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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/163

Kün­di­gung mit Voll­macht, aber oh­ne Voll­machts­ur­kun­de

Zu­rück­wei­sung ei­ner Kün­di­gung we­gen feh­len­der Voll­machts­ur­kun­de, auch wenn im Ar­beits­ver­trag der je­wei­li­ge In­ha­ber ei­ner be­stimm­ten Funk­ti­on als kün­di­gungs­be­rech­tigt be­zeich­net wird: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 14.04.2011, 6 AZR 727/09
Dokument mit Unterschriftenzeile und Füller Ei­ne Kün­di­gung oh­ne Vor­la­ge ei­ner Voll­macht kann man zu­rück­wei­sen

23.08.2011. Ei­ne Kün­di­gung muss nicht vom Ar­beit­ge­ber per­sön­lich, son­dern kann auch von ei­nem Ver­tre­ter er­klärt wer­den.

Der muss da­zu ge­mäß § 164 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) nicht nur be­voll­mäch­tigt sein, son­dern bei der Kün­di­gung auch ei­ne Voll­machts­ur­kun­de vor­le­gen, da­mit der Ge­kün­dig­te weiß, dass er die nö­ti­ge Ver­tre­tungs­macht hat.

Ei­ne Kün­di­gung oh­ne Vor­la­ge der Voll­machts­ur­kun­de kann der Ge­kün­dig­te ge­mäß § 174 BGB zu­rück­wei­sen, was sie un­wirk­sam macht. Dann ist ei­ne er­neu­te Kün­di­gung er­for­der­lich.

Das Zu­rück­wei­sungs­recht be­steht nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer von der Voll­machts­er­tei­lung „in Kennt­nis ge­setzt“ hat, was z.B. durch die Ab­wick­lung al­ler Ar­beits­ver­trä­ge und al­ler Kün­di­gun­gen durch ei­nen Per­so­nal­chef ge­sche­hen kann. Aber ge­nügt da­zu auch die An­ga­be ei­nes Kün­di­gungs­be­rech­tig­ten im Ar­beits­ver­trag, wenn nur des­sen Funk­ti­on, nicht aber sein Na­me be­zeich­net wird? Die­se Fra­ge hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schie­den (Ur­teil vom 14.04.2011, 6 AZR 727/09).

Ge­mäß dem Ar­beits­ver­trag ei­ner Rei­ni­gungs­kraft konn­te ei­ne Kün­di­gung auch vom je­wei­li­gen Nie­der­las­sungs­lei­ter er­klärt wer­den. We­der im Ver­trag noch im Lau­fe des Ar­beits­ver­hält­nis­ses wur­de ihr aber der für sie zu­stän­di­ge Nie­der­las­sungs­lei­ter na­ment­lich ge­nannt. Als spä­ter der (zu­stän­di­ge) Nie­der­las­sungs­lei­ter oh­ne Vor­la­ge ei­ner Voll­macht die Kün­di­gung er­klär­te, wies die Rei­ni­gungs­kraft sie zu­rück - zu­recht, so das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt (Ur­teil vom 24.08.2009, 16 Sa 2254/08) und das BAG.

Fa­zit: Die Kün­di­gung war hier we­gen der Zu­rück­wei­sung un­wirk­sam, wo­mit das Ar­beits­ver­hält­nis erst ei­ni­ge Mo­na­te spä­ter en­de­te. Per­so­nal­ver­ant­wort­li­che soll­ten nicht nur für den be­weis­ba­ren Zu­gang ei­ner schrift­li­chen Kün­di­gungs­er­klä­rung sor­gen, son­dern auch ei­ne Ori­gi­nal­voll­macht bei­fü­gen. Das ist nur dann nicht nö­tig, wenn der Ver­tre­ter be­reits den ge­kün­dig­ten Ar­beits­ver­trag un­ter­zeich­net hat oder kün­di­gungs­be­rech­tig­te Per­so­nen aus­nahms­wei­se im Ar­beits­ver­trag na­ment­lich ge­nannt wer­den.

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Letzte Überarbeitung: 26. Oktober 2016

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