HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/103

Kind er­krankt im Ur­laub - Ur­laubs­ta­ge sind ver­braucht

Ur­laubs­stö­run­gen durch die Pfle­ge ei­nes im Ur­laub er­krank­ten Kin­des ge­hen zu­las­ten des Ar­beit­neh­mers: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 10.11.2010, 11 Sa 1475/10
Gipsbein Gipsarm Ur­laub zwi­schen Hüh­ner­sup­pe, Fie­ber­ther­mo­ter und Na­sen­trop­fen ...
27.05.2011. Ar­beit­ge­ber kön­nen sich be­ru­higt zu­rück­leh­nen, nach­dem sie ih­ren Ar­beit­neh­mern Er­ho­lungs­ur­laub ge­währt ha­ben. Denn nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) trägt der Ar­beit­neh­mer „als Teil sei­nes per­sön­li­chen Le­bens­schick­sals“ das Ri­si­ko von Ur­laubs­stö­run­gen. Ist der Ur­laub z.B. durch den Lärm ei­ner Bau­stel­le ne­ben dem Ho­tel oder durch per­ma­nent schlech­tes Wet­ter ver­dor­ben, geht das den Ar­beit­ge­ber nichts an.

An­ders ist es aus­nahms­wei­se dann, wenn Ar­beit­neh­mer wäh­rend des Ur­laubs er­kran­ken und dies durch ärzt­li­ches At­test nach­wei­sen. Dann wer­den die Krank­heits­ta­ge ge­mäß § 9 Bun­des­ur­laubs­ge­setz (BUrlG) nicht auf den Jah­res­ur­laub an­ge­rech­net. Die Pfle­ge ei­nes er­krank­ten Kin­des ist von § 9 BUrlG zwar nicht un­mit­tel­bar er­fasst, aber viel­leicht sinn­ge­mäß. Vor kur­zem hat­te das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg die Fra­ge zu be­ant­wor­ten, ob die Zeit der Pfle­ge ei­nes kran­ken Kin­des als Ur­laubs­ta­ge zählt oder nicht (Ur­teil vom 10.11.2010, 11 Sa 1475/10).

Ei­ne Ver­käu­fe­rin muss­te wäh­rend des Ur­laubs ihr kran­kes Kind pfle­gen und ver­lang­te Ur­laubs­nach­ge­wäh­rung. Da­bei be­rief sie sich auf ih­ren An­spruch auf Kin­der­kran­ken­geld ge­mäß § 45 Abs. 3 Fünf­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB V) - oh­ne Er­folg. Das Ar­beits­ge­richt Ber­lin wies die Kla­ge ab (Ur­teil vom 17.06.2010, 2 Ca 1648/10, wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 10/139 Nach­ge­wäh­rung von Ur­laub we­gen Pfle­ge des kran­ken Kin­des?). In der Be­ru­fung mein­te jetzt auch das LAG, dass sich we­der aus § 45 SGB V noch aus § 9 BUrlG ein An­spruch auf er­neu­te Ur­laubs­ge­wäh­rung bei Er­kran­kung ei­nes Kin­des wäh­rend des Ur­laubs er­gibt.

Fa­zit: Ob der Ur­laub zur Pfle­ge des er­krank­ten Kin­des oder zur Er­ho­lung ge­nutzt wird - in bei­den Fäl­len wird er ver­braucht. Im­mer­hin wird der vol­le Lohn wei­ter­ge­zahlt (§ 11 BUrlG). Das ist beim Kin­der­kran­ken­geld ge­mäß § 45 Abs.3 SGB V an­ders, denn hier gibt es nur 70 Pro­zent des Ein­kom­mens als Kran­ken­geld. Der durch die Pfle­ge des er­krank­ten Kin­des ent­wer­te­te Ur­laub ist nur dann zu ret­ten, wenn Ma­ma oder Pa­pa auch er­krankt sind, al­so sich z.B. an­ge­steckt ha­ben und selbst krank­ge­schrie­ben sind.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 4. Juni 2019

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de
Bewertung: 5.0 von 5 Sternen (3 Bewertungen)

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de