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LAG Nie­der­sach­sen, Ur­teil vom 06.08.2010, 10 Sa 1574/08

   
Schlagworte: Gleichbehandlung, Bonus, Auskunftsanspruch
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Niedersachsen
Aktenzeichen: 10 Sa 1574/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 06.08.2010
   
Leitsätze:

1. Auskunftsansprüche können nach Treu und Glauben bestehen, wenn die Rechtsbeziehungen zwischen den Parteien es mit sich bringen, dass der Berechtigte in entschuldbarer Weise über Bestehen und Umfang seines Rechts im Ungewissen ist und der Verpflichtete die zur Beseitigung der Ungewissheit erforderliche Auskunft unschwer geben kann.

2. Der von einer Bonuszahlung ausgenommene Arbeitnehmer hat Anspruch auf Auskunft über die bei der Bonusgewährung verwendeten Regeln, wenn es möglich erscheint, dass er aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz ebenfalls Bonuszahlung verlangen kann.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Celle, Urteil vom 2.09.2008, 1 Ca 130/08
   

Te­nor

1. Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Cel­le vom 2. Sep­tem­ber 2008 - 1 Ca 130/08 - teil­wei­se ab­geändert:

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, dem Kläger Aus­kunft darüber zu er­tei­len, in wel­che der Ein­stu­fun­gen (gra­des) des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus sie sämt­li­che bei ihr an­ge­stell­ten An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter un­ter An­ga­be von de­ren Be­rufs­be­zeich­nun­gen und Tätig­keits­ge­bie­ten für das Ka­len­der­jahr 2005 ein­ge­reiht hat, und ob der In­cen­ti­ve Com­pen Plan Bo­nus für das Ka­len­der­jahr 2005, so­weit er sich bezüglich der bei ihr an­ge­stell­ten An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter aus den Ein­stu­fun­gen (gra­des) 8 - 19 in Höhe von 90 Pro­zent und der bei ihr an­ge­stell­ten An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter aus al­len an­de­ren Ein­stu­fun­gen (gra­des) in vol­ler Höhe nach den fi­nan­zi­el­len und/oder nicht fi­nan­zi­el­len Er­geb­nis­sen des Lan­des, der Re­gi­on und der Ab­tei­lung be­rech­ne­te,

a) in­ner­halb je­der Ein­stu­fung (gra­de) für die je­weils dort ein­ge­reih­ten

b) An­ge­stell­ten in glei­cher Höhe be­rech­net wur­de un­ter An­ga­be der

c) je­wei­li­gen Ge­samthöhe des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus

d) pro ein­zel­nem An­ge­stell­ten für sämt­li­che Ein­stu­fun­gen (gra­des), falls dies nicht der Fall ge­we­sen sein soll­te,

e) auf wel­che Ge­samthöhe sich der In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan

f) Bo­nus für je­den die­ser An­ge­stell­ten be­lief und wie er sich zu­sam­men­setz­te, un­ter An­ga­be der von der Be­klag­ten für die je­wei­li­gen An­ge­stell­ten ver­wen­de­ten Ein­stu­fun­gen (gra­des) so­wie der für die­se zur Be­rech­nung her­an­ge­zo­ge­nen An­tei­le der fi­nan­zi­el­len und nicht fi­nan­zi­el­len Er­geb­nis­se des Lan­des, der Re­gi­on und der Ab­tei­lung an der Ge­samthöhe des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus.

2. So­weit es den Zah­lungs­an­spruch ab­ge­wie­sen hat, wird das Ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung, auch über die Kos­ten der Be­ru­fung, an das Ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

3. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand

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Der Kläger be­gehrt im We­ge der Stu­fen­kla­ge Aus­kunft über Zah­lun­gen ei­nes so­ge­nann­ten ICP-Bo­nus an an­de­re Ar­beit­neh­mer und in der zwei­ten Stu­fe die Gewährung ei­nes sol­chen Bo­nus an ihn un­ter dem Ge­sichts­punk­te des ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes.

Der Kläger ist bei der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges vom 13. Sep­tem­ber 1995 (Bl. 54 bis 57 d. A.) beschäftigt und wird als so­ge­nann­ter Tool Spe­cia­list Tech­ni­ci­an/Field-Ser­vice-Tech­ni­ker ein­ge­setzt. Er ist hauptsächlich im Ölfeld­ein­satz tätig, ar­bei­tet je­doch an ca. 30 Ta­gen pro Jahr in der Be­triebs­werk­statt. Er erhält ei­ne Grund­vergütung von 48.575,00 Eu­ro brut­to pro Jahr zuzüglich Weih­nachts- und Ur­laubs­geld. Im Jah­re 2007 er­hielt er ei­ne Ge­samt­vergütung von 103.592,64 Eu­ro brut­to, von de­nen 46.200,00 Eu­ro brut­to auf den so­ge­nann­ten Feld­bo­nus ent­fie­len. Die­sen gewährt die Be­klag­te dem Kläger für je­den Ein­satz­tag im Ölfeld in Höhe von 300,00 Eu­ro brut­to.

Am Stand­ort A-Stadt der Be­klag­ten sind auch min­des­tens 15 Werk­statt­mit­ar­bei­ter beschäftigt; sie wer­den hauptsächlich in der Werk­statt und nur ge­le­gent­lich auf Ölfel­dern ein­ge­setzt. Bis zum Jah­re 2004 er­hiel­ten al­le Ar­beit­neh­mer im Be­trieb ei­nen so­ge­nann­ten Spe­cial Per­for­mance Bo­nus, des­sen Höhe al­lein vom Un­ter­neh­mens­er­geb­nis, al­so nicht von der in­di­vi­du­el­len Leis­tung, ab­hing. Im Jah­re 2005 wur­de die­ses Sys­tem durch ei­nen neu­en, ICP ge­nann­ten, Bo­nus­plan ab­gelöst. Des­sen Re­ge­lun­gen se­hen ei­nen An­spruch vor, wenn be­stimm­te Leis­tungs­gra­de auf Un­ter­neh­mens- oder Di­vi­si­ons­ebe­ne oder auch durch Er­rei­chung persönli­cher Ziel­ver­ein­ba­run­gen und -vor­ga­ben erfüllt wer­den. Für Ar­beit­neh­mer, die in die so­ge­nann­ten gra­des 8 bis 19 ein­ge­stuft sind, rich­ten sich 10 v. H. der Bo­nus­zah­lung nach der in­di­vi­du­el­len Leis­tungs­be­ur­tei­lung durch ei­nen Ma­na­ger. Für den Kläger und die an­de­ren Field-Ser­vice-Mit­ar­bei­ter ist der ICP-Bo­nus nicht vor­ge­se­hen.

Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, sei­ne Her­aus­nah­me aus dem ICP-Bo­nus­sys­tem ver­s­toße ge­gen den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz, denn sie sei sach­lich nicht ge­recht­fer­tigt. Er be­stim­me das Jah­res­er­geb­nis der Be­klag­ten durch sei­ne Tätig­keit we­sent­lich mit. Die Werk­statt­mit­ar­bei­ter leis­te­ten die glei­che Ar­beit, wenn man von der un­ter­schied­li­chen zeit­li­chen Ge­wich­tung ab­se­he. Die im Ver­gleich zu den Werk­statt­mit­ar­bei­tern höhe­re Vergütung des Klägers recht­fer­ti­ge es nicht, ihm den ICP-Bo­nus zu ver­wei­gern, zu­mal zu­min­dest ein Werk­statt­mit­ar­bei­ter ein höhe­res Grund­ge­halt er­hal­te als er und der Bo­nus auch dem Per­so­nal­lei­ter ge­zahlt wer­de. Al­le Vergütungs­be­stand­tei­le ein­sch­ließlich des Feld­bo­nus würden auch den Werk­statt­mit­ar­bei­tern gewährt. Bezüglich des Feld­bo­nus tra­ge der Kläger das al­lei­ni­ge Ri­si­ko sei­nes Ein­sat­zes im Feld und da­mit für die Bo­nus­zah­lung. Außer­dem kom­me der Bo­nus nur zur Aus­zah­lung, wenn der Kun­de den Feld­ein­satz auch be­zah­le. Er ar­bei­te in 24-stündi­ger Ein­satz­be­reit­schaft und wer­de oh­ne Vor­lauf­frist, auch aus dem Ur­laub, ab­be­ru­fen. Der Kläger sei auch als so­ge­nann­ter Sa­les Su­per­vi­sor ein­ge­setzt, ha­be aber auch für die­sen Teil sei­ner Tätig­keit im Un­ter­schied zu an­de­ren Ar­beit­neh­mern kei­nen Bo­nus er­hal­ten.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihm Aus­kunft über sämt­li­che Be­rech­nungs­grund­la­gen des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus für die Ein­stu­fun­gen (gra­des) 1 - 19 so­wie die Kri­te­ri­en für die Ein­rei­hung ih­rer An­ge­stell­ten in die Ein­stu­fun­gen (gra­des) 1 - 19 für das Ka­len­der­jahr 2005 ent­spre­chend den Richt­li­ni­en der Be­klag­ten gemäß ih­rem Schrei­ben " BOT Ad­den­dum to 2005 ICP Po­li­cy" zu er­tei­len;

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger ei­nen nach Er­le­di­gung der vor­her­ge­hen­den Stu­fen zu be­zif­fern­den In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus für das Ka­len­der­jahr 2005 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat aus­geführt, die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung der Werk­statt­mit­ar­bei­ter und An­wen­dungs­in­ge­nieu­re ei­ner­seits so­wie der Field-Ser­vice-Tech­ni­ker an­de­rer­seits sei sach­lich be­gründet. Ers­te­re hätten we­sent­lich ge­rin­ge­re Ent­gel­te und Ver­dienstmöglich­kei­ten. Die seit dem Jah­re 2005 gel­ten­de, über­dies für die Be­klag­te frei­wil­li­ge Re­ge­lung ha­be das Bo­nus­sys­tem klar­stel­lend neu struk­tu­rie­ren und es ermögli­chen sol­len, er­folgs­abhängi­ge Vergütungs­kom­po­nen­ten für al­le Beschäftig­ten ein­zuführen. Erst­mals ge­be es auf in­di­vi­du­el­le Leis­tun­gen zu­ge­schnit­te­ne Bo­ni. Auch persönli­che Ziel­ver­ein­ba­run­gen würden ermöglicht, was die Mo­ti­va­ti­on ver­bes­se­re. Die Kon­zern­mut­ter ha­be ent­schie­den, dass Außen­dienst­ler, die ei­nen tägli­chen Bo­nus bezögen, nicht an wei­te­ren Bo­nus­pro­gram­men teil­neh­men soll­ten. Die früher ge­zahl­ten Bo­ni sei­en frei­wil­lig ge­leis­tet wor­den. Ihr Weg­fall wer­de über­dies durch die Erhöhung des Feld­bo­nus um 6,00 Eu­ro pro Tag größten­teils kom­pen­siert. Ei­ne Dop­pel­gewährung bei­der Pro­vi­si­ons­ar­ten würde den Kläger un­ge­recht­fer­tigt bes­ser­stel­len als an­de­re Ar­beit­neh­mer. Er tra­ge prak­tisch kein Ri­si­ko, nicht ein­ge­setzt zu wer­den. Schon we­gen sei­ner ho­hen Grund­vergütung sei die Be­klag­te an sei­nem häufi­gen Ein­satz in­ter­es­siert. Während der vie­len "Be­reit­schafts­ta­ge", die bis auf die klei­ne Ein­schränkung te­le­fo­ni­scher Er­reich­bar­keit ei­ner Frei­zeit gleichkämen, er­hal­te der Kläger im Un­ter­schied zu den Werk­statt­mit­ar­bei­tern sein Grund­ge­halt wei­ter. Ar­beit­neh­mer, die nicht Field-Ser­vice-Tech­ni­ker sei­en, würden nur in Not- und Aus­nah­mefällen im Feld ein­ge­setzt. Je­ne Ar­beit­neh­mer sei­en mit dem Kläger nicht ver­gleich­bar. An­ders als im Ar­beits­ver­trag ge­re­gelt sei der Feld­bo­nus im­mer auch dann be­zahlt wor­den, wenn der Kun­de nicht ge­zahlt ha­be. Der Kläger sei nie­mals als Sa­les Su­per­vi­sor ein­ge­setzt wor­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat aus­geführt, der Kläger ha­be kei­nen An­spruch auf die be­gehr­te Bo­nus­zah­lung, denn die Her­aus­nah­me der Field-Ser­vice-Mit­ar­bei­ter aus dem Bo­nus­sys­tem sei recht­lich nicht zu be­an­stan­den. Im Un­ter­schied zum Kläger ste­he den Werk­statt­mit­ar­bei­tern kein ein­satz­abhängi­ger Bo­nus zu. Auch beim Bo­nus nach dem ICP-Plan be­ste­he das Ri­si­ko, die ver­ein­bar­ten Zie­le zu ver­feh­len und kei­nen Bo­nus zu

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er­hal­ten. Der be­wuss­te Nicht­ein­satz des Klägers würde sei­nen Bo­nus­an­spruch im Hin­blick auf § 162 BGB nicht berühren. Auch die Bo­nus­zah­lung an meh­re­re Mit­ar­bei­ter, die zu­gleich an dem ICP teilnähmen, führe nicht zu ei­ner sach­wid­ri­gen Un­gleich­be­hand­lung, denn sie hätten im Un­ter­schied zum Kläger nur an ein­zel­nen Ta­gen die Möglich­keit des Feld­ein­sat­zes ge­habt.

Ge­gen das ihm am 17. Sep­tem­ber 2008 zu­ge­stell­te Ur­teil hat der Kläger am 16. Ok­to­ber 2008 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se am 17. No­vem­ber 2008 be­gründet.

Die Be­ru­fung führt aus: Das Ar­beits­ge­richt ha­be den Zweck des Bo­nus fehl­ge­deu­tet, in­dem es zu Un­recht von ei­ner leis­tungs­be­zo­ge­nen Prämie aus­ge­gan­gen sei. Für die Grup­pe, in die der Kläger ein­ge­reiht sei, be­ru­he die Bo­nus­zah­lung aus­sch­ließlich auf dem Un­ter­neh­mens­er­folg. Die Gewährung des Feld­bo­nus an den Kläger ma­che es nicht sach­ge­recht, ihm den ICP-Bo­nus zu ver­sa­gen, denn der Feld­bo­nus be­loh­ne aus­sch­ließlich den persönli­chen Ein­satz des Klägers und sei aus­sch­ließlich leis­tungs­abhängig. Nicht nach­voll­zieh­bar sei die Wer­tung, die Gewährung des ICP-Bo­nus ne­ben dem Feld­bo­nus für An­wen­dungs­in­ge­nieu­re sei sach­gemäß. Das Ar­beits­ge­richt sei zu Un­recht da­von aus­ge­gan­gen, die­se Ar­beit­neh­mer hätten nur an we­ni­gen Ta­gen im Feld ge­ar­bei­tet, ob­gleich das dies­bezügli­che Vor­brin­gen der Be­klag­ten nicht hin­rei­chend sub­stan­ti­iert ge­we­sen sei.

Nach­dem der Kläger sei­nen An­trag auf Aus­kunft, wie vie­le ver­schie­de­ne Ein­stu­fun­gen es für das Ka­len­der­jahr 2005 im Rah­men der Be­rech­nung des ICP-Bo­nus ge­ge­ben ha­be, für er­le­digt erklärt hat, be­an­tragt er nun­mehr noch,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len,

1. dem Kläger Aus­kunft darüber zu er­tei­len, in wel­che der Ein­stu­fun­gen (gra­des) des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus sie sämt­li­che bei ihr an­ge­stell­ten An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter un­ter An­ga­be von de­ren Be­ru­fungs­be­zeich­nun­gen und Tätig­keits­ge­bie­ten für das Ka­len­der­jahr 2005 ein­ge­reiht hat, und

ob der In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus für das Ka­len­der­jahr 2005, so­weit er sich bezüglich der bei ihr an­ge­stell­ten An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter aus den Ein­stu­fun­gen (gra­des) 8 - 19 in Höhe von 90 Pro­zent und der bei ihr an­ge­stell­ten An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter aus al­len an­de­ren Ein­stu­fun­gen (gra­des) in vol­ler Höhe nach den fi­nan­zi­el­len und/oder nicht fi­nan­zi­el­len Er­geb­nis­sen des Lan­des, der Re­gi­on und der Ab­tei­lung be­rech­ne­te,

a) in­ner­halb je­der Ein­stu­fung (gra­de) für die je­weils dort ein­ge­reih­ten An­ge­stell­ten in glei­cher Höhe be­rech­net wur­de, un­ter An­ga­be der je­wei­li­gen Ge­samthöhe des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus pro ein­zel­nem An­ge­stell­ten für sämt­li­che Ein­stu­fun­gen (gra­des),

falls dies nicht der Fall ge­we­sen sein soll­te, 

b) auf wel­che Ge­samthöhe sich der In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus für je­den die­ser An­ge­stell­ten be­lief und wie sich die­ser je­weils zu­sam­men­ge­setzt hat, un­ter aus­drück­li­cher An­ga­be der von der Be­klag­ten für die je­wei­li­gen An­ge­stell­ten ver­wen­de­ten Ein­stu­fun­gen (gra­des) so­wie der für die­se zur Be­rech­nung her­an­ge­zo­ge­nen An­tei­le der fi­nan­zi­el­len und nicht fi­nan­zi­el­len Er­geb­nis­se des Lan­des, der Re­gi­on und der Ab­tei­lung an der Ge­samthöhe des In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus;

2. an den Kläger ei­nen nach Er­le­di­gung der vor­her­ge­hen­den Stu­fe zu be­zif­fern­den In­cen­ti­ve Com­pen­sa­ti­on Plan Bo­nus für das Ka­len­der­jahr 2005 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie macht gel­tend, die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung der Ar­beit­neh­mer­grup­pen sei durch sach­li­che Gründe ge­recht­fer­tigt. Bei­de Bo­nus­sys­te­me, nämlich ICP- und Feld­bo­nus, sei­en für al­le Ar­beit­neh­mer leis­tungs­be­zo­gen aus­ge­stal­tet. Eben­so be­deu­te der häufi­ge Ein­satz des Klägers im Feld den wirt­schaft­li­chen Er­folg der Be­klag­ten, so dass ei­ne Tren­nung zwi­schen Ein­satzhäufig­keit und Un­ter­neh­mens­er­folg nicht möglich sei. Der ICP-Bo­nus für Werk­statt­mit­ar­bei­ter ha­be im Jah­re 2005 durch­schnitt­lich 2.000,00 Eu­ro be­tra­gen, während der Kläger ei­nen Feld­bo­nus von 31.500,00 Eu­ro er­hal­ten ha­be. Der bis 2004 gewähr­te Bo­nus sei frei­wil­lig gewährt wor­den. Im Übri­gen sei der Kläger nicht mit den An­wen­dungs­in­ge­nieu­ren und den Werk­statt­mit­ar­bei­tern ver­gleich­bar. Die­se Ar­beit­neh­mer sei­en ar­beits­ver­trag­lich nicht ver­pflich­tet, Feld­einsätze zu leis­ten, so dass die im Fal­le ei­nes sol­chen Ein­sat­zes über­ob­li­ga­ti­onsmäßige Leis­tun­gen er­bräch­ten.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze ver­wie­sen, die Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung wa­ren.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung hat Er­folg. Der Kläger hat An­spruch auf die be­gehr­te Aus­kunft; nach de­ren Er­tei­lung wird das Ar­beits­ge­richt über den Zah­lungs­an­spruch zu ent­schei­den ha­ben.

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I.

Die gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1 und 2 ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung des Klägers ist von ihm frist- und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§ 66 ArbGG, §§ 519, 520 Abs. 1 und 3 ZPO) und da­mit ins­ge­samt zulässig.

II.

Die Be­ru­fung ist be­gründet. Der Kläger hat An­spruch auf die be­gehr­te Aus­kunft; das Ar­beits­ge­richt wird so­dann über den noch zu be­zif­fern­den Zah­lungs­an­trag zu be­fin­den ha­ben.

1.

Der An­trag des Klägers ist zulässig. Ins­be­son­de­re han­delt es sich nicht um ei­nen so­ge­nann­ten Glo­balan­trag.

a)

Der Kläger will an dem für das Jahr 2005 auf ei­ne Grup­pe von Ar­beit­neh­mern an­ge­wen­de­ten ICP-Bo­nus teil­neh­men.

Die Be­zif­fe­rung sei­nes Zah­lungs­an­spru­ches ist ihm nicht möglich, weil er nicht weiß, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Be­klag­te den Bo­nus in wel­cher Höhe gewährt hat. Die ver­lang­te Aus­kunft dient dem Zweck, ei­nen be­stimm­ten Leis­tungs­an­trag zu er­he­ben. Da­mit liegt ei­ne zulässi­ge Stu­fen­kla­ge gemäß § 254 ZPO vor. Der Kläger durf­te den auf Aus­kunft ge­rich­te­ten An­trag mit ei­nem un­be­stimm­ten Leis­tungs­an­trag auf Gleich­be­hand­lung ver­bin­den (vgl. BAG 1.12.2004 – 5 AZR 664/03 – BA­GE 113, 55 = AP BGB § 242 Nr. 38 = EzA BGB 2002 § 242 Nr. 5 mwN).

b)

Der An­trag ist nicht zu weit­ge­hend. Der Kläger benötigt die be­an­trag­ten In­for­ma­tio­nen, um den ihm sei­ner Auf­fas­sung nach zu­ste­hen­den Bo­nus zu be­zif­fern.

c)

Der An­trag ist hin­rei­chend be­stimmt im Sin­ne von § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. Zwi­schen den Par­tei­en ist außer Streit, dass die Be­klag­te für die von ihr als be­rech­tigt an­ge­se­hen Ar­beit­neh­mer den Bo­nus nach ei­nem ge­ne­ra­li­sie­ren­den Prin­zip be­rech­net. Auch er­gibt die Aus­le­gung des An­trags zu c), dass es sich nicht um ei­nen un­zulässi­gen Al­ter­na­tiv­an­trag han­delt, son­dern um Haupt- und Hilfs­an­trag.

2.

Der Aus­kunfts­an­spruch ist be­gründet.

a)

Es ist an­er­kannt, dass Aus­kunfts­ansprüche nach Treu und Glau­ben be­ste­hen können, wenn die Rechts­be­zie­hun­gen zwi­schen den Par­tei­en es mit sich brin­gen, dass der Be­rech­tig­te in ent­schuld­ba­rer Wei­se über Be­ste­hen und Um­fang sei­nes Rechts im Un­ge­wis­sen ist und der Ver­pflich­te­te die zur Be­sei­ti­gung der Un­ge­wiss­heit er­for­der­li­che Aus­kunft un­schwer ge­ben kann (BAG 19.4.2005 – 9 AZR 188/04 – AP BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 39 = EzA BGB 2002 § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 1; 1.12.2004 – 5 AZR 664/03 – aaO; 21.11.2000 – 9 AZR 665/99 – BA­GE 96, 274 = AP BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 35 = EzA BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 6; 7.9.1995 – 8 AZR 828/93 – BA­GE 81, 15 = AP BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 24 = EzA BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 4).

Ein Un­gleich­ge­wicht kann et­wa aus ei­ner wirt­schaft­li­chen Über­macht oder aus ei­nem er­heb­li­chen In­for­ma­ti­ons­gefälle re­sul­tie­ren. Ei­ne sol­che Si­tua­ti­on kann es er­for­dern, Aus­kunfts­ansprüche zu sta­tu­ie­ren, die ei­ne Ver­trags­par­tei zur Wahr­neh­mung ih­rer ma­te­ri­el­len Rech­te aus dem Ver­trag benötigt. Im Re­gel­fall setzt das ei­nen dem Grun­de nach fest­ste­hen­den Leis­tungs­an­spruch vor­aus (BAG 1.12.2004 – 5 AZR 664/03 – aaO; 27.6.1990 – 5 AZR 334/89 – BA­GE 65, 250 = AP BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 27 = EzA BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 2).

In­ner­halb ver­trag­li­cher Be­zie­hun­gen, ins­be­son­de­re bei Dau­er­schuld­verhält­nis­sen, kann der Aus­kunfts­an­spruch darüber hin­aus die Funk­ti­on ha­ben, dem Be­rech­tig­ten In­for­ma­tio­nen auch schon über das Be­ste­hen des An­spruchs dem Grun­de nach zu ver­schaf­fen (BAG 1.12.2004 – 5 AZR 664/03 – aaO). Aus dem Ar­beits­verhält­nis er­ge­ben sich spe­zi­fi­sche Rück­sicht­nah­me­pflich­ten auch aus ei­ner be­son­de­ren persönli­chen Bin­dung der Ver­trags­part­ner. Be­steht ein bil­li­gens­wer­tes In­ter­es­se an ei­ner Aus­kunft, kann sie ver­langt wer­den, so­weit die Ver­pflich­tung kei­ne übermäßige Be­las­tung des Ver­trags­part­ners dar­stellt und die ge­setz­li­che Ver­tei­lung der Dar­le­gungs- und Be­weis­last im Pro­zess berück­sich­tigt bleibt (BAG 1.12.2004 – 5 AZR 664/03 – aaO). Die Dar­le­gungs- und Be­weis­si­tua­ti­on darf al­ler­dings nicht durch die Gewährung ma­te­ri­ell­recht­li­cher Aus­kunfts­ansprüche un­zulässig verändert wer­den (BAG 1.12.2004 – 5 AZR 664/03 – aaO; 7.9.1995 – 8 AZR 828/93 – aaO).

b)

Da­nach steht dem Kläger die be­gehr­te Aus­kunft zu.

aa)

Er benötigt die Aus­kunft, um ei­nen be­zif­fer­ten Zah­lungs­an­spruch gel­tend zu ma­chen. An­de­re zu­mut­ba­re Möglich­kei­ten, sich die In­for­ma­ti­on zu be­schaf­fen, ste­hen ihm nicht zu Ge­bo­te. Da­ge­gen ist es der Be­klag­ten

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un­schwer möglich, die Aus­kunft zu er­tei­len, da sie die maßgeb­li­chen Re­geln selbst ge­setzt hat. Ei­ne übermäßige Be­las­tung ist mit der Aus­kunfts­er­tei­lung nicht ver­bun­den. Nach Auf­fas­sung der Kam­mer war der Kläger auch nicht ge­hal­ten, sein Aus­kunfts­ver­lan­gen ent­we­der auf die Grup­pe der Werk­statt­mit­ar­bei­ter oder auf die­je­ni­ge der An­wen­dungs­in­ge­nieu­re zu be­schränken. Er hat nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt, dass ge­wis­se Schwie­rig­kei­ten be­ste­hen, bei­de Ar­beit­neh­mer­grup­pen von­ein­an­der ab­zu­gren­zen.

bb)

Die zwi­schen den Par­tei­en un­strei­ti­ge un­ter­schied­li­che Be­hand­lung der Feld­mit­ar­bei­ter ei­ner­seits so­wie der An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und Werk­statt­mit­ar­bei­ter an­de­rer­seits in Be­zug auf Bo­nus­zah­lun­gen lässt ei­nen Zah­lungs­an­spruch des Klägers un­ter dem Ge­sichts­punkt der ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lung als möglich er­schei­nen.

(1)

Der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ge­bie­tet dem Ar­beit­ge­ber, sei­ne Ar­beit­neh­mer oder Grup­pen sei­ner Ar­beit­neh­mer, die sich in ver­gleich­ba­rer La­ge be­fin­den, bei An­wen­dung ei­ner selbst ge­ge­be­nen Re­ge­lung gleich­zu­be­han­deln. Er ver­bie­tet nicht nur die willkürli­che Schlech­ter­stel­lung ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer in­ner­halb ei­ner Grup­pe, son­dern auch ei­ne sach­frem­de Grup­pen­bil­dung (BAG 1.12.2004 – 5 AZR 664/04 – aaO; 21.6.2000 – 5 AZR 806/98 – AP BGB § 612 Nr. 60 = EzA BGB § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 83; 13.2.2002 – 5 AZR 713/00 – AP BGB § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 184 = EzA BGB § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 87).

(2)

Im Be­reich der Vergütung, al­so der Haupt­leis­tungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers, ist der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz trotz des Vor­rangs der Ver­trags­frei­heit an­wend­bar, wenn der Ar­beit­ge­ber die Leis­tun­gen nach ei­nem all­ge­mei­nen Prin­zip gewährt, in­dem er be­stimm­te Vor­aus­set­zun­gen oder Zwe­cke fest­legt. Das Ge­bot der Gleich­be­hand­lung greift im­mer dann ein, wenn der Ar­beit­ge­ber Leis­tun­gen nach ei­nem er­kenn­bar ge­ne­ra­li­sie­ren­den Prin­zip auf­grund ei­ner abs­trak­ten Re­ge­lung gewährt. Von ei­ner sol­chen Re­ge­lung darf er Ar­beit­neh­mer nur aus sach­li­chen Gründen aus­sch­ließen (BAG 29.9.2004 – 5 AZR 43/04 – AP BGB § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 192 = EzA BGB 2002 § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 4; 21.3.2002 – 6 AZR 144/01 – EzA BGB § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 88).

(3)

Die An­wen­dung die­ser Grundsätze lässt ei­ne sach­wid­ri­ge Un­gleich­be­hand­lung des Klägers möglich er­schei­nen.

(a)

Die Be­klag­te be­han­delt ver­schie­de­ne Ar­beit­neh­mer­grup­pen hin­sicht­lich der Bo­nus­gewährung un­ter­schied­lich. Sie nimmt die Grup­pe der Field-Ser­vice-Tech­ni­ker, der der Kläger an­gehört, von der Teil­nah­me am In­cen­ti­ve Cor­po­ra­ti­on Plan aus, gewährt die­sen Ar­beit­neh­mern al­so kei­nen ICP-Bo­nus. Darüber hin­aus exis­tiert ei­ne Grup­pe von Ar­beit­neh­mern, die so­wohl den ICP-Bo­nus als auch – bei Einsätzen auf Ölfel­dern – den Feld­bo­nus in glei­cher tägli­cher Höhe wie der Kläger erhält.

(b)

Die zur sach­li­chen Recht­fer­ti­gung der un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung vor­ge­brach­ten Gründe rei­chen nicht aus.

Die Be­klag­te führt zwar aus, bei­de Bo­nus­ar­ten sei­en leis­tungs­be­zo­gen, erfüll­ten al­so den glei­chen Zweck.

Tatsächlich be­ste­hen aber er­heb­li­che Un­ter­schie­de in Vor­aus­set­zung und Ziel­rich­tung. Während der ICP-Bo­nus mul­ti­fak­t­o­ri­ell er­mit­telt wird, wo­bei über die Leis­tung des ein­zel­nen Ar­beit­neh­mers hin­aus­ge­hen­de Er­fol­ge größerer Ein­hei­ten ei­ne ent­schei­den­de Rol­le spie­len dürf­ten, kann der Feld­bo­nus nur ver­dient wer­den, so­weit dem be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mer die Ar­beit auf dem Ölfeld zu­ge­wie­sen wird und er die­se auch tatsächlich durchführt. Im Übri­gen hat die Be­klag­te das Vor­brin­gen des Klägers nicht be­strit­ten, dass sich der ICP-Bo­nus zu­min­dest in der Vergütungs­grup­pe, in die der Kläger ein­ge­reiht ist, aus­sch­ließlich nach dem Un­ter­neh­mens­er­geb­nis, nicht je­doch nach der in­di­vi­du­el­len Leis­tung be­misst. Dann aber ist nicht er­sicht­lich, wes­halb der Kläger ei­ne un­ge­recht­fer­tig­te Bes­ser­stel­lung erführe, er­hiel­te er ne­ben dem ein­satz- und da­mit leis­tungs­be­zo­ge­nen Feld­bo­nus auch den ICP-Bo­nus.

Die von der Be­klag­ten be­haup­te­ten Vergütungs­un­ter­schie­de zwi­schen dem Kläger und den Werk­statt­mit­ar­bei­tern vermögen für sich ge­nom­men die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung nicht zu recht­fer­ti­gen. Hier­zu ist es er­for­der­lich, ein ob­jek­ti­ves, wirk­li­ches Bedürf­nis dar­zu­le­gen (BAG 12.10.2005 – BA­GE 116, 136 = AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 259 = EzA BGB 2002 § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 16). Die Grup­pen­bil­dung muss auf die An­for­de­run­gen im Be­trieb zu­ge­schnit­ten sein (BAG 18.11.2003 – 3 AZR 655/02 – EzA-SD 2004, Nr. 18, 15 = NZA 2004, 1296) und auf nach­voll­zieh­ba­ren, plau­si­blen Ge­sichts­punk­ten be­ru­hen (BAG 21.3.2001 – 10 AZR 444/00 – AP BAT § 33a Nr. 17 = EzA BGB § 242 Gleich­be­hand­lung Nr. 84). Dem wird der Ver­weis auf Vergütungs­un­ter­schie­de nicht ge­recht. Das Vor­brin­gen lässt nicht er­ken­nen, wes­halb es sach­lich ge­recht­fer­tigt sein soll, Be­zie­her höhe­rer Vergütun­gen vom ICP-Bo­nus aus­zu­neh­men, zu­mal die­ser auch den­je­ni­gen Werk­statt­mit­ar­bei­tern gewährt wird, de­ren Grund­ge­halt sich von dem des Klägers kaum un­ter­schei­det, und auch die An­wen­dungs­in­ge­nieu­re den Bo­nus er­hal­ten.

Da­ge­gen, dass der ICP-Bo­nus le­dig­lich den feh­len­den Feld­bo­nus kom­pen­sie­ren soll, spricht der Um­stand, dass ei­ne Grup­pe von Ar­beit­neh­mern ei­ner­seits den ICP-Bo­nus, an­de­rer­seits aber auch den Feld­bo­nus erhält. Dass die­se

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Ar­beit­neh­mer nach der Be­haup­tung der Be­klag­ten nur in Notfällen im Ölfeld ein­ge­setzt wer­den und die­se Tätig­keit über die ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung hin­aus­ge­hen soll, erklärt nicht hin­rei­chend, wes­halb sie in ex­akt der glei­chen Höhe wie der Kläger den Feld­bo­nus er­hal­ten. Die­se Fra­ge drängt sich um­so mehr auf, als der Feld­bo­nus nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten um 6,00 Eu­ro täglich erhöht wur­de, um zu kom­pen­sie­ren, dass wei­te­re Bo­ni nicht mehr gewährt wer­den. Im Übri­gen be­an­stan­det die Be­ru­fung zu Recht, dass die Be­klag­te nicht dar­ge­legt hat, in wel­chem zeit­li­chen Um­fang sol­che Not­fal­leinsätze an­fal­len, son­dern nur die Wer­tung in den Raum ge­stellt hat, sie hätten kei­nen großen zeit­li­chen Um­fang.

Der Um­stand, dass der Kläger nicht in glei­cher Wei­se wie die An­wen­dungs­in­ge­nieu­re und die Werk­statt­mit­ar­bei­ter im Be­trieb an­we­send sein muss, ändert gleich­falls nichts am ge­fun­de­nen Er­geb­nis. Der ICP-Bo­nus ist kei­ne An­we­sen­heits­prämie oder Er­schwer­nis­zu­la­ge, son­dern knüpft an Er­fol­ge des Ein­zel­nen oder be­stimm­ter Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten an. Da­her ist nicht er­sicht­lich, wel­che Rol­le die An­we­sen­heits­pflicht für An­spruchs­grund und -höhe spie­len könn­te.

So­weit die Be­klag­te gel­tend macht, der ICP-Bo­nus wer­de frei­wil­lig ge­zahlt, ist dies un­be­hel­flich. Es be­darf kei­ner nähe­ren Dar­le­gung, dass der ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­grund­satz auch dann an­zu­wen­den ist, wenn an­de­re An­spruchs­grund­la­gen nicht ein­grei­fen.

3.

Hin­sicht­lich des Zah­lungs­an­tra­ges war das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil auf­zu­he­ben und die Sa­che an das Ar­beits­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen. Die Vor­schrift des § 68 ArbGG ver­bie­tet die Zurück­ver­wei­sung nicht, wenn – wie vor­lie­gend – das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge hin­sicht­lich al­ler Stu­fen ab­weist und das Be­ru­fungs­ge­richt den Aus­kunfts­an­spruch zu­spricht (BAG 21.11.2000 – 9 AZR 665/99 – BA­GE 96, 274 = AP BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 35 = EzA BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 6; LAG Köln 11.8.1992 – 4 Sa 470/91 – NZA 1993, 864; Ger­mel­mann in Ger­mel­mann/Mat­thes/Prütting/Müller-Glöge, ArbGG, 7. Aufl., § 68 Rz. 21; Schwab in Schwab/Weth, ArbGG, 2. Aufl., § 68 Rz. 19).

III.

Weil die Kos­ten­ent­schei­dung nur ein­heit­lich er­fol­gen kann, die zwei­te Stu­fe des Rechts­streits je­doch noch nicht er­le­digt ist, ist sie durch das Ar­beits­ge­richt zu tref­fen.

IV.

Die Re­vi­si­on war we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­gen zu­zu­las­sen, § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG. Klärungs­bedürf­tig sind ins­be­son­de­re die Fra­gen nach dem Um­fang des Aus­kunfts­an­spruchs und nach den An­for­de­run­gen, die an den sach­li­chen Dif­fe­ren­zie­rungs­grund zu stel­len sind.

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