HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/136

Weih­nachts­geld trotz Kün­di­gung kraft Be­triebs­übung

Ge­kün­dig­te Ar­beit­neh­mer dür­fen von Weih­nachts­geld­zah­lun­gen nur aus­ge­schlos­sen wer­den, wenn der Ar­beit­ge­ber dies aus­drück­lich klar­stellt: Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, Ur­teil vom 11.11.2010, 8 Sa 643/10
Weihnachtsmann auf Geldscheinen Weih­nachts­geld muss al­len ge­zahlt wer­den, es sei denn Aus­schluss­grün­de wur­den hin­rei­chend klar ge­stellt

15.07.2011. Ar­beit­neh­mer kön­nen Son­der­zah­lun­gen wie et­wa ein Weih­nachts­geld auch oh­ne aus­drück­li­che ver­trag­li­che Re­ge­lung be­an­spru­chen, wenn der Ar­beit­ge­ber sie min­des­tens drei mal ge­leis­tet hat, da hier­durch ei­ne ver­bind­li­che be­trieb­li­che Übung ent­steht. Ver­hin­dert wird das nur durch die Er­klä­rung, dass sol­che Zah­lun­gen kei­nen An­spruch be­grün­den sol­len, d.h. durch ei­nen Frei­wil­lig­keits­vor­be­halt.

Der Ar­beit­ge­ber muss bei ei­ner Be­triebs­übung nicht al­le Ar­beit­neh­mer sche­ma­tisch gleich be­han­deln, son­dern darf Grup­pen bil­den. Bei der Un­ter­schei­dung zwi­schen be­güns­tig­ten und von der Leis­tung aus­ge­nom­me­nen Ar­beit­neh­mer­grup­pen muss er aber für kla­re Re­geln sor­gen. Ei­ne be­triebs­üb­li­che Grup­pen­bil­dung mit der Un­ter­schei­dung von be­güns­tig­ten und von der Leis­tung aus­ge­schlos­se­nen Ar­beit­neh­mern muss der Be­leg­schaft er­kenn­bar sein. So et­was funk­tio­niert meist nur schrift­lich, wie ein vom Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) ent­schie­de­ner Fall zeigt (Ur­teil vom 11.11.2010, 8 Sa 643/10).

Ge­klagt hat­te ein Mit­ar­bei­ter ei­nes Un­ter­neh­mens, das seit vie­len Jah­ren al­len Ar­beit­neh­mern ein Weih­nachts­geld zahl­te. Ar­beit­neh­mer im ge­kün­dig­ten Ar­beits­ver­hält­nis hat­ten zwar nie ein Weih­nachts­geld er­hal­ten, doch war das der Be­leg­schaft nicht be­kannt ge­macht wor­den. Da­her hat­te der Klä­ger trotz sei­nes am Stich­tag be­reits ge­kün­dig­ten Ar­beits­ver­hält­nis­ses kraft Be­triebs­übung ei­nen Weih­nachts­geld­an­spruch, so das LAG im Un­ter­schied zum Ar­beits­ge­richt Her­ford (Ur­teil vom 26.03.2010, 1 Ca 151/10).

Fa­zit: Ar­beit­ge­ber soll­ten bei Son­der­zah­lun­gen klar fest­le­gen, wer sie be­an­spru­chen kann und wer nicht. Das gilt un­ab­hän­gig da­von, ob die Zah­lun­gen auf ei­ner aus­drück­li­chen ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung be­ru­hen auf ei­ner Be­triebs­übung. Denn letzt­lich sind be­trieb­li­che Übun­gen auch nichts an­de­res als (still­schwei­gen­de) Ver­ein­ba­run­gen über Ver­güns­ti­gun­gen. Kla­re und dis­kri­mi­nie­rungs­freie (!) Re­ge­lun­gen da­zu, wer sie er­hal­ten soll und wer nicht, kön­nen aber prak­tisch nur schrift­lich ge­trof­fen wer­den.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 3. August 2020

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de