HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 13.09.2007, C-458/05 - Joui­ni e.a

   
Schlagworte: Betriebsübergang, Betriebsübergang: Leiharbeit
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-458/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 13.09.2007
   
Leitsätze: Art. 1 Abs. 1 der Richtlinie 2001/23/EG des Rates vom 12. März 2001 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Wahrung von Ansprüchen der Arbeitnehmer beim Übergang von Unternehmen, Betrieben oder Unternehmens- oder Betriebsteilen ist dahin auszulegen, dass diese Richtlinie anwendbar ist, wenn ein Teil des Verwaltungspersonals und ein Teil der Leiharbeitnehmer zu einem anderen Leiharbeitsunternehmen wechseln, um dort die gleichen Tätigkeiten im Dienst derselben Kunden auszuüben, und wenn, was durch das vorlegende Gericht zu überprüfen ist, die von dem Übergang betroffenen Mittel als solche ausreichen, um die für die in Rede stehende wirtschaftliche Tätigkeit kennzeichnenden Leistungen ohne Inanspruchnahme anderer wichtiger Betriebsmittel und ohne Inanspruchnahme anderer Unternehmensteile weiter erbringen zu können.
Vorinstanzen: Oberster Gerichtshof (Österreich)
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Vier­te Kam­mer)

13. Sep­tem­ber 2007(*)

„So­zi­al­po­li­tik - Richt­li­nie 2001/23/EG - Wah­rung der Ansprüche der Ar­beit­neh­mer - Un­ter­neh­mensüber­gang - Be­griff des ‚Über­gangs‘ - Leih­ar­beits­un­ter­neh­men

In der Rechts­sa­che C-458/05

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 234 EG, ein­ge­reicht vom Obers­ten Ge­richts­hof (Öster­reich) mit Ent­schei­dung vom 16. No­vem­ber 2005, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 29. De­zem­ber 2005, in dem Ver­fah­ren

Mo­ha­med Joui­ni,

Okay Gönen,

Ha­san Ba­j­ric,

Ge­rald Hu­ber,

Man­fred Ort­ner,

Sükran Ka­ra­cate­pe,

Franz Mühl­ber­ger,

Na­kil Bak­ii,

Han­nes Kranz­ler,

Jürgen Mörth,

An­ton Schnee­ber­ger,

Diet­mar Sus­te­ric,

Sa­scha Wörnhör,

Aynur Sa­vci,

Ele­na Pe­ter,

Egon Schmöger,

Meh­met Yaman,

De­jan Prera­do­vic,

An­dre­as Mit­ter,

Wolf­gang Sor­ger,

Franz Scha­chen­ho­fer,

Her­bert Weiss,

Ha­rald Kai­neder,

Ognen Sta­j­kov­ski,

Jo­vica Vi­do­vic

ge­gen

Prin­cess Per­so­nal Ser­vice GmbH (PPS)

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Vier­te Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Kam­mer­präsi­den­ten K. Lena­erts so­wie der Rich­ter E. Juhász, G. Ares­tis, J. Ma­le­n­ovský (Be­richt­er­stat­ter) und T. von Dan­witz,

Ge­ne­ral­an­walt: Y. Bot,

Kanz­ler: H. von Hol­stein, Hilfs­kanz­ler,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens und auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 13. De­zem­ber 2006,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

- von Herrn Joui­ni u. a., ver­tre­ten durch Rechts­anwälte E. Fri­schen­schla­ger und D. Gal­listl,

- der Prin­cess Per­so­nal Ser­vice GmbH (PPS), ver­tre­ten durch Rechts­an­walt G. Mi­nich­mayr,

- der öster­rei­chi­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch C. Pe­sen­dor­fer und G. Hes­se als Be­vollmäch­tig­te,

- der Kom­mis­si­on der Eu­ropäischen Ge­mein­schaf­ten, ver­tre­ten durch V. Kreu­schitz und J. En­e­gren als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts in der Sit­zung vom 22. März 2007

fol­gen­des

Ur­teil

1 Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung von Art. 1 der Richt­li­nie 2001/23/EG des Ra­tes vom 12. März 2001 zur An­glei­chung der Rechts­vor­schrif­ten der Mit­glied­staa­ten über die Wah­rung von Ansprüchen der Ar­beit­neh­mer beim Über­gang von Un­ter­neh­men, Be­trie­ben oder Un­ter­neh­mens- oder Be­triebs­tei­len (ABl. L 82, S. 16).
2 Das Er­su­chen er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits von Herrn Joui­ni und 24 wei­te­ren Klägern ge­gen die Prin­cess Per­so­nal Ser­vice GmbH (PPS) (im Fol­gen­den: PPS) über die Be­glei­chung von Ent­gelt­ansprüchen und über die Fest­stel­lung des Über­gangs der Ar­beits­verhält­nis­se auf die PPS für die Be­rech­nung der Ansprüche.

Recht­li­cher Rah­men

Ge­mein­schafts­recht

3 Die Richt­li­nie 2001/23 ko­di­fi­ziert die Richt­li­nie 77/187/EWG des Ra­tes vom 14. Fe­bru­ar 1977 zur An­glei­chung der Rechts­vor­schrif­ten der Mit­glied­staa­ten über die Wah­rung von Ansprüchen der Ar­beit­neh­mer beim Über­gang von Un­ter­neh­men, Be­trie­ben oder Be­triebs­tei­len (ABl. L 61, S. 26) in der durch die Richt­li­nie 98/50/EG des Ra­tes vom 29. Ju­ni 1998 (ABl. L 201, S. 88) geänder­ten Fas­sung (im Fol­gen­den: Richt­li­nie 77/187).
4 Der ach­te Erwägungs­grund der Richt­li­nie 2001/23 lau­tet:

„Aus Gründen der Rechts­si­cher­heit und Trans­pa­renz war es er­for­der­lich, den ju­ris­ti­schen Be­griff des Über­gangs un­ter Berück­sich­ti­gung der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs zu klären. Durch die­se Klärung wur­de der An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie 77/187/EWG gemäß der Aus­le­gung durch den Ge­richts­hof nicht geändert.“

5 Art. 1 Abs. 1 Buchst. a und b der Richt­li­nie 2001/23 be­stimmt:

„a) Die­se Richt­li­nie ist auf den Über­gang von Un­ter­neh­men, Be­trie­ben oder Un­ter­neh­mens- bzw. Be­triebs­tei­len auf ei­nen an­de­ren In­ha­ber durch ver­trag­li­che Über­tra­gung oder durch Ver­schmel­zung an­wend­bar.

b) Vor­be­halt­lich Buch­sta­be a) und der nach­ste­hen­den Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels gilt als Über­gang im Sin­ne die­ser Richt­li­nie der Über­gang ei­ner ih­re Iden­tität be­wah­ren­den wirt­schaft­li­chen Ein­heit im Sin­ne ei­ner or­ga­ni­sier­ten Zu­sam­men­fas­sung von Res­sour­cen zur Ver­fol­gung ei­ner wirt­schaft­li­chen Haupt- oder Ne­bentätig­keit.“

6 Art. 2 Abs. 2 der Richt­li­nie 2001/23 legt fest:

„Die­se Richt­li­nie lässt das ein­zel­staat­li­che Recht in Be­zug auf die Be­griffs­be­stim­mung des Ar­beits­ver­trags oder des Ar­beits­verhält­nis­ses un­berührt.

Die Mit­glied­staa­ten können je­doch vom An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie Ar­beits­verträge und Ar­beits­verhält­nis­se nicht al­lein des­halb aus­sch­ließen, weil

c) es sich um Leih­ar­beits­verhält­nis­se im Sin­ne von Ar­ti­kel 1 Num­mer 2 der Richt­li­nie 91/383/EWG [des Ra­tes vom 25. Ju­ni 1991 zur Ergänzung der Maßnah­men zur Ver­bes­se­rung der Si­cher­heit und des Ge­sund­heits­schut­zes von Ar­beit­neh­mern mit be­fris­te­tem Ar­beits­verhält­nis oder Leih­ar­beits­verhält­nis (ABl. L 206, S. 19)] und bei dem über­tra­ge­nen Un­ter­neh­men oder dem über­tra­ge­nen Be­trieb oder Un­ter­neh­mens‑ bzw. Be­triebs­teil als Ver­lei­h­un­ter­neh­men oder Teil ei­nes Ver­lei­h­un­ter­neh­mens um den Ar­beit­ge­ber han­delt.“

7 Nach Art. 3 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23 gilt:

„Die Rech­te und Pflich­ten des Veräußerers aus ei­nem zum Zeit­punkt des Über­gangs be­ste­hen­den Ar­beits­ver­trag oder Ar­beits­verhält­nis ge­hen auf­grund des Über­gangs auf den Er­wer­ber über.

…“

8 Die oben ge­nann­ten Be­stim­mun­gen von Art. 1 Abs. 1, Art. 2 Abs. 2 und Art. 3 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23 sind im We­sent­li­chen wort­gleich mit den Be­stim­mun­gen von Art. 1 Abs. 1, Art. 2 Abs. 2 und Art. 3 Abs. 1 der Richt­li­nie 77/187.

Na­tio­na­les Recht

9 Art. 3 Ar­beits­ver­trags­rechts-An­pas­sungs­ge­setz (BGBl. 459/1993) be­stimmt, dass, wenn ein Be­triebs­teil auf ei­nen an­de­ren In­ha­ber über­geht, die­ser als Ar­beit­ge­ber mit al­len Rech­ten und Pflich­ten in die im Zeit­punkt des Über­gangs be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­se ein­tritt.

Aus­gangs­ver­fah­ren und Vor­la­ge­fra­ge

10 Das Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men May­er & Co GmbH (im Fol­gen­den: May­er) be­stand seit 1976 und wur­de zu­letzt vom nun­meh­ri­gen ge­wer­be­recht­li­chen Geschäftsführer der PPS als Geschäftsführer ge­lei­tet. Die­ser ist mit der han­dels­recht­li­chen Geschäftsführe­rin der PPS ver­hei­ra­tet, die eben­falls im Un­ter­neh­men May­er zu Bürotätig­kei­ten an­ge­stellt war.
11 Auf Wunsch ei­nes der Haupt­kun­den von May­er er­ar­bei­te­te die­se An­ge­stell­te mit der Un­terstützung ih­res Ehe­gat­ten im Jahr 2001 ein in­dus­trie­be­zo­ge­nes Kon­zept. Zu die­sem Zeit­punkt wa­ren die fi­nan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten von May­er be­reits be­kannt. Als das neue Kon­zept die Zu­stim­mung des Kun­den fand, ka­men die Ehe­gat­ten mit die­sem übe­rein, die­ses Kon­zept über ein die­sel­be wirt­schaft­li­che Tätig­keit ausüben­des, neu zu gründen­des Un­ter­neh­men ab­zu­wi­ckeln, da im al­ten Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men May­er struk­tu­rel­le Ände­run­gen nur schwer möglich wa­ren.
12 Die­ses neue Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men, PPS, wur­de An­fang des Jah­res 2002 ge­gründet, und die Ehe­gat­ten über­nah­men die Funk­tio­nen des ge­wer­be­recht­li­chen Geschäftsführers bzw. der han­dels­recht­li­chen Geschäftsführe­rin. We­gen des Be­darfs des ge­nann­ten Haupt­kun­den wie­sen sie den dafür zuständi­gen Fi­li­al­lei­ter von May­er an, 40 der an die­sen Haupt­kun­den ver­lie­he­nen Ar­beit­neh­mer auf ei­nen ehest mögli­chen Wech­sel zu PPS an­zu­spre­chen, was auch er­folg­te.
13 Ei­ne Ände­rung der Tätig­keit der Ar­beit­neh­mer bei dem Kun­den trat da­bei nicht ein. Da­ge­gen wur­den ih­re Beschäfti­gungs­verhält­nis­se zu May­er zum 30. No­vem­ber 2002 be­en­det und zum 1. De­zem­ber 2002 bei PPS be­gründet. Auch wei­te­re Kun­den wur­den so über­nom­men, wo­bei die Zahl der Ar­beit­neh­mer bei den je­wei­li­gen Kun­den teil­wei­se nur drei oder vier, teil­wei­se aber auch neun Per­so­nen um­fass­te. Auch ein Fi­li­al­lei­ter so­wie Kun­den­be­treu­er wur­den von PPS über­nom­men. Ins­ge­samt über­nahm PPS et­wa ein Drit­tel der bei May­er beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer noch vor der Eröff­nung des Kon­kur­ses über das Vermögen von May­er.
14

Die Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens, die von PPS über­nom­men wor­den wa­ren, be­gehr­ten von die­ser die Be­glei­chung of­fe­ner Ent­gelt­ansprüche ge­genüber May­er, die May­er nicht mehr be­frie­digt hat­te, und die Fest­stel­lung des Über­gangs der Ar­beits­verhält­nis­se auf PPS für die Be­rech­nung ih­rer Ansprüche. Es han­delt sich ins­be­son­de­re um Leih­ar­beit­neh­mer, die als Ar­bei­ter, Kranführer und Mon­teu­re an die Kun­den ver­lie­hen wer­den. Sie stütz­ten ih­re Ansprüche dar­auf, dass es sich um ei­nen Be­triebsüber­gang han­de­le und dem­ent­spre­chend PPS als „Be­triebsüber­neh­mer“ auch für die al­ten Ansprüche haf­te und die al­ten Dienst­zei­ten mit zu berück­sich­ti­gen ha­be.

15 PPS wies die­ses Be­geh­ren zurück und wen­de­te ein, dass kein Be­triebsüber­gang vor­lie­ge und sie kei­ne ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen mit May­er ge­trof­fen ha­be. Der Wech­sel der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens zu ih­rem Un­ter­neh­men sei in der für die Bran­che der Ar­beits­kräfteüber­las­ser übli­chen Art und Wei­se er­folgt. Ein ab­grenz­ba­rer Be­trieb oder „Be­triebs­teil“, den PPS über­nom­men ha­be, lie­ge nicht vor.
16 Da das in ers­ter In­stanz an­ge­ru­fe­ne Lan­des­ge­richt Wels und das Ober­lan­des­ge­richt Linz als Be­ru­fungs­ge­richt dem Kla­ge­be­geh­ren der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens statt­ga­ben, er­hob PPS beim Obers­ten Ge­richts­hof Re­vi­si­on. Sie rügt vor al­lem die von die­sen Ge­rich­ten vor­ge­nom­me­ne Qua­li­fi­zie­rung des Vor­gangs als Be­triebsüber­gang.
17 Der Obers­te Ge­richts­hof stellt fest, dass nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs grundsätz­lich bei der Prüfung des Vor­lie­gens ei­nes Be­triebsüber­gangs vor­weg dar­auf ab­zu­stel­len sei, ob ei­ne auf Dau­er an­ge­leg­te wirt­schaft­li­che Ein­heit im Sin­ne ei­ner or­ga­ni­sier­ten Ge­samt­heit von Per­so­nen und Sa­chen zur Ausübung ei­ner wirt­schaft­li­chen Tätig­keit mit ei­ge­ner Ziel­set­zung ge­ge­ben sei. In der wei­te­ren Fol­ge sei dann un­ter Berück­sich­ti­gung sämt­li­cher den be­tref­fen­den Vor­gang kenn­zeich­nen­den Tat­sa­chen zu prüfen, ob die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Über­gang ei­ner sol­chen Ein­heit auf den neu­en Be­trei­ber erfüllt sind (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil vom 11. März 1997, Süzen, C-13/95, Slg. 1997, I-1259, Rand­nrn. 13 und 14).
18 Im vor­lie­gen­den Fall hat die Prüfung des Vor­lie­gens ei­nes Be­triebsüber­gangs nach An­sicht des vor­le­gen­den Ge­richts je­doch be­son­de­ren Cha­rak­ter, weil der Vor­gang ein Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men be­tref­fe. Sol­che Un­ter­neh­men hätten nämlich de­fi­ni­ti­ons­gemäß kaum Ar­beit­neh­mer in ih­rem „ei­ge­nen Be­trieb“ im Sin­ne ei­ner or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ein­heit beschäftigt, son­dern die­se Ar­beit­neh­mer sei­en eben an an­de­re Ar­beit­ge­ber, die ent­lei­hen­den Un­ter­neh­men, über­las­sen. Die­se Ent­lei­her in­te­grier­ten die be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mer in ih­re ei­ge­ne Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on nach ih­ren Bedürf­nis­sen. Die Mehr­zahl der Ar­beit­neh­mer des Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­mens sei al­so nicht in des­sen ei­ge­nen Be­trieb, son­dern in Be­trie­be an­de­rer Beschäfti­ger in­te­griert.
19 Das vor­le­gen­de Ge­richt stellt sich da­her die Fra­ge, ob die für an­de­re Un­ter­neh­men ent­wi­ckel­te Vor­ge­hens­wei­se, die sehr stark auf das Vor­lie­gen ei­ner or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ein­heit im Sin­ne ei­nes ei­ge­nen „Be­triebs“ oder „Be­triebs­teils“ ab­stellt, auch auf Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men über­tra­gen wer­den könne. Die­se un­ter­schie­den sich selbst von Rei­ni­gungs­un­ter­neh­men oder Be­wa­chungs­be­trie­ben noch da­durch we­sent­lich, dass die über­las­se­nen Ar­beit­neh­mer im Beschäfti­ger­be­trieb für kei­nen de­fi­nier­ten Zweck (Rei­ni­gungs­auf­trag, Be­wa­chungs­auf­trag) - der dann der Ab­gren­zung des Be­triebs­teils die­nen könn­te - ein­ge­setzt würden, son­dern nach der Einschätzung des ent­lei­hen­den Un­ter­neh­mens in un­ter­schied­lichs­ten Funk­tio­nen tätig würden.
20 Der Obers­te Ge­richts­hof hat da­her be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

Han­delt es sich um den Über­gang ei­nes Be­triebs oder Be­triebs­teils im Sin­ne von Art. 1 der Richt­li­nie 2001/23, wenn oh­ne ab­grenz­ba­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tur beim ers­ten Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men im Zu­sam­men­wir­ken zwi­schen zwei Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men von dem ers­ten Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men ei­ne Büroan­ge­stell­te, ein Fi­li­al­lei­ter so­wie Kun­den­be­treu­er und der Geschäftsführer in das zwei­te Ar­beits­kräfteüber­las­sungs­un­ter­neh­men über­wech­seln und dort ver­gleich­ba­re Tätig­kei­ten ausüben und mit ih­nen eben­falls im Zu­sam­men­wir­ken der bei­den Un­ter­neh­men et­wa ein Drit­tel der ver­lie­he­nen Ar­beit­neh­mer samt der da­zu­gehöri­gen Kun­den (mit un­ter­schied­li­chen Auf­trags­größen von drei ver­lie­he­nen Ar­beit­neh­mern bis fünf­zig ver­lie­he­nen Ar­beit­neh­mern) teil­wei­se bzw. zur Gänze über­wech­seln?

Zur Vor­la­ge­fra­ge

21 Mit sei­ner Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 1 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass die Richt­li­nie auf ei­ne Si­tua­ti­on wie im Aus­gangs­ver­fah­ren an­wend­bar ist, in der ein Über­gang der Beschäftig­ten zwi­schen zwei Leih­ar­beits­un­ter­neh­men statt­fin­det.
22 Nach ih­rem Art. 1 Abs. 1 ist die Richt­li­nie 2001/23 auf den Über­gang von Un­ter­neh­men, Be­trie­ben oder Un­ter­neh­mens- bzw. Be­triebs­tei­len auf ei­nen an­de­ren In­ha­ber durch ver­trag­li­che Über­tra­gung oder durch Ver­schmel­zung an­wend­bar.
23

Nach ständi­ger Recht­spre­chung soll die Richt­li­nie 2001/23 die Kon­ti­nuität der im Rah­men ei­ner wirt­schaft­li­chen Ein­heit be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­se un­abhängig von ei­nem In­ha­ber­wech­sel gewähr­leis­ten. Ent­schei­dend für ei­nen Über­gang im Sin­ne der Richt­li­nie ist da­her, ob die frag­li­che Ein­heit ih­re Iden­tität be­wahrt, was na­ment­lich dann zu be­ja­hen ist, wenn der Be­trieb tatsächlich wei­ter­geführt oder wie­der auf­ge­nom­men wird (vgl. u. a. Ur­tei­le vom 18. März 1986, Spi­jkers, 24/85, Slg. 1986, 1119, Rand­nrn. 11 und 12, so­wie vom 15. De­zem­ber 2005, Güney-Görres und De­mir, C-232/04 und C-233/04, Slg. 2005, I-11237, Rand­nr. 31 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).

24 Hin­sicht­lich der Vor­aus­set­zung ei­ner ver­trag­li­chen Über­tra­gung er­gibt sich aus der ständi­gen Recht­spre­chung, dass sich die Trag­wei­te von Art. 1 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23 nicht al­lein auf­grund ei­ner wört­li­chen Aus­le­gung be­stim­men lässt (vgl. zu Art. 1 Abs. 1 der Richt­li­nie 77/187 Ur­tei­le vom 7. Fe­bru­ar 1985, Abels, 135/83, Slg. 1985, 469, Rand­nrn. 11 bis 13, und vom 19. Mai 1992, Red­mond Sticht­ing, C-29/91, Slg. 1992, I-3189, Rand­nr. 10). We­gen der Un­ter­schie­de zwi­schen den sprach­li­chen Fas­sun­gen der Richt­li­nie und des un­ter­schied­li­chen In­halts des Be­griffs der ver­trag­li­chen Über­tra­gung im Recht der Mit­glied­staa­ten hat der Ge­richts­hof die­sen Be­griff so weit aus­ge­legt, dass er dem Zweck der Richt­li­nie - nämlich Schutz der Ar­beit­neh­mer bei Über­tra­gung ih­res Un­ter­neh­mens - ge­recht wird (Ur­tei­le Red­mond Sticht­ing, Rand­nr. 11, und vom 7. März 1996, Merckx und Neu­huys, C-171/94 und C-172/94, Slg. 1996, I-1253, Rand­nr. 28).
25 Die­se wei­te Aus­le­gung be­trifft auch die Form des „Ver­trags“, mit dem die Über­tra­gung durch­geführt wird. Der Be­griff der ver­trag­li­chen Über­tra­gung kann sich so­mit je nach Ein­zel­fall auf ei­ne schrift­li­che oder münd­li­che Ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Veräußerer und dem Er­wer­ber über ei­nen Wech­sel der für den Be­trieb der be­tref­fen­den wirt­schaft­li­chen Ein­heit ver­ant­wort­li­chen Per­son be­zie­hen oder auch auf ei­ne still­schwei­gen­de Übe­r­ein­kunft zwi­schen ih­nen, die sich aus Ele­men­ten ei­ner prak­ti­schen Zu­sam­men­ar­beit er­ge­ben würde, in de­nen ein ge­mein­sa­mer Wil­le für ei­nen sol­chen Wech­sel zum Aus­druck kommt.
26 Aus der Vor­la­ge­ent­schei­dung er­gibt sich nun, dass im Aus­gangs­ver­fah­ren die Über­nah­me der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer im Rah­men ei­ner Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen May­er und PPS er­folg­te, die bei­de im We­sent­li­chen die­sel­ben Führungs­kräfte hat­ten, wo­durch es PPS möglich war, ei­ne iden­ti­sche Tätig­keit auf­zu­neh­men. Aus den Ak­ten er­gibt sich darüber hin­aus, dass die ge­gen­sei­ti­ge Zu­sam­men­ar­beit es PPS ermöglich­te, die­se Tätig­keit für die­sel­ben Kun­den und weit­ge­hend mit den­sel­ben Ar­beit­neh­mern aus­zuüben, die zu­vor für May­er ge­ar­bei­tet hat­ten. Un­ter die­sen Umständen er­scheint es of­fen­kun­dig, dass es Sinn und Zweck die­ser Zu­sam­men­ar­beit war, Be­triebs­mit­tel von May­er auf PPS zu über­tra­gen.
27 Folg­lich steht der Be­griff der ver­trag­li­chen Über­tra­gung in der Aus­le­gung durch den Ge­richts­hof der Fest­stel­lung ei­nes Un­ter­neh­mensüber­gangs zwi­schen May­er und PPS nicht ent­ge­gen, auch wenn die be­tei­lig­ten Un­ter­neh­men, wie PPS in der münd­li­chen Ver­hand­lung aus­geführt hat, kei­ne schrift­li­che oder münd­li­che Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben.
28 In ei­nem Fall wie dem vor­lie­gen­den ist zu er­mit­teln, ob der zu be­ur­tei­len­de Vor­gang das ge­sam­te Un­ter­neh­men oder nur ei­nen Un­ter­neh­mens­teil be­trifft, wo­bei in letz­te­rem Fall der be­trof­fe­ne Un­ter­neh­mens­teil zu be­stim­men ist.
29 Die Über­nah­me von Beschäftig­ten, wie sie im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de steht, kann nicht ei­nem Über­gang des ge­sam­ten Un­ter­neh­mens ent­spre­chen. Aus den Ak­ten er­gibt sich nämlich, dass PPS nur ei­nen be­stimm­ten Teil der mit Ver­wal­tungs­auf­ga­ben be­trau­ten Beschäftig­ten und ein Drit­tel der Leih­ar­beit­neh­mer über­nom­men hat und dass May­er ih­re wirt­schaft­li­che Tätig­keit bis zur Eröff­nung des Kon­kurs­ver­fah­rens über ihr Vermögen fort­setz­te. Im Rah­men die­ses Kon­kurs­ver­fah­rens er­warb dann ein Kon­kur­renz­un­ter­neh­men von PPS May­er aus der Kon­kurs­mas­se und führ­te de­ren wirt­schaft­li­che Tätig­keit zum Teil mit Beschäftig­ten und an­de­ren Be­triebs­mit­teln von May­er wei­ter.
30 So­mit konn­te der im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de even­tu­el­le Über­gang von Be­triebs­mit­teln - d. h. die Über­nah­me der be­trof­fe­nen Beschäftig­ten - von May­er auf PPS nur ei­nen Teil die­ses Un­ter­neh­mens be­tref­fen.
31 Vor­aus­set­zung dafür, dass die­se Über­nah­me un­ter die Richt­li­nie 2001/23 fällt, ist, dass ei­ne auf Dau­er an­ge­leg­te wirt­schaft­li­che Ein­heit über­nom­men wur­de, de­ren Tätig­keit nicht auf die Ausführung ei­nes be­stimm­ten Vor­ha­bens be­schränkt ist. Der Be­griff der wirt­schaft­li­chen Ein­heit be­zieht sich auf ei­ne or­ga­ni­sier­te Ge­samt­heit von Per­so­nen und Sa­chen zur Ausübung ei­ner wirt­schaft­li­chen Tätig­keit mit ei­ge­nem Zweck (Ur­tei­le vom 10. De­zem­ber 1998, Hernández Vi­dal u. a., C-127/96, C-229/96 und C-74/97, Slg. 1998, I-8179, Rand­nr. 26, so­wie Güney-Görres und De­mir, Rand­nr. 32), die hin­rei­chend struk­tu­riert und selbständig ist (Ur­teil Hernández Vi­dal u. a., Rand­nr. 27).
32 Ei­ne sol­che Ein­heit muss nicht un­be­dingt be­deut­sa­me ma­te­ri­el­le oder im­ma­te­ri­el­le Be­triebs­mit­tel um­fas­sen. In be­stimm­ten Wirt­schafts­zwei­gen lie­gen die­se Be­triebs­mit­tel nämlich oft nur in ih­rer ein­fachs­ten Form vor, und es kommt dort im We­sent­li­chen auf die men­sch­li­che Ar­beits­kraft an. Da­her kann ei­ne or­ga­ni­sier­te Ge­samt­heit von Ar­beit­neh­mern, de­nen ei­gens und auf Dau­er ei­ne ge­mein­sa­me Auf­ga­be zu­ge­wie­sen ist, ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit dar­stel­len, oh­ne dass wei­te­re Be­triebs­mit­tel vor­han­den sind (Ur­teil Hernández Vi­dal u. a., Rand­nr. 27).
33 Dies gilt un­ter Berück­sich­ti­gung von Art. 2 Abs. 2 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie 2001/23 um­so mehr bei Leih­ar­beits­un­ter­neh­men. Aus die­ser Be­stim­mung er­gibt sich nämlich, dass Ar­beits­verhält­nis­se mit sol­chen Un­ter­neh­men grundsätz­lich un­ter die Richt­li­nie 2001/23 fal­len, was be­deu­tet, dass ih­re Be­son­der­hei­ten bei der Prüfung des Vor­gangs ih­rer Über­nah­me zu berück­sich­ti­gen sind. Kenn­zeich­nend für sol­che Un­ter­neh­men ist im All­ge­mei­nen – wie sich auch aus der Vor­la­ge­ent­schei­dung er­gibt – das Feh­len ei­ner ei­ge­nen Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on, nach der in ei­nem sol­chen Un­ter­neh­men ver­schie­de­ne ent­spre­chend der Or­ga­ni­sa­ti­on des Veräußerers ab­trenn­ba­re wirt­schaft­li­che Ein­hei­ten be­stimmt wer­den können.
34 Folg­lich ist man­gels ei­ner ab­grenz­ba­ren Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tur bei Leih­ar­beits­un­ter­neh­men ei­ne Prüfung vor­zu­neh­men, bei der de­ren Be­son­der­hei­ten Rech­nung ge­tra­gen wird, an­statt zu un­ter­su­chen, ob ih­rer Or­ga­ni­sa­ti­on nach ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit vor­liegt. In die­sem Zu­sam­men­hang ist für die Be­ur­tei­lung des Vor­lie­gens ei­ner wirt­schaft­li­chen Ein­heit im Sin­ne von Art. 1 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23 zu prüfen, ob die vom Veräußerer über­tra­ge­nen Be­triebs­mit­tel bei ihm ei­ne ein­satz­be­rei­te Ge­samt­heit dar­stell­ten, die als sol­che da­zu aus­reich­te, die für die wirt­schaft­li­che Tätig­keit des Un­ter­neh­mens cha­rak­te­ris­ti­schen Dienst­leis­tun­gen oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer wich­ti­ger Be­triebs­mit­tel oder an­de­rer Un­ter­neh­mens­tei­le er­brin­gen zu können.
35 Die Tätig­keit von Leih­ar­beits­un­ter­neh­men ist da­durch ge­kenn­zeich­net, dass sie ent­lei­hen­den Un­ter­neh­men Ar­beit­neh­mer vorüber­ge­hend zur Verfügung stel­len, da­mit die­se dort ver­schie­de­ne Auf­ga­ben ent­spre­chend den Bedürf­nis­sen und nach An­wei­sung die­ser ent­lei­hen­den Un­ter­neh­men wahr­neh­men. Die Ausübung ei­ner sol­chen Tätig­keit er­for­dert ins­be­son­de­re Fach­kennt­nis­se, ei­ne ge­eig­ne­te Ver­wal­tungs­struk­tur zur Or­ga­ni­sa­ti­on die­ses Ver­lei­hens der Ar­beit­neh­mer und ei­ne Ge­samt­heit von Leih­ar­beit­neh­mern, die sich in die ent­lei­hen­den Un­ter­neh­men in­te­grie­ren und für die­se die ge­for­der­ten Auf­ga­ben wahr­neh­men können. Da­ge­gen sind wei­te­re be­deu­ten­de Be­triebs­mit­tel für die Ausübung der in Re­de ste­hen­den wirt­schaft­li­chen Tätig­keit nicht not­wen­dig.
36 Die vom vor­le­gen­den Ge­richt an­ge­spro­che­ne Tat­sa­che, dass die ver­lie­he­nen Ar­beit­neh­mer in die Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tur des Kun­den, dem sie zur Verfügung ge­stellt wur­den, in­te­griert sind, kann als sol­che der Fest­stel­lung des Über­gangs ei­ner wirt­schaft­li­chen Ein­heit nicht ent­ge­gen­ste­hen. Die­se Ar­beit­neh­mer blei­ben nämlich gleich­wohl we­sent­li­che Ele­men­te, oh­ne die es dem Leih­ar­beits­un­ter­neh­men sei­nem We­sen nach nicht möglich wäre, sei­ne wirt­schaft­li­che Tätig­keit aus­zuüben. Außer­dem bestätigt der Um­stand, dass sie - wie im Übri­gen Art. 1 Nr. 2 der Richt­li­nie 91/383, der in Art. 2 Abs. 2 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie 2001/23 ge­nannt wird, vor­sieht - mit dem Veräußerer durch ein Ar­beits­verhält­nis ver­bun­den sind und dass sie un­mit­tel­bar von die­sem ent­lohnt wer­den, ih­re Zu­gehörig­keit zum Un­ter­neh­men die­ses Veräußerers und folg­lich ih­ren Bei­trag zum Vor­lie­gen ei­ner wirt­schaft­li­chen Ein­heit in die­sem Un­ter­neh­men.
37 Dar­aus er­gibt sich, dass al­lein die Ge­samt­heit aus Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten, Leih­ar­beit­neh­mern und Fach­kennt­nis­sen ei­nen ei­ge­nen Zweck ha­ben kann, nämlich Dienst­leis­tun­gen zu er­brin­gen, die dar­in be­ste­hen, den ent­lei­hen­den Un­ter­neh­men Ar­beit­neh­mer ge­gen Ent­gelt vorüber­ge­hend zur Verfügung zu stel­len, und dass ei­ne sol­che Ge­samt­heit ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit dar­stel­len kann, die oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer wich­ti­ger Be­triebs­mit­tel und oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer Tei­le des Veräußerers ein­satz­be­reit ist. Dies kann ins­be­son­de­re im vor­lie­gen­den Fall ge­ge­ben sein, da die Ge­samt­heit aus ei­ner Büroan­ge­stell­ten, ei­nem Fi­li­al­lei­ter, Kun­den­be­treu­ern, ei­nem Drit­tel der Leih­ar­beit­neh­mer und Geschäftsführern mit Fach­kennt­nis­sen be­stand, was zu über­prüfen Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts ist.
38 In­fol­ge­des­sen ist auf die Vor­la­ge­fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 1 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass die­se Richt­li­nie an­wend­bar ist, wenn ein Teil des Ver­wal­tungs­per­so­nals und ein Teil der Leih­ar­beit­neh­mer zu ei­nem an­de­ren Leih­ar­beits­un­ter­neh­men wech­seln, um dort die glei­chen Tätig­kei­ten im Dienst der­sel­ben Kun­den aus­zuüben, und wenn, was durch das vor­le­gen­de Ge­richt zu über­prüfen ist, die von dem Über­gang be­trof­fe­nen Mit­tel als sol­che aus­rei­chen, um die für die in Re­de ste­hen­de wirt­schaft­li­che Tätig­keit kenn­zeich­nen­den Leis­tun­gen oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer wich­ti­ger Be­triebs­mit­tel und oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer Un­ter­neh­mens­tei­le wei­ter er­brin­gen zu können.

Kos­ten

39 Für die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem bei dem vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Vier­te Kam­mer) für Recht er­kannt:

Art. 1 Abs. 1 der Richt­li­nie 2001/23/EG des Ra­tes vom 12. März 2001 zur An­glei­chung der Rechts­vor­schrif­ten der Mit­glied­staa­ten über die Wah­rung von Ansprüchen der Ar­beit­neh­mer beim Über­gang von Un­ter­neh­men, Be­trie­ben oder Un­ter­neh­mens- oder Be­triebs­tei­len ist da­hin aus­zu­le­gen, dass die­se Richt­li­nie an­wend­bar ist, wenn ein Teil des Ver­wal­tungs­per­so­nals und ein Teil der Leih­ar­beit­neh­mer zu ei­nem an­de­ren Leih­ar­beits­un­ter­neh­men wech­seln, um dort die glei­chen Tätig­kei­ten im Dienst der­sel­ben Kun­den aus­zuüben, und wenn, was durch das vor­le­gen­de Ge­richt zu über­prüfen ist, die von dem Über­gang be­trof­fe­nen Mit­tel als sol­che aus­rei­chen, um die für die in Re­de ste­hen­de wirt­schaft­li­che Tätig­keit kenn­zeich­nen­den Leis­tun­gen oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer wich­ti­ger Be­triebs­mit­tel und oh­ne In­an­spruch­nah­me an­de­rer Un­ter­neh­mens­tei­le wei­ter er­brin­gen zu können.

Un­ter­schrif­ten

* Ver­fah­rens­spra­che: Deutsch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

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