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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/167

Be­triebs­über­gang trotz Trans­fer­ge­sell­schaft als Zwi­schen­sta­ti­on

Sind Ar­beit­neh­mer nur ei­nen Tag bei ei­ner Trans­fer­ge­sell­schaft „an­ge­stellt“ und wech­seln dann zum Be­triebs­er­wer­ber, liegt ein Be­triebs­über­gang vom In­sol­venz­un­ter­neh­men zum Er­wer­ber vor: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 18.08.2011, 8 AZR 312/10
Zwei Firmenschilder, eines durchgestrichen "Zank­ap­fel" Be­triebs­über­gang
29.08.2011. Wech­selt ein Be­trieb den In­ha­ber, ist das ein Be­triebs­über­gang ge­mäß § 613a Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB). Der Er­wer­ber wird dann kraft Ge­set­zes neu­er Ar­beit­ge­ber, oh­ne dass sich die Ar­beits­ver­trä­ge än­dern. Da­her bleibt so­zia­ler Be­sitz­stand er­hal­ten, z.B. län­ge­re Kün­di­gungs­fris­ten (§ 622 BGB). Be­triebs­er­wer­ber wol­len das meist ver­hin­dern, und dür­fen das auch, so­lan­ge sie § 613a BGB nicht "um­ge­hen".

Wech­seln Ar­beit­neh­mer von ih­rem in­sol­ven­ten Ar­beit­ge­ber erst per Auf­he­bungs­ver­trag in ei­ne Trans­fer­ge­sell­schaft ("Be­schäf­ti­gungs­ge­sell­schaft") und pickt sich ein Er­wer­ber dann per Ein­zel­ver­trag die Ar­beit­neh­mer her­aus, mit de­nen er wei­ter­ma­chen möch­te, ist das laut Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) kei­ne ver­bo­te­ne Um­ge­hung von § 613a BGB - wenn (!) die Ar­beits­ver­hält­nis­se mit dem Wech­sel zur Trans­fer­ge­sell­schaft end­gül­tig be­en­det wer­den soll­ten. Bei ei­nem nur ein­tä­ti­gen Zwi­schen­stopp in ei­ner Trans­fer­ge­sell­schaft liegt aber ei­ne Um­ge­hung vor: BAG, Ur­teil vom 18.08.2011, 8 AZR 312/10.

Nach­dem Ar­beit­neh­mer vom In­sol­venz­ver­wal­ter in ei­ne Be­schäf­ti­gungs­ge­sell­schaft (BG) ge­wech­selt wa­ren, los­te ein Be­triebs­er­wer­ber die aus, die blei­ben soll­ten. Da­her wa­ren die Ar­beit­neh­mer nur ei­nen Tag bei der BG "an­ge­stellt". Ein Ar­beit­neh­mer, der spä­ter vom Er­wer­ber ge­kün­digt wur­de, klag­te auf Ein­hal­tung ei­ner län­ge­ren Kün­di­gungs­frist. Mit Er­folg, denn laut Lan­des­ar­beits­ge­richt Nie­der­sach­sen (Ur­teil vom 18.02.2010, 7 Sa 780/09) und BAG war sein Ar­beits­ver­hält­nis nicht un­ter­bro­chen wor­den.

Fa­zit: Ob­wohl die­ser Fall pro Ar­beit­neh­mer aus­ging, ver­hin­dert ein "Zwi­schen­par­ken" von Ar­beit­neh­mern bei ei­ner Trans­fer­ge­sell­schaft auch künf­tig ei­nen Be­triebs­über­gang vom in­sol­ven­ten Un­ter­neh­men zu ei­nem Be­triebs­er­wer­ber. Nur wenn die­ser Um­weg aus­schließ­lich der Un­ter­bre­chung der Ar­beits­ver­hält­nis­se dient, liegt ei­ne un­zu­läs­si­ge Um­ge­hung von § 613a BGB vor. An­ge­sichts der un­kla­ren Rechts­la­ge soll­ten Ar­beit­neh­mer im Zwei­fel kla­gen, wenn für sie bei der Trans­fer­ge­sell­schaft End­sta­ti­on ist.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 30. Januar 2018

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