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BAG, Be­schluss vom 19.03.2014, 7 AZN 91/13

   
Schlagworte: Betriebsrat: Sachmittel
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZN 91/13
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 19.03.2014
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Stuttgart, Beschluss vom 27.02.2013, 19 BV 189/1
Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg, Beschluss vom 25.09.2013, 4 TaBV 3/13
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


7 ABN 91/13
4 TaBV 3/13
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Ba­den-Würt­tem­berg

BESCHLUSS

In dem Be­schluss­ver­fah­ren mit den Be­tei­lig­ten

1. Be­triebs­rat der (...)

ver­tre­ten durch die (...)

An­trag­stel­ler und An­schluss­be­schwer­deführer,

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ter: Rechts­an­walt (...)

2. (...)

ver­tre­ten durch den den Geschäftsführer (...)

Be­schwer­deführe­rin und Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­deführe­rin,

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ter: (...)

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts am 19. März 2014 durch den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Zwan­zi­ger als Vor­sit­zen­den, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Kiel und die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Schmidt so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Glock und Klen­ter be­schlos­sen:

Die Be­schwer­de der Be­tei­lig­ten zu 2. ge­gen den Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg vom 25. Sep­tem­ber 2013 - 4 TaBV 3/13 - wird zurück­ge­wie­sen.

 

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Gründe

I. Das Ver­fah­ren be­trifft - so­weit für das Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de­ver­fah­ren von In­ter­es­se - die Fra­ge, ob die zu 2. be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin dem Be­triebs­rat ne­ben ei­nem vollständi­gen In­ter­net­zu­gang auch die Zeit­schrift „Ar­beits­recht im Be­trieb" als Abon­ne­ment zur Verfügung zu stel­len hat.

Ei­nen ent­spre­chen­den An­trag hat zunächst der Be­triebs­rat (...) beim Ar­beits­ge­richt an­ge­bracht. Die­ser war ei­ner von meh­re­ren Be­triebsräten der Ar­beit­ge­be­rin, die ins­ge­samt in meh­re­ren Be­trie­ben ca. 1.000 Ar­beit­neh­mer, da­von 235 Ar­beit­neh­mer im Be­trieb (...) beschäftig­te. Auf­grund ei­ner Um­struk­tu­rie­rung beschäftigt die Ar­beit­ge­be­rin un­ter­neh­mens­weit jetzt nur noch ca. 130 Ar­beit­neh­mer, die ei­nen ein­zi­gen Be­trieb bil­den. Nach­dem der Be­triebs­rat (...) das Über­g­angs­man­dat nach § 21 Be­trVG wahr­ge­nom­men hat­te, wur­de zwi­schen­zeit­lich ein neu­er, un­ter­neh­mens­weit zuständi­ger Be­triebs­rat mit sie­ben Mit­glie­dern gewählt.

Das Ar­beits­ge­richt hat dem An­trag des Be­triebs­rats statt­ge­ge­ben. Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin war er­folg­los. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Rechts­be­schwer­de nicht zu­ge­las­sen. Da­ge­gen rich­tet sich die auf grundsätz­li­che Be­deu­tung und Di­ver­genz gestütz­te Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin.

II. Die Be­schwer­de hat kei­nen Er­folg. 

1. An Stel­le des vor­ma­li­gen Be­triebs­rats (...) ist nun­mehr im We­ge der Funk­ti­ons­nach­fol­ge der Be­triebs­rat (...) GmbH als Be­tei­lig­ter zu 1. in das Ver­fah­ren ein­ge­tre­ten.

2. Die Be­schwer­de hat kei­nen Er­folg. Es liegt we­der ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Rechts­fra­ge von grundsätz­li­cher Be­deu­tung (§ 92a Satz 1, § 92 Abs. 1 Satz 2, § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG) noch ei­ne Di­ver­genz (§ 92a Satz 1, § 92 Abs. 1 Satz 2, § 72 Abs. 2 Nr. 2 ArbGG) vor.

 

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a) Die Be­schwer­de hält für von grundsätz­li­cher Be­deu­tung die Rechts­fra­ge

"Kann der Be­triebs­rat gemäß § 40 Abs. 2 Be­trVG ver­lan­gen dass ihm der Ar­beit­ge­ber zusätz­lich zu ei­nem un­be­schränk­ten In­ter­net­zu­gang al­ler Be­triebs­rats­mit­glie­der ein Abon­ne­ment der Zeit­schrift ,Ar­beits­recht im Be­trieb' zur Verfügung stellt?"

Hilfs­wei­se will sie die Fra­ge so for­mu­liert wis­sen, dass es - statt „Ar­beits­recht im Be­trieb" - „ei­ner ar­beits­recht­li­chen Fach­zeit­schrift" heißen soll, wei­ter hilfs­wei­se soll sich die Fra­ge auf den Be­zug die­ser Fach­zeit­schrift ne­ben ir­gend­ei­nem In­ter­net­zu­gang - sei es un­be­schränkt für al­le Be­triebs­rats­mit­glie­der oder zen­tral im Be­triebs­ratsbüro - be­zie­hen.

Die­se Rechts­fra­gen sind je­doch nicht klärungs­bedürf­tig, weil sie oh­ne wei­te­res po­si­tiv im Sin­ne der an­zu­fech­ten­den Ent­schei­dung be­ant­wor­tet wer­den können.

Die an­zu­fech­ten­de Ent­schei­dung hat zen­tral dar­auf ab­ge­stellt (BI. 11 10 der Be­schluss­aus­fer­ti­gung), dass im In­ter­net zwar um­fas­sen­de In­for­ma­tio­nen zugäng­lich sind, je­doch in un­struk­tu­rier­ter Form und es des­halb vom Be­ur­tei­lungs­spiel­raum des Be­triebs­rats ge­deckt ist, wenn er ei­ne Fach­zeit­schrift, die ihm in ge­ord­ne­ter Fas­sung den Zu­gang zu ar­beits­recht­li­chen Pro­ble­men ermöglicht, als Sach­mit­tel gel­tend macht.

Die­ses Ar­gu­ment ist of­fen­sicht­lich rich­tig, so­wohl be­zo­gen auf die Fach­zeit­schrift „Ar­beits­recht im Be­trieb" als auch - zu­min­dest grundsätz­lich - be­zo­gen auf an­de­re Fach­zeit­schrif­ten. Ob ein In­ter­net­zu­gang für je­des Be­triebs­rats­mit­glied oder zen­tral für den Be­triebs­rat be­steht, ist in­so­weit er­sicht­lich oh­ne Be­deu­tung.

b) Auch ei­ne Di­ver­genz liegt nicht vor. Die von der Be­schwer­de­be­gründung der an­zu­fech­ten­den Ent­schei­dung ent­nom­me­nen Ausführun­gen und die den her­an­ge­zo­ge­nen Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­richts ent­nom­me­nen Aus­sa­gen wi­der­spre­chen sich nicht. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat dar­auf ab­ge­stellt, dass ein Zeit­schrif­ten­be­zug den struk­tu­rier­ten Zu­gang zu ar­beits-

 

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recht­li­chen Pro­ble­men ermöglicht. Die her­an­ge­zo­ge­nen Ent­schei­dun­gen ha­ben be­tont, dass oh­ne Zu­falls­fun­de in Fach­zeit­schrif­ten im In­ter­net Zu­griff auf ein um­fas­sen­des In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot auch von amt­li­chen Stel­len etc. zur Verfügung steht. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat bei der Be­ur­tei­lung der Not­wen­dig­keit ei­nes In­ter­net­zu­gangs für den Be­triebs­rat al­so dar­auf ab­ge­stellt, dass dem Be­triebs­rat un­abhängig da­von In­for­ma­tio­nen zur Verfügung ste­hen, ob zufälli­ger­wei­se das ihn tref­fen­de Pro­blem sich in Zeit­schrif­ten auf­fin­den lässt. Um­ge­kehrt hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt dar­auf ab­ge­stellt, dass der Be­triebs­rat nicht um­ge­kehrt auf Zu­falls­fun­de im In­ter­net an­ge­wie­sen ist, son­dern über ei­ne Fach­zeit­schrift ei­nen struk­tu­rier­ten Zu­gang zu ak­tu­el­len Pro­ble­men fin­det. An­ders aus­ge­drückt: Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Vor­tei­le ei­nes Zeit­schrif­ten­be­zu­ges als Ergänzung zu den Vor­tei­len des In­ter­net­zu­gangs - die von den her­an­ge­zo­ge­nen Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­richts her­aus­ge­ar­bei­tet wur­den - als ent­schei­dungs­er­heb­lich an­ge­se­hen. Ein Wi­der­spruch be­steht nicht.

Zwan­zi­ger 

Kiel 

Schmidt

D. Glock 

Klen­ter

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