HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LG Dres­den, Ur­teil vom 21.06.2005, 10 Ns 202 Js 45549/03

   
Schlagworte: Dienstwagen, Untreue
   
Gericht: Landgericht Dresden
Aktenzeichen: 10 Ns 202
Js 45549/03
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 21.06.2005
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Amtsgericht Dresden, Urteil vom 5.05.2004, 202 Js 45549/03
   

Ak­ten­zei­chen:
10 Ns 202 Js 45549/03

 

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

 

In der Straf­sa­che

ge­gen ...

 

we­gen Un­treue

hat die 10. Klei­ne Straf­kam­mer des Land­ge­richts Dres­den auf­grund der öffent­li­chen Be­ru­fungs­haupt­ver­hand­lung vom 21.06.2005, an der teil­ge­nom­men ha­ben:

als Vor­sit­zen­der

als Schöffen

als Be­am­tin der Staats­an­walt­schaft

als Ver­tei­di­ger

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als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

für Recht er­kannt:

Die Be­ru­fung des An­ge­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Amts­ge­richts Dres­den vom 05.05.2004 wird mit der Maßga­be als un­be­gründet ver­wor­fen, dass der An­ge­klag­te der Un­treue in 36 Fällen schul­dig ist.

Der An­ge­klag­te hat die Kos­ten sei­nes Rechts­mit­tels zu tra­gen.

An­ge­wen­de­te Vor­schrif­ten: §§ 266 Abs. 1 1. Alt., 53, 56 Abs. 1 StGB

 

Gründe

I.

Die Staats­an­walt­schaft Dres­den hat mit Da­tum vom 13.02.2004, zu­ge­stellt an den Ver­tei­di­ger am 25.02.2004, nach­dem das Er­mitt­lungs­ver­fah­ren we­gen des Vor­wurfs der Un­treue geführt wur­de, An­kla­ge we­gen Miss­brauchs von Scheck- und Kre­dit­kar­ten er­ho­ben.

Das Amts­ge­richt Dres­den hat den An­ge­klag­ten mit Ur­teil vom 05.05.2004 we­gen Miss­brauchs von Kre­dit­kar­ten in 36 Fällen zu ei­ner Ge­samt­frei­heits­stra­fe von acht Mo­na­ten ver­ur­teilt so­wie de­ren Voll­stre­ckung zur Bewährung aus­ge­setzt.

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Ge­gen die­ses Ur­teil hat der An­ge­klag­te mit An­walt­schrift­satz vom 12.05.2004 form- und frist­ge­recht "Rechts­mit­tel" ein­ge­legt. Die­ses war nach Ab­lauf der ent­spre­chen­den Frist als Be­ru­fung zu wer­ten, mit der er den Frei­spruch er­strebt.

Die Be­ru­fung hat kei­nen Er­folg.

II.

Der An­ge­klag­te ist le­dig und hat ein Kind im Al­ter von acht Jah­ren, wel­ches in sei­nem Haus­halt lebt. Er lebt in ei­ner eheähn­li­chen Le­bens­ge­mein­schaft mit sei­ner Le­bens­gefähr­tin zu­sam­men.

Ge­gen den An­ge­klag­ten wur­de auf­grund der ver­fah­rens­ge­genständ­li­chen Vorwürfe ein förm­li­ches Di­zi­pli­nar­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet. Er wur­de sei­ner Dienst­geschäfte ent­ho­ben und erhält zur­zeit gekürz­te Bezüge in Höhe von , seit dem 19.08.2003. Zur­zeit hat er noch Schul­den in Höhe von ca. nach­dem sei­ne Schul­den­last zum Zeit­punkt des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils noch Eu­ro be­trug.

Aus­weis­lich des Bun­des­zen­tral­re­gis­ter­aus­zu­ges vom 31.05.2005 ist der An­ge­klag­te nicht vor­be­straft.

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III.

Die Be­ru­fungs­haupt­ver­hand­lung hat zu fol­gen­den Sach­ver­halts­fest­stel­lun­gen geführt:

Der An­ge­klag­te be­tank­te zu den nach­fol­gend ge­nann­ten Zeit­punk­ten bei der Jet-Tank­stel­le, Leip­zi­ger Straße in Ra­de­beul bzw. der DEA-Tank­stel­le (später um­be­nannt in OMV-Tank­stel­le), Großen­hai­ner Straße 89-91 in 01127 Dres­den sein Pri­vat­fahr­zeug), mit dem amt­li­chen Kenn­zei­chen - wo­bei er bei der Be­zah­lung des Tank­vor­gangs je­weils die ihm in sei­ner Ei­gen­schaft als ... zur Verfügung ge­stell­te so­ge­nann­te UTA-Flot­ten­kar­te vor­leg­te und den ihm be­kann­ten PIN-Code ein­gab. Auf­grund ent­spre­chen­der Verträge zwi­schen der UTA (Uni­on Tank Eck­stein GmbH & Co. KG) und der zum UTA-Tank­stel­len­netz gehören­den Tank­stel­len war der In­ha­ber der UTA-Flot­ten­kar­te be­rech­tigt, u.a. Fahr­zeu­ge zu be­tan­ken, wo­bei der ge­tank­te Kraft­stoff später von der Tank­stel­le der UTA in Rech­nung ge­stellt wur­de, wel­che die­se wie­der­um dem ... be­las­te­te. Bei der von ihm ge­nutz­ten UTA-Flot­ten­kar­te han­delt es sich um ei­ne Kre­dit­kar­te, mit der sämt­li­che bei den ent­spre­chen­den Tank­stel­len zu er­wer­ben­den Wa­ren und Leis­tun­gen be­zahlt wer­den konn­ten. Dies war dem An­ge­klag­ten ge­nau­so be­kannt, wie der Um­stand, dass ihm durch Über­las­sung ei­ner Kre­dit­kar­te die Möglich­keit ein­geräumt war, über frem­des Vermögen zu verfügen, wo­mit er zu be­son­de­rer Fürsor­ge für je­nes ver­pflich­tet war, was er auch wuss­te.

Dem An­ge­klag­te war auch be­wusst, dass er die ihm aus­gehändig­te UTA-Flot­ten­kar­te gem. in­ter­ner aus­drück­li­cher An­wei­sung, (Er­lass des ..., wel­che ihm in­halt­lich be­kannt war, nur zur Be­tan­kung sei­nes Dienst­fahr­zeu­ges be­nut­zen durf­te.

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Im Ein­zel­nen han­del­te es sich um fol­gen­de Tank­vorgänge, je­des­mal Ben­zin blei­frei als Kraft­stoff ge­tankt wur­de:

Nr. Da­tum Tank­stel­le Li­ter Be­trag
1. 05.03.2001 JET Ra­de­beul 37,03 64,12 DM
2. 24.08.2001 DEA 41,00 80,32 DM
3. 11.09.2001 DEA 41.08 80,39 DM
4. 20.09.2001 DEA 20,00 40,78 DM
5. 20.12.2001 JET Ra­de­beul 30,00 54,78 DM
6. 18.02.2002 DEA 38,51 37,70 EUR
7. 25.02.2002 DEA 25,01 24,98 EUR
8. 18.03.2002 DEA 43,66 48,80 EUR
9. 17.05.2002 DEA 38,01 40,63 EUR
10. 21.08.2002 DEA 40,00 41,56 EUR
11. 04.09.2002 DEA 41,00 43,01 EUR
12. 25.09.2002 DEA 38,01 40,63 EUR
13. 05.10.2002 DEA 40,51 44,12 EUR
14. 10.10.2002 DEA 39,80 42,15 EUR
15. 04.11.2002 DEA 39,51 41,45 EUR
16. 09.11.2002 DEA 37,00 38,81 EUR
17. 18.11.2002 DEA 22,02 22,78 EUR
18. 11.12.2002 DEA 37,01 39,09 EUR
19. 15.12.2002 DEA 37,51 39,55 EUR
20. 28.01.2003 OMV 42,00 46,54 ERU
21. 06.02.2003 OMV 43,00 47,64 EUR
22. 18.02.2003 OMV 35,50 41,32 EUR
23. 24.02.2003 OMV 42,00 47,18 EUR
24. 25.03.2003 OMV 39,80 44,30 EUR
25. 01.04.2003 OMV 44,62 49,21 EUR
26. 07.04.2003 OMV 35,61 38,55 EUR
27. 14.04.2003 OMV 42,00 44,61 EUR
28. 25.04.2003 OMV 40,01 44,53 EUR
29. 02.05.2003 OMV 37,00 41,18 EUR
30. 14.05.2003 OMV 43,01 46,99 EUR

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31. 22.05.2003 OMV 35,94 38,54 EUR
32. 02.06.2003 OMV 41,00 42,29 EUR
33. 16.06.2003 OMV 40,00 42,49 EUR
34. 18.06.2003 OMV 16,85 18,24 EUR
35. 01.07.2003 OMV 37,00 40,11 EUR
36. 18.07.2003 OMV 38,01 41,77 EUR.

Wie vom An­ge­klag­ten vor­aus­ge­se­hen und be­ab­sich­tigt, wur­de von der Tank­stel­le der je­weils ge­tank­te Kraft­stoff der UTA in Rech­nung ge­stellt, wel­che wie­der­um die an­ge­fal­le­nen Beträge dem in Rech­nung stell­te, wo­durch dem Land Sach­sen ein Scha­den in Höhe von ins­ge­samt 1.421,82 EUR ent­stand, wel­cher im März 200.4 vom An­ge­klag­ten vollständig aus­ge­gli­chen wur­de.

IV.

Die Fest­stel­lun­gen zu den persönli­chen Verhält­nis­sen des An­ge­klag­ten be­ru­hen auf des­sen glaub­haf­ten An­ga­ben.

Die Fest­stel­lun­gen zum Sach­ver­halt be­ru­hen auf dem glaub­haf­ten und voll­umfäng­li­chen Geständ­nis des An­ge­klag­ten, an des­sen Wahr­heits­ge­halt die Kam­mer kei­nen Zwei­fel hegt, den An­ga­ben des Zeu­gen so­wie den in die Be­weis­auf­nah­me ein­geführ­ten Schriftstücken. Der An­ge­klag­te führ­te über­zeu­gend aus, ihm sei so­wohl Sinn, Zweck und Möglich­kei­ten der UTA-Flot­ten­kar­te als. Kre­dit­kar­te be­kannt ge­we­sen wie auch der sinn­gemäße In­halt der be­tref­fen­den Dienst­an­wei­sung (sie­he Er­lass des un­ten), ins­be­son­de­re des Um­stan­des, dass nur der Dienst­wa­gen ha­be be­tankt wer­den dürfen. Er ha­be je­doch we­gen sei­ner da­ma­li­gen Schul­den sich kei­nen Kraft­stoff für sein ei­ge­nes Au­to leis­ten können. Er ha­be ein­fach kein Geld

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mehr ge­habt. Es sei ihm auch be­wusst ge­we­sen, dass sein Ver­hal­ten "nicht in Ord­nung ge­we­sen" sei; er sei je­doch der Mei­nung, dass sein Ver­hal­ten kei­nen Straf­tat­be­stand erfülle.

Die Fest­stel­lun­gen zur Qua­li­fi­zie­rung der UTA-Flot­ten­kar­te als Kre­dit­kar­te be­ru­hen auf den glaub­haf­ten Ausführun­gen des stell­ver­tre­ten­den Fuhr­park­lei­ters des... .

Die­ser erklärte an­hand des mit ihm vollständig erörter­ten Er­las­ses des ... vom ... (Az.: ... ) den Ab­rech­nungs­mo­dus bei Nut­zung der Kar­te und ver­deut­lich­te mit kla­ren Wor­ten, dass "selbst­verständ­lich je­dem Be­am­ten klar war", dass die Kar­te zwar prin­zi­pi­ell als Kre­dit­kar­te für al­le in den be­tref­fen­den Tank­stel­len erhält­li­chen Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen ge­nutzt wer­den konn­te, aber aus­sch­ließlich nur zur Be­tan­kung des je­wei­li­gen Dienst­fahr­zeu­ges ge­nutzt wer­den durf­te.

Bei der vom An­ge­klag­ten ge­nutz­ten Kar­te ha­be es sich um ei­ne sol­che der Stu­fe 6 ge­han­delt, wel­ches die höchs­te (un­ein­ge­schränk­te) Stu­fe dar­stell­te, da mit ihr wie erwähnt, al­les be­zahlt wer­den konn­te. Im Ge­gen­satz hier­zu gab es an­ders "ge­stuf­te Kar­ten" (Stu­fe 1-5), de­ren Nut­zungs­brei­te ein­ge­schränkt war, mit de­nen al­so z. B. kei­ne Wäsche be­zahlt wer­den konn­te.

In dem Er­lass des ... vom ... (Az.: ...) heißt es un­ter an­de­rem:

"Auf­grund der lan­des­wei­ten Um­stel­lung auf die­ses Tank­card­sys­tern wird die Nut­zung der UTA-Tank­card im wie folgt ge­re­gelt:

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1. Für je­des Dienst-Kfz wird ei­ne Tank­card, die nicht auf an­de­re Dienst-Kfz über­trag­bar ist aus­ge­stellt.

2. ...

3. Der PIN-Code ent­spricht der Ein­facht­heit hal­ber der Ruf­num­mer der ... des ... , zur­zeit ... .

4. Die Tank­cards des . sind nur für den Er­werb von Treib- und Schmier­stof­fe aus­ge­wie­sen, wo­bei der Be­darf an Schmier­stof­fen vor­ran­gig durch den Kfz des ... ab­ge­deckt wird. An­de­re Ser­vice-Leis­tun­gen sind mit die­ser Tank­card nicht möglich.

5. Hin­wei­se zum Ge­brauch die­ser Tank­card lie­gen in je­der Fahr­ten­buch­ta­sche. Des Wei­te­ren be­fin­det sich in je­der Fahr­ten­buch­ta­sche ein Ver­zeich­nis des UTA-Tank­stel­len­net­zes für Dres­den.

6. ...

7. Das Tan­ken mit die­ser Card ist im Fahr­ten­buch mit fol­gen­den Da­ten aus­zu­wei­sen:

- Men­ge des ge­tank­ten Treib­stof­fes bzw. Schmier­mit­tels,
- Da­tum der Be­tan­kung,
- Un­ter­schrift des Fah­rers.

Gleich­zei­tig ist der Tank­be­leg auf das als An­la­ge zu die­sem Schrei­ben bei­ge­leg­te For­mu­lar auf­zu­kle­ben und dem ... - Fahr­be­reit­schaft - zurück­zu­lei­ten."

8. ...

9. ...

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Auf­ge­fal­len sei das Tun des An­ge­klag­ten bei der re­gelmäßigen Über­prüfung des Kraft­stoff­ver­brauchs der ein­zel­nen Dienst­fahr­zeu­ge. Hier­bei sei die Ki­lo­me­ter­leis­tung mit dem Durch­schnitts­ver­brauch nicht in Übe­rein­stim­mung zu brin­gen ge­we­sen. Das Ver­hal­ten des An­ge­klag­ten sei letz­lich nur auf­ge­deckt wor­den, weil er es "über­trie­ben" ha­be. Ergänzend führ­te der Zeu­ge zur Dienst­an­wei­sung noch aus, dass bei Punkt 5 nun­mehr ein Ver­zeich­nis des bun­des­wei­ten Tank­stel­len­net­zes bei­lie­ge und bei Punkt 4 die Aus­sa­ge, das an­de­re Ser­vice-Leis­tun­gen nicht möglich sei­en auf die vom An­ge­klag­ten ge­nutz­te Kar­te nicht zu­tref­fe.

V.

Der An­ge­klag­te hat sich da­her der Un­treue in Form des Miss­brauch­stat­be­stan­des gem. § 266 Abs. 1 1. Al­ter­na­ti­ve StGB straf­bar ge­macht.

Wenn so­mit das Be­ru­fungs­ge­richts hin­sicht­lich des Sach­ver­hal­tes zum glei­chen. Er­geb­nis ge­langt ist wie das Amts­ge­richt, so konn­te es doch des­sen recht­li­che Würdi­gung nicht tei­len.

In der Tat han­delt es sich bei der hier in Re­de ste­hen­den "UTA-Flot­ten­kar­te" um ei­ne "ech­te" Kre­dit­kar­te im Sin­ne des § 266b StGB, da es sich um ei­ne so­ge­nann­te Uni­ver­sal­kre­dit­kar­te im Drei-Part­ner-Sys­tem han­delt. Während Kre­dit­kar­ten im so­ge­nann­ten Zwei-Part­ner-Sys­tem (Kun­den­kar­te) nur ei­nen Aus­weis dafür dar­stel­len, das der Kre­dit­kar­ten­aus­stel­ler selbst dem Kar­ten­in­ha­ber ei­nen Kre­dit eröff­net hat, der Verkäufer ei­ner Wa­re bzw. der Dienst­leis­ten­de al­so mit dem Kre­dit­gewähren­den iden­tisch ist, wer­den die­se Rol­len beim Drei-Part­ner-Sys­tem auf ver­schie­de­ne (ju­ris­ti­sche) Per­so­nen ver­teilt. Hier­bei muss die Kar­te dem Täter vom Aus­stel­ler über­las­sen wor­den sein.

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Es muss sich al­so um den be­rech­tig­ten Kar­ten­in­ha­ber han­deln. Dem In­ha­ber der Kar­te muss durch die Über­las­sung, dass heißt durch den mit Wil­len des Kar­ten­aus­stel­lers er­lang­ten Be­sitz an der Kar­te die Möglich­keit ein­geräumt sein, ei­ne Geld­zah­lung des Aus­stel­lers an ei­nen Drit­ten zu ver­an­las­sen_ Die Funk­ti­on ei­ner Kre­dit­kar­te ist da­her ei­ne um­fas­sen­de­re als die ei­ner ec-Kar­te. Sie ist Zah­lungs- und Kre­dit­mit­tel in ei­nem, si­chert al­so für sich al­lein nicht nur die bar­geld­lo­se Zah­lung ab, son­dern gewährt auch ei­nen kurz­fris­ti­gen Kre­dit in Höhe des Ent­gelts für die be­an­spruch­te Leis­tung sei­tens der Ver­trags­un­ter­neh­men. Im vor­lie­gen­dem Fall je­doch mit der Be­son­der­heit, dass der Kar­ten­aus­stel­ler, die UTA, dem ... ver­schie­de­ne Kar­ten zur Verfügung ge­stellt hat und die­ses wie­der­um die­se Kar­ten be­stimm­ten Be­am­ten zur Nut­zung über­ge­ben hat.

Die Tat­hand­lung des § 266b StGB be­steht in der miss­bräuch­li­chen Ver­an­las­sung ei­ner Zah­lung. Der Miss­brauch be­steht, ent­spre­chend § 266 Abs. 1 StGB in ei­ner Aus­nut­zung des recht­li­chen Könnens im Außen­verhält­nis, d.h. ge­genüber dem Zah­lungs­empfänger (der ent­spre­chen­den Tank­stel­le) un­ter Über­schrei­ten des recht­li­chen Dürfens im In­nen­verhält­nis zum Kar­ten­aus­stel­ler. Als Tat­er­folg muss durch den Miss­brauch dem Aus­stel­ler ein Vermögens­scha­den ent­ste­hen. Ei­ne an­der­wei­tig pro­blem­los zu rea­li­sie­ren­de Aus­gleichsmöglich­keit des Kar­ten­aus­stel­lers lässt sei­nen Scha­den ent­fal­len. So ist es hier. Zwar hat der An­ge­klag­te den Kar­ten­aus­stel­ler, die UTA, zur Zah­lung ge­genüber dem Ver­trags­un­ter­neh­men (hier ei­ner Tank­stel­le) ver­pflich­tet, ein Scha­den ist der Kar­ten­aus­stel­le­rin je­doch nicht ent­stan­den. Sie wird nämlich durch das ... schad­los ge­stellt. Geschädig­ter ist vor­lie­gend so­mit nur das ... nicht die Kar­ten­aus­stel­le­rin. Da­her sind die Tat­be­stand­vor­aus­set­zun­gen für die An­wen­dung des § 266b StGB nicht erfüllt.

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Dem­ge­genüber lie­gen je­doch die Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen des § 266 Abs. 1 1. Al­ter­na­ti­ve StGB vor.

Un­ter Stra­fe steht auch hier der Miss­brauch ei­ner recht­li­chen Be­fug­nis über frem­des Vermögen zu verfügen. Dies dient dem Schutz des Vermögens in Rechts­be­zie­hun­gen, die dem Täter ein recht­li­ches Können gewähren, das über das recht­li­che Dürfen hin­aus­geht. Die den Miss­brauch­stat­be­stand un­ter­fal­len­de Hand­lung ist die rechts­geschäft­li­che Ausübung der ein­geräum­ten Be­fug­nis un­ter Ver­s­toß ge­gen die sich aus dem In­nen­verhält­nis er­ge­ben­de Vermögensfürsor­ge, bzw. -be­treu­ungs­pflicht.

Der An­ge­klag­te hat vor­lie­gend die ein­geräum­te Be­fug­nis zur Nut­zung der UTA-Flot­ten­kar­te als Kre­dit­kar­te in­so­weit miss­braucht, dass er in Kennt­nis sei­ner Ver­pflich­tung, le­dig­lich sein Dienst­fahr­zeug be­tan­ken zu dürfen, sein Pri­vat­fahr­zeug mehr­fach be­tankt hat. Er hat hier­durch die ihm ein­geräum­te Be­fug­nis sei­nen Dienst­herrn fi­nan­zi­ell zu ver­pflich­ten miss­braucht.

Dem An­ge­klag­ten war al­so wirk­sam die Be­fug­nis ein­geräumt im ei­ge­nen Na­men über frem­de Rech­te zu verfügen.

Der An­ge­klag­te hat auch die Vermögens­in­ter­es­sen des­je­ni­gen zu be­treu­en, über des­sen Vermögen ihm Rechts­macht ein­geräumt wor­den ist, d.h. des ... . Die­se Be­fug­nis ist ihm zur Erfüllung ei­ner im In­ter­es­se des Be­rech­tig­ten (Geschäfts­herrn = ... ) lie­gen­den Auf­ga­be ein­geräumt wor­den. Zwar hat der Kre­dit­kar­ten­in­ha­ber in der Re­gel kei­ne Vermögens­be­lan­ge des Kre­dit­kar­ten­her­aus­ge­bers zu be­treu­en. Dies ver­deut­licht auch die wirt­schaft­li­che In­ter­es­sen­la­ge. Die wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen des Kre­dit­kar­ten­her­aus­ge­bers lie­gen nicht in den ver­trag­li­chen Be­zie­hun­gen zu den ein­zel­nen Kar­ten­in­ha­bern, son­dern in den­je­ni­gen mit den an­ge­schlos­se­nen Ver­trags­un­ter­neh­men be­gründet. Dort wer­den Um­satz und Ver­dienst rea­li­siert. Dass

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der ein­zel­ne Kre­dit­kar­ten­in­ha­ber als not­wen­di­ges Zwi­schen­glied zwi­schen Kre­dit­kar­ten­her­aus­ge­ber und Ver­trags­un­ter­neh­men die Umsätze ver­mit­telt und da­mit auch den Ver­dienst, ändert an der In­ter­es­sen­la­ge und der recht­li­chen Ein­ord­nung der ver­trag­li­chen Be­zie­hung zwi­schen Kar­ten­her­aus­ge­ber und In­ha­ber nichts. Auf die­se kommt es je­doch bei der Fra­ge, ob der Kar­ten­in­ha­ber durch miss­bräuch­li­che Ver­wen­dung ei­ner Kre­dit­kar­te ei­ne Un­treue gem. § 266 StGB be­ge­hen kann an.

So­weit die Ver­pflich­tung be­steht, die Kre­dit­kar­te nur dann zu ver­wen­den, wenn die Ein­kom­mens- und Vermögens­verhält­nis­se den Kon­to­aus­gleich ge­stat­ten, han­delt es sich hier­bei le­dig­lich um ei­nen Hin­weis auf die je­dem Ver­trag in­ne­woh­nen­de all­ge­mei­ne Pflicht zur Ver­trags­treue und zur Rück­sicht auf den Ver­trags­part­ner. Selbst ei­ne aus­drück­li­che ver­trag­li­che Erwähnung ver­mag die­se Ne­ben­pflicht nicht in ei­ne Haupt­pflicht um­zu­wan­deln. Dass ei­ne der­ar­ti­ge all­ge­mei­ne auf Treu und Glau­ben be­gründe­te Pflicht nicht aus­reicht, ei­ne Vermögensfürsor­ge bzw. -be­treu­ungs­pflicht im Sin­ne des § 266 StGB zu be­gründen, steht außer Fra­ge (OLG Hamm, Be­schluss vom 23. Ja­nu­ar 1984 - 3 Ws 608/83; Anm. Brin­ge­wat in wis­tra 84, 194 ff; Schlüch­ter in JuS 84, 675 ff; BGH, 4. Straf­se­nat, Ur­teil vom 13.06.85 (4 StR 213/85); BGH, 2. Straf­se­nat, Ur­teil vom 15.01.86 (2 StR 591/85).

Die im Hin­blick auf die Recht­spre­chung des BGH an­zu­neh­men­de Lücke zwi­schen § 263 und § 266 StGB wur­de durch die Einführung des § 266b StGB aber nur in­so­weit ge­schlos­sen, dass die­se Vor­schrift nicht vor je­der Art des Miss­brauchs von Scheck-und Kre­dit­kar­ten schützt, son­dern nur ge­gen de­ren Ver­wen­dung durch den be­rech­tig­ten Kar­tein­in­ha­ber in dem Wis­sen, dass er zur Rück­zah­lung des vom Aus­stel­ler ver­aus­lag­ten Be­tra­ges nicht in der La­ge sein wird. § 266b StGB be­straft da­her ein un­treue­ar­ti­ges Un­recht, ver­zich­tet aber auf die Vor­aus­set­zung

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ei­ner Vermögens­be­treu­ungs­pflicht, die im Verhält­nis zwi­schen Kar­ten­in­ha­ber und Kar­ten­aus­stel­ler re­gelmäßig nicht vor­liegt (s.o.).

Dem ist auch grundsätz­lich bei­zu­pflich­ten. Vor­ge­nann­tes gilt je­doch nur für die Be­zie­hung zwi­schen Kar­ten­in­ha­ber und Kar­ten­aus­stel­ler. Vor­lie­gend geht es je­doch nicht um die all­ge­mei­ne Treue­pflicht des Be­am­ten ge­genüber sei­nem Dienst­herrn, wel­che bei ... kaum zur Be­gründung ei­ner (Haupt)Pflicht zur Vermögens­be­treu­ung führen kann. Das Vermögen sei­nes Dienst­herrn nicht zu schädi­gen ist si­cher ei­ne Pflicht des Be­am­ten, je­doch ge­nau so si­cher auch nur ei­ne Ne­ben­pflicht. Es geht auch nicht wie be­reits ge­schil­dert um ei­ne Vermögensfürsor­ge bzw. -be­treu­ungs­pflicht ge­genüber dem Kre­dit­kar­ten­aus­stel­ler, mit dem der An­ge­klag­te in kei­nem di­rek­ten ver­trag­li­chen Verhält­nis steht. Die­ses be­steht nur zwi­schen der UTA und dem ... . Wem letz­te­res die Kre­dit­kar­te aushändigt, weiß der Kre­dit­kar­ten­aus­stel­ler nämlich nicht, es ist für ihn auch oh­ne Be­lang. Hier be­gründet sich die Vermögens­be­treu­ungs­pflicht des An­ge­klag­ten nicht auf sei­nen all­ge­mei­nen Be­am­ten­pflich­ten, son­dern spe­zi­ell auf der zur Verfügung­stel­lung ei­ner Kre­dit­kar­te, was schließlich nicht au­to­ma­tisch mit der Be­ru­fung in das Be­am­ten­verhält­nis er­folgt. In die­sem spe­zi­el­len Fall hat der An­ge­klag­te Zu­griff auf ei­ne Kre­dit­kar­te, mit all ih­ren (Miss­brauchs-)Möglich­kei­ten ge­habt - was letzt­lich der Überg­a­be von Bar­geld gleich­zu­stel­len ist - wo­bei er aus­drück­lich ver­pflich­tet wur­de, nur sein Dienst­fahr­zeug zu be­tan­ken. Die­se spe­zi­ell ihm ein­geräum­te Be­fug­nis über frem­des Vermögen, nämlich das des ... zu verfügen, hat der An­ge­klag­te miss­braucht, in­dem er sein pri­va­tes Fahr­zeug be­tankt hat.

Aus­weis­lich der ihm be­kann­ten Be­stim­mun­gen über die Nut­zung der UTA-Flot­ten­card war die Ver­pflich­tung, mit dem Vermögen des ... sorg­sam um­zu­ge­hen, ei­ne Haupt­pflicht, aus

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der ei­ne Vermögensfürsor­ge bzw. -be­treu­ungs­pflicht re­sul­tiert. Hier­bei war er auch in der Ent­schei­dung weit­ge­hend frei, ob und wie er die UTA-Flot­ten­kar­te ein­setz­te. Ei­ne Kon­trol­le war prak­tisch aus­ge­schlos­sen. Ein Miss­brauch konn­te nur auf­fal­len bei ständi­gem sol­chem.

So­mit liegt der Fall grundsätz­lich an­ders als in der bis­lang zu die­sem Pro­blem­kreis er­folg­ten Recht­spre­chung (s.o.). Es geht hier nämlich nicht um ei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht hin­sicht­lich des Kre­dit­kar­ten­aus­stel­lers, son­dern ei­ne sol­che ge­genüber dem­je­ni­gen, der die Kre­dit­kar­te über­las­sen hat; ähn­lich dem Fall, dass ein Kre­dit­kar­ten­in­ha­ber ei­ne so­ge­nann­te Part­ner­card zum Bei­spiel sei­ner Ehe­frau über­gibt. Auch in die­sem Fall würde die miss­bräuch­li­che Nut­zung der Part­ner­card durch den Part­ner ei­ne Schädi­gung nur des Vermögens des Haupt¬kar­ten­in­ha­bers be­wir­ken, da die­ser dem Kre­dit­kar­ten­aus­stel­ler zum Aus­gleich ver­pflich­tet ist (vgl. zum Pro­blem­kreis OLG Ko­blenz, 1. Straf­se­nat, Be­schluss vom 14.06.1999 (1 Ss 75/99); OLG Hamm, 2. Straf­se­nat, Be­schluss vom 06.06.2003 (2 Ss 367/03).

So­mit geht es zu­sam­men­fas­send nicht um ei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht ge­genüber den 'Kre­dit­kar­ten­aus­stel­ler, wel­che als Haupt­pflicht kaum zu be­gründen ist, son­dern um ei­ne sol­che
ge­genüber dem Geschäfts­herrn (dem ... ) bei Über­las­sung ei­ner Kre­dit­kar­te durch die­sen.

VI.

Aus­ge­hend vom Straf­rah­men des § 266 Abs. 1 StGB war zu Guns­ten des An­ge­klag­ten zu berück­sich­ti­gen, dass er den äußeren Tat­be­stand voll­umfäng­lich ein­geräumt hat, in der Haupt­ver­hand­lung glaub­haft Reue zeig­te und er den Scha­den in vol­ler Höhe wie­der

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be­gli­chen hat, wenn­gleich erst nach An­kla­ge­er­he­bung. Des Wei­te­ren war zu berück­sich­ti­gen, dass die Ta­ten schon ei­ni­ge Zeit zurück­lie­gen.

Zu Las­ten des An­ge­klag­ten war je­doch die Viel­zahl der Ta­ten zu berück­sich­ti­gen so­wie der Um­stand, dass er sei­ne Be­am­ten­pflich­ten ge­genüber dem geschädig­ten ... d. h. dem Frei­staat Sach­sen ge­genüber und das in ihm ge­setz­te Ver­trau­en in ekla­tan­ter Wei­se ver­letzt hat. Gleich­zei­tig war je­doch in die­sem Fall wie­der­um zu Guns­ten des An­ge­klag­ten zu berück­sich­ti­gen, dass er ge­ra­de als Be­am­ter ein Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren zu gewärti­gen hat und seit ge­rau­mer Zeit sei­ne Dienst­bezüge gekürzt sind.

Nach Abwägung al­ler für und ge­gen den An­ge­klag­ten spre­chen­den Straf­zu­mes­sungs­erwägun­gen hat die Kam­mer in Übe­rein­stim­mung mit dem Amts­ge­richt Dres­den für die Ta­ten Zif­fer 1 bis 10 je­weils auf Geld­stra­fen in Höhe von 50 Ta­gessätzen zu je 40,00 Eu­ro er­kannt un­ter Berück­sich­ti­gung der Tat­sa­che, dass es sich um die am längs­ten zurück­lie­gen­den Ta­ten han­delt und der An­ge­klag­te in die­sem Zeit­raum nur ge­le­gent­lich ge­han­delt hat.

Für die Ta­ten 11 bis 36 hält auch die Kam­mer ei­ne Frei­heits­stra­fe von je­weils zwei Mo­na­ten für tat- und schuld­an­ge­mes­sen. Im Hin­blick auf die kur­ze Ab­fol­ge der zahl­rei­chen Ta­ten war zur Ein­wir­kung auf den An­ge­klag­ten die Verhängung von je­weils kur­zen Frei­heits­stra­fen gern. § 47 Abs. 1 StGB un­erläss­lich.

Un­ter noch­ma­li­ger Abwägung al­ler für und ge­gen den An­ge­klag­ten spre­chen­den Umstände, ins­be­son­de­re des Um­stan­des, dass er sich geständig ge­zeigt hat und die Ta­ten schon ei­ni­ge Zeit zurück­lie­gen, hat die Kam­mer die er­kann­ten Ein­zel­stra­fen auf ei­ne Ge­samt­frei­heits­stra­fe von

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acht Mo­na­ten

zurück­geführt. Die­se hält sie für er­for­der­lich, um dem An­ge­klag­ten das Un­recht sei­ner Tat(en) deut­lich vor Au­gen zu führen.

Zwar hat § 266 Abs. 1 StGB ei­nen höhe­ren Straf­rah­men als § 266b Abs. 1 StGB, je­doch sah sich die Kam­mer an der Verhängung ei­ner höhe­ren Ge­samt­frei­heits­stra­fe auf­grund § 331 Abs. 1 St­PO ge­hin­dert.

Die er­kann­te Ge­samt­frei­heits­stra­fe konn­te gemäß § 56 Abs. 1 StGB zur Bewährung aus­ge­setzt wer­den. Der An­ge­klag­te ist nicht vor­be­straft und die Kam­mer er­war­tet, dass er sich al­lein die Ver­ur­tei­lung zur War­nung ge­rei­chen las­sen wird, um in Zu­kunft auch oh­ne die Ein­wir­kung des Straf­voll­zu­ges kei­ne wei­te­ren Straf­ta­ten mehr zu be­ge­hen.

VII.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 473 Abs. 1 Satz 1 St­PO.

Rich­ter am Land­ge­richt

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