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ARBEITSRECHT AKTUELL // 13/078

Al­ters­geld soll Wech­sel vom Staats­dienst in die Pri­vat­wirt­schaft er­leich­tern

Al­ters­geld statt Nach­ver­si­che­rung in der Ren­ten­ver­si­che­rung für Bun­des­be­am­te, die in die Pri­vat­wirt­schaft wech­seln: Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes über die Ge­wäh­rung ei­nes Al­ters­gelds für frei­wil­lig aus dem Bun­des­dienst aus­schei­den­de Be­am­te, Rich­ter und Sol­da­ten
Feuerwehrmann Polizist Arzt Be­am­te müs­sen beim Wech­sel in die Pri­vat­wirt­schaft ge­nau rech­nen

11.03.2013. Wer als Be­am­ter, Rich­ter oder Sol­dat aus dem Dienst des Bun­des vor Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze frei­wil­lig aus­schei­det, ver­liert sei­ne An­sprü­che auf ei­ne Al­ters­ver­sor­gung ge­gen­über sei­nem Ex-Dienst­herrn, denn das gel­ten­de Ver­sor­gungs­recht setzt für den An­spruch auf ein Ru­he­ge­halt vor­aus, dass bis zum Ein­tritt in den Ru­he­stand ein Dienst­ver­hält­nis be­stand.

Die­ser Ver­lust an Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten bzw. (bei Er­rei­chen des Ren­ten­al­ters) von Ver­sor­gungs­an­sprü­chen wird da­durch ab­ge­mil­dert, dass die Bun­des­re­pu­blik als Dienst­herr den frei­wil­lig vor­zei­tig aus­schei­den­den Be­am­ter, Rich­ter bzw. Sol­da­ten in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung nach­ver­si­chern muss. Durch die­se Nach­ver­si­che­rung, d.h. ei­ne meist be­trächt­li­che Ein­mal­zah­lung des Bun­des, wird der Aus­schei­den­de in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung so ge­stellt, als hät­te er wäh­rend sei­ner ge­sam­ten Dienst­zeit nicht im Bun­des­dienst ge­stan­den, son­dern als Ar­beit­neh­mer ge­ar­bei­tet.

Da­mit sind die ver­sor­gungs­recht­li­chen Nach­tei­le vor­zei­tig aus­schei­den­der Bun­des­be­diens­te­ter al­ler­dings nicht in vol­lem Um­fang be­sei­tigt. Denn bei der Nach­ver­si­che­rung gilt die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung, der zu­fol­ge bei ho­hen Ein­kom­men im­mer nur ein Teil in der Ren­ten­ver­si­che­rung ab­ge­si­chert ist.

Der­zeit, d.h. ab Ja­nu­ar 2013, liegt die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung bei ei­nem Mo­nats­ver­dienst von 5.600,00 EUR brut­to (West­deutsch­land) bzw. bei ei­nem Ver­dienst von 4.900,00 EUR (Ost­deutsch­land). Wer mehr ver­dient, er­wirbt Ren­ten­an­wart­schaf­ten, die nicht auf sein vol­les Ge­halt be­zo­gen sind, son­dern nur auf den ver­si­cher­ten Ge­halts­be­stand­teil von 5.600,00 EUR bzw. von 4.900,00 EUR. Da man­cher Spit­zen­be­am­te mehr ver­dient, ist er durch die Nach­ver­si­che­rung in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung un­zu­rei­chend ab­ge­si­chert, je­den­falls im Ver­gleich zu sei­nen Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten, die er be­hal­ten wür­de, wür­de er sei­nen Dienst nicht vor­zei­tig quit­tie­ren.

Ein wei­te­rer fi­nan­zi­el­ler Nach­teil in­fol­ge ei­nes vor­zei­ti­gen Aus­schei­dens aus dem Dienst­ver­hält­nis er­gibt sich beim The­ma Ren­te dar­aus, dass der aus­schei­den­de Be­am­te, Rich­ter bzw. Sol­dat kei­ne er­gän­zen­de Ab­si­che­rung in der Zu­satz­ver­sor­gung des öf­fent­li­chen Diens­tes er­hält, da hier so et­was wie ei­ne Nach­ver­si­che­rung nicht statt­fin­det. Mit der Zu­satz­ver­sor­gung bei der Ver­sor­gungs­an­stalt des Bun­des und der Län­der (VBL) er­hal­ten An­ge­hö­ri­ge des öf­fent­li­chen Diens­tes ei­nen wei­te­ren Ren­ten­an­spruch bzw. Ren­ten­bau­stein, der der Be­triebs­ren­te in der Pri­vat­wirt­schaft ent­spricht. An die­ser Stel­le er­lei­det man al­so ei­nen wei­te­ren ren­ten­recht­li­chen Nach­teil, wenn man vor­zei­tig aus dem Bun­des­dienst aus­schei­det und in die Pri­vat­wirt­schaft wech­selt.

Vor die­sem Hin­ter­grund stellt die bis­he­ri­ge Nach­ver­si­che­rung in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung ein „Mo­bi­li­täts­hemm­nis“ dar, d.h. sie er­schwert den Wech­sel aus dem Bun­des­dienst in die Pri­vat­wirt­schaft.

Die­ses Hemm­nis möch­te die schwarz-gel­be Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on be­sei­ti­gen und hat da­her En­de Fe­bru­ar 2013 ei­nen ent­spre­chen­den Ge­setz­ent­wurf vor­ge­legt. Kern des Ent­wurfs ist ei­ne Al­ter­na­ti­ve zur Nach­ver­si­che­rung in Form ei­nes Al­ters­gel­des, das den Aus­schei­den­den bei Er­rei­chen des Ren­ten­al­ters auf der Grund­la­ge ih­rer bis zum Aus­schei­den zu­rück­ge­leg­ten Dienst­zei­ten ge­währt wird (Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes über die Ge­wäh­rung ei­nes Al­ters­gel­des für frei­wil­lig aus dem Bun­des­dienst aus­schei­den­de Be­am­te, Rich­ter und Sol­da­ten, Ge­setz­ent­wurf der Frak­tio­nen der CDU/CSU und der FDP, vom 26.02.2013, BT-Drucks. 17/12479).

Im ein­zel­nen ist vor­ge­se­hen, dass sich die Hö­he des Al­ters­gel­des nach den zu­letzt er­hal­te­nen Be­zü­gen und den ge­leis­te­ten Dienst­zei­ten be­rech­net. Der An­spruch ruht, bis der ehe­ma­li­ge Bun­des­be­diens­te­te die Re­gel­al­ters­gren­ze in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung er­reicht hat. Bei dem Al­ters­geld han­delt es sich, so die Be­grün­dung des Ge­setz­ent­wurfs, nicht um ei­ne Ver­sor­gung im Sin­ne des Be­am­ten­ver­sor­gungs­ge­set­zes, son­dern um ei­nen ei­gen­stän­di­gen fi­nan­zi­el­len Aus­gleich für den Ver­lust von Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten.

Wer das Al­ters­geld nicht in An­spruch neh­men möch­te, hat auch künf­tig die Mög­lich­keit, sich in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung nach­ver­si­chern zu las­sen.

Dass sich die ren­ten­recht­li­che Si­tua­ti­on der vor­zei­tig aus dem Dienst aus­schei­den­den Bun­des­be­diens­te­ten ver­bes­sern wür­de, ent­spricht der Schät­zung des da­mit ver­bun­de­nen fi­nan­zi­el­len Mehr­auf­wan­des: Laut Ge­set­zes­be­grün­dung ste­hen den Ein­spa­run­gen bei der Nach­ver­si­che­rung von ge­schätz­ten 15 Mio. EUR jähr­lich Aus­ga­ben für das Al­ters­geld in Hö­he von 30 Mio. EUR ge­gen­über, d.h. es wür­de sich ei­ne ef­fek­ti­ve Mehr­be­las­tung von 15 Mio. EUR pro Jahr er­ge­ben.

Fa­zit: Die ge­plan­te Re­ge­lung er­leich­tert un­mit­tel­bar nur den Über­gang vom Bun­des­dienst in die Pri­vat­wirt­schaft, macht da­durch aber mit­tel­bar die Tä­tig­keit beim Bund für sol­che po­ten­ti­el­len Be­wer­ber at­trak­ti­ver, die sich ei­ne Tä­tig­keit im Bun­des­dienst für ihr ge­sam­tes wei­te­res Er­werbs­le­ben nur schwer vor­stel­len kön­nen. Da­mit er­gänzt das Al­ters­geld die schon seit län­ge­rem un­ter­nom­me­nen An­stren­gun­gen des Bun­des, Fach­kräf­te durch zu­sätz­li­che fi­nan­zi­el­le An­rei­ze zu ge­win­nen (wir be­rich­te­ten in: Ar­beits­recht ak­tu­ell: 11/190 Per­so­nal­ge­win­nungs­zu­schlag und an­de­re Goo­dies: Ge­setz zur Un­ter­stüt­zung der Fach­kräf­te­ge­win­nung im Bund).

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Letzte Überarbeitung: 29. September 2016

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