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Säch­si­sches LAG, Ur­teil vom 15.09.2009, 7 Sa 13/09

   
Schlagworte: Befristung: Vorarbeitsverhältnis
   
Gericht: Sächsisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 Sa 13/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.09.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Chemnitz, Urteil vom 28.11.2008, 3 Ca 2274/08
   

Säch­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt


7 Sa 13/09
3 Ca 2274/08 ArbG Chem­nitz


Verkündet am 15.09.2009


Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

...

hat das Säch­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt – Kam­mer 7 – durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt ... als Vor­sit­zen­den und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn ... und Herrn ... auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 21.07.2009

für Recht er­kannt:


1. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 28.11.2008 – 3 Ca 2274/08 – wird auf Kos­ten der Klägern


zurück­ge­wie­sen.

2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses. Die Kläge­rin ist bei dem Be­klag­ten als Lehr­kraft beschäftigt zu ei­nem Brut­to­mo­nats­ge­halt von 2.989,00 €. Das Ar­beits­verhält­nis ist be­fris­tet vom 01.08.2006 bis zum 31.07.2008. Ein Be­fris­tungs­grund ist im Ar­beits­ver­trag nicht an­ge­ge­ben.

Die Kläge­rin hat­te im Ju­li 2006 mit Be­en­di­gung des Re­fe­ren­da­ri­ats und dem II. Staats­ex­amen er­folg­reich die Befähi­gung zum Lehr­amt an be­rufs­bil­den­den Schu­len in der Fächer­kom­bi­na­ti­on Wirt­schaft und Ver­wal­tung so­wie Ethik und Phi­lo­so­phie er­wor­ben.


– Sei­te 2 –

In der Zeit vom 01.11.1999 bis 13.12.1999 und vom 01.01.2000 bis 31.01.2000 war die Kläge­rin als Hilfs­kraft an der ... der TU ... tätig. In den Per­so­nal­fra­gebögen vom 01.08.2004 und 13.06.2006 hat­te die Kläge­rin kei­ne An­ga­ben zu die­sen Vor­beschäfti­gun­gen beim Be­klag­ten ge­macht.
Mit Schrei­ben vom 07.03.2008 be­an­trag­te die Kläge­rin die Fort­set­zung ih­res Dienst­verhält­nis­ses. Mit Ant­wort­schrei­ben des Be­klag­ten vom 17.06.2008 wur­de der Kläge­rin mit­ge­teilt, dass die Wei­terführung des Dienst­verhält­nis­ses nicht möglich ist. Die Kläge­rin be­kun­de­te am 15.07.2008 noch­mals schrift­lich ih­re Be­reit­schaft, ein Dienst­verhält­nis auf Dau­er ein­zu­ge­hen.

Der Be­klag­te hat im Schul­jahr 2007/08 un­be­fris­te­te Neu­ein­stel­lun­gen vor­ge­nom­men. In ei­nem Fall war die Fach­kom­bi­na­ti­on der Kläge­rin be­trof­fen. Ei­ne Ent­fris­tung von be­ste­hen­den be­fris­te­ten Dienst­verhält­nis­sen er­folg­te im Schul­jahr 2007/08 nicht.

Im Schul­jahr 2008/09 er­folg­ten 51 be­fris­te­te Neu­ein­stel­lun­gen und 4 be­fris­te­te Dienst­verhält­nis­se wur­den ent­fris­tet. Die Kläge­rin wird zur­zeit – vor­be­halt­lich der Prüfung der Be­fris­tung bis 31.07.2008 in die­sem Ver­fah­ren – be­fris­tet bis 31.07.2009 durch den Be­klag­ten als Lehr­kraft beschäftigt.

Die Kläge­rin hat vor­ge­tra­gen:

Sie ha­be das An­ge­bot der Ein­stel­lung mit Un­ter­zeich­nung des Ar­beits­ver­trags am 29.05.2006 über­haupt nur des­halb an­ge­nom­men, weil ihr münd­lich von dem zuständi­gen Mit­ar­bei­ter der Bil­dungs­agen­tur zu­ge­sagt wor­den sei, dass der zunächst auf 2 Jah­re be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag mit Si­cher­heit ent­fris­tet wer­de.

Die Be­fris­tung sei im Übri­gen un­wirk­sam. Ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung sei hier un­zulässig, da die Kläge­rin während ih­res Stu­di­ums als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft beim Frei­staat beschäftigt ge­we­sen sei.

Auch ein sach­li­cher Grund für die Be­fris­tung lie­ge nicht vor. So­weit der Be­klag­te sich nun­mehr auf ei­nen Be­fris­tungs­grund be­ru­fe, wer­de die­ser Sach­grund des § 14 Abs. 1 Nr. 2 Tz­B­fG durch den Be­klag­ten le­dig­lich vor­ge­scho­ben. Dem Per­so­nal­rat sei auch kein Be­fris­tungs­grund mit­ge­teilt wor­den. Viel­mehr sei dem Per­so­nal­rat mit­ge­teilt wor­den, dass es sich um ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung han­de­le.


– Sei­te 3 –

Auch beim Sach­grund der Erstein­stel­lung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Tz­B­fG sei er­for­der­lich, dass der Ar­beit­ge­ber im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses ei­ne Pro­gno­se hin­sicht­lich der Erfüllung des sach­li­chen Grun­des, der die Be­fris­tung recht­fer­ti­gen sol­le, mit Ver­trags­ab­lauf an­stel­le. Ei­ne der­ar­ti­ge Pro­gno­se ha­be der Be­klag­te zu kei­nem Zeit­punkt er­stellt. Mit ei­ner der­ar­ti­gen Be­fris­tung, um ihr den Über­gang in ei­ne An­schluss­beschäfti­gung zu er­leich­tern, wäre sie auch zu kei­nem Zeit­punkt ein­ver­stan­den ge­we­sen.

Das Beschäfti­gungs­verhält­nis sei auch des­halb zu ent­fris­ten, weil der Ar­beit­ge­ber die Kläge­rin über ent­spre­chen­de un­be­fris­te­te Ar­beitsplätze zu in­for­mie­ren ge­habt hätte, die be­setzt wer­den soll­ten (§ 18 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG). Über die zu be­set­zen­den Stel­len des Schul­jah­res 2007/08 und 2008/09 sei die Kläge­rin we­der persönlich noch durch Aus­hang un­ter­rich­tet wor­den. Ein sach­li­cher Grund, die Kläge­rin bei der Be­set­zung die­ser Stel­len nicht zu berück­sich­ti­gen, ha­be nicht be­stan­den.

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich zu­letzt be­an­tragt:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht auf­grund der Be­fris­tung mit Ab­lauf des 31.07.2008 be­en­det wird, son­dern über den 31.07.2008 hin­aus zu un­veränder­ten ver­trag­li­chen Be­din­gun­gen fort­be­steht.

2. Der Be­klag­te wird ver­ur­teilt, die Kläge­rin über den Ab­lauf des 31.07.2008 hin­aus als voll­beschäftig­te Lehr­kraft bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Ent­fris­tungs­ver­fah­rens wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Hilfs­wei­se,

3. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, mit der Kläge­rin ab dem 01.08.2008 ei­nen un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag als voll­beschäftig­te Lehr­kraft mit der wöchent­li­chen Pflicht­stun­den­zahl, die sich je­weils aus der gülti­gen Ver­wal­tungs­vor­schrift des SMK zur Ar­beits­zeit der Lehr­kräfte an öffent­li­chen Schu­len er­gibt, mit ei­ner Ein­grup­pie­rung in Vergütungs­grup­pe II a BAT-O gemäß den Be­din­gun­gen des Ar­beits­ver­tra­ges vom 29.05.2006 ab­zu­sch­ließen.

Äußerst hilfs­wei­se den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin ein ent­spre­chen­des Ar­beits­ver­trags­an­ge­bot zu un­ter­brei­ten.
 

– Sei­te 4 –

Der Be­klag­te hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt:

Kla­ge­ab­wei­sung.

Der Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen:

Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en ha­be auf­grund wirk­sa­mer Be­fris­tung mit Ab­lauf des 31.07.2008 ge­en­det. Ein An­spruch auf Wei­ter­beschäfti­gung bestünde nicht. Der Ar­beits­ver­trag ent­hal­te un­ter § 1 a kei­ne Ein­tra­gung im Feld „Grund der Be­fris­tung“. Der Be­fris­tungs­grund sei auch nicht the­ma­ti­siert wor­den.

Durch die per­so­nal­ver­wal­ten­de Dienst­stel­le sei der Kläge­rin zu kei­nem Zeit­punkt ei­ne Zu­si­che­rung ge­ge­ben wor­den, dass das streit­ge­genständ­li­che be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis fort­geführt wer­de. Dies hätte auch schon auf­grund haus­halts­recht­li­cher Vor­ga­ben nicht er­fol­gen können. Auch die Kläge­rin sel­ber sei von ei­ner Fort­set­zung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses nicht aus­ge­gan­gen, wie sich aus ih­rem Schrei­ben vom 07.03.2008 her­lei­ten las­se.

Der sach­li­che Grund der Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses er­ge­be sich aus § 14 Abs. 1 Nr. 2 Tz­B­fG im An­schluss an ei­ne Aus­bil­dung oder ein Stu­di­um, um den Über­gang des Ar­beit­neh­mers in ei­ne An­schluss­beschäfti­gung zu er­leich­tern. Zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses ha­be die­ser Be­fris­tungs­grund auch vor­ge­le­gen. Es ha­be sich schließlich um das ers­te Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin nach Ab­schluss ih­res II. Staats­ex­amens im Ju­li 2006 ge­han­delt.

Da das Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz kein Zi­tier­ge­bot ent­hal­te, kom­me es für die Recht­fer­ti­gung der Be­fris­tung nicht dar­auf an, dass die­se zwi­schen den Par­tei­en aus­drück­lich ver­ein­bart wor­den sei oder der Ar­beit­ge­ber bei Ab­schluss des Ver­tra­ges die­sen Grund aus­drück­lich ge­nannt ha­be.

Selbst bei ei­ner Be­fris­tung oh­ne Sach­grund könne die Kläge­rin kei­nen An­spruch auf Ent­fris­tung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses her­lei­ten. Sie ha­be ih­re Vor­beschäfti­gung an der TU ... of­fen­sicht­lich rechts­miss­bräuch­lich ver­schwie­gen, die­se Verträge sei­en dem Be­klag­ten bis­her nicht be­kannt.
Die durch die Kläge­rin gel­tend ge­mach­ten Verstöße ge­gen ta­rif­recht­li­che Vor­schrif­ten und § 18 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG sei­en un­be­gründet. § 30 Abs. 2 TV-L sei im Ta-


– Sei­te 5 –

rif­ge­biet Ost nicht an­wend­bar. Da­mit würden als Ver­gleichs­maßstab für ei­nen Ein­stel­lungs­an­spruch le­dig­lich die Vor­ga­ben des Art. 33 Abs. 2 GG gel­ten.

Ein et­wai­ger Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 18 Tz­B­fG set­ze vor­aus, das die Kläge­rin ih­re bes­se­re Eig­nung für die Stel­le im Ver­gleich zu dem ein­ge­stell­ten Mit­ar­bei­ter dar­le­ge. Der Tat­be­stand ei­ner In­for­ma­ti­ons­pflicht­ver­let­zung läge schon des­halb nicht vor, weil über das In­ter­net­an­ge­bot des Säch­si­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums für Kul­tus mit­ge­teilt wer­de, dass je­weils zum 01.04.2008 Be­wer­bun­gen für Leh­rer­ein­stel­lun­gen bei der Säch­si­schen Bil­dungs­agen­tur ein­ge­reicht wer­den können und im Be­reich der be­rufs­bil­den­den Schu­len ggf. auch nach dem 01.04.2008 ein­ge­hen­den Be­wer­bun­gen berück­sich­tigt wer­den könn­ten, wenn sie dem Be­darf entsprächen. Das sei für die Erfüllung der Vor­aus­set­zun­gen des § 18 Tz­B­fG aus­rei­chend.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung wird auf die Ent­schei­dungs­gründe (Bl. 73 – 77 d. A.) Be­zug ge­nom­men.
Ge­gen das am 12.12.2008 zu­ge­stell­te En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 28.11.2008 hat die Kläge­rin am 08.01.2009 Be­ru­fung ein­ge­legt und das Rechts­mit­tel am 10.02.2009 be­gründet.

Die Kläge­rin hat un­ter teil­wei­ser Wie­der­ho­lung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­trags ergänzend aus­geführt, es ha­be ent­ge­gen der An­sicht des Ar­beits­ge­richts kein Sach­grund nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Zif­fer 2 Tz­B­fG bei Ver­trags­schluss vor­ge­le­gen. Es stim­me nicht, dass die Be­fris­tung un­mit­tel­bar im An­schluss an das Stu­di­um ver­ein­bart wor­den sei. Die Kläge­rin ha­be nämlich am 01.07.2003 mit Be­ste­hen des Ers­ten Staats­ex­amens bzw. mit dem En­de des Auf­bau­stu­di­ums im Sep­tem­ber 2003 ihr Stu­di­um be­en­det. In­wie­weit der Vor­be­rei­tungs­dienst, al­so das Re­fe­ren­da­ri­at, als Aus­bil­dung gel­ten könne, sei bis­her höchst­rich­ter­lich nicht geklärt. In­ten­ti­on der Re­ge­lung in § 14 Abs. 1 Satz 2 Zif­fer 2 Tz­B­fG sei es ge­we­sen, nach ei­ner Aus­bil­dung oh­ne nen­nens­wer­te Be­rufs­er­fah­rung dem Ab­sol­ven­ten die Möglich­keit zu bie­ten, prak­ti­sche Er­fah­run­gen zu sam­meln. Da­zu ha­be aber der Vor­be­rei­tungs­dienst ge­dient. Es sei auch kei­ne Pro­gno­se hin­sicht­lich der Erfüllung des sach­li­chen Grun­des bei Ver­trags­ab­schluss er­stellt wor­den.

Dem Be­klag­ten sei es auch ver­wehrt, sich auf ei­nen Sach­grund zu be­ru­fen. So sei dem Per­so­nal­rat kein Be­fris­tungs­grund mit­ge­teilt wor­den. Im Hin­blick auf das


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Schrift­for­mer­for­der­nis hätte im Ar­beits­ver­trag aus­drück­lich auf ei­ne Sach­grund­be­fris­tung Be­zug ge­nom­men wer­den müssen.
Die Be­fris­tungs­ab­re­de schei­te­re auch an § 307 Abs. 1 BGB. So sei die ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung nicht klar und verständ­lich. Die Klau­sel im Ar­beits­ver­trag sei auch mehr­deu­tig.

Es sei der Kläge­rin auch nicht ver­wehrt, sich auf die Vor­beschäfti­gung an der TU ... zu be­ru­fen. Der Per­so­nal­bo­gen vom 13.06.2006 sei von der Kläge­rin erst nach Be­gründung des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses ab­ver­langt und aus­gefüllt wor­den. Was die Hilfs­anträge be­tref­fe, so ha­be die Kläge­rin An­spruch auf Ab­schluss ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags ab 01.08.2008. Die Kläge­rin sei hier vom Be­klag­ten nicht auf die zahl­rei­chen un­be­fris­te­ten Ar­beitsplätze hin­ge­wie­sen wor­den. Tatsächlich sei zu Be­ginn des Schul­jah­res 2007/2008 ei­ne Lehr­kraft mit der Fächer­kom­bi­na­ti­on der Kläge­rin am Be­rufs­schul­zen­trum des Land­krei­ses ... un­be­fris­tet ein­ge­stellt wor­den.

Außer­dem fin­de § 30 Abs. 2 Satz 2 TV-L sehr wohl An­wen­dung. So­weit der Ta­rif­ver­trag ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung vor­neh­me, so feh­le es an sach­li­chen Gründen.

Die Kläge­rin be­an­tragt:

1. Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 28.11.2008, Az.: 3 Ca 2274/08, ab­geändert.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht auf Grund der Be­fris­tung mit Ab­lauf des 3.107.2008 hin­aus zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen fort­be­steht.

3. Der be­klag­te Frei­staat wird ver­pflich­tet, die Kläge­rin über den Ab­lauf des 31.07.2008 hin­aus als voll­beschäftig­te Lehr­kraft bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Ent­fris­tungs­ver­fah­rens wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Hilfs­wei­se wird be­an­tragt:

4. Der be­klag­te Frei­staat wird ver­ur­teilt, mit der Kläge­rin ab dem 01.08.2008 ei­nen un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag als voll­beschäftig­te Lehr­kraft mit der wöchent­li­chen Pflicht­stun­den­zahl, die sich je­weils aus der gülti­gen Ver­wal­tungs­vor­schrift des SMK zur Ar­beits­zeit der Lehr­kräfte an


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öffent­li­chen Schu­len er­gibt, mit ei­ner Ein­grup­pie­rung in die Vergütungs­grup­pe II a BAT-O gemäß den Be­din­gun­gen des Ar­beits­ver­tra­ges vom 29.05.2006 ab­zu­sch­ließen.

Äußerst hilfs­wei­se wird be­an­tragt:

5. Der be­klag­te Frei­staat wird ver­ur­teilt, der Kläge­rin ein ent­spre­chen­des Ar­beits­ver­trags­an­ge­bot zu un­ter­brei­ten.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung kos­ten­pflich­tig zurück­zu­wei­sen.

Der Be­klag­te hat un­ter Ver­tei­di­gung der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung auf die Be­ru­fungs­be­gründung er­wi­dert, zum Be­griff des Stu­di­ums zählen nicht nur Hoch­schul-und Fach­stu­di­engänge, son­dern auch an­de­re staat­lich und staat­lich an­er­kann­te Stu­di­engänge, die zu ei­ner ab­ge­schlos­se­nen Aus­bil­dung führen, wie hier das Zwei­te Staats­ex­amen zur Er­lan­gung der Lehr­befähi­gung.

Dass es bei je­dem Be­fris­tungs­grund ei­ner Pro­gno­se hin­sicht­lich der Erfüllung des sach­li­chen Grun­des bedürfe, ent­beh­re jeg­li­cher Grund­la­ge.
Der Be­klag­te sei auch nicht ver­pflich­tet ge­we­sen, dem Per­so­nal­rat ei­nen Be­fris­tungs­grund mit­zu­tei­len, da § 80 Sächs­Pers­VG ei­ne Mit­be­stim­mung bei Be­fris­tun­gen nicht vor­se­he.

Es be­ste­he kein Zi­tier­ge­bot für den Be­fris­tungs­grund im Ar­beits­ver­trag. Ei­ne Ei­ni­gung auf ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung lie­ge auch nicht vor.
Die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung schei­te­re auch nicht an der AGB-Kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 BGB. Die ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung sei völlig klar und ein­deu­tig. Sie ent­hal­te ei­ne Be­fris­tung und ein­deu­tig für die Zeit von zwei Jah­ren.

Die Kläge­rin könne ih­ren Hilfs­an­trag auch nicht er­folg­reich auf die Re­ge­lung des § 18 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG stützen. Sch­ließlich sei die Kläge­rin über die Möglich­keit ei­ner Be­wer­bung in­for­miert wor­den und sie ha­be sich dar­auf­hin auch mit ei­nem Schrei­ben vom 07.03.2008 be­wor­ben. Ab­ge­se­hen da­von han­de­le es sich auch nur um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch, wo­bei es dar­auf an­ge­kom­men wäre, ob die Be­wer­bung der Kläge­rin auch zum Er­folg geführt hätte. Auch § 30 TV-L, wenn über­haupt an­wend­bar, müsse ein­schränkend aus­ge­legt wer­den. Die Re­ge­lung


– Sei­te 8 –

könne nur be­deu­ten, dass be­reits be­fris­tet Beschäftig­te in die Aus­wahl er­mes­sens­feh­ler­frei ein­zu­be­zie­hen sind.

Zur Ergänzung des bei­der­sei­ti­gen Sach­vor­trags im Übri­gen wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

I.


Die Be­ru­fung ist zulässig. Ins­be­son­de­re ist sie ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz statt­haft so­wie recht­zei­tig ein­ge­legt und be­gründet wor­den.


II.

Das Rechts­mit­tel ist je­doch er­folg­los, denn die Kla­ge ist un­be­gründet. Dies hat das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt.

1. Das Ar­beits­ge­richt hat sei­ne Ent­schei­dung da­mit be­gründet, es sei unschädlich, dass die Par­tei­en im Ar­beits­ver­trag vom 29.05.2006 ei­nen Be­fris­tungs­grund nicht ge­nannt ha­ben. We­der der TVöD noch § 14 Abs. 4 Tz­B­fG ent­hiel­ten ein Zi­tier­ge­bot. Es rei­che aus, wenn der Be­fris­tungs­grund ob­jek­tiv vor­lie­ge. Da der Ar­beit­ge­ber be­rech­tigt sei, den Be­fris­tungs­grund aus­zu­tau­schen, wenn er denn nur ob­jek­tiv vor­lie­ge, kom­me es auch nicht dar­auf an, dass die Kläge­rin in den Fra­ge-bögen vom 01.08.2004 und 13.06.2006 ih­re Vor­beschäfti­gun­gen beim Frei­staat nicht an­ge­ge­ben hat­te.

Der be­klag­te Frei­staat könne sich hier auf den sach­li­chen Grund der Be­fris­tung im An­schluss an ei­ne Aus­bil­dung oder ein Stu­di­um, um den Über­gang des Ar­beit­neh-


– Sei­te 9 –

mers in ei­ne An­schluss­beschäfti­gung zu er­leich­tern, be­ru­fen. Die Kläge­rin ha­be im Ju­li 2006 ihr Stu­di­um ab­ge­schlos­sen. Ob­jek­tiv sei da­mit der Tat­be­stand der Be­fris­tung im An­schluss an ein Stu­di­um ge­ge­ben. Die wei­te­re Vor­aus­set­zung, um den Über­gang des Ar­beit­neh­mers in ei­ne An­schluss­beschäfti­gung zu er­leich­tern, sei in je­dem Fall zu be­ja­hen, wo­bei es nicht dar­auf an­kom­me, ob die An­schluss­beschäfti­gung beim Frei­staat er­folgt sei oder nicht.

Da sich der Be­klag­te be­rech­tigt auf § 14 Abs. 1 Satz 2 Zif­fer 2 Tz­B­fG be­ru­fen könne, kom­me es nicht dar­auf an, ob und wel­chen Ein­fluss die Nicht­an­ga­be der Kläge­rin über ih­re Vor­beschäfti­gung in der Zeit vom 01.11.1999 bis 13.12.1999 und vom 01.01.2000 bis 31.01.2000 beim Be­klag­ten in den Per­so­nalbögen vom 01.08.2004 und 13.06.2006 ha­be.

Die Kläge­rin könne auch kei­ne Ansprüche dar­aus her­lei­ten, dass ihr vor Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges ei­ne Ent­fris­tungs­zu­sa­ge er­teilt sei.

Nach dem Ar­beits­ver­trag vom 29.05.2006 be­stim­me sich das Ar­beits­verhält­nis nach BAT-O und den die­sen ergänzen­den, ändern­den oder er­set­zen­den Ta­rif­verträgen in der für den Be­reich der TdL je­weils gel­ten­den Fas­sung. § 2 Abs. 3 des TVöD vom 13.09.2005 be­stim­me, dass Ne­ben­ab­re­den nur wirk­sam sind, wenn sie schrift­lich ver­ein­bart würden. Ei­ne sol­che wirk­sa­me Ne­ben­ab­re­de hätten die Par­tei­en ge­ra­de nicht ge­trof­fen.

Die Kläge­rin könne ih­ren An­spruch auch nicht auf § 30 TV-L oder § 18 Tz­B­fG stützen, denn bei­de Vor­schrif­ten sei­en kei­ne Schutz­vor­schrif­ten. Die feh­len­de In­for­ma­ti­on über zu be­set­zen­de Stel­len be­gründe kei­nen An­spruch der Kläge­rin auf Ent­fris­tung und Wei­ter­beschäfti­gung.
Es kom­me auch nicht dar­auf an, ob und wel­chen Be­fris­tungs­grund der Be­klag­te dem Per­so­nal­rat mit­ge­teilt ha­be. Das Sächs­Pers­VG ha­be dem Per­so­nal­rat kein aus­drück­li­ches Mit­be­stim­mungs­recht bei be­fris­te­ten Ein­stel­lun­gen ein­geräumt.

Ein An­spruch auf Ab­schluss ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges be­ste­he nicht. Hier­zu bedürfe es ent­we­der ei­ner wirk­sa­men Ein­stel­lungs­zu­sa­ge oder es müss­te bei Ver­let­zung be­gründe­ten Ver­trau­ens auf ei­ne Ent­fris­tung ein An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges be­ste­hen.
Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch mit dem Ziel der Be­gründung ei­nes neu­en und un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses be­ste­he eben­falls nicht. Hierfür sei­en die maßge­ben-


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den Vor­aus­set­zun­gen nicht ge­schaf­fen wor­den. Glei­ches gel­te für den äußerst hilfs­wei­se ge­stell­ten An­trag der Kläge­rin, ihr ein ent­spre­chen­des Ver­trags­an­ge­bot zu un­ter­brei­ten.

2. Die Kam­mer folgt den zu­vor kurz zu­sam­men­ge­fass­ten Gründen des Ar­beits­ge­richts und macht sich zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen die dor­ti­gen Ausführun­gen zu Ei­gen. Die Be­ru­fungs­be­gründung recht­fer­tigt kei­ne für die Kläge­rin güns­ti­ge­re Ent­schei­dung.

a) Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en hat mit Ab­lauf der Be­fris­tung am 31.07.2008 ge­en­det. Für die Be­fris­tung vom 01.08.2006 bis 31.07.2008 strei­tet ein sach­li­cher Grund nach § 14 Abs. 1 Nr. 2 Tz­B­fG.

(1) Ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG für die Dau­er von zwei Jah­ren ist im Aus­gangs­fall aus­ge­schlos­sen, da zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig vom 01.11.1999 bis zum 31.01.2000 be­reits ein Ar­beits­verhält­nis be­stan­den hat­te, § 14 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG.

(2) Die Par­tei­en ha­ben vom 01.08.2006 bis zum 31.07.2008 ei­ne wirk­sa­me Be­fris­tung ver­ein­bart, denn die Kläge­rin wur­de im An­schluss an ei­ne Aus­bil­dung ein­ge­stellt, um ihr den Über­gang in ei­ne An­schluss­beschäfti­gung zu er­leich­tern. Die Kläge­rin hat­te im Ju­li 2006 ihr Re­fe­ren­da­ri­at er­folg­reich mit dem II. Staats­ex­amen ab­ge­schlos­sen und da­mit die Befähi­gung zum Lehr­amt an be­rufs­bil­den­den Schu­len in der Fächer­kom­bi­na­ti­on Wirt­schaft und Ver­wal­tung so­wie Ethik und Phi­lo­so­phie er­wor­ben. Bei dem Re­fe­ren­da­ri­at han­delt es sich auch um ei­ne Aus­bil­dung im Sin­ne von § 14 Abs. 1 Nr. 2 Tz­B­fG. Dar­un­ter ist nicht nur die Be­rufs­aus­bil­dung im Sinn von § 10 BBiG zu ver­ste­hen, son­dern auch an­de­re Bil­dungs­maßnah­men, die auf die sys­te­ma­ti­sche Ver­mitt­lung der zur Auf­nah­me ei­ner Er­werbstätig­keit er­for­der­li­chen Kennt­nis­se ge­rich­tet ist und nicht zur Tätig­keit an ei­nem be­stimm­ten Ar­beits­platz befähi­gen sol­len (Tz­B­fG-Gräfl, 2. Auf­la­ge, § 14 Rn 71 m. w. N.). Da­zu gehören auch öffent­lich-recht­li­che Aus­bil­dungs­verhält­nis­se (ErfK/Müller-Glöge, 9. Aufl., Tz­B­fG § 14 Rn 31). Während der Re­fe­ren­dar­zeit wur­de die Kläge­rin auf ih­re späte-


– Sei­te 11 –

re Be­rufstätig­keit vor­be­rei­tet und die Aus­bil­dung en­det mit der II. Staats­prüfung. Da­mit er­wirbt der Kan­di­dat die Lehr­befähi­gung für ei­ne be­stimm­te Fächer­kom­bi­na­ti­on. Da­her liegt ei­ne Aus­bil­dung im wei­tes­ten Sin­ne vor. Im Übri­gen ist Großzügig­keit bei der Aus­le­gung des Be­griffs „Aus­bil­dung“ im Hin­blick auf den Norm­zweck ge­bo­ten. Der Ge­setz­ge­ber woll­te mit der Re­ge­lung den Ein­stieg in das Ar­beits­le­ben und die Auf­nah­me ei­ner Be­rufstätig­keit er­leich­tern (Mei­nel/Heyn/Herms, Tz­B­fG, 3. Aufl., § 14 Rn 45). Die Ver­ein­ba­rung der Be­fris­tung ist hier auch un­strei­tig im An­schluss an die Aus­bil­dung er­folgt.

Mit dem be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag wird der Kläge­rin auch der Über­gang in ei­ne An­schluss­beschäfti­gung er­leich­tert. Nach dem Ge­set­zes­zweck soll der Ar­beit­neh­mer die Möglich­keit er­hal­ten, Be­rufs­er­fah­run­gen zu sam­meln und um da­durch sei­ne Chan­cen auf dem Ar­beits­markt zu ver­bes­sern (Tz­B­fG-Gräfl, 2. Auf­la­ge, § 14 Rn. 76). Die­ser Zweck wird al­lein schon da­durch ge­wahrt, dass der Ar­beit­neh­mer die Möglich­keit zur Ar­beit und da­mit zum Er­werb von be­ruf­li­chen Er­fah­run­gen im An­schluss an sei­ne Aus­bil­dung hat (Mei­nel/Heyn/Herms, Tz­B­fG, 3. Aufl., § 14 Rn 49).

(3) Unschädlich ist, dass die Par­tei­en im Ar­beits­ver­trag vom 29.05.2006 kei­nen Be­fris­tungs­grund an­ge­ge­ben hat­ten. Nach § 14 Abs. 4 Tz­B­fG be­darf die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags zu ih­rer Wirk­sam­keit der Schrift­form. In­so­weit ha­ben die Par­tei­en im vor­ge­nann­ten Ar­beits­ver­trag un­ter § 1 ver­ein­bart, dass die Kläge­rin als Zeit­an­ge­stell­te ab 01.08.2006 bis zum 31.07.2008 ein­ge­stellt wird. Da­mit ist die Be­fris­tungs­ab­re­de schrift­lich fest­ge­hal­ten. Der Sach­grund selbst be­darf kei­ner Ver­ein­ba­rung (BAG, Ur­teil vom 23.06.2004 – 7 AZR 636/03 – AP Tz­B­fG § 14 Nr. 12; Tz­B­fG-Gräfl, 2. Auf­la­ge, § 14 Rn 365). Dem Be­klag­ten ist es auch nicht ver­wehrt, sich auf ei­nen Be­fris­tungs­grund zu be­ru­fen, weil im Ar­beits­ver­trag un­ter § 1 bei den dafür vor­ge­se­he­nen Kästchen nichts an­ge­kreuzt wur­de und un­ter „Grund der Be­fris­tung“ jeg­li­che An­ga­ben feh­len. Ent­schei­dend ist viel­mehr, dass ein sach­li­cher Grund ob­jek­tiv vor­liegt. Ei­ner Ei­ni­gung der Par­tei­en hier­auf be­darf es nicht (BAG, Ur­teil vom 23.06.2003 aaO). Et­was an­de­res gilt für Zweck­be­fris­tun­gen und auflösen­den Be­din­gun­gen, § 21 Tz­B­fG. Wenn es dem Be­klag­ten da­her grundsätz­lich möglich wäre, im Fal­le der tatsächli­chen An­ga­be ei­nes Be­fris­tungs­grun­des die­sen

– Sei­te 12 –

später aus­zu­tau­schen (ErfK/Müller-Glöge, 9. Aufl., Tz­B­fG § 14 Rn 118), so muss es auch zulässig sein, bei feh­len­der An­ga­be ei­nes Sach­grun­des ei­nen sol­chen später nach­zu­schie­ben.

(4) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin verstößt die Be­fris­tungs­ab­re­de auch nicht ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot gemäß § 307 Abs. 1 BGB. Selbst wenn al­le Vor­aus­set­zun­gen für die An­wen­dung des AGB vor­lie­gen soll­ten, so ist die ent­spre­chen­de Klau­sel ge­ra­de nicht un­klar. Ein­deu­tig ist, dass die Kläge­rin als Zeit­an­ge­stell­te beschäftigt wird und auch die Dau­er der Be­fris­tung ist an­ge­ge­ben. Mehr ver­langt we­der die ge­setz­li­che Vor­schrift noch die Recht­spre­chung.

(5) Dem Be­klag­ten ist es auch nicht ver­wehrt, sich auf den hier streit­ge­genständ­li­chen Be­fris­tungs­grund zu be­ru­fen, ob­wohl dem Per­so­nal­rat bei der Ein­stel­lung der Kläge­rin ein sol­cher Grund nicht ge­nannt wur­de. Gemäß § 80 Abs. 1 Nr. 1 Sächs­Pers­VG hat der Per­so­nal­rat zwar bei der Ein­stel­lung mit­zu­be­stim­men, je­doch nicht über die Fra­ge der Be­fris­tung.

(6) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin be­durf­te der Sach­grund hier kei­ner Pro­gno­se des Be­klag­ten. Das mag in ers­ter Li­nie für den Be­fris­tungs­grund der Ver­tre­tung und des vorüber­ge­hen­den Mehr­be­darfs gel­ten, dass die Kläge­rin nach Ab­lauf der Be­fris­tung über mehr Be­rufs­er­fah­rung verfügt und sich da­mit ih­re Chan­cen auf dem Ar­beits­markt ver­bes­sern, be­darf we­der ei­ner ge­son­der­ten Fest­stel­lung, noch ei­ner Pro­gno­se bei Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags.

b) So­weit sich die Kläge­rin auf ei­ne Zu­sa­ge des Be­klag­ten auf Ent­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­ruft, so wird auf die erst­in­stanz­li­chen Ausführun­gen ver­wie­sen. Ih­nen ist nichts hin­zu­zufügen. Im Übri­gen enthält der Vor­trag der Kläge­rin im zwei­ten Rechts­zug nichts Neu­es. Da­her ist auch der äußerst hilfs­wei­se ge­stell­te An­trag auf An­ge­bot ei­nes un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses un­be­gründet.

– Sei­te 13 –

c) So­weit die Kläge­rin mit ih­rem Hilfs­an­trag das Ziel ver­folgt, den Be­klag­ten zu ver­pflich­ten, mit ihr ei­nen un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag ab­zu­sch­ließen, bleibt die Kla­ge un­be­gründet.

Selbst wenn der Be­klag­te ge­gen sei­ne Ver­pflich­tung aus § 18 Tz­B­fG ver­s­toßen ha-ben soll­te, was hier äußerst frag­lich er­scheint, denn der Be­klag­te hat un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, freie Stel­len sei­en im In­ter­net vom Be­klag­ten an­ge­bo­ten wor­den, so könn­te die Kläge­rin im We­ge ei­nes denk­ba­ren Scha­dens­er­satz­an­spru­ches nur dann ob­sie­gen, wenn sie hätte nach­wei­sen können, dass der in­zwi­schen an­der­wei­tig be­setz­te Ar­beits­platz mit ihr hätte be­setzt wer­den müssen (An­nuß/Thüsing-An­nuß, § 18 Rn 6; Mei­nel/Heyn/Herms, Tz­B­fG, 3. Aufl., § 18 Rn 4). Dies hat die Kläge­rin aber, ge­ra­de un­ter dem Ge­sichts­punkt des für den Be­klag­ten gel­ten­den Prin­zips der Bes­ten­aus­le­se, nicht ge­tan. Glei­ches gilt im Übri­gen für § 30 Abs. 2 Satz 2 TV-L. Wo­bei un­ent­schie­den blei­ben kann, ob letz­te­re Vor­schrift über­haupt An­wen­dung fin­det.

3. Im Er­geb­nis war die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz aus vor­ste­hen­den Gründen zurück­zu­wei­sen.

III.

Kos­ten: § 97 Abs. 1 ZPO.

We­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che hat die Kam­mer die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen.


– Sei­te 14 –

Rechts­mit­tel­be­leh­rung:


Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Kläge­rin


Re­vi­si­on

ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Die An­schrift des Bun­des­ar­beits­ge­richts lau­tet:

Post­fach, 99113 Er­furt
oder
Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt
Te­le­fon: (03 61) 26 36 – 0
Te­le­fax: (03 61) 26 36 – 20 00

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb


ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.


Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Be­gründung der Re­vi­si­on müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Pro­zess­be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,


2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­ber­verbänden so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände und Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,


– Sei­te 15 –

3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, die die Vor­aus­set­zun­gen des § 11 Abs. 2 Satz 2 Nr. 5 ArbGG n. F. erfüllen

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift und die Be­gründung un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Bezüglich der Möglich­kei­ten elek­tro­ni­scher Ein­le­gung und Be­gründung der Re­vi­si­on – ei­ne Ein­le­gung per E-Mail ist aus­ge­schlos­sen! – wird ver­wie­sen auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 9. März 2006 (BGBl. I S. 519).

Die Re­vi­si­on kann nur dar­auf gestützt wer­den, dass das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts auf der Ver­let­zung ei­ner Rechts­norm be­ruht.

Für die wei­te­ren Be­tei­lig­ten ist ge­gen die Ent­schei­dung kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

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