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LAG Hamm, Be­schluss vom 09.11.2007, 10 TaBV 81/07

   
Schlagworte: Betriebsrat: Mitbestimmung, Leitender Angestellter, Mitbestimmung in personellen Angelegenheiten
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 10 TaBV 81/07
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 09.11.2007
   
Leitsätze: Der unmittelbar dem Vorstand einer Bank unterstellte Leiter der Revisionsabteilung kann je nach den Umständen - hier: Prokuraerteilung und Mitgliedschaft in der erweiterten Geschäftsleitung - leitender Angestellter im Sinne des § 5 Abs. 3 S. 2 Nr. 2 BetrVG sein.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Bocholt, 29.06.2007, 1 BV 1/07
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, 25.03.2009, 1 ABR 2/08,
Landesarbeitsgericht Hamm, 30.04.2010, 10 TaBV 72/09,
anhängig:
Bundesarbeitsgericht, Az: 1 ABR 2/08
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, 10 TaBV 81/07


Te­nor:

Die Be­schwer­de des Be­triebs­rats ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bo­cholt vom 29.06.2007 - 1 BV 1707 - wird zurück­ge­wie­sen.

  Die Rechts­be­schwer­de wird zu­ge­las­sen.


Gründe:

1
A 2

Die Be­tei­lig­ten strei­ten dar­um, ob ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten lei­ten­der An­ge­stell­ter ist und die Ar­beit­ge­be­rin bei der Ein­stel­lung die­ses Mit­ar­bei­ters das Zu­stim­mungs­ver­fah­ren nach § 99 Be­trVG hätte ein­lei­ten müssen.

3

Die Ar­beit­ge­be­rin ist ei­ne Ge­nos­sen­schafts­bank mit ca. 440 Mit­ar­bei­tern, die durch ei­ne Ver­schmel­zung zwei­er Ban­ken im Ju­ni 2005 ent­stan­den ist.

4

Die Re­vi­si­ons­ab­tei­lung bei der Ar­beit­ge­be­rin be­steht aus 6,5 Voll­zeit­stel­len und der Stel­le des Lei­ters der Re­vi­si­on, die nach der Ver­schmel­zung der Ban­ken im Ju­ni 2005 neu ent­stan­den ist. Be­reits im März 2005 hat­te die Ar­beit­ge­be­rin für die neue Re­vi­si­ons­ab­tei­lung die Stel­le "Lei­ter/in Re­vi­si­on" in­tern aus­ge­schrie­ben. In der Stel­len­aus­schrei­bung (BI. 4 d.A.) heißt es u.a.:

5

"Ih­re Auf­ga­be um­fasst die selbständi­ge und ri­si­ko­ori­en­tier­te Pla­nung, Steue­rung und Über­wa­chung der Ord­nungsmäßig­keits- und Ab­lauf­prüfun­gen al­ler Geschäfts­fel­der (ein­schl.

 

- 2 -

Kre­dit). In die­ser Schlüssel­funk­ti­on neh­men Sie für Vor­stand und Mit­ar­bei­ter ei­ne wich­ti­ge Be­ra­tungs­funk­ti­on ein. Wir er­war­ten von Ih­nen wich­ti­ge Im­pul­se zur An­pas­sung der Kon­troll-und Si­che­rungs­sys­te­me an ak­tu­el­le und zukünf­ti­ge An­for­de­run­gen."

6

Auf die aus­ge­schrie­be­ne Stel­le be­war­ben sich vier Mit­ar­bei­ter der Ar­beit­ge­be­rin, nämlich Herr H1 S6, Frau G2 D4, Herr W2 S1 und Herr C2 V2.

7

Nach­dem der Mit­ar­bei­ter V2 sei­ne Be­wer­bung um die Stel­le "Lei­ter Re­vi­si­on" mit Schrei­ben vom 18.08.2005 (BI. 29 d.A.) zurück­ge­zo­gen und die Ar­beit­ge­be­rin Herrn M5 R3, 43 Jah­re, ver­hei­ra­tet, zwei Kin­der, zu die­sem Zeit­punkt als Mit­ar­bei­ter der Spar­kas­se M6 02 im Be­reich der Kre­ditüber­wa­chung tätig, auf die Stel­le Lei­ter Re­vi­si­on an­ge­spro­chen hat­te, be­ab­sich­tig­te die Ar­beit­ge­be­rin, Herrn R3 als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung ein­zu­stel­len. Mit Schrei­ben vom 26.08.2005 (BI. 5 d.A.) teil­te sie dem Be­triebs­rat fol­gen­des mit:

8

"Mit­tei­lung über die be­ab­sich­tig­te Ein­stel­lung gemäß § 105 Be­trVG

9

Sehr ge­ehr­ter Herr S1,

10

wir be­ab­sich­ti­gen, Herrn M5 R3, K3. 34, 45678 S7 zum 01.01.2006 als Lei­ter Ge­samt­re­vi­si­on und da­mit als lei­ten­der An­ge­stell­ter bei der V1-Bank W1 eG ein­zu­stel­len."

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Mit Schrei­ben vom 30.08.2005 (BI. 6 d.A.) wi­der­sprach der Be­triebs­rat der be­ab­sich­tig­ten Ein­stel­lung und wies dar­auf hin, dass es sich bei Herrn R3 nicht um ei­nen lei­ten­den An­ge­stell­ten im Sin­ne des § 5 Be­trVG han­de­le und die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zur Ein­stel­lung er­for­der­lich sei.

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Nach­dem die Ar­beit­ge­be­rin mit Herrn R3 am 25.08.2005 ei­nen An­stel­lungs­ver­trag (BI. 285 ff. d.A.), auf des­sen Be­stim­mun­gen, ins­be­son­de­re auf § 1, im Ein­zel­nen Be­zug ge­nom­men wird, ab­ge­schlos­sen hat­te, nahm Herr R3 An­fang Ja­nu­ar 2006 sei­ne Tätig­keit als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung zu ei­nem mo­nat­li­chen Brut­to­ver­dienst von zu­letzt 6.454,00 € auf. Den Auf­ga­ben­be­reich von Herrn R3 als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung be­schreibt die Ar­beit­ge­be­rin wie folgt:

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  • "Mit­wir­kung bei der Wei­ter­ent­wick­lung der Kre­dit­stra­te­gie der Bank
  • Be­ob­ach­tung und Be­wer­tung der Ent­wick­lung des Markt­um­fel­des und der Markt­po­ten­tia­le
  • Be­ur­tei­lung der Ri­si­ko­si­tua­ti­on der Bank
  • Er­ar­bei­tung der Maßnah­men zur Ri­si­ko­steue­rung auf Port­fo­lio- und Ein­zel­en­ga­ge­ment­ebe­ne
  • Mit­wir­kung bei Vor­la­gen zur Ände­rung/An­pas­sung der Kre­dit­ri­si­ko­stra­te­gie
  • Teil­nah­me und Mit­wir­kung an der Fest­le­gung der Bank­stra­te­gie und, dar­auf auf­bau­end, der ge­ne­rel­len Ri­si­ko­stra­te­gie
  • Teil­nah­me an der Um­set­zung der stra­te­gi­schen Er­for­der­nis­se zu den Be­rei­chen "Ope­ra­tio­nel­le Ri­si­ken" und "Li­qui­ditäts­ri­si­ken"
  • Er­stel­lung ei­ner Über­sicht al­ler An­for­de­run­gen mit ak­tu­el­len Sta­tus­be­rich­ten zur Ab­lei­tung der er­for­der­li­chen Ent­schei­dun­gen/und Zu­ord­nung der Zuständig­kei­ten
  • Pro­jekt­lei­tung bei di­ver­sen Pro­jek­ten, u. a. bei dem Pro­jekt "Vier Wände" (Pri­vat­fi­nan­zie­rungs­op­ti­mie­rung, etc.)"
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Im Übri­gen wird auf die Auf­ga­ben­ver­tei­lung in­ner­halb der neu ge­schaf­fe­nen Re­vi­si­ons­ab­tei­lung gemäß Auf­ga­ben­ver­tei­lungs­plan (BI. 134 d.A.) Be­zug ge­nom­men.

15

Die Ar­beit­ge­be­rin er­teil­te dem Mit­ar­bei­ter R3 Pro­ku­ra. Außer­dem wur­de Herr R3 Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung; die­ses Gre­mi­um be­steht aus vier Vor­stands­mit­glie­dern der Ar­beit­ge­be­rin und acht wei­te­ren Mit­ar­bei­tern wie un­ter an­de­rem dem Pro­ku­ris­ten der Ar­beit­ge­be­rin, Herrn L1, und drei Bank­di­rek­to­ren. Die er­wei­ter­te Geschäfts­lei­tung trifft sich in re­gelmäßigen Sit­zun­gen, um stra­te­gi­sche Pläne zu ent­wi­ckeln und die­se dann in Pro­jekt­grup­pen zu ver­tie­fen (BI. 32 f.d.A.). Außer­dem wur­de Herr R3 zum Mit­glied des Kre­dit­struk­tur­aus­schus­ses der Ar­beit­ge­be­rin mit be­ra­te­ner Wir­kung be­stellt, des­sen Auf­ga­ben un­ter Zif­fer 1. 2. 3 des Or­ga­ni­sa­ti­ons­hand­buchs der Ar­beit­ge­be­rin (BI. 198 d.A.) nie­der­ge­legt sind. Der Mit­ar­bei­ter R3 ist an kei­ne be­stimm­te Ar­beits­zeit bei der Ar­beit­ge­be­rin ge­bun­den und di­rekt dem Vor­stand un­ter­stellt.

 

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16

Bei den tur­nusmäßig statt­fin­den­den Be­triebs­rats­wah­len An­fang des Jah­res 2006 wur­de Herr R3 nicht in die Wähler­lis­te auf­ge­nom­men.

17

Mit dem am 24.01.2006 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­lei­te­ten Be­schluss­ver­fah­ren mach­te der Be­triebs­rat die Un­ter­las­sung der Beschäfti­gung des Mit­ar­bei­ters R3 we­gen feh­len­der Zu­stim­mung zur Ein­stel­lung nach § 99 Be­trVG gel­tend.

18

Der Be­triebs­rat hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Ar­beit­ge­be­rin hätte das Zu­stim­mungs­ver­fah­ren nach § 99 Be­trVG ein­lei­ten müssen, da Herr R3 kein lei­ten­der An­ge­stell­ter im Sin­ne des § 5 Be­trVG sei.

19

Hier­zu hat er be­haup­tet, der Mit­ar­bei­ter R3 ha­be kei­ne Be­fug­nis zur Ein­stel­lung und Ent­las­sung 20 von Mit­ar­bei­tern. Ge­gen sei­ne Stel­lung als lei­ten­der An­ge­stell­ter spre­che auch schon die feh­len­de Be­zeich­nung in der Stel­len­aus­schrei­bung, da die Ar­beit­ge­be­rin früher ei­ne sol­che Po­si­ti­on im­mer in den je­wei­li­gen Aus­schrei­bun­gen ge­kenn­zeich­net ha­be (BI. 135, 138 d.A.).

20

Auch die Er­tei­lung der Pro­ku­ra al­lein sei kein Kri­te­ri­um für die Po­si­ti­on ei­nes lei­ten­den An­ge­stell­ten, da dem Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung ei­ne rein prüfen­de Tätig­keit zu­kom­me und die Pro­ku­ra da­mit nicht die not­wen­di­ge ge­wich­ti­ge Außen­wir­kung ha­be. Dass Herr R3 di­rekt dem Vor­stand un­ter­stellt sei, ent­spre­che den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben der Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (Ba­Fin) und den Min­dest­an­for­de­run­gen an das Ri­si­ko­ma­nage­ment (Ma­Risk, Ab­schnitt AT 4.4 - BI. 48 d.A.). Auch als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung prüfe Herr R3 le­dig­lich die An­ge­mes­sen­heit des in­ter­nen Kon­troll­sys­tems. In­so­weit sei er le­dig­lich be­ra­tend tätig (Ma­Risk, BT 2.2.2. — BI. 49 d.A.). Die Be­schränkung auf ei­ne prüfen­de Tätig­keit schließe es aus, dass der Lei­ter der Re­vi­si­on maßgeb­li­che Ent­schei­dun­gen tref­fe. Die Tätig­keit in der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung sei durch ge­setz­li­che Vor­ga­ben, wie ei­nem vor­ge­ge­be­nen Prüfplan, vor­be­stimmt, auch hin­sicht­lich an­de­rer Ent­schei­dun­gen sei der Lei­ter der Re­vi­si­on aus sei­ner Po­si­ti­on als Prüfer her­aus er­heb­lich ein­ge­schränkt (Ma­Risk BT 2.3 — BI. 50 ff. d.A.). Herr R3 ha­be zu­dem in sein Auf­ga­ben­ge­biet als Lei­ter der Re­vi­si­on um­fang­reich ein­ge­ar­bei­tet wer­den müssen.

21

Auch sei­ne Stel­lung als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung ma­che den Mit­ar­bei­ter R3 nicht zum lei­ten­den An­ge­stell­ten. Herr R3 ha­be auch in­so­weit kei­ne ent­schei­den­de, son­dern nur ei­ne be­ra­te­ne Funk­ti­on. An her­aus­ra­gen­den Pro­jek­ten ha­be Herr R3 bis­lang nicht mit­ge­wirkt, son­dern le­dig­lich an ri­si­ko­ar­men Teil­pro­jek­ten. Ei­ne Um­set­zungs­ver­ant­wor­tung dürfe Herrn R3 oh­ne­hin nicht über­tra­gen wer­den, da nach den Be­stim­mun­gen der Ma­Risk BT 2.2.2 (BI. 49 d.A.) die in der in­ter­nen Re­vi­si­on beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter grundsätz­lich nicht mit re­vi­si­ons­frem­den Auf­ga­ben be­traut wer­den dürf­ten.

22
Auch als Mit­glied des Kre­dit­struk­tur­aus­schus­ses ha­be Herr R3 le­dig­lich be­ra­ten­de Funk­tio­nen. 23
Der Be­triebs­rat hat be­an­tragt, 24

die Ar­beit­ge­be­rin zu ver­pflich­ten, die Beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers M5 R3 zu un­ter­las­sen und der Ar­beit­ge­be­rin für je­den Tag der Zu­wi­der­hand­lung ein Zwangs­geld in Höhe von 250,00 € an­zu­dro­hen.

25
Die Ar­beit­ge­be­rin hat be­an­tragt, 26
den An­trag zurück­zu­wei­sen. 27

Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zur Ein­stel­lung des Mit­ar­bei­ters R3 sei nicht er­for­der­lich ge­we­sen, weil die­ser lei­ten­der An­ge­stell­ter sei. Die Po­si­ti­on und die Tätig­keit von Herrn R3 erfülle die Kri­te­ri­en ei­nes lei­ten­den An­ge­stell­ten. D5 er­ge­be sich be­reits dar­aus, dass Herr R3 an kei­ne be­stimm­te Ar­beits­zeit ge­bun­den und di­rekt dem Vor­stand un­ter­stellt sei, außer­dem sei Herr R3 Pro­ku­ra er­teilt wor­den. Da­bei han­de­le es sich nicht um ei­ne bloße Ti­tu­lar­pro­ku­ra. Herr R3 sei als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung für sei­nen Be­reich ge­samt­ver­ant­wort­lich, Son­der­prüfun­gen er­folg­ten auf sei­ne Ver­an­las­sung. Al­le Ent­schei­dun­gen tref­fe er in sei­nem Be­reich mit Bin­dungs­wir­kung für die Ge­samt­bank frei und selbständig. Be­reits in der Stel­len­aus­schrei­bung sei die Schlüssel- und Führungs­po­si­ti­on des

 

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Lei­ters der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung aus­rei­chend do­ku­men­tiert. Die Auf­ga­ben ei­nes Lei­ters der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung er­for­der­ten na­tur­gemäß be­son­de­re Er­fah­run­gen und Kennt­nis­se im Be­reich des Ri­si­ko­ma­nage­ments- und Con­trol­lings so­wie der übri­gen in­ter­nen Kon­troll­abläufe. Ge­ra­de in ei­ner Großbank sei­en die Auf­ga­ben des Ri­si­ko­ma­nage­ments- und Con­trol­lings un­ver­zicht­ba­rer Be­stand­teil der alltägli­chen Be­triebs­abläufe. Bei die­sen Auf­ga­ben han­de­le es sich um sol­che, die für den Be­stand und die Ent­wick­lung des Un­ter­neh­mens ei­ner Bank von be­son­de­rer Be­deu­tung sind, mit­hin um un­ter­neh­me­ri­sche Teil­auf­ga­ben.

28

Die Stel­lung des Mit­ar­bei­ters R3 als lei­ten­der An­ge­stell­ter er­ge­be sich darüber hin­aus ins­be­son­de­re aus sei­ner Mit­glied­schaft in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung der Ar­beit­ge­be­rin. Als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung neh­me Herr R3 an sämt­li­chen Sit­zun­gen der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung teil. Da­mit sei er an jeg­li­cher Er­ar­bei­tung und Wei­ter­ent­wick­lung in Be­zug auf die ge­sam­te Bank­stra­te­gie maßgeb­lich be­tei­ligt und tra­ge ent­spre­chen­de Um­set­zungs­ver­ant­wor­tung, ins­be­son­de­re Ver­ant­wor­tung für per­so­nel­le Maßnah­men, In­ves­ti­tio­nen, Kos­ten und Erträge im Zuständig­keits­be­reich. Die Er­ar­bei­tung und Um­set­zungs­ver­ant­wor­tung in Be­zug auf die Ge­samt­bank­zie­le sei­en ein wei­te­rer Punkt im Ver­ant­wor­tungs­pro­fil von Herrn R3, wie auch die ver­ant­wort­li­che Mit­wir­kung in der Er­ar­bei­tung, dem Be­schluss, der Be­wer­tung und der Be­en­di­gung al­ler stra­te­gi­schen Pro­jek­te der Ar­beit­ge­be­rin.

29

Die Re­ge­lun­gen in der Ma­Risk stünden der Stel­lung von Herrn R3 als lei­ten­der An­ge­stell­ter nicht ent­ge­gen. Auch sei­ne Tätig­keit in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung ver­s­toße nicht ge­gen die Be­stim­mun­gen der Ma­Risk. Dies er­ge­be sich auch aus ei­nem Gut­ach­ten des Rhei­nisch-Westfäli­schen Ge­nos­sen­schafts­ver­bands vom 22.06.2006 (BI. 167 ff. d.A.), in dem der Ver­band aus­drück­lich ei­ne da­hin­ge­hen­de Aus­ge­stal­tung emp­feh­le. Ei­ne Be­tei­li­gung des Lei­ters der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung an der Aus­rich­tung der Geschäfts­po­li­tik sei darüber hin­aus, so das Gut­ach­ten, sinn­voll, weil es eben die Auf­ga­be des Re­vi­si­ons­lei­ters sei, im Na­men sei­ner Tätig­keit die be­ste­hen­den Maßnah­men und Sys­te­me auf Ord­nungsmäßig­keit und Funk­tio­na­lität zu prüfen.

30

Auch der Hin­weis des Be­triebs­rats auf die Be­stim­mun­gen des Bun­des­auf­sichts­am­tes für das Kre­dit­we­sen sei un­er­heb­lich. Im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren ge­he es nicht um die Auf­ga­ben ei­nes Re­vi­sors, son­dern um die Stel­lung des Lei­ters der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung.

31

Das Ar­beits­ge­richt hat Be­weis er­ho­ben durch Ver­neh­mung des Zeu­gen R3. Auf das Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me, wie es in der Sit­zungs­nie­der­schrift des Ar­beits­ge­richts vom 29.06.2007 (BI. 214 ff.d.A.) nie­der­ge­legt ist, wird Be­zug ge­nom­men.

32

Durch Be­schluss vom 29.06.2007 hat das Ar­beits­ge­richt so­dann den An­trag des Be­triebs­rats zurück­ge­wie­sen und zur Be­gründung aus­geführt, Herr R3 sei lei­ten­der An­ge­stell­ter im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 3 Be­trVG. Dies er­ge­be sich aus der Stel­lung von Herrn R3 als Lei­ter der Re­vi­si­on und ins­be­son­de­re sei­ner Funk­ti­on als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung der Ar­beit­ge­be­rin. Ge­ra­de in die­ser Funk­ti­on neh­me er un­ter­neh­me­ri­sche Auf­ga­ben wahr und ha­be maßgeb­li­chen Ein­fluss auch auf stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen der Ge­samt­bank.

33

Ge­gen den dem Be­triebs­rat am 11.07.2007 zu­ge­stell­ten Be­schluss des Ar­beits­ge­richts, auf des­sen Gründe ergänzend Be­zug ge­nom­men wird, hat der Be­triebs­rat am 02.08.2007 Be­schwer­de zum Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt und die­se mit dem am 13.08.2007 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

34

Der Be­triebs­rat ist nach wie vor der Auf­fas­sung, der Mit­ar­bei­ter R3 sei kein lei­ten­der An­ge­stell­ter. Durch die vom Ar­beits­ge­richt durch­geführ­te Be­weis­auf­nah­me ha­be sich nichts neu­es er­ge­ben. Aus ihr sei nicht zu ent­neh­men, dass Herrn R3 un­ter­neh­me­ri­sche Be­fug­nis­se zustünden. Im Grun­de er­ge­be sich aus der durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me le­dig­lich, dass der Mit­ar­bei­ter R3 sich den Be­wer­tun­gen der Ar­beit­ge­be­rin an­sch­ließe. Ein kon­kre­ter Tat­sa­chen­vor­trag, aus dem sich schließen las­se, dass Herr R3 un­ter­neh­me­ri­sche Auf­ga­ben wahr­neh­me, sei nach wie vor nicht vor­han­den.

35

Auch bei der Er­stel­lung ei­nes Prüfungs­plan ha­be Herr R3 als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung kei­nen ei­ge­nen Spiel­raum. Wie die Re­vi­si­onstätig­keit ei­ner Bank aus­zu­ge­stal­ten sei, sei

 

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ge­setz­ge­be­risch vor­ge­ge­ben. Selbst wenn ein ge­wis­ser Spiel­raum bei der Prüfungstätig­keit bestünde, könne nicht fest­ge­stellt wer­den, dass der Vor­stand in Be­zug auf Herrn R3 als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung an des­sen In­for­ma­tio­nen und Be­wer­tun­gen nicht vor­bei könne. Der Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung leis­te le­dig­lich ei­ne Hil­fe­stel­lung für die Ent­schei­dungs­fin­dung im Vor­stand. Vor der Ver­schmel­zung der Ban­ken in B6 und Cl hätten die Re­vi­so­ren dem Vor­stand un­mit­tel­bar be­rich­tet. Der Un­ter­schied lie­ge nun­mehr le­dig­lich dar­in, dass nicht mehr die ein­zel­nen Re­vi­so­ren dem Vor­stand be­rich­te­ten, son­dern dass der Be­richt über den Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung er­fol­ge.

36

Auch in sei­ner Tätig­keit als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung be­ein­flus­se Herr R3 die Ent­schei­dun­gen der Ar­beit­ge­be­rin nicht we­sent­lich. Wel­che Tätig­kei­ten er dort im Ein­zel­nen ausübe, sei nicht sub­stan­ti­iert vor­ge­tra­gen wor­den. Bei dem Gre­mi­um "er­wei­ter­te Geschäfts­lei­tung" han­de­le es sich nicht um ei­ne ge­sell­schafts­recht­li­che Ka­te­go­rie, son­dern um ei­ne Schöpfung des Ar­beit­ge­bers. Die Be­ru­fung in die er­wei­ter­te Geschäfts­lei­tung sa­ge we­der et­was über die Tätig­keit in die­sem Gre­mi­um aus noch über die Be­fug­nis des Gre­mi­ums als gan­zes. Die Ver­ant­wor­tung für ei­ne Bank ha­be auch bei der Ar­beit­ge­be­rin der Vor­stand, die­ser könne sei­ne Ver­ant­wor­tung nicht auf ein an­de­res Gre­mi­um über­tra­gen oder die Ver­ant­wor­tung er­wei­tern. Ob der Vor­stand sich an ei­ne in die­sem Gre­mi­um des er­wei­ter­ten Vor­stands ge­bil­de­te Mei­nung hal­te oder nicht, sei al­lein die Ent­schei­dung des Vor­stands. Der Vor­trag der Ar­beit­ge­be­rin hier­zu sei in­halts­leer und zu we­nig kon­kret.

37
Der Be­triebs­rat be­an­tragt, 38

den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bo­cholt vom 29.06.2007 —1 BV 1/07 — ab­zuändern und die Ar­beit­ge­be­rin zu ver­pflich­ten, die Beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers M5 R3 zu un­ter­las­sen und der Ar­beit­ge­be­rin für je­den Tag der Zu­wi­der­hand­lung ein Zwangs­geld in Höhe von 250,00 € an­zu­dro­hen.

39
Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt, 40
die Be­schwer­de zurück­zu­wei­sen. 41

Sie ver­tei­digt den an­ge­foch­te­nen Be­schluss und ist nach wie vor der Auf­fas­sung, dass der Mit­ar­bei­ter R3 lei­ten­der An­ge­stell­ter sei. Wel­che Auf­ga­ben und wel­che we­sent­li­chen Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se der Mit­ar­bei­ter R3 ha­be, er­ge­be sich be­reits aus sei­ner Aus­sa­ge als Zeu­ge vor dem Ar­beits­ge­richt. In­so­weit blie­be nicht un­klar, was Herr R3 in wel­chem Um­fang wie ge­stal­ten könne. An des­sen Aus­sa­ge könne auch der Be­triebs­rat nicht vor­bei, weil Herr R3 sei­ne Auf­ga­ben nach In­halt und Um­fang und Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz ein­deu­tig be­schrie­ben ha­be.

42

Es sei auch nicht rich­tig, dass die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht den Prüfungs­plan und — so­gar — des­sen In­hal­te vor­ge­be. Als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung stel­le Herr R3 den Prüfungs­plan auf, be­wer­te die ihm vor­ge­leg­ten Be­rich­te und prüfe, ob die­se Be­rich­te so be­ste­hen blei­ben könn­ten. Dass der Prüfungs­plan ge­wis­se ge­setz­li­che Min­des­tin­hal­te berück­sich­ti­gen müsse, ände­re nichts an dem ei­gen­ver­ant­wort­lich zu be­stim­men­den In­halt und der Um­set­zung ein­sch­ließlich der Über­nah­me der Um­set­zungs­ver­ant­wor­tung durch Herrn R3. Im Rah­men der Erfüllung und der Auf­ga­ben­stel­lung als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung tref­fe Herr R3 sei­ne Ent­schei­dun­gen frei und selbständig mit Bin­dungs­wir­kung für die ge­sam­te Bank.

43

Nach sei­ner Aus­sa­ge ha­be Herr R3 auch Per­so­nal­ver­ant­wor­tung in­ner­halb der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung. In die­sem Zu­sam­men­hang ob­lie­ge ihm die Per­so­nal­ein­satz­pla­nung in­klu­si­ve der Ur­laubs- und Ver­tre­tungs­pla­nung und -ab­stim­mung, die Ent­wick­lung von Ziel­ver­ein­ba­run­gen mit Mit­ar­bei­tern sei­ner Ab­tei­lung und auch die Ent­schei­dung über die Stel­len­be­set­zung in­ner­halb der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung.

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Dass Herr R3 lei­ten­der An­ge­stell­ter sei, er­ge­be sich ins­be­son­de­re aus sei­ner Auf­ga­ben­wahr­neh­mung als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung; dies ver­deut­li­che sei­ne her­aus­ra­gen­de Stel­lung in­ner­halb der Ge­samt­bank. Auch wenn der Be­triebs­rat dies nicht ak­zep­tie­ren wol­le, sei Tat­sa­che, dass Herr R3 in Zu­sam­men­ar­beit mit an­de­ren lei­ten­den

 

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An­ge­stell­ten maßgeb­li­chen Ein­fluss auf stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen der Ge­samt­bank ha­be. Die er­wei­ter­te Geschäfts­lei­tung stel­le das obers­te Ent­schei­dungs­gre­mi­um der Ar­beit­ge­be­rin dar und sei für die Er­ar­bei­tung, Wei­ter­ent­wick­lung und Um­set­zung der Ge­samt­bank­stra­te­gie zuständig. Herr R3 sei als Ver­tre­ter sei­nes Be­reichs in die­ses Gre­mi­um ent­sandt, ge­stal­te die ge­sam­te Bank­stra­te­gie er­heb­lich mit und tra­ge ent­spre­chen­de Um­set­zungs­ver­ant­wor­tung für sei­nen Auf­ga­ben­be­reich. Dies ha­be Herr R3 in sei­ner Zeu­gen­aus­sa­ge vor dem Ar­beits­ge­richt bei­spiel­haft dar­ge­stellt und ver­deut­licht, an wel­chen Ent­schei­dun­gen er im Rah­men sei­ner Mit­glied­schaft in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung be­tei­ligt sei. Da­bei ha­be er sei­ne Mit­ar­beit in den im Rah­men der ge­sam­ten Bank­stra­te­gie zu bil­den­den Pro­jekt­fo­kus­run­den dar­ge­stellt. Die­se Pro­jekt­fo­kus­run­den setz­ten sich aus den für das je­wei­li­ge Ein­zel­pro­jekt ver­ant­wort­li­chen Mit­ar­bei­tern der Bank zu­sam­men. Bei der Re­form der Kre­dit­pro­zes­se sei Herr R3 als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung be­tei­ligt ge­we­sen. Herr R3 ha­be in sei­ner Aus­sa­ge auch ver­deut­licht, dass es bei den von der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung be­schlos­se­nen Maßnah­men kei­ne ge­trenn­te Ent­schei­dung des Vor­stands mehr ge­be. In­so­fern sei deut­lich, dass eben auch Herr R3 an we­sent­li­chen Ent­schei­dun­gen für die Ge­samt­bank be­tei­ligt sei. In­so­weit ge­he es nicht dar­um, dass sich der Vor­stand der Ar­beit­ge­be­rin et­wai­gen Ver­ant­wor­tun­gen ent­le­di­gen wol­le.

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Im Übri­gen wird auf den wei­te­ren In­halt der von den Be­tei­lig­ten ge­wech­sel­ten Schriftsätze ergänzend Be­zug ge­nom­men.

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B 47
Die zulässi­ge Be­schwer­de des Be­triebs­rats ist nicht be­gründet. 48

Zu Recht hat das Ar­beits­ge­richt den Un­ter­las­sungs­an­trag des Be­triebs­rats zurück­ge­wie­sen. Es hat zu Recht er­kannt, dass der Mit­ar­bei­ter R3 lei­ten­der An­ge­stell­ter im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Be­trVG ist, ei­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zur Ein­stel­lung des Mit­ar­bei­ters R3 nach § 99 Abs. 1 Be­trVG war auf­grund der Stel­lung des Mit­ar­bei­ters R3 als lei­ten­der An­ge­stell­ter ent­behr­lich, §§ 5 Abs. 3 S. 1, 105 Be­trVG.

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I. 50

Lei­ten­der An­ge­stell­ter ist nach § 5 Abs. 3 Satz 2 Be­trVG, wer nach Ar­beits­ver­trag und Stel­lung im Un­ter­neh­men oder im Be­trieb

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1. zur selbständi­gen Ein­stel­lung und Ent­las­sung von im Be­trieb oder in der Be­triebs­ab­tei­lung beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern be­rech­tigt ist oder

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2. Ge­ne­ral­voll­macht oder Pro­ku­ra hat und die Pro­ku­ra auch im Verhält­nis zum Ar­beit­ge­ber nicht un­be­deu­tend ist oder

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3. re­gelmäßig sons­ti­ge Auf­ga­ben wahr­nimmt, die für den Be­stand und die Ent­wick­lung des Un­ter­neh­mens oder ei­nes Be­triebs von Be­deu­tung sind und de­ren Erfüllung be­son­de­re Er­fah­run­gen und Kennt­nis­se vor­aus­setzt, wenn er da­bei die Ent­schei­dun­gen im We­sent­li­chen frei von Wei­sun­gen trifft oder sie maßgeb­lich be­ein­flusst.

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1. Die Be­schwer­de­kam­mer hat of­fen ge­las­sen, ob der Mit­ar­bei­ter R3 be­reits lei­ten­der An­ge­stell­ter im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 Be­trVG ist. Zwar er­gibt sich be­reits aus § 1 Abs. 2 Satz 2 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 25.08.2005, dass die for­ma­len Vor­aus­set­zun­gen des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 Be­trVG vor­lie­gen. Hier­nach ist der Mit­ar­bei­ter R3 wei­sungs­be­fugt ge­genüber den Mit­ar­bei­tern sei­ner Ab­tei­lung und be­rech­tigt, sie nach vor­he­ri­ger Ab­stim­mung mit dem Vor­stand ein­zu­stel­len und zu ent­las­sen. Auch wenn der Ar­beits­ver­trag vom 25.08.2005 in­so­weit ei­ne "vor­he­ri­ge Ab­stim­mung mit dem Vor­stand" vor­sieht, er­gibt sich aus der vom Ar­beits­ge­richt durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me be­reits, dass der Mit­ar­bei­ter R3 auch im In­nen­verhält­nis letzt­lich ei­gen­ver­ant­wort­lich über die Ein­stel­lung ei­ner Mit­ar­bei­te­rin in sei­nem Be­reich ent­schie­den hat. In­so­weit hat der Mit­ar­bei­ter R3 be­kun­det, dass er die Ent­schei­dung zur Ein­stel­lung von Frau E2 ge­trof­fen ha­be. Sei­ne Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz war in­so­weit je­den­falls nicht von der Zu­stim­mung des Vor­stands abhängig (vgl. BAG, Ur­teil vom 11.03.1982 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 28; BAG, Be­schluss vom 16.04.2002 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 69 m.w.N.). Dass sich die Ein­stel­lungs- und Ent­las­sungs­be­fug­nis des Mit­ar­bei­ters R3 auf die

 

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Re­vi­si­ons­ab­tei­lung bei der Ar­beit­ge­be­rin be­zieht, ist nach § 5 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Be­trVG un­er­heb­lich, da sich die Per­so­nal­ver­ant­wor­tung auch auf die in ei­ner Be­triebs­ab­tei­lung beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer be­schränken kann. Unschädlich ist es auch, dass der Mit­ar­bei­ter R3 von sei­ner im Ar­beits­ver­trag über­tra­ge­nen Ent­las­sungs­be­fug­nis bis­lang kei­nen Ge­brauch ge­macht hat; in­so­weit wird nämlich durch das Ge­setz al­lein auf die recht­li­che Möglich­keit ab­ge­stellt (LAG Hamm, Be­schluss vom 07.07.2006 — 10 (13) TaBV 165/05 -; Di­rin­ger, NZA 2003, 890, 894).

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2. Nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de­kam­mer ist der Mit­ar­bei­ter R3 in je­dem Fall lei­ten­der An­ge­stell­ter im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG.

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Dass dem Mit­ar­bei­ter R3 be­reits mit sei­ner Ein­stel­lung Pro­ku­ra er­teilt wor­den ist, ist zwi­schen den Be­tei­lig­ten un­strei­tig. Die­se Pro­ku­ra ist nach dem Vor­brin­gen der Be­tei­lig­ten und nach der vom Ar­beits­ge­richt durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me auch im Verhält­nis zur Ar­beit­ge­be­rin nicht un­be­deu­tend.

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Wel­che Auf­ga­ben ei­nes Pro­ku­ris­ten als lei­ten­den An­ge­stell­ten im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG nicht nur un­be­deu­tend sind, lässt sich nur im Blick auf die­je­ni­gen Auf­ga­ben be­ur­tei­len, die in Nr. 1 und Nr. 3 des § 5 Abs. 3 Satz 2 Be­trVG be­schrie­ben sind. Pro­ku­ris­ten im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG müssen im In­nen­verhält­nis zum Ar­beit­ge­ber Auf­ga­ben wahr­neh­men, die den in Nr. 3 um­schrie­be­nen Lei­tungs­funk­tio­nen ent­spre­chen. Für die Erfüllung des in § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG ent­hal­te­nen funk­tio­na­len Merk­mals ist maßge­bend, ob der Pro­ku­rist be­deu­ten­de un­ter­neh­me­ri­sche Lei­tungs­auf­ga­ben im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 3 Be­trVG wahr­nimmt (BAG, Be­schluss vom 11.01.1995 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 55; Fit­ting/En­gels/Schmidt/Tre­bin­ger/Lin­sen­mai­er, Be­trVG, 23. Aufl., § 5 Rz. 348; GK/Raab, Be­trVG, 8. Aufl., § 5 Rz. 117 ff.; Däubler/Kitt­ner/Kle­be/Trümm­ner, Be­trVG, 10. Aufl., § 5 Rz. 212 m.w.N.). Sind die for­ma­len Vor­aus­set­zun­gen der Tat­bestände des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG erfüllt, ist le­dig­lich zu prüfen, ob die durch ei­ne Pro­ku­ra­er­tei­lung nach außen do­ku­men­tier­ten un­ter­neh­me­ri­schen Be­fug­nis­se nicht so­weit auf­ge­ho­ben sind, dass ei­ne er­heb­li­che un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dungs­be­fug­nis in Wirk­lich­keit nicht be­steht. Die be­son­de­re Nen­nung der Pro­ku­ra in § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG hat Aus­wir­kun­gen auf die Dar­le­gungs- und Be­weis­last. Wer sich dar­auf be­ruft, dass ein Pro­ku­rist nur un­be­deu­ten­de Führungs­auf­ga­ben zu erfüllen ha­be und des­halb nicht lei­ten­der An­ge­stell­ter nach § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 Be­trVG sei, muss dies dar­le­gen und, falls es be­strit­ten wird, be­wei­sen (BAG, Be­schluss vom 11.01.1995 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 55; Fit­ting, a.a.O., § 5 Rz. 349; GK/Raab, a.a.O., § 5 Rz. 119; DKK/Trümm­ner, a.a.O., § 5 Rz. 212 a m.w.N.).

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Un­ter Berück­sich­ti­gung der vor­ge­nann­ten Grundsätze kann dem Vor­brin­gen des Be­triebs­rats nicht ent­nom­men wer­den, dass die durch die dem Mit­ar­bei­ter R3 un­strei­tig er­teil­te Pro­ku­ra nach Außen do­ku­men­tier­ten un­ter­neh­me­ri­schen Be­fug­nis­se nicht so weit auf­ge­ho­ben sind, dass ei­ne er­heb­li­che un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dungs­be­fug­nis in Wirk­lich­keit nicht be­steht. Der Mit­ar­bei­ter R3 nimmt viel­mehr be­deu­ten­de un­ter­neh­me­ri­sche Lei­tungs­auf­ga­ben im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 3 Be­trVG wahr.

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a) Um von ei­ner un­ter­neh­me­ri­schen (Teil-)auf­ga­be im Sin­ne des § 5 Abs. 3 Satz 2 Nr. 3 Be­trVG zu spre­chen, muss dem lei­ten­den An­ge­stell­ten recht­lich und tatsächlich ein ei­ge­ner, er­heb­li­cher Ent­schei­dungs­spiel­raum zur Verfügung ste­hen, d.h. er muss mit weit­ge­hen­der Wei­sungs­frei­heit und Selbst­be­stim­mung im Rah­men sei­nes Tätig­keits­be­reichs ver­se­hen sein (BAG, Be­schluss vom 23.01.1986 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 32; BAG, Ur­teil vom 06.12.2001 — AP ZPO § 263 Nr. 3) und kraft sei­ner lei­ten­den Funk­ti­on maßgeb­li­chen Ein­fluss auf die Un­ter­neh­mensführung ausüben.

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Der Ein­fluss auf die Un­ter­neh­mensführung kann dar­in be­ste­hen, dass der lei­ten­de An­ge­stell­te selbst die Ent­schei­dun­gen trifft, aber auch dar­in, dass er kraft sei­ner Schlüssel­po­si­ti­on Vor­aus­set­zun­gen schafft, an de­nen die Un­ter­neh­mens­lei­tung schlech­ter­dings nicht vor­bei­ge­hen kann (BAG, Be­schluss vom 17.12.1974 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 7; BAG, Be­schluss vom 11.01.1995 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 55; BAG, Ur­teil vom 25.10.2001 — EzA Be­trVG 1972 § 5 Nr. 64; BAG, Ur­teil vom 06.12.2001 — AP ZPO § 263 Nr. 3 m.w.N.). Denn auf­grund weit­rei­chen­der tech­ni­scher, wirt­schaft­li­cher und so­zia­ler Verände­run­gen ist der ei­gent­li­che Ar­beit­ge­ber kaum mehr in der La­ge, sämt­li­che Un­ter­neh­mens­funk­tio­nen selbst aus­zuüben. Er

 

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be­darf der ge­ziel­ten Vor­be­rei­tung durch be­son­ders qua­li­fi­zier­te Per­so­nen, die Sach­ver­hal­te struk­tu­rie­ren, Pro­ble­me ana­ly­sie­ren und dar­auf auf­bau­end Vor­schläge un­ter­brei­ten und da­mit die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung maßgeb­lich be­stim­men. Auf die­se Wei­se er­lan­gen sie ei­nen er­heb­li­chen Ein­fluss auf die Führung des Un­ter­neh­mens.

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Je tie­fer die kon­kre­te Ent­schei­dungs­stu­fe in der Un­ter­neh­mens­hier­ar­chie liegt, auf der der An­ge­stell­te Un­ter­neh­mens- oder be­triebs­lei­ten­de Auf­ga­ben­stel­lun­gen erfüllt, um so größer ist die Wahr­schein­lich­keit, dass we­sent­li­che un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dungs­spielräume auf den höhe­ren Ent­schei­dungs­stu­fen be­reits ver­braucht wur­den. Von wel­cher De­le­ga­ti­ons­stu­fe ab lei­ten­de An­ge­stell­te im Un­ter­neh­men nicht mehr beschäftigt wer­den, lässt sich nur im je­wei­li­gen Ein­zel­fall be­stim­men. Der maßgeb­li­che Ein­fluss fehlt je­den­falls dann, wenn der An­ge­stell­te nur bei der rein ar­beits­tech­ni­schen, vor­pro­gram­mier­ten Durchführung un­ter­neh­me­ri­scher Ent­schei­dun­gen ein­ge­schal­tet wird, et­wa im Rah­men von Auf­sichts- oder Über­wa­chungs­funk­tio­nen (BAG, Be­schluss vom 23.01.1986 — AP Be­trVG 1972 § 5 Nr. 32; BAG, Ur­teil vom 06.12.2001 — AP ZPO § 263 Nr. 3 m.w.N.).

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b) In An­wen­dung die­ser Grundsätze kann die dem Mit­ar­bei­ter R3 ver­lie­he­ne Pro­ku­ra im Verhält­nis zur Ar­beit­ge­be­rin nicht als un­be­deu­tend an­ge­se­hen wer­den. Ins­be­son­de­re un­ter Berück­sich­ti­gung sei­ner Tätig­keit in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung der Ar­beit­ge­be­rin schafft der Mit­ar­bei­ter R3 Vor­aus­set­zun­gen, an de­nen die Un­ter­neh­mens­lei­tung schlech­ter­dings nicht vor­bei­ge­hen kann.

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aa) Schon auf­grund des Ar­beits­ver­tra­ges vom 25.08.2005 ist der Mit­ar­bei­ter R3 mit weit­ge­hen­der Wei­sungs­frei­heit und Selbst­be­stim­mung im Rah­men sei­nes Tätig­keits­be­reichs ver­se­hen wor­den. Nach § 1 Abs. 1 Satz 1 ist er lei­ten­der An­ge­stell­ter der Bank. Als Lei­ter der Ge­samt­re­vi­si­on hat er die or­ga­ni­sa­to­ri­sche und per­so­nel­le Ver­ant­wor­tung für den ge­sam­ten Be­reich. Fer­ner ist vor­ge­se­hen, dass er die Ein­hal­tung der Funk­ti­onsfähig­keit, Wirk­sam­keit, Wirt­schaft­lich­keit und An­ge­mes­sen­heit des in­ter­nen Kon­troll­sys­tems ver­ant­wor­tet, ei­ne ef­fi­zi­en­te Prüfung des Ri­si­ko­ma­nage­ments und -con­trol­lings­sys­tems ein­sch­ließlich des Be­richts­we­sens si­cher­stellt.

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Nach § 1 Abs. 2 des Ar­beits­ver­tra­ges ist er dem Vor­stand un­mit­tel­bar un­ter­stellt und be­rich­tet die­sem di­rekt. Fer­ner ist ihm die Ein­stel­lungs- und Ent­las­sungs­be­fug­nis ge­genüber den Mit­ar­bei­tern sei­ner Ab­tei­lung, wenn auch nach Ab­stim­mung mit dem Vor­stand, über­tra­gen. In § 1 Abs. 4 ist aus­drück­lich vor­ge­se­hen, dass Herr R3 an Sit­zun­gen der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung teil­nimmt.

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bb) Dass die Auf­ga­ben­erfüllung durch Herrn R3 be­son­de­re Er­fah­run­gen und Kennt­nis­se vor­aus­setzt, ist zwi­schen den Be­tei­lig­ten un­strei­tig. Herr R3 nimmt nicht le­dig­lich bloße Re­vi­so­rentätig­keit wahr, er ist viel­mehr Lei­ter der Ge­samt­re­vi­si­on und hat für die­se Tätig­keit be­son­de­re Er­fah­run­gen und Er­kennt­nis­se er­wor­ben. In sei­ner vor­he­ri­gen Po­si­ti­on bei der Spar­kas­se M6 02 war er für den Be­reich der Kre­ditüber­wa­chung ein­ge­setzt. Er hat ein BbF-Bankführungs­se­mi­nar ab­sol­viert und verfügt über Führungs­er­fah­rung im Spar­kas­sen-Be­reich. Das Vor­brin­gen des Be­triebs­rats, Herr R3 ha­be in sei­ne Po­si­ti­on als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung um­fang­reich ein­ge­ar­bei­tet wer­den müssen, ist in­so­weit un­sub­stan­ti­iert.

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cc) Herrn R3 ist auch ein we­sent­li­cher Auf­ga­ben­be­reich über­tra­gen wor­den, er nimmt als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung Funk­tio­nen wahr, die für den Be­stand und für die Ent­wick­lung der Ge­samt­bank von Be­deu­tung sind.

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Be­reits das Ar­beits­ge­richt hat in dem an­ge­foch­te­nen Be­schluss dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Re­vi­si­ons­ab­tei­lung ei­ner Bank ei­ne für die Ge­samt­bank we­sent­li­che Auf­ga­be erfüllt. Die­se Auf­ga­be ge­stal­tet Herr R3 als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung im We­sent­li­chen frei von Wei­sun­gen. Zwar gibt es mit ei­nem vor­ge­ge­be­nen Prüfplan ei­ne Vor­ga­be, in de­ren Rah­men sich die Ge­stal­tung der Prüftätig­keit der Re­vi­so­ren be­we­gen muss. Dies ist aber unschädlich. Es ob­liegt nämlich dem Lei­ter der Re­vi­si­on, die­sen Rah­men sinn­voll aus­zufüllen und die Schwer­punk­te der Prüfun­gen fest­zu­le­gen. Zwar sind durch die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (Ba­Fin) Vor­ga­ben für die Prüfungs­durchführung ge­macht wor­den. Der­ar­ti­ge Richt­li­ni­en sind aber dann unschädlich, wenn sie nicht so de­tail­liert sind, dass al­le oder die Mehr­zahl der Ent­schei­dun­gen be­reits vor­pro­gram­miert sind (BAG, Ur­teil vom

 

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25.10.2001 — EzA Be­trVG 1972 § 5 Nr. 64). So liegt der vor­lie­gen­de Fall. Der Mit­ar­bei­ter R3 hat bei sei­ner Ver­neh­mung vor dem Ar­beits­ge­richt aus­drück­lich be­kun­det, dass es für den Prüfungs­be­reich ei­nen ge­setz­li­chen Rah­men gibt. Hin­sicht­lich Um­fang und In­ten­sität be­steht aber ein ge­wis­ser Spiel­raum. Der Mit­ar­bei­ter R3 macht ent­spre­chen­de Vor­schläge, wie be­stimm­te Prüfun­gen aus­se­hen sol­len. Vom Vor­stand der Ar­beit­ge­be­rin sind der­ar­ti­ge Vor­schläge bis­lang nicht ab­ge­lehnt wor­den. Der Zeu­ge hat aus­drück­lich be­kun­det, dass er als Lei­ter der Re­vi­si­ons­ab­tei­lun­gen im Rah­men sei­ner Prüfungstätig­keit die Vor­ga­ben gibt, an de­nen der Vor­stand nicht mehr vor­bei­ge­hen kann. In­so­weit über­sieht der Be­triebs­rat, dass es vor­lie­gend nicht um die Auf­ga­ben­wahr­neh­mung ei­nes in­ner­halb der Re­vi­si­ons­ab­tei­lung täti­gen Re­vi­sors geht, son­dern um die Stel­lung des Lei­ters der Ge­samt­re­vi­si­on. In die­ser Tätig­keit stellt der Zeu­ge R3 den Prüfungs­plan auf, be­wer­tet die ihm vor­ge­leg­ten Be­rich­te und prüft, ob die dem Vor­stand vor­zu­le­gen­den Be­rich­te so be­ste­hen blei­ben können. Dass der Prüfungs­plan ge­wis­se ge­setz­li­che Min­des­tin­hal­te berück­sich­ti­gen muss, ist in­so­weit un­er­heb­lich.

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dd) Auch der Um­stand, dass der Mit­ar­bei­ter R3 als Lei­ter der Ge­samt­re­vi­si­on ei­ne Per­so­nal­ver­ant­wor­tung nur für 6,5 Voll­zeit­beschäftig­te hat, schließt die Be­wer­tung sei­ner Tätig­keit als lei­ten­der An­ge­stell­ter nicht aus. Die Ar­beit­ge­be­rin hat nämlich mit der Stel­le des Lei­ters der Ge­samt­re­vi­si­on ei­ne Schlüssel­po­si­ti­on für die von ihr geführ­te Bank ge­schaf­fen, die es bis­her nicht ge­ge­ben hat­te. Die­se Schlüssel­po­si­ti­on be­schränk­te sich nicht auf die Über­prüfung und Kon­trol­le von Geschäfts­abläufen und die Si­che­rung der Ein­hal­tung for­ma­ler Stan­dards so­wie Bank­richt­li­ni­en. Der Mit­ar­bei­ter R3 ist nämlich ge­ra­de auf­grund sei­ner Tätig­keit als Lei­ter der Ge­samt­re­vi­si­on auch als Mit­glied in die er­wei­ter­te Geschäfts­lei­tung bei der Ar­beit­ge­be­rin be­ru­fen wor­den, § 1 Abs. 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 25.08.2005. Fer­ner ist er Mit­glied im Kre­dit­struk­tur­aus­schuss. Ge­ra­de in die­sen Funk­tio­nen nimmt der Mit­ar­bei­ter R3 bei ei­ner Ge­samt­be­trach­tung sei­ner Tätig­keit re­gelmäßig wei­sungs­frei un­ter­neh­me­ri­sche Auf­ga­ben wahr, die für den Be­stand und für die Ent­wick­lung der Bank der Ar­beit­ge­be­rin von Be­deu­tung sind.

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Aus dem Vor­brin­gen des Be­triebs­rats auch in der Be­schwer­de­instanz er­gibt sich nichts an­de­res. Als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung hat Herr R3 in Zu­sam­men­ar­beit mit an­de­ren lei­ten­den An­ge­stell­ten maßgeb­li­chen Ein­fluss auch auf stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen der Ge­samt­bank. Mit sei­nem Stimm­recht in die­sem Gre­mi­um, das ab­sch­ließend stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen trifft, ist er we­sent­lich an den un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dun­gen der Ar­beit­ge­be­rin be­tei­ligt. Da­mit trifft er in stra­te­gi­schen Fra­gen, wie zum Bei­spiel der Um­ge­stal­tung von Kre­dit­pro­zes­sen, Ent­schei­dun­gen, die für den Be­stand der Ar­beit­ge­be­rin von Be­deu­tung sind. Un­strei­tig nimmt der Mit­ar­bei­ter R3 an der Um­set­zung von stra­te­gi­schen Er­for­der­nis­sen zu den Be­rei­chen "Ope­ra­tio­nel­le Ri­si­ken" und "Li­qui­ditäts­ri­si­ken" teil. Der Mit­ar­bei­ter R3 ist bei di­ver­sen Pro­jek­ten lei­tend tätig ge­we­sen. Hier­zu hat er bei sei­ner Ver­neh­mung vor dem Ar­beits­ge­richt be­kun­det, dass un­ter sei­ner Lei­tung im Rah­men ei­nes Pro­jek­tes Kre­dit­pro­zes­se re­for­miert und völlig um­ge­stal­tet wor­den sind. Ge­ra­de die Auf­ga­ben, die un­ter Mit­wir­kung des Mit­ar­bei­ters R3 in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung an­fal­len und be­ar­bei­tet wer­den, sind für Be­stand und Ent­wick­lung ei­ner Bank von zen­tra­ler Be­deu­tung. Da­mit trifft auch der Mit­ar­bei­ter R3 selbständig un­ter­neh­me­ri­sche Führungs­ent­schei­dun­gen oder be­ein­fluss­te sie min­des­tens maßgeb­lich mit.

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Dem kann auch nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dass nicht kon­kret vor­ge­tra­gen wor­den sei, wel­che Tätig­kei­ten der Mit­ar­bei­ter R3 als Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung ausübe. Un­strei­tig ist der Mit­ar­bei­ter R3 be­reits seit sei­ner Ein­stel­lung Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung. Für ihn war dies Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zung. Un­ter die­sen Umständen hätte es sei­tens des Be­triebs­rats nähe­rer Dar­le­gun­gen be­durft, dass ei­ne er­heb­li­che un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dungs­be­fug­nis in Wirk­lich­keit nicht be­steht. Ge­ra­de weil der Mit­ar­bei­ter R3 Pro­ku­ra be­sitzt und darüber hin­aus Mit­glied der er­wei­ter­ten Geschäftsführung ist, hätte der Be­triebs­rat näher dar­le­gen müssen, in­wie­weit der Mit­ar­bei­ter R3 nur un­be­deu­ten­de Führungs­auf­ga­ben zu erfüllen hat. An der­ar­ti­gen Dar­le­gun­gen fehlt es. Auch der Hin­weis des Be­triebs­rats, der Vor­stand der Ar­beit­ge­be­rin könne die Ver­ant­wor­tung für die Bank nicht auf ein an­de­res Gre­mi­um über­tra­gen, das Gre­mi­um "er­wei­ter­te Geschäfts­lei­tung" könne den Vor­stand le­dig­lich bei sei­ner Auf­ga­be un­terstützen, führt in­so­weit nicht wei­ter. Der Mit­ar­bei­ter R3 hat zu­sam­men mit an­de­ren lei­ten­den An­ge­stell­ten der Ar­beit­ge­be­rin ge­ra­de auf­grund sei­ner Mit­glied­schaft in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung maßgeb­li­chen Ein­fluss auf stra­te­gi­sche

 

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Ent­schei­dun­gen der Bank. Ge­ra­de die Mit­glied­schaft in der er­wei­ter­ten Geschäfts­lei­tung ver­deut­licht die her­aus­ra­gen­de Stel­lung des Mit­ar­bei­ters R3 bei der Ar­beit­ge­be­rin.
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II. 72

Die Be­schwer­de­kam­mer hat we­gen der grundsätz­li­chen Be­deu­tung die Rechts­be­schwer­de zum Bun­des­ar­beits­ge­richt nach den §§ 92 Abs. 1 Satz 2, 72 Abs. 2 ArbGG zu­ge­las­sen.

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Schier­baum Ruchhöfer Stock­horst-Käthe 74
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