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Kün­di­gung we­gen Dro­hung mit Krank­schrei­bung

Nach über 30jähriger be­an­stan­dungs­frei­er Be­schäf­ti­gung ge­nügt die Dro­hung mit ei­ner Krank­schrei­bung nicht im­mer für ei­ne or­dent­li­che ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 11.03.2011, 9 Sa 692/10
Frau zu Hause im Bett vor dem Fernsehen Wer mit ei­ner Krank­schrei­bung droht ris­kiert den Job
07.09.2011. Wer in ei­nem Be­trieb mit mehr als zehn Ar­beit­neh­mern län­ger als sechs Mo­na­te ar­bei­tet, ist vor ei­ner or­dent­li­chen Kün­di­gung ei­ni­ger­ma­ßen si­cher. Denn sie ist nur wirk­sam, wenn ein im Kün­di­gungs­schutz­ge­setz (KSchG) ge­nann­ter Grund vor­liegt. Das kann z.B. ein er­heb­li­cher Pflicht­ver­stoß sein, der zur ver­hal­tens­be­ding­ten Kün­di­gung be­rech­tigt. Die Dro­hung mit ei­ner Krank­schrei­bung, d.h. "an­ge­kün­dig­tes Krank­ma­chen", ist ein sol­cher Pflicht­ver­stoß.

Auch die Dro­hung mit ei­ner Krank­schrei­bung be­rech­tigt aber nicht im­mer zu ei­ner Kün­di­gung. Denn in je­dem Ein­zel­fall ist zu prü­fen, ob ei­ne Ab­mah­nung nicht aus­ge­reicht hät­te, um den Ar­beit­neh­mer wie­der "in die Spur zu brin­gen". Dann wä­re ei­ne Kün­di­gung „un­ver­hält­nis­mä­ßig“ und da­mit un­wirk­sam. Ein vom Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Rhein­land-Pfalz ent­schie­de­ner Fall zeigt, dass dem Ar­beit­ge­ber ei­ne Ab­mah­nung auch bei an­ge­kün­dig­tem Krank­ma­chen zu­zu­mu­ten ist, wenn der Ar­beit­neh­mer schon lan­ge be­schäf­tigt ist (Ur­teil vom 11.03.2011, 9 Sa 692/10).

Ein Ge­rüst­bau­er hat­te die or­dent­li­che ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung er­hal­ten, weil er sams­tags nicht ar­bei­ten woll­te und sei­nem Chef da­her sag­te: „... oder ist es dir lie­ber, wenn ich mich krank mel­de?“. An­ders als das Ar­beits­ge­richt Kai­sers­lau­tern (Ur­teil vom 16.11.2010, 8 Ca 1094/10) mein­te das LAG, dass ei­ne Ab­mah­nung aus­ge­reicht hät­te, weil das Ar­beits­ver­hält­nis über 31 Jah­re stö­rungs­frei be­stan­den hat­te und der Ge­rüst­bau­er mit knapp 50 Jah­ren kaum ei­nen an­de­ren Job fin­den wür­de.

Fa­zit: Seit dem Em­me­ly-Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts (Ur­teil vom 10.06.2010, 2 AZR 541/09) ist im­mer zu be­den­ken, dass der Ar­beit­neh­mer durch ei­ne lan­ge be­an­stan­dungs­freie Tä­tig­keit ein gro­ßes „Ver­trau­en­s­ka­pi­tal“ er­wor­ben ist, das durch ei­ne ein­ma­li­ge und un­ty­pi­sche Ver­feh­lung nicht auf ei­nen Schlag zer­stört wird - auch wenn die Ver­feh­lung ei­gent­lich "ziem­lich krass" ist. Da­her ge­nügt nach über 30jähriger Be­schäf­ti­gung auch ein an­ge­kün­dig­tes Krank­ma­chen nicht im­mer für ei­ne Kün­di­gung.

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Letzte Überarbeitung: 24. August 2016

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