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ARBEITSRECHT AKTUELL // 07/03

Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz (Wiss­Zeit­VG)

Neue ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen für die Be­fris­tung von Ar­beits­ver­trä­gen an Hoch­schu­len in Kraft: Die bis­her im Hoch­schul­rah­men­ge­setz (HRG) ent­hal­te­nen Be­fris­tungs­re­ge­lun­gen ha­ben aus­ge­dient
Unterrichtsraum mit Kursleiter hinter Lehrerpult und einer Kursteilnehmerin, beide stehend Be­fris­tung im Hoch­schul­be­reich - künf­tig auf der Grund­la­ge des Wiss­Zeit­VG

22.04.2007. Am 18.01.2007 hat der Bun­des­tag das Ge­setz zur Än­de­rung ar­beits­recht­li­cher Vor­schrif­ten in der Wis­sen­schaft ver­ab­schie­det.

We­sent­li­cher Teil die­ses Ar­ti­kel­ge­set­zes ist das Ge­setz über be­fris­te­te Ar­beits­ver­trä­ge in der Wis­sen­schaft (Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz - Wiss­Zeit­VG).  

Mit dem Wiss­Zeit­VG wer­den die bis­he­ri­gen Mög­lich­kei­ten für die Be­fris­tung von Ar­beits­ver­trä­gen in der Wis­sen­schaft er­wei­tert. Das Wiss­Zeit­VG wur­de am 12.04.2007 ver­kün­det (BGBl. I S. 506) und ist am 18.04.2007 in Kraft ge­tre­ten.

Die bis­her be­ste­hen­den Be­fris­tungs­re­ge­lun­gen des Hoch­schul­rah­men­ge­set­zes (HRG) - §§ 57a ff. HRG - wur­den der Sa­che nach bei­be­hal­ten, al­ler­dings aus dem HRG her­aus­ge­nom­men und in das Wiss­Zeit­VG über­nom­men.

Die­sen Re­geln zu­fol­ge dür­fen Ar­beits­ver­trä­ge mit wis­sen­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Mit­ar­bei­tern bzw. Hilfs­kräf­ten wie bis­her oh­ne Sach­grund für ins­ge­samt zwölf, im Be­reich der Me­di­zin bis zu 15 Jah­ren be­fris­tet wer­den.

Der Ge­samt­zeit­raum ist da­bei in ei­ne sog. Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se von bis zu sechs Jah­ren so­wie in ei­ne sog. Post-Doc-Pha­se von bis zu wei­te­ren sechs bzw. neun Jah­ren (im Be­reich der Me­di­zin) auf­ge­teilt. Die Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se dient dem Er­werb ei­ner Qua­li­fi­ka­ti­on, vor al­lem der Fer­ti­gung ei­ner Dis­ser­ta­ti­on. In der Post-Doc-Pha­se soll den pro­mo­vier­ten Mit­ar­bei­tern die Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wer­den, durch die fort­ge­setz­te Tä­tig­keit in For­schung und Leh­re wei­te­re Qua­li­fi­ka­ti­on, wie die Er­lan­gung ei­ner Pro­fes­sur, zu er­rei­chen.

Mit dem Wiss­Zeit­VG soll über die bis­he­ri­ge Re­ge­lung hin­aus die Be­fris­tung von Ar­beits­ver­trä­gen mit wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern im Rah­men von Dritt­mit­tel­pro­jek­ten er­leich­tert wer­den. Mit­ar­bei­ter, de­ren Be­schäf­ti­gung über­wie­gend durch Dritt­mit­tel fi­nan­ziert wer­den, kön­nen über den an­sons­ten gel­ten­den Be­fris­tungs­zeit­raum von zwölf bzw. 15 Jah­ren hin­aus be­fris­tet be­schäf­tigt wer­den.

Bis­her fehl­te es für den Fall der dritt­mit­tel­fi­nan­zier­ten Be­schäf­ti­gung an ei­ner kla­ren Re­ge­lung, so dass dem Ge­setz­ge­ber ein ei­ge­ner Be­fris­tungs­tat­be­stand hier­für er­for­der­lich schien:

Nach bis­he­ri­ger Rechts­la­ge war näm­lich nach dem Aus­schöp­fen des im HRG ge­re­gel­ten Be­fris­tungs­rah­mens von zwölf bzw. 15 Jah­ren ei­ne wei­te­re Be­fris­tung nur noch nach den all­ge­mei­nen Re­geln des Ar­beits­rechts mög­lich, d.h. auf der Grund­la­ge von § 14 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­gestz (Tz­B­fG).

Die­se Be­fris­tungs­mög­lich­keit setzt das Vor­lie­gen ei­nes ent­spre­chen­den Sach­grun­des vor­aus. Als ein sol­cher sach­li­cher Grund bie­tet sich ge­mäß § 14 Abs.1 Nr.1 Tz­B­fG der nur vor­über­ge­hen­de Be­darf von Mit­ar­bei­tern an. Die­ser Sach­grund um­fasst an sich auch dritt­mit­tel­fi­nan­zier­te For­schungs­pro­jek­te.

Die Hoch­schu­len und au­ßer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen mach­ten von die­ser Be­fris­tungs­mög­lich­keit je­doch we­gen der feh­len­den ex­pli­zier­ten Re­ge­lung ei­nes "Dritt­mit­tel­tat­be­stan­des" bzw. we­gen der zu ho­hen Pro­zess­ri­si­ken kei­nen Ge­brauch, was zur Fol­ge hat­te, dass nach dem En­de der 12- bzw. 15-Jah­res-Re­ge­lung mit den wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­tern, auch wenn de­ren Be­schäf­ti­gung durch Dritt­mit­tel fi­nan­zier­bar wa­ren, häu­fig kei­ne wei­te­ren Ver­trä­ge ge­schlos­sen wur­den.

Über das bis­he­ri­ge Recht hin­aus sieht das neue Be­fris­tungs­recht auch ei­ne fa­mi­li­en­för­dern­de Re­ge­lung vor: Die zu­läs­si­ge Be­fris­tungs­dau­er in der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se ver­län­gert sich im Fal­le der Kin­der­be­treu­ung um zwei Jah­re je Kind.

Da­durch kön­nen be­fris­te­te Ar­beits­ver­trä­ge mit wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern über die sechs Jah­re in der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se hin­aus um wei­te­re zwei (1 Kind), vier (2 Kin­der) u.s.w. Jah­re ver­län­gert wer­den. Hier­durch soll der Be­las­tung von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern mit Kin­dern Rech­nung ge­tra­gen und die Er­lan­gung ei­ner wis­sen­schaft­li­chen Qua­li­fi­zie­rung ne­ben der Fa­mi­lie er­mög­licht wer­den.

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Letzte Überarbeitung: 3. August 2020

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