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BAG, Ur­teil vom 30.09.2010, 2 AZR 160/09

   
Schlagworte: Kündigung: Außerordentlich, Auflösungsantrag
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 2 AZR 160/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 30.09.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Ulm, Urteil vom 25.01.2008, 1 Ca 94/07
Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg, Urteil vom 2.07.2008, 2 Sa 14/08
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

2 AZR 160/09

2 Sa 14/08

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

30. Sep­tem­ber 2010

UR­TEIL

Schmidt, Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Zwei­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 30. Sep­tem­ber 2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Kreft, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt Ber­ger


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und Ra­chor so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ba­er­baum und Dr. Ro­eckl für Recht er­kannt:

Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg vom 2. Ju­li 2008 - 2 Sa 14/08 - wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten noch über ei­nen von der Be­klag­ten ge­stell­ten Auf-

lösungs­an­trag.

Der 1950 ge­bo­re­ne Kläger ist seit 1977 bei der Be­klag­ten, ei­nem Un-

ter­neh­men der Luft- und Raum­fahrt­in­dus­trie, tätig. Sein Brut­to­jah­res­ver­dienst be­trug zu­letzt 77.881,00 Eu­ro.

Auf das Ar­beits­verhält­nis fin­det kraft bei­der­sei­ti­ger Ver­bands­zu­gehörig-

keit der Man­tel­ta­rif­ver­trag für Beschäftig­te in der Me­tall­in­dus­trie in Nord-würt­tem­berg/Nord­ba­den (MTV) An­wen­dung. Die­ser lau­tet in sei­ner maßge­ben­den Fas­sung vom 14. Ju­ni 2005 aus­zugs­wei­se wie folgt:

㤠4

Kündi­gung und Auf­he­bungs­ver­trag

...

4.4 Ei­nem Beschäftig­ten, der das 53., aber noch nicht

das 65. Le­bens­jahr voll­endet hat und dem Be­trieb min­des­tens drei Jah­re an­gehört, kann nur noch aus wich­ti­gem Grund gekündigt wer­den.

Dies gilt auch für ei­ne Ände­rungskündi­gung.

4.5 Kündi­gungs­fris­ten

...

4.6 Für frist­lo­se Kündi­gun­gen gel­ten die ge­setz­li­chen

Be­stim­mun­gen.

...“


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Die Par­tei­en führ­ten seit dem Jahr 2005 meh­re­re Rechts­strei­tig­kei­ten.

Un­ter an­de­rem strit­ten sie über die Wirk­sam­keit ei­ner Ver­set­zung des Klägers. Da die Be­klag­te der Auf­fas­sung war, der Kläger ha­be im dor­ti­gen Be­ru­fungs­ver­fah­ren Erklärun­gen ab­ge­ge­ben, die zur endgülti­gen Zerrüttung des Ar­beits­verhält­nis­ses geführt hätten, kündig­te sie das Ar­beits­verhält­nis mit Schrei­ben vom 17. März 2007 aus wich­ti­gem Grund mit „so­zia­ler Aus­lauf­frist“ zum 30. Sep­tem­ber 2007. Auf­grund des im vor­lie­gen­den Rechts­streit er­gan­ge­nen, in­so­weit rechts­kräfti­gen Ur­teils des Lan­des­ar­beits­ge­richts steht fest, dass das Ar­beits­verhält­nis durch die­se Kündi­gung nicht auf­gelöst wor­den ist.

Im Streit steht wei­ter­hin ein erst­mals im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­stell­ter

Auflösungs­an­trag der Be­klag­ten. Die Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, der ta­rif­li­che Kündi­gungs­schutz könne dem Ar­beit­ge­ber die Möglich­keit ei­ner Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht neh­men. Nach der In­ter­es­sen­la­ge der Ver­trags­par­tei­en so­wie Sinn und Zweck des Ge­set­zes sei ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG auf ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung des Ar­beit­ge­bers, zu­min­dest auf ei­ne sol­che mit erklärter Aus­lauf­frist ge­bo­ten.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

das Ar­beits­verhält­nis ge­gen Zah­lung ei­ner hin­sicht­lich der

Höhe in das Er­mes­sen des Ge­richts ge­stell­ten Ab­fin­dung auf­zulösen.

Der Kläger hat be­an­tragt, den Auflösungs­an­trag ab­zu­wei­sen.

Dem hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt ent­spro­chen. Mit der vom Bun­des

ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Be­klag­te ih­ren An­trag wei­ter.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist un­be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat den Auf-

lösungs­an­trag der Be­klag­ten zu Recht ab­ge­wie­sen.


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I. Das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts war nicht des­halb auf­zu­he­ben,

weil es kei­nen oder nur ei­nen un­zu­rei­chen­den Tat­be­stand ent­hiel­te und der Se­nat aus die­sem Grun­de an ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prüfung des Be­ru­fungs­ur­teils ge­hin­dert wäre.

1. Ein Be­ru­fungs­ur­teil muss grundsätz­lich zu­min­dest ei­nen den An-
for­de­run­gen des § 69 Abs. 3 ArbGG genügen­den Tat­be­stand ent­hal­ten. Oh­ne fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt kann ein Ur­teil vom Re­vi­si­ons­ge­richt nicht über­prüft wer­den, weil dann nicht klar ist, wel­chen Streitstoff das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ent­schei­dung und Rechts­an­wen­dung zu­grun­de ge­legt hat. Dies gilt auch, wenn die Re­vi­si­on vom Lan­des­ar­beits­ge­richt nicht zu­ge­las­sen wor­den ist. Dar­in liegt kein Fall des § 69 Abs. 2 ArbGG iVm. § 313a Abs. 1 Satz 1 ZPO. We­gen der Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de nach § 72a ArbGG ist ein Rechts­mit­tel ge­gen das Be­ru­fungs­ur­teil nicht „un­zwei­fel­haft“ un­zulässig (vgl. BAG 18. Mai 2006 - 6 AZR 627/05 - Rn. 16, AP KSchG 1969 § 15 Er­satz­mit­glied Nr. 2 = EzA ArbGG 1979 § 69 Nr. 5; Se­nat 15. Au­gust 2002 - 2 AZR 386/01 - zu I 1 der Gründe, AP ZPO 1977 § 543 Nr. 12 = EzA ZPO § 543 Nr. 12; je­weils mwN). Enthält das Be­ru­fungs­ur­teil kei­nen Tat­be­stand, ist es vom Re­vi­si­ons­ge­richt von Amts we­gen auf­zu­he­ben. Et­was an­de­res gilt aus­nahms­wei­se dann, wenn der Zweck des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens des­halb er­reicht wer­den kann, weil die Ent­schei­dungs­gründe hin­rei­chen­de An­halts­punk­te zum Sach- und Streit­stand ent­hal­ten und die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen da­nach be­ur­teilt wer­den können (BAG 18. Mai 2006 - 6 AZR 627/05 - aaO; 26. April 2005 - 1 ABR 1/04 - zu B I 1 b der Gründe, BA­GE 114, 272).

2. Ei­ne sol­che Aus­nah­me­kon­stel­la­ti­on ist hier ge­ge­ben. Ob­wohl sich das
Lan­des­ar­beits­ge­richt im We­sent­li­chen dar­auf be­schränkt hat, auf den Tat­be­stand des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils Be­zug zu neh­men, und von der Dar­stel­lung des zweit­in­stanz­li­chen Sach- und Streit­stands „gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG“ ab­ge­se­hen hat, kann der Streitstoff ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prüfung un­ter­zo­gen wer­den. Er ist nach dem Ur­teils­te­nor, dem vor­han­de­nen Tat­be­stand und den Ent­schei­dungs­gründen im Hin­blick auf die durch das


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Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge, ob der Auflösungs­an­trag von der Be­klag­ten zulässi­ger­wei­se ge­stellt wur­de, hin­rei­chend klar.

II. Der Auflösungs­an­trag ist un­be­gründet. Die Be­klag­te als Ar­beit­ge­be­rin

kann die Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses im Zu­sam­men­hang mit ei­ner für un­wirk­sam erklärten außer­or­dent­li­chen Kündi­gung nicht be­an­tra­gen. Das gilt auch für ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit not­wen­di­ger oder „so­zia­ler“ Aus­lauf­frist. Auf das Vor­lie­gen von Auflösungs­gründen iSv. § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG kommt es des­halb nicht an.

1. Ist ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung so­zi­al­wid­rig (§ 1 KSchG), können so-
wohl der Ar­beit­neh­mer, wenn ihm die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht zu­zu­mu­ten ist (§ 9 Abs. 1 Satz 1 KSchG), als auch der Ar­beit­ge­ber, so­fern ei­ne den Be­triebs­zwe­cken dien­li­che wei­te­re Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Par­tei­en nicht mehr zu er­war­ten steht (§ 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG), die ge­richt­li­che Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­an­tra­gen. Da­ge­gen steht der Auf­lösungs­an­trag im Fall der Rechts­un­wirk­sam­keit ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung aus­sch­ließlich dem Ar­beit­neh­mer zu (§ 13 Abs. 1 Satz 3 KSchG).

2. Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG auf Fälle der
für un­wirk­sam erklärten frist­lo­sen ar­beit­ge­ber­sei­ti­gen Kündi­gung kommt nicht in Be­tracht (Se­nat 14. Sep­tem­ber 1994 - 2 AZR 75/94 - zu V der Gründe, EzA Be­trVG 1972 § 103 Nr. 36; BAG 26. Ok­to­ber 1979 - 7 AZR 752/77 - AP KSchG 1969 § 9 Nr. 5 = EzA KSchG § 9 nF Nr. 7; AnwK-ArbR/Ey­lert 2. Aufl. Bd. 2 § 9 KSchG Rn. 20; APS/Biebl 3. Aufl. § 13 KSchG Rn. 24; KR/Fried­rich 9. Aufl. § 13 KSchG Rn. 410; v. Ho­y­nin­gen-Hue­ne/Linck KSchG 14. Aufl. § 13 Rn. 16). Der Ge­setz­ge­ber sieht ei­ne un­wirk­sa­me außer­or­dent­li­che Kündi­gung als ei­ne be­son­ders schwer­wie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ar­beit­ge­bers an mit der Fol­ge, dass ihm gänz­lich die Möglich­keit ver­wehrt wird, sei­ner­seits ei­nen Auflösungs­an­trag zu stel­len (Be­gründung zum Ent­wurf ei­nes KSchG, BT-Drucks. I/2090 S. 15; BAG 15. März 1978 - 5 AZR 831/76 - zu III der Gründe, AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 45 = EzA BGB § 620 Nr. 34).


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3. In Fällen, in de­nen das Recht des Ar­beit­ge­bers, das Ar­beits­verhält­nis

or­dent­lich zu kündi­gen, ta­rif­lich aus­ge­schlos­sen ist, gilt nichts an­de­res.

a) Die Re­ge­lung des § 13 Abs. 1 Satz 3 KSchG ist ein­deu­tig. Sie sieht die
Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses nach Fest­stel­lung der Un­wirk­sam­keit ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung le­dig­lich auf An­trag des Ar­beit­neh­mers vor. Der Ge­setz­ge­ber hat sich be­wusst und oh­ne Aus­nah­men vor­zu­se­hen da­ge­gen ent­schie­den, in die­sem Fall dem Ar­beit­ge­ber ein An­trags­recht ein­zuräum­en. Da­bei be­stan­den schon zur Zeit der Be­ra­tung des Kündi­gungs­schutz­ge­set­zes vom 25. Au­gust 1969 ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen, nach de­nen An­ge­stell­te un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr or­dent­lich künd­bar wa­ren (bspw. § 16 Abs. 4 Satz 2 der Ta­rif­ord­nung für An­ge­stell­te des öffent­li­chen Diens­tes - TO.A). Der Ge­setz­ge­ber hat trotz zu­neh­men­der Ver­brei­tung des ta­rif­li­chen Son­derkündi­gungs­schut­zes an der ge­trof­fe­nen Re­ge­lung bei späte­ren Ände­run­gen oder Ergänzun­gen des § 13 KSchG, zu­letzt durch das Ge­setz zu Re­for­men am Ar­beits­markt vom 24. De­zem­ber 2003 (BGBl. I S. 3002), fest­ge­hal­ten.

b) Es ist oh­ne wei­te­res da­von aus­zu­ge­hen, dass den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en
die­se Ge­set­zes­la­ge be­kannt ist. Be­stim­men sie gleich­wohl, dass Ar­beit­neh­mer un­ter ge­wis­sen Vor­aus­set­zun­gen or­dent­lich nicht mehr künd­bar sind, ist an­zu­neh­men, dass sie das Feh­len ei­ner Lösungsmöglich­keit für den Ar­beit­ge­ber nach §§ 9, 10 KSchG in Kauf auf­ge­nom­men ha­ben. Der Ar­beit­neh­mer soll dann mit ei­ner Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch den Ar­beit­ge­ber nur noch un­ter den en­gen Vor­aus­set­zun­gen des § 626 BGB rech­nen müssen.

4. Der Aus­schluss des An­trags­rechts gilt auch im Zu­sam­men­hang mit

ei­ner für un­wirk­sam er­kann­ten außer­or­dent­li­che Kündi­gung, die un­ter Ein­hal­tung ei­ner der or­dent­li­chen Kündi­gung ent­spre­chen­den Aus­lauf­frist aus­ge­spro­chen wor­den ist. Da­bei macht es kei­nen Un­ter­schied, ob die Ein­hal­tung der Aus­lauf­frist bei Vor­lie­gen ei­nes Kündi­gungs­grun­des recht­lich ge­bo­ten (not­wen­dig) war oder sich der Ar­beit­ge­ber frei­wil­lig da­zu ent­schlos­sen hat­te, dem nicht mehr or­dent­lich künd­ba­ren Ar­beit­neh­mer ei­ne ent­spre­chen­de Frist


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ein­zuräum­en. Auch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist un­ter­liegt den Vor­aus­set­zun­gen des § 626 BGB (Se­nat 26. No­vem­ber 2009 - 2 AZR 272/08 - Rn. 20, AP BGB § 626 Nr. 225 = EzA BGB 2002 § 626 Unkünd­bar­keit Nr. 16). Sie ist zwar in den Rechts­fol­gen weit­ge­hend der or­dent­li­chen Kündi­gung an­genähert (Se­nat 12. Ja­nu­ar 2006 - 2 AZR 242/05 - Rn. 17, AP BGB § 626 Krank­heit Nr. 13 = EzA BGB 2002 § 626 Unkünd­bar­keit Nr. 9), bleibt ih­rer Art nach aber ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung. Im Fall ih­rer Un­wirk­sam­keit kann sie des­halb ei­ner so­zi­al­wid­ri­gen Kündi­gung iSv. § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG nicht gleich­ge­stellt wer­den (Et­zel ZTR 2003, 210, 214; Linck/Scholz in: AR-Blat­tei-SD 1010.7 Rn. 108; Bröhl Die außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist S. 191). Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG schei­det glei­cher­maßen aus (Se­nat 26. März 2009 - 2 AZR 879/07 - Rn. 67, AP KSchG 1969 § 9 Nr. 57).

Ob die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für Fälle der außer­or­dent­li­chen Kündi­gung

mit not­wen­di­ger Aus­lauf­frist die An­wen­dung von § 9 Abs. 1 Satz 2 KSchG ver­ein­ba­ren könn­ten, be­darf kei­ner Ent­schei­dung. Den Be­stim­mun­gen zu § 4 MTV ist ei­ne sol­che Re­ge­lung nicht zu ent­neh­men.

5. Die­ses Er­geb­nis steht mit ver­fas­sungs­recht­li­chen Vor­ga­ben (Art. 3

Abs. 1, Art. 12 Abs. 1 GG) in Ein­klang. Mit dem ta­rif­lich nor­mier­ten Aus­schluss des or­dent­li­chen Kündi­gungs­rechts verstärkt sich für ver­bands­an­gehöri­ge Ar­beit­ge­ber die ver­trag­li­che Bin­dung an ei­nen be­stimm­ten Kreis von Ar­beit­neh­mern, de­ren Ar­beits­verhält­nis nur noch bei Vor­lie­gen ei­nes wich­ti­gen Grun­des iSv. § 626 BGB be­en­det wer­den kann. Die sach­li­che Be­rech­ti­gung hierfür liegt in der von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en an­ge­nom­me­nen be­son­de­ren Schutz­bedürf­tig­keit der be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mer­grup­pe. Ob dies ei­nen Aus­schluss der Lösungsmöglich­keit des Ar­beit­ge­bers nach §§ 9, 10 KSchG bei sol­chen Beschäftig­ten recht­fer­tigt, die in „her­aus­ra­gen­der“ Po­si­ti­on im Un­ter­neh­men tätig sind, kann of­fen blei­ben (ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 9 Abs. 1


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Satz 2 KSchG in­so­weit befürwor­tend: Fromm DB 1988, 601 ff.; Trap-pehl/Lam­brich RdA 1999, 243, 246 ff.). Nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts hat der Kläger kei­ne für die Ent­wick­lung des Un­ter­neh­mens her­aus­ra­gen­de Stel­lung ein­ge­nom­men.

Kreft Ra­chor Ber­ger

Dr. Ro­eckl Ba­er­baum

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