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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/120

Aus­tritt aus dem Ar­beit­ge­ber­ver­band oh­ne Ein­hal­tung von Fris­ten

Ein ein­ver­nehm­li­cher Aus­tritt aus dem Ar­beit­ge­ber­ver­band ist oh­ne Ein­hal­tung von Fris­ten mög­lich, wenn die Ver­bands­sat­zung das nicht aus­schließt.: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 18.05.2011, 4 AZR 457/09
Hunderteuroscheine Ein­mal "OT" bit­te ...
23.06.2011. Ar­beit­ge­ber­ver­bän­de bie­ten Ser­vice­leis­tun­gen und ei­ne po­li­ti­sche In­ter­es­sen­ver­tre­tung. Au­ßer­dem schlie­ßen sie Ta­rif­ver­trä­ge ab. Ar­beit­ge­ber, die al­le Vor­tei­le ei­ner Ver­bands­mit­glied­schaft oh­ne die ta­rif­ver­trag­li­che Bin­dung nut­zen wol­len, kön­nen Mit­glied oh­ne Ta­rif­bin­dung („OT-Mit­glied“) wer­den. Vor­aus­ge­setzt, dass die Ver­bands­sat­zung strikt zwi­schen re­gu­lä­rer und OT-Mit­glied­schaft un­ter­schei­det.

Der Wech­sel zwi­schen den Mit­glieds­ar­ten („Sta­tus­wech­sel“) ist je nach Sat­zung auch frist­los mög­lich („Blitz­wech­sel“). Bei lau­fen­den Ta­rif­ver­hand­lun­gen muss die Ge­werk­schaft aber recht­zei­tig in­for­miert wer­den, da­mit sie sich auf den Weg­fall ta­rif­ge­bun­de­ner Ar­beit­ge­ber ein­stel­len kann. An­dern­falls än­dert ein Wech­sel in die OT-Mit­glied­schaft nichts dar­an, dass der Ar­beit­ge­ber trotz­dem an den neu­en Ver­bands­ta­rif ge­bun­den ist. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat nun dar­über ent­schie­den, ob auch ein ein­ver­nehm­li­cher „Blitz­aus­tritt“ mög­lich ist (Ur­teil vom 18.05.2011, 4 AZR 457/09).

Um ei­nem be­vor­ste­hen­den Ver­bands­ta­rif zu ent­ge­hen trat ein Un­ter­neh­men per Auf­he­bungs­ver­trag oh­ne Ein­hal­tung von Kün­di­gungs­fris­ten aus dem Ver­band aus. Auf Ba­sis des spä­ter ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­ver­tra­ges klag­te ei­ne Ar­beit­neh­me­rin den Ta­rif­lohn ein. Die Ver­ein­ba­rung ei­nes ra­schen ein­ver­nehm­li­chen Aus­tritts war in der Sat­zung aber nicht aus­ge­schlos­sen wor­den und da­mit wirk­sam, so das BAG und wies die Kla­ge ab, wie zu­vor das Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf (Ur­teil vom 17.03.2009, 17 Sa 848/08).

Fa­zit: Die Kla­ge hat­te hier kei­nen Er­folg, weil der Blitz­aus­tritt nicht wäh­rend lau­fen­der Ta­rif­ver­hand­lun­gen ver­ein­bart wur­de und die­se da­her nicht be­ein­flus­sen konn­te. An­dern­falls wä­re zwar der Aus­tritt wirk­sam ge­we­sen, die Ta­rif­bin­dung aber hät­te fort­be­stan­den und die Lohn­kla­ge Er­folg ge­habt. Ei­ne Flucht vor Ver­bands­ta­ri­fen per Blitz­aus­tritt ist nur vor oder nach Ta­rif­ver­hand­lun­gen mög­lich. Für ta­ri­f­un­wil­li­ge Ar­beit­ge­ber und kla­gen­de Ar­beit­neh­mer ist da­her der Aus­tritts­zeit­punkt wich­tig.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 20. Juli 2016

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