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HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Hamm, Ur­teil vom 04.05.2011, 3 Sa 660/10

   
Schlagworte: Ablösezahlungen
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 3 Sa 660/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.05.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Bochum, Urteil vom 24.11.2009, 2 Ca 512/09
   

3 Sa 660/10

2 Ca 512/09

 

Verkündet am 04.05.2011

Spon­da, RBe als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

hat die 3. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 04.05.2011
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Schmidt
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ri­cke und Kreft

für Recht er­kannt:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bo­chum vom 24.11.2009 – 2 Ca 512/09 – wird zurück­ge­wie­sen.
Die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens trägt der Kläger. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten um ei­nen An­spruch des Klägers auf Zah­lung von Ein­kom­mens­steu­er, So­li­da­ritäts­zu­schlag und Zin­sen auf die Ein­kom­mens­steu­ern und den So­li­da­ritäts­zu­schlag aus ei­ner Zah­lung von 640.000,-- € an den Kläger, die vom Fi­nanz­amt als Ge­halts­zah­lung an­ge­se­hen wur­de.

Der Kläger stand bis zum 30.06.2002 als Fußball­pro­fi in ei­nem Ver­trags­verhält­nis zum spa­ni­schen Zweit­li­gis­ten C1 E1, den er zum Ab­lauf des Ver­trags­verhält­nis­ses ablöse­frei ver­las­sen konn­te.
Der Kläger war zu die­sem Zeit­punkt ka­me­ru­ni­scher Na­tio­nal­spie­ler und nahm im Som­mer 2002 für sein Land an der Fußball-Welt­meis­ter­schaft in Ja­pan/Südko­rea teil.

Ab Fe­bru­ar/März 2002 be­stand ein In­ter­es­se des Be­klag­ten, den Kläger zu ver­pflich­ten.
Gespräche mit dem Kläger, zunächst anläss­lich ei­nes Freund­schafts­spie­les der ka­me­ru­ni­schen Na­tio­nal­elf in G1 und An­fang Mai 2002 in A2, führ­ten je­doch zu kei­nem Er­geb­nis.
Am 21./22.05.2002 kam es so­dann in ei­nem Ho­tel in P1 kurz vor Ab­flug der ka­me­ru­ni­schen Na­tio­nal­elf zur Welt­meis­ter­schaft zu ei­nem wei­te­ren Tref­fen, an dem der Kläger, für den Be­klag­ten Herr K2 und Herr S2, ein da­ma­li­ger Ver­trau­ter des Klägers, Herr M1 so­wie die Spie­ler­be­ra­ter S3 und S4 an­we­send wa­ren; fer­ner nahm ein wei­te­rer Spie­ler­ver­mitt­ler, Herr M2 teil.
Zu die­sem Gespräch ha­ben die Ver­tre­ter des Be­klag­ten drei Aus­fer­ti­gun­gen ei­nes Spie­ler­ver­trags­mus­ters mit­ge­bracht, der ein mo­nat­li­ches Grund­ge­halt von 30.000,--€ zuzüglich ei­ner Punk­te­prämie von 2.000,-- € brut­to je er­reich­tem Punkt vor­sah. Der Kläger un­ter­zeich­ne­te den auf den 04.06.2002 da­tier­ten Ver­trag.
Ob ne­ben den im Ver­trag ge­nann­ten Zah­lun­gen wei­te­re Zah­lun­gen in die­sem Gespräch ver­ein­bart wur­den, ist un­ter den Par­tei­en strei­tig.

 

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Im An­schluss kam es un­ter dem 16.07.2002 zu ei­ner Zah­lung in Höhe von 50.000,--€ an den Kläger. Der Grund der Zah­lung ist wie­der­um un­ter den Par­tei­en strei­tig.

In der Fol­ge­zeit ver­ein­bar­ten der Be­klag­te und der Spie­ler­ver­mitt­ler M2 in ei­nem auf den 01.03.2002 rück­da­tier­ten Ver­trag – das Da­tum des Ver­trags­ab­schlus­ses ist un­be­kannt – die Zah­lung ei­ner Ver­mitt­lungs­pro­vi­si­on.
Die Zah­lun­gen die­ser vier Ra­ten er­folg­ten so­dann im Fe­bru­ar 2003, Au­gust 2003, Sep­tem­ber 2003 und Fe­bru­ar 2004. Ob da­bei ei­ne wei­ter­ge­hen­de Ab­re­de be­stand, Tei­le hier­von an den Kläger zu zah­len, ist un­ter den Par­tei­en strei­tig.
In vier Beträgen zahl­te der Spie­ler­ver­mitt­ler M2 ins­ge­samt 640.000,-- € an den Kläger.

We­gen der Be­wer­tung, die an den Kläger durch Herrn M2 ge­leis­te­ten Zah­lun­gen sei­en als Ein­kom­men an­zu­se­hen, lei­te­te das Fi­nanz­amt Bo­chum ein Steu­er­straf­ver­fah­ren ein. In die­sem wur­de der Kläger mit Ur­teil des Amts­ge­richts Bo­chum vom 17.01.2008 we­gen Steu­er­hin­ter­zie­hung in drei Fällen, in ei­nem Fall da­von nur des Ver­suchs, zu ei­ner zur Bewährung aus­ge­setz­ten Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt. In die­sem Ver­fah­ren ging das Fi­nanz­amt von hin­ter­zo­ge­nen Steu­ern ein­sch­ließlich So­li­da­ritäts­zu­schlägen in Höhe von 311.488,-- € aus.

Die Zah­lung die­ses Be­tra­ges be­gehrt der Kläger von dem Be­klag­ten, nach­dem er mit Mahn­be­scheid vom 18.02.2009 zunächst die Zah­lung ei­nes Be­tra­ges in Höhe von 623.188,20 € be­gehrt hat­te.

Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, je­den­falls die­sen Be­trag von dem Be­klag­ten ver­lan­gen zu können, da in P1 ei­ne Net­to­lohn­ver­ein­ba­rung über ei­nen Be­trag in Höhe von 930.000,-- € zu­stan­de ge­kom­men sei.

Rich­tig sei, dass in P1 ein schrift­li­cher Ar­beits­ver­trag ge­schlos­sen wor­den sei, der den An­for­de­run­gen der DFL ent­spro­chen ha­be; die­ser ha­be je­doch nur das mo­nat­li­che Grund­ge­halt so­wie die Punk­te­prämie ent­hal­ten. Wie ei­ne Ablöse­sum­me und ein Hand­geld hätten ge­zahlt wer­den sol­len, ha­be we­gen des be­ste­hen­den Zeit­drucks nach der Welt­meis­ter­schaft geklärt wer­den sol­len. Fest ha­be aber, so hat der Kläger hier­zu be­haup­tet, ge­stan­den, dass ei­ne Ablöse­sum­me von 800.000,-- €

 

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und ein Hand­geld von 130.000,-- € Net­to­beträge ge­we­sen sei­en. Bei dem Be­spre­chungs­ter­min im Ho­tel in P1 sei die Wech­sel­prämie von 930.000,-- € net­to bestätigt wor­den. 50.000,-- € hätten da­von, so hat der Kläger des Wei­te­ren be­haup­tet, nach der sport­me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung ge­zahlt wer­den sol­len, ein ge­nau­er Zah­lungs­ter­min für die rest­li­chen 880.000,-- € sei dort nicht ver­ein­bart wor­den.

Auch aus den Ver­hand­lun­gen vor Ab­schluss des Ver­tra­ges und der nach­fol­gen­den Art von Zah­lun­gen er­ge­be sich, so hat der Kläger die Auf­fas­sung ver­tre­ten, als al­leinmögli­che plau­si­ble Erklärung die Ab­re­de ei­ner Net­to­zah­lung.
Zum ei­nen sei die­se Vergütung von dem an­we­sen­den Spie­ler­ver­mitt­ler S3 hand­schrift­lich auf­ge­zeich­net wor­den.
Die Zah­lung des Be­tra­ges von 880.000,-- € an ihn ha­be über den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 er­fol­gen sol­len. Dies sei in sei­ner Ab­we­sen­heit, so hat der Kläger des Wei­te­ren be­haup­tet, während der Fußball­welt­meis­ter­schaft zwi­schen dem Be­klag­ten und Herrn M1 so ver­ein­bart wor­den. Zu die­sem Zweck sei der Ver­mitt­lungs­ver­trag mit Herrn M2 ge­schlos­sen wor­den. Die­ser sei je­doch an sei­ner Ver­mitt­lung über­haupt nicht be­tei­ligt ge­we­sen, son­dern ha­be viel­mehr das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Ver­tra­ges ver­hin­dern wol­len. Wenn bezüglich der Ablöse bzw. des Hand­gel­des ei­ne Brut­to­lohn­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen wor­den wäre, ha­be es sei­ner Mei­nung nach nicht der Zah­lung über den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 be­durft, son­dern die Zah­lung ha­be di­rekt an ihn er­fol­gen können.
Auch ha­be die Be­klag­te die 50.000,-- € zunächst in vol­ler Höhe ge­zahlt, die Zah­lung dann ver­trags­wid­rig im Nach­hin­ein als Brut­to­zah­lung in der Steu­er­erklärung an­ge­ge­ben.
Auf­grund des Gespräches in Hol­land, bei dem sei­ne Ge­halts­vor­stel­lun­gen ge­nannt wor­den sei­en, er ha­be ein Jah­res­ge­halt von 600.000,-- € brut­to so­wie ei­ne Wech­sel­pro­vi­si­on in Höhe von 600.000,-- € net­to be­gehrt, sei dem Be­klag­ten auch be­kannt ge­we­sen, dass sie ihn nicht oh­ne Zah­lung ei­ner Wech­sel­prämie ha­be ver­pflich­ten können. Auch da­mals sei im Übri­gen, so hat der Kläger be­haup­tet, ge­genüber dem da­mals täti­gen Spie­ler­ver­mitt­ler W1 an­ge­deu­tet wor­den, die an ihn zu zah­len­de Wech­sel­pro­vi­si­on über den Spie­ler­ver­mitt­ler be­zah­len zu wol­len.

 

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Der Spie­ler­ver­mitt­ler M2 ha­be im Übri­gen nicht bei den Ver­hand­lun­gen dar­auf hin­ge­wie­sen, ei­ne Entschädi­gung dafür zu ver­lan­gen, dass ein be­reits be­ste­hen­der Ver­trag mit ei­nem eng­li­schen Pro­fi­club vor­ge­le­gen ha­be.
Eben­so we­nig sei erklärlich, war­um die Be­klag­te an den Spie­ler­ver­mitt­ler S4, in­so­weit un­strei­tig, gleich­falls ei­ne Pro­vi­si­on in Höhe von 100.000,-- € ge­zahlt ha­be, da­bei in der Rech­nung der Na­me ei­nes an­de­ren Spie­lers an­ge­ge­ben ge­we­sen sei, den Herr S4 gar nicht ver­mit­telt ha­be.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten führe die ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­rung zur Zah­lung ei­ner Net­to­wech­sel­prämie auch nicht zu ei­ner Brut­to­ver­ein­ba­rung; eben­so we­nig stünden Ver­tre­tungs­re­geln des Be­klag­ten ei­ner wirk­sa­men Net­to­ver­ein­ba­rung ent­ge­gen.

Ei­ne Schwarz­lohn­ver­ein­ba­rung lie­ge dem­ge­genüber nicht vor, viel­mehr sei ei­ne Net­to­lohn­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen wor­den.
Er sei da­bei da­von aus­ge­gan­gen, die Zah­lung über den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 un­ter­lie­ge nicht der Lohn­steu­er.

Ei­ne Verjährung des An­spruchs hat der Kläger schließlich für nicht ge­ge­ben er­ach­tet, da er frühes­tens im Jah­re 2005 von der Steu­er­pflicht der über den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 ge­leis­te­ten Zah­lun­gen er­fah­ren ha­be.

Der Kläger hat be­an­tragt,

den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an ihn 311.488,-- € nebst Zin­sen in Höhe von 0,5 % pro Mo­nat aus 25.126,00 € seit dem 01.04.2004, aus 225.132,-- € seit dem 01.04.2005 und 61.230,-- € seit dem 01.04.2006 zu be­zah­len.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Er hat ei­nen An­spruch aus un­ter­schied­li­chen Gründen nicht für ge­ge­ben er­ach­tet.

 

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Zum ei­nen ha­be es, so hat er sei­ner­seits be­haup­tet, über­haupt kei­ne Zu­sa­ge über ei­ne Zah­lung von 880.000,-- € ge­ge­ben.
In­so­weit feh­le im Übri­gen schon ein sub­stan­zi­ier­ter Vor­trag des Klägers, mit wem ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen wor­den sein sol­le. Über die im schrift­li­chen Ver­trag aus­drück­lich vor­ge­se­he­nen Zah­lun­gen sei­en kei­ne wei­te­ren Zah­lun­gen ver­ein­bart wor­den. Al­lein Herrn M1 sei sei­ner­zeit münd­lich zu­ge­sagt wor­den, das man sich hin­sicht­lich sei­ner Ansprüche bzw. ei­ner Ver­mitt­lungs­pro­vi­si­on in der Fol­ge­zeit un­ter­hal­ten und ei­ne Lösung fin­den wer­de.
In dem Gespräch in P1 ha­be, so hat er sei­ner­seits be­haup­tet, Herr M2 erklärt, er benöti­ge ei­ne Entschädi­gung in Höhe von 300.000 GBP für die Ver­let­zung des Ver­tra­ges mit dem F1 P2, auch Herr M1 ha­be im­mer wie­der klar­ge­stellt, dass zur Wirk­sam­keit des Ver­tra­ges und der vom Kläger zu un­ter­schrei­ben­den Bestäti­gung, dass kei­ne an­de­ren ver­trag­li­chen Bin­dun­gen ge­ge­ben sei­en, ei­ne Ver­ein­ba­rung mit ihm bzw. Herrn M2 not­wen­dig sei. Auch in der Fol­ge­zeit hätten Herr M1 und Herr M2 ihn mehr­fach te­le­fo­nisch kon­tak­tiert und un­miss­verständ­lich klar­ge­stellt, der Ver­trag mit dem Kläger ha­be nur dann Gültig­keit, wenn zu­dem noch ein Ver­mitt­lungs­ver­trag ver­bun­den mit ei­ner Zah­lung in Höhe von 880.000,-- € und ei­nem Start­geld für ei­ne Woh­nungs­ein­rich­tung in Höhe von ca. 50.000,-- € brut­to zu­ge­sagt würden. Er ha­be zu die­sem Zeit­punkt im­mer noch kei­ne verläss­li­chen In­for­ma­tio­nen über den erwähn­ten Ver­trag des Klägers mit P2 ge­habt. Da er auf per­so­nel­le Verstärkung drin­gend an­ge­wie­sen ge­we­sen sei, ha­be er im Er­geb­nis kei­ne an­de­re Möglich­keit ge­se­hen, als auf die Be­din­gun­gen von Herrn M1 und Herrn M2 ein­zu­ge­hen. Dies sei der Grund, war­um der Ver­mitt­lungs­ver­trag mit Herrn M2 ge­schlos­sen wor­den sei. Ei­ne Rück­da­tie­rung sei da­bei nicht unüblich.
Es ent­zie­he sich je­doch sei­ner Kennt­nis, was auf kläge­ri­scher Sei­te zwi­schen den be­tei­lig­ten Per­so­nen dann ver­ein­bart wor­den sei. Je­den­falls sei nicht be­ab­sich­tigt ge­we­sen, dass Tei­le der Zah­lung an M2 an den Kläger hätte fließen sol­len. Auch der Spie­ler­ver­mitt­ler S4 ha­be im Er­mitt­lungs­ver­fah­ren im Übri­gen ei­ne vom Kläger be­haup­te­te Ab­re­de nicht bestätigt.
Im Übri­gen sei es sei­ner Mei­nung nach we­nig glaubwürdig, dass ei­ne vom Kläger be­haup­te­te Zah­lung nicht im Ver­trag erwähnt sei. Die Erklärun­gen des Klägers zur Art der Zah­lung sei­en zu­dem wi­dersprüchlich. Oh­ne Be­spre­chung in sei­nen Gre­mi­en ha­be ei­ne Zah­lung zu­dem nicht er­fol­gen können.

 

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Dass beim ers­ten Tref­fen in Hol­land der Kläger auf ei­ne Wech­sel­prämie be­stan­den ha­be, sei ihr zu­dem nicht be­kannt.
Die Zah­lung in Höhe von 50.000,-- € sei als Um­zugs­kos­ten­zu­schuss er­folgt.
Ab­we­gig sei im Übri­gen ei­ne An­nah­me, ei­ne Ab­re­de in der vom Kläger be­haup­te­ten Form sei oh­ne sein Zu­tun er­folgt.

Ins­ge­samt sei nach dem Vor­brin­gen des Klägers da­her al­len­falls der Schluss möglich, dem Kläger sei von sei­nen Be­ra­tern ei­ne sol­che Zu­sa­ge vor­ge­spie­gelt wor­den.

Selbst bei un­ter­stell­tem Wil­len oder un­ter­stell­ter Kennt­nis­se der Or­ga­ne von ei­ner Wei­ter­lei­tung der Gel­der von Herrn M2 an den Kläger sei ei­ne Lohn­zah­lung zu ver­nei­nen, so dass es auch an ei­nem Zah­lungs­an­spruch des Klägers ge­gen ihn we­gen an­geb­lich an­fal­len­der Lohn­steu­er ent­fal­le. Sei­ne Or­ga­ne hätten nämlich, un­ter­stel­le man die Ausführun­gen des Klägers als rich­tig, be­wusst ein nich­ti­ges Rechts­geschäft mit dem Spie­ler­ver­mitt­ler ab­ge­schlos­sen.

Des Wei­te­ren hat der Be­klag­te die Auf­fas­sung ver­tre­ten, selbst bei un­ter­stell­ter Rich­tig­keit des vom Kläger be­haup­te­ten Sach­ver­halts lie­ge ei­ne Brut­to­lohn­ver­ein­ba­rung vor. Dafür spre­che im Übri­gen auch das bis­he­ri­ge Vor­brin­gen des Klägers und sein Ver­hal­ten im Be­steue­rungs­ver­fah­ren.

Ei­ne Schwarz­geld­zah­lung sei im Übri­gen kei­ne Net­to­lohn­ab­re­de.

Im Übri­gen hat der Be­klag­te Ansprüche des Klägers für verjährt er­ach­tet. Ei­ne be­haup­te­te Wech­sel­prämie sei in Er­man­ge­lung ei­ner ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung zu Ver­trags­be­ginn fällig ge­we­sen, dem­nach am 04.06.2002.

Mit Ur­teil vom 24.11.2009 hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen.
Zur Be­gründung hat es aus­geführt, die Rich­tig­keit des vom Kläger vor­ge­tra­ge­nen Sach­ver­halts un­ter­stellt, lie­ge in der Zah­lung der Be­klag­ten an den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 ei­ne Lohn­zah­lung. Dies gel­te auch für die Zah­lung der streit­ge­genständ­li­chen Ein­kom­mens­steu­er. Die ent­spre­chen­den Zah­lun­gen sei­en ver­ein­ba­rungs­gemäß in

 

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den Jah­ren 2002 bis 2004 er­folgt. Da­mit sei­en spätes­tens am En­de die­ser ent­spre­chen­den Jah­re die zusätz­li­chen Lohn­steu­ern zu ent­rich­ten ge­we­sen. Die For­de­run­gen in ih­ren Teil­beträgen ge­zahlt, sei­en mit Ab­lauf der Jah­re 2005, 2006 und 2007 verjährt ge­we­sen.

Ge­gen das un­ter dem 13.04.2010 zu­ge­stell­te Ur­teil, auf des­sen Ent­schei­dungs­gründe im Übri­gen Be­zug ge­nom­men wird, hat der Kläger un­ter dem 11.05.2010 Be­ru­fung zum Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt und die­se nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 13.07.2010 un­ter dem 07.07.2010 be­gründet.

Der Kläger ver­bleibt zum ei­nen bei sei­ner Be­haup­tung, es ha­be ei­ne Net­to­ver­ein­ba­rung be­stan­den.
Ei­ne Prämie der in Re­de ste­hen­den Art für den Wech­sel ablöse­frei­er Spie­ler sei üblich.
Da­bei ge­be es un­ter­schied­li­che Möglich­kei­ten, ihm die Prämie zu­kom­men zu las­sen, die ei­nen Wech­sel zum Be­klag­ten ermöglicht ha­be.
Der Spie­ler­ver­mitt­ler S4 sei im Übri­gen, so be­haup­tet der Kläger nun­mehr auf ihn zu­ge­gan­gen, um ihn nach B1 zu ver­mit­teln, er sei als Wer­ben­der für den Be­klag­ten auf­ge­tre­ten, zwi­schen ihm und Herrn S4 ha­be kei­ne ver­trag­li­che Be­zie­hung be­stan­den.
Ei­ne sol­che Ab­re­de er­ge­be sich auch aus der Zah­lung von 50.000,-- €; die Zah­lung als Um­zugs­kos­ten­bei­hil­fe sei nicht ver­ein­bart wor­den. Es ha­be sich um ei­ne Zah­lung zusätz­lich zu den schrift­lich fi­xier­ten Leis­tun­gen ge­han­delt.
Un­erklärlich blei­be der Ver­trag mit dem Spie­ler­ver­mitt­ler M2, ob­wohl die­ser nicht als Ver­mitt­ler tätig ge­we­sen sei.
Der Kläger ver­weist fer­ner auf die Zah­lung ei­ner Prämie zur Ver­mitt­lung in Höhe von 100.000,-- € an den Spie­ler­ver­mitt­ler S4.
Des Wei­te­ren er­schei­ne die an den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 ge­zahl­te Prämie an­ge­sichts sei­ner Bezüge ab­surd hoch.
Der Kläger be­strei­tet, der Ver­trags­schluss ha­be an ei­ner vor­he­ri­gen Ab­re­de mit dem F1 P2 schei­tern können.

 

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In­diz für die von ihm be­haup­te­te Ab­re­de sei des Wei­te­ren, dass die Zah­lung an Herrn M2 ge­nau in der Höhe er­folgt sei, der nach der Zah­lung von 50.000,-- € noch an den be­haup­te­ten 930.000,-- € ge­fehlt ha­be.
Die Ver­ein­ba­rung zwi­schen M2 und dem Be­klag­ten ha­be, so be­haup­tet der Kläger wei­ter­hin, zum Ziel ge­habt, ei­ne Zah­lung an ihn zu be­wir­ken. Zu­dem sei ihm die Zah­lung der Net­to­prämie durch Herrn S4 zu­ge­sagt wor­den. Er ha­be sich dar­auf ver­las­sen können, dass die Zu­sa­ge im Na­men des Be­klag­ten ge­macht wer­de. Herr S4 ha­be ihm da­bei zwi­schen den Tref­fen in G1 und P1 noch ein Fax hin­sicht­lich der Be­din­gun­gen, so be­haup­tet der Kläger, über­sandt.

Ei­ne Verjährung er­ach­tet der Kläger wei­ter­hin für nicht ge­ge­ben; er ha­be erst­mals Kennt­nis von sei­nen Ansprüchen er­langt, als er sich der staats­an­walt­li­chen Ver­fol­gung aus­ge­setzt ge­se­hen ha­be. Erst zu die­sem Zeit­punkt sei klar ge­we­sen, dass die Abführung der fälli­gen Steu­ern nicht er­folgt sei.
Auch sei sei­ner Mei­nung nach erst im jet­zi­gen Stand des Ver­fah­rens klar ge­wor­den, dass ent­ge­gen der Zu­sa­gen der Be­klag­te zu kei­nem Zeit­punkt dar­an ge­dacht ha­be, ei­ne Net­to­ver­ein­ba­rung zu schließen. Er sei folg­lich durch fal­sche An­ga­ben zu ei­nem für ihn ungüns­ti­gen Ver­trags­schluss be­stimmt wor­den, er hätte nicht un­ter­schrie­ben, wenn ihm be­kannt ge­we­sen sei, dass aus den 930.000,-- € noch Steu­ern zu zah­len sei­en. Der Be­klag­te haf­te da­nach auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss für den ihm ent­stan­de­nen Scha­den. Hier be­tra­ge die Verjährungs­frist je­doch 10 Jah­re.

Nach­dem der Kläger ursprüng­lich mit der Be­ru­fungs­be­gründung vor­ge­tra­gen hat­te, er ha­be Steu­er­nach­zah­lun­gen in der ein­ge­klag­ten Höhe leis­ten müssen, ist nun­mehr un­ter den Par­tei­en un­strei­tig, dass der Kläger bis­lang Steu­er­nach­zah­lun­gen nicht ge­leis­tet hat.

Der Kläger be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bo­chum vom 24.11.2009 ab­zuändern und den Be­klag­ten nach den Anträgen ers­ter In­stanz zu ver­ur­tei­len,

hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass der der Höhe nach be­zif­fer­te Scha­den dem Grun­de nach be­steht.

 

 

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Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung des Klägers als un­zulässig zu ver­wer­fen, hilfs­wei­se die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Er hält die Be­ru­fung des Klägers zum ei­nen für un­zulässig, da sich die Be­gründung als bloße Wie­der­ho­lung des bis­he­ri­gen Sach­vor­tra­ges dar­stel­le und ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ur­teil nicht er­folgt sei.

Zum an­de­ren ver­bleibt der Be­klag­te bei sei­ner Auf­fas­sung, ein An­spruch des Klägers be­ste­he aus un­ter­schied­li­chen Gründen schon nicht.

Zum ei­nen ver­bleibt der Be­klag­te bei sei­ner Be­haup­tung, ei­ne Net­to­ver­ein­ba­rung lie­ge nicht vor.
Ei­ne sol­che Ab­re­de ha­be der Kläger schon gar nicht schlüssig dar­ge­legt. Viel­mehr räume er selbst ein, ei­ne Ab­re­de über ei­nen Net­to­be­trag ha­be es nicht ge­ge­ben. Der Spie­ler­ver­mitt­ler S4 sei zu­dem nicht ihr Ver­tre­ter, er sei, so be­haup­tet er, für den Kläger tätig ge­we­sen. Ei­ne Be­vollmäch­ti­gung von ih­rer Sei­te ha­be es nicht ge­ge­ben. Oh­ne­hin lie­ge ei­ne Ei­ni­gung mit Herrn S4 über be­stimm­te Zah­lungs­mo­da­litäten nicht vor. Das vom Kläger zur Be­gründung her­an­ge­zo­ge­ne Fax sei oh­ne­hin nicht als An­ge­bot zu wer­ten. Der Be­klag­te be­strei­tet hier­zu im Übri­gen mit Nicht­wis­sen, dass es sich um ein von Herrn S4 an den Kläger über­mit­tel­tes Fax han­delt.
Die Zah­lung an den Spie­ler­ver­mitt­ler M2 las­se ei­nen Schluss auf ei­ne Net­to­ver­ein­ba­rung auch nicht zu, da le­dig­lich Zah­lung ver­spro­chen wor­den sei, um den Ver­trags­schluss der Par­tei­en zu gewähr­leis­ten. Ei­ne Zah­lung an Herrn M2 sei nicht für den Kläger be­stimmt ge­we­sen.

Fal­sche An­ga­ben bei Ver­trags­schluss in P1 hat der Be­klag­te be­strit­ten. In die­sem Gespräch ha­be es viel­mehr kei­ne Täuschungs­hand­lun­gen ge­ge­ben.

Das ge­samt Vor­brin­gen den Klägers las­se da­her sei­ner Mei­nung nach al­len­falls auf ei­ne Schwarz­geld­ab­re­de schließen. Auch ei­ne sol­che könne je­doch den An­spruch des Klägers nicht be­gründen, selbst wenn ei­ne sol­che vor­ge­le­gen hätte; im Übri­gen sei auch ei­ne sol­che Ab­re­de als Brut­to­ab­re­de an­zu­se­hen.

 

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Ei­nen Zah­lungs­an­spruch hielt der Be­klag­te darüber hin­aus al­lein schon des­we­gen für nicht ge­ge­ben, da der Kläger, in­so­weit un­strei­tig, ei­ne mögli­che Steu­er­schuld bis­lang nicht be­gli­chen ha­be.

Des Wei­te­ren ver­bleibt der Be­klag­te bei sei­ner Auf­fas­sung, mögli­che Ansprüche sei­en zu­dem verjährt.
Je­den­falls zum 31.12.2007 sei ei­ne vollständi­ge Verjährung ein­ge­tre­ten.
Ein nun­mehr gel­tend ge­mach­ter An­spruch aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss tra­ge zum ei­nen die Kla­ge­for­de­rung nicht, zum an­de­ren lie­ge ein sol­ches Mit­ver­schul­den des Klägers vor, dass ein An­spruch auf Null re­du­ziert sei; auch ein sol­cher An­spruch sei zu­dem verjährt, da auch für ihn die dreijähri­ge Verjährungs­frist gel­te.

Hin­sicht­lich des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung des Klägers ist zulässig, aber nicht be­gründet.

A.

Durch­grei­fen­de Be­den­ken ge­gen die Zulässig­keit der Be­ru­fung be­ste­hen nicht.

I. Die Be­ru­fung ist statt­haft gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1, Abs. 2 b) ArbGG.

II. Die Be­ru­fung ist darüber hin­aus auch form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den, §§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG, §§ 517 ff. ZPO.

Ins­be­son­de­re genügt die Be­ru­fungs­be­gründung den an ei­ne sol­che zu stel­len­den An­for­de­run­gen.

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1. Die Be­ru­fungs­be­gründung muss auf den zur Ent­schei­dung ste­hen­den Fall zu­ge­schnit­ten sein. Sie muss klar und kon­kret er­ken­nen las­sen, in wel­chen Punk­ten tatsäch­li­cher oder recht­li­cher Art so­wie aus wel­chen Gründen der Be­ru­fungskläger das an­ge­foch­te­ne Ur­teil für un­rich­tig hält. Es reicht da­her nicht aus, die tatsächli­che oder recht­li­che Würdi­gung durch den Er­strich­ter le­dig­lich mit for­mel­haf­ten Wen­dun­gen zu rügen oder le­dig­lich auf das Vor­brin­gen ers­ter In­stanz zu ver­wei­sen (BAG, 11.03.1998, EzA ZPO § 519 Nr. 10; BAG, 06.03.2003, EzA ZPO 2002 § 520 Nr.2; BGH, 24.06.1999, BB 1999, 2532).
Ei­ne Be­ru­fungs­be­gründung muss auf den Ein­zel­fall zu­ge­schnit­ten sein und sich mit den recht­li­chen oder tatsächli­chen Ar­gu­men­ten des Ar­beits­ge­richts be­fas­sen, wenn sie die­se bekämp­fen will (BAG, 25.04.2007, EzA ZPO 2002 § 520 Nr. 5).

2. Un­ter Be­ach­tung die­ser Kri­te­ri­en genügt die Be­ru­fungs­be­gründung nach Auf­fas­sung der Kam­mer den An­for­de­run­gen.

Das Ar­beits­ge­richt hat sich le­dig­lich mit Fra­gen der Verjährung beschäftigt und in­so­weit an­ge­nom­men, die Ansprüche sei­en als Be­stand­teil des Ein­kom­mens aus den Jah­ren 2002 bis 2004 zu erfüllen ge­we­sen, spätes­tens da sei auch die Lohn­steu­er zu ent­rich­ten ge­we­sen, wo­bei sol­che Ansprüche der dreijähri­gen Verjährungs­frist un­terlägen.

Dem­ge­genüber erklärt die Be­ru­fungs­be­gründung, der Zeit­punkt des Be­ginns ei­ner Verjährung sei nicht rich­tig fest­ge­stellt, es gel­te ei­ne zehnjähri­ge Frist. Fer­ner geht der Kläger da­von aus, ei­ne erst­ma­li­ge Kennt­nis vom Be­ste­hen sei­nes An­spruchs sei mit dem Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ein­ge­tre­ten. Da­mit je­den­falls will der Kläger erklären, dass vor die­sem Zeit­punkt ei­ne Verjährung nicht zu lau­fen be­gon­nen hat. Darüber­hin­aus stützt der Kläger sei­nen An­spruch nun­mehr auf ei­ne an­de­re An­spruchs­grund­la­ge, für die er von dem Be­ste­hen ei­ner zehnjähri­gen Verjährungs­frist aus­geht.

Auch an­ge­sichts der le­dig­lich kur­zen Be­gründung durch das Ar­beits­ge­richt rei­chen die­se Ausführun­gen zur An­nah­me ei­ner aus­rei­chen­den Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ur­teil des Ar­beits­ge­richts aus, da der Kläger von ei­ner an­de­ren Verjährungs­frist

 

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aus­geht, den Be­ginn der Verjährung zu ei­nem an­de­ren Zeit­punkt im Übri­gen an­neh­men will. Da­mit setzt er sich mit dem Ur­teil aus­rei­chend aus­ein­an­der.

B.

Die Be­ru­fung des Klägers ist je­doch nicht be­gründet.

I. Ein An­spruch des Klägers er­gibt sich zum ei­nen von vorn­her­ein nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss aus § 280 Abs. 1 BGB i.V.m. § 311 Abs. 2, Abs. 3 BGB.

Grundsätz­lich kann da­nach zwar ei­ne Pflicht­ver­let­zung auf­sei­ten ei­nes Ar­beit­ge­bers nach § 280 Abs. 1 BGB über § 311 Abs. 2 Nr. BGB auch schon bei Auf­nah­me von Ver­trags­ver­hand­lun­gen vor­lie­gen; auch in die­sem Rah­men ist die Rück­sicht­nah­me­pflicht aus § 241 Abs. 2 BGB an­zu­wen­den.

Ein sol­cher An­spruch aus ei­nem Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss geht je­doch in al­ler Re­gel auf Er­satz des so­ge­nann­ten ne­ga­ti­ven In­ter­es­ses; der Ver­trags­part­ner ist so zu stel­len, wie er bei Erfüllung der den Be­klag­ten tref­fen­den Pflich­ten ge­stan­den hätte (BAG, 15.12.2005, EzA BGB 2002 § 611 Ar­beit­ge­ber­haf­tung Nr. 4).
Da­nach kann der Kläger nicht ver­lan­gen, so ge­stellt zu wer­den, als wenn der Be­klag­te sei­ne Pflich­ten aus der von ihm be­haup­te­ten Ab­re­de erfüllt hätte; ein sol­cher An­spruch wäre auf das Erfüllungs­in­ter­es­se ge­rich­tet.
Hätte der Kläger, wie er gel­tend macht, den in Re­de ste­hen­den Ar­beits­ver­trag nicht un­ter­zeich­net wenn ihm be­kannt ge­we­sen sei, dass aus ei­nem Be­trag von 930.000,-¬€ noch Steu­ern zu zah­len sei­en, kann der kau­sa­le Scha­den nicht in der Pflicht des Be­klag­ten lie­gen, die Steu­ern zu tra­gen.

II. Ob des Wei­te­ren aus ei­ner vom Kläger an­ge­nom­me­nen Net­to­lohn­ab­re­de ei­ne Ver­pflich­tung des Be­klag­ten fol­gen kann, die auf die Ent­gelt­zah­lun­gen an­fal­len­den Steu­ern an das Fi­nanz­amt ab­zuführen, kann da­hin­ste­hen, da der Kläger je­den­falls ei­nen sol­chen An­spruch nicht gel­tend macht, son­dern Zah­lung ei­nes be­stimm­ten Steu­er­an­teils an sich ver­langt.

 

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III. Auch ein An­spruch des Klägers auf Er­stat­tung von Steu­ern auf­grund ei­ner Net­to­lohn­ab­re­de ist je­den­falls der­zeit man­gels In­an­spruch­nah­me des Klägers durch das Fi­nanz­amt nicht ge­ge­ben.

1. Bei Vor­lie­gen ei­ner Net­to­lohn­ab­re­de über­nimmt der Ar­beit­ge­ber sämt­li­che Steu­ern und So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge.
Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer können in­so­weit ver­ein­ba­ren, dass der Ar­beit­ge­ber die auf die Bezüge des Ar­beit­neh­mers zu leis­ten­de Lohn­steu­er tra­gen soll (BAG, 18.01.1974, EzA BGB § 611 Net­to­lohn Lohn­steu­er Nr. 2).
Ei­ne sol­che Net­to­lohn­ab­re­de ver­pflich­tet den Ar­beit­ge­ber, die Steu­er des Ar­beit­neh­mers im In­nen­verhält­nis zu tra­gen (BAG, 08.09.1998, EzA BGB § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 32; BAG, 29.09.2004, EzA EStG § 42 d Nr. 2).

2. Auch wenn aus ei­ner sol­chen Ab­re­de selbst die ver­trag­li­che Ver­pflich­tung ei­nes Ar­beit­ge­bers folgt, Ar­beit­neh­mer­steu­ern zu er­stat­ten, wenn der Ar­beit­neh­mer vom Fi­nanz­amt in An­spruch ge­nom­men wor­den ist, be­steht ein sol­cher An­spruch je­den­falls der­zeit nicht, da der Kläger nach ei­ge­nem Vor­brin­gen nun­mehr ent­ge­gen sei­nem bis­he­ri­gen Vor­trag kei­ne Steu­er­zah­lung an das Fi­nanz­amt auf die in Re­de ste­hen­de Zah­lung er­bracht hat.

IV. Auch ein mögli­cher Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 280 Abs. 1 ZPO schei­tert in­so­weit am Vor­lie­gen ei­nes Scha­dens, da der Kläger Zah­lun­gen an das Fi­nanz­amt nicht ge­leis­tet hat.

V. Ob ein An­spruch des Klägers auf Frei­stel­lung von Ver­bind­lich­kei­ten ge­genüber dem Fi­nanz­amt steht, kann da­hin­ge­stellt blei­ben, da der Kläger je­den­falls ei­nen sol­chen Frei­stel­lungs­an­spruch nicht gel­tend macht.

VI. Auch der nun­mehr hilfs­wei­se ge­stell­te Fest­stel­lungs­an­trag konn­te nicht zur teil­wei­sen Abände­rung des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils führen.

1. Der An­trag be­darf der Aus­le­gung.

 

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Der An­trag ist sei­nem Wort­laut nach auf die Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­nes Scha­dens ge­rich­tet; der Wort­laut gibt je­doch das Be­geh­ren des Klägers nur in un­zu­rei­chen­der Wei­se wie­der. Ein sol­ches Be­geh­ren kann von vorn­her­ein kei­nen Sinn ma­chen, da dem Kläger nach ei­ge­nem Vor­brin­gen bis­lang ein Scha­den nicht ent­stan­den ist.
Un­ter Berück­sich­ti­gung des Be­geh­rens des Klägers, wie es sich aus den Schriftsätzen dar­stellt, ist der Fest­stel­lungs­an­trag da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass der Kläger ei­ne Scha­dens­er­satz­ver­pflich­tung des Be­klag­ten im Fal­le der In­an­spruch­nah­me aus der von ihm be­haup­te­ten Ver­ein­ba­rung fest­ge­stellt wis­sen will.

2. Mit die­sem Verständ­nis be­stan­den kei­ne Be­den­ken ge­gen die Zulässig­keit nach § 533 ZPO.

Der Kläger hat in­so­weit le­dig­lich hilfs­wei­se statt der Zah­lung nun­mehr die Fest­stel­lung ei­ne Zah­lungs­pflicht be­gehrt, oh­ne dass hier­mit ei­ne Ände­rung des Kla­ge­grun­des ver­bun­den war, da der Kläger die be­gehr­te Fest­stel­lung glei­cher­maßen aus den Ab­re­den her­lei­tet, die er sei­nem Zah­lungs­be­geh­ren zu­grun­de ge­legt hat.

Je­den­falls stellt sich ei­ne sol­che Kla­ge­er­wei­te­rung als sach­dien­lich dar und kei­ne Ent­schei­dung kann auf die­sel­ben Tat­sa­chen gestützt wer­den, die be­reits dem Zah­lungs­be­geh­ren zu­grun­de lie­gen.

3. Für das auf­grund Aus­le­gung er­mit­tel­te Fest­stel­lungs­be­geh­ren fehlt je­doch das not­wen­di­ge Fest­stel­lungs­in­ter­es­se.

a) Nach § 46 Ab­satz 2 Satz 1 ArbGG, § 256 Ab­satz 1, 1. Al­ter­na­ti­ve ZPO kann auf Fest­stel­lung des Be­ste­hens oder Nicht­be­ste­hens ei­nes Rechts­verhält­nis­ses ge­klagt wer­den, wenn ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an be­steht, dass das Rechts­verhält­nis als­bald fest­ge­stellt wird.

Ein sol­ches Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ist dann zu be­ja­hen, wenn a) ein Rechts­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist,

 

- 16 - 

b) ein recht­li­ches In­ter­es­se an der Fest­stel­lung ge­ge­ben ist;

Ein recht­li­ches In­ter­es­se ist dann an­zu­neh­men, wenn
aa ) ei­ne tatsächli­che Un­si­cher­heit be­steht,
bb ) die­se durch die er­streb­te ge­richt­li­che Ent­schei­dung be­sei­tigt wer­den kann, und
cc ) die­ses In­ter­es­se auch an als­bal­di­ger Fest­stel­lung be­steht.

b) Das be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se muss als Sa­chur­teils­vor­aus­set­zung in je­der La­ge des Ver­fah­rens, ge­ge­ben sein.
Sein Vor­lie­gen ist von Amts we­gen zu prüfen (BAG, 26.09.2002, EzA ZPO § 256 Nr. 67; BAG, 05.06. 2003, EzA ZPO 2002 3 256 Nr. 2).

Die all­ge­mei­nen und be­son­de­ren pro­zes­sua­len Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge sind in je­der La­ge des Ver­fah­rens von Amts we­gen zu prüfen (BAG, 10.12.1991, EzA ZPO § 253 Nr. 11; BAG, 25.04.2001, EzA ZPO § 253 Nr. 21).
Da­bei hat das Ge­richt den Sach­ver­halt nicht selbständig zu er­mit­teln, viel­mehr hat der Kläger die er­for­der­li­chen Tat­sa­chen dar­zu­le­gen und ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen (BAG, 03.03.99, EzA ZPO § 256 Nr. 50; BAG 25.04.2001, a.a.O.).

c) § 256 Ab­satz 1 ZPO ver­langt ein In­ter­es­se an als­bal­di­ger Fest­stel­lung.
Da­her reicht die bloß theo­re­ti­sche Möglich­keit, dass ei­ne Streit­fra­ge künf­tig ir­gend­wann wie­der auf­tre­ten kann, zur Be­gründung ei­nes Rechts­schutz­in­ter­es­ses nicht aus (BAG, 13.10.1987, EzA Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zeit Nr. 25).

d) Un­ter Berück­sich­ti­gung die­ser An­for­de­run­gen lässt sich je­den­falls ein In­ter­es­se des Klägers an als­bal­di­ger Fest­stel­lung nicht be­gründen.

Ei­ne Dar­le­gung des Klägers, wor­aus ein sol­ches Fest­stel­lungs­in­ter­es­se her­zu­lei­ten ist, ist nicht ge­ge­ben.

 

- 17 - 

Es konn­te da­her der Prüfung le­dig­lich der Um­stand zu­grun­de ge­legt wer­den, dass mögli­cher­wei­se die Auf­fas­sung der Fi­nanz­behörde be­steht, die in Re­de ste­hen­de Zah­lung sei der Steu­er­pflicht zu un­ter­wer­fen.
Ins­be­son­de­re seit dem Steu­er­straf­ver­fah­ren sind meh­re­re Jah­re be­reits nun­mehr ins Land ge­gan­gen, oh­ne dass ei­ne In­an­spruch­nah­me des Klägers oder ei­ne dro­hen­de In­an­spruch­nah­me er­sicht­lich ist. Je­den­falls hat der Kläger kei­nen Vor­trag er­bracht, aus dem ei­ne sol­che In­an­spruch­nah­me droht.
Es ist nicht Auf­ga­be des Ge­richts, ei­ne Scha­dens­er­satz­ver­pflich­tung des Be­klag­ten zu be­ur­tei­len, hin­sicht­lich de­rer nicht er­sicht­lich ist, dass ein Scha­den des Klägers ge­ge­ben ist oder ein­tritt und nach dem der­zei­ti­gen Stand le­dig­lich die theo­re­ti­sche Möglich­keit der In­an­spruch­nah­me des Klägers er­kenn­bar ist.

C.

Der Kläger hat die Kos­ten des er­folg­los ge­blie­be­nen Rechts­mit­tels gemäß § 97 Abs. 1 ZPO zu tra­gen.

Gründe für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­stan­den nach § 72 Abs. 2 ArbGG nicht.

RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG

Ge­gen die­ses Ur­teil ist ein Rechts­mit­tel nicht ge­ge­ben.
We­gen der Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de wird auf § 72a ArbGG ver­wie­sen.

 

Schmidt 

Ri­cke 

Kreft

/Spo.

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