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LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 14.03.2017, 8 Sa 289/16

   
Schlagworte: Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB), Kündigungsfristen
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz
Aktenzeichen: 8 Sa 289/16
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 14.03.2017
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Kaiserslautern, Urteil vom 31.05.2016, 8 Ca 1265/15
   

Ak­ten­zei­chen:
8 Sa 289/16
8 Ca 1265/15
ArbG Kai­sers­lau­tern

Verkündet am:
14.03.2017

B.,
Jus­tiz­beschäftig­te
als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT

RHEIN­LAND-PFALZ

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

A., A-Straße, A-Stadt

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te/r: Rechts­anwälte Dr. B., B-Straße, B-Stadt

ge­gen

Fir­ma C., C-Straße, C-Stadt

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te/r: Rechts­an­walt D., D-Straße, D-Stadt

hat die 8. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Rhein­land-Pfalz auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 14. März 2017 durch die Rich­te­rin am Ar­beits­ge­richt Dr. Chaudhry als Vor­sit­zen­de und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Veth und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Wes­ter­kamp als Bei­sit­zer für Recht er­kannt:

I. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kai­sers­lau­tern vom 31.05.2016 - Az.: 8 Ca 1265/15 - wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

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II. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten in der Be­ru­fungs­in­stanz über den Be­en­di­gungs­zeit­punkt des Ar­beits­verhält­nis­ses so­wie dar­aus re­sul­tie­ren­der wei­te­rer An­nah­me­ver­zugs­lohn­ansprüche für die Mo­na­te No­vem­ber 2015 bis März 2016 etc..

Die Be­klag­te be­treibt ein Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men.

Die Kläge­rin war auf­grund des schrift­li­chen be­fris­te­ten An­stel­lungs­ver­tra­ges der Par­tei­en vom 25.03.2015 (Bl. 7 ff. d.A.) ab dem 01.04.2015 bei der Be­klag­ten als stell­ver­tre­ten­de Fi­li­al­lei­te­rin zu ei­ner mo­nat­li­chen Brut­to­vergütung in Höhe von 2.500,00 EUR beschäftigt. Das Ar­beits­verhält­nis war gemäß § 1 Zif­fer 1 des schrift­li­chen Ver­tra­ges bis zum 31.03.2016 be­fris­tet. Fer­ner enthält der be­fris­te­te An­stel­lungs­ver­trag fol­gen­de Re­ge­lung:

§ 2 Kündi­gungs­fris­ten + Pro­be­zeit

1. Die­ser Ver­trag be­darf kei­ner Kündi­gungs­frist. Er en­det au­to­ma­tisch mit Ab­lauf des un­ter § 1 be­stimm­ten Be­en­di­gungs­ter­mins.

2. Die ers­ten 3 Mo­na­te des An­stel­lungs­verhält­nis­ses wer­den als Pro­be­zeit ver­ein­bart. In­ner­halb die­ser Zeit kann das An­stel­lungs­verhält­nis von bei­den Sei­ten mit ei­ner Frist von 2 Wo­chen gekündigt wer­den.

3. Nach der Pro­be­zeit ist der Ver­trag bei­der­seits mit ei­ner Frist von zwei Wo­chen zur Mo­nats­mit­te oder zum Mo­nats­en­de künd­bar.

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Mit Schrei­ben vom 28.09.2015 (Bl.12 d. A.) kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis zum 31.10.2015. Das Kündi­gungs­schrei­ben wur­de der Kläge­rin von der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten über­ge­ben, die die Kündi­gung auch un­ter­schrie­ben hat. Mit Schrei­ben des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin vom 05.10.2015 wies die­ser die Kündi­gung man­gels Voll­machts­vor­la­ge (Bl. 13 d. A.) zurück. Hier­auf ant­wor­te­te der Pro­zess­be­vollmäch­tig­te der Be­klag­ten mit außer­ge­richt­li­chem Schrei­ben vom 08.10.2015 (Bl. 22 d.A.).

Mit beim Ar­beits­ge­richt Kai­sers­lau­tern am 06.10.2015 ein­ge­gan­ge­ner Kla­ge wen­det sich die Kläge­rin ge­gen die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung und macht wei­ter­ge­hen­de Ansprüche gel­tend.

Die Kläge­rin hat die An­sicht ver­tre­ten,

dass das Ar­beits­verhält­nis nicht or­dent­lich künd­bar sei. Da ei­ne kürze­re als die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist für die Zeit nach Ab­lauf der Pro­be­zeit ver­ein­bart ge­we­sen sei, sei die Ver­ein­ba­rung der Kündi­gungsmöglich­keit in § 2 Zif­fer 3 des Ar­beits­ver­tra­ges ins­ge­samt un­wirk­sam, denn ei­ne gel­tungs­er­hal­ten­de Re­duk­ti­on der Klau­sel sei un­zulässig. Ei­ne Um­deu­tung sei hier eben­falls nicht möglich, weil es nicht den mut­maßli­chen Wil­len der Kläge­rin ent­spre­che, ei­ne un­wirk­sa­me Klau­sel, die von der Be­klag­ten im Rah­men von All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen vor­ge­ge­ben wor­den sei, durch Ver­ein­ba­rung ei­ner länge­ren Kündi­gungs­frist zu ei­ner wirk­sa­men Klau­sel zu ma­chen. Die Kläge­rin sei bis zum Be­fris­tungs­en­de am 31.03.2016 abzüglich des er­hal­te­nen Ar­beits­lo­sen­gel­des II (Bl. 66 d. A.) zu vergüten. Fer­ner sei pau­scha­ler Scha­dens­er­satz in Höhe von 40,00 EUR für je­den Ver­zugs­mo­nat nach § 288 Abs. 5 BGB zu leis­ten. Da­ne­ben ste­he der Kläge­rin Ur­laubs­ab­gel­tung zu und zwar 20 Ur­laubs­ta­ge für 2015 und 8 Ur­laubs­ta­ge für 2016. Auch würden bei der Be­klag­ten 250,00 EUR als Weih­nachts­geld oder ähn­li­ches ge­zahlt.

Die Kläge­rin hat zu­letzt erst­in­stanz­lich be­an­tragt,

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1. fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis nicht durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 28.09.2015 zum 31.10.2015 en­det son­dern un­verändert fort­be­steht;

2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en auch nicht durch an­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände en­den wird, son­dern über den or­dent­li­chen Kündi­gungs­ter­min hin­aus auf un­be­stimm­te Zeit fort­be­steht;

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Kläge­rin zu un­veränder­ten ar­beits­ver­trag­li­chen Be­din­gun­gen nach Ab­lauf der Kündi­gungs­frist über den rechts­kräfti­gen Ab­schluss die­ses Ver­fah­rens hin­aus wei­ter zu beschäfti­gen;

4. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin

a) die Ar­beits­be­schei­ni­gung nach § 312 SGB III zu er­tei­len;

b) den Ent­gelt­nach­weis zur So­zi­al­ver­si­che­rung zu er­tei­len;

c) die Ur­laubs­be­schei­ni­gung nach § 6 Abs. 2 BUrlG zu er­tei­len;

d) die Mel­de­be­schei­ni­gung zur So­zi­al­ver­si­che­rung zu über­mit­teln;

e) die Sta­tus­mit­tei­lung über den Stand der be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sor­ge zu er­tei­len;

5. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin ein wohl­wol­len­des qua­li­fi­zier­tes Zwi­schen­zeug­nis nach Leis­tung und Ver­hal­ten zu er­tei­len;

6. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin zur Ab­gel­tung ih­res Ur­laubs­an­spru­ches bis 31.03.2016 für 28 Ur­laubs­ta­ge (20 Ta­ge für 2015 und 8 Ta­ge für 2016) ei­nen Be­trag von 3.407,32 Eu­ro zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5%-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB seit 03.04.2016 zu zah­len;

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7. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin An­nah­me­ver­zugs­lohn für die Mo­na­te No­vem­ber und De­zem­ber 2015 so­wie Ja­nu­ar und Fe­bru­ar 2016 in Höhe von 10.000,00 Eu­ro brut­to (2.500,00 Eu­ro brut­to x 4 Mo­na­te) abzüglich er­hal­ten­der ALG-II-Re­gel­be­darfs­leis­tun­gen in Höhe von 1.606,00 Eu­ro, mit­hin 8.394,00 Eu­ro brut­to, zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5 %-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB aus ei­nem Be­trag von 2.101,00 Eu­ro seit 01.12.2015, aus ei­nem Be­trag von 2.101,00 Eu­ro seit 02.01.2016, aus ei­nem Be­trag von 2.096,00 Eu­ro seit 01.02.2016 und aus ei­nem Be­trag von 2.096,00 Eu­ro seit 01.03.2016 zu zah­len;

8. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­nen Be­trag von 40,00 Eu­ro zu zah­len;

9. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­nen Be­trag von 250,00 Eu­ro zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5%-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB hier­aus seit 01.12.2015 zu zah­len;

10. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin für die Mo­na­te No­vem­ber und De­zem­ber 2015 so­wie Ja­nu­ar 2016 und Fe­bru­ar 2016 je­weils ei­ne Ab­rech­nung zu er­tei­len;

11. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin An­nah­me­ver­zugs­lohn für den Mo­nat März 2016 in Höhe von 2.096,00 Eu­ro brut­to zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5 %-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB seit 02.04.2016 zu zah­len;

12. die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, der Kläge­rin ei­ne Ab­rech­nung für Mo­nat März 2016 zu er­tei­len;

13. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­nen Be­trag von 200,00 Eu­ro zu zah­len zuzüglich Zin­sen in Höhe von 5%-Punk­ten über dem

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Ba­sis­zins­satz der EZB aus ei­nem Be­trag von 40,00 Eu­ro seit 01.12.2015, aus ei­nem Be­trag von 40,00 Eu­ro seit 02.01.2016, aus ei­nem Be­trag von 40,00 Eu­ro seit 01.02.2016, aus ei­nem Be­trag von 40,00 Eu­ro seit 01.03.2016 und aus ei­nem Be­trag von 40,00 Eu­ro seit 01.04.2016.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat die Mei­nung ver­tre­ten,

dass die fal­sche, weil zu kur­ze Kündi­gungs­frist, die im Ar­beits­ver­trag ver­ein­bart wor­den sei, die Klau­sel nicht ins­ge­samt un­wirk­sam ma­che. Ei­ne Kündi­gungs­ver­ein­ba­rung sei zwi­schen den Par­tei­en da­her ge­trof­fen. Die Be­klag­te ha­be mit der rich­ti­gen Kündi­gungs­frist zum 31.10.2015 gekündigt. Die Werk­ta­ge sei­en in Ar­beits­ta­ge um­zu­rech­nen, so dass nach Ab­zug der ge­nom­me­nen 10 Ur­laubs­ta­ge ma­xi­mal 12,5 Ur­laubs­ta­ge noch ab­zu­gel­ten sei­en. Für das be­haup­te­te Weih­nachts­geld ge­be es kei­ne An­spruchs­grund­la­ge.

Mit Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kai­sers­lau­tern vom 31.05.2016 hat die­ses der Kla­ge hin­sicht­lich der gel­tend ge­mach­ten Ansprüche, die den Zeit­raum bis zum 31.10.2015 be­tref­fen bzw. die auf­grund der Be­en­di­gung zum 31.10.2015 ent­stan­den sind, statt­ge­ge­ben und im Übri­gen die wei­ter­ge­hen­de Kla­ge ab­ge­wie­sen. So­weit vor­lie­gend für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren re­le­vant, hat das Ar­beits­ge­richt zur teil­wei­sen Kla­ge­ab­wei­sung aus­geführt, dass die Kündi­gung vom 28.09.2015 wirk­sam sei und das Ar­beits­verhält­nis zum 31.10.2015 be­en­det ha­be. § 174 BGB sei vor­lie­gend nicht ein­schlägig. Ei­ne Kündi­gungsmöglich­keit sei vor­lie­gend wirk­sam ver­ein­bart, so dass § 15 Abs. 3 Tz­B­fG nicht an­wend­bar sei und es ei­ner Um­deu­tung nicht bedürfe.

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Das Ur­teil ist der Kläge­rin am 27.06.2016 zu­ge­stellt wor­den. Die Kläge­rin hat hier­ge­gen mit ei­nem am 04.07.2016 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz vom 01.07.2016 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit ei­nem am 14.08.2016 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt per Te­le­fax ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz vom 15.08.2016 be­gründet.

Nach Maßga­be des ge­nann­ten Schrift­sat­zes, auf den we­gen der Ein­zel­hei­ten Be­zug ge­nom­men wird (Bl. 148 ff. d. A.), macht die Kläge­rin zur Be­gründung ih­res Rechts­mit­tels im We­sent­li­chen gel­tend:

Das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Un­recht ei­ne Be­en­di­gung zum 31.10.2015 auf­grund der or­dent­li­chen Kündi­gung der Be­klag­ten an­ge­nom­men. § 2 Zif­fer 3. des schrift­li­chen Ver­tra­ges ent­hal­te ei­nen kur­zen und sprach­lich ein­deu­ti­gen Satz, der nicht teil­bar sei. Dem ste­he auch § 15 Abs. 3 Tz­B­fG ent­ge­gen. Ei­ne Lücke könne durch Strei­chung nur ei­ni­ger Wor­te aus der Klau­sel auch nicht mit­tels Um­deu­tung ge­schlos­sen wer­den, da dies nicht dem mut­maßli­chen Wil­len der Kläge­rin ent­spre­che. Sach­lich un­zu­tref­fend sei auch, dass es auf die Zurück­wei­sung nach § 174 BGB nicht ankäme, da das Schrei­ben von der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten un­ter­zeich­net sei. Das Ge­richt ha­be in­so­weit auch § 296 Abs. 1 ZPO ver­letzt und ein Über­ra­schungs­ur­teil gefällt. Zum Weih­nachts­geld­an­spruch könne die Kläge­rin nicht mehr vor­tra­gen, da ei­ne Aus­zah­lung erst mit dem No­vem­ber­ge­halt 2015 er­folgt wäre, so dass das bloße Be­strei­ten der Be­klag­ten pro­zes­su­al nicht zulässig ge­we­sen sei.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kai­sers­lau­tern vom 31.05.2016 – Az. 8 Ca 1265/15 – in sei­nem kla­ge­ab­wei­sen­den Teil wie folgt ab­zuändern und

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1. fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis durch die or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 28.09.2015 nicht zum 31.10.2015 ge­en­det, son­dern un­verändert bis zum 31.03.2016 fort­be­stan­den hat;

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin wei­te­re 973,52 EUR zuzüglich Zin­sen in Höhe 5%-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB seit dem 03.01.2016 zur Ab­gel­tung ih­res Ur­laubs­an­spruchs bis zum 31.03.2016 zu zah­len;

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­nen Be­trag in Höhe von 12.500,00 EUR brut­to abzüglich er­hal­te­ner So­zi­al­leis­tun­gen von 776,70 EUR im No­vem­ber 2015, von 640,70 EUR im De­zem­ber 2015, von 965,70 EUR im Ja­nu­ar 2016, von 965,70 EUR im Fe­bru­ar 2016 und von 965,70 EUR im März 2016 zuzüglich Zin­sen in Höhe 5%-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB aus ei­nem Be­trag in Höhe von 1.723,30 EUR seit dem 01.12.2015, aus ei­nem Be­trag in Höhe von 1.859,30 EUR seit dem 02.01.2016, aus ei­nem Be­trag in Höhe von 1.589,30 EUR seit dem 01.02.2016, aus ei­nem Be­trag in Höhe von 1.589,30 EUR seit dem 01.03.2016 und aus ei­nem Be­trag in Höhe von 1.589,30 EUR seit dem 02.04.2016 zu zah­len;

4. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­nen Be­trag in Höhe von 160,00 EUR zuzüglich Zin­sen in Höhe 5%-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB aus ei­nem Be­trag von 40,00 EUR seit dem 02.01.2016, aus ei­nem Be­trag von 40,00 EUR seit dem 01.02.2016, aus ei­nem Be­trag von 40,00 EUR seit dem 01.03.2016 und aus ei­nem Be­trag von 40,00 EUR seit dem 02.04.2016 zu zah­len;

5. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­nen Be­trag in Höhe von 250,00 EUR zuzüglich Zin­sen in Höhe 5%-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB seit 01.12.2015 zu zah­len.

6. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin ei­ne Ab­rech­nung für die Mo­na­te No­vem­ber 2015, De­zem­ber 2015, Ja­nu­ar 2016, Fe­bru­ar 2016 und März 2016 zu er­tei­len.

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Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil als zu­tref­fend.

We­gen des wei­te­ren Sach- und Streit­stan­des wird auf die zwi­schen den Par­tei­en ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie auf die Sit­zungs­nie­der­schrif­ten Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

I.

Die gemäß § 64 Abs. 1 und 2 Buchst. b ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung der Kläge­rin ist zulässig. Sie ist ins­be­son­de­re form- so­wie frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. 519, 520 ZPO).

Die Be­ru­fung der Kläge­rin hat in der Sa­che selbst aber kei­nen Er­folg, da sie un­be­gründet ist. Das Ar­beits­ge­richt hat zu Recht ent­schie­den, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en wirk­sam durch die or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten zum 31.10.2015 auf­gelöst wur­de und dem­ent­spre­chend auch die in der Be­ru­fungs­in­stanz wei­ter ver­folg­ten Ansprüche, die al­le­samt ei­nen Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses über die­ses Da­tum hin­aus er­for­dern, un­be­gründet wa­ren.

1. Die Kläge­rin hat die auch bei Gel­tend­ma­chung ei­nes Ver­s­toßes ge­gen das Kündi­gungs­ver­bot des § 15 Abs. 3 Tz­B­fG zu wah­ren­de 3-wöchi­ge Kla­ge­frist des § 4 S. 1 KSchG (vgl. BAG 22.07.2010 – 6 AZR 480/09 – NZA 2010, 1142) mit ih­rer

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am 06.10.2015 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen ge­gen die Kündi­gung vom 28.09.2015 ge­rich­te­ten Kla­ge ge­wahrt.

2. Die Kündi­gung ist je­doch nicht des­halb un­wirk­sam, weil die or­dent­li­che Kündi­gung des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses aus­ge­schlos­sen war. Das be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en war viel­mehr nach dem schrift­li­chen be­fris­te­ten An­stel­lungs­ver­trag der Par­tei­en or­dent­lich künd­bar.

a) Ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis ist gemäß § 15 Abs. 3 Tz­B­fG nur dann or­dent­lich künd­bar, wenn dies ein­zel­ver­trag­lich oder im an­wend­ba­ren Ta­rif­ver­trag ver­ein­bart ist. Ein vor­zei­ti­ges, or­dent­li­ches Kündi­gungs­recht müssen die Par­tei­en ent­we­der aus­drück­lich ver­ein­ba­ren oder ihr da­hin­ge­hen­der bei­der­sei­ti­ger Wil­le muss aus den Umständen ein­deu­tig er­kenn­bar sein (LAG Rhein­land-Pfalz 22.03.2013 – 6 Sa 426/16 -, LA­GE § 15 Tz­B­fG Nr. 9). Die ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung kann grundsätz­lich auch - wie im vor­lie­gen­den Fall ge­sche­hen - in ei­nem For­mu­lar­ar­beits­ver­trag iSd. § 305 Abs. 1 BGB ge­trof­fen wer­den (vgl. BAG 04.08.2011 – 6 AZR 436,1, NZA 2012, 112).

Der For­mu­lar­ar­beits­ver­trag der Par­tei­en sieht in § 2 die Kündi­gungsmöglich­keit während der Pro­be­zeit ( § 2 Ziff. 2) und auch nach Ab­lauf der drei­mo­na­ti­gen Pro­be­zeit (§ 2 Ziff. 3) vor. So heißt es in § 2 Zif­fer 3 aus­drück­lich, dass nach der Pro­be­zeit der Ver­trag bei­der­seits mit ei­ner Frist von zwei Wo­chen zur Mo­nats­mit­te oder zum Mo­nats­en­de künd­bar ist.

b) Im Er­geb­nis zu­tref­fend ist das Ar­beits­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass die da­bei vor­ge­se­he­ne un­zulässig kurz be­mes­se­ne Kündi­gungs­frist von zwei Wo­chen zur Mo­nats­mit­te oder zum Mo­nats­en­de, nichts dar­an ändert, dass die Par­tei­en die or­dent­li­che Kündi­gungsmöglich­keit wirk­sam ver­ein­bart ha­ben. Die da­ge­gen vor­ge­brach­ten Be­ru­fungs­einwände ver­fan­gen nicht.

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(1) Die in § 2 Zif­fer 3 vor­ge­se­he­ne Kündi­gungs­frist von zwei Wo­chen zur Mo­nats­mit­te oder zum Mo­nats­en­de stellt ei­ne von § 622 Abs. 1 BGB ab­wei­chen­de kürze­re Kündi­gungs­frist dar, die auch nicht nach § 622 Abs. 4 BGB zulässig ist. Da die in § 622 Abs. 1 BGB nor­mier­te Grundkündi­gungs­frist von 4 Wo­chen nicht zu­letzt auf­grund der Re­ge­lung des § 622 Abs. 5 S. 1 BGB ei­ne grds. un­ab­ding­ba­re Min­destkündi­gungs­frist dar­stellt (ein­hel­li­ge Mei­nung, vgl. ErfK/Müller-Glöge, 17. Aufl. 2017, § 622 BGB Rn. 34 mwN.) ist die Kündi­gungs­fris­ten­re­ge­lung je­den­falls nach § 134 BGB un­wirk­sam.

(2) Je­doch führt die Un­wirk­sam­keit der Kündi­gungs­frist nicht zum er­satz­lo­sen Weg­fall der ge­sam­ten Klau­sel des § 2 Zif­fer 3, denn die Re­ge­lung ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­ru­fung teil­bar.

(a) Sind All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen ganz oder teil­wei­se un­wirk­sam, so bleibt gemäß § 306 Abs. 1 BGB der Ver­trag im Übri­gen wirk­sam. § 306 I BGB weicht von der Aus­le­gungs­re­gel des § 139 BGB ab und be­stimmt, dass der Ver­trag bei Teil­nich­tig­keit grundsätz­lich auf­recht­er­hal­ten bleibt. Es han­delt sich in­so­weit um ei­ne § 139 BGB vor­ge­hen­de Spe­zi­al­re­ge­lung (std. Rspr. BAG 30.09.2014 – 3 AZR 387/99, NZA 2015, 231, 235 vgl. so auch be­reits zu § 6 Abs. 1 AGBG BGH 16.01.1992 – IX ZR 113/91, NJW 1992, 896, 897).

Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ist die Teil­bar­keit ei­ner Be­stim­mung durch Strei­chung des un­wirk­sa­men Teils zu er­mit­teln (vgl. et­wa BAG, NZA-RR 2012, 232 Rn. 64; NZA 2008, 699 Rn. 28). Maßgeb­lich ist, ob die Klau­sel meh­re­re sach­li­che Re­ge­lun­gen enthält und der un­zulässi­ge Teil sprach­lich ein­deu­tig ab­grenz­bar ist. Maßgeb­lich ist da­bei die in­halt­li­che Teil­bar­keit (BAG 13.11.2013 - 10 AZR 848/12 - Rn. 27, BA­GE 146, 284; BGH 10.10. 2013 - III ZR 325/12 - Rn. 14 mwN.). Ei­ne sprach­lich ab­trenn­ba­re Be­stim­mung liegt vor, wenn nach „Weg­strei­chen“ der un­wirk­sa­men Teil­re­ge­lung oder des un­wirk­sa­men Klau­sel­teils ei­ne verständ­li­che Re­ge­lung ver­bleibt (sog blue-pen­cil-Test, vgl. et­wa BAG 19.10.2011 – 7 AZR 33/11, NZA 2012, 81, 83).). So­weit die ver­blei­ben­de Re­ge-

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lung wei­ter­hin verständ­lich ist, kann sie oh­ne Ver­s­toß ge­gen das Ver­bot der gel­tungs­er­hal­ten­den Re­duk­ti­on recht­lich be­ste­hen blei­ben (BAG 12.03.2008 – 5 AZR 152/07 -, NZA 2008, 699). Da­bei steht der Teil­bar­keit ei­ner Klau­sel nicht ent­ge­gen, dass der ver­blei­ben­de Teil we­gen der Auflösung der sprach­li­chen Ver­schränkung aus­le­gungs­bedürf­tig wird. Dies lässt nicht die in­halt­li­che Ei­genständig­keit der ver­blei­ben­den Re­ge­lung ent­fal­len, son­dern be­trifft de­ren Trans­pa­renz (BAG 27.01.2016 - 5 AZR 277/14 -, NZA 2016, 679).

(b) Von die­sen Grundsätzen aus­ge­hend han­delt es sich bei § 2 Zif­fer 3 um ei­ne in­halt­lich teil­ba­re Klau­sel. So enthält sie in ei­ner Klau­sel zu­sam­men­ge­fasst zum ei­nen die Re­ge­lung, dass das be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis auch nach der Pro­be­zeit bei­der­seits or­dent­lich künd­bar ist und zum an­de­ren die Re­ge­lung der dafür vor­ge­se­he­nen Kündi­gungs­frist. Streicht die Kam­mer den un­wirk­sa­men Teil der Klau­sel „mit ei­ner Frist von zwei Wo­chen zur Mo­nats­mit­te oder zum Mo­nats­en­de“, so ver­bleibt es da­bei, dass „nach der Pro­be­zeit der Ver­trag bei­der­seits künd­bar ist.“

(c) Mehr ver­langt auch § 15 Abs. 3 Tz­B­fG nicht. Denn da­nach muss le­dig­lich die vor­zei­ti­ge or­dent­li­che Kündi­gungsmöglich­keit im be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis ver­ein­bart wer­den, nicht hin­ge­gen auch die dafür maßgeb­li­che Kündi­gungs­frist. So genügt es für die Ver­ein­ba­rung der Künd­bar­keit auch, dass ein For­mu­lar­ar­beits­ver­trag die Re­ge­lung enthält, das Ar­beits­verhält­nis "gemäß den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen künd­bar", ist (LAG Rhein­land-Pfalz 22.03.2013 – 6 Sa 426/16, LA­GE § 15 Tz­B­fG Nr 9). Ein sol­ches Verständ­nis ent­spricht schließlich auch den ty­pi­schen bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen der Ver­trags­par­tei­en, da ei­ne vor­zei­ti­ge or­dent­li­che Lösungsmöglich­keit im Rah­men ei­nes im­mer­hin auf ein Jahr und da­mit nicht nur für kur­ze Zeit be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses nicht le­dig­lich im Sin­ne der Ar­beit­ge­ber, son­dern auch in dem des ty­pi­schen Ar­beit­neh­mers liegt.

(3) Die in § 2 Zif­fer 3 ver­blei­ben­de Re­ge­lung ist hin­rei­chend trans­pa­rent iSd § 307 I 2 BGB.

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Zwar kann sich ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung nach § 306 Abs. 1 S. 2 BGB auch dar­aus er­ge­ben, dass ei­ne Ver­trags­be­stim­mung nicht klar und verständ­lich ist. Die­ses Trans­pa­renz­ge­bot schließt das Be­stimmt­heits­ge­bot ein. Der Ver­trags­part­ner des Klau­sel­ver­wen­ders soll oh­ne frem­de Hil­fe Ge­wiss­heit über den In­halt der ver­trag­li­chen Rech­te und Pflich­ten er­lan­gen können und nicht von der Durch­set­zung be­ste­hen­der Rech­te ab­ge­hal­ten wer­den. Ei­ne Klau­sel muss im Rah­men des recht­lich und tatsächlich Zu­mut­ba­ren die Rech­te und Pflich­ten des Ver­trags­part­ners des Klau­sel­ver­wen­ders so klar und präzi­se wie möglich um­schrei­ben (BAG 17. 8. 2011 − 5 AZR 406/10, NZA 2011, 1335,. Über­stei­ger­te An­for­de­run­gen dürfen da­bei nicht ge­stellt wer­den, ins­be­son­de­re be­deu­tet Aus­le­gungs­bedürf­tig­keit nicht zu­gleich auch In­trans­pa­renz (BAG 27.01.2016 - 5 AZR 277/14 -, NZA 2016, 679 m.w.N.).

Un­ter Zu­grun­de­le­gung die­ser Grundsätze ist der ver­blei­ben­de Teil, dass das Ar­beits­verhält­nis bei­der­seits nach Ab­lauf der Pro­be­zeit künd­bar ist auch für ei­nen durch­schnitt­li­chen Ar­beit­neh­mer (vgl. zu die­sem Prüfungs­maßstab be­reits BAG 25.05. 2005 - 5 AZR 572/04 -, NZA 2005, 1111, 1113) hin­rei­chend klar verständ­lich.

Dies er­gibt sich be­reits aus dem ein­deu­ti­gen Wort­laut der Ab­re­de, in der die Par­tei­en wört­lich ver­ein­bart ha­ben, dass ihr be­fris­te­tes An­stel­lungs­verhält­nis nach der Pro­be­zeit „künd­bar“ sein soll. Auch aus der Über­schrift des § 2 „Kündi­gungs­fris­ten und Pro­be­zeit“ so­wie dem Zu­sam­men­hang zu den Zif­fern 1 und 2 er­gibt sich hin­rei­chend klar, dass ei­ne or­dent­li­che Kündi­gungsmöglich­keit ge­re­gelt wer­den soll­te. Während Zif­fer 1 der Re­ge­lung zunächst auf die Be­fris­tung ab­ge­ho­ben wird und ein Hin­weis dar­auf er­folgt, dass das Ar­beits­verhält­nis mit Be­fris­tungs­ab­lauf en­det, oh­ne dass es ei­ner Kündi­gung be­darf, be­inhal­te­ten Zif­fer 2 und Zif­fer 3 ei­ne Re­ge­lung zur Fra­ge der Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses im Übri­gen, nämlich in Zif­fer 2 für die Pro­be­zeit und in Zif­fer 3 nach Ab­lauf der Pro­be­zeit. Da die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen hin­sicht­lich der Kündi­gung von Ar­beits­verhält­nis­sen grundsätz­lich ne­ben der Möglich­keit ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung, auch die der

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or­dent­li­chen Kündi­gung vor­se­hen, ge­ge­be­nen­falls un­ter Be­ach­tung all­ge­mei­nen oder be­son­de­ren Kündi­gungs­schut­zes, er­gibt sich aus dem Wort­laut der Ver­ein­ba­rung - auch oh­ne aus­drück­li­che Be­nen­nung der ein­schlägi­gen Kündi­gungs­fris­ten -, dass das Ar­beits­verhält­nis auch der or­dent­li­chen Kündi­gung un­ter­lie­gen soll.

Im Übri­gen führt die ge­dank­li­che Prüfung der Teil­bar­keit ei­ner All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gung nicht da­zu, dass der un­wirk­sa­me Teil ei­ner Klau­sel „un­ter dem blau­en Stift ver­schwin­det“. Viel­mehr kann der Ver­trags­text wei­ter­hin zur Aus­le­gung der ver­blei­ben­den Re­ge­lung her­an­ge­zo­gen wer­den (BAG 27.1.2016 – 5 AZR 277/14 -, NZA 2016, 679, 681). Für den durch­schnitt­li­chen Ar­beit­neh­mer ist un­be­scha­det des späte­ren blue-pen­cil-Test da­her er­kenn­bar, dass mit der For­mu­lie­rung des § 2 Zif­fer 3 ei­ne or­dent­li­che Kündi­gungsmöglich­keit auch für die Zeit nach Ab­lauf der Pro­be­zeit ver­ein­bart wer­den soll­te.

(4) Gemäß § 306 Abs. 2 BGB tritt an die Stel­le der un­wirk­sa­men Kündi­gungs­fris­ten­re­ge­lung die ge­setz­li­che Re­ge­lung.

Die da­nach maßgeb­li­che Kündi­gungs­frist des § 622 Abs. 1 BGB von 4 Wo­chen zum 15. oder zum En­de ei­nes Ka­len­der­mo­nats hat die Be­klag­te mit der schrift­li­chen Kündi­gung vom 28.09.2015 zum 31.10.2015 auch ge­wahrt.

3. Sch­ließlich war die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung auch nicht gemäß § 174 BGB we­gen un­verzügli­cher Zurück­wei­sung un­wirk­sam. Denn es be­durf­te im vor­lie­gen­den Fall kei­ner Vor­la­ge ei­ner Voll­machts­ur­kun­de. Die Be­klag­te ist ei­ne GmbH, de­ren Geschäftsführe­rin hat die Kündi­gung un­ter­zeich­net.

Letz­te­re An­ga­be der Be­klag­ten blieb aus­weis­lich des Pro­to­kolls des Kam­mer­ter­mins beim Ar­beits­ge­richt vom 31.05.2016 sei­tens der Kläge­rin un­be­strit­ten. Auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren hat sie die­sen Um­stand nicht be­strit­ten, son­dern ver­weist zur Be­gründung der Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung viel­mehr dar­auf, dass die Un-

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ter­schrift nicht le­ser­lich sei und sie die Kündi­gung da­her zu Recht man­gels Vor­la­ge ei­ner Ori­gi­nal­voll­macht un­verzüglich nach § 174 BGB zurück­ge­wie­sen ha­be.

Die­ser Ein­wand greift je­doch nicht durch, § 174 BGB ist in­so­weit nicht ein­schlägig. Denn ei­ne Zurück­wei­sung der Kündi­gung nach § 174 BGB schied von vorn­her­ein aus, da die al­lei­ni­ge Geschäftsführe­rin der be­klag­ten GmbH die Kündi­gung, wenn auch nicht le­ser­lich, un­ter­schrie­ben hat. Denn das Recht zur Zurück­wei­sung nach § 174 BGB be­steht nach ganz herr­schen­der Mei­nung eben­so wie bei ge­setz­li­cher Ver­tre­tungs­macht auch im Fal­le der vor­lie­gend ge­ge­be­nen or­gan­schaft­li­chen Ver­tre­tung grundsätz­lich nicht. Die or­gan­schaft­li­che Ver­tre­tungs­macht be­ruht auf der Be­stel­lung des Ver­tre­ters zum Or­gan ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son, die nur durch ih­re Or­ga­ne am Rechts­ver­kehr teil­neh­men kann. Der Un­si­cher­heit über die in An­spruch ge­nom­me­ne or­gan­schaft­li­che Ver­tre­tungs­macht wirkt die grundsätz­lich vor­ge­schrie­be­ne Ein­tra­gung des Ver­tre­ters als Or­gan in ein öffent­li­ches Re­gis­ter ent­ge­gen. Aus die­sem er­ge­ben sich die Per­son des Or­gans und der Um­fang sei­ner Ver­tre­tungs­macht, vgl. § 67 BGB, § 125 Abs. 4 HGB, § 81 Abs. 1 AktG, § 39 Abs. 1 Gmb­HG, § 28 Abs. 1 GenG (BGH 09.11.2001 –LwZR 4/01, NJW 2002, 1194 m.w.N., BAG 20.09.2006 – 6 AZR 82/06, NZA 2007, 377 m.w.N.). Im Übri­gen wird die Un­le­ser­lich­keit ei­ner Un­ter­schrift auch nicht vom Re­ge­lungs­ziel des § 174 BGB er­fasst, da die­se Norm den Erklärungs­empfänger auch nicht vor sämt­li­chen Un­si­cher­hei­ten im Zu­sam­men­hang mit Ver­tre­tungs­fra­gen schützen soll (vgl. BAG 20.09.2006 – 6 AZR 82/06 -, NZA 2007, 377).

Sch­ließlich führt die Nicht­les­bar­keit ei­ner Un­ter­schrift auch nicht da­zu, dass die Kündi­gung ge­gen das Schrift­for­mer­for­der­nis des § 623 BGB verstößt. Denn das Er­for­der­nis der ei­genhändi­gen Un­ter­schrift un­ter ei­ne Kündi­gung ( § 623 BGB i.V.m. § 126 Abs. 1 BGB) ver­langt nicht, dass un­mit­tel­bar bei Ab­ga­be der schrift­li­chen Erklärung für den Erklärungs­empfänger auch die Per­son des Aus­stel­lers fest­ste­hen muss. Die­ser soll nur iden­ti­fi­ziert wer­den können. Hier­zu be­darf es nicht der Les­bar­keit des Na­mens­zugs. Viel­mehr genügt ein die Iden­tität des Un­ter­schrei­ben­den aus­rei­chend kenn­zeich­nen­der Schrift­zug, der in­di­vi­du­el­le und

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ent­spre­chend cha­rak­te­ris­ti­sche Merk­ma­le auf­weist, wel­che die Nach­ah­mung er­schwe­ren (std. Rspr. vgl. BAG 24.01.2008 – 6 AZR 519/07-, NZA 2008, 521). Dies ist vor­lie­gend der Fall, da sich der Schrift­zug nach dem äußeren Er­schei­nungs­bild als Wie­der­ga­be des Na­mens­zugs der Geschäftsführe­rin mit cha­rak­te­ris­ti­schen Merk­ma­len dar­stellt.

Sch­ließlich kann schon al­lein auf­grund des Um­stands, dass das Ar­beits­ge­richt an die­ser Stel­le nur all­ge­mei­ne Rechts­grundsätze und die hier­zu er­gan­ge­ne höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung an­ge­wandt hat, von ei­nem "Über­ra­schungs­ur­teil" nicht die Re­de sein.

4. Auf­grund der wirk­sa­men Be­en­di­gung zum 31.10.2015 hat das Ar­beits­ge­richt auch die wei­ter­ge­hen­de Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen.

Denn die Kläge­rin hat schon auf­grund der Be­en­di­gung zum 31.10.2015 we­der ei­nen An­spruch aus § 611 i.V.m. 615 BGB auf An­nah­me­ver­zugs­lohn für die Mo­na­te No­vem­ber 2015 bis März 2016 und auf pau­scha­lier­ten Scha­dens­er­satz nach § 288 Abs. 5 BGB noch auf an­tei­li­ge Ur­laubs­ab­gel­tung für 2016 aus § 7 Abs. 4 BurlG. Darüber hin­aus fehlt es un­abhängig hier­von auch an ei­ner An­spruchs­grund­la­ge für die be­gehr­ten Ab­rech­nun­gen, § 108 Ge­wO kommt hierfür nicht in Be­tracht (vgl. std. Rspr. BAG 10. 1. 2007 - 5 AZR 665/06 -, NZA 2007, 679). Hin­sicht­lich des ver­lang­ten Weih­nachts­gel­des für das Jahr 2015 in Höhe von 250,00 EUR fehlt es zu­dem be­reits an der Dar­le­gung der Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne An­spruchs­grund­la­ge, da der Ar­beits­ver­trag ei­nen sol­chen An­spruch nicht vor­sieht.

II.

Die Kläge­rin hat gem. § 97 Abs. 1 ZPO die Kos­ten ih­rer er­folg­lo­sen Be­ru­fung zu tra­gen.

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Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on war nicht ver­an­lasst, weil hierfür die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen (§ 72 Abs. 2 ArbGG) nicht vor­lie­gen.

Rechts­be­helfs­be­leh­rung

Auf die Möglich­keit, die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on selbständig durch Be­schwer­de an­zu­fech­ten (§ 72 a ArbGG), wird hin­ge­wie­sen.

Dr. Chaudhry
Veth
Wes­ter­kamp

Hin­weis:
Das Bun­des­ar­beits­ge­richt bit­tet, sämt­li­che Schriftsätze in 7-fa­cher Aus­fer­ti­gung bei dem Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­zu­rei­chen.

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