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ARBEITSRECHT AKTUELL // 22/008

An­trag ei­nes ver­stor­be­nen Ar­beit­neh­mers auf Auf­he­bungs­ver­trag wirk­sam

Tritt in der Ver­trags­ab­schluss­pha­se ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags der Tod des Ar­beit­neh­mers ein, ist der Ver­trag wirk­sam, es sei denn, dass ein an­de­rer Wil­le des An­tra­gen­den an­zu­neh­men ist: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg, Ur­teil vom 15.12.2021, 2 Sa 11/21
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14.02.2022. Ein Auf­he­bungs­ver­trag ist ei­ne ver­trag­li­che Ab­ma­chung zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer, mit der das Ar­beits­ver­hält­nis zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt be­en­det wird. Im Ver­gleich zu ei­ner Kün­di­gung, die auch dann wirkt, wenn der Ge­kün­dig­te nicht ein­ver­stan­den ist, müs­sen bei­de Ver­trags­par­tei­en dem Auf­he­bungs­ver­trag zu­stim­men.

Tritt in der Ver­trags­ab­schluss­pha­se ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags der Tod des Ar­beit­neh­mers ein, stellt sich die Fra­ge, ob der Auf­he­bungs­ver­trag wirk­sam zu­stan­de ge­kom­men sei. Im vor­lie­gen­den Fall ver­han­del­te ein schwer­kran­ker Ar­beit­neh­mer mit sei­nem Ar­beit­ge­ber ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag mit Ab­fin­dungs­zah­lung aus. Im Ver­trag wur­de fest­ge­hal­ten, dass der An­spruch be­reits mit Ab­schluss des­sen ent­stan­den und ver­erb­lich ist. Die tes­ta­men­ta­ri­sche Er­bin des Ar­beit­neh­mers klag­te vor dem Ar­beits­ge­richt Ulm auf Zah­lung der im Auf­he­bungs­ver­trag ver­ein­bar­ten Ab­fin­dung. Ge­mäß § 153 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) kann ein Ver­trag auch dann wirk­sam zu­stan­de kom­men, wenn der An­tra­gen­de vor der An­nah­me sei­nes An­ge­bots durch die Ge­gen­par­tei stirbt, es sei denn, dass ein an­de­rer Wil­le des An­tra­gen­den an­zu­neh­men ist.

Das Ar­beits­ge­richt Ulm (Ur­teil vom 03.03.2021, 3 Ca 293/20) lehnt die Be­haup­tung, dass der mut­maß­li­che Wil­le des An­tra­gen­den zwei­fel­haft sei, ab, da der Erb­las­ser und die Be­klag­te im Auf­he­bungs­ver­trag die Ver­erb­lich­keit des An­spruchs ge­re­gelt hat­ten. An­halts­punk­te da­für, dass der Erb­las­ser die Ver­erb­lich­keit nicht woll­te, falls er vor der Un­ter­zeich­nung des Ar­beit­ge­bers ver­stirbt, sei­en nicht er­sicht­lich.

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ba­den-Würt­tem­berg (Ur­teil vom 15.12.2021, 2 Sa 11/21) schloss sich die­ser Auf­fas­sung an und fügt hin­zu, dass der Tod des Ar­beit­neh­mers ge­mäß § 130 Abs.2 BGB kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die Wirk­sam­keit sei­ner Er­klä­rung bei Zu­gang hat­te. Der Zeit­punkt des Zu­gangs bei der Be­klag­ten sei so­mit nicht ent­schei­dend. Das LAG Ba­den-Würt­tem­berg än­der­te je­doch das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ulm ab. Die Be­klag­te von Zah­lungs­pflicht ge­mäß § 326 Abs.1 S.1 BGB be­freit. Der Tod des Ar­beit­neh­mers führ­te zu ei­ner Un­mög­lich­keit sei­ner Leis­tung ge­mäß § 275 Abs.1 BGB, wes­halb der An­spruch der Er­bin auf die ver­ein­bar­te Ab­fin­dung als Ge­gen­leis­tung ent­fal­len ist.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu die­ser Ent­schei­dung fin­den Sie hier: Up­date Ar­beits­recht 02/2022 Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg: An­nah­me des An­trags auf Auf­he­bungs­ver­trag nach Tod des Ar­beit­neh­mers

Letzte Überarbeitung: 1. März 2022

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