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BAG, Ur­teil vom 18.01.2012, 10 AZR 667/10

   
Schlagworte: Weihnachtsgeld, AGB-Kontrolle
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 10 AZR 667/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.01.2012
   
Leitsätze: Dient eine Sonderzuwendung nicht der Vergütung geleisteter Arbeit und knüpft sie nur an den Bestand des Arbeitsverhältnisses an, stellt es keine unangemessene Benachteiligung gemäß § 307 BGB dar, wenn der ungekündigte Bestand des Arbeitsverhältnisses zum Auszahlungstag als Anspruchsvoraussetzung bestimmt wird.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Bochum, Urteil vom 15.04.2010, 3 Ca 228/10
Landesarbeitsgericht Hamm, Urteil vom 6.09.2010, 15 Sa 812/10
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


10 AZR 667/10
15 Sa 812/10
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Hamm

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

18. Ja­nu­ar 2012

UR­TEIL

Jatz, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­ter, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Kläge­rin, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Zehn­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18. Ja­nu­ar 2012 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Mi­kosch, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Schmitz-Scho­le­mann und Mest­werdt so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Beck und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Mau­rer für Recht er­kannt:
 


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1. Auf die Re­vi­si­on des Be­klag­ten wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm vom 16. Sep­tem­ber 2010 - 15 Sa 812/10 - auf­ge­ho­ben.


2. Der Rechts­streit wird zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung, auch über die Kos­ten der Re­vi­si­on, an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten in der Re­vi­si­on noch über ei­nen An­spruch auf ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on. Die Kläge­rin war vom 1. Ju­li 2008 bis zum 31. De­zem­ber 2009 für den Be­klag­ten als Steu­er­fach­wir­tin tätig. Das Ar­beits­verhält­nis en­de­te durch Kündi­gung des Be­klag­ten vom 23. No­vem­ber 2009.


§ 5 „Ge­halt und sons­ti­ge Vergütun­gen“ des Ar­beits­ver­trags re­gelt Fol­gen­des:


„(1) Die An­ge­stell­te erhält ein mo­nat­li­ches, nachträglich zu zah­len­des Ge­halt von EU­RO 1.900,00 (in Wor­ten EU­RO eins-neun-null-null).

(2) Der An­ge­stell­te erhält mit der Vergütung nach Abs. 1 je­weils für den Mo­nat No­vem­ber ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on in Höhe von EU­RO 1.900,00 (in Wor­ten EU­RO eins-neun-null-null).

...

(4) Im Ein­tritts­jahr wird die Gra­ti­fi­ka­ti­on ent­spre­chend der Dau­er der Beschäfti­gungs­zeit ge­zahlt. Be­steht das An­stel­lungs­verhält­nis im Zeit­punkt der Aus­zah­lung noch kei­ne drei Mo­na­te, wird kei­ne Gra­ti­fi­ka­ti­on ge­zahlt.

(5) Der An­spruch auf Gra­ti­fi­ka­ti­on ist aus­ge­schlos­sen, wenn sich das An­stel­lungs­verhält­nis im Zeit­punkt der Aus­zah­lung in gekündig­tem Zu­stand be­fin­det.

(6) Ei­ne Gra­ti­fi­ka­ti­on ist gleich­zei­tig Treue­prämie. So­weit ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on ge­zahlt wird, ist sie zurück­zu­zah­len, wenn der An­ge­stell­te auf­grund ei­ge­ner Kündi­gung oder auf­grund außer­or­dent­li­cher, ver­hal­tens­be­ding­ter oder per­so­nen­be­ding­ter Kündi­gung des Pra­xis­in­ha­bers
 


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vor dem 31. März des auf die Aus­zah­lung fol­gen­den Ka­len­der­jah­res oder, so­fern die Gra­ti­fi­ka­ti­on ei­ne Mo­nats­vergütung er­reicht, bis zum 31. März des auf die Aus­zah­lung fol­gen­den Ka­len­der­jah­res oder, so­fern die Gra­ti­fi­ka­ti­on ei­ne Mo­nats­vergütung über­steigt, vor dem 30. Ju­ni des auf die Aus­zah­lung fol­gen­den Ka­len­der­jah­res aus-schei­det. Dies gilt nicht, wenn die Gra­ti­fi­ka­ti­on den Be­trag von DM 200,00 nicht über­steigt.


...“

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ihr ste­he für das Jahr 2009 ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on zu. Der Aus­schluss des An­spruchs bei gekündig­tem Ar­beits­verhält­nis sei un­wirk­sam. Die Kläge­rin hat be­haup­tet, der Be­klag­te ha­be im Jahr 2009 sei­ne Mit­ar­bei­ter auf­ge­for­dert, frei­wil­lig auf das Weih­nachts­geld zu ver­zich­ten. Ihr Ar­beits­verhält­nis sei nur des­halb gekündigt wor­den, weil sie im Ge­gen­satz zu ih­ren Kol­le­gin­nen nicht ver­zich­tet ha­be.


Die Kläge­rin hat be­an­tragt, 


den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an sie 1.900,00 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz ab Zu­stel­lung der Kla­ge zu zah­len.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Der An­spruch be­ste­he nicht, weil das Ar­beits­verhält­nis im Zeit­punkt der Aus­zah­lung gekündigt ge­we­sen sei. Die Kündi­gung ha­be auf be­trieb­li­chen Gründen be­ruht.

Die Vor­in­stan­zen ha­ben der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt der Be­klag­te sei­nen Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag wei­ter.


Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist be­gründet. Mit der Be­gründung des Lan­des­ar­beits­ge­richts kann der Kla­ge nicht statt­ge­ge­ben wer­den. Der Se­nat kann man­gels aus­rei­chen­der Fest­stel­lun­gen nicht ent­schei­den, ob die Kläge­rin ei­nen An­spruch auf Zah­lung der Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on für das Jahr 2009 hat. Die
 


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Re­vi­si­on führt da­her zur Auf­he­bung der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung und zur Zurück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt (§ 563 Abs. 1 Satz 1 ZPO).


I. Die Kla­ge ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts nicht des­halb be­gründet, weil der in § 5 Abs. 5 des Ar­beits­ver­trags be­stimm­te Aus­schluss des An­spruchs auf ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on bei gekündig­tem Ar­beits­verhält­nis un­wirk­sam ist. Ei­ne Son­der­zu­wen­dung kann viel­mehr vom un­gekündig­ten Be­ste­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses zum Zeit­punkt der Aus­zah­lung abhängig ge­macht wer­den, wenn sie nicht der Vergütung ge­leis­te­ter Ar­beit dient und nur das Be­ste­hen ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses vor­aus­setzt.

1. Steht ei­ne Son­der­zu­wen­dung im Sy­nal­lag­ma zur er­brach­ten Ar­beits­leis­tung und ist sie vom Ar­beit­neh­mer durch die Er­brin­gung der ge­schul­de­ten Ar­beits­leis­tung ver­dient wor­den, kann ih­re Zah­lung nicht vom Vor­lie­gen wei­te­rer Vor­aus­set­zun­gen abhängig ge­macht wer­den.


a) Son­der­zu­wen­dun­gen können vom Er­rei­chen persönli­cher Zie­le abhängen. Zweck ei­ner er­folgs­abhängi­gen Vergütung ist die Leis­tungs­stei­ge­rung des Ar­beit­neh­mers. Sie ist be­son­de­rer An­reiz für die Er­rei­chung ver­trag­lich fest­ge­leg­ter Leis­tungs­zie­le oder all­ge­mein An­reiz für die Er­zie­lung über­durch­schnitt­li­cher Ar­beits­er­geb­nis­se im Be­zugs­zeit­raum. Ei­ne er­folgs­abhängi­ge Vergütung wird als un­mit­tel­ba­re Ge­gen­leis­tung für die ent­spre­chend der Ziel­ver­ein­ba­rung er­brach­te Ar­beits­leis­tung ge­schul­det (BAG 5. Ju­li 2011 - 1 AZR 94/10 - Rn. 35; 12. April 2011 - 1 AZR 412/09 - Rn. 25, NZA 2011, 989; 12. De­zem­ber 2007 - 10 AZR 97/07 - Rn. 25, BA­GE 125, 147). Auch Son­der­zu­wen­dun­gen, die nur an den Un­ter­neh­mens­er­folg an­knüpfen, wer­den re­gelmäßig als zusätz­li­che Vergütung für ei­ne im Geschäfts­jahr er­brach­te Ar­beits­leis­tung des Ar­beit­neh­mers ge­zahlt (BAG 12. April 2011 - 1 AZR 412/09 - Rn. 25, aaO; 3. Mai 2006 - 10 AZR 310/05 - Rn. 46, EzA BGB 2002 § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 18); die syn­al­lag­ma­ti­sche Ver­bin­dung zwi­schen Ar­beits­leis­tung und Son­der­zu­wen­dung wird durch die Abhängig­keit von ei­nem Un­ter­neh­mens­er­geb­nis nicht in Fra­ge ge­stellt. Sch­ließlich können auch nicht er­folgs­abhängi­ge Son­der­zu­wen­dun­gen wie ein 13. Mo­nats­ge­halt im Be­zugs­zeit­raum er­brach­te Ar­beits­leis­tun-
 


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gen zusätz­lich ho­no­rie­ren. Der An­spruch auf ei­ne sol­che Zu­wen­dung ent­steht während des Be­zug­zeit­raums ent­spre­chend der zurück­ge­leg­ten Dau­er und wird nur zu ei­nem an­de­ren Zeit­punkt ins­ge­samt fällig (vgl. BAG 28. März 2007 - 10 AZR 261/06 - Rn. 17, AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 265 = EzA BGB 2002 § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 21).


b) Zulässig ist nach der Recht­spre­chung des Se­nats, den An­spruch auf ei­ne Bo­nus­zah­lung an das Be­ste­hen ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses im Geschäfts­jahr zu knüpfen. Ein Bo­nus, der auf das Geschäfts­er­geb­nis be­zo­gen ist, kann erst dann ver­dient sein, wenn das Geschäfts­jahr ab­ge­schlos­sen ist (BAG 6. Mai 2009 - 10 AZR 443/08 - AP BGB § 307 Nr. 43 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 44). Da­ge­gen kann ei­ne Son­der­zah­lung, die je­den­falls auch Vergütung für be­reits er­brach­te Ar­beits­leis­tung dar­stellt, nicht vom un­gekündig­ten Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zu ei­nem Zeit­punkt außer­halb des Be­zugs­zeit­raums abhängig ge­macht wer­den (BAG 18. Ja­nu­ar 2012 - 10 AZR 612/10 -). Es ist un­an­ge­mes­sen gemäß § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB und wi­der­spricht der ge­setz­li­chen Wer­tung des § 611 BGB, ver­ein­bar­tes Ar­beits­ent­gelt dem Ar­beit­neh­mer über ei­ne Stich­tags­klau­sel oder ei­ne sons­ti­ge Zah­lungs­be­din­gung wie­der zu ent­zie­hen, wenn der vor­leis­tungs­ver­pflich­te­te Ar­beit­neh­mer die ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung er­bracht hat.

2. Dient ei­ne Son­der­zu­wen­dung hin­ge­gen nicht der Vergütung er­brach­ter Ar­beits­leis­tun­gen, son­dern ver­folgt der Ar­beit­ge­ber da­mit sons­ti­ge Zwe­cke, kann ei­ne Klau­sel, wo­nach die Zah­lung den un­gekündig­ten Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zum Aus­zah­lungs­tag vor­aus­setzt, ei­ner In­halts­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB stand­hal­ten. Ei­ne Son­der­zu­wen­dung weicht nicht von der ge­setz­li­chen Grund­kon­zep­ti­on des § 611 BGB ab, wenn sie nicht im Sy­nal­lag­ma zur er­brach­ten Ar­beits­leis­tung steht. Ih­re Zah­lung kann des­halb grundsätz­lich an den Ein­tritt wei­te­rer Be­din­gun­gen ge­knüpft wer­den.

a) Son­der­zu­wen­dun­gen können als Treue­prämie er­wie­se­ne oder als „Hal­te­prämie“ künf­ti­ge Be­triebs­treue ho­no­rie­ren (vgl. BAG 28. März 2007 - 10 AZR 261/06 - Rn. 18, AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 265 = EzA BGB 2002 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 21); der Ar­beit­ge­ber kann aber auch den Zweck
 


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ver­fol­gen, sich an den zum Weih­nachts­fest ty­pi­scher­wei­se erhöhten Auf­wen­dun­gen sei­ner Ar­beit­neh­mer zu be­tei­li­gen (vgl. BAG 5. Ju­li 2011 - 1 AZR 94/10 - Rn. 35). Ist die Ho­no­rie­rung künf­ti­ger Be­triebs­treue be­zweckt, wird dies re­gelmäßig da­durch si­cher­ge­stellt, dass die Son­der­zu­wen­dung nur bei Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses über ei­nen Stich­tag hin­aus bis zum En­de ei­nes dem Ar­beit­neh­mer noch zu­mut­ba­ren Bin­dungs­zeit­raums ge­zahlt wird oder der Ar­beit­neh­mer die­se zurück­zu­zah­len hat, wenn das Ar­beits­verhält­nis vor Ab­lauf zu­mut­ba­rer Bin­dungs­fris­ten en­det (vgl. BAG 21. Mai 2003 - 10 AZR 390/02 - zu II 2 b der Gründe, BA­GE 106, 159). Ist die Ho­no­rie­rung er­wie­se­ner Be­triebs­treue be­zweckt, wird dies re­gelmäßig da­durch si­cher­ge­stellt, dass die Zah­lung der Son­der­zu­wen­dung vom (un­gekündig­ten) Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses am Aus­zah­lungs­tag abhängig ge­macht wird. Die Zah­lung sol­cher Son­der­zu­wen­dun­gen hängt nicht von ei­ner be­stimm­ten Ar­beits­leis­tung, son­dern re­gelmäßig nur vom Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses ab.

b) Ei­ne Klau­sel, die ei­ne Son­der­zu­wen­dung in die­sem Sin­ne al­lein an das Be­ste­hen ei­nes un­gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis­ses knüpft, kann nach ständi­ger Recht­spre­chung auch dann zulässig sein, wenn der Grund für die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht in der Sphäre des Ar­beit­neh­mers liegt, son­dern auf ei­ner be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung des Ar­beit­ge­bers be­ruht (BAG 28. März 2007 - 10 AZR 261/06 - Rn. 18, AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 265 = EzA BGB 2002 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 21; 4. Mai 1999 - 10 AZR 417/98 - AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 214: Klau­sel in ei­nem Ta­rif­ver­trag; 2. De­zem­ber 1992 - 10 AZR 238/91 -: Klau­sel in ei­ner Be­triebs­ord­nung; 19. No­vem­ber 1992 - 10 AZR 264/91 - BA­GE 72, 1: ein­zel­ver­trag­li­che Zu­sa­ge; 25. April 1991 - 6 AZR 183/90 - BA­GE 68, 41: Klau­sel in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung; 4. Sep­tem­ber 1985 - 5 AZR 655/84 - BA­GE 49, 281). Der Ar­beit­ge­ber darf un­abhängig vom Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers al­lein die fort­dau­ern­de Be­triebs­zu­gehörig­keit über den Stich­tag hin­aus zur Vor­aus­set­zung der Son­der­zah­lung ma­chen, weil ih­re mo­ti­vie­ren­de Wir­kung sich nur bei den Ar­beit­neh­mern ent­fal­ten kann, die dem Be­trieb noch - oder noch ei­ni­ge Zeit - an­gehören (BAG 19. No­vem­ber 1992 - 10 AZR 264/91 - zu II 2 b der Gründe, aaO).


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3. Ob der Ar­beit­ge­ber er­brach­te Ar­beits­leis­tung zusätz­lich vergüten oder sons­ti­ge Zwe­cke ver­fol­gen will, ist durch Aus­le­gung der ver­trag­li­chen Be­stim­mun­gen zu er­mit­teln. Macht die Son­der­zu­wen­dung ei­nen we­sent­li­chen An­teil der Ge­samt­vergütung des Ar­beit­neh­mers aus, han­delt es sich re­gelmäßig um Ar­beits­ent­gelt, das als Ge­gen­leis­tung zur er­brach­ten Ar­beits­leis­tung ge­schul­det wird. Der Vergütungs­cha­rak­ter ist ein­deu­tig, wenn die Son­der­zah­lung an das Er­rei­chen quan­ti­ta­ti­ver oder qua­li­ta­ti­ver Zie­le ge­knüpft ist. Fehlt es hier­an und sind auch wei­te­re An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen nicht ver­ein­bart, spricht dies eben­falls dafür, dass die Son­der­zah­lung als Ge­gen­leis­tung für die Ar­beits­leis­tung ge­schul­det wird (BAG 21. Mai 2003 - 10 AZR 408/02 - zu II 2 b bb der Gründe, EzA BGB 2002 § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 8). Will der Ar­beit­ge­ber an­de­re Zwe­cke ver­fol­gen, so muss sich dies deut­lich aus der zu­grun­de lie­gen­den Ver­ein­ba­rung er­ge­ben. Gra­ti­fi­ka­ti­ons­cha­rak­ter können nur die Son­der­zu­wen­dun­gen ha­ben, die sich im übli­chen Rah­men rei­ner Treue- und Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­tio­nen be­we­gen und kei­nen we­sent­li­chen An­teil an der Ge­samt­vergütung des Ar­beit­neh­mers aus­ma­chen.


II. Die in § 5 Abs. 2 des Ar­beits­ver­trags ver­ein­bar­te Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on dient nicht der zusätz­li­chen Vergütung er­brach­ter Ar­beits­leis­tun­gen.


1. Nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts lie­gen dem Ar­beits­ver­trag All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen nach § 305 ff. BGB zu­grun­de. Als sol­che sind sie nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei die Verständ­nismöglich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sind. An­satz­punkt für die Aus­le­gung All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen ist in ers­ter Li­nie der Ver­trags­wort­laut. Von Be­deu­tung für das Aus­le­gungs­er­geb­nis sind fer­ner der von den Ver­trags­par­tei­en ver­folg­te Re­ge­lungs­zweck so­wie die der je­weils an­de­ren Sei­te er­kenn­ba­re In­ter­es­sen­la­ge der Be­tei­lig­ten (BAG 23. März 2011 - 10 AZR 831/09 - Rn. 14, AP TVG § 1 Be­zug­nah­me auf Ta­rif­ver­trag Nr. 88; 9. Ju­ni 2010 - 5 AZR 696/09 - Rn. 14, NZA 2011, 109). Die Aus­le­gung All­ge­mei­ner Ge-
 


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schäfts­be­din­gun­gen kann durch das Re­vi­si­ons­ge­richt un­ein­ge­schränkt über­prüft wer­den (BAG 23. März 2011 - 10 AZR 831/09 - Rn. 14, aaO).


2. Nach § 5 Abs. 2 des Ar­beits­ver­trags erhält der An­ge­stell­te mit der Vergütung nach Abs. 1 je­weils für den Mo­nat No­vem­ber ei­ne „Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on“. Der Wort­laut legt na­he, dass da­mit ein Bei­trag des Ar­beit­ge­bers zu den erhöhten Weih­nachts­auf­wen­dun­gen zu­ge­sagt wer­den soll­te, ein­deu­tig ist dies für sich ge­nom­men je­doch nicht (vgl. BAG 21. Mai 2003 - 10 AZR 408/02 - EzA BGB 2002 § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 8: Weih­nachts­geld als rei­nes Ar­beits­ent­gelt; 10. De­zem­ber 2008 - 10 AZR 15/08 - AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 280: Weih­nachts­geld als Gra­ti­fi­ka­ti­on, die das Be­ste­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses zu Weih­nach­ten vor­aus­setzt; 30. März 1994 - 10 AZR 134/93 - AP BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on Nr. 161 = EzA BGB § 611 Gra­ti­fi­ka­ti­on, Prämie Nr. 109). Die wei­te­ren Be­stim­mun­gen ver­deut­li­chen je­doch, dass die zu­ge­sag­te Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on kei­nen Vergütungs­cha­rak­ter hat. Nach § 5 Abs. 6 Satz 1 des Ar­beits­ver­trags soll ei­ne Gra­ti­fi­ka­ti­on „gleich­zei­tig“ Treue­prämie sein und nach Satz 2 ist ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on bei ei­nem ar­beit­neh­mer­sei­tig oder in be­stimm­ten Fällen ar­beit­ge­ber­sei­tig ver­an­lass­ten Aus­schei­den im Rah­men zulässi­ger Bin­dungs­fris­ten wie­der zurück­zu­zah­len. Die­se Zah­lungs­be­din­gun­gen las­sen bei ei­nem verständi­gen Ver­trags­part­ner kei­nen Zwei­fel dar­an zu, dass mit der Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on ein Bei­trag zum Weih­nachts­fest ge­leis­tet und zusätz­lich Be­triebs­treue ho­no­riert wer­den soll. Bestätigt wird dies da­durch, dass die Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on kei­nen we­sent­li­chen An­teil an der Ge­samt­vergütung der Kläge­rin aus­macht, son­dern sich in der Größen­ord­nung ty­pi­scher Gra­ti­fi­ka­tio­nen oh­ne Vergütungs­cha­rak­ter be­wegt. Die­ser Aus­le­gung steht § 5 Abs. 4 des Ar­beits­ver­trags nicht ent­ge­gen, wo­nach im Ein­tritts­jahr die Gra­ti­fi­ka­ti­on ent­spre­chend der Dau­er der Beschäfti­gungs­zeit ge­zahlt wird. Ei­ne mit ei­ner be­stimm­ten Zweck­set­zung zu­ge­sag­te Gra­ti­fi­ka­ti­on wird nicht da­durch zu ei­nem im Sy­nal­lag­ma ste­hen­den Vergütungs­be­stand­teil, dass sie im Ein­tritts­jahr nur an­tei­lig ent­spre­chend der Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­zahlt wird. Dar­aus folgt nur, dass sich die Höhe des Bei­trags zum Weih­nachts­fest im Ein­tritts­jahr an der Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses ori­en­tiert. We­sent­li­che An­spruchs­vor­aus­set­zung für die Gra­ti­fi­ka­ti­on ist nach § 5 Abs. 5 des Ar­beits­ver-
 


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trags al­lein der un­gekündig­te Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zum Aus­zah­lungs­tag.


III. § 5 Abs. 5 des Ar­beits­ver­trags ist rechts­wirk­sam und hält ei­ner In­halts­kon­trol­le nach § 307 BGB stand. Die Kläge­rin wird nicht des­halb un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt, weil der An­spruch auf ei­ne Gra­ti­fi­ka­ti­on aus­ge­schlos­sen ist, wenn sich das An­stel­lungs­verhält­nis im Zeit­punkt der Aus­zah­lung im gekündig­ten Zu­stand be­fin­det.

1. Die Klau­sel verstößt nicht ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB.

a) Nach § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB kann sich ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung auch dar­aus er­ge­ben, dass die Be­stim­mung nicht klar und verständ­lich ist. Sinn des Trans­pa­renz­ge­bots ist es, der Ge­fahr vor­zu­beu­gen, dass der Ver­trags­part­ner des Klau­sel­ver­wen­ders von der Durch­set­zung be­ste­hen­der Rech­te ab­ge­hal­ten wird. Ein Ver­s­toß ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot liegt des­halb nicht schon dann vor, wenn der Ar­beit­neh­mer kei­ne oder nur ei­ne er­schwer­te Möglich­keit hat, die be­tref­fen­de Re­ge­lung zu ver­ste­hen. Erst in der Ge­fahr, dass der Ver­trags­part­ner des Klau­sel­ver­wen­ders we­gen un­klar ab­ge­fass­ter All­ge­mei­ner Ver­trags­be­din­gun­gen sei­ne Rech­te nicht wahr­nimmt, liegt ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung iSv. § 307 Abs. 1 BGB (BAG 14. Sep­tem­ber 2011 - 10 AZR 526/10 - Rn. 22, NZA 2012, 81; 18. Mai 2011 - 10 AZR 206/10 - Rn. 29, AP BAT §§ 22, 23 Zu­la­gen Nr. 47; 10. De­zem­ber 2008 - 10 AZR 1/08 - Rn. 15, AP BGB § 307 Nr. 40 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 40).

b) Die­se Ge­fahr be­steht nicht. § 5 Abs. 5 des Ar­beits­ver­trags ist ein­deu­tig. Die Zah­lung der Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on ist vom „un­gekündig­ten“ Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zum Aus­zah­lungs­tag abhängig. Der Be­griff „un­gekündigt“ ist vor­lie­gend nicht miss­verständ­lich. Un­gekündigt ist ein Ar­beits­verhält­nis, wenn kei­ner der Ver­trags­par­tei­en ei­ne Kündi­gung erklärt hat. Dafür, dass nur ei­ne ar­beit­neh­mer­sei­tig aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung den An­spruch auf ei­ne Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on aus­sch­ließen soll, sind An­halts­punk­te nicht er­sicht­lich. Dies bestätigt die Sys­te­ma­tik des Ver­trags, der in § 5 Abs. 6 ei­ne nach ar­beit-

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ge­ber- und ar­beit­neh­mer­sei­ti­ger Kündi­gung dif­fe­ren­zie­ren­de Ver­pflich­tung zur Rück­zah­lung der Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on be­stimmt.

2. Die Klau­sel ist nicht nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gend.

a) Da­nach sind Be­stim­mun­gen in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen un­wirk­sam, wenn sie den Ver­trags­part­ner ent­ge­gen Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen. Ei­ne for­mu­larmäßige Ver­trags­be­stim­mung ist un­an­ge­mes­sen, wenn der Ver­wen­der durch ein­sei­ti­ge Ver­trags­ge­stal­tung miss­bräuch­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen auf Kos­ten sei­nes Ver­trags­part­ners durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne von vorn­her­ein auch des­sen Be­lan­ge hin­rei­chend zu berück­sich­ti­gen und ihm ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich zu gewähren. Die Fest­stel­lung ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung setzt ei­ne wech­sel­sei­ti­ge Berück­sich­ti­gung und Be­wer­tung recht­lich an­zu­er­ken­nen­der In­ter­es­sen der Ver­trags­part­ner vor­aus. Bei die­sem Vor­gang sind auch grund­recht­lich geschütz­te Rechts­po­si­tio­nen zu be­ach­ten. Zur Be­ur­tei­lung der Un­an­ge­mes­sen­heit ist ein ge­ne­rel­ler, ty­pi­sie­ren­der, vom Ein­zel­fall los­gelöster Maßstab an­zu­le­gen. Im Rah­men der In­halts­kon­trol­le sind da­bei Art und Ge­gen­stand, be­son­de­rer Zweck und be­son­de­re Ei­gen­art des je­wei­li­gen Geschäfts zu berück­sich­ti­gen. Zu prüfen ist, ob der Klau­sel­in­halt bei der in Re­de ste­hen­den Art des Rechts­geschäfts ge­ne­rell un­ter Berück­sich­ti­gung der ty­pi­schen In­ter­es­sen der be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Ver­trags­part­ners er­gibt. Die im Ar­beits­recht gel­ten­den Be­son­der­hei­ten sind gemäß § 310 Abs. 4 Satz 2 BGB an­ge­mes­sen zu berück­sich­ti­gen (BAG 14. Sep­tem­ber 2011 - 10 AZR 526/10 - Rn. 33, NZA 2012, 81; 25. Au­gust 2010 - 10 AZR 275/09 - Rn. 27, AP Ge­wO § 106 Nr. 11 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 49; 13. März 2007 - 9 AZR 433/06 - Rn. 39 f., AP BGB § 307 Nr. 26; 11. April 2006 - 9 AZR 557/05 - Rn. 33 f., BA­GE 118, 22). Nach § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB ist ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung im Zwei­fel an­zu­neh­men, wenn ei­ne Be­stim­mung mit we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken der ge­setz­li­chen Re­ge­lung, von der ab­ge­wi­chen wird, nicht zu ver­ein­ba­ren ist (BAG 18. Mai 2011 - 10 AZR 206/10 -
 


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Rn. 32, AP BAT §§ 22, 23 Zu­la­gen Nr. 47; 25. Au­gust 2010 - 10 AZR 275/09 - Rn. 28, AP Ge­wO § 106 Nr. 11 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 49).


b) Es ist nicht un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gend, dass die Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on nicht zur Aus­zah­lung kommt, wenn das Ar­beits­verhält­nis zum Aus­zah­lungs­tag durch den Ar­beit­ge­ber gekündigt ist und die Be­en­di­gung da­mit nicht auf Gründen be­ruht, die in der Sphäre des Ar­beit­neh­mers lie­gen.


aa) Ei­ne Stich­tags­re­ge­lung ist nicht nur als An­reiz für die Nicht­ausübung des Kündi­gungs­rechts durch den Ar­beit­neh­mer denk­bar. Der Ar­beit­ge­ber kann, wie oben aus­geführt, un­abhängig vom Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers die fort­dau­ern­de Be­triebs­zu­gehörig­keit als sol­che über den Stich­tag hin­aus zur Vor­aus­set­zung der Son­der­zah­lung ma­chen, weil ih­re mo­ti­vie­ren­de Wir­kung sich nur bei den Ar­beit­neh­mern ent­fal­ten kann, die dem Be­trieb noch - oder noch ei­ni­ge Zeit - an­gehören (BAG 19. No­vem­ber 1992 - 10 AZR 264/91 - BA­GE 72, 1). Nur ei­ne wirk­sa­me Kündi­gung kann zum An­spruchs­aus­schluss führen. Ent­schei­dend ist, dass nicht in das Sy­nal­lag­ma ein­grif­fen und dem Ar­beit­neh­mer ver­dien­tes Ent­gelt ent­zo­gen wird.

bb) Ei­ne sol­che Klau­sel weicht auch nicht vom Grund­ge­dan­ken des § 162 Abs. 2 BGB ab. Da­nach gilt der Ein­tritt ei­ner Be­din­gung als nicht er­folgt, wenn er von der Par­tei, zu de­ren Vor­teil er ge­reicht, wi­der Treu und Glau­ben her­bei-geführt wird. Die Norm enthält ei­ne Re­ge­lung zur Ausübungs­kon­trol­le. Nie­mand darf aus ei­ner treu­wid­rig her­bei­geführ­ten La­ge Vor­tei­le zie­hen. Ei­ner abs­trak­ten Re­ge­lung, dass bei ei­ner wirk­sa­men Kündi­gung ein Ar­beit­neh­mer von ei­ner Gra­ti­fi­ka­ti­on aus­ge­schlos­sen wer­den kann, steht § 162 Abs. 2 BGB nicht ent­ge­gen. Ob die Kündi­gung auf ei­nem treu­wid­ri­gen Ver­hal­ten be­ruht, ist im Rah­men der Ausübungs­kon­trol­le zu prüfen. Ei­ne nicht als Ge­gen­leis­tung für er­brach­te Ar­beit zu­ge­sag­te Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on kann des­halb un­ter den Vor­be­halt des Be­ste­hens ei­nes un­gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis­ses zum Aus­zah­lungs­zeit­punkt ge­stellt wer­den.

IV. Der Rechts­streit ist nicht ent­schei­dungs­reif. Zwar be­steht nach § 5 Abs. 5 des Ar­beits­ver­trags ein An­spruch der Kläge­rin auf die Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­ti­on grundsätz­lich nicht, weil das Ar­beits­verhält­nis zum Aus­zah­lungs­tag
 


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wirk­sam gekündigt war. Die Kläge­rin hat aber gel­tend ge­macht, ihr Ar­beits­verhält­nis sei nur des­halb gekündigt wor­den, weil sie sich ge­wei­gert ha­be, auf das Weih­nachts­geld zu ver­zich­ten. Die Kläge­rin hat da­mit ei­nen schlüssi­gen Vor­trag da­zu ge­hal­ten, dass der Be­klag­te sich nach § 162 Abs. 2 BGB nicht auf den An­spruchs­aus­schluss bei gekündig­tem Ar­beits­verhält­nis be­ru­fen kann. War die Kündi­gung Re­ak­ti­on auf die Wei­ge­rung der Kläge­rin, Ver­zicht zu leis­ten, so hat er den Be­din­gungs­ein­tritt treu­wid­rig her­bei­geführt. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt wird die­sem Vor­trag nach­ge­hen müssen.

Mi­kosch 

Schmitz-Scho­le­mann 

Mest­werdt

Beck 

Mau­rer

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