HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Sach­sen-An­halt, Ur­teil vom 28.06.2007, 7 Sa 627/06

   
Schlagworte: Arbeitszeit, Teilzeitbeschäftigung, Sperrzeit
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Sachsen-Anhalt
Aktenzeichen: 7 Sa 627/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 28.06.2007
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Halle (Saale), Urteil vom 20.10.2006, 6 Ca 455/06
   

Ak­ten­zei­chen:
7 Sa 627/06
6 Ca 455/06
ArbG

Verkündet am: 28.06.2007

, Jus­tiz­beschäftig­te
als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT

SACHSEN-AN­HALT

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

 

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: 

ge­gen

 

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­ter 

hat die 7. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Sach­sen-An­halt auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 24. Mai 2007 durch den Rich­ter am Ar­beits­ge­richt ….. als Vor­sit­zen­den und die eh­ren­amt­li­chen Rich­te­rin­nen als Bei­sit­ze­rin­nen für Recht er­kannt:

 

Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts – 6 Ca 455/06 – vom 20.10.2006 ab­geändert.

Der Be­klag­te zu 2) wird ver­ur­teilt, ei­ner Ver­rin­ge­rung der Wo­chen­ar­beits­zeit der Kläge­rin von bis­lang 40 auf künf­tig 33 St­un­den bei ei­ner re­gelmäßigen tägli­chen Ar­beits­zeit von

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Mon­tag bis Don­ners­tag von 8.00 bis 12.30 Uhr und von 13.00 bis 15.30 Uhr so­wie Frei­tag von 8.00 bis 13.00 Uhr zu­zu­stim­men.

Im Übri­gen wird die Be­ru­fung zurück­ge­wie­sen.

Die Ge­richts­kos­ten tra­gen die Kläge­rin und die Be­klag­te zu 1) und der Be­klag­te zu 2) (als Ge­samt­schuld­ner) je zur Hälf­te. Die außer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Be­klag­ten zu 3), zu 4), zu 5) trägt die Kläge­rin; von den außer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Kläge­rin tra­gen die Be­klag­te zu 1) und der Be­klag­te zu 2) 2/5; im Übri­gen tra­gen sie die Par­tei­en selbst.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen An­spruch der Kläge­rin auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit.

Die am …. ge­bo­re­ne Kläge­rin ist seit dem 12.06.1995 bei der Rechts­an­walts­kanz­lei des Be­klag­ten zu 2) als Rechts­an­walts­fach­an­ge­stell­te mit ei­nem Brut­to­mo­nats­ge­halt von 1.700,-- € bei ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 40 St­un­den beschäftigt. Die An­walts­kanz­lei des Be­klag­ten zu 2) ist seit dem Aus­schei­den des Ge­sell­schaf­ters Mägel ei­ne Ein­zel­kanz­lei des Be­klag­ten zu 2), in der u. a. die Be­klag­ten zu 3), zu 4) und zu 5) als wei­te­re Rechts­anwälte an­ge­stellt sind.

Vom 15.02.2005 bis zum 15.02.2006 be­fand sich die Kläge­rin in El­tern­zeit. Zwi­schen der Kläge­rin und dem Be­klag­ten zu 2) fan­den En­de 2005, An­fang 2006 Gespräche über ei­ne von der Kläge­rin gewünsch­ten re­du­zier­ten Ar­beits­zeit nach Wie­der­auf­nah­me der Tätig­keit als Rechts­an­walts­fach­an­ge­stell­te statt. Mit Schrei­ben vom 16.01.2006 un­ter­brei­te­te die Kläge­rin dem Be­klag­ten zu 2) ei­nen Vor­schlag für die Ver­tei­lung ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 33 St­un­den. Hier­nach soll­te die Tätig­keit Mon­tag bis Don­ners­tag von 8.30 bis 12.30 Uhr so­wie von 13.00 bis 16.00 Uhr und am Frei­tag von 8.30 bis 13.30 Uhr

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er­fol­gen (we­gen des In­halts des Schrei­bens der Kläge­rin vom 16.01.2006 wird auf Bl. 11 d. A. Be­zug ge­nom­men).

Mit Schrei­ben vom 30.01.2006 lehn­te der Be­klag­te zu 2) den Vor­schlag - ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit - aus be­trieb­li­chen Gründen ab (we­gen des Schrei­bens des Be­klag­ten zu 2 vom 30.01.2006 wird auf Bl. 12 d. A. Be­zug ge­nom­men).

Mit ih­rer am 27.02.2006 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge­schrift be­gehr­te die Kläge­rin bei Ver­rin­ge­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von bis­lang 40 auf 33 St­un­den ei­ne Ver­tei­lung der tägli­chen Ar­beits­zeit von Mon­tag bis Don­ners­tag von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 13.00 bis 16.00 Uhr und Frei­tag von 8.30 bis 13.30 Uhr.

Das eben­falls am 27.02.2006 beim Ar­beits­ge­richt anhängig ge­mach­te einst­wei­li­ge Verfügungs­ver­fah­ren ist am 08.03.2006 durch fol­gen­den Ver­gleich be­en­det wor­den:

„1. Die verfügungs­be­klag­te Par­tei stimmt ei­ner Ver­rin­ge­rung der Wo­chen­ar­beits­zeit der Verfügungskläge­rin von bis­lang 40 St­un­den auf 33 St­un­den bei ei­ner re­gelmäßigen tägli­chen Ar­beits­zeit von sie­ben St­un­den von Mon­tag bis Don­ners­tag ver­teilt von 8.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr so­wie Frei­tag fünf St­un­den von 8.30 bis 13.30 Uhr, bis zu ei­ner rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che, Az. 6 Ca 455/06, zu.

2. Da­mit ist das vor­lie­gen­de einst­wei­li­ge Verfügungs­ver­fah­ren er­le­digt.“

Mit Schrift­satz vom 27.07.2006, der dem Be­klag­ten zu 2) vor­ab per Fax und am 01.08.2006 per Emp­fangs­be­kennt­nis zu­ge­stellt wor­den ist, hat die Kläge­rin den An­trag um­ge­stellt und nun­mehr die Ver­tei­lung der tägli­chen Ar­beits­zeit von Mon­tag bis Don­ners­tag von 8.00 bis 12.30 Uhr und von 13.00 bis 15.30 Uhr so­wie Frei­tag von 8.00 bis 13.00 Uhr be­gehrt.
Die Kläge­rin hat die An­sicht ver­tre­ten, be­trieb­li­che Gründe stünden der be­gehr­ten Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit nicht ent­ge­gen. Um bei Be­darf auch mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln ih­ren Sohn bis Sch­ließung der Kin­der­ta­gesstätte um 17.00 Uhr ab­ho­len zu können, müsse nun­mehr die tägli­che Ar­beits­zeit spätes­tens um 15.30 Uhr en­den.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

die Be­klag­ten wer­den ver­ur­teilt, ei­ne Ver­rin­ge­rung der Wo­chen­ar­beits­zeit der Kläge­rin von bis­lang 40 auf künf­tig 33 St­un­den bei ei­ner re­gelmäßigen tägli­chen Ar­beits­zeit von Mon­tag bis Don­ners­tag von 8.00 bis 12.30 Uhr so­wie von 13.00 bis 15.30 Uhr so­wie Frei­tag von 8.00 bis 13.00 Uhr zu­zu­stim­men.

Die Be­klag­ten ha­ben be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­ten ha­ben die Auf­fas­sung ver­tre­ten, der von der Kläge­rin be­gehr­ten Ver­tei­lung der Ar­beit stünden be­trieb­li­che Gründe ent­ge­gen. Al­le Kanz­lei­en der Be­klag­ten hätten für al­le Mit­ar­bei­ter ei­ne einstündi­ge Mit­tags­pau­se vor­ge­se­hen. Dies sei er­for­der­lich, da an­sons­ten nicht gewähr­leis­tet sei, dass mon­tags bis don­ners­tags je­weils bis 18.00 Uhr Rechts­an­walts­fach­an­ge­stell­te bei der Be­klag­ten tätig sind. Die Kläge­rin sei ins­be­son­de­re auch nicht dar­auf an­ge­wie­sen, be­reits um 15.30 Uhr die Kanz­lei zu ver­las­sen. Wie sich aus ent­spre­chen­den Re­cher­chen ein­deu­tig er­ge­be, sei die Kläge­rin nicht von öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln abhängig.

Zu­dem müsse sich die Kläge­rin an ih­re ursprüng­lich be­gehr­te Ver­tei­lung hal­ten und könne nicht oh­ne wei­te­res ei­nen geänder­ten Ver­tei­lungs­an­spruch stel­len.

Mit Ur­teil vom 20.10.2006 hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Zur Be­gründung hat das Ar­beits­ge­richt im We­sent­li­chen aus­geführt, dem An­spruch auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit stünde be­reits § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ent­ge­gen. Die Kläge­rin ha­be die dort ge­nann­te Frist von drei Mo­na­ten nicht ein­ge­hal­ten. Zu­dem sei die Kläge­rin an ih­ren An­trag in der Kla­ge­schrift vom 27.02.2006 bzw. in dem An­schrei­ben an die Be­klag­ten vom 16.01.2006 ge­bun­den. An die­se gewünsch­te Ver­tei­lung müsse sich die Kläge­rin fest­hal­ten las­sen. Sch­ließlich stünden dem Ver­tei­lungs­ver­lan­gen der Kläge­rin auch be­trieb­li­che Gründe der Be­klag­ten ent­ge­gen.

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Ge­gen das der Kläge­rin am 25.10.2006 zu­ge­stell­te Ur­teil wen­det sich die am 24.11.2006 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­ne und – nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 25.01.2007 – am 25.01.2007 be­gründe­te Be­ru­fung der Kläge­rin.

Die Kläge­rin ist der An­sicht, die Nicht­ein­hal­tung der Frist nach § 8 Abs. 2 Tz­B­fG führe nicht zur Un­wirk­sam­keit des An­trags auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit. Zu­dem hätten die Be­klag­ten auch auf die Rüge der Nicht­ein­hal­tung der Frist ver­zich­tet. Der ursprüng­li­che Ver­rin­ge­rungs­an­trag sei zu Un­recht von den Be­klag­ten ab­ge­lehnt wor­den. Be­trieb­li­che Gründe, die der be­gehr­ten Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit ent­ge­genstünden, lägen nicht vor. Es feh­le be­reits an ei­nem nach­voll­zieh­ba­ren Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept. Der Ar­beits­zeit­wunsch der Kläge­rin sei pro­blem­los in das Kon­zept der be­klag­ten Par­tei in­te­grier­bar.

Der geänder­te An­trag hin­sicht­lich der Ver­tei­lung im Lau­fe des Pro­zes­ses re­sul­tie­re auf­grund ei­nes Kanz­lei­um­zugs der Be­klag­ten. Bei der jet­zi­gen Ar­beitsstätte müsse auf­grund der Ver­kehrs­zei­ten der öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel die Ar­beits­zeit be­reits um 15.30 Uhr be­en­det wer­den. Der in dem Schrift­satz vom 27.07.2006 ge­stell­te Ver­rin­ge­rungs- und Ver­tei­lungs­an­trag sei dem­nach nach Maßga­be ei­nes drei Mo­na­te später lie­gen­den Be­ginns der be­gehr­ten Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung und -ver­tei­lung wirk­sam. Um die Wir­kung ei­nes auch außer­pro­zes­su­al wirk­sa­men neu­en Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rungs­an­trags zu er­rei­chen, ha­be die Kläge­rin den An­trag vom 27.07.2006 den Be­klag­ten auch di­rekt ge­gen Emp­fangs­be­kennt­nis zu­ge­stellt.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

1. das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts vom 20.10.2006 (Az. 6 Ca 455/06) ab­zuändern und nach den Schluss­anträgen ers­ter In­stanz zu er­ken­nen,

2. die Kos­ten des Rechts­streits der be­ru­fungs­be­klag­ten Par­tei auf­zu­er­le­gen.

Die Be­ru­fungs­be­klag­ten be­an­tra­gen,

die Be­ru­fung ab­zu­wei­sen.

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Die Be­klag­ten mei­nen, die Kla­ge ge­genüber den Be­klag­ten zu 2 – 5 sei be­reits des­halb un­be­gründet, weil die be­trof­fe­nen Per­so­nen, die hier nicht als Ge­sell­schaf­ter in An­spruch ge­nom­men wer­den, son­dern als Ein­zel­per­so­nen, je­den­falls als Ein­zel­per­so­nen nicht Ar­beit­ge­ber der Kläge­rin sei­en. Als Ar­beit­ge­ber käme viel­mehr die Be­klag­te zu 1) in Be­tracht. Nach Aus­schei­den des Ge­sell­schaf­ters Mägel bestünde je­doch nur noch die Ein­zel­kanz­lei des Be­klag­ten zu 2).

Der be­gehr­ten Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit stünden be­trieb­li­che Gründe ent­ge­gen. Die Ein­hal­tung der einstündi­gen Mit­tags­pau­se ist Teil ei­nes be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zepts der Kanz­lei­en des Be­klag­ten zu 2). Nur so könne gewähr­leis­tet wer­den, dass die Kanz­lei­en bis 18.00 Uhr an den Werk­ta­gen be­setzt sind. Ei­ne Re­du­zie­rung der einstündi­gen Mit­tags­zeit auf ei­ne hal­be St­un­de führe da­zu, dass wei­te­re Kanz­lei­an­ge­stell­te die einstündi­ge Mit­tags­zeit nicht mehr ein­hal­ten würden. Auch der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz stünde ei­ner Aus­nah­me­re­ge­lung für die Kläge­rin ent­ge­gen. Ins­be­son­de­re sei kein Grund er­sicht­lich, war­um nicht an der Ver­tei­lung, wie in dem ge­richt­li­chen Ver­gleich im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren vor­ge­nom­men, fest­ge­hal­ten wer­den könne. Die Kläge­rin sei nicht auf öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel an­ge­wie­sen.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en in der Be­ru­fung wird auf ih­re in der zwei­ten In­stanz ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.


Ent­schei­dungs­gründe:

Die zulässi­ge Be­ru­fung der Kläge­rin ist zum Teil be­gründet.

I.
Die statt­haf­te (§§ 8, 64 Abs. 1 ArbGG), form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­te und be­gründe­te Be­ru­fung ist zulässig (§§ 64 Abs. 2 b, 66 Abs. 1, 66 Abs. 6 ArbGG; 519 Abs. 2, 520 ZPO).

II.

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Die Be­ru­fung der Kläge­rin ist im Hin­blick auf den Be­klag­ten zu 2 be­gründet. Im Übri­gen ist sie we­gen feh­len­der Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on zurück­zu­wei­sen.

1.
Die Kla­ge auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit ist zulässig.

Das von der Kläge­rin ver­folg­te Be­geh­ren ist hin­rei­chend be­stimmt, §§ 46 Abs. 2 ArbGG, 495, 253 Abs. 2 Zif­fer 2 ZPO.

So­weit die Kläge­rin die Zu­stim­mung des Be­klag­ten zur Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit be­gehrt, ist die An­ga­be ei­nes Da­tums, zu­dem die Ver­tragsände­rung wirk­sam wer­den soll, ent­behr­lich. Der Be­ginn er­gibt sich aus dem Ge­setz. Mit Rechts­kraft ei­nes ob­sie­gen­den Ur­teils gilt die Zu­stim­mung des Be­klag­ten nach § 894 ZPO als er­teilt (BAG vom 23.11.2004 – 9 AZR 644/03 – Ju­ris Rz 15).

Die teil­wei­se Kla­geände­rung im An­trag vom 27.07.2006, in dem die Kläge­rin statt ei­ner Ver­tei­lung der Wo­chen­ar­beits­zeit auf nach­mit­tags bis 16.00 Uhr nun­mehr auf nach­mit­tags bis 15.30 Uhr ver­langt hat, ist ei­ne zulässi­ge Kla­geände­rung nach §§ 46 Abs. 2 ArbGG, 495, 263 ZPO. Die Kla­geände­rung ist sach­dien­lich. Die Par­tei­en strei­ten ent­schei­dend dar­um, ob ei­ne Re­du­zie­rung der Mit­tags­zeit von ei­ner hal­ben St­un­de möglich ist.

2.
Die Kla­ge ist nur hin­sicht­lich des Be­klag­ten zu 2) be­gründet.

2.1.
Rich­ti­ger Be­klag­ter bei der Durch­set­zung des An­spru­ches auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit nach § 8 Tz­B­fG ist der Ar­beit­ge­ber. Ei­ne Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts ist im Zi­vil­pro­zess ak­tiv und pas­siv par­teifähig (BGH vom 29.01.2001, BGHZ 146, 341). Die Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts ist auch fähig, Ar­beit­ge­ber zu sein (BAG vom 01.12.2004 – 5 AZR 597/03 -, BA­GE 113, 50 – 55: die Kla­ge war ge­gen ei­ne Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts er­ho­ben, die Ar­beit­ge­berfähig­keit der GbR wur­de dem­nach vom Bun­des­ar­beits­ge­richt be­jaht).

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Die Kla­ge der Kläge­rin wäre dem­nach nur ge­gen die Be­klag­te zu 1) zu rich­ten ge­we­sen. Erst­mals in der Be­ru­fung wies je­doch der Be­klag­te zu 2) dar­auf hin, dass die Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts nicht mehr exis­tie­re. Dem­nach ist ein­zig rich­ti­ger Be­klag­ter der Be­klag­te zu 2). Da das Vor­brin­gen des Be­klag­ten zu 2) hin­sicht­lich der nicht mehr exis­ten­ten Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts erst in der Be­ru­fung er­folg­te, ist in der Kos­ten­ent­schei­dung berück­sich­tigt.

2.2
Die Kla­ge ist ge­gen den Be­klag­ten zu 2) be­gründet. Die Kläge­rin hat ge­gen den Be­klag­ten zu 2) ei­nen An­spruch auf Zu­stim­mung zur Ver­rin­ge­rung sei­ner Ar­beits­zeit in dem von ihr be­gehr­ten Um­fang und de­ren gewünsch­te Fest­le­gung. Dies er­gibt sich aus § 8 Abs. 4 Satz 1 Tz­B­fG.

a.
Die all­ge­mei­nen Vor­aus­set­zun­gen von § 8 Tz­B­fG sind erfüllt: Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en be­steht länger als sechs Mo­na­te (§ 8 Abs. 1 Tz­B­fG). Der Be­klag­te zu 2) beschäftigt in der Re­gel mehr als 15 Ar­beit­neh­mer (§ 8 Abs. 7 Tz­B­fG).

b.
Die Kläge­rin ist nicht ge­hin­dert, ih­ren zu­letzt ge­stell­ten An­trag auf Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit von Mon­tag bis Don­ners­tag von 8.00 bis 12.30 Uhr und von 13.00 bis 15.30 Uhr so­wie am Frei­tag von 8.00 bis 13.30 Uhr durch­zu­set­zen. Der An­spruch auf Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit setzt vor­aus, dass der Ar­beit­neh­mer die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit und de­ren Um­fang recht­zei­tig be­an­tragt und im Zu­sam­men­hang mit die­sem An­trag sei­nen Ver­tei­lungs­wunsch äußert (§ 8 Abs. 2 Satz 1 u. 2 Tz­B­fG). Da­bei kann der Ar­beit­neh­mer ent­schei­den, ob er aus­sch­ließlich die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit be­an­tragt und dem Ar­beit­ge­ber überlässt, die ver­blei­ben­de Ar­beits­zeit zu ver­tei­len (§ 106 Ge­wO), oder ob er außer­dem ei­ne auf be­stimm­te Ta­ges­stun­den ver­teil­te Ar­beits­zeit wünscht. Un­ge­ach­tet der Fra­ge, ob der Ar­beit­neh­mer den Ver­tei­lungs­wunsch zu­gleich mit dem Ver­rin­ge­rungs­an­trag zu stel­len hat, oder ob er die­sen bis zur Erörte­rung mit dem Ar­beit­ge­ber zurück­stel­len kann, ist er an sei­ne Erklärung ge­bun­den. Dies gilt so­wohl hin­sicht­lich der „frei­en“ Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit als auch für den ge­stell­ten Ver­tei­lungs­an­trag. Bei­de Anträge sind auf den Ab­schluss ei­nes Ver­tra­ges ge­rich­tet mit der Fol­ge, dass der Ar­beit­neh­mer hier­an ge­bun­den ist (§ 145 BGB). Hat der Ar­beit­neh­mer

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kei­nen Ver­tei­lungs­wunsch geäußert, kann er die­sen im Rechts­streit nicht „nach­schie­ben“. Eben­so ist er nicht ge­hin­dert, ei­nen ein­mal geäußer­ten Wunsch zu ändern. Dem Ar­beit­neh­mer ver­bleibt nur, er­neut die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit zu be­an­tra­gen und da­bei die Fest­le­gung der nun­mehr gewünsch­ten Ver­tei­lung zu ver­lan­gen. Hat der Ar­beit­ge­ber den zunächst ge­stell­ten An­trag des Ar­beit­neh­mers zu Recht aus be­trieb­li­chen Gründen ab­ge­lehnt, kann die neu­er­li­che Gel­tend­ma­chung nur er­folg­reich sein, wenn die zweijähri­ge Sperr­frist des § 8 Abs. 6 Tz­B­fG ab­ge­lau­fen ist (BAG vom 23.11.2004 – 9 AZR 644/03 – Ju­ris, Rz 25).

Die Kläge­rin hat in dem Schrift­satz vom 27.07.2006 die Fest­le­gung der nun­mehr gewünsch­ten Ver­tei­lung zu Recht ver­langt, die zweijähri­ge Sperr­frist des § 8 Abs. 6 Tz­B­fG steht dem nicht ent­ge­gen.

(1)
Der An­trag im Schrift­satz vom 27.07.2006, der dem Be­klag­ten zu 2) vor­ab per Fax und dann von An­walt zu An­walt per EB zu­ge­stellt wor­den ist, stellt ein neu­er­li­ches rechts­geschäft­li­ches Ver­trags­an­ge­bot dar. In der Pro­zess­hand­lung liegt auch ein ma­te­ri­ell­recht­li­ches Rechts­geschäft, das Ver­trags­an­ge­bot der Kläge­rin. Die den Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin aus­ge­stell­te Pro­zess­voll­macht er­streckt sich auf die­se ma­te­ri­ell­recht­li­che Erklärung.

Der vor­lie­gen­de Sach­ver­halt un­ter­schei­det sich in­so­fern auch von dem Sach­ver­halt, der der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 23.11.2004 – 9 AZR 644/03 – zu­grun­de lag. Die Re­vi­si­on rich­te­te sich ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Nie­der­sach­sen vom 26.06.2003 (4 Sa 1306/02, Ju­ris). Der in die­sem Ver­fah­ren von der Kläge­rin erst­in­stanz­lich ge­stell­te Sach­an­trag ist erst vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt da­hin­ge­hend geändert wor­den, dass an­statt ei­ner Ver­tei­lung der be­gehr­ten Re­du­zie­rung auf 25 St­un­den pro Wo­che auf die Wo­chen­ta­ge Mon­tag bis Frei­tag von je­weils 8.00 bis 13.00 Uhr nun­mehr ei­ne Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit auf drei auf­ein­an­der fol­gen­den Wo­chen­ta­gen mit je­weils 8,333 St­un­den be­gehrt wor­den ist.

(2)
Die Sperr­frist des § 8 Abs. 6 Tz­B­fG dient der Pla­nungs­si­cher­heit des Ar­beit­ge­bers und dem Be­triebs­frie­den. Der Ar­beit­neh­mer kann ein er­neu­tes Ver­lan­gen auf Ver­rin­ge­rung der

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Ar­beits­zeit erst nach Ab­lauf von zwei Jah­ren stel­len. Die Frist be­ginnt al­ler­dings erst, wenn der Ar­beit­ge­ber der Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit zu­stimmt oder sie be­rech­tigt ab­ge­lehnt hat. Ei­ne un­be­rech­tig­te Ab­leh­nung der Ver­lan­gens durch den Ar­beit­ge­ber löst kei­ne Sperr­frist aus (Münch­ner Kom­men­tar – Müller-Glöge, 4. Aufl., § 8 Tz­B­fG Rz 40, 41; ErfK/Preis, 7. Aufl., § 8 Tz­B­fG Rn 48). Da­her ist die Be­rech­ti­gung der ers­ten Ab­leh­nung in­zi­den­ter im Rah­men ei­nes er­neu­ten Ver­lan­gens nach Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit zu prüfen (Münch­ner Kom­men­tar – Müller-Glöge, aaO, Rz 41; ErfK/Preis, aaO).

(3)
Der Be­klag­te zu 2) hat das Ver­lan­gen der Kläge­rin vom 16.01.2006 zu Un­recht ab­ge­lehnt. Dem Ver­lan­gen der Kläge­rin nach Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit mit dem ver­bun­de­nen Wunsch auf Fest­le­gung der La­ge der Ar­beits­zeit ste­hen kei­ne be­trieb­li­chen Gründe ent­ge­gen.

Ob dem Ver­lan­gen nach Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit ver­bun­de­nen Wunsch auf Fest­le­gung der La­ge der Ar­beits­zeit genügend ge­wich­ti­ge be­trieb­li­che Gründe ent­ge­gen­ste­hen, ist in drei Stu­fen zu prüfen.

In der ers­ten Stu­fe ist fest­zu­stel­len, ob über­haupt und, wenn ja, wel­ches be­trieb­li­che Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept der vom Ar­beit­ge­ber als er­for­der­lich an­ge­se­he­ner Ar­beits­zeit­re­ge­lung zu­grun­de liegt. Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept ist das Kon­zept, mit dem die un­ter­neh­me­ri­sche Auf­ga­ben­stel­lung im Be­trieb ver­wirk­licht wer­den soll. Die Dar­le­gungs­last dafür, dass das Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept die Ar­beits­zeit­re­ge­lung be­dingt, liegt beim Ar­beit­ge­ber. Die Rich­tig­keit sei­nes Vor­trags ist un­ein­ge­schränkt über­prüfbar. Die dem Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept zu­grun­de lie­gen­de un­ter­neh­me­ri­sche Auf­ga­ben­stel­lung und die dar­aus ab­ge­lei­te­ten or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ent­schei­dun­gen sind hin­zu­neh­men, so­weit sie nicht willkürlich sind. Voll über­prüfbar ist da­ge­gen, ob das vor­ge­tra­ge­ne Kon­zept auch tatsächlich im Be­trieb durch­geführt wird.

In der zwei­ten Stu­fe ist zu prüfen, in­wie­weit die Ar­beits­zeit­re­ge­lung dem Ar­beits­zeit­ver­lan­gen des Ar­beit­neh­mers tatsächlich ent­ge­gen­steht. Da­bei ist auch der Fra­ge nach­zu­ge­hen, ob durch ei­ne dem Ar­beit­ge­ber zu­mut­ba­re Ände­rung von be­trieb­li­chen Abläufen oder des Per­so­nal­ein­sat­zes der be­trieb­lich als er­for­der­lich

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an­ge­se­he­ne Ar­beits­zeit­be­darf un­ter Wah­rung Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zepts mit dem in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit­wunsch des Ar­beit­neh­mers in Ein­klang ge­bracht wer­den kann.

Er­gibt sich, dass das Ar­beits­zeit­ver­lan­gen des Ar­beit­neh­mers nicht mit dem or­ga­ni­sa­to­ri­schen Kon­zept und der dar­aus fol­gen­den Ar­beits­zeit­re­ge­lung in Übe­rein­stim­mung ge­bracht wer­den kann, ist in der drit­ten Stu­fe das Ge­wicht der ent­ge­gen­ste­hen­den be­trieb­li­chen Gründe zu prüfen: Wer­den durch die vom Ar­beit­neh­mer gewünsch­te Ab­wei­chung die in § 8 Abs. 4 Satz 2 Tz­B­fG ge­nann­ten be­son­de­ren be­trieb­li­chen Be­lan­ge oder das be­trieb­li­che Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept und die ihm zu­grun­de lie­gen­de un­ter­neh­me­ri­sche Auf­ga­ben­stel­lung we­sent­lich be­ein­träch­tigt? (BAG vom 14.10.2003 – 9 AZR 636/02 – Ju­ris, Rz 44 – 46).

Un­ter Zu­grun­de­le­gung die­ses Prüfungs­sche­mas ste­hen dem Ar­beits­zeit­ver­lan­gen der Kläge­rin kei­ne be­trieb­li­chen Gründe ent­ge­gen.

So­weit in der Ent­schei­dung des Be­klag­ten zu 2) – ein­heit­li­che Re­ge­lung der Mit­tags­pau­se von 12.00 bis 13.00 Uhr – ein Kon­zept ge­se­hen wer­den kann, mit dem die un­ter­neh­me­ri­scher Auf­ga­ben­stel­lung im Be­trieb ver­wirk­licht wer­den soll, und ei­ne Kürzung der einstündi­gen Mit­tags­pau­se auf ei­ne hal­be St­un­de die­sem Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept ent­ge­gen­steht, steht die­se Ar­beits­zeit­re­ge­lung dem Ar­beits­zeit­ver­lan­gen der Kläge­rin tatsächlich aber nicht ent­ge­gen. Es ist dem Be­klag­ten zu 2) zu­mut­bar un­ter Wah­rung des Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zepts, den als be­trieb­lich als er­for­der­lich an­ge­se­he­nen Ar­beits­zeit­be­darf mit dem in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit­wunsch der Kläge­rin in Ein­klang zu brin­gen. Es ist oh­ne wei­te­res möglich, dass die Kläge­rin in der Zeit von 12.00 bis 12.30 Uhr Tätig­kei­ten als Rechts­an­walts­an­ge­stell­te wahr­nimmt. Dies wur­de auch von dem Be­klag­ten zu 2) in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor der Kam­mer nicht in Ab­re­de ge­stellt. In­so­fern grei­fen auch nicht die Erwägun­gen des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes. Be­reits auf­grund der re­du­zier­ten Ar­beits­zeit liegt ein nicht ver­gleich­ba­rer Sach­ver­halt mit den voll­zeit­beschäftig­ten Kanz­lei­an­ge­stell­ten vor. Zu­dem ist es durch­aus nach­voll­zieh­bar, dass bei ei­ner re­du­zier­ten Ar­beits­zeit sich auch die Pau­sen­zei­ten re­du­zie­ren können. Die Befürch­tung des Be­klag­ten zu 2), dass mit ei­ner re­du­zier­ten Mit­tags­pau­se für die Kläge­rin in al­len Kanz­lei­en das Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept mit der Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit un­ter Zu­grun­de­le­gung ei­ner einstündi­gen Mit­tags­pau­se nicht mehr durch­setz­bar wäre, ist ob­jek­tiv nicht be­gründ­bar.

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Maßgeb­li­cher Grund für die Ab­leh­nung des Ar­beits­zeit­ver­tei­lungs­wun­sches der Kläge­rin ist, dass der Be­klag­te zu 2) die Er­for­der­lich­keit der von der Kläge­rin gewünsch­ten Ar­beits­zeit­ver­tei­lung er­heb­lich in Zwei­fel stellt. Ob die von der Kläge­rin auf­geführ­ten Gründe für die gewünsch­te Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit tatsächlich be­ste­hen, ist für den Rechts­streit aber nicht maßgeb­lich. Auf Sei­ten des Ar­beit­neh­mers sind kei­ne Gründe für den Teil­zeit­an­spruch er­for­der­lich. Aus die­sem Grun­de fin­det auch kei­ne Abwägung der be­trieb­li­chen Gründe mit den Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen an Teil­zeit statt (ErfK/Preis, 7. Aufl., § 8 Tz­B­fG, Rz 25 m.w.N.).

(4)
Das ursprüng­li­che Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung und -ver­tei­lungs­ver­lan­gen der Kläge­rin vom 16.01.2006 ist von dem Be­klag­ten zu 2) auch nicht we­gen Nicht­ein­hal­tung der Frist des § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG zurück­ge­wie­sen wor­den. Nach § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG muss die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit „spätes­tens drei Mo­na­te vor de­ren Be­ginn“ gel­tend ge­macht wer­den. Die man­geln­de Ein­hal­tung der Frist ist je­den­falls oh­ne Be­deu­tung, wenn der Ar­beit­ge­ber trotz­dem die Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung mit dem Ar­beit­neh­mer oh­ne Vor­be­halt erörtert. Hier­in ist ein Ver­zicht auf die aus­sch­ließlich zu sei­nem Schutz be­stimm­te ge­setz­li­che Min­dest­frist zu se­hen (BAG vom 14.10.2003 – 9 AZR 636/02 – Ju­ris, Rz 37). Der Be­klag­te zu 2) hat die be­gehr­te Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung und -ver­tei­lung mit der Kläge­rin vor­be­halt­los erörtert. Ge­ra­de die Pau­sen­re­ge­lung von ei­ner St­un­de war von An­fang an Ge­gen­stand der Dis­kus­si­on über die Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit.

Darüber hin­aus ist das kurz­fris­tig ge­stell­te Teil­zeit­ver­lan­gen, das die Ankündi­gungs­frist des § 8 Abs. 2 Tz­B­fG nicht wahrt, der Aus­le­gung zugäng­lich. Wird von ei­nem Ar­beit­neh­mer ein zu früher Be­ginn der Ände­rung von Ar­beits­zeit und de­ren Ver­tei­lung gewünscht, so ist re­gelmäßig da­von aus­zu­ge­hen, dass es dem Ar­beit­neh­mer vor al­lem um das Ob der Ver­rin­ge­rung und erst in zwei­ter Li­nie um den Zeit­punkt der Ver­rin­ge­rung geht. Re­gelmäßig wird des­halb ein Ver­rin­ge­rungs­ver­lan­gen je­den­falls hilfs­wei­se auf ei­nen Zeit­punkt ge­rich­tet sein, zu dem der Ar­beit­neh­mer den Be­ginn der Ver­rin­ge­rung nach den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen ver­lan­gen kann (BAG vom 20.07.2004 – 9 AZR 626/03 – Ju­ris, Rz 25).

c.

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Aus den oben un­ter b. (3) erörter­ten Gründen ste­hen dem im Schrift­satz vom 27.07.2006 geänder­ten Be­geh­ren der Kläge­rin auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit kei­ne be­trieb­li­chen Gründe ent­ge­gen. Aus den un­ter (4) ge­nann­ten Gründen ist es unschädlich, dass in dem Ver­lan­gen auf Ver­rin­ge­rung und Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit im Schrift­satz vom 27.07.2006 die Drei­mo­nats­frist nicht ge­nannt wur­de. Dies hat nicht die Un­wirk­sam­keit des Ände­rungs­ver­lan­gens zur Fol­ge, viel­mehr ver­schiebt sich nur der Zeit­punkt des Voll­zugs.

III.
Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf den §§ 97 Abs. 1 u. Abs. 2; 100 ZPO. Die Be­klag­te zu 1) hätte be­reits im ers­ten Rechts­zug gel­tend ma­chen können, dass sie als Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts nicht mehr exis­tiert.

IV.
Die Re­vi­si­on ist für den Be­klag­ten zu 2) im Hin­blick auf die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 23.11.2004 – 9 AZR 644/03 – zu­ge­las­sen wor­den. So­weit das Bun­des­ar­beits­ge­richt in der ge­nann­ten Ent­schei­dung bei in­ner­halb ei­nes Rechts­streits ge­stell­tem Sach­an­trag ge­ne­rell kein neu­er­li­ches rechts­geschäft­li­ches Ver­trags­an­ge­bot sieht, wären die Vor­aus­set­zun­gen der Zu­las­sung der Re­vi­si­on nach § 72 Abs. 2 Nr. 2 ArbGG ge­ge­ben.

Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on für die Kläge­rin sind nicht ge­ge­ben. Bei dem vor­lie­gen­den Rechts­streit han­de­le es sich um ei­nen Ein­zel­fall, so dass die An­nah­me grundsätz­li­cher Be­deu­tung nicht ge­recht­fer­tigt wäre. Darüber hin­aus weicht die Ent­schei­dung nicht von den Grundsätzen der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts oder an­de­rer Lan­des­ar­beits­ge­rich­te ab.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann der Be­klag­te zu 2) Re­vi­si­on ein­le­gen.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss in­ner­halb ei­nes Mo­nats, die Re­vi­si­ons­be­gründungs­schrift in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Zu­stel­lung die­ses Ur­teils bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt

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Hu­go-Preuß-Platz 1
99084 Er­furt

ein­ge­hen.

Die Re­vi­si­ons- und die Re­vi­si­ons­be­gründungs­schrift müssen von ei­nem bei ei­nem deut­schen Ge­richt zu­ge­las­se­nen Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Die Re­vi­si­ons­schrift, die Re­vi­si­ons­be­gründungs­schrift und die sons­ti­gen wech­sel­sei­ti­gen Schriftsätze im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren sol­len sie­ben­fach - für je­den wei­te­ren Be­tei­lig­ten ein Ex­em­plar mehr - ein­ge­reicht wer­den.


Ge­gen die­se Ent­schei­dung ist für die Kläge­rin kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Auf die Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de gemäß § 72 a ArbGG wird hin­ge­wie­sen.

 

 

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