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ARBEITSRECHT AKTUELL // 20/098

Ge­setz und Ver­ord­nung zur Kurz­ar­beit we­gen der Co­ro­na-Kri­se

Bun­des­re­gie­rung setzt ge­setz­li­che Er­mäch­ti­gun­gen zur be­fris­te­ten Aus­wei­tung der Kurz­ar­beit um
Schreiben der Bundesagentur für Arbeit mit darauf liegenden Geldscheinen

01.10.2020. Am 13.03.2020 hat der Bun­des­tag das „Ge­setz zur be­fris­te­ten kri­sen­be­ding­ten Ver­bes­se­rung der Re­ge­lun­gen für das Kurz­ar­bei­ter­geld“ im Schnell­ver­fah­ren be­schlos­sen.

Aus­gangs­punkt der Be­schluss­fas­sung war ein Ge­setz­ent­wurf von CDU/CSU und SPD vom 12.03.2020, der die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen im Drit­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB III) zur Kurz­ar­beit in fol­gen­den Punk­ten än­dert:

Zu­nächst wird der Zu­gang zur Kurz­ar­beit aus­ge­wei­tet. Da­für wird die Bun­des­re­gie­rung er­mäch­tigt, durch Rechts­ver­ord­nung die Vor­aus­set­zun­gen her­ab­zu­set­zen. Nach bis­he­ri­ger Rechts­la­ge muss min­des­tens ein Drit­tel der im Be­trieb Be­schäf­tig­ten von ei­nem Ent­gel­t­aus­fall von je­weils mehr als 10 Pro­zent des mo­nat­li­chen Brut­to­ent­gelts be­trof­fen sein (§ 96 Abs.1 Satz 2 Nr.4 SGB III). Künf­tig kann die Re­gie­rung die not­wen­di­ge An­zahl der vom Ar­beits- und Ver­dienst­aus­fall zu­min­dest be­trof­fe­nen Be­leg­schafts­an­ge­hö­ri­gen von ei­nem Drit­tel auf bis zu 10 Pro­zent her­ab­zu­set­zen (§ 109 Abs.5 SGB III neue Fas­sung).

Zwei­tens kann - eben­falls per Rechts­ver­ord­nung der Bun­des­re­gie­rung - von der Re­gel ab­ge­wi­chen wer­den, dass vor ei­ner Kurz­ar­beit zu­nächst die Mög­lich­kei­ten von Ar­beits­zeit­kon­ten aus­ge­nutzt wer­den müs­sen, und zwar not­falls so­gar da­durch, dass die Kon­ten ins Mi­nus ge­fah­ren wer­den. Auch die­se Vor­aus­set­zung kann künf­tig durch Ver­ord­nung auf­ge­ho­ben wer­den.

Drit­tens kann ei­ne Rechts­ver­ord­nung der Bun­des­re­gie­rung künf­tig vor­se­hen, dass Ar­beit­ge­bern die auf sie ent­fal­len­den An­tei­le am So­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trag wäh­rend der Kurz­ar­beit er­stat­tet wer­den, d.h. für Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, die Kurz­ar­bei­ter­geld be­zie­hen.

Über die o.g. Än­de­run­gen des SGB III hin­aus wur­de das Ar­beit­neh­mer­über­las­sungs­ge­setz (AÜG) ge­än­dert, so dass auch Leih­ar­beit­neh­mer künf­tig Kurz­ar­bei­ter­geld be­zie­hen kön­nen. § 11 Abs.4 AÜG schließt es näm­lich aus, Leih­ar­beit­neh­mer durch ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung „in die Kurz­ar­beit zu schi­cken“, da die Ar­beit­neh­mer­schutz­vor­schrift des § 615 Satz 1 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) nicht ab­be­dun­gen wer­den kann. Künf­tig kann das Recht von Leih­ar­beit­neh­mern auf Ver­gü­tung bei Ar­beits­aus­fall wäh­rend des Kurz­ar­bei­ter­geld­be­zugs auf­ge­ho­ben wer­den. Auch da­zu braucht es ei­ne Ver­ord­nung der Bun­des­re­gie­rung.

Die­sen Ge­set­zes­ent­wurf bil­lig­te der Bun­des­tag in ei­nem Hau­ruck-Ver­fah­ren, in dem in ei­ner Sit­zung die ers­te, zwei­te und drit­te Le­sung voll­zo­gen wur­de. Am Tag dar­auf, am 14.03.2020 wur­de das Ge­setz ver­kün­det.

Kurz dar­auf hat die Bun­des­re­gie­rung auch von dem Ge­setz Ge­brauch ge­macht und ei­ne ent­spre­chen­de Rechts­ver­ord­nung er­las­sen: Ver­ord­nung über Er­leich­te­rung der Kurz­ar­beit (Kurz­ar­bei­ter­geld­ver­ord­nung - KugV), vom 25.03.2020, BGBl I, S.595. Die Bun­des­re­gie­rung hat da­bei von al­len vier Ab­wei­chungs­mög­lich­kei­ten Ge­brauch ge­macht. Die Rechts­vor­ord­nung gilt ab dem 01.03.2020 und sind bis En­de 2020 be­fris­tet.

Je­doch gab es auch Kri­tik am Ge­setz: Der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund (DGB) kri­ti­sier­te, dass der Ver­zicht auf So­zi­al­ab­ga­ben ein­sei­tig die Ar­beit­ge­ber ent­las­te, wäh­rend Kurz­ar­bei­ter Net­to­lohn­ein­bü­ßen er­lei­den (DGB, Pres­se­mit­tei­lung vom 17.03.2020).

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 16. November 2021

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