Um das Angebot dieser Webseite optimal zu präsentieren und zu verbessern, verwendet diese Webseite Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Näheres dazu erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Okay

HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

ArbG Köln, Ur­teil vom 10.02.2016, 9 Ca 4843/15

   
Schlagworte: Diskriminierungsverbote - Geschlecht, Erlaubte Diskriminierung
   
Gericht: Arbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 9 Ca 4843/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 10.02.2016
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: nachgehend:
Landesarbeitsgericht Köln, Urteil vom 18.05.2017, 7 Sa 913/16
   

Ar­beits­ge­richt Köln, 9 Ca 4843/15


Te­nor:

1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

2. Die Kos­ten des Rechts­streits trägt der Kläger.

3. Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird auf 8.775,00 € fest­ge­setzt.

4. Ei­ne ge­son­der­te Zu­las­sung der Be­ru­fung er­folgt nicht.


1 T a t b e s t a n d
2 Der am .1987 ge­bo­re­ne Kläger ab­sol­vier­te in der Zeit vom 01.08.2006 bis zum 11.06.2008 bei der … Nie­der­las­sung Rhein-Ruhr ei­ne Aus­bil­dung zum Au­to­mo­bil­kauf­mann, die er er­folg­reich ab­schloss. Im An­schluss ar­bei­te­te er dort bis zum 30.06.2009 als Au­to­mo­bil­kauf­mann.
3 Das Durch­schnitts­ge­halt ei­nes aus­ge­bil­de­ten Au­to­mo­bil­kauf­manns beträgt – nach ei­ner Stu­die des In­ter­net­por­tals www.ge­halts­ver­gleich.com mo­nat­lich 2.925 EUR.
4 In der Fol­ge­zeit war der Kläger als selbstständi­ger Han­dels­ver­tre­ter, als kaufmänni­scher An­ge­stell­ter und als Te­le­sa­les Agent tätig. Seit dem Som­mer­se­mes­ter 2014 stu­diert er Be­triebs­wirt­schaft an der Hoch­schu­le Bonn/Rhein-Sieg.
5 Die Be­klag­te, die ein Au­to­haus für die Mar­ken Maz­da, Su­zu­ki und Ford be­treibt, veröffent­lich­te auf ih­rer Home­page ei­ne Stel­len­an­zei­ge, die aus­zugs­wei­se wie folgt lau­tet:
6 „Frau­en an die Macht!!
7 Zur wei­te­ren Verstärkung un­se­res Ver­kaufsteams su­chen wir ei­ne selbst­be­wuss­te, en­ga­gier­te und er­folgs­hung­ri­ge Verkäufe­r­in.
8 […]“
9 Zum Zeit­punkt der Veröffent­li­chung der Stel­len­an­zei­ge beschäftig­te die Be­klag­te aus­sch­ließlich männ­li­che Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter. Auf die­se Stel­len­an­zei­ge be­warb sich der Kläger mit Be­wer­bungs­schrei­ben vom 02.03.2015. Per E-Mail teil­te die Be­klag­te ihm am 17.03.2015 mit, dass er nicht in die en­ge­re Aus­wahl für die­sen Ar­beits­platz kom­me.
10 Die Be­klag­te stell­te ei­ne Be­wer­be­rin ein, die sich be­reits am 29.01.2015 be­wor­ben hat­te.
11 Mit Schrei­ben vom 27.04.2015 mach­te der Kläger ge­genüber der Be­klag­ten ei­nen An­spruch nach § 15 AGG gel­tend. Durch Schrei­ben ih­res nun­meh­ri­gen Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten vom 29.04.2015 wies die Be­klag­te den An­spruch zurück.
12 Mit sei­ner am 07.07.2015 vor­ab per Te­le­fax bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge, die der Be­klag­ten am 24.07.2015 zu­ge­stellt wor­den ist, ver­folgt der Kläger sei­nen Entschädi­gungs­an­spruch wei­ter und be­gehrt von der Be­klag­ten die Zah­lung von drei Mo­nats­gehältern ei­nes aus­ge­bil­de­ten Au­to­mo­bil­kauf­manns als Entschädi­gung.
13 Der Kläger be­an­tragt,
14 die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn, den Kläger, 8.775 EUR nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 29.04.2015 zu zah­len.
15 Die Be­klag­te be­an­tragt,
16 die Kla­ge ab­zu­wei­sen.
17 Sie be­haup­tet, im Ver­trieb/Fahr­zeug­ver­kauf, ins­be­son­de­re bei der Mar­ke Ford, be­ste­he ein ho­her weib­li­cher Kun­den­an­teil von min­des­tens 25 bis 30 Pro­zent; die „jun­gen Mo­del­le“ und Ein­stei­ger­mo­del­le wie Ford Ka und Ford Fi­es­ta sei­en bei der weib­li­chen Kund­schaft be­son­ders ge­fragt; die An­non­ce, auf die der Kläger sich be­wor­ben hat, sei ursprüng­lich als Wer­be­ak­ti­on ge­schal­tet wor­den, um weib­li­che Kund­schaft an­zu­spre­chen; zum an­de­ren ha­be Be­wer­be­rin­nen der An­reiz ge­ge­ben wer­den sol­len, sich zu be­wer­ben; es hätten ver­schie­de­ne Kun­den bei ihr nach­ge­fragt, ob auch ei­ne Verkäufe­r­in beschäftigt wer­de und die Kun­din­nen be­die­nen könne; Verkäufer würden im Re­gel­fall mit ei­nem Fi­xum von le­dig­lich 1.000 EUR zzgl. Ver­kaufs- und er­folgs­abhängi­ger Pro­vi­si­on ein­ge­stellt; ent­spre­chen­des sei auch hier an­ge­bo­ten wor­den und so sei auch ver­fah­ren wor­den.
18 Die Be­klag­te ist der An­sicht, der Kläger sei als Au­to­mo­bil­verkäufer nicht ge­eig­net
19 We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die vor­be­rei­ten­den Schriftsätze der Par­tei­en nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.
20 E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e
21 Die zulässi­ge Kla­ge hat in der Sa­che kei­nen Er­folg.
22 Der Kläger ist als Be­wer­ber „Beschäftig­ter“ nach § 6 Abs. 1 Satz 2 AGG und fällt in den persönli­chen An­wen­dungs­be­reich des AGG. Da­bei spielt es kei­ne Rol­le, ob er für die aus­ge­schrie­be­ne Tätig­keit ob­jek­tiv ge­eig­net ist (vgl. BAG, Ur­teil v. 13.10.2011 – 8 AZR 608/10, ju­ris, dort Rd­nr. 18).
23 Die Be­klag­te ist als „Ar­beit­ge­be­rin“ pas­siv le­gi­ti­miert. Nach § 6 Abs. 2 Satz 1 AGG ist Ar­beit­ge­ber im Sin­ne des Ge­set­zes, wer „Per­so­nen nach Ab­satz 1“ des § 6 AGG „beschäftigt“. Ar­beit­ge­ber ei­nes Be­wer­bers ist al­so der, der um Be­wer­bun­gen für ein von ihm an­ge­streb­tes Beschäfti­gungs­verhält­nis ge­be­ten hat (vgl. BAG, Ur­teil v. 13.10.2011 – 8 AZR 608/10, ju­ris, dort Rd­nr. 19).
24 Der Entschädi­gungs­an­spruch ist auch recht­zei­tig gel­tend ge­macht wor­den.
25 Gemäß § 15 Abs. 4 Satz 1 AGG muss ein An­spruch aus § 15 Abs. 2 AGG in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den. Im Fal­le ei­ner Be­wer­bung be­ginnt die Frist mit dem Zu­gang der Ab­leh­nung (§ 15 Abs. 4 Satz 2 AGG). Mit E-Mail-Schrei­ben vom 17.03.2015 hat die Be­klag­te dem Kläger ei­ne Ab­sa­ge er­teilt. Die­ser hat am 27.04.2015 durch sei­ne nun­meh­ri­gen Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten ei­nen Entschädi­gungs­an­spruch schrift­lich gel­tend ge­macht, den die Be­klag­te durch ih­ren nun­meh­ri­gen Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter dem 29.04.2015 zurück­ge­wie­sen hat. Da­mit ist die Frist des § 15 Abs. 4 Satz 1 AGG ge­wahrt.
26 Der Kläger hat sei­nen Entschädi­gungs­an­spruch durch die beim Ar­beits­ge­richt am 07.07.2015 ein­ge­gan­ge­ne Kla­ge in­ner­halb der drei­mo­na­ti­gen Kla­ge­er­he­bungs­frist des § 61b Abs. 1 ArbGG gel­tend ge­macht.
27 Gleich­wohl steht dem Kläger kein Entschädi­gungs­an­spruch gem. § 15 Abs. 2 AGG ge­gen die Be­klag­te zu. An­spruchs­vor­aus­set­zung für ei­nen sol­chen An­spruch ist ei­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne von § 7 AGG. Gemäß § 7 Abs. 1 Satz 1 AGG i.V.m. § 6 Abs. 1 Satz 2 AGG dürfen auch Stel­len­be­wer­ber nicht we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des be­nach­tei­ligt wer­den. Wird ein Ar­beits­platz gemäß § 11 AGG un­ter Ver­s­toß ge­gen § 7 Abs. 1 AGG aus­ge­schrie­ben, so hat dies zwar noch kei­ne ei­ge­nen recht­li­chen Kon­se­quen­zen. Re­le­vant ist ein Ver­s­toß ge­gen § 11 AGG aber in­so­fern, als er ein In­diz für ei­nen Ver­s­toß ge­gen § 7 Abs. 1 AGG bei der nach­fol­gen­den Ein­stel­lungs­ent­schei­dung bzw. Be­wer­bungsa­b­leh­nung bil­det und die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 22 AGG nach sich zieht (vgl. be­reits ArbG Köln, Ur­teil v. 06.08.2008 – 9 Ca 7687/07, ju­ris, dort Rd­nr. 43).
28 Liegt kein Recht­fer­ti­gungs­grund im Sin­ne von § 8 Abs. 1 AGG vor, ist ei­ne Aus­schrei­bung so zu for­mu­lie­ren, dass sie in ih­rer ge­sam­ten Aus­drucks­wei­se nicht an das Vor­han­den­sein oder Feh­len ei­nes der Merk­ma­le des § 1 AGG an­knüpft, d.h., die An­for­de­run­gen an ei­ne Stel­le dürfen grundsätz­lich auch kei­ne ge­schlecht­li­chen Spe­zi­fi­ka ent­hal­ten.
29 Im Streit­fall wur­de in der Stel­len­aus­schrei­bung aus­drück­lich ei­ne Frau ge­sucht, was bei Ab­leh­nung des Klägers als ei­nes männ­li­chen Be­wer­bers ei­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne von § 1 AGG we­gen des Ge­schlechts in­di­ziert. Die Kam­mer hat­te da­her da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­wer­bung des Klägers we­gen sei­nes Ge­schlechts un­berück­sich­tigt ge­blie­ben ist, so dass er sich auf die Ver­mu­tungs­wir­kung gemäß § 22 AGG be­ru­fen kann.
30 Be­reits das dem Ge­bot der dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Stel­len­aus­schrei­bung wi­der­spre­chen­de Stel­len­an­ge­bot in Ver­bin­dung mit der Be­wer­be­ra­b­leh­nung ist hierfür aus­rei­chend.
31 Die von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­ne un­ter­schied­li­che Be­nach­tei­li­gung we­gen des gem. § 7 Abs. 1 AGG i.V.m. § 1 AGG un­zulässi­gen An­knüpfungs­merk­mals ist aber gemäß § 8 Abs. 1 AGG ge­recht­fer­tigt. Da­nach ist ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des aus­nahms­wei­se zulässig, wenn die­ser Grund we­gen der Art der aus­zuüben­den Tätig­keit oder der Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern der Zweck rechtmäßig und die An­for­de­rung an­ge­mes­sen ist.
32 Das weib­li­che Ge­schlecht war für die von der Be­klag­ten be­setz­te Stel­le we­gen der Art der aus­zuüben­den Tätig­keit ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung, de­ren Zweck rechtmäßig und die an­ge­mes­sen ist.
33 Ei­ne Recht­fer­ti­gung der un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung nach § 8 Abs. 1 AGG setzt vor­aus, dass das Merk­mal nach § 1 AGG ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung für die Tätig­keit dar­stellt. Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (vgl. Ur­teil v. 18.03.2010 – 8 AZR 77/09, ju­ris, dort Rd­nr. 26) setzt die Zulässig­keit ei­ner Dif­fe­ren­zie­rung nach dem Ge­schlecht vor­aus, dass die­ses un­ver­zicht­ba­re Vor­aus­set­zung für die Er­brin­gung der Tätig­keit ist. Dem­ent­spre­chend kann das Ge­schlecht nur dann im Sin­ne des § 8 Abs. 1 AGG ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung bil­den, wenn die Tätig­keit oh­ne das Merk­mal je­den­falls nicht ord­nungs­gemäß durch­geführt wer­den kann. Ab­zu­stel­len ist auf die kon­kret vom Ar­beit­neh­mer aus­zuüben­de Tätig­keit, die sich nach dem vom Ar­beit­ge­ber fest­ge­leg­ten Un­ter­neh­mens­kon­zept rich­tet (vgl. BAG, Ur­teil v. 18.03.2010 – 8 AZR 77/09, ju­ris, dort Rd­nr. 26). Das vom Ar­beit­ge­ber ge­for­der­te Merk­mal muss um we­sent­lich sein zu können, für die vom Ar­beit­ge­ber vor­ge­ge­be­ne be­ruf­li­che An­for­de­rung ei­ne prägen­de Be­deu­tung ha­ben, wo­bei es nicht dar­auf an­kommt, wel­cher zeit­li­che An­teil der Tätig­keit be­trof­fen ist, son­dern dar­auf, ob das Merk­mal für die Er­rei­chung des un­ter­neh­me­ri­schen Zwecks er­for­der­lich ist. Das Dif­fe­ren­zie­rungs­merk­mal darf nicht nur für un­be­deu­ten­de, für den Ar­beits­platz nicht cha­rak­te­ris­ti­sche Tätig­kei­ten not­wen­dig sein.
34 Im vor­lie­gen­den Fall hat die Be­klag­te aus­geführt, im Ver­trieb/Fahr­zeug­ver­kauf, ins­be­son­de­re bei der Mar­ke Ford, be­ste­he ein ho­her weib­li­cher Kun­den­an­teil von min­des­tens 25 bis 30 Pro­zent; die „jun­gen Mo­del­le“ und Ein­stei­ger­mo­del­le wie Ford Ka und Ford Fi­es­ta sei­en bei der weib­li­chen Kund­schaft be­son­ders ge­fragt. Außer­dem hätten ver­schie­de­ne Kun­den bei ihr nach­ge­fragt, ob auch ei­ne Verkäufe­r­in beschäftigt wer­de und die Kun­din­nen be­die­nen könne. Die zu­grun­de lie­gen­den Tat­sa­chen hat der Kläger be­strit­ten. Gleich­wohl lässt sich aus dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten, die vor dem Schal­ten der Stel­len­an­zei­ge und der Ein­stel­lung der Mit­be­wer­be­rin aus­sch­ließlich männ­li­che Au­to­verkäufer beschäftigt hat, er­ken­nen, dass sie das Ziel ver­folgt, zu­min­dest ei­ne Verkäufe­r­in zu beschäfti­gen und da­mit si­cher­zu­stel­len, dass Ver­kaufs­be­ra­ter bei­den Ge­schlechts als An­sprech­part­ner/-in für die Kun­den zur Verfügung ste­hen.
35 Die­ses Ziel stellt sich nach Auf­fas­sung der Kam­mer als zulässig dar. Die Kam­mer ver­kennt da­bei nicht, dass § 8 Abs. 1 AGG nicht da­zu dient, ei­ne aus­ge­wo­ge­ne Beschäftig­ten­struk­tur nach Al­ter, Ge­schlecht oder sons­ti­gen Merk­ma­len her­zu­stel­len. Gleich­wohl hält die Kam­mer es für ein zulässi­ges un­ter­neh­me­ri­sches Kon­zept, dass ein am Markt auf­tre­ten­des Un­ter­neh­men, des­sen Zweck der Ver­kauf be­stimm­ter Pro­duk­te, hier: Au­tos, ist, gewähr­leis­tet wis­sen möch­te, dass Kun­din­nen und Kun­den die Möglich­keit ha­ben, sich an ei­nen Verkäufer oder – nach ih­rer, der Kun­den, Wahl – an ei­ne Verkäufe­r­in wen­den können. Da­bei ist es un­er­heb­lich, ob ein der­ar­ti­ger Wun­sche sei­tens der Kun­den tatsächlich an die Be­klag­te her­an­ge­tra­gen wor­den ist. Da die Be­klag­te zum maßgeb­li­chen Zeit­punkt des Schal­tens der Stel­len­an­zei­ge bzw. der Ein­stel­lung der Mit­be­wer­be­rin des Klägers kei­ne ein­zi­ge Verkäufe­r­in beschäftig­te, konn­te sie ih­rem Ziel, Ver­kaufs­be­ra­ter bei­den Ge­schlechts zu beschäfti­gen, aus­sch­ließlich durch die Ein­stel­lung ei­ner Verkäufe­r­in er­rei­chen.
36 Zu be­to­nen ist, dass durch ein sol­ches Verständ­nis von § 8 Abs. 1 nicht – et­wa un­ter Rück­griff auf tatsächli­che oder ver­meint­li­che Kun­den­er­war­tun­gen – die Möglich­keit ge­schaf­fen wird, durch ein – womöglich so­gar nur vor­ge­scho­be­nes – un­ter­neh­me­ri­sches Kon­zept das Ver­bot des § 7 Abs. 1 AGG zu um­ge­hen. Ein sol­ches Leer­lau­fen des Be­nach­tei­li­gungs­ver­bots droht nicht, wenn aus­sch­ließlich in be­son­ders ge­la­ger­ten Fällen wie dem vor­lie­gen­den, in de­nen der Ar­beit­ge­ber aus­sch­ließlich Mit­ar­bei­ter des­sel­ben Ge­schlechts beschäftigt, tatsächli­che oder ver­meint­li­che Kun­den­er­war­tun­gen da­zu her­an­ge­zo­gen wer­den können, die Zu­gehörig­keit zu dem an­de­ren, bis­her in dem Be­trieb oder je­den­falls in der Be­rufs­grup­pe nicht ver­tre­te­nen Ge­schlecht zu ei­ner we­sent­li­chen be­ruf­li­chen An­for­de­rung zu be­stim­men.
37 In ei­ner sol­chen be­son­de­ren Fall­ge­stal­tung hält die Kam­mer es für zulässig, dass ein Ar­beit­ge­ber un­ter Rück­sicht­nah­me auf tatsächli­che oder von ihm an­ge­nom­me­ne, ob­jek­tiv je­den­falls nicht aus­ge­schlos­se­ne Kun­den­er­war­tun­gen ei­nen Mit­ar­bei­ter des an­de­ren Ge­schlechts ein­stellt. Grundsätz­lich können Kun­den­er­war­tun­gen bei der Fest­le­gung der be­ruf­li­chen An­for­de­run­gen für ei­nen Ar­beits­platz her­an­ge­zo­gen wer­den (vgl. Cza­pek, in: ju­risPK-BGB, Stand: 01.12.2014, § 8 AGG, Rd­nr. 8; ErfK/Schlach­ter, 16. Aufl., § 8 AGG Rd­nr. 5; Schleu­se­ner/Suckow/Voigt, AGG, 4. Aufl., § 8 AGG, Rd­nr. 9; un­klar: Pa­landt/Wei­den­kaff, 75. Aufl., § 8 AGG Rd­nr. 2 ei­ner­seits und Rd­nr. 3 an­de­rer­seits: „Mie­der­wa­ren­verkäufe­r­in“).
38 Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 Abs. 1 Satz 1, 1. Hs. ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG. Die Streit­wert­fest­set­zung im Ur­teil be­ruht auf § 61 Abs. 1 ArbGG, § 3 ZPO.
39 RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG
40 Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei Be­ru­fung ein­ge­legt wer­den. Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.
41 Die Be­ru­fung muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich oder in elek­tro­ni­scher Form bei dem
42 Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln
43 Blu­ment­hals­traße 33
44 50670 Köln
45 Fax: 0221-7740 356
46 ein­ge­gan­gen sein.
47 Die elek­tro­ni­sche Form wird durch ein qua­li­fi­ziert si­gnier­tes elek­tro­ni­sches Do­ku­ment ge­wahrt, das nach Maßga­be der Ver­ord­nung des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr bei den Ar­beits­ge­rich­ten im Lan­de Nord­rhein-West­fa­len (ERV­VO ArbG) vom 2. Mai 2013 in der je­weils gel­ten­den Fas­sung in die elek­tro­ni­sche Post­stel­le zu über­mit­teln ist. Nähe­re Hin­wei­se zum elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr fin­den Sie auf der In­ter­net­sei­te www.egvp.de.
48 Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach des­sen Verkündung.
49 Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:
50
51 1. Rechts­anwälte,
52 2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
53 3. ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.
54 Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­te zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.
55 * Ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 9 Ca 4843/15