge­we­sen. Der Be­klag­te hat le­dig­lich pau­schal und oh­ne den Vor­trag kon­kre­ter Tat­sa­chen dar­ge­legt, dass Frau R. ihm am 25. Ok­to­ber 2022 nach Fei­er­abend mit­ge­teilt ha­be, dass ihr 50,00 Eu­ro ab­han­den­ge­kom­men sei­en und le­dig­lich die Kläge­rin als Täte­rin in Be­tracht käme. Der Be­klag­te hat nicht erläutert, auf­grund wel­cher vor der Kon­trol­le des Ar­beits­platz­rech­ners der Kläge­rin be­kann­ter Tat­sa­chen, nur die Kläge­rin als Täte­rin in Be­tracht ge­kom­men sein soll. Da­mit schei­det ei­ne Recht­fer­ti­gung der Da­ten­er­he­bung nach den Grundsätzen der Art. 5ff. DSG­VO i.V.m. § 26 BDSG of­fen­sicht­lich aus. Nur ergänzend wird da­her dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die heim­li­che Kon­trol­le pri­va­ter Whats­AppKor­re­spon­denz durch den Ar­beit­ge­ber, oh­ne vor­he­ri­ge In­for­ma­ti­on des Ar­beit­neh­mers, auch im Fal­le kon­kre­ter Ver­dacht­stat­sa­chen im Hin­blick auf ei­nen Dieb­stahl nach der ständi­gen Recht­spre­chung der Ar­beits­ge­rich­te un­verhält­nismäßig sein dürf­te.

Die Kam­mer ist nach der durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me je­doch auch oh­ne Berück­sich­ti­gung des In­halts der Whats­App-Nach­rich­ten der Kläge­rin vom 25. Ok­to­ber 2022 in ei­nem nach § 286 Abs. 1 S. 1 ZPO aus­rei­chen­den Maß da­von über­zeugt, dass die Kläge­rin ih­rer Kol­le­gin Frau R. am 25. Ok­to­ber 2022 ei­nen 50-Eu­ro-Schein ent­wen­det hat. Die Aus­sa­ge der Zeu­gin F. war er­gie­big. Die Zeu­gin hat die Be­haup­tung des Be­klag­ten, dass die Kläge­rin ihr in dem un­strei­ti­gen Te­le­fo­nat am 26. Ok­to­ber 2022 die Ent­wen­dung des Gel­des ge­stan­den ha­be, bestätigt. Die Kam­mer hält die Zeu­gin im Er­geb­nis für glaubwürdig und ih­re Aus­sa­ge für glaub­haft. Die Glaubwürdig­keit der Zeu­gin mag auf­grund der be­ruf­li­chen Ver­bin­dung zum Be­klag­ten ge­ringfügig ein­ge­schränkt sein. Zu­guns­ten der Glaubwürdig­keit der Zeu­gin ist je­doch zu berück­sich­ti­gen, dass es der Kam­mer schwer vor­stell­bar er­scheint, dass die Zeu­gin als Stu­den­tin der Rechts­wis­sen­schaft ih­re be­ruf­li­che Zu­kunft durch ei­ne vorsätz­li­che Falsch­aus­sa­ge gefähr­den würde. Die Aus­sa­ge war ins­ge­samt glaub­haft. Die Zeu­gin hat um­fang­reich und wi­der­spruchs­frei so­wohl den In­halt des Te­le­fo­nats wie auch des­sen Be­gleit­umstände ge­schil­dert und die Be­haup­tung des Be­klag­ten aus­drück­lich bestätigt. Die Zeu­gin hat um­fang­reich den Ab­lauf der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Kläge­rin am Nach­mit­tag des 26. Ok­to­ber 2022 ge­schil­dert und da­bei nicht nur den In­halt ih­rer zu­vor ab­ge­ge­be­nen Ver­si­che­rung an Ei­des statt wie­der­holt, son­dern im Ein­zel­nen ge­schil­dert, wer im Rah­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on wel­che Whats­App-Nach­rich­ten ge­sen­det und wer wen an­ge­ru­fen hat. Da­bei hat sie nach­voll­zieh­bar ge­schil­dert, was die Kläge­rin zu ihr un­gefähr ge­sagt hat, oh­ne vor­zu­ge­ben, sich nach über ei­nem Jahr noch an den ge­nau­en Wort­laut er­in­nern zu können. So hat die Zeu­gin auf Nach­fra­ge z.B. ein­geräumt, dass sie nicht mehr ge­nau wis­se, ob die Kläge­rin von Ent­wen­dung von ge­nau 50,00 Eu­ro oder le­dig­lich von der Ent­wen­dung von Geld ge­re­det ha­be. Nach­voll­zieh­bar hat sie zu­dem ge­schil­dert, dass sie auf­grund ih­rer und der Ar­beits­zei­ten von Frau R. die­se am 26. Ok­to­ber 2022 nicht im 


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Büro ge­se­hen und ver­mut­lich des­we­gen vor der Kon­takt­auf­nah­me durch die Kläge­rin nichts von dem mut­maßli­chen Dieb­stahl mit­be­kom­men ha­be. Im Er­geb­nis spricht es auch nicht ge­gen die Glaub­haf­tig­keit ih­rer Aus­sa­ge, dass sich die Zeu­gin nach ei­ge­nem Be­kun­den erst am 25. April 2023 da­zu ent­schlos­sen ha­be, dem Be­klag­ten von dem In­halt des Te­le­fo­nats zu erzählen. Denn die Zeu­gin hat nach­voll­zieh­bar erläutert, dass sie mit der Kläge­rin ein sehr gu­tes kol­le­gia­les Verhält­nis hat­te, die­se sich an sie ge­wen­det hat­te und sie ihr auf der Grund­la­ge des gu­ten Verhält­nis­ses ver­spro­chen hat­te, nichts wei­ter zu sa­gen. Zu­dem hat die Zeu­gin erläutert, dass sie auf­grund des Um­stan­des, dass die Kläge­rin mit Frau R. am 25. Ok­to­ber 2022 al­lein im Büro ge­we­sen sei und dem übri­gen In­halt der Ar­beits­ge­richts­ak­te oh­ne­hin da­von aus­ge­gan­gen sei, dass es auf ih­re Aus­sa­ge im vor­lie­gen­den Ge­richts­ver­fah­ren nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich an­kom­men wer­de. Mit­hin ist es für die Kam­mer plau­si­bel, dass sich die Zeu­gin erst am 25. April 2023 zur Aus­sa­ge ent­schie­den hat, nach­dem der Be­klag­te ihr nach der Ver­hand­lung vor dem Ar­beits­ge­richt be­rich­tet hat­te, dass es nicht so gut ge­lau­fen sei und sie sich da­nach noch mit ih­rer neu­en Kol­le­gin Frau Re. be­ra­ten ha­be. Zu­dem spricht es auch, ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin, nicht ge­gen die Glaub­haf­tig­keit der Aus­sa­ge, dass die Zeu­gin in ih­rer Ver­si­che­rung an Ei­des statt wei­ter­ge­hend oder zu­min­dest miss­verständ­lich an­ge­ge­ben hat, dass der Be­klag­te ihr am 25. April 2023 mit­ge­teilt ha­be, dass er durch das Ar­beits­ge­richt zu ei­ner Zah­lung an die Kläge­rin ver­ur­teilt wor­den sei. Denn die Zeu­gin hat in ih­rer Ver­neh­mung plau­si­bel zu­ge­stan­den, dass sie die­se For­mu­lie­rung, trotz ih­rer ju­ris­ti­schen Aus­bil­dung, nicht wortwört­lich in rechts­tech­ni­schen Sin­ne ge­meint ha­be, son­dern da­mit nur ha­be aus­drücken wol­len, dass der Be­klag­te sinn­gemäß geäußert ha­be, dass es nicht so gut ge­lau­fen sei und sie dar­aus ge­schlos­sen ha­be, dass er wahr­schein­lich ver­ur­teilt wer­den würde und sie es des­we­gen als un­ge­recht an­sah, durch ihr Ver­schwei­gen zu die­sem un­ge­rech­ten Ur­teil bei­zu­tra­gen. Ent­schei­dend ist vor­lie­gend die Glaub­haf­tig­keit der Aus­sa­ge der Zeu­gen­aus­sa­ge und nicht das ex­ak­te Zu­tref­fen des In­halts der Ver­si­che­rung an Ei­des statt. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin kann die Kam­mer eben­falls nicht er­ken­nen, dass der durch die Zeu­gin ge­schil­der­te Zeit­ab­lauf nicht mit dem Ab­lauf der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Ar­beits­ge­richt am 25. April 2023 übe­rein­stim­men kann. Denn un­strei­tig be­gann die auf 11:00 Uhr an­ge­setz­te münd­li­che Ver­hand­lung leicht ver­spätet und dau­er­te un­gefähr 1 St­un­de, al­so un­gefähr bis 12:30 Uhr, höchs­tens bis 13:00 Uhr. Die Kanz­lei des Be­klag­ten be­fin­det sich le­dig­lich in un­gefähr 600 m Ent­fer­nung vom Jus­tiz­zen­trum, so­dass kei­ne Zwei­fel dar­an be­ste­hen, dass der durch die Zeu­gin ge­schil­der­te un­gefähre zeit­li­che Ab­lauf, nach wel­chem sie nach der Un­muts­be­kun­dung des Be­klag­ten und ei­nem be­ra­ten­den Gespräch mit Frau Re. um spätes­tens 14:00 Uhr 
das Gespräch mit dem Be­klag­ten geführt ha­be, zu­tref­fend sein kann. Ent­schei­dend für die Aus­sa­ge der Zeu­gin spricht zu­dem, dass sie oh­ne dies­bezügli­che Nach­fra­ge des Ge­richts 


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von sich aus erklärt hat, dass die Kam­mer Ein­blick in ih­ren Whats­App-Chat-Ver­lauf mit der Kläge­rin vom 26. Ok­to­ber 2022 neh­men könne. Denn im Fal­le ei­ner, von dem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin un­ter­stell­ten, Falsch­aus­sa­ge, wäre sie durch die­ses An­ge­bot ein er­heb­li­ches Auf­de­ckungs­ri­si­ko ein­ge­gan­gen, da sie un­mit­tel­bar zu­vor aus­drück­lich ge­schil­dert hat­te, dass sie in Whats­App-Nach­rich­ten nach dem Te­le­fo­nat am 26. Ok­to­ber 2022 un­ter Be­zug­nah­me auf das Geständ­nis der Kläge­rin mit die­ser ge­schrie­ben ha­be. Da­mit ist die Kam­mer im Er­geb­nis von der Wahr­heit der Be­haup­tung des Be­klag­ten über­zeugt, dass die Kläge­rin der Zeu­gin F. in ei­nem Te­le­fo­nat am 26. Ok­to­ber 2022 zu­min­dest erklärt hat, dass sie Geld von Frau R. ent­wen­det hat, auch wenn nicht mit Si­cher­heit fest­steht, dass sie erklärt hat, dass sie ge­nau 50,00 Eu­ro ent­wen­det hat. Un­ter Zu­grun­de­le­gung der Wahr­heit die­ser Tat­sa­che hat die Kam­mer kei­ne Zwei­fel an der Wahr­heit der durch den Be­klag­ten be­haup­te­ten Tat­sa­che, dass die Kläge­rin Frau R. am 25. Ok­to­ber 2022 den von ihr mit­geführ­ten Geld­schein und da­mit 50,00 Eu­ro ent­wen­det hat. Denn es sind kei­ne An­halts­punk­te dafür er­sicht­lich, wes­we­gen die Kläge­rin der Zeu­gin F. die Ent­wen­dung des Gel­des hätte ge­ste­hen sol­len, wenn sie sie tatsächlich nicht be­gan­gen ha­ben soll­te. Auf die Be­wer­tung der Be­weis­kraft des In­halts der E-Mail der Kläge­rin vom 21. No­vem­ber 2022 an den Be­klag­ten kommt es da­mit nicht an. Zum Zeit­punkt des Aus­spruchs der frist­lo­sen Kündi­gung am 26. Ok­to­ber 2022 lag ein an sich wich­ti­ger Grund zum Aus­spruch ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung im Sin­ne von § 626 Abs. 1 BGB vor. Maßgeb­lich ist ent­ge­gen der im Be­ru­fungs­ver­fah­ren geäußer­ten Auf­fas­sung des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin nicht, ob der Ar­beit­ge­ber zum Zeit­punkt des Aus­spruchs der frist­lo­sen Kündi­gung be­reits Kennt­nis von al­len maßgeb­li­chen Tat­sa­chen hat­te. Maßgeb­lich ist viel­mehr, ob zum Zeit­punkt des Aus­spruchs der frist­lo­sen Kündi­gung be­reits die ob­jek­ti­ven Tat­sa­chen – hier die Ent­wen­dung des Geld­scheins - vor­la­gen, die ei­nen wich­ti­gen Grund dar­stel­len.

c.
Die bei der Prüfung des Vor­lie­gens ei­nes wich­ti­gen Grun­des nach § 626 Abs. 1 BGB stets im Ein­zel­fall vor­zu­neh­men­de In­ter­es­sen­abwägung geht vor­lie­gend eben­falls zu­las­ten der Kläge­rin aus.

aa.
Bei der Prüfung im Rah­men des § 626 Abs. 1 BGB, ob dem Ar­beit­ge­ber ei­ne Wei­ter­beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers trotz Vor­lie­gens ei­ner er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zung je­den­falls bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist zu­mut­bar ist, ist in ei­ner Ge­samtwürdi­gung das In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers an der so­for­ti­gen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­gen das In­ter­es­se des Ar­beit­neh­mers an des­sen Fort­be­stand ab­zuwägen. Es hat ei­ne Be­wer­tung des Ein­zel­falls un­ter Be­ach­tung des 


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Verhält­nismäßig­keits­grund­sat­zes zu er­fol­gen. Da­bei las­sen sich die Umstände, an­hand de­rer zu be­ur­tei­len ist, ob dem Ar­beit­ge­ber die Wei­ter­beschäfti­gung zu­min­dest bis zum En­de der Frist für ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung zu­mut­bar war oder nicht, nicht ab­sch­ließend fest­le­gen. Zu berück­sich­ti­gen sind aber re­gelmäßig das Ge­wicht und die Aus­wir­kun­gen ei­ner Ver­trags­pflicht­ver­let­zung, der Grad des Ver­schul­dens des Ar­beit­neh­mers, ei­ne mögli­che Wie­der­ho­lungs­ge­fahr so­wie die Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses und des­sen störungs­frei­er Ver­lauf. Ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung kommt nur in Be­tracht, wenn es kei­nen an­ge­mes­se­nen Weg gibt, das Ar­beits­verhält­nis fort­zu­set­zen, weil dem Ar­beit­ge­ber sämt­li­che mil­de­ren Re­ak­ti­onsmöglich­kei­ten un­zu­mut­bar sind. Sie schei­det aus, wenn es ein „scho­nen­de­res“ Ge­stal­tungs­mit­tel - et­wa Ab­mah­nung, Ver­set­zung, or­dent­li­che Kündi­gung - gibt, das eben­falls ge­eig­net ist, den mit ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung ver­folg­ten Zweck - nicht die Sank­ti­on des pflicht­wid­ri­gen Ver­hal­tens, son­dern die Ver­mei­dung des Ri­si­kos künf­ti­ger Störun­gen des Ar­beits­verhält­nis­ses - zu er­rei­chen Der Grad des Ver­schul­dens des Ar­beit­neh­mers ist im Rah­men der In­ter­es­sen­abwägung ins­be­son­de­re hin­sicht­lich ei­ner mögli­chen Wie­der­ho­lungs­ge­fahr von Be­deu­tung. Je höher er ist, des­to größer ist die­se (vgl. im Ein­zel­nen: BAG, Ur­teil vom 13. De­zem­ber 2018 – 2 AZR 370/18 –, ju­ris Rn. 28 - 29). Von Ar­beit­neh­mern ge­genüber Ar­beit­ge­bern, Ar­beits­kol­le­gen oder Kun­den be­gan­ge­nen Diebstähle be­rech­ti­gen den Ar­beit­ge­ber da­bei re­gelmäßig, al­so wenn kei­ne außer­gewöhn­li­chen Umstände vor­lie­gen, auch oh­ne vor­he­ri­ge Ab­mah­nung zum Aus­spruch ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung (Fi­scher­mei­er in KR 11. Aufl. § 626 BGB Rn. 461 m.w.N).

bb.
Vor­lie­gend ist dem Be­klag­ten die Wei­ter­beschäfti­gung der Kläge­rin un­ter Berück­sich­ti­gung sämt­li­cher Umstände des Ein­zel­falls auch nicht bis zum Ab­lauf der or­dent­li­chen Kündi­gungs­frist am 31. Ja­nu­ar 2023 zu­mut­bar ge­we­sen. Zunächst ist zu­guns­ten der Kläge­rin der mehr als dreijähri­ge störungs­freie Ver­lauf des Ar­beits­verhält­nis­ses zu berück­sich­ti­gen. Auf bis­he­ri­ge Störun­gen des Ar­beits­verhält­nis­ses kann sich der Be­klag­te nicht be­ru­fen, da auf­grund des oben erläuter­ten Sach­vor­trags­ver­wer­tungs­ver­bo­tes kei­ne An­halts­punk­te für das be­wuss­te Her­beiführen ei­ner Qua­rantänean­ord­nung und das Vortäuschen ei­ner Ar­beits­unfähig­keit durch die Kläge­rin er­sicht­lich sind und der Vor­trag hin­sicht­lich der un­er­laub­ten Pri­vat­nut­zung der Kanz­leiräume im Au­gust 2022 so­wie des Auf­be­wah­rens von un­er­laub­ten Dro­gen in ei­ner Schreib­tisch­schub­la­de trotz des Be­strei­tens der Kläge­rin un­zu­rei­chend pau­schal ge­blie­ben ist. Auch die Über­wei­sung des Lohns für Ok­to­ber 2022 kann im Rah­men der In­ter­es­sen­abwägung nicht zu­las­ten der Kläge­rin berück­sich­tigt wer­den, da die Kläge­rin den Vor­gang der Lohnüber­wei­sung be­reits in der Kla­ge­schrift sub­stan­ti­iert an­ders dar­ge­stellt hat als der Be­klag­te in sei­ner Kla­ge­er­wi­de­rung und der be­weis­be­las­te­te Be­klag­te bezüglich der ab­wei­chend 


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ge­schil­der­ten Tat­sa­chen be­weisfällig ge­blie­ben ist. Ent­schei­dend zu­las­ten der Kläge­rin ist je­doch das auf­grund ei­nes Dieb­stahls ge­genüber ei­ner Kol­le­gin ent­schei­dend gestörte Ver­trau­ens­verhält­nis zu berück­sich­ti­gen. Dem Be­klag­ten ist das Ri­si­ko, dass die Kläge­rin während das Ab­lau­fes der Kündi­gungs­frist wei­te­re Ei­gen­tums- oder Vermögens­de­lik­te zu­las­ten von Kol­le­gen, dem Be­klag­ten oder Kun­den be­geht, nicht zu­mut­bar. Außer­gewöhn­li­che Umstände zu­guns­ten der Kläge­rin sind nicht fest­stell­bar, so­dass auch die vor­he­ri­ge Er­tei­lung ei­ner Ab­mah­nung ent­behr­lich war.

2.
Der Be­klag­te hat die Aus­schluss­frist von zwei Wo­chen gemäß § 626 Abs. 2 BGB ein­ge­hal­ten, da er nur ei­nen Tag nach der Ent­wen­dung des Gel­des die frist­lo­se Kündi­gung aus­ge­spro­chen hat. Nicht ent­schei­dend ist, dass der Be­klag­te, was für die Kam­mer schwer nach­voll­zieh­bar ist, die Kläge­rin trotz des er­heb­li­chen Vor­wur­fes am 26. Ok­to­ber 2022 noch hat ar­bei­ten las­sen, da § 626 Abs. 2 BGB Ar­beit­ge­bern be­wusst ei­ne zweiwöchi­ge Über­le­gungs­frist einräumt.

II.

Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ist un­be­gründet, so­weit der Be­klag­te mit sei­ner Be­ru­fung be­gehrt, ihn auf den Kla­ge­an­trag zu Zif­fer 2 le­dig­lich da­hin­ge­hend zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin als Ur­laubs­ab­gel­tung für das Jahr 2022 1.236,30 Eu­ro brut­to statt 1.453,85 Eu­ro brut­to zu zah­len.

1.
Zu­guns­ten der Kläge­rin ist gemäß § 7 Abs. 4 BUrlG ein Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch für im Jahr 2022 15 nicht gewähr­te Ur­laubs­ta­ge i.H.v. 1.453,85 Eu­ro brut­to ent­stan­den. Das Be­schwer­de­ge­richt folgt in­so­weit den zu­tref­fen­den Ent­schei­dungs­gründen des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils und stellt dies hier­mit gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG fest. Ergänzend wird le­dig­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sich an der An­zahl der ab­zu­gel­ten­den Ur­laubs­ta­ge auf­grund der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses am 26. Ok­to­ber 2022 und da­mit vor Jah­res­en­de nichts ändert, da § 5 Abs. 1 c) BUrlG ei­ne Kürzung des für ein Ka­len­der­jahr ent­stan­de­nen Voll­ur­laubs­an­spruchs nur bei ei­nem Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis in der ers­ten Hälf­te ei­nes Ka­len­der­jah­res vor­sieht.

2.
Der An­spruch der Kläge­rin ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten nicht teil­wei­se gemäß der §§ 387 ff. BGB durch Auf­rech­nung er­lo­schen. 


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Die im Be­ru­fungs­ver­fah­ren erklärte Auf­rech­nung ist gemäß § 394 BGB un­zulässig, da der Be­klag­te ge­gen den be­ste­hen­den Brut­tour­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch mit ei­nem nach sei­ner Auf­fas­sung be­ste­hen­den Brut­torück­zah­lungs­an­spruch, nämlich mit 5/31 des Brut­to­lohn­an­spru­ches für Ok­to­ber 2022 die Auf­rech­nung erklärt hat, oh­ne dar­zu­le­gen, in­wie­weit hier­mit ge­gen ei­nen Net­to­lohn­an­spruch und in­wie­weit ge­gen den im Sin­ne von § 394 BGB unpfänd­ba­ren An­spruch auf Abführung von So­zi­al­ab­ga­ben und Steu­ern auf­ge­rech­net wer­den soll. Im Er­geb­nis hat der Be­klag­te da­mit in ei­nem nicht be­stimm­ba­ren Teil ge­gen den unpfänd­ba­ren An­spruch auf Abführung von So­zi­al­ab­ga­ben und Steu­ern auf­ge­rech­net, in­dem er ei­nen Brut­to­lohn­an­spruch ge­gen ei­nen Brut­to­lohn­an­spruch auf­ge­rech­net hat. 

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm hat dies­bezüglich zu­letzt zu­tref­fend das Fol­gen­de aus­geführt:

„Die Be­klag­te kann schließlich auch kei­nen Ge­gen­an­spruch gemäß § 812 Abs. 1 S. 1, 1. Alt. BGB we­gen ver­meint­li­cher Über­zah­lung in Höhe ei­nes Be­trags von 2.466,67 Eu­ro brut­to im We­ge der Auf­rech­nung gel­tend ma­chen. Denn die­se ist gemäß § 394 S. 1 BGB un­zulässig. Gemäß § 394 S.1 BGB kann ge­gen Ar­beits­ein­kom­men auf­ge­rech­net wer­den, so­weit die­ses der Pfändung un­ter­liegt. Gemäß § 850 Abs. 1 ZPO ist Ar­beits­ein­kom­men nach Maßga­be der §§ 850a bis l ZPO pfänd­bar. Nach § 850e Zif­fer 1 S. 1 ZPO sind bei der Be­rech­nung des pfänd­ba­ren Ein­kom­mens die Beträge, die un­mit­tel­bar auf­grund so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­cher und steu­er­recht­li­cher Vor­schrif­ten zur Erfüllung ge­setz­li­cher Ver­pflich­tun­gen des Schuld­ners ab­zuführen sind, nicht mit­zu­rech­nen. Der Ar­beit­ge­ber kann da­her re­gelmäßig nur ge­gen den ent­spre­chen­den Net­to­lohn­an­spruch des Ar­beit­neh­mers auf­rech­nen. Dies gilt auch des­halb, weil die Fra­ge des Be­ste­hens ei­ner schuld­recht­li­chen Grund­la­ge für ei­ne Zah­lung grundsätz­lich un­abhängig von der Fra­ge zu be­ur­tei­len ist, auf wel­cher Rechts­grund­la­ge Steu­ern und Beiträge ab­geführt wor­den sind. Ein schuld­recht­li­cher Rück­for­de­rungs­an­spruch des Ar­beit­ge­bers im Hin­blick auf ei­ne ggf. oh­ne Rechts­grund er­brach­te Zah­lung be­gründet nicht glei­cher­maßen und oh­ne wei­te­res ei­ne Er­stat­tungs­pflicht des Ar­beit­neh­mers im Hin­blick auf die durch den Ar­beit­ge­ber ab­geführ­ten Steu­ern und Beiträge (BAG 24. Ok­to­ber 2000 - 9 AZR 610/99; BAG 13. No­vem­ber 1980 - 5 AZR 572/78; im Übri­gen zum Brut­to-bzw. Net­torück­for­de­rungs­an­spruch des Ar­beit­ge­bers um­fas­send: Linck in: SchaubAr­beits­rechts­hand­buch, 18. Auf­la­ge 2019, § 73 Rdn. 9 und § 74, Rdn. 5 ff.; ErfK/Preis, 20. Aufl. 2020, § 611a BGB, Rdn. 450)[…] Zum ei­nen hat die Be­klag­te vor­lie­gend ge­gen den Brut­to-Vergütungs­an­spruch für den Mo­nat Au­gust 2018 - un­zulässig - mit ei­nem ver­meint­li­chen Brut­to-Ge­gen­an­spruch auf­ge­rech­net statt ge­gen den Net­to-


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Vergütungs­an­spruch mit ei­nem Net­to-Ge­gen­an­spruch.“ (LAG Hamm Urt. v. 11.12.2019 – 6 Sa 912/19 -ju­ris Rn.82 - 84)

III.

Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ist be­gründet, so­weit er die Auf­he­bung der Zif­fern 3, 6, 7 und 8 des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils, nämlich die Auf­he­bung der Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von Ur­laubs­ab­gel­tung für zwei Ur­laubs­ta­ge des Ka­len­der­jah­res 2023 so­wie zur Zah­lung von An­nah­me­ver­zugs­lohn für die Mo­na­te No­vem­ber 2022 bis Ja­nu­ar 2023 be­gehrt. Dies er­gibt sich aus der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch die frist­lo­se Kündi­gung zum 26. Ok­to­ber 2022, auf­grund de­rer we­der ein An­nah­me­ver­zugs­lohn­an­spruch für die Mo­na­te No­vem­ber 2022 bis Ja­nu­ar 2023 noch ein Ur­laubs­an­spruch für das Jahr 2023 ent­ste­hen konn­te.

IV.

Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ist un­be­gründet, so­weit die­ser die Auf­he­bung der Ver­ur­tei­lung zur Er­tei­lung ei­ner Ab­rech­nung über das ge­zahl­te Ge­halt für Ok­to­ber 2022 wen­det. Der An­spruch der Kläge­rin folgt, wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus­geführt hat, aus § 108 Abs. 1 Satz 1 Ge­wO.

1.
Gemäß § 108 Abs. 1 Satz 1 Ge­wO ist dem Ar­beit­neh­mer „bei Zah­lung des Ar­beits­ent­gelts“ ei­ne Ab­rech­nung in Text­form zu er­tei­len. Wie be­reits aus dem Wort­laut der Norm folgt, ist die Ab­rech­nung bei tatsäch­li­cher Zah­lung des Ent­gelts zu er­tei­len. Die Ab­rech­nung be­zweckt die In­for­ma­ti­on über die er­folg­te Zah­lung. Die Re­ge­lung dient der Trans­pa­renz. Der Ar­beit­neh­mer soll er­ken­nen können, war­um er ge­ra­de den aus­ge­zahl­ten Be­trag erhält (vgl. nur: BAG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2023 – 10 AZR 109/22 –, ju­ris Rn. 41). Der An­spruch des Ar­beit­neh­mers auf Er­tei­lung ei­ner Ab­rech­nung sei­nes Ar­beits­ent­gel­tes nach § 108 Abs. 1 Satz 1 Ge­wO ent­steht, wenn das Ar­beits­ent­gelt ge­zahlt wird. Der Ar­beit­ge­ber hat dann dar­zu­le­gen, wie er das ge­zahl­te Ar­beits­ent­gelt im Ein­zel­nen be­rech­net hat (Be­ckOK Ge­wO/Schul­te, 59. Ed. 1.6.2023, Ge­wO § 108 Rn. 12a).

2.
Vor­lie­gend hat der Be­klag­te der Kläge­rin (durch de­ren Aus­zah­lungs­an­wei­sung) das vollständi­ge Brut­to­mo­nats­ge­halt i.H.v. 2.100,00 Eu­ro für Ok­to­ber 2022 ge­leis­tet. Dies ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig und wur­de durch den Be­klag­ten zu­letzt sel­ber in sei­ner Be­ru­fungs­be­gründung im Hin­blick auf die ab­ge­ge­be­ne Auf­rech­nungs­erklärung vor­ge­tra­gen. Der Be­klag­te hat nicht be­haup­tet, der Kläge­rin über die­se tatsächlich ge­leis­te­te Zah­lung ei­ne Ab­rech­nung er­teilt zu ha­ben. Viel­mehr hat­te der Be­klag­te sel­ber 


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vor­ge­tra­gen, dass er der Kläge­rin für Ok­to­ber 2022 le­dig­lich die aus sei­ner Sicht dem ma­te­ri­ell­recht­li­chen An­spruch der Kläge­rin ent­spre­chen­de Ab­rech­nung vom 03. No­vem­ber 2022 er­teilt hat, die ei­nen „Fest­be­zug Ge­halt“ i.H.v. 1.820,00 Eu­ro brut­to ab­zgl. 35,00 Eu­ro brut­to für ei­nen hal­ben Fehl­tag statt des tatsächlich aus­be­zahl­ten vol­len Brut­to­mo­nats­ge­hal­tes auf­weist. Ar­beit­ge­ber schul­den je­doch, wie erläutert, nach § 108 Abs. 1 S. 1 Ge­wO nicht ei­ne Ab­rech­nung über den aus ih­rer Sicht ma­te­ri­ell­recht­lich be­ste­hen­den An­spruch, son­dern ei­ne Ab­rech­nung über tatsächlich aus­be­zahl­ten Beträge, aus der Ar­beit­neh­mer die in § 108 Abs. 1 S. 2 und 3 Ge­wO auf­geführ­ten In­for­ma­tio­nen ent­neh­men können müssen. Im vor­lie­gen­den Fall ist der Be­klag­te da­her ver­pflich­tet, zunächst ei­ne Ab­rech­nung über den tatsächlich aus­be­zahl­ten Be­trag nebst ab­geführ­ter Abzüge zu er­tei­len, um auf die­ser Grund­la­ge ge­ge­be­nen­falls ei­ne Kor­rek­tur­ab­rech­nung zur Be­rech­nung sei­nes et­wai­gen Rück­zah­lungs­an­spru­ches zu er­stel­len. 

C.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 92 Abs. 1 Satz 1 ZPO. Im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren ist der Be­klag­te auf der Grund­la­ge der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung noch im Hin­blick auf die Zah­lung von Ur­laubs­ab­gel­tung für 2022 (1.453,85 Eu­ro), die Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Zeug­nis­ses (2.100,00 Eu­ro) so­wie die Er­tei­lung ei­ner Ab­rech­nung für Ok­to­ber 2022 (105,00 Eu­ro), al­so ins­ge­samt im Um­fang von 3.640,85 Eu­ro un­ter­le­gen. Dies er­gibt be­zo­gen auf den Kos­ten­streit­wert des erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­rens in Höhe von 8.784,70 Eu­ro die te­n­o­rier­te ab­geänder­te Kos­ten­quo­te (28 % zu 72 %). Der Streit­wert des Be­ru­fungs­ver­fah­rens beträgt 3.366,40 Eu­ro. Hier­von ob­sieg­te die Kläge­rin le­dig­lich im Hin­blick auf die Ge­halts­ab­rech­nung für Ok­to­ber 2022 (105,00 Eu­ro) so­wie in Be­zug auf den Teil ih­res Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spru­ches, mit wel­chem der Be­klag­te die Auf­rech­nung erklärt hat (217,55 Eu­ro). Hier­aus er­gibt sich die für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren te­n­o­rier­te Kos­ten­quo­te. Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen, weil die Vor­aus­set­zun­gen des § 72 Abs. 2 Nr. 1 bis 3 ArbGG nicht ge­ge­ben sind. Auf die Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de gem. § 72a ArbGG wird aus­drück­lich hin­ge­wie­sen. 

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